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Impfungen

Cholera-Impfung

Bestimmte Stämme des Bakteriums Vibrio cholerae können Cholera hervorrufen.
Vibrio cholerae sind die bakteriellen Erreger der Cholera. Sie werden meist über verunreinigtes Trinkwasser übertragen und können starke Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall verursachen.

Was ist Cholera?

Cholera ist eine meldepflichtige Durchfall-Erkrankung, die durch das Gift (Toxin) des Bakteriums Vibrio cholerae ausgelöst wird. Cholera kommt besonders in Gebieten mit schlechten hygienischen Bedingungen vor, zum Beispiel in ärmeren Regionen Süd- und Mittelamerikas, Südostasiens und Afrikas. Ansteckungen können stattfinden durch den Verzehr von mit Fäkalien verunreinigtem Trinkwasser oder Lebensmitteln, aber auch über Schmierinfektionen. Zum Schutz vor Cholera kannst du dich vor Reisen in Cholera-Risikogebiete impfen lassen.

Ansteckung, Übertragungsweg und Beschwerden bei Cholera

Das Bakterium Vibrio cholerae kann anhand seiner Oberflächenstruktur in über 200 verschiedene Typen, sogenannte Serotypen eingeteilt werden. Auslöser der Durchfall-Erkrankung Cholera sind lediglich zwei Typen, die Vibrio cholerae-Serotypen O1 und O139.

Die Serotypen O1 und O139 kommen in vielen Regionen Afrikas, Süd- und Mittelamerikas und Südostasiens regional gehäuft vor. Hochrisikogebiete sind zum Beispiel Indien, Nepal, Laos, Burma, aber auch das tropische Afrika und Amerika. Bei Cholera-Fällen in Deutschland handelt es sich meistens um „mitgebrachte“ Reiseerkrankungen.

Übertragen werden die Cholera-Bakterien über den sogenannten fäkal-oralen Weg. Das heißt, mit dem Stuhl ausgeschiedene Krankheitserreger können über verunreinigtes Trinkwasser, verunreinigte Lebensmittel oder Schmierinfektionen über den Mund in deinen Körper gelangen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist selten.

Insbesondere in Gegenden mit schlechten hygienischen Bedingungen, in denen zum Beispiel Frischwasser- und Abwasserleitungen nur unzureichend voneinander getrennt sind, oder in Situationen, in denen viele Menschen unter schlechten Bedingungen zusammenleben, kann Cholera ausbrechen. Am häufigsten von Cholera betroffen sind Kinder.

Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen wenige Stunden bis fünf Tage (Inkubationszeit). Dann setzen plötzlich starke Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall ein. Die Durchfälle werden durch ein spezielles „Gift“ (Enterotoxin) ausgelöst, das sogenannte Choleratoxin. Einmal in deinen Darm gelangt, kann dieses Cholera-Gift über Bindestellen an die Zellen deiner Dünndarm-Schleimhaut andocken. Das bewirkt, dass deine Dünndarm-Zellen fälschlicherweise große Mengen an Salzen und Wasser in das Innere deines Dünndarms befördern. Dein Darm ist flüssigkeitsgefüllt. Das löst starken, wässrigen Durchfall aus. Meist enthält der Stuhlgang nur noch Flüssigkeit oder vereinzelte Schleimflocken. Daher wird der Durchfall aus als Reiswasser-Stuhl bezeichnet. Mit dem starken Durchfall werden große Salz- und Flüssigkeitsmengen – im schlimmsten Falle bis zu 20 Liter pro Tag – aus deinem Körper hinaus transportiert. Dadurch kann es zu großen Flüssigkeits- und Elektrolyt-Verlusten kommen. Ohne medizinische Hilfe kann eine Austrocknung des Körpers (Exsikkose) drohen, die zum Nierenversagen und zum Tode führen kann.

Ansteckend bist du circa sieben Tage bis zwei Wochen nach der Ansteckung mit Vibrio cholerae. Doch nicht jeder, der mit Cholera-Bakterien in Kontakt kommt, bekommt die Durchfall-Erkrankung. Manche Ansteckungen verlaufen ganz ohne Symptome, und der Großteil der Cholera-Erkrankungsfälle verläuft eher mild und lässt sich kaum von anderen Durchfall-Erkrankungen unterscheiden.

Zwar ist dein Körper nach einer Cholera-Infektion kurzfristig vor den Bakterien geschützt, eine durchgemachte Cholera-Erkrankung schützt dich jedoch nicht vor einer Wiederansteckung mit den Bakterien. Bei erneuter Ansteckung verläuft die Erkrankung aber meist milder.

Cholera-Impfung: Welche Arten gibt es?

In Deutschland steht eine aktive Cholera-Schutzimpfung zur Verfügung. Die aktive Cholera-Schutzimpfung ist eine Schluckimpfung mit einem Totimpfstoff. Er enthält abgetötete, inaktivierte Cholera-Bakterien sowie Anteile des Cholera-Giftstoffes (Choleratoxin, CTX). Lies mehr darüber, wie aktive und passive Impfungen wirken.

Cholera-Impfung: Wann impfen?

Die Cholera-Schluckimpfung gehört zu den Reiseimpfungen. Die Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko bei geplanten Reisen in Cholera-Gebiete empfohlen. Ein erhöhtes Risiko für eine Cholera-Infektion kann zum Beispiel in folgenden Fällen bestehen:

  • Bei Reisen zum Zwecke der Mitarbeit in der Flüchtlings- oder Katastrophenhilfe.
  • Bei Reisen mit Tätigkeit in der Krankenversorgung oder der Wasseraufbereitung während einer Cholera-Epidemie.
  • Bei Reisen in Krisengebiete mit Tätigkeit in der humanitären Hilfe.
  • Bei Reisen in abgelegene Orte ohne zeitnahen Zugang zur medizinischen Versorgung.
  • Bei Reisenden mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen.
  • Bei Reisenden mit einer (angeborenen oder medikamentös bedingten) Immunschwäche.

Die Grundimmunisierung gegen Cholera umfasst zwei bis drei Impfstoff-Dosen. Die Impfungen sollten auf nüchternen Magen geschehen. Außerdem solltest du bis zu einer Stunde nach der Impfung möglichst nichts essen. Für die Grundimmunisierung erhalten:

  • Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene zwei Impfstoff-Dosen.
  • Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren drei Impfstoff-Dosen.

Die einzelnen Teil-Impfungen sollten mit einem Mindestabstand von einer Woche und einem Maximalabstand von sechs Wochen verabreicht werden.

Mindestens eine Woche vor deiner geplanten Reise sollte die Grundimmunisierung beendet sein.

So kannst du dich vor der Ansteckung mit den Cholera-Bakterien schützen

Der Erreger der Cholera kann mit dem Stuhl ansteckender Personen in das Abwasser gelangen. Sind Frischwasser- und Abwassersysteme nicht ausreichend getrennt, kann es so zur Verunreinigung von Trinkwasser und Lebensmitteln mit Vibrio cholerae kommen. Du kannst dich also auf dem fäkal-oralen Weg oder über Schmierinfektionen mit den Cholera-Bakterien anstecken.

Abgesehen von der Cholera-Impfung gibt es einige Regeln, an die du dich zum Schutz vor der Durchfall-Erkrankung halten kannst. Wichtig bei Reisen in Cholera-Gebiete ist die Lebensmittel-, Trinkwasser-, Hände- und Körperhygiene:

  • Trinke nur sauberes Trinkwasser, aber niemals unbehandeltes Wasser.
  • Vermeide ungekochte Lebensmittel wie rohe Milchprodukte (auch Speise-Eis) und Rohkost.
  • Fleisch und Fisch solltest du grundsätzlich nur gekocht oder gebraten verzehren.
  • Obst, Früchte und Gemüse solltest du vor dem Verzehr schälen oder gekocht genießen.
  • Lass besonders bei Meeresfrüchten wie Krabben oder Muscheln Vorsicht walten und iss keine rohen oder ungenügend erhitzen Meeresfrüchte.

Eine einfacher Merkspruch, der dir behilflich sein kann, ist: Boil it, cook it, peel it or forget it! Übersetzt bedeutet das soviel wie: Koch es, brat es, schäl es oder vergiss es!

Cholera-Impfung: Wann nicht impfen?

Die aktive Cholera-Impfung solltest du durchführen, wenn du kerngesund bist. Erkältungen, Schnupfen, Kopfschmerzen oder Infekte mit Fieber bis 38,5°C stellen generell keinen Hinderungsgrund für eine Impfung dar. Fieber richtig messen

Auf die Impfung verzichten solltest du allerdings, wenn du zum Impftermin an einer akuten, behandlungsbedürftigen Erkrankung zum Beispiel mit hohem Fieber leidest.

Leidest du an einer chronischen Erkrankung, Immunschwäche oder an einer möglichen Allergie gegen die Impfstoff-Bestandteile, solltest du deinen Arzt darauf ansprechen.

Cholera-Impfung: Wann auffrischen?

Der Impfschutz der Cholera-Grundimmunisierung hält je nach Alter des Geimpften zwischen sechs Monate (bei Kindern von 2-6 Jahren) und zwei Jahre (bei Personen ab einem Alter von sechs Jahren) an.

Du bist bereits grundimmunisiert worden und planst eine erneute Reise in Cholera-Hochrisikogebiete? Bis zu zwei Jahre nach deiner Cholera-Grundimmunisierung kannst du die Impfung auffrischen lassen.

Liegt deine Grundimmunisierung länger als zwei Jahre zurück, kannst du deinen Impfschutz mit einer erneuten Grundimmunisierung mithilfe von zwei Teilimpfungen erneuern.

Lies Wissenswertes zur Grundimmunisierung und zu Auffrischungsimpfungen.

Welche Nebenwirkungen können bei der Cholera-Impfung auftreten?

Bei der Schluckimpfung gegen Cholera können zum Beispiel folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Durchfall.
  • Kopfschmerzen, Fieber, Unwohlsein.
  • Beschwerden eines Atemwegsinfektes.
  • Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust.

Diese Nebenwirkungen sind in der Regel kein Grund zur Sorge. Sie zeigen, dass sich dein Immunsystem mit den im Impfstoff enthaltenen, abgetöteten Cholera-Bakterien und Anteilen des Cholera-Giftstoffes auseinandersetzt.

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Untersuchungen

Blasenspiegelung

Urologe erklärt Patienten mit Prostatavergrößerung der Ablauf der Blasenspiegelung.
Vor der Blasenspiegelung (Zystoskopie) klärt der Urologe seine Patienten über den Ablauf der Untersuchung auf. Bei Männern liegt die Prostata unter der Harnblase. Ist die Prostata deutlich vergrößert, engt sie die Harnröhre ein, es kommt zu Problemen beim Wasserlassen.

Warum zur Blasenspiegelung?

Eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) wird mit einem etwa bleistiftdicken starren Rohr durchgeführt, in dem sich eine Lichtquelle, eine Spül- und Absaugvorrichtung sowie ein Kanal für Arbeitsgeräte befinden. Dieses optische Untersuchungsinstrument heißt Zystoskop. Die Optik des Zystoskops kann über eine Kamera mit einem Monitor verbunden sein.

Bei der Blasenspiegelung wird das Zystoskop über deine Harnröhre bis in deine Blase geführt. Auf diese Weise kann dein Urologe deine Blase und deine Harnröhre betrachten und gleichzeitig bei Bedarf auch Gewebeproben entnehmen (Biopsie).

Warum wird eine Blasenspiegelung durchgeführt?

Die Blasenspiegelung kann bei einigen Erkrankungen und Symptomen hilfreich sein. Die Zystoskopie findet beispielsweise Anwendung bei:

  • Blut im Urin
  • Abklärung eines Tumorverdachts (Blasentumor)
  • Verlaufskontrolle nach Entfernung eines Blasentumors
  • Wiederholte Entzündungen der Harnröhre oder wiederholte Blasenentzündungen. Was tun bei Blasenentzündung?
  • Blasenentleerungsstörungen
  • Blasensteine, Harnleitersteine
  • Prostatavergrößerung
  • Endometriose. Ursachen und Therapie der Endometriose

Wann solltest du auf eine Blasenspiegelung verzichten?

Wenn du unter einer verstärkten Blutungsneigung leidest oder gerinnungshemmende Medikamente einnimmst, dann solltest du mit deinem Arzt Risiken und Nutzen einer Blasenspiegelung abwägen.

Auch wenn du eine Vollnarkose während der Blasenspiegelung möchtest, dein Arzt aber bei der Überprüfung deiner Narkosefähigkeit Gründe findet, die gegen die Vollnarkose sprechen, besteht Klärungsbedarf.

Die Blasenspiegelung sollte nicht durchgeführt werden bei akuten Entzündungen der Harnröhre, der Harnblase oder der Prostata. Damit eine Harnwegsinfektion ausgeschlossen werden kann, wird vor einer Blasenspiegelung in der Regel der Urin untersucht.

Bei Diabetikern und anderen Stoffwechselerkrankungen ist häufig die Infektanfälligkeit erhöht. Daher erhalten Risikogruppen vor der Blasenspiegelung oft ein Antibiotikum zur Vorbeugung.

