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Impf-Irrtümer

Mann niest in Taschentuch, weil er eine Erkältung hat.
Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt mit Fieber unter 38°C stellt in der Regel keinen Hinderungsgrund für eine Impfung dar.

Wann impfen und wann nicht?

Es kursieren unzählige Irrglauben und Irrtümer, wann du dich nicht impfen lassen solltest. Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) können Impfungen immer dann durchgeführt werden, wenn aktuell keine akute, behandlungsbedürftige Erkrankung beim Patienten vorliegt. Auf Besonderheiten wie zum Beispiel in der Schwangerschaft muss allerdings geachtet werden.

Irrtümlich als Gegenanzeigen zur Impfung werden verstanden:

  • Banale Infekte mit Temperaturen bis 38°C.
  • Krampfanfälle in der Familie oder vorausgegangene Fieberkrämpfe des zu impfenden Patienten.
  • Lokalisierte Hautinfektionen.
  • Behandlung mit Antibiotika.
  • Schwangerschaft der Mutter des Impflings.
  • Chronische Erkrankungen.
  • Frühgeburtlichkeit.

All diese genannten Aspekte stellen keinen Hinderungsgrund zur Durchführung einer Impfung dar. Die Impfung muss also nicht verschoben werden und du kannst deinen Impftermin guten Gewissens wahrnehmen. Solltest du dir dennoch unsicher sein, kontaktiere am besten deine Arztpraxis.

Wann solltest du dich nicht impfen lassen?

  • Akute Erkrankungen, die einer Behandlung bedürfen, stellen Gründe dar, um einen Impftermin zu verschieben.
  • Bei aufgetretener Arzneimittelreaktion in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung empfehlen Ärzte auf eine weitere Verabreichung des Impfstoffs zu verzichten, sofern eine Verbindung der Arzneimittelreaktion mit dem Impfstoff nicht ausgeschlossen werden kann.
  • Während der Schwangerschaft gelten generell andere „Impfregeln“: Lebendimpfstoffe sollen während einer Schwangerschaft nicht verabreicht werden. Totimpfstoffe können in der Regel ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel problemlos geimpft werden.
  • Besonderheiten wie Blutungsneigungen, Gerinnungsstörungen oder Autoimmunerkrankungen bedürfen einer ärztlichen Beratung und einer genauen Abwägung der Nutzen und Risiken der Impfungen.

Krank zur Impfung?

Erkältungen und grippale Infekte stellen keine Gegenanzeige zur Impfung dar, sofern kein Fieber über 38,0°C vorliegt oder ein akuter Behandlungsbedarf besteht.

Impfungen bei Personen mit Immundefekten oder abgeschwächter Immunabwehr sollten individuell mit dem Arzt besprochen werden. Eine Immunabwehrschwäche stellt in der Regel keine Gegenanzeige zur Impfung mit Totimpfstoffen dar.

Autoimmunerkrankungen stellen keine generelle Kontraindikation, also Gegenanzeige zur Impfung, dar. Den Nutzen und das Risiko der Schutzimpfung solltest du im Einzelfall mit deinem behandelnden Arzt abwägen.

Leidest du unter einer Blutungsneigung oder Gerinnungsstörung musst du nicht auf Impfungen verzichten. Hier kann statt einer intramuskulären Verabreichung der Impfstoffe auf eine subkutane Verabreichung also eine Spritze in das Unterhautfettgewebe ausgewichen werden. Eine individuelle Abwägung von Blutungsrisiko und Impfnutzen sollte unbedingt in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Mehr zum Thema wie Impfungen verabreicht werden unter wichtige Infos zur Impfung.

Impfungen in Schwangerschaft und Stillzeit

Impfungen bei Schwangeren können durchgeführt werden, sofern es sich bei den Impfstoffen um Totimpfstoffe handelt. Allerdings sollten im ersten Schwangerschaftsdrittel in der Regel nur äußerst dringliche Impfungen erfolgen.

Einige Impfungen sind während der Schwangerschaft von der STIKO ausdrücklich angeraten. Dazu zählt die Impfung gegen Influenza (Grippe) ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel.

Impfungen mit Lebendimpfstoffen wie Impfungen gegen Masern, Röteln und Mumps sollten in der Schwangerschaft nicht durchgeführt werden.

In der Stillzeit können sowohl stillende Mutter als auch Säuglinge in der Regel problemlos geimpft werden. Eine Ausnahme stellt die Gelbfieberimpfung der Mutter dar. Diese sollte laut STIKO nicht während der Stillperiode durchgeführt werden.

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Lebendimpfstoffe und Totimpfstoffe

Abwehrschutz gegen das Grippe- oder Influenza-Virus kann eine Impfung mit einem Totimpfstoff verleihen.
Impfstoffe gegen das Grippe-Virus (Influenza-Virus) enthalten keine vermehrungsfähigen Krankheitserreger und werden als Totimpfstoffe bezeichnet.

Lebendimpfstoff: Was ist das?

Lebendimpfstoffe enthalten vermehrungsfähige Krankheitserreger, durch die dein Immunsystem aktive Abwehrmechanismen gegen den jeweiligen Erreger erlernen soll. Zu den Lebendimpfstoffen zählen zum Beispiel die Impfungen gegen Masern, Röteln, Mumps, Varizellen, Rotaviren und Typhus.

Bereits eine einmalige Impfung mit einem Lebendimpfstoff verleiht deinem Körper Immunität. Die Durchführung einer zweiten Impfung dient der Sicherheit. Für die Verabreichung von Lebendimpfstoffen und die zeitlichen Abstände der Impfungen gelten entsprechend der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) andere Regeln als für Totimpfstoffe.

Lebendimpfstoffe können miteinander kombiniert und gleichzeitig verabreicht werden. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Dreifach-Impfung gegen Masern, Röteln und Mumps. Sollten die Lebendimpfungen nicht zum gleichen Zeitpunkt durchgeführt werden, wird in der Regel ein Mindestabstand von vier Wochen eingehalten.

Lebendimpfstoffe können auch parallel zu Totimpfstoffen verabreicht werden. Besondere Vorschriften gelten in der Schwangerschaft. Impfungen mit Lebendimpfstoffen dürfen in der Schwangerschaft nicht durchgeführt werden.

Kannst du dich durch Lebendimpfstoffe infizieren?

Die Krankheitserreger in Lebendimpfstoffen sind zwar vermehrungsfähig, jedoch wurden sie zuvor in der Herstellung des Impfstoffes abgeschwächt (attenuiert), sodass keine Auslösung der eigentlichen Krankheit zu befürchten ist. Es kann allerdings zur Ausprägung von leichten Erscheinungsformen der jeweiligen Krankheiten kommen, wie beispielsweise bei den Impfmasern. Impfmasern können nach der Masernimpfung auftreten und mit einem Masern-ähnlichen Ausschlag und Temperaturerhöhungen einhergehen. Experten werten die Impfmasern als Signal dafür, dass dein Immunsystem gut auf die Impfung anspricht und dass du Abwehrmechanismen gegen Masern entwickelst.

Totimpfstoff: Was ist das?

Totimpfstoffe enthalten im Gegensatz zu Lebendimpfstoffen keine vermehrungsfähigen Krankheitserreger. In den Totimpfstoffen enthalten sind entweder abgetötete Krankheitserreger, Bestandteile der Krankheitserreger oder Bestandteile der Gifte von Krankheitserregern.

Beispiele für Totimpfstoffe sind:

Je nachdem, welche Erregerbestandteile der Impfstoff enthält, werden unterschiedliche Arten von Totimpfstoffen unterschieden:

  • Ganzpartikelimpfstoffe enthalten abgetötete Krankheitserreger. Ein Beispiel hierfür ist der Impfstoff gegen Hepatitis A. Impf-Infos zu Hepatitis A.
  • Spaltimpfstoffe beinhalten Bestandteile der Erreger. Der Impfstoff gegen Meningokokken ist ein Spaltimpfstoff. Impf-Infos zu Meningokokken.
  • Polysaccharidimpfstoffe enthalten bestimmte Elemente (Polysaccharide) der Hüllen von Krankheitserregern. Zu den Polysaccharidimpfstoffen gehört der Impfstoff gegen Pneumokokken. Impf-Infos zu Pneumokokken.
  • In Konjugatimpfstoffen sind Bestandteile der Erregerhüllen, die sogenannten Polysaccharide, an Eiweiße gekoppelt. Die Pneumokokken-Impfung für Säuglinge ist ein Konjugatimpfstoff. Impf-Infos zu Pneumokokken.
  • Toxoidimpfstoffe enthalten inaktivierte Teile der Gifte von Krankheitserregern. Die Diphtherie-Impfung enthält Toxoidimpfstoffe. Impf-Infos zur Diphtherie.
  • Adsorbatimpfstoffe enthalten Erreger, die beispielsweise an Aluminium gebunden sind und daher langsamer in den Körper aufgenommen werden.

