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Gesundheitstipps Ratgeber

Was Sie über psychische Erkrankungen wissen müssen

Viele Personen kommen im Laufe ihres Lebens in Kontakt mit psychischen Erkrankungen.

Psychische Erkrankungen sind nach wie vor ein Tabuthema und das, obwohl jede dritte Person zumindest einmal in ihrem Leben mit solch einer Erkrankung zu tun hat. Personen, die an psychischen Erkrankungen leiden, sprechen nicht gerne darüber, obwohl dies gerade für Betroffene als auch Angehörige wichtig wäre. In diesem Artikel klären wir über das Tabuthema auf und geben Ihnen einen Überblick über die verbreitetsten psychischen Erkrankungen.

Was sind psychische Erkrankungen und wie entstehen sie?

Unter psychischen Erkrankungen versteht man die verschiedenen psychologischen und emotionalen Probleme, die bei einer Person auftreten können und die es ihr erschweren, im Alltag zu funktionieren. Diese Erkrankungen treten auf, wenn ein Ungleichgewicht von Chemikalien im Gehirn besteht, das sich auf die Stimmung und das Verhalten auswirkt. Es gibt zwar viele verschiedene Arten von psychischen Erkrankungen, aber zu den häufigsten gehören Depressionen, Angstzustände, bipolare Störungen und Schizophrenie. Eine Reihe biologischer, psychologischer und umweltbedingter Faktoren kann zur Entwicklung einer psychischen Erkrankung beitragen. Dazu gehören zum Beispiel genetische Faktoren, Lebensstil und Ernährungsgewohnheiten, traumatische Ereignisse oder längere Stressperioden. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass psychische Erkrankungen nichts sind, wofür man sich schämen oder was einem peinlich sein sollte. Vielmehr handelt es sich um einen medizinischen Zustand, der eine angemessene Behandlung erfordert, von präventiven Maßnahmen wie Therapie und Beratung bis hin zu Medikamenten, falls erforderlich.

Psychische Erkrankungen sind nicht zu unterschätzen

Psychische Erkrankungen sind ein ernstes Thema, das nicht unterschätzt werden darf. Sie können sich stark auf das Wohlbefinden auswirken und haben teils ernste Folgen. Psychische Erkrankungen führen häufig zu einem verstärkten Gefühl der Hoffnungslosigkeit, zu einem verminderten Selbstwertgefühl und zu sozialer Isolation. Diese Symptome können mitunter mit Selbstmordgedanken, Drogenmissbrauch und Produktivitätseinbußen am Arbeitsplatz oder in der Schule eingehen. Darüber hinaus sind Menschen, die mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben, aufgrund der Auswirkungen von Stress auf den Körper auch anfälliger für körperliche Erkrankungen. Betroffene sollten sich der Symptome bewusst sein und angemessen handeln. Die Behandlung psychischer Erkrankungen erfordert professionelle Hilfe und Geduld. Frühzeitig die richtigen Schritte in der Behandlung zu unternehmen, hilft beim Genesungsprozess und sorgt dafür, dass die Menschen trotz ihrer Erkrankung ein erfülltes Leben führen können.

Depressionen als häufigste psychische Erkrankung

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen der Welt. Sie können jeden treffen, unabhängig von Geschlecht, Alter und sozialer Stellung. Auf körperlicher Ebene verursachen Depressionen Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlaflosigkeit, Appetitveränderungen und sogar körperliche Beschwerden und Schmerzen. Emotional ist sie durch traurige oder leere Stimmungen und ein endloses Gefühl der Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet. Es gibt keine einzelne Ursache für Depressionen, sondern eher eine Kombination aus genetischer Anfälligkeit, belastenden Lebensereignissen und psychologischen Umständen. Glücklicherweise gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen, darunter einfache Änderungen des Lebensstils sowie Therapien wie kognitive Verhaltenstherapie und interpersonelle Therapie. Darüber hinaus können auch Medikamente die Symptome einer Depression sehr wirksam lindern. Die langfristigen Folgen einer Depression können schwerwiegend sein, wenn sie nicht behandelt wird. Dazu gehören Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Beeinträchtigungen in Beziehungen, Isolation von Freunden und Familie, erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Stressfaktoren und sogar ein erhöhtes Selbstmordrisiko.

Auch Schizophrenie betrifft viele Personen

Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, die das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst. Sie beginnt häufig zwischen dem fünfzehnten und fünfunddreißigsten Lebensjahr. Zu den Symptomen gehören Wahnvorstellungen, Halluzinationen, verzerrtes Denken und Schwierigkeiten beim Ausdruck von Gefühlen. Die Ursachen der Schizophrenie sind noch weitgehend unbekannt, man geht jedoch davon aus, dass es sich um eine Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren handelt. Die Behandlung von Schizophrenie umfasst sowohl psychiatrische Medikamente als auch psychosoziale Interventionen. Die soziale Stigmatisierung vergrößert die Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit dieser Erkrankung konfrontiert sind, weshalb die Unterstützung durch Familie und Freunde besonders wichtig ist. Mit der richtigen Behandlung können viele Betroffene ihre Symptome jedoch in den Griff bekommen, sodass sie trotz der Diagnose Schizophrenie ein glückliches Leben führen können.

Angststörungen: Wenn unbegründete Furcht die Oberhand gewinnt

Angststörungen sind durch anhaltende und unerwartete Sorgen sowie Ängste gekennzeichnet, die so schwerwiegend sind, dass sie die Fähigkeit einer Person beeinträchtigen, sich zu konzentrieren oder alltägliche Aufgaben zu erledigen. Häufige Symptome einer Angststörung sind Unruhe, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Muskelverspannungen und schnelle Atmung. Es gibt keine endgültige Antwort auf die genaue Ursache von Angststörungen, da sie offenbar sowohl mit biologischen als auch mit psychologischen Faktoren zusammenhängen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören die kognitive Verhaltenstherapie, die sich auf die Umstrukturierung negativer Denkmuster konzentriert, sowie Medikamente zur Verringerung der Schwere der Symptome. Obwohl der Umgang mit dieser Form von psychischen Problemen überwältigend erscheinen kann, hilft ein frühzeitiges Eingreifen von geschulten Fachleuten denjenigen, die an einer Angststörung leiden, ihre Sorgen besser zu bewältigen.