Wie kannst du dich auf die Blasenspiegelung vorbereiten?

Die Blasenspiegelung ist in den Händen eines erfahrenen Urologen in der Regel ein Routineeingriff. Hab also keine Angst und sprich mit deinem Arzt, falls du Bedenken hast. Er wird dich vor dem Eingriff über den genauen Untersuchungsablauf, notwendige Vorbereitungsmaßnahmen deinerseits sowie über mögliche Risiken der Blasenspiegelung aufklären.

Da du nüchtern zur Blasenspiegelung  erscheinen musst, solltest du mehrere Stunden vorher nichts gegessen oder getrunken haben.

Nimmst du Blutverdünnende Substanzen wie Acetylsalicylsäure sowie Knoblauch und Knoblauchpräparate ein, sollten diese – wenn möglich- vor der Blasenspiegelung abgesetzt werden. Weise deinen Arzt bitte auch auf bekannte Arzneimittel-Allergien hin.

Wie wird eine Blasenspiegelung durchgeführt?

Vor der Blasenspiegelung kannst du auf Wunsch ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht bekommen. Das macht dich ein wenig schläfrig und entspannter. Du kannst auch um eine Kurznarkose bitten, so dass du von der Blasenspiegelung gar nichts mitbekommst.

Bei der Blasenspiegelung (Zystoskopie) setzt du dich in der Regel auf einen speziellen Untersuchungsstuhl. Deine Beine lagern dabei in gespreizter Stellung. Damit die Blasenspiegelung schmerzfrei erfolgen kann wird ein Gleitmittel, dem ein örtliches Betäubungsmittel zugesetzt ist, in deine Harnröhre eingebracht. Sobald das Betäubungsmittel wirkt und dein Arzt die gesamte Umgebung der Harnröhrenöffnung desinfiziert hat, führt er das Zystoskop in deine Harnröhrenöffnung ein. Anschließend schiebt et das Zystoskop langsam über deine Harnröhre in deine Harnblase. Gleichzeitig wird deine Harnröhre und Blase mit einer wässrigen, keimfreien Flüssigkeit aufgefüllt. Auf diese Weise sind Harnröhre und Blase immer gut entfaltet und können vom Urologen besser eingesehen werden. Durch die im Zystoskop befindliche Lampe kann dein Arzt alles hell ausleuchten, deine Blasenschleimhaut, Harnröhre und bei Männern die Größe der Prostata untersuchen und eventuelle Veränderungen feststellen.

Durch den Arbeitskanal des Zystoskops kann dein Urologe medizinische Instrumente einführen. Diese können zur Entnahme von Gewebeproben verwendet werden oder für kleine operative Eingriffe wie zum Beispiel:

  • Steinentfernung
  • Blutstillung
  • Beseitigung von Verengungen
  • Entfernung von kleinen Tumoren
  • Entnahme von Gewebeproben
  • Einlegen von Harnleiterschienen

Während der Blasenspiegelung (Zystoskopie) kannst du Harndrang verspüren oder das Gefühl einer stark gefüllten Blase haben.

Mögliche Komplikationen bei der Blasenspiegelung

Bei der Blasenspiegelung (Zystoskopie) sind in der Regel ernsthafte Verletzungen der Harnröhre oder Blase selten. Mögliche Nachwirkungen der Zystoskopie können sein:

  • Schmerzen beim Wasserlassen in den ersten Tagen nach der Blasenspiegelung.
  • Blut im Urin durch keine Verletzungen der Harnröhre während des Eingriffs.
  • Vorübergehende Inkontinenz

Diese Beschwerden sind in der Regel nach wenigen Tagen verschwunden. Falls sie bei dir länger anhalten, Nachblutungen oder Entzündungen der Nieren, der Prostata oder der Nebenhoden, Fieber auftreten, solltest du umgehend deinen Urologen aufsuchen.

Was solltest du nach der Blasenspiegelung beachten?

Nach der Blasenspiegelung (Zystoskopie) bleibst du noch so lange unter Beobachtung in Praxis oder Klinik, bis du dich fit genug für den Heimweg fühlst. Dein Arzt wird dir sagen, wann du zur Kontrolluntersuchung wiederkommen solltest und was du zu Hause beachten musst.

Generell gilt nach einer Blasenspiegelung: viel trinken. Das sorgt dafür, dass mögliche Erreger ausgespült werden, die während der Zystoskopie in deine Harnröhre gelangt sein könnten.

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Fachbezeichnungen

FA Anatomie

Bei docinsider registrierter Facharzt für Anatomie untersucht eine flüssige Probe unter dem Mikroskop.
Der Facharzt für Anatomie, kurz Anatom, untersucht im Rahmen seiner Tätigkeit in Forschung und Lehre auch Proben unter dem Mikroskop.

Was ist ein Facharzt für Anatomie?

Anatomie ist die Lehre des Aufbaus des menschlichen Körpers. Der Facharzt für Anatomie, Anatom genannt, setzt sich – im Gegensatz zum Pathologen – mit dem Bau und der Struktur des nicht krankhafte veränderten menschlichen Organismus auseinander. Was macht ein Pathologe?

Tätigkeitsfelder für den Anatom ergeben sich in folgenden Bereichen:

  • Makroskopische Anatomie: Der FA für Anatomie befasst sich mit dem makroskopischen Aufbau des Körpers, also mit dem, was er mit bloßem Auge betrachten kann. Er führt dazu auch Leicheneröffnungen (Sektionen) durch, zum Beispiel in seiner Lehrtätigkeit für Medizinstudenten. Der Anatom analysiert die sichtbaren Strukturen und das Zusammenwirken der verschiedenen Körperteile wie Muskeln, Sehnen und Organe. Dabei werden auch die Lage-Beziehungen der Organe (Topographie) zueinander sowie funktionelle Merkmale betrachtet. Ein Aufgabengebiet des FA Anatomie ist außerdem das Anfertigen von Präparaten für anatomische Sammlungen oder die Lehre.
  • Röntgen-Anatomie: Der FA für Anatomie interpretiert und beschäftigt sich mit röntgenologischen Bildaufnahmen unter Kenntnis der genauen anatomischen Strukturen.
  • Mikroskopische Anatomie: Der FA für Anatomie untersucht außerdem verschiedene Gewebe und Zellen unter dem Mikroskop, die er durch Gewebeproben gewonnen hat. Zur Mikroskopischen Anatomie zählt auch das Teil-Gebiet der Histologie.
  • Histologie: Die Histologie wird auch als Lehre der Gewebe bezeichnet und umfasst Betrachtungen und feingewebliche Untersuchungen von Zellen und Zellverbänden mit dem Mikroskop. Werden insbesondere Aufbau und Funktion einer Zelle betrachtet, werden die Untersuchungen auch als Zytologie bezeichnet. Unterschiedliche Färbetechniken zur Darstellung der verschiedenen Zelltypen und Eigenschaften und gegebenenfalls der Veränderungen des Gewebes kommen zum Einsatz.
  • Embryologie: Im Teilgebiet der Embryologie beschäftigt sich der Anatom mit der Entwicklung des Ungeborenen von der Befruchtung der Eizelle hin zum sich entwickelnden Embryo. Dabei spielt die Kenntnis der allgemein sichtbaren Entwicklungsschritte ebenso eine Rolle wie die Erforschung kleinster Signalmoleküle und Bewegungen verschiedenster Zellgruppen in der Organentwicklung.

Ausbildung zum FA Anatomie

Im Anschluss an ein abgeschlossenes Medizinstudium und nach Erwerb der Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes (Approbation) kann eine Ausbildung zum Facharzt für Anatomie begonnen werden. Die Ausbildung zum Facharzt (Weiterbildungszeit) dauert in der Regel vier Jahre, also 48 Monate. Bis zu 12 Monate kann der Assistenzarzt in der Pathologie oder Rechtsmedizin verbringen und diese Zeit auf seine Weiterbildung anrechnen lassen.

Wo arbeitet ein Facharzt für Anatomie?

Ein Facharzt für Anatomie ist in der Regel in der medizinischen Lehre oder Forschung tätig und weniger in der Betreuung und Behandlung von Patienten. Ein Anatom kann zum Beispiel an anatomischen Instituten medizinischer Universitäten arbeiten und hier seiner Lehr- und Forschungstätigkeit nachgehen. Im Zuge dessen kann der FA Anatomie den Studierenden zum Beispiel im Präparierkurs bei den Leichen-Sektionen, im Histologie-Kurs (Lehre der Gewebe) oder in Seminaren und Vorlesungen die Inhalte der Anatomie nahe bringen. Ein Facharzt für Anatomie kann auch in Krankenhäusern oder Hochschulkliniken angestellt sein.

Wann gehst du zum FA für Anatomie?

Der Facharzt für Anatomie ist in der Regel kein typischer, praktizierender Arzt, den du bei bestimmten Beschwerden aufsuchen und um Rat fragen kannst. Der Anatom ist weniger mit der Betreuung und Behandlung von Patienten betraut, sondern er erforscht den Aufbau und die Struktur des menschlichen Körpers. Zu den Aufgaben des FA für Anatomie zählt zum Beispiel die Lehrtätigkeit im Rahmen des Medizinstudiums sowie Forschungstätigkeiten.

Untersuchungen beim FA für Anatomie

Der FA für Anatomie befasst sich mit dem Aufbau des menschlichen Körpers – von seinem groben, mit den bloßen Augen sichtbaren Aufbau (Makroskopie) bis hin zum feinsten Aufbau der Gewebe und Zellen (Mikroskopie, Histologie). Untersuchungen führt der Anatom in der Regel nicht direkt am Patienten, aber an menschlichen Körpern durch. Zur Betrachtung und Untersuchung der Strukturen kann der Anatom verschiedene Techniken anwenden.

Mikroskopie: Unter dem Mikroskop kann der Facharzt für Anatomie Gewebeproben untersuchen. Dazu kann er verschiedene Färbetechniken anwenden. Mithilfe zell- und molekularbiologischer Methoden kann der Anatom auch die feinsten Strukturen der Zellen und beispielsweise der Erbsubstanz (DNA) darstellen:

  • Histochemie und Immunhistochemie: Um biochemische Prozesse und Bestandteile von Zellen und Geweben unter dem Mikroskop sichtbar zu machen, kann der FA für Anatomie bestimmte Methoden der Histochemie und Immunhistochemie einsetzen. Dabei nutzt er seine Kenntnis über spezielle biochemische Eigenschaften der Strukturen aus und lässt sie dadurch zum Beispiel mithilfe von immunologischen Färbemethoden farblich sichtbar werden.
  • Gewebezüchtung und Zytologie: Mithilfe verschiedener Entnahme- und Punktionstechniken kann der Anatom Proben entnehmen. Aus den Proben kann der Anatom Zellen gewinnen, die er unterschiedlichen mikroskopischen Untersuchungsmethoden zuführen kann. Dabei kann der Facharzt für Anatomie Eigenschaften der Zellen untersuchen.
  • Licht- und Fluoreszenzmikroskopie: Verwendet der Facharzt für Anatomie fluoreszierende Farbstoffe um Strukturen unter dem Mikroskop sichtbar zu machen, so nutzt er die Fluoreszenzmikroskopie.
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Fachbezeichnungen

FA Arbeitsmedizin

Fachärztin für Arbeitsmedizin untersucht Angestellte mit Nackenschmerzen.
Ein Facharzt für Arbeitsmedizin klärt unter anderem ab, ob gesundheitliche Probleme wie Nackenschmerzen durch die Arbeitsbedingungen oder das Arbeitsumfeld des Arbeitnehmers entstanden sind oder entstehen könnten.

Was ist ein Facharzt für Arbeitsmedizin?

Im Fokus der Tätigkeit eines Facharztes für Arbeitsmedizin steht die Aufrechterhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Arbeitsnehmers. Ein Arbeitsmediziner, wie der FA für Arbeitsmedizin auch genannt wird, verfolgt einen überwiegend präventiv-medizinischen Ansatz. Im Mittelpunkt seines Tuns steht dabei die Vorbeugung (Prävention) und weniger die Behandlung (Kuration) von Erkrankungen. Der Arbeitsmediziner ist bemüht, die Arbeitnehmer durch vorbeugende Maßnahmen vor berufsbedingten Erkrankungen, Schäden und Berufskrankheiten zu schützen.

Eine präventive Maßnahme kann zum Beispiel die Verordnung eines Rücken-schonenden, ergonomischen Arbeitsplatzes oder die Organisation einer betrieblichen Gesundheitsförderung sein.

Aber auch Firmen-Begehungen, Arbeitsplatzbeurteilungen, Gefährdungsbeurteilungen, Unfall-Verhütungsmaßnahmen und das Thema Arbeitsschutz gehören dazu.

Der Arbeitsmediziner berät dabei sowohl den Arbeitgeber in der Gestaltung gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen als auch die Arbeitnehmer in der gesundheitsbewussten Ausführung ihrer beruflichen Tätigkeit.

