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Wer resilient ist, geht glücklicher durchs Leben

Entspannung für die Seele kann auch ein Sonnenuntergang am Strand auf Sizilien sein.
In stressigen Situationen kann es hilfreich sein, kurz die Augen zu schließen und an etwas Schönes wie einen Sonnenuntergang am Meer zu denken.

Leben ist Veränderung und Resilienz gibt Kraft dafür

Verlierst du in kritischen Situationen leicht die Nerven? Fühlst du dich bei Konflikten total überfordert? Bist du schnell gereizt, wenn nicht alles glatt läuft? Unvorhergesehene Dinge versetzen dich sofort in starken Stress? Dann solltest du versuchen, deine seelische Widerstandsfähigkeit ausbauen. Resilienz kann dir dabei helfen. Was bedeutet Resilienz?

Resilienz ist ein Prozess, der dir helfen kann, dich selbst bewusster wahrzunehmen, deine Bedürfnisse zu erkennen und dein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen aktiv zu steuern. Wie das funktionieren kann, erklärt Simone Neumann. Sie ist Inhaberin der Praxis für Coaching und Betriebliche Gesundheitsförderung im niedersächsischen Rehburg-Loccum.

Frau Neumann, ist Resilienz das Rezept zum Glücklichsein?

Resilienz allein ist sicher nicht der Schlüssel zum Glück. Resilienz kann aber dazu beitragen, das Leben stressfreier und damit schöner zu gestalten. Und wenn jemand stressresistenter ist, geht er glücklicher durchs Leben.

Resilienz-Expertin Simone Neumann im Interview mit DocInsider.
Simone Neumann aus dem niedersächsischen Rehburg-Loccum ist Expertin für Resilienz, Burnout-Prävention und betriebliche Gesundheitsförderung. http://www.simoneneumann.de

Ich habe während meiner Arbeit viele Menschen kennen gelernt, denen die Resilienz ganz neue Wege eröffnet hat. Weil sie ihr Leben in die Hand genommen haben, weil sie ihre Haltungen und Rollen im Leben reflektiert haben, weil sie eingefahrene Verhaltensmuster erkannt und verändert haben. Weil sie ihre Einstellung zu bestimmten belastenden Situation oder Menschen geändert haben oder weil sie den Mut fanden, beruflich und privat neue Wege zu gehen.

Welche Persönlichkeitsmerkmale helfen dabei resilienter zu werden?

Resilienz lässt sich lernen, und zwar von jedem Menschen, egal mit welchen Charakterzügen. Resilienz erfordert allerdings den Willen, an sich zu arbeiten. Dabei helfen kann ein positives Wesen, Lösungsorientierung, Analysefähigkeit, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu erkennen. Resilienz ist ein Prozess, bei dem wir uns immer wieder situationsbedingt neu ausrichten.

Welche Motivationstipps zum Durchhalten können Sie geben?

Viele Menschen haben Angst vor neuen Herausforderungen und vor neuen Situationen. Sie bleiben lieber beim Gewohnten, weil ihnen das Sicherheit vermittelt. Hier hilft es, in kleinen Schritten auf die neue Situation zuzugehen und der Vergangenheit nicht hinterher zu trauern. Hilfe von anderen Menschen anzunehmen ist in diesem Zusammenhang auch ganz wichtig. Geduld mit sich selbst zu haben ist unerlässlich.

Von heute auf morgen, von jetzt auf gleich eine Lösung für alle belastenden Situationen parat zu heben, ist sehr viel von sich selbst verlangt. Aber mit dem Willen zur Veränderung sowie der Akzeptanz, dass auch mal kleine Rückschläge dazu gehören und natürlich dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, kann es von Tag zu Tag besser werden. Es ist wichtig, sich ein Ziel zu setzen und sich zu fragen: „Warum mache ich das, wo möchte ich hin, wie sieht das konkrete Ziel aus?“ Ich rate dazu, das Ziel mit all den geplanten Schritten dorthin zu verschriftlichen und den Zettel dann in Sichtweite zu platzieren. Ein Blick drauf bringt es einem wieder vor Augen. Auch wenn man sich die Erfolge seiner Teilschritte bewusst macht, motiviert das zum Weitermachen.

