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Augengrippe

Ein blutroter Augapfel, hervorgerufen durch die Augengrippe.
Eine Augengrippe wird durch Adenoviren ausgelöst, durch Schmierinfektion übertragen und ist hoch ansteckend. Der Augapfel wird blutrot, das Auge tränt, juckt, brennt und schmerzt stark.

Was ist eine Augenrippe?

Die Augengrippe ist eine durch Adenoviren verursachte, hoch ansteckende Bindehautentzündung und Hornhautentzündung. Die Augengrippe, auch Keratokonjunktivitis epidemica (KCE) oder Adenovirus-Keratokonjunktivitis genannt, beginnt meist urplötzlich mit verstärktem Tränenfluss an einem Auge, der in wässrig-schleimigen Ausfluss übergeht. Dein Augapfel wird blutrot, das Lid schwillt an, es juckt, brennt und schmerzt sehr stark. Oft kommt es außerdem zur schmerzhaften Schwellung eines Lymphknotens vor deinem Ohr oder am Unterkiefer. Nach vier bis acht Wochen greift die Augengrippe in der Regel auf dein anderes Auge über. Die Infektion deines zweiten Auges verläuft aber meistens milder. Die Augengrippe oder Viruskonjunktivitis ist hochgradig ansteckend und meldepflichtig.

Was verursacht Augengrippe?

Die Verursacher einer Augengrippe sind sogenannte Adenoviren. Sie werden in verschiedene Typen eingeteilt und diese wiederum in Untergruppen. Für die Augengrippe sind Adenoviren der Typen 8, 19 und 37 verantwortlich. Jeder Typ hat eine Proteinkapsel, die typenspezifische Antigene enthält. Antigene sind körperfremde Stoffe, auf die dein Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern reagiert. Duch die typenspezifische Proteinkapsel können die verschiedenen Adenoviren im Labor identifiziert werden. Adenoviren, die die Augengrippe auslösen, sind hochgradig ansteckend und können bei Zimmertemperatur wochenlang überleben. Sie können über Schmierinfektion übertragen werden.

Hast du dich mit der Augengrippe infiziert und reibst dir die Augen, weil sie jucken und brennen, dann gelangen die Adenoviren über die Tränenflüssigkeit auf deine Hände. Von dort können sie auf alle möglichen Gegenstände geschmiert werden: auf Handtücher, Mobiliar, Türgriffe, Tastaturen, Handy und mehr. Wenn andere Menschen diese Gegenstände berühren oder einer mit Augengrippe infizierten Person die Hand schütteln, können auch sie sich anstecken.

Das Tückische ist, dass die Inkubationszeit, also die Zeit von Ansteckung bis Ausbruch der Erkrankung, bei der Augengrippe fünf bis zwölf Tage beträgt. In dieser Zeit weißt und merkst du nicht, dass du die Augengrippe hast, kannst aber andere Menschen bereits damit anstecken. Generell ist die Augengrippe in den ersten zwei Wochen hoch ansteckend.

Die Augengrippe-Erreger (Adenoviren) wiederum lösen im Auge eine Entzündung aus. Deine Bindehaut reagiert darauf mit einer vermehrten Füllung der Gefäße. Die Folge: zahlreiche Blutgefäßschlingen werden von außen sichtbar, dein Auge erscheint blutrot.

Häufige Fragen zur Augengrippe

Wie bei allen hoch ansteckenden Erkrankungen verbreitet sich auch die Augengrippe immer dort rasend schnell, wo viele Menschen zusammen kommen. Da die mit dem Adenovirus infizierten Menschen zunächst fünf bis zwölf Tage nichts von ihrer Erkrankung merken, können sie in dieser Zeit viele andere Menschen unbemerkt und unwissentlich anstecken. Zeigen sich die ersten Symptome der Augengrippe werden sie häufig einer bakteriell verursachten Bindehautentzündung zugeschrieben. Da im Falle einer Bindehautentzündung selten eine Labordiagnostik durchgeführt wird und die Augengrippe in der Regel nach etwa drei bis vier Wochen ausgestanden ist, besteht wahrscheinlich bei der Zahl der an Augengrippe erkrankten Menschen eine hohe Dunkelziffer.