Neben dem Thema Arbeitsschutz zählen auch betriebliche Wiedereingliederungsmaßnahmen oder Eingliederungsmaßnahmen behinderter oder chronisch erkrankter Mitarbeiter sowie die Mitwirkung an der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation zu den Tätigkeiten eines FA für Arbeitsmedizin.

Das Aufgabengebiet des Arbeitsmediziners beinhaltet weiterhin die Erkennung und Diagnostik arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme. Dazu kann der FA für Arbeitsmedizin spezielle körperliche Untersuchungen und Laboruntersuchungen durchführen. Der Facharzt für Arbeitsmedizin kann zum Beispiel prüfen, ob eine Lungenerkrankung eines Arbeitnehmers mit seiner Arbeit mit speziellen Materialien und Material-Stäuben in Zusammenhang steht.

Überprüfungen der Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit, arbeitsmedizinische Eignungsuntersuchungen und Tauglichkeits-Prüfungen gehören ebenfalls zum Gebiet der Arbeitsmedizin.

Die ärztliche Begutachtung nimmt außerdem einen Teil des beruflichen Alltags des Arbeitsmediziners ein. Begutachtungen spielen insbesondere eine wichtige Rolle zur Anerkennung einer Berufskrankheit. Ist eine Erkrankung also zum Beispiel auf den Lärm am Arbeitsplatz, bestimmte Chemikalien, schwere Arbeiten oder andere besondere Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen, kann die Krankheit als Berufskrankheit anerkannt werden. Dann kann der Arbeitnehmer Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung in Anspruch nehmen, die unter anderem zum Beispiel besondere Rehabilitations-Maßnahmen, Geldleistungen und eine besondere Rente beinhalten können.

Ausbildung zum FA für Arbeitsmedizin

Der Ausbildung zum Facharzt für Arbeitsmedizin geht ein erfolgreich abgeschlossenes Medizinstudium mit der Erlaubnis zur Ausübung der ärztlichen Tätigkeit (Approbation) voraus. Die ärztliche Weiterbildung zum FA für Arbeitsmedizin dauert in der Regel fünf Jahre. 24 Monate der Weiterbildungszeit müssen davon im Fachgebiet der Inneren Medizin oder Allgemeinmedizin absolviert werden. In der Weiterbildungszeit enthalten ist außerdem ein 360-stündiger Kurs im Bereich der Arbeits-/Betriebsmedizin, in dem besondere Themen wie beispielsweise Berufskrankheiten, das Thema Arbeitssicherheit, Arbeitsrecht und das Sozialversicherungswesen behandelt werden.

Nicht zu verwechseln ist die Ausbildung zum Facharzt für Arbeitsmedizin mit dem Erwerb der Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“. Die Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ ist nicht bundeseinheitlich geregelt. In manchen Bundesländern ist eine bereits absolvierte Facharzt-Ausbildung in einer anderen Disziplin Voraussetzung. Dann kann eine neun bis 36-monatige Ausbildungszeit den Arzt zur Tätigkeit als Betriebsmediziner qualifizieren. Die Facharzt-Ausbildung zum FA für Arbeitsmedizin ist hingegen zeitlich umfangreicher und umfasst mehr Lern- und Weiterbildungs-Inhalte sowie berufliche Tätigkeitsfelder.

Wo arbeitet ein Facharzt für Arbeitsmedizin?

Ein Facharzt für Arbeitsmedizin ist hauptsächlich im ambulanten, weniger im stationären Bereich tätig.

Arbeitsmediziner können in speziellen arbeitsmedizinischen Facharztpraxen arbeiten, bei betriebsärztlichen Diensten oder als Betriebsmediziner in einem Unternehmen. Fachärzte für Arbeitsmedizin können aber auch bei öffentlichen Einrichtungen oder Behörden angestellt sein, wie zum Beispiel Gesundheits- oder Gewerbeaufsichtsämtern. Auch eine freiberufliche Gutachter-Tätigkeit kann ausgeführt werden.

Anstellungen in Forschungseinrichtungen zum Beispiel der gesetzlichen Unfallversicherungsträger oder auch in der Lehre und Forschung an Hochschulen sind ebenfalls möglich.

Wann gehst du zum Facharzt für Arbeitsmedizin?

Du trittst bald einen neuen Job in einem neuen Unternehmen an und sollst nun einen Termin beim Arbeitsmediziner beziehungsweise Betriebsarzt wahrnehmen? Arbeitsmedizinische Einstellungsuntersuchungen, Eignungsuntersuchungen und Beratungen vor Antritt einer neuen Tätigkeit können beim Betriebsmediziner durchgeführt werden und einen Grundstein für eine gesunde berufliche Tätigkeit bilden. Dabei kann zum Beispiel überprüft werden, ob du der beruflichen Aufgabe gesundheitlich gewachsen bist oder ob für dich besondere Risiken im neuen Beruf bestehen. Der Betriebsarzt unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Seine Untersuchungsergebnisse darf er deinem Arbeitgeber nicht mitteilen. Ob er dich im Falle eines Eignungstests für den Job als geeignet oder ungeeignet ansieht, darf er hingegen mitteilen.

Du arbeitest im Gesundheitswesen und benötigst einen speziellen Impfschutz? Der Arbeitsmediziner beziehungsweise Betriebsarzt ist um die Vorbeugung (Prävention) berufsbedingter Erkrankungen bemüht. Zum Schutz der Arbeitnehmer kann der Arzt daher zum Beispiel Impfungen verabreichen. Impfungen spielen jedoch nicht nur bei einer Tätigkeit im Gesundheitswesen eine Rolle. Jährliche Grippeschutz-Impfungen durch den Betriebsmediziner können auch in anderen Unternehmen angeboten werden. Wann zur Grippe-Impfung?

Du hast Probleme an deinem Arbeitsplatz, ständig Rückenschmerzen nach langen Büro-Tagen und bräuchtest dringend einen Rat? Auch dann kann dich dein Weg zum Betriebsmediziner führen. Der FA für Arbeitsmedizin kann dir beratend in Fragen der gesunden Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsergonomie sowie deiner körperlichen und seelischen Leistungsfähigkeit zur Seite stehen.

Du arbeitest an einem Arbeitsplatz, an dem du viel Lärm, gefährlichen Chemikalien und Arbeitsstoffen oder Unfallgefahren ausgesetzt bist? Dein Arbeitgeber kann dir zu regelmäßigen Untersuchungen beim Betriebsmediziner raten. Dieser kann beobachten, ob und inwiefern dir diese Tätigkeiten schaden. Der Arbeitsmediziner kann außerdem untersuchen, ob eventuelle gesundheitliche Schäden auf deine Arbeit zurückzuführen sind.

Ist der Schadstoffgehalt in der Luft der Werkshalle zu hoch? Bist du hohen Chemikalien-Werten ausgesetzt? Ist der Aufbau der Werkshalle sicher oder gibt es besondere Unfall-Gefahren? Müssen Anlagen umgeplant werden, um sie im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes besser zu gestalten? In Fragen der Arbeitsplatzbeurteilung und Gefährdungsbeurteilung ist der Arbeitsmediziner der Experte. Er ist in ständigem Kontakt zum Arbeitgeber und mit der Durchführung von Arbeitsplatzbegehungen betraut.

Du bist nach jahrelanger Tätigkeit erkrankt und denkst, die Erkrankung ist auf deine berufliche Tätigkeit zurückzuführen? Aufgabe des Facharztes für Arbeitsmedizin ist auch die Begutachtung und Diagnostik einer Berufskrankheit.

Durch schweres Tragen in deinem Beruf hast du ständig Rückenschmerzen, hast bereits mehrere Bandscheibenvorfälle gehabt und musstest deswegen von deinem Hausarzt mehrfach krank geschrieben werden? Der Arbeitsmediziner oder Betriebsarzt kann dir zum Beispiel Rehabilitationsmaßnahmen empfehlen oder dir mithilfe von Wiedereingliederungsmaßnahmen den Wiedereinstieg in deinen Job erleichtern. Auch in Fragen der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit oder eines Arbeitsplatzwechsels kann dir der Betriebsmediziner weiterhelfen.

Du hast dir beim Arbeiten an einer Maschine in den Finger geschnitten und benötigst Erste Hilfe? Der Betriebsarzt ist auch für die Sicherstellung der Ersten Hilfe und medizinischen Erstversorgung in Unternehmen verantwortlich.

Ab sofort gibt es in der Kantine auch Salat statt Pommes, der Arbeitgeber zahlt dir einen Anteil deines Sportkurses oder bietet Stressbewältigungs- und Entspannungsseminare an? Diese Maßnahmen können Teil einer betrieblichen Gesundheitsförderung oder eines Gesundheitsmanagements sein. Hierdurch möchte dein Arbeitgeber gemeinsam mit dem Arbeitsmediziner deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Beruf stärken.

Untersuchungen beim FA für Arbeitsmedizin

Zur Vorbeugung (Prävention) von gesundheitlichen Schäden oder Erkrankungen durch die berufliche Tätigkeit oder Überwachung deiner Gesundheit während deiner beruflichen Tätigkeit kann der Facharzt für Arbeitsmedizin verschiedene Untersuchungen durchführen.

  • Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung: Die Arbeitsmedizinische Vorsorge ist Teil des Arbeitsschutzes. Arbeitnehmer können im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung über Gesundheitsrisiken ihrer Arbeit beraten werden. Fragen zu körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz oder Beratungen zur ergonomischen Arbeitsgestaltung finden Raum in betriebsärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Auch Themen wie Konflikt- oder Stressmanagement am Arbeitsplatz können beim Arbeitsmediziner thematisiert werden. Eine körperliche Untersuchung kann ebenso zur Vorsorge zählen und zum Beispiel zur Früherkennung von Erkrankungen oder Risikofaktoren genutzt werden.
  • Ergometrie: Mithilfe der Ergometrie kann der Arbeitsmediziner deine Leistungsfähigkeit insbesondere deines Herzens und deines Kreislauf-Systems überprüfen. Dabei kann untersucht werden, ob du beispielsweise der schweren körperlichen Belastung bestimmter Arbeitsbereiche ausgesetzt werden kannst, ob du dich nach langer Krankheit wieder regeneriert hast oder du dich deiner Gesundheit zuliebe mit weniger körperlichen Arbeitstätigkeiten befassen solltest. Bei der Ergometrie wirst du zum Beispiel auf einem Fahrradergometer definierten Belastungen ausgesetzt. Dabei trittst du in die Pedale des Ergometers, während in definierten Zeitintervallen der Widerstand der Pedale und somit die Schwierigkeit des Tretens erhöht wird. Dabei wird gemessen, wie sich deine Herzfrequenz und dein Blutdruck verändern. Gleichzeitig wird dabei ein Elektrokardiogramm abgeleitet, mit dem die elektrischen Ströme in deinem Herzen überwacht werden können.
  • Lungenfunktionsprüfung: Bei der Lungenfunktionsprüfung kann mithilfe verschiedener Untersuchungsverfahren wie der sogenannten Spirometrie die Funktionsfähigkeit deiner Lunge gemessen werden. Dabei werden Fragen geklärt, wie zum Beispiel: Wie viel Luft passt in deine Lungen? Wie gut funktionieren Ein- und Ausatmung? Wie groß ist dein Atemzugvolumen? All diese Werte und weitere Werte können während der Lungenfunktionsprüfung aufgezeichnet werden und dem Arbeitsmediziner Aufschluss über deine Lungenfunktion geben.
  • Hör- und Sehtests: Bist du zum Beispiel großen Lärmpegeln ausgesetzt, kann der Betriebsmediziner regelmäßige Kontrollen deines Hörvermögens durchführen. Dabei kontrolliert er, ob deine berufliche Tätigkeit deiner Gesundheit schadet und kann besondere Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel das Tragen eines Gehörschutzes einleiten. Ebenso wie Hörtest können auch Sehtests durchgeführt werden.
  • Blutentnahmen: Der FA Arbeitsmedizin kann dich auch um eine Blutprobe bitten. Mithilfe der Blutentnahme kann der Betriebsarzt zum Beispiel überprüfen, ob du gegen bestimmte Infektionskrankheiten immun bist oder er dir zum Schutz vor einer Erkrankung im Rahmen deiner Tätigkeit eine Impfung empfehlen würde. Auch kann der Arbeitsmediziner Blutentnahmen zum Zwecke des Biomonitorings durchführen.
  • Biomonitoring: Beim Biomonitoring untersucht der Arbeitsmediziner, inwiefern dein Körper durch bestimmte Schadstoffe wie Arbeitsstoffe, Chemikalien oder Stäube belastet wird. Der Facharzt für Arbeitsmedizin kann dir zum Beispiel Blut abnehmen, um es auf den Gehalt an Schadstoffen zu untersuchen. Er kann auch deine Zellen auf das Vorhandensein von Schädigungen durch die Schadstoffe in deiner Arbeitsumgebung untersuchen. Anhand dieser Untersuchungen kann der Arbeitsmediziner vorsorgen und im Falle einer hohen Schadstoffbelastung Schutzmaßnahmen für dich treffen.
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Fachbezeichnungen

FA Anästhesiologie

Ein Facharzt für Anästhesie mit Beatmungsgerät.
Das Aufgabengebiet des Facharztes für Anästhesiologie, kurz Anästhesist oder Narkosearzt, umfasst die Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie.