Totimpfstoffe können ohne Beachtung von Zeitabständen kombiniert werden. Totimpfstoffe verleihen in der Regel nicht sofort nach der ersten Impfung einen Abwehrschutz. Daher werden Impfungen mit Totimpfstoffen als Teilimpfungen durchgeführt und müssen mehrfach wiederholt werden.

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Aktive und passive Impfungen

Arzt zieht Spritze zur aktiven Impfung auf.
Bei der Aktivimpfung wird ein Impfstoff verabreicht, der als wichtigsten Inhaltsstoff Antigene enthält. Bei der Passivimpfung enthält der Impfstoff Antikörper gegen den Krankheitserreger.

Aktive Impfung: Was ist das?

Ziel der aktiven Schutzimpfung ist die Entwicklung einer längerfristigen oder gar dauerhaften Immunität gegen eine Erkrankung. Bei einer aktiven Impfung wird ein Impfstoff verabreicht, der als wichtigsten Inhaltsstoff Antigene enthält und so zu einer aktiven Abwehrreaktion und erlernter Immunität gegen die spezifischen Keime bzw. die Erkrankung führt. Als Antigene werden Strukturen von Krankheitserregern bezeichnet, die vom Immunsystem als fremd erkannt werden und die eine aktive Immunreaktion auslösen.

In den Impfstoffen enthaltene Antigene sind in der Regel abgeschwächte Krankheitserreger, Teile von abgetöteten Krankheitserregern oder aber Bestandteile eines krankmachenden Giftes eines Krankheitserregers.

Durch eine aktive Impfung passiert in deinem Körper Folgendes: Dein Körper reagiert auf die aktive Impfung, wie er auch auf „echte“ Krankheitserreger reagieren würde. Er muss den Krankheitserreger erkennen und Abwehrmechanismen gegen den Eindringling entwickeln. Durch die Impfung trainiert dein Körper also komplexe Abwehrprozesse und bildet auf die Erreger abgestimmte Gedächtniszellen und Antikörper, die bei erneutem Erreger-Kontakt rasch eingreifen können und die Krankheitserreger ausschalten oder unschädlich machen können.

Antikörper sind frei im Blut schwimmende, von Abwehrzellen gebildete Eiweiße, die Antigene erkennen, unschädlich machen und der Zerstörung zum Beispiel durch Fresszellen zuführen können.

Je nachdem, ob der Impfstoff lebensfähige Krankheitserreger oder abgetötete Erreger oder Bestandteile der Erreger enthält, werden Lebendimpfstoffe von Totimpfstoffen unterschieden. Lies mehr zum Thema Lebendimpfstoffe und Totimpfstoffe.

Passive Impfung: Was ist das?

Bei einer Passivimpfung werden mit dem Impfstoff keine Krankheitserreger oder Erreger verabreicht. Stattdessen enthält der Impfstoff Antikörper gegen den Krankheitserreger, der deinen Körper in dem Impf-Moment kurzfristig gegen den Krankheitserreger schützt.

Antikörper schwimmen normalerweise im Blutkreislauf. Sie werden von Abwehrzellen gebildet und können Antigene, also Bestandteile von Krankheitserregern, erkennen, unschädlich machen und der Zerstörung zum Beispiel durch Fresszellen zuführen. Antikörper sind immer passgenau auf einen bestimmten Krankheitserreger ausgerichtet und sind daher höchst effektive Abwehrmechanismen.

Passive Impfungen stellen streng genommen keine Impfungen im eigentlichen Sinne dar, weil sie keine Immunisierung gegen den Krankheitserreger bezwecken, sondern nur zeitbegrenzte Immunität verleihen.

Eingesetzt werden passive Impfungen zum Beispiel in Situationen, in denen ein Kontakt zu einem Krankheitserreger bei fehlendem Impfschutz stattgefunden hat. Damit dein Körper dem Erreger nicht schutzlos ausgeliefert ist, kann eine passive Impfung verabreicht werden und helfen, den Erreger rasch zu eliminieren.

Eine passive Impfung ersetzt keine aktive Schutzimpfung. Wenn die Erkrankung erfolgreich mithilfe einer passiven Impfung bekämpft worden ist, kann die aktive Schutzimpfung entsprechend der Empfehlungen der STIKO nachgeholt bzw. aufgefrischt werden.

Lies mehr wichtige Infos zur Impfung.

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Wichtige Infos zur Impfung

Ärztin impft kleines Mädchen, um dessen Abwehrkräfte anzuregen.
Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt eine Reihe von Schutzimpfungen insbesondere im Kindes- und Jugendalter.

Was bedeutet impfen?

Bei einer Impfung werden deinem Körper Stoffe verabreicht, die zur Ausbildung von Abwehrmechanismen des Immunsystems gegen bestimmte Krankheiten führen sollen.

Schutzimpfungen enthalten Bestandteile von Krankheitserregern oder abgeschwächte Krankheitserreger selbst. Dein Immunsystem lernt anhand des Impfstoffs die Krankheitserreger schnell zu erkennen und bereits erlernte Abwehrmechanismen sofort einzusetzen. Auf diese Weise kann dein Immunsystem im Falle eines erneuten Kontakts zum Krankheitserreger schnell und effektiv auf die Eindringlinge reagieren und einen Ausbruch der Erkrankung verhindern oder abschwächen. Dieser Zustand wird Immunität genannt.

Eine gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht für alle Menschen besteht in Deutschland derzeit nicht. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt jedoch eine Reihe von Schutzimpfungen insbesondere im Kindes- und Jugendalter sowie Auffrischungen des Impfschutzes im Erwachsenenalter. Wann sind Auffrischungsimpfungen nötig?

Warum impfen?

Impfungen können dem Organismus Schutz gegen gefährliche Infektionskrankheiten bieten. Bei einer aktiven Schutzimpfung werden deinem Körper mit der Impflösung entweder Erreger oder Bestandteile von Krankheitserregern wie Eiweiße der Viren-Hülle oder Eiweiße der Bakterien-Gifte zugeführt. Dein Körper reagiert auf die Impferreger genauso, wie er auf „echte“ Erreger reagieren würde und setzt eine Reihe von komplexen Abwehrmechanismen in Gang. Im Anschluss an die Abwehrreaktion kann sich dein Immunsystem an die Krankheitserreger mithilfe sogenannter Gedächtniszellen erinnern. Es kann dank der Gedächtniszellen bei erneutem Kontakt zum Erreger sofort mit spezifischen Abwehrmechanismen, den Antikörpern, eingreifen und den Ausbruch der Erkrankung eindämmen oder gar verhindern.

Antikörper sind kleine, im Blutserum vorhandene Eiweiße, die jeweils einen speziellen Erreger genau erkennen. Sie machen den Erreger entweder auf direktem Wege unschädlich oder sorgen dafür, dass andere Abwehrzellen wie Fresszellen (Makrophagen) die Erreger abtöten.

Was passiert beim Impfen im Körper?

Durch die im Impfstoff  enthaltenen Erreger oder Erregerbestandteile werden Abwehrzellen angelockt und aktiviert. Zuerst eintreffende Fresszellen (Makrophagen) nehmen die Krankheitserreger in sich auf, töten die Erreger ab und zerlegen sie in kleinere Einzelteile. Diese Fragmente präsentieren die Fresszellen für andere Abwehrzellen nun auf ihrer Oberfläche, ganz nach dem Motto: „Schaut euch den Feind an!“. Gleichzeitig schütten die Fresszellen Botenstoffe aus und locken so andere Abwehrzellen, wie die T- Lymphozyten und B-Lymphozyten, an.

Die T-Zellen, wie die T-Lymphozyten auch genannt werden, patrouillieren ständig durch dein Blut und deine Lymphorgane. Sie tragen auf ihrer Oberfläche sogenannte Rezeptoren. Das sind Eiweiße, mit denen sie erkennen können, wenn eine Fresszelle einen Teil eines Krankheitserregers präsentiert. Das auf den Fresszellen präsentierte Eiweiß, welches die T-Lymphozyten erkennen und gegen welches sich deine Immunabwehr richtet, wird Antigen genannt.

Erkennt eine T-Zelle ein Antigen, wird sie dazu angeregt sich zu vermehren. Es entstehen viele T-Zellen, die alle denselben, gegen das spezifische Antigen gerichteten, Rezeptor tragen. Dabei entstehen verschiedene Unterformen der T-Zellen, die T-Helferzellen. T-Helferzellen können selbstständig Erreger abtöten und spielen eine wichtige Rolle in der weiteren Immunabwehr.

Die B-Lymphozyten oder B-Zellen tragen genau wie die T-Zellen einen Rezeptor auf ihrer Oberfläche, mit denen sie Krankheitserreger erkennen können. Sie können das Antigen allerdings nicht nur erkennen, sondern es ähnlich wie die Fresszellen auch in sich aufnehmen, zerkleinern und wiederum auf ihrer Oberfläche präsentieren. Trifft nun eine T-Helferzelle mit ihrem speziellen Rezeptor auf eine B-Zelle, die wiederum Teile des Krankheitserregers (Antigen) auf ihrer Oberfläche trägt, bilden die T-und B-Zelle eine Arbeitseinheit. Durch die Wechselwirkung zwischen den Zellen werden von den T-Zellen Botenstoffe ausgeschüttet, die die B-Zellen aktivieren und dazu anregen, sich in Plasmazellen umzuwandeln.

