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Windpocken

Kind mit Windpocken-Bläschen auf dem Oberkörper.
Windpocken (Varizellen) verursachen starken Juckreiz und zeigen sich als linsengroße, rötliche Flecken, aus denen wasserhaltige Bläschen werden. Später platzen die virengefüllten Bläschen und verkrusten.

Was sind Windpocken?

Windpocken sind eine meldepflichtige Erkrankung. Schon beim Verdacht auf eine Windpocken-Erkrankung soll gemäß dem Infektionsschutzgesetz eine Meldung an das Gesundheitsamt erfolgen.

Die typische Kinderkrankheit Windpocken (Varizellen) tritt auf, wenn du dich zum ersten Mal mit dem Varicella-zoster-Virus ansteckst (Primärinfektion). Nach einer ausgeheilten Windpocken-Infektion verbleiben die Varicella-Viren in deinen Nervenzellen. Werden sie wieder aktiv, kann eine Gürtelrose (Herpes zoster) auftreten. Was tun bei Gürtelrose?

Was verursacht Windpocken?

Windpocken (Varizellen) werden durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Übertragen werden die Windpocken-Viren über Tröpfcheninfektion. Beim Husten, Niesen oder auch Atmen gelangen mit dem Speichel infizierter Menschen kleinste Viruspartikel in die Luft. Die Virus-Partikel von Varicella zoster können dabei bis zu mehrere Meter weit in der Luft verteilt werden. Atmest du diese „ansteckende“ Luft ein, gelangt das Windpocken-Virus in deinen Körper. Dies wird als aerogene Übertragung bezeichnet. Hattest du zuvor noch keinen Kontakt zu dem Varicella-Virus und besitzt du somit keinen Abwehrschutz, steckst du dich beim Kontakt zu infektiösen Personen nahezu immer mit den Windpocken-Viren an.

Windpocken: Ansteckung

Der infektiöse Hautausschlag bei Windpocken ist ebenfalls eine Ansteckungsquelle. Gelangst du in direkten Kontakt mit dem Inhalt der Windpocken-Bläschen, können die Varicella-zoster-Viren aus dem Bläscheninhalt auf dich übertragen werden.

Die Windpocken-Viren können auch über den indirekten Kontakt, also über Schmierinfektionen weitergegeben werden. Eine typische Schmierinfektion mit dem Varicella-zoster-Virus verläuft zum Beispiel so: Der Inhalt der juckenden Haut-Bläschen gelangt durch Kratzen an die Hände der an Windpocken erkrankten Person. Ihrer Ansteckungsgefahr nicht bewusst, schüttelt die Person dir später die Hände oder berührt eine Türklinke oder eine Haltestange in Bus und Bahn, mit der auch du in Kontakt kommst. Fasst du dir später mit der ungewaschenen Hand zum Beispiel an deine Nase, können die Windpocken-Viren deine Nasenschleimhäute als Eintrittspforte in deinen Körper nutzen. Auch über den Flüssigkeitsfilm, der deine Bindehaut am Auge bedeckt, kann das Varicella-zoster-Virus weitergegeben werden.

Windpocken: Symptome

Die Zeit, die zwischen der Ansteckung mit den Varicella-zoster-Viren und dem Auftreten der ersten Beschwerden vergeht (Inkubationszeit), beträgt bei Windpocken im Durchschnitt 14 bis 16 Tage. Erste Symptome der Windpocken sind meist unspezifisch und könnten auch bei anderen Erkrankungen vorkommen. Zu den ersten Windpocken-Symptomen zählen:

  • Unwohlsein und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen

Nach ein bis zwei Tagen zeigt sich das typische Windpocken-Krankheitsbild. Zunächst treten besonders an deinem Bauch, Rücken und im Gesicht juckende Hautveränderungen auf. Auch an deinen Beinen und Armen entstehen rote Flecken, meist jedoch deutlich weniger als am Rumpf. Neben knötchenartigen Verdickungen bemerkst du stark juckende Bläschen und Krusten. Die Haut sieht aus wie ein „Sternenhimmel“, weil sich viele unterschiedliche Hauterscheinungen nebeneinander zeigen. Dabei leidest du unter Fieber meist um die 39°C. Fieber richtig messen. Später können auch Windpocken-Bläschen an Mund und Nase sowie an den Genitalien und am After auftreten.

Werden die Windpocken-Bläschen aufgekratzt, können sich die entzündlichen Hautveränderungen mit Bakterien infizieren. Das wird als bakterielle Superinfektion bezeichnet. Daher: Finger weg von den juckenden Bläschen, auch wenn es schwer fällt. Besonders bei kleinen Kindern erschweren übergestreifte Baumwollhandschuhe und kurz geschnittene Fingernägel das Aufkratzen der Bläschen.