Was ist ein Facharzt für Anästhesiologie?

Der Facharzt (FA) für Anästhesiologie wird auch Anästhesist oder Narkosearzt genannt. Der Facharzt für Anästhesiologie arbeitet fachübergreifend und wird daher gern auch als „Allgemeinmediziner des Krankenhauses“ bezeichnet. Das Aufgabengebiet des Anästhesisten wird mit AINS abgekürzt und umfasst die vier Kernbereiche Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie.

A = Anästhesie: Der Facharzt für Anästhesiologie sorgt unter anderem für die Anästhesie während einer Operation. Der Begriff „Anästhesie“ kommt aus dem Altgriechischen und heißt wörtlich übersetzt „Empfindungslosigkeit“. Der Begriff beschreibt die Ausschaltung der Berührungsempfindung, die der Narkosearzt zur Durchführung einer Operation anstrebt:

  • Von der klassischen Vollnarkose bis zu verschiedenen Regionalanästhesie-Verfahren wie der PDA (Periduralanästhesie, Epiduralanästhesie) beherrscht der Anästhesist verschiedene Techniken und Formen der Anästhesie. Sie alle sollen dir Schmerz und Wahrnehmung während einer Operation oder auch während der Geburt nehmen. Der Narkosearzt kann auch dafür sorgen, dass du einen operativen Eingriff mithilfe einer klassischen Vollnarkose sozusagen „verschläfst“. Der Anästhesist versetzt dich dabei mithilfe verschiedener Medikamente oder Gase in einen Zustand der Bewusstlosigkeit. Ist die Narkose beendet, lässt der Anästhesist dich wieder erwachen und zu Bewusstsein gelangen, ohne dass du dich an die Operation erinnerst.
  • Der Anästhesist trägt außerdem Sorge dafür, dass du während der Operation keine Schmerzen erleidest.
  • Der Narkosearzt sorgt auch für die Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Funktionen deines Körpers, wie Kreislauf, Herzaktivität und Atmung. Bekommst du eine Vollnarkose, sichert der Anästhesist deine Atmung. Das kann er zum Beispiel, indem er dir einen Endotrachealtubus (eine Art Beatmungsrohr) in die Luftröhre einführt und so Luft direkt in deine Lungen bringen kann. Während der Operation kontrolliert der Narkosearzt fortlaufend, ob es dir gut geht. Kommt es während der Operation zu einer kritischen Situation, ist er derjenige, der blitzschnell reagiert und beispielsweise mithilfe verschiedenster Medikamente dagegen steuert.
  • Vor einer geplanten Operation lernst du den Facharzt für Anästhesiologie bereits in einem Aufklärungsgespräch beziehungsweise dem Prämedikationsgespräch kennen. Dabei klärt er dich über die verschiedenen Narkose-Verfahren auf und schätzt deine individuellen Narkose-Risiken ab. Er kann dir auch zur Beruhigung vor der OP einige Medikamente verordnen.

I = Intensivmedizin: Das Aufgabengebiet des Facharztes für Anästhesiologie umfasst auch die Intensivmedizin. Der Anästhesist ist speziell für die Arbeit auf einer Intensivstation und die Diagnostik und Therapie lebensbedrohlicher Erkrankungen und Gesundheitszustände geschult. Und ist auch mit der Beatmung von Patienten im Koma und mit der Ernährung schwerkranker Patienten betraut.

N = Notfallmedizin: In der Notfallmedizin geht es um die rasche Erkennung und Behandlung lebensbedrohlicher Zustände. Zum Aufgabenbereich des Anästhesisten zählen die Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen, die Erhaltung der lebenswichtigen Körperfunktionen (Vitalfunktionen) und die Versorgung eines Notfallpatienten. Notfallmedizin und Intensivmedizin sind oft eng miteinander verzahnt. Notärzte, die im Rettungsdienst tätig sind, besetzen Rettungsmittel wie Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) für die Notfallrettung außerhalb des Krankenhauses. Notärzte arbeiten aber häufig auch als Anästhesisten im Krankenhaus.

S = Schmerzmedizin/Schmerztherapie: Fachärzte für Anästhesiologie sind außerdem Experten auf dem Gebiet „Schmerz“. Mithilfe  von schmerztherapeutischen Verfahren können Sie dir bei der Bekämpfung deines Schmerzes helfen. Zu den schmerztherapeutischen Verfahren gehören beispielsweise Medikamente sowie Nervenblockaden mit Schmerzkathetern. Hierbei werden schmerzleitende Nerven direkt betäubt. 

Ausbildung zum FA für Anästhesiologie

Die Ausbildung zum Facharzt für Anästhesiologie kann nach einem erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium mit Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes (Approbation) begonnen werden.

In der Regel dauert die Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesiologie fünf Jahre (60 Monate). Davon müssen mindestens 12 Monate in der Intensivmedizin abgeleistet werden. In der Weiterbildung lernen die angehenden Fachärzte für Anästhesiologie alle wichtigen Kernkompetenzen und Fähigkeiten aus den Bereichen der Anästhesie, der Intensivmedizin, der Notfallmedizin und der Schmerztherapie. Im Anschluss an die Facharzt-Ausbildung kann der Facharzt für Anästhesiologie weitere Zusatz-Weiterbildungen absolvieren und Zusatzbezeichnungen wie „Spezielle Intensivmedizin“, „Schmerztherapie“ oder „Notfallmedizin“ erhalten.

Wo arbeitet ein Anästhesist?

Der Facharzt für Anästhesiologie arbeitet klassischerweise in Krankenhäusern oder Universitätskliniken. Dort ist er oft im Operations-Trakt, auf Intensivstationen, in Schmerz-Ambulanzen oder in der präoperativen Aufklärung (vor einer Operation stattfindende Aufklärung und Untersuchung) tätig. Aber auch Anstellungen in ambulanten Facharztpraxen, Operations-Zentren zur Betreuung ambulanter Operationen oder in Praxen mit Spezialisierungen beispielsweise im Teilbereich der Schmerztherapie sind möglich.

Zum Teil arbeiten Anästhesisten außerdem als Notarzt im Rettungsdienst, sofern sie die je nach Bundesland dazu benötigte zusätzliche Qualifikation wie den „Fachkundenachweis Rettungsdienst“ beziehungsweise die „Zusatzbezeichnung Notfallmedizin“ erworben haben.

In der medizinischen Lehre und Forschung sind Fachärzte für Anästhesiologie ebenfalls zu finden.

Wann gehst du zum FA für Anästhesiologie?

Vor einer geplanten Operation bekommst du einen Termin beim Anästhesisten zugeteilt. Dieses Prämedikationsgespräch dient insbesondere dazu, dich über die Risiken und die Durchführung der Narkoseverfahren bzw. Anästhesie-Verfahren für deine Operation aufzuklären. Außerdem möchte der Anästhesist bei diesem Termin möglichst viel über deine medizinische Vorgeschichte, deine Vorerkrankungen, mögliche Allergien, Medikamenteneinnahmen und bestimmte Risikokonstellationen erfahren, um die Narkose während der Operation so sicher und gut wie möglich durchzuführen. Dazu führt er gewisse Untersuchungen durch oder ordnet weitere Untersuchungen an. Bist du vor einer Operation sehr nervös oder ängstlich kann dir der Anästhesist außerdem Medikamente zur Beruhigung verordnen.

Auch unmittelbar vor deiner Operation wirst du dem Facharzt für Anästhesiologie begegnen. Er legt dich in Vollnarkose, lässt dich bis zum Einschlafen laut herunterzählen und wünscht dir schöne Träume. Der Anästhesist kann dir außerdem eine Periduralanästhesie (PDA) im Rahmen einer Geburt legen oder dir deinen Arm lokal betäuben, wenn eine kleine Operation in Lokalanästhesie durchgeführt werden soll.

Liegst du als Patient auf einer Intensivstation, so wirst du häufig durch einen Facharzt für Anästhesiologie betreut.

Im Falle eines Notfalls außerhalb des Krankenhauses, wie einem schweren Verkehrsunfall, einem Herzinfarkt oder einer sonstigen lebensbedrohlichen Situation, wird mit Anruf der 112 oft nicht nur ein Rettungswagen, sondern auch ein Notarzt alarmiert. Häufig, jedoch nicht zwingend, triffst du im Falle einer Notarzt-Alarmierung auf einen Facharzt für Anästhesiologie. Denn Notarzteinsatzwagen werden oft durch Mitarbeiter des Fachbereichs Anästhesiologie eines Krankenhauses besetzt. Auch Ärzte jedweder anderer Fachdisziplin können eine Qualifikation zum Notarzt erwerben und als Notarzt tätig werden.

Wenn du nach einer Operation an starken Schmerzen oder unabhängig von einer Operation an chronischen Schmerzen leidest, ist der Anästhesist insbesondere der Facharzt für Anästhesiologie mit der Zusatzbezeichnung „Schmerztherapie“ der richtige Ansprechpartner für dich. Mithilfe genauer Standards zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen und viel Erfahrung im Umgang mit nicht-medikamentösen Schmerztherapien kann der Anästhesist dir als „Schmerz-Experte“ weiterhelfen.

Untersuchungen beim FA für Anästhesiologie

Im Rahmen des Aufklärungs- beziehungsweise Prämedikationsgespräches kann der Facharzt für Anästhesiologie bestimmte Untersuchungen durchführen oder anordnen. Diese Untersuchungen dienen dazu, dir die maximal mögliche Sicherheit während einer Narkose zu bieten. Der Anästhesist möchte sich mithilfe der Untersuchungen ein genaues Bild von dir und deinem gesundheitlichen Zustand machen. So kann er auf mögliche Risiken während der Narkose optimal reagieren.

  • Körperliche Untersuchung und Anamnese: Der Facharzt für Anästhesie hört in der Regel vor einer Operation dein Herz und deine Lunge ab. Er möchte sich außerdem anhand einer Blutdruck- und Pulsmessung einen Überblick über die Funktionen deines Herzens und deiner Lunge machen. Ist eine Vollnarkose geplant, untersucht der Anästhesist in der Regel einmal deinen Mund und schaut, ob er bei der Beatmung und Intubation (Legen eines Beatmungsrohres) Komplikationen zu erwarten hat. Zur Untersuchung durch den Anästhesist zählen auch gezielte Fragen. Dabei erfragt der Narkosearzt beispielsweise bestimmte Risikofaktoren oder wie stark du körperlich belastbar bist.
  • Blutentnahme: Der Anästhesist benötigt vor einer Operation deine aktuellen Blut-Werte, insbesondere die Werte deiner Blutgerinnung, deines Blutbildes und deine Nieren-Werte wie den KREA-Wert. Erfahre mehr zum Laborwert KREA. Die Blut-Werte dienen zur Risikoeinschätzung. Die Blutuntersuchung kann je nach Vorerkrankungen außerdem weitere Blut-Werte wie die Leber-Werte enthalten.
  • Elektrokardiogramm (EKG): Der Facharzt für Anästhesiologie kann vor einer geplanten Operation eine Herzschrift, ein Elektrokardiogramm, anfertigen lassen. Mithilfe von Klebe-Elektroden auf deiner Brust können die elektrischen Ströme des Herzens aufgezeichnet werden. So können zum Beispiel stattgefundene oder aktuelle Durchblutungsstörungen oder andere Erkrankungen des Herzens aufgedeckt werden, die auch für die Narkoseführung relevant sind.
  • Röntgen-Untersuchung des Thorax: Mithilfe einer Röntgen-Aufnahme deiner Brusthöhle (Thorax) können der Herzschatten und die Lunge eingesehen werden. Bestimmte Patientengruppen mit einem erhöhten Operationsrisiko oder Patienten ab einem bestimmten Alter werden häufig routinemäßig vor einer Operation geröntgt.
  • Lungenfunktionsmessung: Bei einer Lungenfunktionsprüfung, auch Lufu abgekürzt, kann getestet werden wie gut deine Lungenfunktion ist. Dabei werden die verschiedenen Atemströme gemessen und so dein Lungenvolumen und weitere Parameter deiner Lungenfunktion gemessen.

Je nach deinen Vorerkrankungen kann der Facharzt für Anästhesiologie außerdem noch weitere, fachspezifische Untersuchungen anordnen. Beispiele dafür sind: ein Echokardiogramm beim Kardiologen, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens oder andere bildgebende Untersuchungen wie ein Computertomogramm (CT).

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Diagnosekürzel

B01

B01 bedeutet im ICD-10 Diagnoseschlüssel Varizellen (Windpocken).
Unter B00-B09 werden im ICD-10 Diagnoseschlüssel Virusinfektionen zusammengefasst, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind. B01 bedeutet Varizellen (Windpocken).

B01: Varizellen (Windpocken)

Die hoch ansteckenden Windpocken (Varizellen) werden durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Die Ansteckung mit dem Windpocken-Virus erfolgt über Tröpfcheninfektion. Beim Husten, Niesen oder auch Atmen gelangen mit dem Speichel infizierter Menschen kleinste Viruspartikel in die Luft und können von dir eingeatmet werden.