Welche Krankheiten haben ähnliche Symptome wie die Augengrippe?

Die Bindehautentzündung hat ähnliche Symptome wie eine Augengrippe. Allerdings wird die Bindehautentzündung durch Bakterien hervorgerufen oder ist allergisch bedingt. Nur durch genauere Untersuchungen kann dein Arzt eine Augengrippe, also eine durch Viren verursachte Bindehautentzündung, von der bakteriellen Bindehautentzündung unterscheiden. Eine weitere durch Viren verursachte Bindehautentzündung ist die, die im Rahmen einer Infektion mit Herpes-Viren auftritt.

Eine Bindehautentzündung ist häufig auch ein Symptom von Erkrankungen wie Masern, Mumps und Röteln.

Bestimmte Typen von Adenoviren verursachen das sogenannte Pharyngokonjunktivale Fieber. Hier ist sowohl die Bindehaut als auch die Hornhaut von der Entzündung betroffen. Zusätzlich treten allgemeine Infektanzeichen auf und es kommt vor allem in Hals- und Rachenbereich zu Entzündungen.

Ist die Augengrippe eine echte Grippe?

Die Augengrippe ist keine echte Grippe (Influenza). Sie heißt lediglich Augengrippe, weil bei der Virusinfektion des Auges Grippe-Symptome wie Fieber, Schnupfen und Husten, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Unwohlsein auftreten können.

Wie bei der Influenza (Grippe) setzt auch bei der Augengrippe die Behandlung nicht an den Viren als Verursacher der Erkrankungen an. Es können lediglich die Symptome gelindert werden. Im Falle der Augengrippe kann das durch Befeuchtung der Augen mit Augentropfen oder Salben geschehen.

Helfen Desinfektionsmittel gegen die Verursacher der Augengrippe?

Auf Haushaltsgegenständen, Tastatur, Handy, Handtüchern und anderen Gegenständen befindliche Adenoviren lassen sich leider nicht mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln beseitigen. Nur spezielle Viren abtötende (viruzide) Desinfektionsmittel aus der Apotheke können die Erreger abtöten.

Für Wäsche und Handtücher von Augengrippe-Erkrankten gilt: getrennt von der Wäsche Gesunder bei mindestens 60 Grad waschen.

Besteht nach überstandener Augengrippe Immunität?

Nach überstandener Augengrippe besteht leider keine Immunität. Warum ist das so? Nach einer Infektion mit dem Adenovirus bildet dein Organismus Antikörper gegen den spezifischen Erreger der überstandenen Augengrippe. Da es aber sehr viele verschiedene Erreger-Typen für die Augengrippe gibt und keine Schutzimpfung gegen Augengrippe, kannst du dich jederzeit erneut mit dem Adenovirus anstecken.

Symptome der Augengrippe

Die ersten Symptome der Augengrippe bemerkst du in der Regel fünf bis zwölf Tage nach der Ansteckung mit Adenoviren. Erstes Anzeichen der viralen Bindehautentzündung ist verstärkter Tränenfluss und ein rotes Auge. Dazu kommen eine geschwollene Bindehaut und Ausfluss, der zu Beginn wässrig und später schleimig ist. Dein Auge wirkt glasig, es juckt, brennt und schmerzt. Ein weiterer Hinweis auf einen Virusbefall deines Auges sind geschwollene Lymphknoten. Meist befallen Adenoviren auch andere Körperregionen, weshalb bei der Augengrippe dann auch allgemeine, grippeähnliche Beschwerden auftreten können.

Typische Symptome der Augengrippe sind:

  • Brennende, juckende Augen
  • Starker Tränenfluss
  • Stark gerötete und geschwollene Bindehaut (Blutauge)
  • Lidschwellung
  • Fremdkörpergefühl
  • Lichtempfindlichkeit, Blendempfindlichkeit
  • Starke Schmerzen im betroffenen Auge
  • Lymphknotenschwellungen
  • Hornhauttrübung als Spätfolge der Augengrippe. Hornhauttrübungen entstehen durch die angegriffene Oberfläche der Hornhaut, eingeschränkte Sehfähigkeit kommt hinzu.