Angststörungen sind nicht zu unterschätzen und sollten nicht unbehandelt bleiben.

Die Kombination zweier Extreme: Bipolare Störungen

Die bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, von der jedes Jahr Millionen von Menschen betroffen sind und die durch plötzliche Schwankungen der Stimmung gekennzeichnet ist. Menschen mit bipolarer Störung können intensive Hochs zusammen mit extremen Tiefs der Depression erleben. Die genaue Ursache der Störung ist unbekannt. Die Behandlungspläne umfassen in der Regel Medikamente wie Antidepressiva oder Stimmungsstabilisatoren, Psychotherapie, Änderungen des Lebensstils und Stressbewältigungstherapien. Zwar gibt es bislang keine Heilung für die bipolare Störung, doch können Medikamente und kleine Änderungen des Lebensstils den Betroffenen helfen, mit ihrem Zustand umzugehen.

Nach wie vor ein Tabuthema in der Gesellschaft

Psychische Erkrankungen gehören heute zu den häufigsten Problemen und dennoch sind sie in vielen Kreisen gesellschaftlich inakzeptabel, mehr noch als körperliche Erkrankungen. Diese Stigmatisierung ist schädlich, da sie bei Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, zu Schamgefühlen, Unbehagen und Verzweiflung führen kann. Experten sind der Ansicht, dass eine Änderung der öffentlichen Einstellungen und Gespräche über psychische Gesundheit einen erheblichen Einfluss auf die Genesungsraten in der Gesellschaft haben kann. Es liegt an uns allen die Bedeutung der psychischen Gesundheit anzuerkennen und eine mögliche Diskriminierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu bekämpfen.

Abb. 1: Pexels.com © Pixabay CCO Public Domain

Abb. 2: Pexels.com © Kat Smith CCO Public Domain

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Fachbezeichnungen

FA Psychiatrie und Psychotherapie

Ein bei DocInsider registrierter Psychiater sitzt neben seinem männlichen Patienten und füllt zum Zweck des psychopathologischen Befundes einen Fragebogen aus
Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wird auch Psychiater oder ärztlicher Psychotherapeut genannt. Er behandelt psychische Erkrankungen und wendet dabei psychotherapeutische Verfahren und medikamentöse Therapien an.

Was ist ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie?

Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist Spezialist auf dem Gebiet der seelischen Gesundheit und ist mit der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung psychischer Erkrankungen und Störungen betraut. Er wird auch Psychiater oder ärztlicher Psychotherapeut genannt.

Der ärztliche Psychotherapeut kennt sich bestens mit dem menschlichen Gehirn und der Komplexität des Denkens und Fühlens aus. In Krisen- und Belastungssituationen weiß er einzugreifen und akute psychiatrische Krankheitsbilder wie Psychosen und Wahnvorstellungen zum Beispiel mit Halluzinationen, Schizophrenien oder Suizidalität (die Absicht zur Selbsttötung) zu behandeln. Mehr zur Schizophrenie und den verschiedenen Schizophrenie-Formen kannst du unter dem Diagnosekürzel F20 nachlesen.

Bei der Behandlung psychischer Erkrankungen wendet der Psychiater psychotherapeutische Verfahren und medikamentöse Therapien an. Außerdem schließt er rein körperliche Ursache eines seelischen Leidens aus, beispielsweise eine Entzündung des Gehirns oder einen Tumor. Eine gute Therapeuten-Patienten-Beziehung gehört ebenfalls zur erfolgreichen Therapie von psychischen Störungen dazu.

In der Psychotherapie erarbeitest du gemeinsam mit deinem ärztlichen Psychotherapeuten mögliche Zusammenhänge zwischen deiner psychischen Erkrankung und deren Auslöser. Du entwickelst mithilfe von Gesprächstherapien und Verhaltenstherapien Strategien, die dir helfen können mit deiner Erkrankung umzugehen und krankmachende Denkmuster und Verhaltensweisen zu ändern. Wenn nötig kann dir dein Psychiater auch Medikamente wie Antidepressiva oder Medikamente gegen Wahnvorstellungen  verschreiben.

Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Die fünfjährige Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie schließt sich an ein abgeschlossenes Medizinstudium mit der Erlaubnis zur Ausübung der ärztlichen Tätigkeit (Approbation) an.

Mindestens 24 Monate der Weiterbildungszeit zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie müssen in der stationären psychiatrischen oder psychotherapeutischen Patientenversorgung verbracht werden. Weitere zwölf Monate im Fachgebiet der Neurologie sind außerdem vorgeschrieben.

Anstellungen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der psychosomatischen Medizin oder ambulanten psychiatrischen Patientenversorgung können auf die restliche Weiterbildungszeit anteilig angerechnet werden.

Was ist der Unterschied zwischen ärztlichen Psychotherapeuten und psychologischen Psychotherapeuten?

Der Begriff „Psychotherapeut“ wird häufig für verschiedene Berufe verwendet. Neben ärztlichen Psychotherapeuten, die die fünfjährige Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie absolviert haben, gibt es außerdem psychologische Psychotherapeuten. Um psychologischer Psychotherapeut zu werden, ist ein Psychologie-Studium mit anschließender Therapeuten-Ausbildung Voraussetzung. Im Gegensatz zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie dürfen psychologische Psychotherapeuten keine Medikamente verschreiben und keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen.

Wo arbeitet ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie?

Ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie kann in der stationären Versorgung tätig sein. Dann arbeitet er beispielsweise in psychiatrischen Kliniken oder auf psychiatrischen Stationen in Krankenhäusern. Neben der stationären Tätigkeit kann sich ein FA Psychiatrie und Psychotherapie auch niederlassen und in einer Facharztpraxis arbeiten. Außerdem sind Beschäftigungen im Bereich der medizinischen Forschung und Lehre möglich.

Wann gehst du zum Psychiater?

Dein Hausarzt hat die Verdachtsdiagnose Burnout oder Depression gestellt? Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie überprüft diesen Verdacht, erarbeitet mit dir passende Therapien und unterstützt dich auf deinem Weg.