Der direkte Kontakt mit dem infektiösen Inhalt der Windpocken-Bläschen ist ebenso eine Ansteckungsquelle wie Schmierinfektionen über Händeschütteln oder Berühren virenbesetzter Türklinken.

Windpocken sind nach dem Infektionsschutzgesetz eine meldepflichtige Erkrankung. Die Rate für Komplikationen ist im Erwachsenenalter deutlich erhöht.

Weitere Infos zu Komplikationen und Therapie von Windpocken.

Wissenswertes zur Windpocken-Impfung.

B01.0 Varizellen-Meningitis

Windpocken-Viren können auch dein zentrales Nervensystem infizieren. Dadurch kann es zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung) kommen.

B01.1 Varizellen-Enzephalitis

Inkl. Enzephalitis nach Varizelleninfektion
Varizellen-Enzephalomyeltitis

Der Befall deines zentralen Nervensystems mit Windpocken (Varizellen) kann zu einer Entzündung deines Gehirns (Enzephalitis) führen. Lösen die Windpocken-Erreger in Gehirn und gleichzeitig im Rückenmark Entzündungen aus, sprechen Mediziner von einer Varizellen-Enzephalomyeltitis.

B01.2 Varizellen-Pneumonie

Das Varicella-zoster-Virus kann eine Lungenentzündung (Pneumonie) auslösen. Diese Windpocken-Komplikation betrifft häufiger Erwachsene als Kinder. Besonders gefährdet sind Schwangere. Lies mehr zu Windpocken in der Schwangerschaft und welche Windpocken-Impfungen in der Schwangerschaft nötig sein können.

B01.8 Varizellen mit sonstigen Komplikationen

Nicht nur in Gehirn und Lunge kann eine Infektion mit Windpocken-Viren zu Komplikationen führen. Weitere mögliche Komplikationen bei Windpocken.

B01.9 Varizellen ohne Komplikationen

Windpocken sind zwar äußerst unangenehm, in der Regel verläuft die Erkrankung jedoch harmlos. Wissenswertes zu Heilungschancen bei Windpocken.

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Krankheiten

Windpocken

Kind mit Windpocken-Bläschen auf dem Oberkörper.
Windpocken (Varizellen) verursachen starken Juckreiz und zeigen sich als linsengroße, rötliche Flecken, aus denen wasserhaltige Bläschen werden. Später platzen die virengefüllten Bläschen und verkrusten.

Was sind Windpocken?

Windpocken sind eine meldepflichtige Erkrankung. Schon beim Verdacht auf eine Windpocken-Erkrankung soll gemäß dem Infektionsschutzgesetz eine Meldung an das Gesundheitsamt erfolgen.

Die typische Kinderkrankheit Windpocken (Varizellen) tritt auf, wenn du dich zum ersten Mal mit dem Varicella-zoster-Virus ansteckst (Primärinfektion). Nach einer ausgeheilten Windpocken-Infektion verbleiben die Varicella-Viren in deinen Nervenzellen. Werden sie wieder aktiv, kann eine Gürtelrose (Herpes zoster) auftreten. Was tun bei Gürtelrose?

Was verursacht Windpocken?

Windpocken (Varizellen) werden durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Übertragen werden die Windpocken-Viren über Tröpfcheninfektion. Beim Husten, Niesen oder auch Atmen gelangen mit dem Speichel infizierter Menschen kleinste Viruspartikel in die Luft. Die Virus-Partikel von Varicella zoster können dabei bis zu mehrere Meter weit in der Luft verteilt werden. Atmest du diese „ansteckende“ Luft ein, gelangt das Windpocken-Virus in deinen Körper. Dies wird als aerogene Übertragung bezeichnet. Hattest du zuvor noch keinen Kontakt zu dem Varicella-Virus und besitzt du somit keinen Abwehrschutz, steckst du dich beim Kontakt zu infektiösen Personen nahezu immer mit den Windpocken-Viren an.

Windpocken: Ansteckung

Der infektiöse Hautausschlag bei Windpocken ist ebenfalls eine Ansteckungsquelle. Gelangst du in direkten Kontakt mit dem Inhalt der Windpocken-Bläschen, können die Varicella-zoster-Viren aus dem Bläscheninhalt auf dich übertragen werden.

Die Windpocken-Viren können auch über den indirekten Kontakt, also über Schmierinfektionen weitergegeben werden. Eine typische Schmierinfektion mit dem Varicella-zoster-Virus verläuft zum Beispiel so: Der Inhalt der juckenden Haut-Bläschen gelangt durch Kratzen an die Hände der an Windpocken erkrankten Person. Ihrer Ansteckungsgefahr nicht bewusst, schüttelt die Person dir später die Hände oder berührt eine Türklinke oder eine Haltestange in Bus und Bahn, mit der auch du in Kontakt kommst. Fasst du dir später mit der ungewaschenen Hand zum Beispiel an deine Nase, können die Windpocken-Viren deine Nasenschleimhäute als Eintrittspforte in deinen Körper nutzen. Auch über den Flüssigkeitsfilm, der deine Bindehaut am Auge bedeckt, kann das Varicella-zoster-Virus weitergegeben werden.

Windpocken: Symptome

Die Zeit, die zwischen der Ansteckung mit den Varicella-zoster-Viren und dem Auftreten der ersten Beschwerden vergeht (Inkubationszeit), beträgt bei Windpocken im Durchschnitt 14 bis 16 Tage. Erste Symptome der Windpocken sind meist unspezifisch und könnten auch bei anderen Erkrankungen vorkommen. Zu den ersten Windpocken-Symptomen zählen:

  • Unwohlsein und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen

Nach ein bis zwei Tagen zeigt sich das typische Windpocken-Krankheitsbild. Zunächst treten besonders an deinem Bauch, Rücken und im Gesicht juckende Hautveränderungen auf. Auch an deinen Beinen und Armen entstehen rote Flecken, meist jedoch deutlich weniger als am Rumpf. Neben knötchenartigen Verdickungen bemerkst du stark juckende Bläschen und Krusten. Die Haut sieht aus wie ein „Sternenhimmel“, weil sich viele unterschiedliche Hauterscheinungen nebeneinander zeigen. Dabei leidest du unter Fieber meist um die 39°C. Fieber richtig messen. Später können auch Windpocken-Bläschen an Mund und Nase sowie an den Genitalien und am After auftreten.

Werden die Windpocken-Bläschen aufgekratzt, können sich die entzündlichen Hautveränderungen mit Bakterien infizieren. Das wird als bakterielle Superinfektion bezeichnet. Daher: Finger weg von den juckenden Bläschen, auch wenn es schwer fällt. Besonders bei kleinen Kindern erschweren übergestreifte Baumwollhandschuhe und kurz geschnittene Fingernägel das Aufkratzen der Bläschen.

Der Windpocken-Ausschlag (Exanthem) hält in der Regel drei bis fünf Tage an. Das Tückische an den hoch ansteckenden Windpocken ist: Bereits ein bis zwei Tage vor Auftreten der Hauterscheinungen kannst du andere mit den Viren anstecken. Fünf bis sieben Tage nach Beginn des Hautausschlags ist die Ansteckungsgefahr aber in der Regel erloschen. Dann sind meist alle virenhaltigen Bläschen verkrustet, es geht keine Gefahr mehr von ihnen aus.

Dieser typische Verlauf der Windpocken ist charakteristisch für die Varizellen im Kindesalter. Komplikationen und schwere Verlaufsformen können besonders bei Neugeborenen und bei Personen mit geschwächten Abwehrkräften auftreten.

Windpocken: Komplikationen

Schwere Verläufe der Varizellen-Erkrankung sind möglich. Zu den Komplikationen bei Windpocken zählen:

  • Bakterielle Superinfektion: Kratzt du die stark juckenden Windpocken-Bläschen auf, birgt das die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion. Denn Bakterien können die gestörte Hautbarriere zum Eindringen nutzen und Infektionen deiner Haut auslösen.
  • Varizellenpneumonie: Das Varicella-zoster-Virus ist in der Lage Lungenentzündungen (Pneumonien) auszulösen. Diese Komplikation betrifft häufiger Erwachsene als Kinder. Besonders gefährdet sind Schwangere. Windpocken in der Schwangerschaft können allgemein ein Risiko für das ungeborene Kind darstellen. Daher sind hier besondere Maßnahmen erforderlich.
  • Mitbeteiligung des zentralen Nervensystems: Die Varicella-zoster-Viren sind in der Lage dein zentrales Nervensystem zu infizieren. Dadurch kann es zu Symptomen einer Meningitis (Hirnhautentzündung) oder einer Entzündung deines Gehirns (Enzephalitis) kommen. Ebenfalls möglich sind Gangstörungen oder Gleichgewichtsstörungen, für die dein Kleinhirn zuständig ist (cerebelläre Ataxie).
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Als Komplikation der Varizellen kann es – ähnlich wie zum Beispiel bei der Grippe – zu einer Entzündung des Herzmuskels kommen. Wann zur Grippe-Impfung?
  • Entzündungen der Niere (Nephritis und Glomerulonephritis): Im Rahmen einer Windpocken-Erkrankung können auch deine Nieren durch die Varicella-zoster-Viren betroffen sein. Dadurch kann es zu einer Entzündung der Nieren (Nephritis) und insbesondere zu Entzündungen der Nierenkörperchen beider Nieren (Glomerulonephritis) kommen.

Fetales Varizellensyndrom

Infektionen mit dem Varicella-zoster-Virus während der Schwangerschaft bergen Risiken für das ungeborene Kind und seine Mutter. Daher achtet der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, kurz Frauenarzt, ganz besonders auf den Impfschutz beziehungsweise den Immunstatus der werdenden Mutter während der Schwangerschaft. Untersuchungen beim FA Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Windpocken sind in der Lage über den Mutterkuchen (Plazenta) von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen zu werden. Infiziert sich die werdende Mutter zwischen der fünften und 24. Schwangerschaftswoche mit Varizellen, kann es zur Ansteckung des Fetus und dadurch zum sogenannten fetalen Varizellensyndrom kommen. Das fetale oder das konnatale Varizellensyndrom können Ursache für zahlreiche Fehlbildungen des ungeborenen Kindes sein.

Eine Windpocken-Infektion der Mutter fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt birgt ein besonderes Risiko für die Mutter. Schwerwiegende Verläufe der Varizellen-Erkrankung mit Lungenentzündung (Pneumonie) oder Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) sind möglich.

Windpocken bei Erwachsenen

Eine Erstinfektion mit Windpocken im Erwachsenenalter ist sehr selten. Tritt sie aber dennoch auf, nimmt die Windpocken-Erkrankung meist einen schwereren Verlauf als bei Varizellen im Kindesalter. Bei Erwachsenen treten in der Regel mehr juckende Flecken auf der Haut auf. Die Bläschen können sich über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen immer wieder neu ausbilden. Häufige Begleiterscheinung ist Fieber über 40 Grad. Was tun bei Fieber?

Auch Komplikationen wie eine Leberentzündung, eine Lungenentzündung, eine Gehirnhautentzündung sowie Magen-Darm-Beschwerden treten bei Erwachsenen in der Regel häufiger auf als bei Kindern.

Welcher Arzt hilft bei Windpocken?

Windpocken (Varizellen) sollte immer ein Arzt behandeln. Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Windpocken ist dein Hausarzt oder im Falle deiner Kinder der Kinderarzt. Diagnostik und Untersuchungen beim Kinderarzt. Hausarzt oder Kinderarzt können dich oder dein Kind zur Mit – oder Weiterbehandlung an einen Hautarzt (Dermatologen, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten) überweisen. Mögliche Untersuchungen beim Dermatologen.

Bei Verdacht auf Windpocken solltest du deine Befürchtungen schon am Telefon bei der Terminvergabe in der Arztpraxis äußern. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr von Windpocken können dein Hausarzt, Facharzt für Allgemeinmedizin, Kinderarzt oder Hautarzt rechtzeitig Vorkehrungen zum Schutz ihrer anderen Patienten treffen.

Windpocken: Diagnose

Dein Arzt oder der Kinderarzt kann die Windpocken in der Regel schon an ihrem typischen Hautausschlag erkennen. Im Anfangsstadium können die  noch vereinzelt auftretenden roten, juckenden Hautflecken manchmal mit Mückenstichen verwechselt werden. Wenn nach einem Tag Wartezeit jedoch deutlich mehr knötchenartigen Verdickungen und stark juckende Bläschen aufgetreten sind, ist die Diagnose meist eindeutig. Zwar verursachen auch andere Kinderkrankheiten wie Masern, Scharlach und Röteln ähnlich rote Hautflecken, jedoch keine Bläschen wie die Windpocken. Bestehen dennoch Zweifel an der eindeutigen Diagnose, kann das Labor aus deinem Blutserum mit speziellen Tests Antikörper gegen das Varicella-zoster-Virus nachweisen.