Leben ist Veränderung, auch Krisen und Unsicherheiten gehören dazu. Doch sie bleiben nicht für immer, wenn man ihnen nicht den Raum dafür gibt.

Was ist mit der Resilienz gegenüber Dingen, die wir nicht ändern können?

Wir können viele Dinge nicht ändern, aber wir können unsere Einstellung ändern. Wenn uns jemand ärgert, der nun einmal so ist, wie er ist, dann können wir ihm aus dem Weg gehen. Wir können um ein klärendes Gespräch bitten und wir können uns fragen, was die Gründe dafür sind, dass uns der andere ärgert. Liegt es vielleicht an unseren Inneren Antreibern, die uns daran hindern, mit der Situation klar zu kommen? Welche Inneren Antreiber gibt es?

Was raten Sie denjenigen, die ständig in die gleichen belastenden Situationen hineinrutschen?

Hierbei ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion sehr hilfreich. Ich frage diese Menschen, ob sie schon einmal versucht haben, sich aus ihrer „Warum immer ich?“-Frage oder  der „Warum passiert sowas immer mir?“-Haltung zu lösen und etwas an der belastenden Situation zu ändern. Dann sagen sie natürlich: „Na klar habe ich das schon oft versucht, aber nichts hat geholfen“. Ich frage sie, wie oft sie es denn versucht haben und sie sagen: „ein- bis zweimal“. Ich frage sie, auf welche Weise sie es versucht haben. Dabei merken die meisten, dass sie nur halbherzig bei der Sache waren. Dass sie auf eingefahrene Verhaltensmuster zurückgegriffen haben, ohne diese einmal zu hinterfragen.

Genau das ist aber die Herausforderung der Resilienz: eigene Handlungen, Verhaltensweisen und sogar Lebensentwürfe zu hinterfragen. Statt anderen die Schuld am eigenen Unglück zu geben, geht es darum, das eigene Leben aktiv in die Hand zu nehmen und ganz bewusst zu steuern. Gerät jemand immer wieder in dieselben Situationen, die ihn belasten, dann sollte er die „Warum ich?“-Gedanken für einen kurzen Moment akzeptieren, dann aber umlenken. Aus „ich kann ja doch nichts machen“ könnte dann ein „ich versuche es“ werden.

Viele Menschen beschäftigen sich auch zu viel mit der Vergangenheit. Was zurück liegt und immer wieder hervorgeholt wird, kann uns blockieren. Wir verlieren den Blick nach vorne. Doch wir leben im Hier und Jetzt. Die Resilienz kann uns dabei helfen, unsere gegenwärtige Situation zu akzeptieren und oft auch mit und durch neue Erfahrungen zu wachsen. Resilienz kann dabei helfen, unser Potenzial und neue Möglichkeiten zu erkennen.

Hilft ein Ausstieg aus der gewohnten Umgebung, um die eigenen Ressourcen zu stärken?

Das kann sogar sehr hilfreich sein. Für viele Menschen ist es in der heutigen, schnelllebigen Zeit die größte Herausforderung, sich auch einmal Zeit für sich selbst zu nehmen. Die geforderte Flexibilität am Arbeitsplatz bedeutet oft, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen und Stress und Erschöpfung zunehmen. Immer mehr Menschen leiden unter einem Burnout-Syndrom. In meinen fünftägigen Burnout-Präventionsseminaren auf Sizilien, die übrigens als Bildungsurlaub in Niedersachsen, Berlin, Schleswig-Holstein, Saarland und Rheinland-Pfalz anerkannt sind, habe ich mit genau solchen Menschen zu tun.

In einer entspannten Umgebung, fern vom beruflichen und privaten Alltag, fällt es ihnen leichter, sich mit ihren persönlichen Stressthemen und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. Sie lernen Kommunikations- und Achtsamkeitstechniken, Entspannungstechniken, Konfliktmanagement, Abgrenzungsmöglichkeiten inmitten einer wunderbar lockeren südländischen Mentalität, umgeben von Sonne und Meer.

Was tut Resilienz für unsere Gesundheit?