Zwänge bestimmen deinen Alltag? Du bist wegen Zwangsstörungen, Zwangsgedanken und Zwangshandlungen wie ständigem Händewaschen aus Angst vor Keimen nicht mehr in der Lage, deinen alltäglichen Aufgaben nachzugehen? Zwangsstörungen sind psychische Erkrankungen, die zum Behandlungsspektrum eines Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie gehören. Welche Formen von Zwangsstörungen es gibt, erfährst du beim ICD-10 Diagnosekürzel F42.

Seit Monaten oder Jahren leidest du an Rückenschmerzen, doch dein Hausarzt, Orthopäde, Neurologe oder Chiropraktiker konnten dir bislang nicht helfen? Dein Darm spielt seit Langem verrückt, aber eine körperliche Ursache wurde weder bei einer Blut-Untersuchung, bei wiederholten Bauch-Untersuchen mittels Ultraschall (Sonographie) noch bei einer Darmspiegelung beim Gastroenterologen gefunden? Dein Hausarzt hat den Verdacht auf eine psychosomatische Ursache geäußert, also eine zugrundeliegende psychische Erkrankung, die sich in Form von körperlichen Beschwerden äußert? Eine psychiatrische oder psychotherapeutische Abklärung kann dir eventuell Klarheit über deine Beschwerden verschaffen.

Nach traumatischen Erfahrungen in deiner Kindheit gerätst du immer wieder an die falschen Menschen? Du eckst mit dem Gesetz an, führst Beziehungen, die von einer großen Angst vor dem Verlassenwerden geprägt sind? Du siehst oft nur die Möglichkeit, dich selbst zu verletzen und bist manchmal auch des Lebens müde? Während eines psychiatrischen Krankenhaus-Aufenthaltes wurde der Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung, beispielsweise vom Borderline-Typ geäußert? Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie kann dir helfen, mit deinen Erfahrungen umzugehen und steht dir zur Seite, wenn du keinen Ausweg siehst.

Ein Familienmitglied oder Freund zieht sich in letzter Zeit immer weiter zurück und erzählt dir, er würde verfolgt, sein Nachbar würde ihm nachstellen, die Personen im Fernsehen könnten seine Gedanken lesen und er würde Gedanken in den Kopf gesetzt bekommen? Wahnhafte Erkrankungen, Psychosen und Schizophrenien sind akut behandlungsbedürftige psychiatrische Erkrankungen, die in psychiatrischen Kliniken und im Anschluss in Praxen oder psychiatrischen Ambulanzen von Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie behandelt werden können. Lies mehr zur Schizophrenie unter dem Diagnosekürzel F20.

Angst dominiert dein Leben? Du hast das Gefühl deiner Familie wird in Zukunft etwas Schlimmes passieren? Der kleinste Knall lässt dich angsterschrocken zusammenzucken, und das geht bereits seit Wochen so? Generalisierte Angststörungen oder auch andere Angsterkrankungen wie Phobien oder Panikattacken können beim Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie behandelt werden. Lies Wissenswertes über Arten, Symptome, Ursachen und Therapie von Angststörungen.

Bei dir wurde eine depressive Phase diagnostiziert und nun fühlst du dich als könntest du Bäume ausreißen? Du hast seit Tagen nicht mehr geschlafen, hast nebenbei eine Fremdsprache gelernt, bist täglich 20 Kilometer gejoggt, fühlst dich großartig und denkst, du könntest nun alles schaffen? Folgt eine solche manische Phase auf eine depressive Phase, kann der Grund eine sogenannte bipolar-affektive Störung sein, eine Erkrankung, bei der sich Depressionen und Manien abwechseln, und die medikamentös und psychotherapeutisch behandelt werden kann. Ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist der richtige Ansprechpartner zur Behandlung von bipolaren Störungen.

Nachdem dir aus betrieblichen Gründen gekündigt wurde wusstest du nicht mehr weiter und bist in die Alkoholsucht geraten? Nun hast du den Entschluss gefasst, dass sich etwas ändern muss. Zur Entzugsbehandlung lässt du dich daher in eine psychiatrische Klinik einweisen. Ein Psychiater oder Psychotherapeut unterstützt dich bei deinem Schritt aus der Sucht.

Du fühlst dich zu dick? Wenn du in den Spiegel schaust, siehst du nur deine vermeintlichen Problemzonen? Seit ein paar Wochen hast du daher angefangen täglich mehrere Stunden Sport zu machen, achtest penibel darauf nicht zu viel zu essen, hast „Dickmacher“ von deiner Einkaufsliste gestrichen, und isst nur noch eine Scheibe Brot pro Tag? Beim Blick in den Spiegel fühlst du dich dennoch weiterhin zu dick, obwohl du bereits viele Kilogramm an Gewicht verloren hast und rein rechnerisch an Untergewicht leidest? Du fühlst dich schwach, deine Haare fallen aus, dein Hormonhaushalt ist aus dem Gleichgewicht? Hinter deinem Essverhalten könnten eine Essstörung stecken. Der richtige Kontakt zur Therapie von Essstörungen ist der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Lies mehr über die verschiedenen Arten von Essstörungen.

Untersuchungen beim Psychiater

Eine der wichtigsten Untersuchungsmethoden im Fachbereich der Psychiatrie ist das Anamnese-Gespräch beziehungsweise die sogenannte Exploration und Erhebung des psychopathologischen Befundes, auch mithilfe von Fragebögen und Tests.

Zur Diagnostik einer psychischen Erkrankung gehört in der Regel auch die Abklärung, ob eine körperliche Ursache wie eine Hormonstörung, eine Erkrankung des Gehirns oder Ähnliches Grund der psychischen Störung sein kann. Im Rahmen dieser körperlichen Diagnostik führt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zumeist in einer Klinik diverse Untersuchungen durch.