Windpocken: Therapie

Bei unkomplizierten Windpocken-Erkrankungen erfolgt die Therapie rein symptomatisch. Das heißt, die Symptome der Windpocken wie Fieber und Juckreiz der Bläschen werden behandelt und damit in der Regel auch eventuelle Komplikationen verhindert. Insbesondere bakterielle Superinfektionen deiner Haut kannst du durch sorgfältige Hautpflege versuchen zu verhindern. Tägliches Baden sowie juckreizstillende Puder und Lotionen sowie kühlende Kompressen können helfen, den lästigen Juckreiz zu lindern.

Zusätzlich kannst du durch austrocknende Salben und Lotionen, die auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden, das Eintrocknen der Windpocken-Bläschen beschleunigen und Juckreiz mindern

Besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist eine spezifische antivirale Behandlung, z.B. durch Tabletten oder Infusionen mit dem Wirkstoff Aciclovir möglich. Aciclovir hemmt die Vermehrung des Varicella-zoster-Virus und reduziert dadurch nicht nur die Ausbreitung, sondern auch die Erkrankungsdauer. Das gilt auch für die Behandlung von Windpocken-Komplikationen, wie z.B. der Varizellenpneumonie.

Windpocken vorbeugen

Leidest du an Windpocken (Varizellen), bist du für deine Mitmenschen bis zur Verkrustung der Windpocken-Bläschen hochansteckend. Andere Menschen erkranken aber nur, wenn sie noch nie mit dem Varicella-zoster-Virus Kontakt hatten. Um Windpocken und generell Infektionen vorzubeugen solltest du – wenn möglich – den Kontakt mit Erkrankten meiden, auf eine gute Handhygiene achten und dein Immunsystem mit ausgewogener Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft stärken.

An Windpocken (Varizellen) erkrankte Kinder sind ca. 10 Tage (bis zur Verkrustung aller Bläschen) ansteckend und sollten daher weder Kindergarten noch Schule besuchen. Bei Erwachsenen können sich die Windpocken-Bläschen über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen immer wieder neu ausbilden. So lange bleiben die Betroffenen dann auch ansteckend und sollten den Kontakt mit anderen Menschen meiden.

Schwangere ohne Windpocken in der Vorgeschichte sollten auch den Kontakt mit Gürtelrosepatienten vermeiden. Denn das Varicella-zoster-Virus kann in der Schwangerschaft schwere Komplikationen bei Mutter und Kind verursachen. Schutz vor dem Varicella-zoster-Virus kann eine Impfung bieten. Windpocken: Wann impfen?

Windpocken: Heilungschancen

Bist du einmal an Windpocken erkrankt, bist du in der Regel für den Rest deines Lebens gegen das Varicella-zoster-Virus immun. Selten können die Windpocken auch ein zweites Mal auftreten. Das kann beispielsweise dann geschehen, wenn der erste Ausbruch der Windpocken-Erkrankung nur sehr leicht war oder früh in der Kindheit stattgefunden hat.

Windpocken nehmen in der Regel einen harmlosen Verlauf und heilen ohne Folgen aus. Bei Kindern unter einem Jahr sowie bei Erwachsenen über 16 Jahren kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen wie beispielsweise einer Hirnhautentzündung oder einer Lungenentzündung kommen.

Und trotz des gleichen Erregers bist du nach abgeheilter Windpocken-Infektion nicht gegen die Gürtelrose immun. Denn das Varicella-zoster-Virus kann in deinen Nervenknoten in einer Art Ruhezustand verbleiben. Wann und wie das Windpocken-Virus wieder aktiv werden kann, liest du in unserem Artikel zur Gürtelrose.

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Laborwerte

TRIG: Triglyzeride

TRIG ist bei Laborwerten die Abkürzung für Triglyzeride, auch Neutralfette genannt.
Der Laborwert TRIG steht für Triglyzeride. Sie machen den Hauptbestandteil aller Nahrungsfette aus, können aber auch in der Leber selbst gebildet werden.

Was bedeutet TRIG?

TRIG, manchmal auch als TG oder TAG bezeichnet, ist die Abkürzung für Triglyzeride. Triglyzeride werden auch als Neutralfette bezeichnet. Das sind Fette, die du mit deiner Nahrung aufnimmst. Triglyzeride dienen deinem Körper als wichtiger Energieträger und Energiespeicher. Sie spielen eine Rolle in der Aufnahme und Verwertung der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Außerdem sind Triglyzeride wichtig für die Versorgung deines Körpers mit sogenannten essentiellen Fettsäuren. Das sind Fettsäuren, die dein Körper nicht selbst herstellen kann, aber benötigt. Diese essentiellen Fettsäuren (auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren genannt) kommen besonders in pflanzlichen Fetten vor. Lies mehr zu Fetten, Fettsäuren, Blutfettwerten und Fettstoffwechsel in unserem Beitrag Gute Fette, böse Fette.

Bestimmt wird der TRIG-Wert in deinem Blutserum. Eine Bestimmung der Blutfett-Werte und des TRIG-Werts kann zur Abklärung einer Fettstoffwechselstörung oder zur Vorsorge und Risikoabschätzung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durchgeführt werden.

Wann wird TRIG bestimmt?

TRIG wird bestimmt, um Informationen über deinen Fettstoffwechsel und deinen Blutfett-Gehalt zu erhalten. Meist werden zur vollständigen Blutfett-Diagnostik (Lipid-Diagnostik) neben dem TRIG-Wert auch Cholesterin-Werte bestimmt. Dazu zählen:

Deine Blutfett-Werte können zum Beispiel als Vorsorge-Untersuchung, Verlaufsbeobachtung oder Risikoabschätzung bestimmt werden bei:

  • Bestimmung im Rahmen der Gesundheitsvorsorge
  • Abschätzung des Risikos für Blutgefäßveränderungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen)
  • Verlaufsbeobachtung der Blutfett-Werte zum Beispiel nach Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten und Medikamenten-Einnahme
  • Abklärung möglicher Fettstoffwechselstörungen.

Normalwerte für TRIG

Deine Nahrungsaufnahme hat einen starken Einfluss auf den Triglyzerid-Wert. Zur TRIG-Bestimmung wird daher eine morgendliche Nüchtern-Blutentnahme durchgeführt. Dafür musst du, je nach Labor, in der Regel zwischen 12 und 16 Stunden auf Nahrung und Alkohol verzichten. Bist du zur Blutentnahme nicht nüchtern, kann dein TRIG-Wert verfälscht sein.

Gemessen wird TRIG in Milligramm pro Deziliter (mg/dl), das sind tausendstel Gramm pro zehntel Liter Blut-Serum.

Die Normalwerte für TRIG hängen vom Alter ab.

  • Erwachsene: <200mg /dl
  • Kinder: 30 – 160 mg/dl
  • Säuglinge: 44 – 205 mg/dl
  • Neugeborene: 11 – 230 mg/dl.

Je nach Labor und Bestimmungsmethode werden unterschiedliche Normalwerte angegeben. Daher können deine Werte je nach Labormethode von den hier genannten Normalwerten abweichen. Lass dir deine Laborwerte daher immer von deinem Arzt erklären.

Was bedeutet es, wenn dein TRIG-Wert zu hoch ist?

Hohe TRIG-Werte zeigen, dass in deinem Blut große Mengen an Triglyzeriden vorhanden sind. Dies wird als Hypertriglyzeridämie bezeichnet. Eine Hypertriglyzeridämie kann erblich bedingt sein, die Folge einer anderen Erkrankung oder der Einnahme bestimmter Medikamente. Oft liegen die Ursachen von einem zu hohen TRIG-Wert jedoch in Ernährung und Lebensstil.

Primäre Hypertriglyzeridämien bezeichnen angeborene, erbliche TRIG-Erhöhungen. Ursache hierfür kann eine Störung im komplexen Fettstoffwechsel sein,  zum Beispiel ein Mangel bestimmter Transporteiweiße oder Enzyme. Auch bei der familiären Hypertriglyzeridämie oder Hyperlipidämie kommt es zur TRIG-Erhöhung. Verschiedene Varianten von erhöhten Blutfett-Werten wie TRIG-Erhöhungen und Cholesterin-Erhöhungen kommen familiär gehäuft vor und können zu frühen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Koronaren Herzerkrankung (Verkalkung der Herzkranzgefäße) ab dem 55. Lebensjahr führen.

Bei der sekundären Hypertriglyzeridämie liegen der TRIG-Erhöhung keine erblichen Fettstoffwechselstörungen zugrunde. Dein TRIG-Wert ist aufgrund einer anderen Erkrankung oder deines Lebensstils erhöht. Ernährungsgewohnheiten haben eine große Auswirkung auf den TRIG-Wert. Mögliche Ursachen einer TRIG-Erhöhung bei einer sekundären Hypertriglyzeridämie sind:

  • Ungesunde, fett- und zuckerreiche Ernährungsweise
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Rauchen
  • Bewegungsmangel
  • Hoher Alkoholkonsum
  • Stoffwechselerkrankungen wie die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)
  • Andere Organerkrankungen wie Leber-, Nieren- oder Bauchspeicheldrüsen-Erkrankungen. Beispielsweise eine Funktionsstörung der Leber, bei der deine Leber zu viel Triglyzeride produziert.

Auch zum Ende einer Schwangerschaft können die TRIG-Werte erhöht sein.

Hohe TRIG-Werte können außerdem durch einen „Bestimmungs-Fehler“ zustande kommen. Bist du nicht nüchtern zur Blutentnahme erschienen und hast vorher reichhaltig gegessen, sind deine TRIG-Werte im Blut erhöht. Ebenso können Alkohol am Vorabend, die Einnahme bestimmter Medikamente wie Beta-Blocker, Cortison oder der Antibabypille sowie ein frischer Knochenbruch hohe TRIG-Werte begünstigen. Bezüglich dieser möglicher „Fehlerquellen“ frage bitte bei deinem Arzt nach.

Durch dauerhaft zu hohe TRIG-Werte im Blut insbesondere in Kombination mit hohen Cholesterin-Werten wie dem LDL-Cholesterin und Gesamt-Cholesterin kann dein Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigen. Extrem hohe TRIG-Werte können außerdem dein Blut dickflüssiger machen und somit die Sauerstoff-Versorgung deiner Organe behindern. Bei extrem hohen TRIG-Werten über 1000 mg/dl können schwere Folgeerkrankungen wie eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), eine Durchblutungsstörung des Gehirns oder Durchblutungsstörung des Herzmuskels auftreten.

Was bedeutet es, wenn dein TRIG-Wert zu niedrig ist?

Niedrige TRIG-Werte haben in der Regel keinen Krankheitswert. Blutfett-Wert-senkende Medikamente (Lipidsenker) können beispielsweise einen niedrigen TRIG-Wert bedingen.

Bei extremst erniedrigten TRIG-Werten kann dein Arzt weitere Untersuchungen durchführen, um Stoffwechseldefekte oder seltene Grunderkrankungen auszuschließen. Deine Fragen diesbezüglich richte bitte an deinen Arzt. 

Was kannst du bei abweichenden TRIG-Werten selbst tun?

Deine Blutfett-Werte und insbesondere der TRIG-Wert werden durch deine Ernährungs- und Lebensgewohnheiten beeinflusst. Sind deine erhöhten TRIG-Werte auf deine Lebensweise zurückzuführen, kannst du selbst eine Menge dagegen tun:

  • Regelmäßige körperliche Bewegung: Fünf Mal pro Woche 30 Minuten körperliche Aktivität kann sich positiv auf deine Blutfett-Werte auswirken.
  • Umstellung der Ernährung: Um erhöhte TRIG-Werte zu senken, kannst du auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten (Vollkornbrot oder Vollkornnudeln) achten. Und beachte: Fett ist nicht gleich Fett! Statt Lebensmitteln, die viel gesättigte Fettsäuren enthalten (Fleisch, Wurst und Käse), sollten häufiger pflanzliche Fette auf deinem Speiseplan stehen. Pflanzliche Öle wie Oliven-, Raps-, Erdnuss-, Walnuss- oder Leinöl sowie Avocados oder Nüsse (Walnüsse, Erdnüsse, Cashewkerne) sind gute Lieferanten „gesunder“ Fette. Statt Fleisch solltest du lieber ein- bis zweimal pro Woche fettreichen Fisch wie Makrele, Lachs, Hering oder Thunfisch verzehren. Der Fisch enthält viele ungesättigte Fettsäuren wie die Omega-3-Fettsäuren, die dein Körper benötigt. Auch zuckerhaltige Lebensmittel wie Limonaden, Süßigkeiten, Fruchtsäfte und Kuchen solltest du nur in geringen Maßen zu dir nehmen.
  • Abnehmen: Wenn du dein Übergewicht abbaust, pendeln sich in der Regel auch deine Blutfett-Werte auf ein gutes Maß ein.
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotingenuss: Beides kann sich positiv auf deine Blutfett-Werte auswirken und zur Senkung des TRIG-Wertes beitragen.

Eine Änderung deines Lebensstils gilt als die Basistherapie zur Senkung deiner Blutfett-Werte. Unterstützend dazu kann dein Arzt dir bestimmte Medikamente (Lipidsenker) verschreiben.