Plasmazellen produzieren effektive Abwehrmechanismen, die genau auf diesen einen speziellen Krankheitserreger abgestimmt sind: unsere Antikörper (Immunglobuline). Antikörper sind kleine, im Blut schwimmende Eiweiße, die Krankheitserreger erkennen und binden. Dadurch werden die Erreger für Fresszellen und Killerzellen erkenntlich gemacht. Außerdem können sie bereits durch die Bindung „harmlos“ gemacht werden (Neutralisierung).

Neben den Plasmazellen entstehen aus den B-Zellen auch die sogenannten Gedächtniszellen. Diese Zellen produzieren selbst zunächst keine Antikörper, bleiben dem Körper aber lange erhalten. Sie sind der Grund dafür, dass unsere Impfungen so gut funktionieren.

Kommt es nach der Impfung erneut zum Kontakt mit dem Krankheitserreger, erinnert sich das Immunsystem anhand der B-Gedächtniszellen. Die Gedächtniszellen werden aktiviert, wandeln sich zu Plasmazellen um und bilden augenblicklich effektive Antikörper, die den Krankheitserreger unschädlich machen.

Ab wann wirkt die Impfung?

Nach einer Schmutzimpfung beginnt der Abwehrmechanismus im Sinne der Antikörperbildung schon kurze Zeit nach der Impfung. Bereits nach ungefähr einer bis zwei Wochen sind in deinem Blut schon große Mengen Antikörper und Gedächtniszellen vorhanden. Wann genau du nach einer Impfung allerdings geschützt bist, hängt von der Impfung und deinem eigenen Körper ab.

Wird die Impfung zum Beispiel nach einem Monat wiederholt, wird die Antikörperbildung erneut und wesentlich stärker angeregt. Es dauert nun nur wenige Tage und die nun gebildeten Antikörper erkennen die Krankheitserreger noch besser und Gedächtniszellen verweilen umso länger im Körper. Daher kann es sinnvoll sein bestimmte Impfungen entsprechend der STIKO-Empfehlungen zu wiederholen und Impfungen auch im Erwachsenenalter auffrischen zu lassen.

Falls du noch am selben Tag der Impfung mit dem Krankheitserreger in Kontakt kommst, sollte dein Arzt entscheiden, wie ihr vorgeht. Je nach Impfung und Ansteckungsgefahr der Erkrankung wird das Vorgehen individuell entschieden. Manchmal kann eine passive Impfung vorgenommen werden, wenn von einem unzureichenden Impfschutz ausgegangen werden muss. Passive Impfungen enthalten Antikörper gegen die Erreger, die dein Immunsystem kurzzeitig zur akuten Abwehr der Erkrankung unterstützen können.

Solltest du dich bereits vor der Impfung mit einer Erkrankung angesteckt haben, kann eine Impfung dir möglicherweise helfen einen schweren Krankheitsverlauf oder Komplikationen abzuwenden. Bei manchen Infektionen kann eine Impfung den Krankheitsverlauf möglicherweise sogar aufhalten. Besprich dieses wichtige Thema am besten mit deinem Arzt.

Wie wird geimpft?

Impfstoffe können in Form von Spritzen, Schluckimpfungen oder nasalen Impfungen verabreicht werden.

Die meisten der verfügbaren Impfungen werden gespritzt also mittels Spritzen verabreicht. Gespritzt wird nach gründlicher Hautdesinfektion in der Regel intramuskulär, das bedeutet in einen Muskel. Bevorzugt wird dazu der Deltamuskel am Oberarm genutzt. Bei Säuglingen kann die Impfung auch in den vorderen, seitlichen Oberschenkel erfolgen.

Die Injektion der Impflösung kann auch subkutan erfolgen. Der Impfstoff wird hier unter die Haut in das Unterhautfettgewebe gespritzt.

Schluckimpfungen werden zum Beispiel gegen Rotaviren, Cholera oder Typhus verabreicht. Sie werden dir in den Mund (oral) verabreicht und müssen herunter geschluckt werden.

Die nasale Impfung stellt eine Ausnahme dar. Für Kinder zwischen dem 2.-7. Lebensjahr ist ein Impfstoff gegen Grippe (Influenza) zugelassen, der mittels eines Nasensprays verabreicht werden kann. Die nasale Impfung stellt eine alternative Verabreichungsform dar, auf die bei Gegenanzeigen gegen übliche Verabreichungsarten zurückgegriffen werden kann.

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Gesundheitstipps

Das tut der Leber gut

3-D-Modell der Leber
Deine Leber ist Müllabfuhr und Recyclinghof deines Körpers. Sie ist unermüdlich im Einsatz und braucht Hilfe, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Aufgaben und Funktion der Leber

Die Leber ist die Müllabfuhr und der Recyclinghof deines Körpers. Das etwa 1,5 Kilogramm schwere Organ auf der rechten Seite deines Oberbauchs besteht aus zwei großen Leberlappen. Diese sind von etlichen Blutgefäßen durchzogen, die für die zahlreichen Stoffwechselvorgänge notwendig sind.

Die Leber baut verbrauchte rote Blutkörperchen ab, entgiftet dein Blut von Alkohol, Nikotin und anderen Schadstoffen. In deiner Leber werden auch die meisten Medikamente abgebaut. Belastet der Abbau der Wirkstoffe deine Leber zu stark, kann eine Leberentzündung entstehen. Auch übermäßiger Alkoholkonsum über einen langen Zeitraum kann eine Hepatitis auslösen. Das wird als Alkoholhepatitis bezeichnet. Lies mehr zu Ursachen und Behandlung von Hepatitis.

Deine Leber verarbeitet außerdem die über die Nahrung aufgenommenen Eiweißstoffe und filtert Cholesterin aus dem Blut heraus. Das benötigt deine Leber zur Herstellung von Gallensäuren, die über den Gallengang in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. Das wiederum ist nötig, um Fette aus der Nahrung zu zerlegen, damit sie ins Blut aufgenommen werden können. So funktioniert die Fettverdauung.

Eine Ausstülpung des Gallengangs ist die Gallenblase. Sie liegt an der Unterseite deiner Leber. In deiner Galle wird die von der Leber abgegebene Gallensäure gespeichert und eingedickt. Deine Leber sondert täglich bis zu einem Liter Galle ab, die dann in der Gallenblase auf 50-70 Milliliter konzentriert wird. Kommt die Darmwand mit Fett in Berührung, zieht sich die Gallenblase zusammen und gibt das Konzentrat in den Dünndarm ab.

Hilfe für Leber und Galle aus der Apotheke

Schluss mit dem Leber-Burnout

Deine Leber arbeitet unermüdlich und muss sich nicht nur mit den Folgen von Übergewicht und Bewegungsmangel herumschlagen, sondern auch mit so mancher Ernährungssünde und übermäßigem Alkoholgenuss. Dass deine Leber überlastet ist oder sogar krank, kann sich mit folgenden Symptomen bemerkbar machen:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Gelbfärbung der Augen
  • Schmerzen im rechten Oberbauch
  • Hautjucken
  • Wassereinlagerungen im Gewebe
  • dunkel gefärbter Urin
  • auffallend rote Zunge
  • Neigung zu Blutergüssen
  • erhöhte Leberwerte wie GGT
  • fleckige Rötungen der Handinnenflächen
  • weiß verfärbte Nägel
  • schleichender Leistungsabfall

Um dem Leber-Burnout vorzubeugen, können sowohl eine gesunde Lebensweise mit eventueller Ernährungsumstellung wie auch eine Leber-Entgiftung hilfreich sein. Sprich mit deinem Arzt darüber, was für deine persönliche Situation sinnvoll sein kann.

Was sind Leberwerte?

Wurden deine Leberzellen beispielsweise durch jahrelangen Alkoholmissbrauch geschädigt, kann das Labor in deinem Blutserum einige charakteristische Leberenzyme messen. Diese werden als Leberwerte bezeichnet. Sogenannte Transaminasen zeigen an, ob deine Leberzellen intakt sind. Lies mehr darüber bei den Laborwerten AST bzw. GOT und ALT bzw. ALAT oder GPT. Ob deine Gallengänge durch eine Entzündung beeinträchtigt sind, kann durch die Laborwerte GGT und alkalische Phosphatase AP abgeklärt werden. Der Gallenfarbstoff Bilirubin ist ein wichtiges Maß zur Beurteilung deiner Leberfunktion. Sind einer oder mehrere deiner Leberwerte nicht im Normalbereich, wird dein Arzt zwecks Ursachenforschung weitere Tests durchführen.