Der Windpocken-Ausschlag (Exanthem) hält in der Regel drei bis fünf Tage an. Das Tückische an den hoch ansteckenden Windpocken ist: Bereits ein bis zwei Tage vor Auftreten der Hauterscheinungen kannst du andere mit den Viren anstecken. Fünf bis sieben Tage nach Beginn des Hautausschlags ist die Ansteckungsgefahr aber in der Regel erloschen. Dann sind meist alle virenhaltigen Bläschen verkrustet, es geht keine Gefahr mehr von ihnen aus.

Dieser typische Verlauf der Windpocken ist charakteristisch für die Varizellen im Kindesalter. Komplikationen und schwere Verlaufsformen können besonders bei Neugeborenen und bei Personen mit geschwächten Abwehrkräften auftreten.

Windpocken: Komplikationen

Schwere Verläufe der Varizellen-Erkrankung sind möglich. Zu den Komplikationen bei Windpocken zählen:

  • Bakterielle Superinfektion: Kratzt du die stark juckenden Windpocken-Bläschen auf, birgt das die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion. Denn Bakterien können die gestörte Hautbarriere zum Eindringen nutzen und Infektionen deiner Haut auslösen.
  • Varizellenpneumonie: Das Varicella-zoster-Virus ist in der Lage Lungenentzündungen (Pneumonien) auszulösen. Diese Komplikation betrifft häufiger Erwachsene als Kinder. Besonders gefährdet sind Schwangere. Windpocken in der Schwangerschaft können allgemein ein Risiko für das ungeborene Kind darstellen. Daher sind hier besondere Maßnahmen erforderlich.
  • Mitbeteiligung des zentralen Nervensystems: Die Varicella-zoster-Viren sind in der Lage dein zentrales Nervensystem zu infizieren. Dadurch kann es zu Symptomen einer Meningitis (Hirnhautentzündung) oder einer Entzündung deines Gehirns (Enzephalitis) kommen. Ebenfalls möglich sind Gangstörungen oder Gleichgewichtsstörungen, für die dein Kleinhirn zuständig ist (cerebelläre Ataxie).
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Als Komplikation der Varizellen kann es – ähnlich wie zum Beispiel bei der Grippe – zu einer Entzündung des Herzmuskels kommen. Wann zur Grippe-Impfung?
  • Entzündungen der Niere (Nephritis und Glomerulonephritis): Im Rahmen einer Windpocken-Erkrankung können auch deine Nieren durch die Varicella-zoster-Viren betroffen sein. Dadurch kann es zu einer Entzündung der Nieren (Nephritis) und insbesondere zu Entzündungen der Nierenkörperchen beider Nieren (Glomerulonephritis) kommen.

Fetales Varizellensyndrom

Infektionen mit dem Varicella-zoster-Virus während der Schwangerschaft bergen Risiken für das ungeborene Kind und seine Mutter. Daher achtet der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, kurz Frauenarzt, ganz besonders auf den Impfschutz beziehungsweise den Immunstatus der werdenden Mutter während der Schwangerschaft. Untersuchungen beim FA Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Windpocken sind in der Lage über den Mutterkuchen (Plazenta) von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen zu werden. Infiziert sich die werdende Mutter zwischen der fünften und 24. Schwangerschaftswoche mit Varizellen, kann es zur Ansteckung des Fetus und dadurch zum sogenannten fetalen Varizellensyndrom kommen. Das fetale oder das konnatale Varizellensyndrom können Ursache für zahlreiche Fehlbildungen des ungeborenen Kindes sein.

Eine Windpocken-Infektion der Mutter fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt birgt ein besonderes Risiko für die Mutter. Schwerwiegende Verläufe der Varizellen-Erkrankung mit Lungenentzündung (Pneumonie) oder Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) sind möglich.

Windpocken bei Erwachsenen

Eine Erstinfektion mit Windpocken im Erwachsenenalter ist sehr selten. Tritt sie aber dennoch auf, nimmt die Windpocken-Erkrankung meist einen schwereren Verlauf als bei Varizellen im Kindesalter. Bei Erwachsenen treten in der Regel mehr juckende Flecken auf der Haut auf. Die Bläschen können sich über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen immer wieder neu ausbilden. Häufige Begleiterscheinung ist Fieber über 40 Grad. Was tun bei Fieber?

Auch Komplikationen wie eine Leberentzündung, eine Lungenentzündung, eine Gehirnhautentzündung sowie Magen-Darm-Beschwerden treten bei Erwachsenen in der Regel häufiger auf als bei Kindern.

Welcher Arzt hilft bei Windpocken?

Windpocken (Varizellen) sollte immer ein Arzt behandeln. Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Windpocken ist dein Hausarzt oder im Falle deiner Kinder der Kinderarzt. Diagnostik und Untersuchungen beim Kinderarzt. Hausarzt oder Kinderarzt können dich oder dein Kind zur Mit – oder Weiterbehandlung an einen Hautarzt (Dermatologen, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten) überweisen. Mögliche Untersuchungen beim Dermatologen.