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Laborwerte

Tf: Transferrin

Tf ist bei Laborwerten die Abkürzung für das Transporteiweiß Transferrin.
Der Laborwert Tf ist die Abkürzung für das Transporteiweiß Transferrin. Es transportiert das Eisen im Blutkreislauf zu den Zielorganen. Der Tf-Wert kann bei Verdacht auf eine Eisenstoffwechselstörung wie beispielsweise Eisenmangelanämie bestimmt werden.

Was bedeutet Tf?

Tf ist die Abkürzung für Transferrin. Tf spielt als Transporteiweiß eine wichtige Rolle im Eisenstoffwechsel deines Körpers. Produziert wird Tf hauptsächlich in deiner Leber.

Das Spurenelement Eisen gelangt über die Nahrung in deinen Darm. Im Zwölffingerdarm (Duodenum) wird Eisen resorbiert, das heißt die Darmzellen nehmen das Eisen aus der Nahrung auf. Eisen kann nun entweder als Speichereisen Ferritin (FERR) in den Zellen eingelagert werden oder im Körper weiter zu anderen Organen transportiert werden. Dazu muss das Eisen über eine „Schleuse“ namens Ferroportin aus den Darmzellen ausgeschleust werden. Außerhalb der Darmzellen wird das Eisen dann an ein Transporteiweiß gebunden, um es an die Zielorgane auszuliefern. Dieses Transporteiweiß heißt Transferrin (Tf) oder Apotransferrin. An den Zielorganen angelangt, kann Tf an spezielle Transferrin-Andockstellen (Rezeptoren) binden und das geladene Eisen an die Organe abgeben.

Transferrin (Tf) ist biochemisch ein Zuckereiweiß (Glykoprotein). Jedes dieser Transferrin-Zuckereiweiße kann maximal zwei Eisen-Teilchen gleichzeitig transportieren. So kann zum Beispiel ein Gramm Transferrin circa 1,4 Milligramm Eisen binden. Eisen wird in deinem Körper für viele Prozesse benötigt. Dazu zählen Vorgänge in der Energiegewinnung und besonders der Sauerstoffversorgung deines Körpers. Der Sauerstoff, den du beim Atmen über deine Lungen aufnimmst, wird im Blutkreislauf an rote Blutkörperchen (Erythrozyten) gebunden. Rote Blutkörperchen, genauer der rote Blutfarbstoff Hämoglobin, enthalten Eisen. Diese Eisen-Teilchen des Hämoglobins können den Sauerstoff biochemisch binden und ihn in den Zielorganen wieder abgeben. Doch Eisen alleine kann die Aufgabe des Sauerstofftransports nicht übernehmen – unverzichtbar sind auch die roten Blutkörperchen, in denen das Eisen enthalten ist. Wiederum deren Produktion funktioniert nur, wenn ausreichend Eisen im blutbildenden Gewebe zur Verfügung steht. Transferrin (Tf) gewährt eben diesen ausreichenden Eisen-Transport.

Die Aufgaben der einzelnen Komponenten des Eisenstoffwechsels in Kürze:

  • Eisen (Ferrum, Fe) wird in deinem Dünndarm in die Darmzellen aufgenommen. Blutwerte für Eisen.
  • Ferritin (FERR) ist die Speicherform des Eisens. Blutwerte für FERR.
  • Ferroportin schleust das aufgenommene Eisen aus den Darmzellen hinaus.
  • Transferrin transportiert das Eisen im Blutkreislauf zu den Zielorganen. Dort bindet Transferrin an den Transferrin-Rezeptor und kann so seine „Fracht“ abgeben.

Wann wird der Tf-Wert bestimmt?

Da Tf eine wichtige Rolle im Eisenstoffwechsel einnimmt, wird Tf bei der Fragestellung einer Eisenstoffwechselstörung bestimmt. Der Transferrin-Wert spielt eine wichtige Rolle in der Diagnostik von Blutarmut (Anämie) wie der eisenmangelbedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie).

Um Aussagen über den Eisenspeicher, die Menge vorhandenen Eisens in deinem Blut und die Eisen-Versorgung deines Körpers zu treffen, werden bei der Abklärung einer Blutarmut meist weitere Werte  zusammen mit dem Transferrin-Wert bestimmt. Dazu zählen:

  • Serum-Eisen (Fe). Normalwerte für Fe
  • Speichereisen Ferritin (FERR). Normalwerte für FERR
  • Menge des löslichen Transferrin-Rezeptors (sTfR). Die Menge des löslichen Transferrin-Rezeptors (sTfR) lässt einen Rückschluss auf die Menge der Transferrin-Rezeptoren auf den blutbildenden Zellen und deren Aktivität zu.
  • Transferrin-Sättigung (TFS). Die Transferrin-Sättigung (TFS) gibt an, wie viel des vorhandenen Transferrins mit Eisen beladen ist. Der TFS-Wert ist besonders für die Abklärung eines Eisenmangels wichtig.

Normalwerte für Tf

Tf wird in deinem Blut-Serum bestimmt. Die Maßeinheit für Tf sind Milligramm pro Deziliter (mg/dl), also ein tausendstel Gramm pro Zehntel-Liter.

Die Transferrin-Normwerte sind abhängig von deinem Alter und der Untersuchungsmethode.

  • Kinder bis 2 Wochen: 158 – 268 mg/dl
  • Kinder bis 6 Monate: 202 – 302 mg/dl
  • Kinder bis 1 Jahr: 261 – 353 mg/dl
  • Kinder bis 14 Jahre: 240 – 360 mg/dl
  • Erwachsene (Messmethode: Turbidimetrie): 200 – 400mg/dl
  • Erwachsene (Messmethode: Nephelometrie): 212 – 360 mg/dl.

Weicht dein Tf-Wert von den hier genannten Normalwerten ab, mach’ dir bitte keine Sorgen. Je nach Messmethode und Labor unterscheiden sich die Normalwerte. Sprich mit deinem Arzt über deine Laborwerte für Transferrin.

Normalwerte für die Transferrin-Sättigung (TFS)

Die Transferrin-Sättigung (TFS) im Blut gibt an, wie viel Transferrin mit Eisen beladen ist. Ein Transferrin-Eiweiß kann jeweils zwei Eisen-Teilchen binden. Gemeinsam mit dem Serum-Eisen-Wert (Fe) und dem Transferrin-Messwert (Tf) kann das Maß der mit Eisen besetzten Transferrin-Eiweiße bestimmt werden.

Die Normwerte der Transferrin-Sättigung richten sich nach deinem Alter und deinem Geschlecht. TFS-Werte werden in Prozent angegeben.

  • Neugeborene (Frühgeborene): 11,4 – 44,2 %
  • Neugeborene (Reife Neugeborene): 29,6 – 46,0 %
  • Kinder 1-5 Jahre: 7 – 44%
  • Kinder 6-9 Jahre: 17 – 42%
  • Kinder 10-14 Jahre, männlich: 2-40%
  • Kinder 10-14 Jahre, weiblich: 11 – 36%
  • Kinder 14 – 19 Jahre: 6 – 33%
  • Erwachsene: 16 – 45 %

Deine TFS-Werte unterscheiden sich von den hier genannten Normalwerten? Beachte bitte, dass je nach Labor und Messmethode die Normalwerte variieren können. Dein Arzt hilft dir bei allen Fragen gerne weiter.

Was bedeutet es, wenn dein Tf-Wert zu hoch ist?

Du leidest an Beschwerden einer Blutarmut (Anämie) mit Müdigkeit, Blässe, Schwindel, dem Gefühl von Herzklopfen und Kurzatmigkeit? Dein Arzt hat zur Abklärung einer möglichen Anämie eine Blut-Untersuchung veranlasst und auch Veränderungen deines Blutbildes und des Tf-Werts gesehen?

Im Falle eines länger andauernden Eisenmangels, der zu einer eisenmangelbedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie) führen kann, finden sich meist die folgenden Veränderungen deiner Eisenstoffwechsel-Laborwerte:

Durch eine Minderversorgung deines Körpers mit Eisen (Fe: erniedrigt) sind auch die Eisenspeicher relativ leer (FERR: erniedrigt). Durch den Mangel an Eisen ist die Produktion deiner roten Blutkörperchen ins Stocken geraten. Dadurch ist auch die Anzahl deiner roten Blutkörperchen (Erythrozyten) beziehungsweise des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin, Hb) vermindert. Dein Körper ist nun um einen vermehrten Transport von Eisen zu den blutbildenden Geweben bemüht. Daher produziert deine Leber vermehrt das Eisen-Transporteiweiß Transferrin (Tf). Gleichzeitig sind die Transferrin-Eiweiße mit weniger Eisen beladen, es ist schließlich zu wenig Eisen im Körper. Daher ist die Transferrin-Sättigung (TFS) dabei erniedrigt.

Dein Tf-Wert kann auch ohne Vorliegen einer Blutarmut erhöht sein. In der Schwangerschaft ist eine Erhöhung des Tf-Werts ganz natürlich.

Aber Vorsicht: Veränderungen des Tf-Werts sind in der Regel nur aussagekräftig, wenn die Werte gemeinsam mit deinen Beschwerden und weiteren Labor-Werten bewertet werden. Ist dein Transferrin-Wert zu hoch, ohne dass andere Werte verändert sind oder du Beschwerden hast, steckt meist keine Erkrankung dahinter.

Was bedeutet es, wenn dein Tf-Wert zu niedrig ist?

Dein Eisen-Wert (Fe), Eisenspeicher-Wert (FERR) und auch die Transferrin-Sättigung sind erhöht, dabei ist dein Tf-Wert erniedrigt?

Diese Veränderungen deiner Laborwerte können auf eine Eisenüberladung hinweisen: Bei der sogenannten erblichen Hämochromatose (Primäre Siderose, Hämosiderose, Eisenspeicherkrankheit) nimmt dein Körper durch die Störung eines Gen-Abschnitts vermehrt Eisen über den Darm auf – auch wenn der Eisenbedarf eigentlich gedeckt ist. Dadurch wird Eisen in diversen Organen eingelagert. Eisenüberladungen, die durch andere Erkrankungen oder Umstände bedingt sind, werden sekundäre Hämochromatosen genannt. Gründe dafür können vermehrte Bluttransfusionen, angeborene Funktions- oder Strukturstörungen des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, Alkoholismus aber auch Tumorerkrankungen sein.

Du leidest unter einer Blutarmut (Anämie), dein Blutbild ist verändert und zusätzlich sind dein Eisen-Wert (Fe), Eisenspeicher-Wert (FERR) und auch die Transferrin-Sättigung erhöht, dabei ist dein Tf-Wert erniedrigt? Gemeinsam mit einer Veränderung des Blutbildes können diese Eisenstoffwechsel-Veränderungen Hinweis auf eine Störung der Blutbildung sein. Bei einer ineffektiven Erythropoese, also einer ineffektiven Bildung roter Blutkörperchen, oder einem myelodysplastischen Syndrom (einer Erkrankung bei der veränderte, erkrankte Zellreihen die Bildung der Blutzellen übernehmen) können diese Laborwert-Veränderungen auftreten. Dein Tf-Wert kann dabei allerdings auch normwertig sein. Weitere Untersuchungen durch deinen Arzt können der Ursache auf den Grund gehen.

Weitere Gründe einer Tf-Erniedrigung können sein:

  • Chronische Hämolyse: Eine Chronische Hämolyse beschreibt einen vermehrten Zerfall oder Abbau von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Hämolysen können unzählige Ursachen haben, dazu zählen beispielsweise Struktur-Anomalien des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobinopathien), immunologische Reaktionen oder mechanische Überbelastung zum Beispiel durch künstliche Herzklappen. Bei einer Hämolyse kommt es nicht nur zur Veränderung der Eisenstoffwechsel-Werte. Viele weitere Laborwerte wie Kalium (K), der Laktat-Dehydrogenase-Wert (LDH) und weitere Kennwerte vom Stoffwechsel des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin wie die Haptoglobin- und Bilirubin-Werte sind verändert.
  • Auch im Rahmen einer Entzündung oder einer Tumorerkrankung kann es aufgrund einer Eisenverteilungsstörung zu einer Erniedrigung des Tf-Werts kommen.
  • Transferrin wird in der Leber produziert. Ist die Leber zum Beispiel durch eine Zirrhose geschädigt, kann es dazu kommen, dass die Leber ihrer Produktions-Aufgabe nicht mehr nachkommen kann und infolge dessen die Transferrin-Herstellung vermindert ist.

Was kannst du bei abweichenden Werten selbst tun?

Ob du selbst etwas zur Normalisierung deiner Tf-Werte beitragen kannst, hängt von der Ursache der Tf-Veränderung ab.

Ist dein Transferrin-Wert zu hoch, weil deinem Körper Eisen fehlt und leidest du infolge dessen an einer eisenmangelbedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie)? Dann kannst du darauf achten, deine Eisenzufuhr mit einer eisenhaltigen Ernährung zu erhöhen. Eisenreiche Lebensmittel sind zu Beispiel Bohnen, Linsen, Hülsenfrüchte, Haferflocken, Leinsamen, Fisch und rotes Fleisch wie z.B. Rindfleisch. Nimmst du gleichzeitig Vitamin C zum Beispiel in Form von Zitrusfrüchten, Paprika oder schwarzen Johannisbeeren zu dir, kann deine Eisen-Aufnahme sogar nochmals verbessert werden. Alternativ kann dein Arzt dir weiterhelfen, indem er dir Eisen-Tabletten oder Eisen–Infusionen verabreicht. Diese können deinen Eisenspiegel heben und deinen Transferrin-Wert normalisieren.