Untersuchungen beim Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie können sein:

  • Anamnese und Gespräch, psychopathologischer Befund: In einem ausführlichen Gespräch möchte der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie vieles über deine Beschwerden erfahren. Er macht sich ein Bild von deinen Symptomen, erfragt, wie es dir geht, bewertet, ob akuter Behandlungsbedarf besteht und schaut, ob er dir gegebenenfalls mit Medikamenten eine kurzfristige Linderung deines Leidens verschaffen kann. Dabei hört er genau zu und erhebt dabei den sogenannten psychopathologischen Befund. Dabei werden gezielt psychiatrische Beschwerden abgefragt und deine seelische Erkrankung auf bestimmte Merkmale hin untersucht und abgebildet. Das Gespräch lässt eine erste Einschätzung und Diagnosestellung zu und bildet die Grundlage für die Auswahl der Behandlungsmethoden und Therapie.
  • Tests und Fragebögen: Um Beschwerden gezielt abzufragen oder Betroffene auf psychiatrische Erkrankungen zu untersuchen können speziell entwickelte Tests und Fragebögen verwendet werden. Viele psychisch erkrankte Menschen berichten über Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten. Um diese zu untersuchen, kann ein Test verwendet werden, bei dem die Testperson bestimmte Aufgaben lösen muss, die bei der Auswertung Rückschlüsse auf die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit zulassen. Viele Beschwerden psychiatrischer Erkrankungen können mithilfe von Tests und Fragebögen besser erfasst beziehungsweise greifbar gemacht werden.
  • Blutentnahme und Urinuntersuchung: Dein Blut und dein Urin werden auf verschiedene Werte untersucht, die je nach Art deiner psychischen Erkrankung Hinweis auf eine mögliche körperliche Ursache deiner seelischen Erkrankung sein können. Dabei wird beispielsweise nach Hormonwerten geschaut, dein Blutbild wird untersucht und deine Entzündungs-Werte kontrolliert. Nimmst du Medikamente ein, wird dein Blut gegebenenfalls auf die Wirkspiegel der Medikamente hin untersucht, ebenso wird nach möglichen Nebenwirkungen der Medikamente geschaut.
  • Neurologische Untersuchung: Eine neurologische Diagnostik untersucht die Funktion des Gehirns (des zentralen Nervensystems) sowie des peripheren Nervensystems, der Nerven und die Funktion der Hirnnerven. Neurologische Erkrankungen und psychiatrische Erkrankungen treten oft gemeinsam auf. Daher werden einige neurologische Untersuchungen häufig auch beim Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie durchgeführt. Erfahre mehr über neurologische Untersuchungen und lies Wissenswertes zum Berufsbild eines Facharztes für Neurologie.
  • Elektrokardiographie (EKG): Viele Medikamente, die vom Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie verordnet werden, dürfen nur bei Herz-Gesunden verordnet werden oder verlangen eine Überwachung und Beurteilung des Herzens. Mithilfe von Elektroden, die dir auf deinen Brustkorb geklebt werden, kann die elektrische Aktivität deines Herzens gemessen werden und akute Erkrankungen können ausgeschlossen werden.
  • Weitere internistische Diagnostik: Zur Abklärung einer körperlichen Ursache deiner psychiatrischen Erkrankung können eine körperliche Untersuchung, ein Ultraschall (Sonographie), eine Blutdruck-Messung und Lungenfunktionsuntersuchung und nach Bedarf weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
  • Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomografie (CT) des Schädels: Mithilfe einer MRT oder einer CT kann dein Gehirn auf Veränderungen untersucht werden. Diese bildgebenden Verfahren stellen dein Hirngewebe dar und können Tumoren oder Entzündungen aufspüren, die Grund einer akuten psychiatrischen Erkrankung sein können.
  • Elektroenzephalografie (EEG): Mithilfe der EEG können die elektrischen Ströme im Gehirn gemessen werden. Das EEG wird beispielsweise in der Diagnostik von Epilepsien eingesetzt und kann zur Abklärung von unklaren Krampfanfällen genutzt werden. Wie läuft ein EEG ab?
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Diagnosekürzel

F41

Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht F41 für andere Angststörungen. Angststörungen sind Erkrankungen, bei denen die Betroffenen unter Ängsten leiden, die im Gegensatz zu Phobien nicht nur auf spezifische Situationen oder Dinge gerichtet sind.
Unter F40 bis F48 werden im Diagnoseschlüssel ICD-10 neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen zusammengefasst. F41 ist das Diagnosekürzel für andere Angststörungen wie zum Beispiel Panikstörungen.

F41: Andere Angststörungen

Angststörungen sind Erkrankungen, bei denen die Betroffenen unter Ängsten leiden, die im Gegensatz zu Phobien nicht nur auf spezifische Situationen oder Dinge gerichtet sind. Unter F40 findest du Erklärungen zum Krankheitsbild der phobischen Störung.

Bei Angststörungen können durch die Angst körperliche Beschwerden hervorgerufen werden, zum Beispiel Herzrasen, Schwindel, Schwitzen, Zittern oder andere Symptome. Häufig führen diese Symptome der Angststörungen wiederum dazu, dass die Betroffenen weitere Befürchtungen entwickeln.

Lies mehr zu Ursache und Behandlung von Angststörungen.

F41.0 Panikstörung

Inkl.: Panikattacke
Panikzustand

Exkl.: Panikstörung mit Agoraphobie F40.01

Bei der Panikstörung, auch episodisch paroxysmale Angst genannt, leidet der Betroffene unter plötzlichen, aus dem Nichts auftretenden anfallsartigen (paroxysmalen) Angstattacken. Diese Panikattacken können für einige Minuten anhalten. Die Angst wird dabei in der Regel nicht durch eine spezifische Situation ausgelöst und ist für den Betroffenen daher meist unvorhersehbar. Die betroffene Person leidet unter starken Angstgefühlen und körperlichen Angstreaktionen wie Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Atemnot, dem Gefühl zu ersticken, Schwindel bis hin zu Todesängsten.

F41.1 Generalisierte Angststörung

Inkl.: Angstneurose
Angstreaktion
Angstzustand

Exkl.: Neurasthenie F48.0

Die generalisierte Angststörung, auch Angstneurose, Angstreaktion und Angstzustand genannt, ist ein Krankheitsbild, bei dem die betroffene Person ständig Angst verspürt. Unabhängig von Situationen oder Auslösern ist die Angst für den Betroffenen allgegenwärtig und hält zum Teil über Wochen bis Jahre an. Dabei treten keine Panikattacken (F41.0) auf. Oft stehen Themen wie eine befürchtete Erkrankung von nahestehenden Personen im Vordergrund der Angst. Körperliche Beschwerden, unter denen Menschen mit generalisierter Angststörung leiden können, sind zum Beispiel Herzrasen, Zittern, Schwindel, Bauchschmerzen, Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen.