Ärzte für Lebererkrankungen

Ärzte, die sich mit Erkrankungen der Leber, den Gallengängen und der Gallenblase beschäftigen, werden Hepatologen genannt. Die Hepatologie wiederum ist ein Teilgebiet der Gastroenterologie (beschäftigt sich mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts) und der Inneren Medizin. Auch der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie kann bei Lebererkrankungen weiterhelfen. Untersuchungen beim Gastroenterologen. Ärzte in deiner Nähe findest du in unserer Arzt-Suche.

Leber entgiften mit Heilpflanzen

Artischocken, Löwenzahn oder Mariendistel wird eine reinigende und beruhigende Wirkung auf die Leber zugeschrieben. Doch auch wenn es Pflanzen sind heißt es nicht, dass sie jeder ohne Nebenwirkungen auf eigene Faust einnehmen sollte. Frag bitte immer deinen Arzt um Rat. Vor allem dann, wenn du unter Erkrankungen der Galle leidest.

Artischocken regen mit den in ihren Blättern enthaltenen Bitterstoffen die Gallentätigkeit an, wirken positiv auf die Fettverdauung und den Cholesterinspiegel ein. Vorsicht: Bei einem Verschluss von Gallenblase und Gallenwegen kann die zusätzliche Anregung der Gallentätigkeit durch Artischocken und Artischockenpräparate zu schmerzhaften Koliken oder schlimmstenfalls einem Durchbruch der Gallenblase führen. Artischocken kannst du frisch als Gemüse, eingelegt, als Frischsaft, Tee oder auch als Artischockenpräparate in Kapselform zu dir nehmen.

Auch Löwenzahn kurbelt die Gallentätigkeit an und damit die Ausscheidung von Abfallstoffen deine Harnwege. Die im Löwenzahn enthaltenen Bitterstoffe können nach der Einnahme einen Säureüberschuss im Magen verursachen. Das kann zu Sodbrennen führen. Lies, was du gegen Sodbrennen tun kannst. Vorsicht: Bei Erkrankungen der Gallenblase bitte keine Löwenzahnpräparate einnehmen. Löwenzahn zur Leberreinigung kannst du dir im Frühling mit Frischpflanzen als Salat zubereiten oder als Tee oder gepressten Frischsaft trinken.

Die Früchte der Mariendistel enthalten eine Substanz namens Silymarin. Sie verändert die Oberflächenstruktur der Leberzellen und schützt die Leber somit vor dem Eindringen giftiger Stoffe. Außerdem soll Silymarin die Neubildung von Leberzellen anregen. Mariendistelpräparate gibt es in Form von Kapseln, Tabletten oder Tee.

Auch Präparate und Tess aus Leberblümchen, Schöllkraut, Boldoblättern, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Odermenning, Angelikawurzel, Gelbem Ampfer sowie die Gewürzpflanze Kurkuma sollen Leber und Galle gut tun.

Leberfreundliche Ernährung

Deine Leber ist durch Ab-, Auf- und Umbau der Nahrung und der dabei anfallenden Stoffwechselprodukte gut beschäftigt. Unregelmäßige und fettige Mahlzeiten, Alkohol, Drogen und Medikamente verursachen eine zusätzliche Belastung. Das muss nicht sein. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit möglichst unbehandelten, vollwertigen Lebensmitteln tut deiner Leber gut. Auf deinem leberfreundlichen Speiseplan sollten vor allem viel frisches Gemüse und Obst, ungezuckerte Getreideprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte stehen und in Maßen auch Milchprodukte. Ein bis zweimal pro Woche Fisch, Fleisch, Wurst, Zucker und Salz in Maßen. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel wie Fast Food. Wichtig ist, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und sich beim Essen Zeit zu nehmen und nicht zu schlingen.

Leberreinigung durch Fasten

Vielen Menschen tut eine Fastenkur zur Reinigung und Entgiftung der Leber gut. Fasten sollte allerdings nicht abrupt von heute auf morgen erfolgen, sondern langsam eingeleitet werden, damit der Organismus nicht unnötig gestresst und irritiert wird. Die Fastenkur kann beispielsweise mit einer dreitägigen Apfeldiät eingeleitet werden und danach in eine Saftkur übergehen. Neben Karottensaft, Rote Beetesaft, Spinat-, Sellerie-, und Petersiliensaft sollte dabei ausschließlich Wasser getrunken werden. Ganz wichtig ist der konsequente Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Drogen.

Durch den Entgiftungsprozess kann Juckreiz am Körper entstehen. Hier kann ein Glas heißes Wasser am Morgen mit Saft einer halben Zitrone helfen. Gegen Mundgeruch kann das Zerkauen einer dünnen Scheibe Ingwer helfen. Lies mehr zur Vorbeugung und Hilfe bei Mundgeruch.

Bitte sprich mit deinem Arzt, wenn du eine Fastenkur ausprobieren möchtest. Und bitte setze deine verordneten Medikamente niemals auf eigene Faust ab.

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Diagnosekürzel

E11

E11 bedeutet im ICD-10 Diagnoseschlüssel die Diagnose Diabetes mellitus, Typ 2.
Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht E11 für Typ 2-Diabetes. Er wird auch als Alterszucker bezeichnet.

E11: Diabetes mellitus, Typ 2

Inkl.: Diabetes mellitus ohne Adipositas, mit Adipositas: Alters-Diabetes
Diabetes mellitus ohne Adipositas, mit Adipositas: Erwachsenentyp
Diabetes mellitus ohne Adipositas, mit Adipositas: ohne Ketoseneigung
Diabetes mellitus ohne Adipositas, mit Adipositas: stabil
Nicht primär insulinabhängiger Diabetes beim Jugendlichen
Typ-2-Diabetes unter Insulinbehandlung

Exkl.: Diabetes mellitus beim Neugeborenen P70.2
Diabetes mellitus in Verbindung mit Fehl- oder Mangelernährung (Malnutration) E12
Diabetes mellitus pankreopriv E13
Diabetes mellitus während der Schwangerschaft, der Geburt oder des Wochenbettes O24
Gestörte Glukosetoleranz R73.0
Glukosurie renal E74.8
Glukosurie o.n.A. R81
Postoperative Hypoinsulinämie, außer pankreopriver Diabetes mellitus E89.1

Diabetiker-Bedarf aus der Apotheke

Diabetes mellitus, Typ 2: Was ist das?

Diabetes mellitus Typ 2 ist eine Stoffwechselerkrankung, die mit Erhöhung der Blutzuckerwerte verbunden ist. Früher wurde der Diabetes mellitus Typ 2 auch „Altersdiabetes“ genannt, da die Erkrankung zumeist bei Menschen im fortgeschrittenen Alter auftrat. Heutzutage sind auch schon junge Erwachsene oder Jugendliche von Typ 2- Diabetes betroffen.

Die Entstehung von Typ 2-Diabetes wird auf mehrere Mechanismen zurückgeführt. Auch die erbliche Veranlagung ebenso wie Übergewicht und Bewegungsmangel spielt dabei eine Rolle.

Zur Regulierung des Blutzuckers produziert die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) das Hormon Insulin. Insulin sorgt dafür, dass die Zellen Glukose, die durch die Nahrung in das Blut gelangt, aus dem Blut aufnehmen können und zur Energiegewinnung weiter verarbeiten können.

Beim Diabetes mellitus Typ 2 bestehen in der Regel zwei grundlegende Probleme im Blutzuckerstoffwechsel. Zum einen liegt eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen für das Hormon Insulin vor. Das wird als periphere Insulinresistenz bezeichnet. Der Körper versucht diese Resistenz auszugleichen, indem er immer mehr Insulin produziert. Zu Beginn können die Zellen auf diese Weise trotz verringerter Empfindlichkeit noch ausreichend Glukose aus dem Blut aufnehmen. Dieser Kompensationsmechanismus funktioniert so lange, bis der erhöhte Insulinbedarf nicht mehr durch die Bauchspeicheldrüse gedeckt werden kann. Die sogenannten β-Zellen (Beta-Zellen), die für die Insulinproduktion zuständig sind, schaffen es nicht mehr ausreichend große Mengen an Insulin herzustellen. Die Folge: Dem Körper mangelt es an Insulin. Dieser Mangel wird auch als relativer Insulinmangel beschrieben, da im Körper noch Insulin vorhanden ist, dies aber nicht ausreicht wirkt. Somit steigt der Blutzuckerspiegel an und die Blutzuckerwerte sind erhöht (Hyperglykämie).

Durch langfristig erhöhte Blutzuckerspiegel werden Folgeerkrankungen und Komplikationen des Diabetes mellitus Typ 2 gefördert. Zu den typischen Folgeerscheinungen zählen Nierenkomplikationen, Augenkomplikationen sowie Gefäßkomplikationen.