Steckt eine Eisenspeichererkrankung, Eisenstoffwechselstörung, Lebererkrankung oder Erkrankung des blutbildenden Systems hinter deiner Tf-Veränderung, kannst du wenig selbst in die Hand nehmen. Dein Arzt kann dir mit bestimmten Therapien wie beispielsweise einem Aderlass bei einer Eisenüberladung weiterhelfen.

Besprich’ deine Laborwerte und deine Sorgen am besten mit deinem Arzt. Frage ihn auch, ob du selbst etwas für deinen Eisenstoffwechsel tun kannst. Gemeinsam könnt ihr eine gute Lösung und Therapiemöglichkeiten für deine Eisenstoffwechselveränderungen finden.

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Laborwerte

RF: Rheumafaktor

RF ist bei Laborwerten die Abkürzung für Rheumafaktor.
Der Laborwert RF steht für Rheumafaktor. RF ist ein Eiweiß, das sich gegen körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper) richtet. RF kann bei Gelenk- und Muskelbeschwerden bestimmt werden.

Was bedeutet RF?

RF ist die Abkürzung für Rheumafaktor. Der Rheumafaktor ist ein Antikörper (Immunglobulin), der von bestimmten Immunzellen deines Körpers, den B-Zellen, freigesetzt wird. Antikörper sind kleine, Y-förmige Eiweiße, die im Rahmen der Immunabwehr von Abwehrzellen produziert werden und verschiedene Aufgaben erfüllen. Sie sollen körperfremde Teilchen, zum Beispiel Zuckerketten auf der Oberfläche von Bakterien oder Viren, erkennen und die Erreger unschädlich machen. Antikörper können ebenso befallene, erkrankte körpereigene Zellen erkennen und sie markieren. Ein Antikörper ist immer genau auf die Erkennung einer bestimmten Struktur (sein Antigen) ausgerichtet und ist sozusagen „Experte“ in der Bekämpfung dieses einen Eindringlings. Der Antikörper kann nur diese eine Struktur erkennen und er liegt in deinem Blut in vielen, identischen Kopien vor.

Aber auch dein Immunsystem kann sich irren. Es kann vorkommen, dass dein Körper Antikörper gegen körpereigenes, gesundes Gewebe bildet. Solche Antikörper werden Autoantikörper genannt. Durch diese überschießende Immunantwort kann eine Autoimmunerkrankung entstehen.

Rheumafaktoren zählen zu den Autoantikörpern. Sie sind nicht gegen fremde, sondern gegen körpereigene Strukturen gerichtet. Ganz genau genommen sind Rheumafaktoren Autoantikörper, die andere „normale“ Antikörper angreifen. Sie sind also sozusagen Antikörper gegen körpereigene Antikörper.

RF heißt Rheumafaktor, weil das Vorhandensein der Autoantikörper im Blut mit rheumatischen Erkrankungen wie der Chronischen Polyarthritis in Zusammenhang gebracht wird. Die Rheumafaktoren spielen eine Rolle in der Entzündungsreaktion, die der Autoimmunerkrankung Rheuma zugrunde liegt. Welche Rolle Rheumafaktoren genau im Ablauf rheumatischer Erkrankungen spielen, ist nicht so leicht herauszufinden. Jedoch können Erhöhungen des RF-Wertes Hinweise auf das Vorhandensein einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis geben. 

Wann wird der RF-Wert bestimmt?

RF wird bestimmt, wenn die Fragestellung einer rheumatischen Erkrankung im Raum steht. Symptome, die deinen Arzt an Rheuma, also die Chronische Polyarthritis (Rheumatoide Arthritis), denken lassen können sind zum Beispiel:

  • Gelenkschmerzen
  • Gelenkentzündungen und Gelenkschwellungen an Hand-, Finger- oder Zehengrund- oder Fingermittelgelenken
  • Morgensteifigkeit der Gelenke
  • Grippe-ähnliche Allgemeinsymptome.

Auch zur Verlaufsbeurteilung einer rheumatischen Erkrankung kann der RF-Wert bestimmt werden.

Normalwerte für RF

RF wird in deinem Blut-Serum bestimmt. Angegeben werden die Messwerte in IU/ml. Das sind Internationale Mess-Einheiten (International Units) pro Milliliter, also pro tausendstel Liter.

In unterschiedlichen Labormethoden kann untersucht werden, ob und wie viele Autoantikörper RF in deinem Blut vorhanden sind. Bei einer bestimmten Methode, der Immunnephelometrie, ergeben sich folgende Normalwerte für die im Blut vorhandene Menge an Rheumafaktoren:

  • Der Messwert ist kleiner als 30 IU/ml: Das Ergebnis ist negativ für RF.
  • Der Messwert liegt zwischen 30 und 60 IU/ml: Das Ergebnis ist schwach positiv für RF.
  • Der Messwert ist viel größer als 30 IU/ml: Das Ergebnis ist positiv für RF.

Da die Bestimmung des RF-Wertes auch anhand anderer Labormethoden erfolgen kann, kann es sein, dass dein RF- Wert von den hier angegebenen Normalwerten abweicht oder dein Arzt das Testergebnis anders interpretiert als hier beschrieben. Denn auch von Labor zu Labor können die Normalwerte variieren. Mach’ dir bitte keine Sorgen über deinen abweichenden RF-Wert und besprich’ deine Laborergebnisse mit deinem Arzt.

Was bedeutet es, wenn dein RF-Wert zu hoch ist?

Hohe RF-Werte in Zusammenhang mit Rheuma-typischen Beschwerden wie Gelenkschmerzen, -Schwellungen und –Entzündungen können ein Hinweis auf eine rheumatische Erkrankung sein.

Der rheumatische Formenkreis umfasst verschiedene Erkrankungen. Dazu zählt zum Beispiel die Rheumatoide Arthritis (Chronische Polyarthritis), die im Allgemeinen als das typische „Rheuma“ bekannt ist.

Weitere Autoimmunerkrankungen, die zu den rheumatischen Erkrankungen zählen und zu hohen RF-Werten führen können, sind zum Beispiel:

  • Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew): Diese entzündlich-rheumatische Erkrankung kann in Schüben zur Versteifung deiner Gelenke, insbesondere der Wirbelsäule im Bereich des unteren Rückens und Beckens führen.
  • Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica, Schuppenflechten-Arthritis): Bei der Psoriasis-Arthritis steht eine Schuppenflechte (Psoriasis) mit Haut- und Nagelveränderungen nebst rheumatischen Gelenkentzündungen im Vordergrund.
  • Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte): Diese Autoimmunerkrankung kommt als systemischer Lupus erythematodes und als Haut-Variante (kutaner Lupus erythematodes) vor. Bei der systemischen Lupus-Erkrankung kann es potentiell zur Schädigung jedweden Organs kommen. Beim kutanen Lupus erythematodes können viele unterschiedliche Hauterscheinungen auftreten. Namensgebend für die „Schmetterlingsflechte“ ist ein Schmetterlingsförmiger Ausschlag im Gesicht, der bei einigen Betroffenen auftritt.
  • Sjögren-Syndrom: Beim Sjögren-Syndrom zerstört das eigene Immunsystem hauptsächlich Tränen- und Speicheldrüsen.
  • Sklerodermie: Die Sklerodermie zeichnet sich durch eine zunehmende Verhärtung (Sklerose) der Haut und des Bindegewebes aus. Auch innere Organe können von der Verhärtung betroffen sein.
  • Polymyalgica rheumatica (rheumatischer Vielmuskelschmerz): Bei der Polymyalgica rheumatica sind besonders die Muskeln des Schulter- und Beckenbereichs betroffen. Oft tritt  der rheumatische Vielmuskelschmerz gemeinsam mit einer Entzündung der oberflächlichen Schläfenarterie (Arteriitis temporalis, Riesenzellarteriitis, Morbus Horton) auf.
  • Polymyositis: Durch Einwanderung von Entzündungszellen in den Muskel kommt es zur Muskelentzündung (Myositis) mit Muskelschwächen und Muskelkater-ähnliche Beschwerden in den Oberarmen und Oberschenkeln.
  • Dermatomyositis (Lilakrankheit): Bei der Dermatomyositis treten Beschwerden einer Polymyositis in Kombination mit Hautveränderungen auf. Die Hautveränderungen erscheinen lila-farben, daher wird die Autoimmunerkrankung auch Lilakrankheit genannt.

Hohe RF-Werte allein sind aber noch kein Beweis dafür, dass du an Rheuma leidest. Mit weiteren Untersuchungen zum Beispiel im Blut oder einer Bildgebung kann dein Arzt dem Hinweis auf eine rheumatische Erkrankung nachgehen und Näheres zu deinen Beschwerden in Erfahrung bringen.

Hohe Rheumafaktor-Werte können auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Chronische Lebererkrankungen
  • Tuberkulose
  • Hepatitis B.  Lies mehr zur Hepatitis B-Impfung.
  • Malaria. Lies mehr zum Malaria-Schutz.
  • Infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber).

Auch können erhöhte RF-Werte zu einem geringen Anteil bei Gesunden vorkommen. Je älter du bist, desto wahrscheinlicher ist es, dass dein RF-Wert erhöht ist. Auch wenn du an keiner rheumatischen Erkrankung leidest.

Aus all den genannten Gründen werden erhöhte RF-Werte von deinem Arzt nur im Zusammenhang mit Rheuma-typischen Symptomen gesehen und vor dem Hintergrund deiner Beschwerden bewertet.

Was bedeutet es, wenn dein RF-Wert zu niedrig ist?

Du leidest an Gelenkbeschwerden wie Schwellungen, Rötungen, Morgensteifigkeit und Schmerzen, die dein Arzt den typischen Rheuma-Beschwerden zuordnet? Nun soll die Untersuchung herausfinden, ob du tatsächlich an Rheuma leidest, aber dein Rheumafaktor ist negativ?

Beim „typischen“ Rheuma, der rheumatoiden Arthritis (Chronische Polyarthritis) ist beim Großteil der Betroffenen ein positiver RF nachweisbar. Das gilt jedoch nicht für alle Menschen mit einer rheumatischen Erkrankung. Es gibt auch sogenannte Rheumafaktor-negative Arthritiden, also Gelenkentzündungen. Daher ist ein negativer Rheumafaktor-Wert kein Ausschluss-Kriterium für eine rheumatische Erkrankung.

In diesem Fall wird dein Arzt vermutlich noch weitere Untersuchungen durchführen, um deinen Gelenkbeschwerden auf den Grund zu gehen.

Was kannst du bei abweichenden RF-Werten selbst tun?

Der Rheumafaktor im Blut ist kein Wert, den du bewusst selbst beeinflussen kannst. Tritt der Rheumafaktor in deinem Blut auf, ist dein Immunsystem überaktiv und produziert fälschlicherweise Abwehr-Eiweiße (Antikörper) gegen körpereigenes Gewebe (Autoantikörper). Diesen Vorgang kannst du nicht direkt unterbinden oder beeinflussen, denn Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung.

Leidest du aber an Rheuma-Beschwerden wie Gelenkentzündungen, Morgensteifigkeit und Gelenkschmerz, kannst du mithilfe deiner Ernährung und deines Lebensstils die Beschwerden lindern und den Rheuma-Verlauf eventuell abmildern. Wichtige Bausteine der Rheuma-Therapie, die du selbst durchführen kannst, sind Bewegung und Sport. Krankengymnastik, regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivität können dir bei Rheuma gut tun. Sport kann deine Gelenkbeweglichkeit erhalten und deine Muskeln stärken. Ein positiver Nebeneffekt des Sports: Vermutlich purzeln ein paar Pfunde. Bist du übergewichtig, ist das schlecht für deine Gelenke. Übergewicht fördert die Entzündungsaktivität in deinem Körper.

Auch kannst du darauf achten, deinem Körper nicht zusätzlich mit „Lastern“ zuzusetzen. Rauchen und hoher Alkoholkonsum können sich negativ auf deinen Rheuma-Verlauf auswirken.

Bei deiner Ernährung kannst du dich an der typischen mediterranen Küche orientieren. Mit viel Gemüse, Salat, Obst, Kräutern, Nüssen, Hülsenfrüchten und Fisch kannst du dir Gutes tun und deine Entzündungsaktivität im Körper versuchen zu senken. Auf viel rotes Fleisch wie Kalbs-, Rinder-, Schweine- und Lammfleisch solltest du lieber verzichten. Nahrungsmittel, die viele einfache Kohlenhydrate enthalten, wie Nudeln, Reis oder Weißbrot, solltest du in geringeren Maßen genießen. Besser sind Vollkornprodukte. Dein Arzt steht dir in allen Fragen zu rheumatischen Erkrankungen, zur passenden Ernährung und Sport gerne zur Seite.