F41.2 Angst und depressive Störung, gemischt

Inkl.: Ängstliche Depression (leicht oder nicht anhaltend)

Unter F41.2 können Erkrankungen klassifiziert werden, bei denen gleichzeitig Beschwerden einer depressiven Störung und einer Angststörung bestehen, wobei keine der beiden Erkrankungen im Vordergrund steht.

Eine ängstliche Depression ist ein Unterform der Depression, bei der ängstliches Verhalten und Angstgedanken im Vordergrund stehen. Bei einer Depression leiden die Betroffenen unter einer gedrückten oder traurigen Stimmung, vermindertem Antrieb oder verstärkter Müdigkeit und Interessensverlust sowie Freudlosigkeit.

F41.3 Andere gemischte Angststörungen

Unter F41.3 können Angststörungen klassifiziert werden, die verschiedene Merkmale von unterschiedlichen Angststörungen oder anderen psychologischen Krankheitsbildern vereinen.

Erfahre Wissenswertes zu Ursache und Behandlung von Angststörungen.

F41.8 Sonstige spezifische Angststörungen

Inkl.: Angsthysterie

Was Angststörungen sind, liest du unter F41.

Angsthysterie ist eine alte Begrifflichkeit für das Krankheitsbild der Angststörung.

F41.9 Angststörung, nicht näher bezeichnet

Inkl.: Angst o. n. A.

Unter F41 findest du eine Erklärung, was eine Angststörung ist.

Informationen zu Ursache und Therapie von Angststörungen.

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Diagnosekürzel

F40

Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht F40 für phobische Störungen.
Unter F40 bis F48 werden im Diagnoseschlüssel ICD-10 neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen zusammengefasst. F40 ist das Diagnosekürzel für phobische Störungen (Phobien).

F40: Phobische Störungen

Phobische Störungen sind eine Gruppe von Angsterkrankungen, bei denen die Betroffenen Angst vor bestimmten Dingen, Situationen oder Umständen haben. Phobische Störungen werden auch Phobien genannt.

Bei phobischen Störungen wird die Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte und eigentlich ungefährliche Situationen ausgelöst. Die angstauslösenden Situationen werden bei phobischen Störungen vermieden oder mit großer Furcht irgendwie ausgehalten. Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt meist schon Erwartungsangst.

Körperliche Beschwerden, die bei phobischen Störungen auftreten können, sind beispielsweise Herzklopfen, Schweißausbrüche, Schwindel oder Schwäche, die gemeinsam mit der Angst oder durch den alleinigen Gedanken an die Angst-auslösenden Situationen auftreten können.

Lies Wissenswertes zu Phobien sowie zu Ursache und Behandlung von Angststörungen.

F40.0 Agoraphobie

Was eine Phobie ist, erfährst du unter F40.

Die Agoraphobie wird auch Platzangst genannt. Betroffene Personen haben Angst vor der Öffentlichkeit. Sie haben oft Angst, vor die Tür zu gehen und Situationen zu erleben, in denen sie das Gefühl haben, nicht flüchten zu können oder sich durch ihre Angst zu blamieren. Die Angst kann also auch gegen öffentliche Plätze, gegen das Bus- oder Bahnfahren, gegen Menschenmengen oder Menschengedränge gerichtet sein. Häufige Folge dieser Phobie ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten, das bis zum Leben in der Isolation führen kann.

Da bei Agoraphobikern die angstauslösende Situation in den meisten Fällen gut vermieden werden kann, steht die Angst nicht so sehr im Vordergrund wie das Vermeidungsverhalten.

F40.00 Agoraphobie ohne Angabe einer Panikstörung

Eine Agoraphobie ist die Angst, die Wohnung zu verlassen, Geschäfte zu betreten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und/oder sich in Menschenmengen zu befinden. In diesem Fall ohne Angabe einer Panikstörung, aber mit Vermeidungsverhalten der angstauslösenden Situation.

Eine Panikstörung kommt bei gegenwärtigen oder auch zurückliegenden Angstattacken vor. Depressive und zwanghafte Symptome sowie soziale Phobien sind ebenfalls häufig vorhanden.

F40.01 Agoraphobie mit Panikstörung

Hier ist die Angst, die Wohnung zu verlassen, Geschäfte, öffentliche Verkehrsmittel, Theater- oder Kino zu betreten und/oder sich in Menschenmengen zu befinden mit einer Panikstörung verbunden.

Eine Panikstörung äußert sich in wiederkehrenden schweren Angstattacken beziehungsweise Panikattacken, die nicht durch einen speziellen Auslöser hervorgerufen werden, sondern scheinbar unvorhersehbar und plötzlich auftreten. Betroffene leiden dabei an typischen Angstsymptomen wie Herzklopfen oder Herzrasen, können Brustschmerzen oder Brustenge verspüren, ebenso wie Schwindel. Gemeinsam mit der Agoraphobie kann die Panikstörung oftmals sozusagen einen „Teufelskreis“ bilden, die zu einem ausgeprägten Vermeidungsverhalten Angst-auslösender Situationen führt.

F40.1 Soziale Phobien

Inkl.: Anthropophobie
Soziale Neurose

Eine Erklärung zum Begriff der Phobien findest du unter F40.

Soziale Phobien, auch Anthropophobie und soziale Neurose genannt, sind eine Gruppe von Angststörungen, bei denen Betroffene fürchten im Mittelpunkt beziehungsweise Zentrum der Aufmerksamkeit anderer Menschen oder Menschengruppen zu stehen und sich dabei womöglich beschämend zu verhalten. Sie fürchten, sich dabei zu blamieren oder den scheinbar kritischen Blicken und Prüfungen der anderen Menschen nicht Stand zu halten. Angstauslösende Situationen können bei sozialen Phobien Gespräche mit Arbeitskollegen oder Vorgesetzten sein sowie Präsentationen in einem Meeting oder Gespräche mit Fremden. Typische Beschwerden, die die Betroffenen ebenso wie die alleinige Situation fürchten, sind beispielsweise Händezittern, Erröten, Herzrasen, Schwindelgefühl, Schwitzen oder Atemnot. Aus einer sozialen Phobie kann sich auch eine Panikattacke entwickeln. Häufig betreffen soziale Phobien Personen mit einem geringen Selbstwertgefühl und der Angst vor Kritik.