In der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 werden Lebensstilveränderungen im Sinne von gesteigerter Bewegung, Gewichtsabnahme und Diät als Basistherapie angesehen. Mit Medikamenten kann versucht werden die Insulinproduktion anzuregen und den Blutzuckerspiegel zu senken. Das Spritzen von Insulin kann ebenfalls zur Therapie eingesetzt werden, um den Insulinmangel auszugleichen und die Blutzuckerwerte zu senken. Auch bei Diabetes vom Typ 1 muss Insulin gespritzt werden. Diabetes mellitus, Typ 1 wird im ICD-10 Diagnoseschlüssel unter E10 geführt.

E11.0 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Koma

Bei Diabetes mellitus Typ 2 kann es zum Koma kommen. Das hyperglykämische Koma (Coma diabeticum) entsteht durch sehr hohe Blutzuckerwerte (Hyperglykämie). Klassischerweise finden sich hierbei Blutzuckerwerte ab circa 600-1200 mg/dl.

Durch die periphere Insulinresistenz, also der Unempfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin und der verminderten Insulinproduktion, kommt es zur Überhöhung der Blutzuckerwerte.

Liegt viel Zucker im Blut vor, ist das Blut hyperosmolar. Das bedeutet, dass die Konzentration der Zuckerteilchen und Mineralsalze im Blut viel höher ist als die Konzentration der Stoffe in den Zellen.  Der Körper ist bestrebt die Blutzuckerkonzentration auszugleichen, damit wieder das normale Gleichgewicht der Konzentrationen hergestellt ist. Indem viel Wasser in die Blutgefäße strömt, wird versucht das Blut „zu verdünnen“.  Ebenso wird vermehrt Glukose über die Nieren ausgeschieden. Mit der Glukose gehen dem Körper Flüssigkeit und Mineralsalze verloren.

Im Extremfall, ab Flüssigkeitsdefiziten von sechs bis acht Litern und starken Elektrolytdefiziten, kann es so beim Diabetes mellitus Typ 2 zur Bewusstlosigkeit und zum hyperosmolaren Koma durch Austrocknung kommen.

E11.01 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Koma, als entgleist bezeichnet

Die Blutzuckerstoffwechsellage ist entgleist, wenn extrem hohe Blutglukosewerte von über 600 mg/dl auftreten, wenn der Blutzuckerstoffwechsel schwer regulierbar ist, es zu Komplikationen oder Folgen der unregulierten Blutzuckerwerte kommt.

E11.1 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Ketoazidose

Eine Ketoazidose stellt eine Störung im Säure-Basen-Haushalt des Körpers dar. Unter Azidose wird eine Übersäuerung des Körpers verstanden. Das bedeutet, dass der pH-Wert des Körpers den Wert von 7,35 unterschreitet.

Im Rahmen einer Blutzuckerstoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus Typ 2 kann es zu einer solchen Übersäuerung kommen. Im Blut liegen hohe Konzentrationen an Glukose vor, die nicht in die Zellen aufgenommen werden können. Denn die Zellen sind unempfindlich gegenüber Glukose geworden und die Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig oder gar kein Insulin. Der Körper leidet quasi an einem Energiemangel. Den Zellen fehlt es zur Energiegewinnung an Glukose, obwohl große Mengen Glukose im Blut vorliegen.

Daher greift der Körper auf alternative Stoffwechselwege zurück. Dabei steigert er den Fettabbau aus seinen Speichern und verwertet die Fette (Lipolyse). Bei der Verwertung entstehen auch sogenannte Ketonkörper. Ketonkörper sind saure Verbindungen. Häufen sie sich im Blut an kann es zur Übersäuerung kommen. Die Übersäuerung kann zu typischen Symptomen wie Erbrechen und Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen. Im diabetischen Koma kann die sogenannte Kussmaul-Atmung auftreten. Durch tiefe, lange Atemzüge versucht der Körper die Verschiebung des Säure-Basen-Haushalts auszugleichen. Der Atem von Betroffenen kann dann auch einen typischen, säuerlichen Acetongeruch aufweisen.

E11.11 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Ketoazidose, als entgleist bezeichnet

Die Zuckerstoffwechsellage wird als entgleist bezeichnet, wenn extreme Blutzuckerwerte über 600 mg/dl auftreten.

E11.2 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Nierenkomplikationen

Nierenkomplikationen zählen zu den typischen Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus Typ 2. Infolge der langjährig erhöhten Blutzuckerwerte, können die Nieren geschädigt werden. Die Niere ist ein komplexes System aus Gefäßknäueln und Filtermembranen, die dafür sorgen, dass Stoffe wie Mineralsalze oder auch Flüssigkeit nur in geringem Maße über den Urin ausgeschieden werden. Giftstoffe oder Abbauprodukte von Medikamenten werden allerdings aus dem Körper entfernt. Durch hohe Blutzuckerwerte kann es dazu kommen, dass der feine Filter und die Gefäßwände der Niere geschädigt werden und die Nieren weniger durchblutet werden. Die Nieren können dann nur noch schlechter oder gar nicht mehr ihrer Aufgabe nachgehen, nämlich die Abbau- und Abfallprodukte aus dem Körper zu entfernen. Versagen die Nieren, heißt dies auch Niereninsuffizienz. Im äußersten Falle können Patienten auf eine Blutwäsche (Dialyse) oder eine Spenderniere angewiesen sein. Nierenschäden im Rahmen eines Diabetes mellitus werden auch als Diabetische Nephropathie bezeichnet (N08.3).

E11.20 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Nierenkomplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Entgleisung des Diabetes

E11.21 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Nierenkomplikationen, als entgleist bezeichnet

Der Blutzucker gilt als entgleiste, wenn Werte von über 600 mg/dl auftreten, wenn der Blutzucker schwer einzustellen ist, wenn es zu Komplikationen oder Folgen der schwankenden Blutzuckerwerte kommt.

E11.3 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Augenkomplikationen

Wenn die Blutzuckerwerte lange Zeit erhöht sind, kann es in den Gefäßen des Körpers zu Schädigungen der Gefäßwände und zu Verschlüssen kleiner Gefäße kommen. Das kann auch das Auge betreffen und bis zur Erblindung führen. Die häufigste Augenkomplikation beim Diabetes mellitus ist die Diabetische Retinopathie (H36.0). Durch Verschlüsse von kleinen Gefäßen und angegriffenen Gefäßwänden wird die Netzhaut (Retina) des Auges schlechter durchblutet.  Der Körper kann darauf mit einer Neubildung von alternativen Gefäßen reagieren. Gefäßauswüchse werden gebildet, deren Wand allerdings weniger widerstandsfähig ist als die Gefäßwand normaler Blutgefäße. Das birgt das Risiko von Einblutungen in die Netzhaut, wenn ein solches schwächeres Blutgefäß zum Beispiel bei hohem Blutdruck platzt.

E11.30 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Augenkomplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Was ist eine Entgleisung des Typ2-Diabetes?

E11.31 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit Augenkomplikationen, als entgleist bezeichnet

Der Blutzuckerstoffwechsel gilt als entgleist, wenn Werte von über 600 mg/dl auftreten.

E11.4 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit neurologischen Komplikationen

Neurologische Komplikationen des Diabetes mellitus sind Komplikationen, die das periphere Nervensystem betreffen. Das sind Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks. Durch erhöhte Blutzuckerwerte, aber auch noch weitere, ungeklärte autoimmunologische Mechanismen des körpereigenen Immunsystems, werden die Nerven und ihre versorgenden Blutgefäße angegriffen. Diese Schädigungen führen dazu, dass Reize schlechter zum Gehirn geleitet werden können und in Folge beispielsweise Gefühlsstörungen auftreten können.

Sind vorrangig die äußeren Nerven der beiden Füße oder Hände betroffen und kommt es dabei zu Symptomen wie Missempfindungen, Kribbeln oder Brennen in den Füßen oder einem verminderten Schmerzempfinden, wird diese Komplikation auch periphere Neuropathie genannt. Doch auch die Nervenfasern des vegetativen, also unwillkürlichen, Nervensystems können betroffen sein. Dies kann sich zum Beispiel in Herzrhythmusstörungen oder Verdauungsstörungen äußern. Was tun bei Herzrhythmusstörungen? Das Gesamtbild der Störungen des Nervensystems nennt sich auch Diabetische Neuropathie (G63.2).

E11.40 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit neurologischen Komplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Was bedeutet Entgleisung bei Diabetes?

E11.41 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit neurologischen Komplikationen, als entgleist bezeichnet

Ein entgleister Diabetes zeigt sich durch Werte von über 600 mg/dl.

E11.5 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit peripheren vaskulären Komplikationen

Unter dem Begriff vaskuläre Komplikationen werden alle Folgeerscheinungen des Diabetes mellitus Typ 2 summiert, die sich auf die Blutgefäße des Körpers beziehen. Durch Ablagerungen von Stoffwechselprodukten infolge des erhöhten Blutzuckerspiegels kommt es zur Ausbildung von Plaques, also zu Entzündungen und Verengungen von Blutgefäßen. Das wird als Diabetische Angiopathie bezeichnet.

Entsprechend der Größe der betroffenen Blutgefäße wird eine Makroangiopathie, also eine Erkrankung der größeren Gefäße, von einer Mikroangiopathie (Erkrankung der kleineren Gefäße) unterschieden.