Resilienz hilft, sich gegen typische psychosomatische Erkrankungen zu wappnen. Rücken- und Nackenschmerzen, Bluthochdruck, Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen und Migräne, Burnout, Magen-Darm-Erkrankungen und psychische Erkrankungen sind häufig die Antworten unseres Körpers auf seelische Belastungen. Mithilfe der eigenen Resilienz und den 7 Säulen psychischer Stärke kann jeder seine seelische Widerstandskraft unterstützen und ausbauen. Auch ein spezialisierter Coach oder Therapeut kann dabei unterstützen und helfen.

Was waren Ihre beeindruckensten Resilienz-Erlebnisse?

Da gab es einige, aber dieses hier ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Ich habe eine junge Frau kennengelernt, die nach einem Autounfall mit ihren Freunden als einzige überlebt hat. Sie lag im Koma und war nach dem Aufwachen geh- und sprachbehindert. Doch sie hat nie aufgegeben. Sie hat ihre Situation angenommen und sich ins Leben zurückgeholt. Als in irgendeinem Zusammenhang der Satz fiel, dass viele Menschen zum Lachen in den Keller gingen, da sagte sie: „das Problem habe ich nicht, da komme ich mit meiner Gehbehinderung nur schwer hin.“ Diese junge Frau beeindruckte alle mit ihrem Selbstverständnis, ihrer Lockerheit, ihrem Humor und ihrer Stärke. Das hat mich sehr berührt.

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Fachbezeichnungen

FA Arbeitsmedizin

Fachärztin für Arbeitsmedizin untersucht Angestellte mit Nackenschmerzen.
Ein Facharzt für Arbeitsmedizin klärt unter anderem ab, ob gesundheitliche Probleme wie Nackenschmerzen durch die Arbeitsbedingungen oder das Arbeitsumfeld des Arbeitnehmers entstanden sind oder entstehen könnten.

Was ist ein Facharzt für Arbeitsmedizin?

Im Fokus der Tätigkeit eines Facharztes für Arbeitsmedizin steht die Aufrechterhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Arbeitsnehmers. Ein Arbeitsmediziner, wie der FA für Arbeitsmedizin auch genannt wird, verfolgt einen überwiegend präventiv-medizinischen Ansatz. Im Mittelpunkt seines Tuns steht dabei die Vorbeugung (Prävention) und weniger die Behandlung (Kuration) von Erkrankungen. Der Arbeitsmediziner ist bemüht, die Arbeitnehmer durch vorbeugende Maßnahmen vor berufsbedingten Erkrankungen, Schäden und Berufskrankheiten zu schützen.

Eine präventive Maßnahme kann zum Beispiel die Verordnung eines Rücken-schonenden, ergonomischen Arbeitsplatzes oder die Organisation einer betrieblichen Gesundheitsförderung sein.

Aber auch Firmen-Begehungen, Arbeitsplatzbeurteilungen, Gefährdungsbeurteilungen, Unfall-Verhütungsmaßnahmen und das Thema Arbeitsschutz gehören dazu.

Der Arbeitsmediziner berät dabei sowohl den Arbeitgeber in der Gestaltung gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen als auch die Arbeitnehmer in der gesundheitsbewussten Ausführung ihrer beruflichen Tätigkeit.

Neben dem Thema Arbeitsschutz zählen auch betriebliche Wiedereingliederungsmaßnahmen oder Eingliederungsmaßnahmen behinderter oder chronisch erkrankter Mitarbeiter sowie die Mitwirkung an der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation zu den Tätigkeiten eines FA für Arbeitsmedizin.

Das Aufgabengebiet des Arbeitsmediziners beinhaltet weiterhin die Erkennung und Diagnostik arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme. Dazu kann der FA für Arbeitsmedizin spezielle körperliche Untersuchungen und Laboruntersuchungen durchführen. Der Facharzt für Arbeitsmedizin kann zum Beispiel prüfen, ob eine Lungenerkrankung eines Arbeitnehmers mit seiner Arbeit mit speziellen Materialien und Material-Stäuben in Zusammenhang steht.

Überprüfungen der Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit, arbeitsmedizinische Eignungsuntersuchungen und Tauglichkeits-Prüfungen gehören ebenfalls zum Gebiet der Arbeitsmedizin.