F40.2 Spezifische Phobien

Inkl.: Akrophobie
Einfache Phobie
Klaustrophobie
Tierphobien

Exkl. Dysmorphophobie (nicht wahnhaft) F45.2
Nosophobie F45.2

Spezifische Phobien sind Angstzustände, die in klar definierten Situationen wie beispielsweise die Nähe von/zu bestimmten Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, Besuch öffentlicher Toiletten, Genuss bestimmter Speisen, Zahnarztbesuch oder beim Anblick von Blut oder Verletzungen auftreten.

In der Regel ist sich der Betroffene bei spezifischen Phobien der Harmlosigkeit der Angst-auslösenden Situationen oder Dinge bewusst, leidet aber dennoch unter starker Furcht. Folge kann ein Vermeidungsverhalten sein.

Eine Akrophobie ist die Angst vor der Höhe (Höhenangst).

Unter Klaustrophobie wird die Angst vor der Enge oder dem Aufenthalt in engen, geschlossenen Räumen verstanden.

Bei der Tierphobie besteht eine ausgeprägte Angst vor Tieren.

F40.8 Sonstige phobische Störungen

Was eine Phobie oder phobische Störung ist, kannst du unter F40 nachlesen.

F40.9  Phobische Störung, nicht näher bezeichnet

Inkl.: Phobie o. n. A.
Phobischer Zustand o. n. A.

Unter F40 findest du Erklärungen zum Krankheitsbild der phobischen Störung.

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Krankheiten

Angststörungen

Die Angst vor Spinnen heißt Arachnophobie.
Es gibt mehrere Arten von Angststörungen. Eine davon sind die sogenannten Phobien. Sie werden durch Situationen und Gegenstände ausgelöst. Die Angst vor bestimmten Tieren gehört auch dazu. Spinnenangst heißt Arachnophobie.

Was sind Angststörungen?

Hast du ab und an einmal Angst vor einer bestimmten Situation, einer Person oder einer Herausforderung, dann ist das ganz normal. Denn die natürliche Angst vor einer drohenden Gefahr ist seit Jahrtausenden die Voraussetzung dafür, zu fliehen und sein Leben zu retten. Sobald die Gefahr vorüber ist, vergeht die dadurch hervorgerufene Angst von allein wieder. Wenn du dich allerdings einer für dich bedrohlichen Situation nicht mehr aussetzen willst, du dich von allem Bedrohlichen abschottest und Orte, Dinge und Situationen vermeidest, die dir Angst einjagen, leidest du möglicherweise unter einer Angststörung. Das mulmige Gefühl bestimmt dein Leben so sehr, dass du Angst vor deiner eigenen Angst bekommst.

Welche Arten von Angststörungen gibt es?

Wir alle kennen aus eigener Erfahrung Angst vor etwas oder jemandem: Prüfungsangst, Angst vor dem Zahnarzt, Flugangst, Höhenangst, Spinnenangst und mehr. Angststörungen lassen sich in folgende Arten einteilen:

Phobie: Die Phobie ist eine Angststörung, die durch bekannte Gegenstände, Tiere oder Situationen ausgelöst wird. Dazu gehören die Angst, sich auf öffentlichen Plätzen oder Straßen aufzuhalten. Der Fachbegriff hierfür ist Agoraphobie. Flugangst oder Fahrstuhlangst gehören ebenfalls zu den Phobien. Als soziale Phobie wird die Furcht vor Situationen bezeichnet, in denen du mit anderen Menschen zu tun hast. Eine Tierphobie ist nicht gleichzusetzen mit Abscheu oder Ekel vor einem bestimmten Tier. Ein Mensch mit Tierphobie bekommt schon beim Anblick oder beim Gedanken an ein bestimmtes Tier Herzrasen, Atemnot, zittrige Hände und Knie, Schweißausbrüche und Magendrücken. Die bekannteste Tierphobie ist die Arachnophobie, also die Angst vor Spinnen. Übertriebene Angst vor Naturgewalten wie Gewitter oder Wassermassen gehören ebenso zu den Phobien wie die Angst vor Spritzen, Blut, Verletzungen. Ängste in speziellen Situationen werden als situative Phobie bezeichnet. Dazu gehört beispielsweise Höhenangst, auch Akrophobie genannt. Die Angst, in einem engen Raum eingeschlossen zu sein, wird als Klaustrophobie bezeichnet.

Menschen mit einer Phobie wissen in der Regel, dass ihre Ängste eigentlich unbegründet sind. Trotzdem meiden sie aber alles, was sie mit diesen Ängsten konfrontiert. Jemand, der Angst vor Haien hat, wird wahrscheinlich niemals im Meer schwimmen gehen. Selbst dann nicht, wenn er weiß, dass dort überhaupt keine Haie vorkommen.

Panikstörung: Bei dieser Art Angststörung treten urplötzlice Panikattacken auf. Eine ganz normale Situation wird dann schlagartig zu einer massiven Bedrohung. Die Panikanfälle treten ohne Auslöser völlig unerwartet auf. Die anhaltende Angst vor einer erneuten Attacke wird für Betroffene zum ständigen Begleiter. Panikstörungen treten oft zusammen mit Erkrankunen wie Alkoholismus, Arzneimittelabhängigkeit oder auch Depressionen auf.