Die Makroangiopathie betrifft zum Beispiel die Herzkranzgefäße am Herzen, die Arterien im Gehirn oder die Blutgefäße an den Beinen. Eine  Makroangiopathie kann so zum Herzinfarkt, Schlaganfall oder zum Verschluss einer Beinarterie führen.

Mikroangiopathische Veränderungen beschreiben Schädigungen an den kleinen Gefäßen der Niere, der Netzhaut und der Nerven. Entsprechend stellen die Nephropathie, Retinopathie und Neuropathie Folgeerscheinungen dar.

E11.50 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit peripheren vaskulären Komplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Typ 2-Diabetes: Wann entgleist?

E11.51 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit peripheren vaskulären Komplikationen, als entgleist bezeichnet

Typ 2-Diabetes entgleist: Was bedeutet das?

E11.6 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit sonstigen näher bezeichneten Komplikationen

Hier können weitere Folgen der Zuckerkrankheit vom Typ 2 aufgeführt werden, die sich nicht unter E11.0 – E11.5 einordnen lassen.

E11.60 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit sonstigen näher bezeichneten Komplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Entgleisung des Diabetes Typ 2

E11.61 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit sonstigen näher bezeichneten Komplikationen, als entgleist bezeichnet

Wann ist die Stoffwechsellage beim Typ 2-Diabetiker entgleist?

E11.7 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit multiplen Komplikationen

Treten vielfache Komplikationen im Rahmen des Diabetes mellitus Typ 2 auf, kann das hier eingeordnet werden.

E11.72 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit multiplen Komplikationen, mit sonstigen multiplen Komplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Was bedeutet Entgleisung des Diabetes?

E11.73 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit multiplen Komplikationen, mit sonstigen multiplen Komplikationen, als entgleist bezeichnet

Entgleister Diabetes

E11.74 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit multiplen Komplikationen, mit diabetischem Fußsyndrom, nicht als entgleist bezeichnet

Das diabetische Fußsyndrom beschreibt eine Folgeerscheinung multipler Komplikationen des Diabetes mellitus Typ 2.

Es wird ein neuropathisches diabetisches Fußsyndrom aufgrund geschädigter Nerven von einem ischämischen diabetischen Fußsyndrom infolge von Gefäßverschlüssen differenziert.

Die häufigste Form des Diabetischen Fußsyndroms, der neuropathische diabetische Fuß, zeichnet sich durch verminderte Empfindsamkeit und vermindertes Schmerz- und Temperaturempfinden aus. Dies ist Folge geschädigter peripherer Nerven. Die Durchblutung des Fußes ist unbeeinträchtigt. Aufgrund des verringerten Schmerzempfindens kann es zu tiefen und schlecht heilenden Wunden kommen, die Ausgangspunkt für schwere Infektionen sein können.

Die ischämische Form des diabetischen Fußsyndroms liegt vor, wenn die Blutversorgung des Fußes eingeschränkt und dadurch die Sauerstoffversorgung gestört ist (Ischämie). Die mangelnde Durchblutung aufgrund von Verschlüssen der zuführenden Blutgefäße kann ebenso Ausgangspunkt für schlecht heilende Wunden und Infektionen sein.

Beim Diabetischen Fußsyndrom liegt meist eine Mischform aus neuropathischer und ischämischer Komponente vor.

E11.75 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit multiplen Komplikationen: Mit diabetischem Fußsyndrom, als entgleist bezeichnet

Diabetes Typ 2 entgleist

E11.8 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit nicht näher bezeichneten Komplikationen

E11.80 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit nicht näher bezeichneten Komplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Zur Entgleisung des Diabetes siehe E11.81

E11.81 Diabetes mellitus, Typ 2: Mit nicht näher bezeichneten Komplikationen, als entgleist bezeichnet

Die Stoffwechsellage bei Diabetikern gilt als entgleist, wenn Blutzuckerwerte von über 600 mg/dl auftreten, wenn der Blutzucker generell schwer einzustellen ist, wenn es zu Komplikationen oder zu Folgen der schwankenden Blutzuckerwerte kommt.

E11.9 Diabetes mellitus, Typ 2: Ohne Komplikationen

E11.90 Diabetes mellitus, Typ 2: Ohne Komplikationen, nicht als entgleist bezeichnet

Bei welchen Blutzuckerwerten der Diabetes entgleist ist.

E11.91 Diabetes mellitus, Typ 2: Ohne Komplikationen, als entgleist bezeichnet

Unter E11.81 findest du die Info, wann der Typ 2-Diabetes als entgleist bezeichnet wird.

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Gesundheitstipps

Vier Tipps damit Tabletten besser rutschen

Mann hat die Tipps auf DocInsider gelesen, hält ein Glas stilles Wasser und betrachtet Tablette.
Große Tabletten vor dem Schlucken bitte niemals einfach zerteilen. Das kann ihre Wirksamkeit zerstören.

Keine Angst vor großen Pillen

Die Tablette liegt im Mund, aber irgendwie sperrt sich alles in dir zu schlucken. Das ist ein ganz natürlicher Mechanismus, denn unser Körper ist es nicht gewohnt, größere Gegenstände ohne zu Kauen einfach hinunterzuschlucken.

  1. Dieser Trick könnte helfen: Leg das Medikament nicht auf die Zunge, sondern frei hinter die untere Zahnreihe. Dann den Mund mit stillem Mineralwasser oder Leitungswasser füllen, dich mit leicht nach vorne gebeugtem Kopf hinstellen, Kopf langsam nach hinten neigen und alles auf einmal schlucken. Reichlich mit Wasser nachspülen.
  2. Steckt die Pille nach dem Schlucken im Hals fest, kann das verschiedene Ursachen haben: große Tabletten, trockener Hals oder zu geringe Trinkmenge. Jetzt gilt: bloß keine Panik! Das Fremdkörpergefühl in Hals und Rachen bleibt oft noch bestehen, obwohl die Tablette längst im Magen angekommen ist. Spül am besten nochmal mit einem großen Glas stillem Mineralwasser oder Leitungswasser nach. Bitte große Tabletten niemals zerteilen, auch wenn sie eine Kerbe haben. Diese ist vom Hersteller oft bloß als Verzierung gedacht. Durch das unsachgemäße Zerteilen kann der Wirkstoff in seiner Konzentration und Wirkdauer verschoben werden. Frag in deiner Apotheke nach, wenn du denkst, dass du die Tablette nicht hinunterbekommst. Es gibt für Präparate, die zerteilt werden dürfen, spezielle Tablettenteiler.
  3. Falls du ständig Probleme mit festsitzenden Tabletten im Hals hast: Frag deinen Arzt und deinen Apotheker nach Dragees oder Filmtabletten mit demselben Wirkstoff. Diese Art der Tabletten rutscht besser, weil sie mit einer Gleitschicht überzogen sind.
  4. Bleibt nach Einnahme des Medikaments ein bitterer Geschmack im Mund zurück, hilft nur eines: Ignorieren. Bitte die Medikamente niemals mit Fruchtsäften, Brausetabletten oder Süßgetränken einnehmen. Das kann die Wirksamkeit einschränken. Bei manchen Mitteln ist der bittere Geschmack sogar gewollt. Die Bitterstoffe sollen den Appetit anregen, die Magensaftproduktion und den Leber-Gallen-Fluss ankurbeln. Das alles soll die Verdauung verbessern.
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Diagnosekürzel

L51

Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht L51 für eine akute Entzündungsreaktion der Haut, genannt Erythema exsudativum multiforme.
L51 ist das ICD-10 Diagnosekürzel für Erythema exsudativum multiforme. Eine akute Entzündung der Haut, die sich durch rote, kreisförmige Hautveränderungen bemerkbar macht.

L51: Erythema exsudativum multiforme

Beim Erythema exsudativum multiforme, auch Erythema multiforme genannt, handelt es sich um eine Gruppe akuter Entzündungsreaktionen der Haut. Rötliche, entzündliche Hautveränderungen oder Ausschläge werden in der Medizin als Erythema oder Erythem bezeichnet.

Das Erythema exsudativum multiforme ist durch das Auftreten von roten, kreisförmigen Hautveränderungen gekennzeichnet, die aufgrund ihrer runden Form und einem helleren Zentrum an Schießscheiben erinnern. Vorwiegend betroffen sind junge Erwachsene. Die Hauterscheinungen können symptomlos sein oder von Brennen oder Juckreiz sowie Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit oder Fieber begleitet werden. Fieber richtig messen

Als ursächlich wird eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems angesehen. Vorangegangene Infektionen zum Beispiel Herpes-Infektionen oder die Einnahme von Medikamenten können Auslöser sein.

Entsprechend der Schwere dieser Reaktionen kann das Erythema exsudativum multiforme als leichteste Form, als Stevens-Johnson-Syndrom und als toxische epidermale Nekrolyse klassifiziert werden.