Die ärztliche Begutachtung nimmt außerdem einen Teil des beruflichen Alltags des Arbeitsmediziners ein. Begutachtungen spielen insbesondere eine wichtige Rolle zur Anerkennung einer Berufskrankheit. Ist eine Erkrankung also zum Beispiel auf den Lärm am Arbeitsplatz, bestimmte Chemikalien, schwere Arbeiten oder andere besondere Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen, kann die Krankheit als Berufskrankheit anerkannt werden. Dann kann der Arbeitnehmer Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung in Anspruch nehmen, die unter anderem zum Beispiel besondere Rehabilitations-Maßnahmen, Geldleistungen und eine besondere Rente beinhalten können.

Ausbildung zum FA für Arbeitsmedizin

Der Ausbildung zum Facharzt für Arbeitsmedizin geht ein erfolgreich abgeschlossenes Medizinstudium mit der Erlaubnis zur Ausübung der ärztlichen Tätigkeit (Approbation) voraus. Die ärztliche Weiterbildung zum FA für Arbeitsmedizin dauert in der Regel fünf Jahre. 24 Monate der Weiterbildungszeit müssen davon im Fachgebiet der Inneren Medizin oder Allgemeinmedizin absolviert werden. In der Weiterbildungszeit enthalten ist außerdem ein 360-stündiger Kurs im Bereich der Arbeits-/Betriebsmedizin, in dem besondere Themen wie beispielsweise Berufskrankheiten, das Thema Arbeitssicherheit, Arbeitsrecht und das Sozialversicherungswesen behandelt werden.

Nicht zu verwechseln ist die Ausbildung zum Facharzt für Arbeitsmedizin mit dem Erwerb der Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“. Die Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ ist nicht bundeseinheitlich geregelt. In manchen Bundesländern ist eine bereits absolvierte Facharzt-Ausbildung in einer anderen Disziplin Voraussetzung. Dann kann eine neun bis 36-monatige Ausbildungszeit den Arzt zur Tätigkeit als Betriebsmediziner qualifizieren. Die Facharzt-Ausbildung zum FA für Arbeitsmedizin ist hingegen zeitlich umfangreicher und umfasst mehr Lern- und Weiterbildungs-Inhalte sowie berufliche Tätigkeitsfelder.

Wo arbeitet ein Facharzt für Arbeitsmedizin?

Ein Facharzt für Arbeitsmedizin ist hauptsächlich im ambulanten, weniger im stationären Bereich tätig.

Arbeitsmediziner können in speziellen arbeitsmedizinischen Facharztpraxen arbeiten, bei betriebsärztlichen Diensten oder als Betriebsmediziner in einem Unternehmen. Fachärzte für Arbeitsmedizin können aber auch bei öffentlichen Einrichtungen oder Behörden angestellt sein, wie zum Beispiel Gesundheits- oder Gewerbeaufsichtsämtern. Auch eine freiberufliche Gutachter-Tätigkeit kann ausgeführt werden.

Anstellungen in Forschungseinrichtungen zum Beispiel der gesetzlichen Unfallversicherungsträger oder auch in der Lehre und Forschung an Hochschulen sind ebenfalls möglich.

Wann gehst du zum Facharzt für Arbeitsmedizin?

Du trittst bald einen neuen Job in einem neuen Unternehmen an und sollst nun einen Termin beim Arbeitsmediziner beziehungsweise Betriebsarzt wahrnehmen? Arbeitsmedizinische Einstellungsuntersuchungen, Eignungsuntersuchungen und Beratungen vor Antritt einer neuen Tätigkeit können beim Betriebsmediziner durchgeführt werden und einen Grundstein für eine gesunde berufliche Tätigkeit bilden. Dabei kann zum Beispiel überprüft werden, ob du der beruflichen Aufgabe gesundheitlich gewachsen bist oder ob für dich besondere Risiken im neuen Beruf bestehen. Der Betriebsarzt unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Seine Untersuchungsergebnisse darf er deinem Arbeitgeber nicht mitteilen. Ob er dich im Falle eines Eignungstests für den Job als geeignet oder ungeeignet ansieht, darf er hingegen mitteilen.