Generalisierte Angststörung: Die generalisierte Angststörung wird auch als Angstneurose bezeichnet. Hierbei bestehen mindestens ein halbes Jahr lang eine ständige und starke Anspannung und Sorgen in Bezug auf ganz alltägliche Ereignisse und Probleme, um die sich andere Menschen auch manchmal Sorgen machen. Beispielsweise, dass Angehörige und Freunde schwer erkranken, dass man den Arbeitsplatz verliert, dass die Beziehung irgendwann zerbricht. Menschen mit generalisierter Angststörung sorgen sich bei diesen Gedanken übermäßig, auch wenn gar keine besondere Gefahr besteht. Sie können ihre Ängste kaum oder gar nicht kontrollieren. Häufig tritt die generalisierte Angststörung ab dem 40.-50. Lebensjahr auf.

Zwangsstörung: Psychische Störungen, die durch wiederkehrende Zwangshandlungen und Zwangsgedanken gekennzeichnet sind, werden als Zwangsstörung bezeichnet. Das dabei gezeigte Verhalten nimmt mindestens eine Stunde, manchmal auch bis zu acht Stunden des Tages in Anspruch. Putzzwang, Kontrollzwang, aber auch Aggression sind Zwangshandlungen. Leidet jemand unter dem Vermüllungs-Syndrom mit Sammelzwang, Messie genannt, ist das eine Sonderform der Zwangsstörung.

Posttraumatische Belastungsstörung: Psychische Störungen, die nach einem belastenden Ereignis wie schwerer Unfall und Vergewaltigung auftreten, werden unter dem Begriff posttraumatische Belastungsstörungen zusammengefasst. Bei dieser Form der Angststörungen können neben Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit und Freudlosigkeit auch Furcht, Hilflosigkeit, Alpträume auftreten. Die Betroffenen versuchen alles zu vermeiden, was sie an das Erlebte erinnert. Sie sind oft schreckhaft und extrem reizbar.

Angststörungen: Ursachen

Manchmal lösen traumatisierende Ereignisse im Leben eine Angststörung aus, beispielsweise das Miterleben eines schweren Unfalls. Aber auch wenn jemand das Opfer eines Verbrechens geworden ist oder von einem geliebten Menschen Abschied nehmen muss, kann eine Angststörung die Folge sein. Ebenfalls können Hirnerkrankungen oder Hormonstörungen die Ursache einer Angststörung sein. Es gibt verschiedene Theorien, wie eine Angststörung entstehen kann und wie sie sich entwickeln kann:

Erlernte Ängste: Vermeidungsstrategien werden zur Gewohnheit

Entwickelt sich aus einer neutralen Begebenheit ein bedrohliches Ereignis, dann vermeidet fast jeder in Zukunft intuitiv solche Situationen. Durch diese Vermeidungsstrategie wird die bestehende Angst aufrecht erhalten und erlernt. Erhöhte Aufmerksamkeit wird körperlichen Angstsymptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüche, zittrigen Händen geschenkt, sobald der auslösende Reiz sichtbar wird.

Ein übersensibles Nervensystem sorgt für inneren Aufruhr

Eine weitere Theorie geht davon aus, dass Menschen mit Angststörungen unter einem übersensiblen autonomen Nervensystem leiden. Das autonome Nervensystem reguliert in unserem Körper Herz, Atmung und innere Organe. Ist die Reizschwelle durch ein übererregbares autonomes Nervensystem erniedrigt, können die Angstsymptome schneller entstehen.

Kindheitstraumata können wieder aufbrechen

Wenn in Kindheit und Jugend nicht gelernt wurde, mit Ängsten umzugehen, dann können im Erwachsenenalter in konfliktträchtigen Situationen alte, längst verdrängte Ängste wieder ausbrechen. Häufig wird dieses Verhalten bei Trennungsängsten beobachtet.

Symptome bei Angststörungen

Angststörungen machen sich bei jedem Betroffenen anders bemerkbar. Manche Menschen sind innerlich unruhig und fühlen sich der Situation hilflos ausgeliefert. Andere sind hektisch, wieder andere vermeiden alles, was sie mit dem Angstauslöser in Kontakt bringen könnte. Sie schotten sich von ihrer Umwelt ab, gehen nicht mehr aus dem Haus und auch nicht mehr in soziale Netzwerke oder ans Handy. Es gibt aber auch Menschen, die sich als Abwehrmechanismus bestimmte Gesten oder Grimassen einfallen lassen. Symptome von Angststörungen können sein:

  • Schlafstörungen, insbesondere Einschlafstörungen. Lies mehr zu Hilfe bei Schlafstörungen.
  • Nervosität.
  • Innere Anspannung.
  • Schwitzen.
  • Ständiges Grübeln.
  • Erröten.
  • Zittern.
  • Herzrasen.
  • Atemnot.
  • Harndrang.
  • Schwindel. Lies mehr zu Ursachen und Therapie von Schwindel.
  • Vermeidungsverhalten.
  • Fluchtgedanken.
  • Dramatisierung der Situation.
  • Reizbarkeit und Aggressivität.

Angststörungen: Diagnose

Um herauszufinden, ob du wirklich unter einer Angststörung leidest und nicht unter ganz normalen Ängsten, wie sie jeder von uns ab und zu hat, wird dein Arzt ganz genau nachfragen. Du wirst deine Ängste, die auslösenden Umstände, die Intensität der Angstgefühle beschreiben müssen. Berufliche und private Lebensumstände, Kindheit, familiäre Vorbelastungen, andere Erkrankungen und Medikamente, die du einnimmst, kommen ebenso zur Sprache wie eventueller Drogenkonsum. Letzteres soll ausschließen, dass die Angststörungen die Folge einer Suchterkrankung ist.

Um sicher zu gehen, dass eine körperliche Erkrankung wie eine Gehirnentzündung oder ein Tumor im Gehirn nicht die Auslöser der Angststörungen sind, kann dein Arzt eine Kernspintomographie deines Kopfes anordnen. Eine Ultraschalluntersuchung kann ebenfalls nötig werden sowie eine Blutentnahme, um Entzündungsmarker festzustellen.

Mit sogenannten Angst-Fragebögen soll die Art der Angststörungen festgestellt werden. Die kann dein Arzt während eures Gesprächs ausfüllen oder du selbst machst das zu Hause und gibst die ausgefüllten Bögen in der Praxis ab.

Welcher Arzt kann bei Angststörungen helfen?

Dein Hausarzt wird zunächst einmal Grunderkrankungen ausschließen und dich dazu und für weitere Untersuchungen auch gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen.