L51.0  Nichtbullöses Erythema exsudativum multiforme

Hautveränderungen oder Hauterkrankungen, die sich durch Blasen oder Bläschen auszeichnen, werden in der Medizin als „bullös“ beschrieben. Als nichtbullöses Erythema exsudativum multiforme wird eine Form des Erythema multiforme bezeichnet, die nicht mit der Bildung von Bläschen oder Blasen auf der Haut einhergeht.

L51.1  Bullöses Erythema exsudativum multiforme

Inkl.: Stevens-Johnson-Syndrom

Beim bullösen Erythema exsudativum multiforme handelt es sich um eine Variante der entzündlichen Hauterkrankung (Erythem), die mit der Ausbildung von Blasen auf der Haut einhergeht.

Das Stevens-Johnson-Syndrom ist ein seltenes Krankheitsbild, das zu Blasenbildung und Ablösung der Oberhaut (Epidermis) führt. Häufig beginnend mit allgemeinem Krankheitsgefühl bilden sich tiefgreifende Defekte und Wunden (Ulzerationen) vorwiegend an den Schleimhäuten. Hinzu kommen oft ein großflächiger Ausschlag am Rumpf und Blasen auf der Haut mit Hautablösungen, die an Verbrennungen erinnern. Die Hautablösungen betragen maximal zehn Prozent der Körperoberfläche. Kommt es zu großflächigerer Abschälung der Haut, wird das Krankheitsbild auch toxische epidermale Nekrolyse genannt. Die Auslösemechanismen sind nicht vollends geklärt, allerdings werden eine übersteigerte immunologische Reaktion auf Arzneimittel oder Infektionen als Auslöser dieser Erkrankung angesehen.

L51.2 Toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom)

Die toxische epidermale Nekrolyse, auch Lyell-Syndrom genannt, ist eine seltene immunologische Erkrankung, die durch großflächige Ablösung (mindestens 10-30% der Körperoberfläche) der Oberhaut (Epidermis) charakterisiert ist. Nach anfänglich auftretendem Hautausschlag und Blasenbildung, löst sich im Verlauf der Erkrankung flächenhaft die Oberhaut (Epidermis) vom Körper ab. In der Fachsprache wird dies mit dem Begriff der epidermalen Nekrolyse tituliert. Die großflächigen Hautablösungen erinnern an Verbrennungen. Eine Beteiligung der Schleimhäute und Bindehäute mit krustigen Entzündungen, Gewebedefekten und Wunden können vorkommen. Ebenso hohes Fieber und starkes Krankheitsgefühl bis hin zur Organbeteiligung und Notwendigkeit einer Therapie auf der Intensivstation. Das gravierende Krankheitsbild tritt zumeist als Arzneimittelreaktion auf. Das bedeutet, dass es sich hierbei vermutlich um eine starke Überreaktion des Immunsystems auf ein Arzneimittel handelt, ähnlich einer Abstoßungsreaktion des Körpers gegen ein transplantiertes Organ.

Entsprechend des Anteils der sich ablösenden Haut und der beteiligten Organe unterscheidet man verschiedene Formen.

L51.20 Toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom) mit Befall von weniger als 30% der Körperoberfläche

Inkl.: Toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom) ohne nähere Angabe

L51.21 Toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom) mit Befall von 30% der Körperoberfläche und mehr

Inkl.: Schleimhautbefall

L51.8  Sonstiges Erythema exsudativum multiforme

L51.9  Erythema exsudativum multiforme, nicht näher bezeichnet

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Diagnosekürzel

L50

Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht L50 für Urtikaria (Nesselsucht).
Unter L50 bis L54 wird im Diagnoseschlüssel ICD-10 die Nesselsucht (Urtikaria) und die entzündliche Rötung der Haut (Erythem) zusammengefasst. L50 ist das Diagnosekürzel für Urtikaria. (Nesselsucht).

L50: Urtikaria (Nesselsucht)

Exkl.: Allergische Kontaktdermatitis L23
Angioneurotisches Ödem T78.3
Hereditäres Angioödem D84.1
Quincke-Ödem T78.3
Serumurtikaria T80.6
Urtikaria gigantea T78.3
Urtikaria neonatorum P83.8
Urtikaria papulosa L28.2
Urtikaria pigmentosa Q82.2
Urtikaria solaris L56.3

Urtikaria: Was ist das?

Urtikaria (Nesselsucht, Nesselfieber) ist eine Erkrankung, die mit der Bildung von Quaddeln (Urticae) in der Haut einhergeht. Quaddeln (Urticae) sind stark juckende Hauterscheinungen, die in der Regel bis zu 24 Stunden bestehen. Sie können sich als rötliche oder weißliche Erhebungen der Haut zeigen, die durch eine Flüssigkeitsansammlung in der oberen Lederhaut (Dermis) entstehen. In der Größe können die Quaddeln stark variieren. Es gibt zahlreiche Auslöser für das Krankheitsbild Nesselsucht, wie zum Beispiel eine allergische Reaktion oder eine Reaktion auf Kälte oder Wärme. Quaddeln können auch infolge von Infekten auftreten. Oft bleibt die Ursache der Nesselsucht aber unbekannt (idiopathische Urtikaria).

Allen Urtikaria-Formen gemeinsam ist eine Überreaktion der Mastzellen. Das sind spezielle Zellen des Immunsystems in der Haut. Durch die von den Mastzellen ausgeschütteten Botenstoffe (Histamin) kommt es zur Flüssigkeitsansammlung in der Haut, zur Reizung der Haut und dem typischen Juckreiz.

Urtikaria (Nesselsucht) kann anhand ihrer Ursache eingeteilt werden. Dabei wird physikalische Urtikaria durch mechanische oder thermische Reize (wie Wärme-/Kälteurtikaria, Urticaria factitia oder Druckurtikaria) von allergischen und Kontakturtikaria unterschieden.

Ebenso wird eine akute Nesselsucht mit einer Dauer von unter sechs Wochen von einer chronischen, also länger als sechs Wochen anhaltenden, Nesselsucht abgegrenzt.

L50.0 Allergische Urtikaria

Allergische Urtikaria bezeichnet eine Nesselsucht (Urtikaria), die durch eine allergische Reaktion ausgelöst wird. Ursächlich können zum Beispiel Allergien gegen Medikamente oder Nahrungsmittel wie Eier, Kuhmilch, Nüsse, Soja oder Fisch sein.

L50.1 Idiopathische Urtikaria

Als idiopathische Urtikaria  wird eine Nesselsucht (Urtikaria) bezeichnet, für deren Auftreten keine direkt fassbaren Ursachen, wie etwa Allergien oder physikalische und chemische Reize, auszumachen sind. Der Auslöser bleibt oft unerkannt.

L50.2 Urtikaria durch Kälte oder Wärme

Als Urtikaria durch Kälte oder Wärme wird das Auftreten von Quaddeln beziehungsweise Nesselsucht infolge von Wärme- oder Kälteeinflüssen bezeichnet. Die Quaddeln können lokalisiert an der Stelle der Wärme- oder Kälteeinwirkung auftreten. Sie können aber auch flächig ausgebreitet sein oder am ganzen Körper auftreten.

L50.3 Urticaria factitia

Inkl.: Urtikarieller Dermographismus

Bei der Urticaria factitia handelt es sich um eine Form der Nesselsucht, die durch das Einwirken von Scherkräften auf die Haut ausgelöst wird. Sie wird daher auch als physikalische Urtikaria bezeichnet. Die Urtikaria kann beim Kratzen, Reiben oder Scheuern der Haut auftreten. Dabei kommt es nach der mechanischen Einwirkung zunächst zu einer Rötung der Haut. Danach treten juckende Quaddeln auf.

Mit dem Begriff Dermographismus beschreibt der Hautarzt (Dermatologe) wie eine Haut-Reaktion aussieht, nachdem die Haut mechanisch (zum Beispiel durch Reiben oder Kratzen) gereizt wird. Bilden sich beim sogenannten Dermographismustest strichförmige Quaddeln an der Stelle, die zuvor durch Reiben bzw. Kratzen gereizt wurde, wird das als Urtikarieller Dermographismus bezeichnet.

L50.4 Urticaria mechanica

Eine andere Bezeichnung für Urticaria mechanica ist der Begriff Druckurtikaria. Sie ist eine Unterform der physikalischen Urtikaria (siehe L50.3). Bei dieser Form der Urtikaria treten die Quaddeln (Urticae) circa vier bis acht Stunden verzögert nach dem Einwirken von Druck auf. Beispiele für Druckeinwirkungen sind das Sitzen auf harter Unterlage, das Tragen eines Rucksacks mit Druckeinwirkung auf die Schultern oder Druckeinwirkung auf die Füße beim Laufen oder Stehen. Die Quaddeln werden von Rötung, Schwellung und Schmerz oder einem Brennen begleitet.