Bei Verdacht auf Windpocken solltest du deine Befürchtungen schon am Telefon bei der Terminvergabe in der Arztpraxis äußern. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr von Windpocken können dein Hausarzt, Facharzt für Allgemeinmedizin, Kinderarzt oder Hautarzt rechtzeitig Vorkehrungen zum Schutz ihrer anderen Patienten treffen.

Windpocken: Diagnose

Dein Arzt oder der Kinderarzt kann die Windpocken in der Regel schon an ihrem typischen Hautausschlag erkennen. Im Anfangsstadium können die  noch vereinzelt auftretenden roten, juckenden Hautflecken manchmal mit Mückenstichen verwechselt werden. Wenn nach einem Tag Wartezeit jedoch deutlich mehr knötchenartigen Verdickungen und stark juckende Bläschen aufgetreten sind, ist die Diagnose meist eindeutig. Zwar verursachen auch andere Kinderkrankheiten wie Masern, Scharlach und Röteln ähnlich rote Hautflecken, jedoch keine Bläschen wie die Windpocken. Bestehen dennoch Zweifel an der eindeutigen Diagnose, kann das Labor aus deinem Blutserum mit speziellen Tests Antikörper gegen das Varicella-zoster-Virus nachweisen.

Windpocken: Therapie

Bei unkomplizierten Windpocken-Erkrankungen erfolgt die Therapie rein symptomatisch. Das heißt, die Symptome der Windpocken wie Fieber und Juckreiz der Bläschen werden behandelt und damit in der Regel auch eventuelle Komplikationen verhindert. Insbesondere bakterielle Superinfektionen deiner Haut kannst du durch sorgfältige Hautpflege versuchen zu verhindern. Tägliches Baden sowie juckreizstillende Puder und Lotionen sowie kühlende Kompressen können helfen, den lästigen Juckreiz zu lindern.

Zusätzlich kannst du durch austrocknende Salben und Lotionen, die auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden, das Eintrocknen der Windpocken-Bläschen beschleunigen und Juckreiz mindern

Besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist eine spezifische antivirale Behandlung, z.B. durch Tabletten oder Infusionen mit dem Wirkstoff Aciclovir möglich. Aciclovir hemmt die Vermehrung des Varicella-zoster-Virus und reduziert dadurch nicht nur die Ausbreitung, sondern auch die Erkrankungsdauer. Das gilt auch für die Behandlung von Windpocken-Komplikationen, wie z.B. der Varizellenpneumonie.

Windpocken vorbeugen

Leidest du an Windpocken (Varizellen), bist du für deine Mitmenschen bis zur Verkrustung der Windpocken-Bläschen hochansteckend. Andere Menschen erkranken aber nur, wenn sie noch nie mit dem Varicella-zoster-Virus Kontakt hatten. Um Windpocken und generell Infektionen vorzubeugen solltest du – wenn möglich – den Kontakt mit Erkrankten meiden, auf eine gute Handhygiene achten und dein Immunsystem mit ausgewogener Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft stärken.

An Windpocken (Varizellen) erkrankte Kinder sind ca. 10 Tage (bis zur Verkrustung aller Bläschen) ansteckend und sollten daher weder Kindergarten noch Schule besuchen. Bei Erwachsenen können sich die Windpocken-Bläschen über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen immer wieder neu ausbilden. So lange bleiben die Betroffenen dann auch ansteckend und sollten den Kontakt mit anderen Menschen meiden.

Schwangere ohne Windpocken in der Vorgeschichte sollten auch den Kontakt mit Gürtelrosepatienten vermeiden. Denn das Varicella-zoster-Virus kann in der Schwangerschaft schwere Komplikationen bei Mutter und Kind verursachen. Schutz vor dem Varicella-zoster-Virus kann eine Impfung bieten. Windpocken: Wann impfen?

Windpocken: Heilungschancen

Bist du einmal an Windpocken erkrankt, bist du in der Regel für den Rest deines Lebens gegen das Varicella-zoster-Virus immun. Selten können die Windpocken auch ein zweites Mal auftreten. Das kann beispielsweise dann geschehen, wenn der erste Ausbruch der Windpocken-Erkrankung nur sehr leicht war oder früh in der Kindheit stattgefunden hat.

Windpocken nehmen in der Regel einen harmlosen Verlauf und heilen ohne Folgen aus. Bei Kindern unter einem Jahr sowie bei Erwachsenen über 16 Jahren kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen wie beispielsweise einer Hirnhautentzündung oder einer Lungenentzündung kommen.

Und trotz des gleichen Erregers bist du nach abgeheilter Windpocken-Infektion nicht gegen die Gürtelrose immun. Denn das Varicella-zoster-Virus kann in deinen Nervenknoten in einer Art Ruhezustand verbleiben. Wann und wie das Windpocken-Virus wieder aktiv werden kann, liest du in unserem Artikel zur Gürtelrose.