Bleibt die Augengrippe auf deine Bindehaut (Conjunctiva) beschränkt, heilt sie in der Regel in ein bis drei Wochen von selbst ab. Du bist dann allerdings nicht immun gegen eine erneute Erkrankung. Warum das so ist, liest du unter Immunität nach Augengrippe.

Ist deine Hornhaut (Cornea) von den Adenoviren befallen, kommt es oft zu monatelangen Sehstörungen. Der Grund dafür ist, dass sich bei der Ausheilung der Augengrippe in deiner Hornhaut Einlagerungen bilden können. Diese sogenannten Nummuli streuen das einfallende Licht und erhöhen dadurch die Blendempfindlichkeit deines Auges.

Augengrippe: Wann zu welchem Arzt?

Wenn dein rotes, brennendes Auge innerhalb von zwei Tagen nicht von selbst abheilt und wenn starke Schmerzen auftreten, dann solltest du auf jeden Fall deinen Augenarzt aufsuchen. Doch Vorsicht: Ansteckungsgefahr! Sag bitte direkt bei der Terminvereinbarung in deiner Augenarztpraxis, dass du vermutest, an einer Augengrippe erkrankt zu sein. Dein Arzt kann dich so gegebenenfalls zu einer gesonderten Uhrzeit behandeln oder dich bitten, in einem anderen Raum als dem Wartezimmer Platz zu nehmen.

Fachärzte für Augenheilkunde in deiner Nähe findest du über unsere Arzt-Suche.

Untersuchungen bei Augengrippe

Zur eindeutigen Diagnose der Augengrippe wird ein Bindehautabstrich, auch Konjunktivalabstrich genannt, notwendig. Dabei werden dir mit einem angefeuchteten Tupfer möglichst viele Zellen von der Bindehaut abgeschürft. Anschließend untersucht ein Labor den Bindehautabstrich. Dabei können Adenoviren mit folgenden Methoden nachgewiesen werden:

PCR-Test: Mit der Polymerase Chain Reaction (PCR) kann das Erbgut der Augengrippe-Erreger sichtbar gemacht werden. Im Fall der Adenoviren ist das die DNS (Desoxyribunukleinsäure). Jeder Organsimus besitzt eine charakteristische Struktur der DNS, die im PCR-Test zur Identifikation dient. Anhand der nachgewiesenen Virus-DNS ist der Verursacher der Augengrippe entlarvt.

Antigen-Nachweis: Mit dem Antigen-Nachweis können bestimmte virale Proteine nachgewiesen werden. Das geschieht mittels einer enzymatischen Farbreaktion, die für den Adenovirus charakteristische Partikel sichtbar macht.

Virusisolierung in Zellkulturen: Diese Methode zum Nachweis der die Augengrippe verursachenden Adenoviren ist sehr zeitaufwändig. Das Material des Bindehautabstrichs wird mit Zellen in Verbindung gebracht. Die im Abstrich enthaltenen Adenoviren infizieren die Zellen und vermehren sich in ihnen. Danach werden die Adenoviren aus den befallenen Zellen isoliert und können mit Hilfe eines speziellen Mikroskops, des Elektronenmikroskops, sichtbar gemacht werden. Adenoviren haben einen Durchmesser von weniger als einem Zehntausendstel Millimeter und sind mit bloßem Auge und einem normalen Mikroskop daher nicht erkennbar.

In Deutschland ist der Nachweis des Augengrippe-Erregers im Konjunktivalabstrich (Bindehautabstrich) nach §7IfSG des Infektionsschutzgesetzes meldepflichtig.

Was tun bei Augengrippe?

Da die Beschwerden ähnlich sind, kann die durch Viren ausgelöste Augengrippe mit einer bakteriell verursachten Bindehautentzündung verwechselt werden. Oft werden daher Antibiotika verschrieben, die aber leider nur gegen Bakterien wirken und nicht gegen Viren. Eine Antibiotika-Therapie schlägt bei der Augengrippe also nicht an.