Du arbeitest im Gesundheitswesen und benötigst einen speziellen Impfschutz? Der Arbeitsmediziner beziehungsweise Betriebsarzt ist um die Vorbeugung (Prävention) berufsbedingter Erkrankungen bemüht. Zum Schutz der Arbeitnehmer kann der Arzt daher zum Beispiel Impfungen verabreichen. Impfungen spielen jedoch nicht nur bei einer Tätigkeit im Gesundheitswesen eine Rolle. Jährliche Grippeschutz-Impfungen durch den Betriebsmediziner können auch in anderen Unternehmen angeboten werden. Wann zur Grippe-Impfung?

Du hast Probleme an deinem Arbeitsplatz, ständig Rückenschmerzen nach langen Büro-Tagen und bräuchtest dringend einen Rat? Auch dann kann dich dein Weg zum Betriebsmediziner führen. Der FA für Arbeitsmedizin kann dir beratend in Fragen der gesunden Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsergonomie sowie deiner körperlichen und seelischen Leistungsfähigkeit zur Seite stehen.

Du arbeitest an einem Arbeitsplatz, an dem du viel Lärm, gefährlichen Chemikalien und Arbeitsstoffen oder Unfallgefahren ausgesetzt bist? Dein Arbeitgeber kann dir zu regelmäßigen Untersuchungen beim Betriebsmediziner raten. Dieser kann beobachten, ob und inwiefern dir diese Tätigkeiten schaden. Der Arbeitsmediziner kann außerdem untersuchen, ob eventuelle gesundheitliche Schäden auf deine Arbeit zurückzuführen sind.

Ist der Schadstoffgehalt in der Luft der Werkshalle zu hoch? Bist du hohen Chemikalien-Werten ausgesetzt? Ist der Aufbau der Werkshalle sicher oder gibt es besondere Unfall-Gefahren? Müssen Anlagen umgeplant werden, um sie im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes besser zu gestalten? In Fragen der Arbeitsplatzbeurteilung und Gefährdungsbeurteilung ist der Arbeitsmediziner der Experte. Er ist in ständigem Kontakt zum Arbeitgeber und mit der Durchführung von Arbeitsplatzbegehungen betraut.

Du bist nach jahrelanger Tätigkeit erkrankt und denkst, die Erkrankung ist auf deine berufliche Tätigkeit zurückzuführen? Aufgabe des Facharztes für Arbeitsmedizin ist auch die Begutachtung und Diagnostik einer Berufskrankheit.

Durch schweres Tragen in deinem Beruf hast du ständig Rückenschmerzen, hast bereits mehrere Bandscheibenvorfälle gehabt und musstest deswegen von deinem Hausarzt mehrfach krank geschrieben werden? Der Arbeitsmediziner oder Betriebsarzt kann dir zum Beispiel Rehabilitationsmaßnahmen empfehlen oder dir mithilfe von Wiedereingliederungsmaßnahmen den Wiedereinstieg in deinen Job erleichtern. Auch in Fragen der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit oder eines Arbeitsplatzwechsels kann dir der Betriebsmediziner weiterhelfen.

Du hast dir beim Arbeiten an einer Maschine in den Finger geschnitten und benötigst Erste Hilfe? Der Betriebsarzt ist auch für die Sicherstellung der Ersten Hilfe und medizinischen Erstversorgung in Unternehmen verantwortlich.

Ab sofort gibt es in der Kantine auch Salat statt Pommes, der Arbeitgeber zahlt dir einen Anteil deines Sportkurses oder bietet Stressbewältigungs- und Entspannungsseminare an? Diese Maßnahmen können Teil einer betrieblichen Gesundheitsförderung oder eines Gesundheitsmanagements sein. Hierdurch möchte dein Arbeitgeber gemeinsam mit dem Arbeitsmediziner deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Beruf stärken.

Untersuchungen beim FA für Arbeitsmedizin

Zur Vorbeugung (Prävention) von gesundheitlichen Schäden oder Erkrankungen durch die berufliche Tätigkeit oder Überwachung deiner Gesundheit während deiner beruflichen Tätigkeit kann der Facharzt für Arbeitsmedizin verschiedene Untersuchungen durchführen.

  • Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung: Die Arbeitsmedizinische Vorsorge ist Teil des Arbeitsschutzes. Arbeitnehmer können im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung über Gesundheitsrisiken ihrer Arbeit beraten werden. Fragen zu körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz oder Beratungen zur ergonomischen Arbeitsgestaltung finden Raum in betriebsärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Auch Themen wie Konflikt- oder Stressmanagement am Arbeitsplatz können beim Arbeitsmediziner thematisiert werden. Eine körperliche Untersuchung kann ebenso zur Vorsorge zählen und zum Beispiel zur Früherkennung von Erkrankungen oder Risikofaktoren genutzt werden.
  • Ergometrie: Mithilfe der Ergometrie kann der Arbeitsmediziner deine Leistungsfähigkeit insbesondere deines Herzens und deines Kreislauf-Systems überprüfen. Dabei kann untersucht werden, ob du beispielsweise der schweren körperlichen Belastung bestimmter Arbeitsbereiche ausgesetzt werden kannst, ob du dich nach langer Krankheit wieder regeneriert hast oder du dich deiner Gesundheit zuliebe mit weniger körperlichen Arbeitstätigkeiten befassen solltest. Bei der Ergometrie wirst du zum Beispiel auf einem Fahrradergometer definierten Belastungen ausgesetzt. Dabei trittst du in die Pedale des Ergometers, während in definierten Zeitintervallen der Widerstand der Pedale und somit die Schwierigkeit des Tretens erhöht wird. Dabei wird gemessen, wie sich deine Herzfrequenz und dein Blutdruck verändern. Gleichzeitig wird dabei ein Elektrokardiogramm abgeleitet, mit dem die elektrischen Ströme in deinem Herzen überwacht werden können.
  • Lungenfunktionsprüfung: Bei der Lungenfunktionsprüfung kann mithilfe verschiedener Untersuchungsverfahren wie der sogenannten Spirometrie die Funktionsfähigkeit deiner Lunge gemessen werden. Dabei werden Fragen geklärt, wie zum Beispiel: Wie viel Luft passt in deine Lungen? Wie gut funktionieren Ein- und Ausatmung? Wie groß ist dein Atemzugvolumen? All diese Werte und weitere Werte können während der Lungenfunktionsprüfung aufgezeichnet werden und dem Arbeitsmediziner Aufschluss über deine Lungenfunktion geben.
  • Hör- und Sehtests: Bist du zum Beispiel großen Lärmpegeln ausgesetzt, kann der Betriebsmediziner regelmäßige Kontrollen deines Hörvermögens durchführen. Dabei kontrolliert er, ob deine berufliche Tätigkeit deiner Gesundheit schadet und kann besondere Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel das Tragen eines Gehörschutzes einleiten. Ebenso wie Hörtest können auch Sehtests durchgeführt werden.
  • Blutentnahmen: Der FA Arbeitsmedizin kann dich auch um eine Blutprobe bitten. Mithilfe der Blutentnahme kann der Betriebsarzt zum Beispiel überprüfen, ob du gegen bestimmte Infektionskrankheiten immun bist oder er dir zum Schutz vor einer Erkrankung im Rahmen deiner Tätigkeit eine Impfung empfehlen würde. Auch kann der Arbeitsmediziner Blutentnahmen zum Zwecke des Biomonitorings durchführen.
  • Biomonitoring: Beim Biomonitoring untersucht der Arbeitsmediziner, inwiefern dein Körper durch bestimmte Schadstoffe wie Arbeitsstoffe, Chemikalien oder Stäube belastet wird. Der Facharzt für Arbeitsmedizin kann dir zum Beispiel Blut abnehmen, um es auf den Gehalt an Schadstoffen zu untersuchen. Er kann auch deine Zellen auf das Vorhandensein von Schädigungen durch die Schadstoffe in deiner Arbeitsumgebung untersuchen. Anhand dieser Untersuchungen kann der Arbeitsmediziner vorsorgen und im Falle einer hohen Schadstoffbelastung Schutzmaßnahmen für dich treffen.