Ansprechpartner für Angststörungen und Angsterkrankungen sind ärztliche Psychotherapeuten, Psychiater, Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Angststörungen: Was hilft?

Bei der Therapie von Angststörungen, die Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung wie beispielsweise Depression sind, wird zunächst die Grunderkrankung behandelt. Danach folgt die Therapie der Angstsymptome.

Bei Angststörungen ohne medizinische Ursache kommt in der Regel eine Kombination aus Verhaltenstherapie, Entspannungsmethoden und, falls nötig, Medikamenten zum Einsatz.

Mit Psychotherapie gegen die Angst

Die Psychotherapie wird bei der Behandlung von Angststörungen, besonders bei Phobien, gerne eingesetzt. Dabei führt der Therapeut dich ganz bewusst in die angstauslösende Situation. Damit sollst du erleben, dass die von dir befürchtete Katastrophe nicht eintritt. In der Psychotherapie lernst du, Einfluss auf das Ausmaß deiner Ängste zu nehmen, sie im Griff zu behalten und sie letztendlich zu beherrschen.

Falls du unter einer Sozialphobie leidest, kannst du den Umgang mit anderen Menschen in einer Gruppentherapie lernen. Rollenspiele können helfen, alltägliche Situationen zu erleben und sich draußen zurecht zu finden. Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training können dich dabei unterstützen, innere Ruhe zu finden.

Was kannst du selbst gegen Angststörungen tun?

Es ist nicht schlimm, dass du mit gewissen Situationen nicht klar kommst und Angst davor hast. Du bist mit diesem Problem nicht allein, und dir kann geholfen werden. Scheu dich nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Warte nicht damit, denn je länger du es aufschiebst, desto schwieriger wird es. Du magst stark sein, aber du brauchst Unterstützung. Das hat nichts mit Schwäche zu tun. Hilfe und Unterstützung bieten Selbsthilfegruppen und Therapiemöglichkeiten.

Versuche nicht, durch Vermeiden der angstauslösenden Situation, deine Angststörung selbst in den Griff zu bekommen. Denn dadurch sorgst du nur noch mehr dafür, dass sich die Angst in deinem Leben festsetzt.

Bitte greif nicht auf eigene Faust zu irgendwelchen Beruhigungsmitteln. Das schadet dir langfristig mehr als es nützt. Finger weg auch von Alkohol als Problemlöser.

Welche Medikamente helfen bei Angststörungen?

Bei besonders schweren Angststörungen oder bei Panikstörungen kann dein Arzt dir bestimmte Medikamente verschreiben. Welche gewählt werden hängt davon ab, welche Symptome der Angststörungen angegangen werden sollen, wie schwer die Angststörungen generell sind und welche anderen Erkranungen zusätzlich vorliegen.

Antidepressiva haben sich zur längeren Behandlung von Angststörungen bewährt. Sie beeinflussen das Transportsystem der Botenstoffe des Gehirnstoffwechsels und sorgen dafür, dass bestimmte Stoffe verstärkt verfügbar sind. Da die Wirkung dieser Medikamentengruppe aber erst nach ein bis drei Wochen spürbar ist, können die Antidepressiva in der Anfangspahse mit schnell wirkenden Benzodiazepinen kombiniert werden.

Trizyklische Antidepressiva (TZA) können bei großer Unruhe oder Angstzuständen zum Einsatz kommen. Wenn die Angststörungen von Schmerzen begleitet werden, können TZA ebenfalls eingesetzt werden. Trizyklische Antidepressiva wirken stark stimmungsaufhellend. Wirkstoffe sind zum Beispiel: Amitriptylin. Hier tritt die stimmungsaufhellende Wirkung erst nach etwa zwei Wochen ein, der beruhigende Effekt zeigt sich jedoch sehr schnell. Amitriptylinoxid wird häufig bei chronischen Schmerzen mit seelischer Komponente eingesetzt. Clomipramin wird häufig bei Zwangsstörungen eingesetzt. Imipramin soll positiv bei Schlafwandeln und nächtlichen Einnässen wirken. Nortriptylin kommt häufig bei leichten und mittelschweren Depressionen zum Einsatz.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) verstärken die Wirkung des Botenstoffes Serotonin im Gehirn. SSRI-Medikamente können beispielsweise die folgenden Wirkstoffe enthalten: Citalopram hat keine beruhigende, aber eine stimmungsaufhellende Wirkung. Escitalopram wird häufig bei Panikattacken eingesetzt. Sertralin soll erneutem Auftreten von depressiven Phasen vorbeugen.

Benzodiazepine mindern die Heftigkeit der Gefühle und deren bewusste Wahrnehmung. Sie dämpfen Erregung und Angst, entspannen die Muskulatur und wirken beruhigend. Benzodiazepine können bei längerem Gebrauch abhängig machen. Bitte verschweig deinem Arzt nicht, wenn du andere Medikamente einnimmst. Denn Benzodiazepine verstärken beispielsweise die Wirkung von bestimmten Antihistaminika bei Allergien.

Buspiron wirkt angstlösend und antidepressiv. Die Wirkung tritt allerdings erst nach zwei bis vier Wochen ein. Vorsicht beim Verzehr von Grapefriut und Grapefruitsaft. Das Obst verstärkt die Medikamentenwirkung.

Heilungschancen von Angststörungen

Ängste verschwinden nicht per Knopfdruck von heute auf morgen. Für den Therapieerfolg ist es wichtig, dass du aktiv mitarbeitest und auch mitarbeiten willst. Versuche nicht allein, mit deinen Ängsten fertig zu werden, betäube sie nicht durch Alkohol, Medikamente oder Drogen. Lass dir von fachkundiger Seite helfen und du wirst sehen: mithilfe geeigneter Therapiemethoden lassen sich deine Angststörungen lindern oder sogar heilen.

Am günstigsten fällt die Prognose aus, wenn deine Angst noch nicht allzu lange vorhanden ist. Daher ist es wichtig, sich nicht abzuschotten und sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Aber auch Ängste, die bereits seit Jahren bestehen, gehen durch eine Therapie häufig deutlich zurück.