Gegen die Augengrippe-Erreger gibt es keine speziellen Medikamente und im Gegensatz zur echten Grippe (Influenza) auch keine Schutzimpfung. Dein Körper muss daher selbst mit den Adenoviren fertig werden. Du musst in der Regel ein bis drei Wochen abwarten, bis es langsam wieder besser wird.

Haben sich auf deiner Hornhaut als Spätfolge der Augengrippe Hornhautnarben gebildet, kannst du die Narben mittels einer Laserbehandlung abtragen lassen. Das wird als phototherapeutische Keratektomie (PTK) bezeichnet.

Arzneimittel gegen Augengrippe

Da es keine speziellen Arzneistoffe für die Augengrippe gibt, können nur die Symptome durch eine Befeuchtung deiner Augen mit Augensalben und Augentropfen gelindert werden. Das Gefühl von Trockenheit im Auge kann durch Salben und Gele mit dem Wirkstoff Dexpanthenol gelindert werden.

Schutz vor Augengrippe

Auch wenn es bei unerträglichem Juckreiz und Fremdkörpergefühl nicht leicht fällt: du solltest bei Augengrippe das betroffene Auge nicht reiben. Dadurch gelangen die Adenoviren auf deine Hände und können von dort auf Türgriffe, Handtücher, Taschentücher und andere Gegenstände übertragen werden. Die Ansteckungsgefahr für Familienmitglieder oder Menschen in deinem häuslichen Umfeld steigt.

Verklebte Augenbereiche säuberst du am besten mit warmen, klaren Wasser. Vorsicht: Kamillenspülungen können nicht nur zu allergischen Reaktionen führen, sondern den durch die Augengrippe verursachten Reizzustand des Auges noch verstärken. Um die Ansteckungsgefahr innerhalb der Familie zu minimieren solltest du nach der Reinigung deines Auges das Waschbecken mit einem Viren abtötenden (viruziden) Desinfektionsmittel (erhältlich in Apotheken) säubern.

Generell solltest während der Dauer deiner Augengrippe verstärkt auf Hygiene achten, um andere Menschen vor Ansteckung zu schützen. Du solltest dich unbedingt von anderen Leuten fernhalten und zu Hause bleiben. Für deine Familie gilt: Bitte auf keinen Fall dieselben Handtücher wie du benutzen. Deine Familie sollte ihre Hände nach Berührung von Gegenständen wie Türgriffe gründlich waschen und auch darauf achten, dass ihre Hände nicht in Kontakt mit ihren Augen kommen. Vermeiden sollte deine Familie auch den Körperkontakt mit dir, wenn du an Augengrippe erkrankt bist.

Augengrippe vorbeugen

Der beste Schutz vor Augengrippe ist Hygiene. Wasch dir immer gründlich die Hände, benutze nicht dieselben Handtücher, Kosmetika oder andere Gegenstände, die der an Augengrippe Erkrankte auch benutzt. Wasche Wäsche und Handtücher des Familienmitglieds mit Augengrippe separat bei mindestens 60 Grad. Leidest du selbst an Augengrippe, dann vermeide bitte, wenn irgendwie möglich, den Kontakt zu anderen Menschen. Achte darauf, dich nicht mit den Händen an deinen Augen zu kratzen.

Wie lange dauert eine Augengrippe?

Eine Augengrippe ist in der Regel nach etwa drei bis vier Wochen folgenlos ausgestanden. Die Ansteckungsgefahr ist schon nach 14 Tagen vorüber. Nach überstandener Augengrippe solltest du deine Augen allerdings noch etwas schonen. Versuche deine Augen nicht durch stundenlanges Arbeiten am Bildschirm, Lesen oder Fernsehen zu überanstrengen. Frag bitte deinen Augenarzt, was du nach überstandener Augengrippe für deine Augen tun kannst.

Bis dein Sehvermögen nach einer Augengrippe komplett wieder hergestellt ist, können einige Monate vergehen. Doch in den meisten Fällen heilt die Adenovirus-Keratokonjunktivitis folgenlos aus. Bleibt eine Hornhauttrübung zurück, kannst du kleine verschwommene Punkte sehen. In seltenen Fällen kann dein Sehvermögen durch die Augengrippe langfristig beeinträchtigt bleiben.