L50.5 Cholinergische Urtikaria

Cholinergische Urtikaria wird auch Anstrengungsurtikaria genannt. Diese Form der Nesselsucht entsteht nach körperlicher Anstrengung, durch eine Erhöhung der Körpertemperatur oder aber nach heißem Baden oder Duschen. Die Quaddeln befinden sich meist am Rumpf oder an den Armen und Beinen und jucken stark.

Die Ursache für die Bildung der Quaddeln und des Juckreizes ist nicht sicher geklärt, allerdings wird bei der Erhöhung der Körpertemperatur der Botenstoff Acetylcholin ausgeschüttet.  Bindestellen (Rezeptoren) für den Botenstoff sind zum Beispiel an den Schweißdrüsen vorhanden und sorgen für die Schweißproduktion. Bei Menschen mit cholinergischer Urtikaria scheint diese Acetylcholin-Ausschüttung mit der Freisetzung von Histamin einherzugehen. Histamin als Botenstoff von Immunzellen ist für den Juckreiz, die Schwellung und Flüssigkeitsansammlung der Quaddeln (Urticae) verantwortlich.

L50.6 Kontakturtikaria

Eine Kontakturtikaria wird durch den Kontakt zu Allergenen (Allergie-auslösende Stoffe) oder Giften ausgelöst. Das Auftreten der Quaddeln ist hierbei meist auf die Kontaktstelle begrenzt.

Nesselsucht durch den Kontakt zu allergisch wirkenden Stoffen kann beispielsweise durch Nahrungsmittel, Kosmetika oder Pflanzenstoffe hervorgerufen werden. Beispiele für nicht-allergische Kontakturtikaria sind Reaktionen auf Insektengifte infolge von Insektenbissen oder -stichen. Auch der Kontakt zu Pflanzen wie der Brennnessel kann eine Urtikaria an der Kontaktstelle auslösen.

L50.8 Sonstige Urtikaria

Inkl.: Urtikaria chronisch
Urtikaria rezidivierend, periodisch

Eine Nesselsucht wird als chronische Urtikaria definiert, wenn das Auftreten der Quaddeln über einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen anhält. Eine einzelne Quaddel besteht dabei in der Regel nur 24 Stunden.

Es wird zwischen einer chronisch-kontinuierlichen Form mit täglichen Schüben und der chronisch-rezidivierenden Urtikaria unterschieden. Hier kommt es wiederholt (rezidivierend) oder periodisch zur Ausbildung von Quaddeln.

L50.9 Urtikaria, nicht näher bezeichnet

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Interviews

Übermässiges Trinken: Neuer Test erleichtert Diagnose

Trinkwasser ist für Patienten mit Polydipsie und Polyurie lebenswichtig, denn sie trinken viel und scheiden viel aus.
Patienten mit Polydipsie und Polyurie trinken viel und scheiden viel aus. Bis zu 20 Liter setzen sie um und beeinträchtigen damit die Harnbildungsfunktion ihrer Nieren.

Übermäßige Flüssigkeitsaufnahme: Was steckt dahinter?

Eine Trinkmenge von über drei Litern pro Tag mit entsprechend vermehrter Urinausscheidung gilt als zu viel. Dieses krankhafte, literweise Trinken und Ausscheiden, Polydipsie-Polyurie-Syndrom genannt, kann durch Gewohnheit entstanden sein, Begleiterscheinung einer psychischen Krankheit sein oder seine Ursache in einem Hormonmangel haben. Wissenschaftler der Leipziger Universitätsmedizin haben nun zusammen mit Kollegen der Universitäten Basel und Würzburg ein neues Diagnoseverfahren entwickelt, das erstmals zuverlässig die Ursache des krankhaft gestörten Flüssigkeitshaushalts bestimmt.

Unsere Nieren reinigen und filtern unser Blut. Dabei säubern sie pro Tag rund 300 Mal die etwa sechs Liter Blut in unserem Körper. Wichtige Substanzen wie Eiweiße oder Mineralien bleiben dabei im Blut, Stoffwechselabfallprodukte filtern unsere Nieren heraus. Die Abfallprodukte werden über den Urin ausgeschieden. Aus circa 180 Litern, die täglich gefiltert werden, gelangen nur zwei bis drei Liter konzentriert in unsere Harnblase. Der Rest bleibt dem Körper erhalten. Möglich machen das verschiedene Hormone, unter anderem das Antidiuretische Hormon (Arginin Vasopressin Peptid, AVP). Es sorgt in den Nieren dafür, dass der Körper so wenig Wasser wie möglich verliert. Dieses Zusammenspiel gerät bei zu hohen Trinkmengen jedoch aus dem Takt. Wer konstant Flüssigkeit im Übermaß konsumiert, beeinträchtigt die Harnbildungsfunktion der Nieren. Sie können die Flüssigkeitsmengen dann nicht mehr zurückhalten.

Polyurie und Polydipsie sorgen für Leidensdruck

Genau das ist bei Patienten mit Polyurie (krankhaft erhöhter Urinausscheidung) und Polydipsie (krankhaft gesteigertem Durstempfinden) der Fall. Viele leiden auch an Diabetes insipidus, der Wasserruhr. „Die Patienten haben einen Flüssigkeitsumsatz von bis zu 20 Litern am Tag. Sie sind in ihrem Alltag sehr eingeschränkt, können das Haus ohne reichlich Wasservorrat kaum verlassen. Besonders gefährlich wird es nach einem Unfall, wenn den Ärzten die Diagnose Diabetes insipidus nicht bekannt ist. Dann geraten die Betroffenen schnell in ein Flüssigkeitsdefizit und entwickeln neurologische Komplikationen, an denen sie auch versterben können. Diese Komplikationen erleben wir in Unkenntnis tatsächlich nicht so selten“, sagt Dr. Wiebke Fenske, Studienleiterin und Leiterin der Nachwuchsforschergruppe „Neuroendokrine Mechanismen“ des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Universitätsmedizin Leipzig.

Drei Hauptursachen bedingen den gestörten Flüssigkeitshaushalt

Polyurie und Polydipsie können verschiedene Ursachen haben. Häufig leiden Patienten an einem angeborenen oder erworbenen Mangel an dem Hormon, das in den Nieren dafür sorgt, dass der Körper so wenig Wasser wie möglich verliert. Oder ihre Nieren sprechen auf das Hormon nur ungenügend an. Krankhaft gesteigertes Durstempfinden ist vielfach auch antrainiert. Die häufigste Ursache sei tatsächlich das fehlerlernte Trinkverhalten, so Fenske. Wobei das auch psychische Ursachen haben oder medikamentös bedingt sein kann. Bei Ursachenforschung und Diagnose ist es wichtig, Antworten auf die folgenden Fragen zu finden: Trinkt der Patient viel, weil er zu viel Urin ausscheidet und so einem Flüssigkeitsdefizit vorbeugt? Oder trinkt er zu viel, weil sein Durstempfinden gestört ist? „Wenn wir die Betroffenen in Unkenntnis der eigentlichen Ursache falsch medikamentös behandeln, kann das für die Patienten schwerwiegende Komplikationen bedeuten“, sagt Dr. Wiebke Fenske.

Neuer Blut-Test statt Durst-Versuch

Bislang haben Mediziner die Krankheit durch einen „Durst-Versuch“ diagnostiziert. Der ist für die Patienten allerdings sehr quälend, da sie 16 Stunden lang gar nichts trinken dürfen, damit die Ärzte die Konzentration des Urins interpretieren können. Der Test erlaubt oft auch nur wenig Rückschlüsse auf die Ursache des gestörten Flüssigkeitshaushalts. Das von Wiebke Fenske und Kollegen erarbeitete Diagnoseverfahren bietet erstmals genau das: Die Ergebnisse des Tests zeigen, ob das Hormon AVP vom Gehirn nicht mehr ausreichend gebildet wird, in der Niere nicht mehr angemessen wirkt oder ob eine Störung des Durstempfindens den Beschwerden zugrunde liegt. Um das herauszufinden bekommen die Patienten eine Infusion mit einer hypertonischen Salzlösung, also mit erhöhtem Salzgehalt. Nach etwa einer Stunde folgt eine Blutentnahme. Die Ärzte bestimmen im Blut die Konzentration von dem Biomarker Copeptin. Diese gibt Aufschluss über die körpereigene Bildung und Funktionalität des Hormons AVP.

„Wir können die Patienten nun zielgerichtet therapieren und umgehen mögliche krankheitsbedingte Wechselwirkungen mit dem Testverfahren und Komplikationen durch Fehlbehandlung“, erklärt Dr. Wiebke Fenske. In zehnjähriger Forschungsarbeit haben die Wissenschaftler das neue Diagnoseverfahren entwickelt. In einer großen, internationalen Studie konnten sie zeigen, dass das neue Verfahren in bis zu 96,5 Prozent der Fälle die richtige Ursache erkennt und damit sehr viel zuverlässiger ist als der Durst-Versuch. Das neue Testverfahren wird nun Diagnosestandard bei Patienten mit Polyurie-Polydipsie-Syndrom. In der Leipziger Universitätsmedizin wird es bereits angewendet.