Kategorien
Krankheiten

Hallux valgus

High Heel oder Turnschuh? Zur Verhinderung eines Hallux und für die Fußgesundheit allgemein sollte auf bequemes Schuhwerk zurückgegriffen werden.
Enge, spitz zulaufende Schuhe und auch solche mit sehr hohem Absatz sind die Hautverursacher eines Hallux. Für deine Fußgesundheit ist es wichtig, deinen Zehen genug Platz zu geben und auf das ständige Tragen von High Heels zu verzichten.

Hallux valgus: Was ist das?

Beim Hallux valgus, auch Hallux oder Ballenzehe genannt, weicht deine Großzehe zunehmend nach außen in Richtung der anderen Zehen ab. Dadurch kommt es an der Innenseite deines Fußes zu einer Vorwölbung des Großzehengrundgelenks, was dann als Verdickung (Ballen) an der Fußseite deutlich zu sehen ist. Die Ballenzehe kann an einem Fuß oder an beiden Füßen vorkommen. Durch den Hallux kommt es zur Reibung in deinen Schuhen. Dadurch können schmerzhafte Entzündungen und Schwellungen an deinem Fuß entstehen. Dein Großzehengrundgelenk wird beim Hallux außerdem stark überlastet und kann als Folge eine schmerzhafte Großzehenarthrose (Hallux rigidus) entwickeln. Dein schiefer großer Zeh verdrängt zudem die kleineren Nachbarzehen, die nach oben oder nach unten ausweichen müssen. Dadurch entstehen sogenannte „Krallenzehen“.

Beim Hallux, auch
Beim Hallux valgus weicht die Großzehe zunehmend in Richtung der anderen Zehen ab. Dadurch kommt es zu einer Vorwölbung des Großzehengrundgelenks, was dann als Verdickung (Ballen) zu sehen ist.

Weiterhin müssen beim Hallux deine kleinen Zehen den natürlichen Abrollvorgang übernehmen, der normalerweise beim gesunden Gang über die Großzehe hinweg geschieht. Deine kleinen Zehen werden dadurch überlastet und können in der Folge ebenfalls schmerzhaft verformt werden.

Frauen haben es öfter mit einem Hallux zu tun als Männer. Grund dafür ist das Schuhwerk der Damen, das den Füßen nicht genug Platz lässt und den vorderen Fuß beim Gehen zu stark belastet. Zur Behandlung des Hallux valgus sowie zur Linderung der Schmerzen gibt es zahlreiche Verfahren. In den meisten Fällen kann nur eine Operation Abhilfe schaffen.

Hallux: Ursachen

Schuhe mit hohen Absätzen und schmal zulaufenden Spitzen sind die Hauptverursacher des Hallux valgus. Denn dieses Schuhwerk lässt deinen Fuß nach vorne rutschen und belastet beim Gehen deinen Vorfuß. Voraussetzung für die Entstehung eines Hallux ist allerdings, dass diese engen und hochhackigen Schuhe über Jahre hinweg ständig von dir getragen werden. Mal ein Abend oder ein Wochenende in High Heels verursachen dagegen noch keinen Hallux.

Auch wenn du einen Spreizfuß hast, kann das die Entstehung eines Hallux begünstigen. Ein gesunder Fuß hat ein sogenanntes Längsgewölbe, das sich an der Innenseite des Fußes erhebt und ein Quergewölbe, das sich unter den Mittelfußknochen befindet. Durch dein Quergewölbe werden die Belastungen deines Fußes gegen den Untergrund gedämpft und abgefedert. Flacht das Quergewölbe ab, kommt es zur Aufspreizung des Mittelfußknochens und zu einer Verbreiterung deines Vorfußes. Dieser sogenannte Spreizfuß braucht dann mehr Platz in deinem Schuh. Bekommt er die auf Dauer nicht, kann sich ein Hallux entwickeln.

Erbliche Faktoren und Bindegewebsschwäche können bei der Entstehung eines Hallux valgus ebenfalls eine Rolle spielen. Ein eindeutiger Erbgang ist für den Hallux allerdings noch nicht wissenschaftlich geklärt, eine familiäre Häufung wurde aber beobachtet.

Hallux: Symptome

Die Beschwerden bei einer Ballenzehe (Hallux valgus) sind individuell verschieden und hängen auch nicht immer vom Ausmaß der Zehenfehlstellung ab. Manche Menschen mit Hallux spüren trotz des Ballens keine Schmerzen, anderen tut beim Laufen, vor allem in engen Schuhen, ständig alles weh. Dein Großzehenballen ist beim Hallux sehr gut als Vorwölbung sichtbar, er kann gerötet sein und hat meistens Schwielen.

Bei ausgeprägtem Hallux ragt dein großer Zeh über deine zweite Zehe oder schiebt sich darunter. Es kann zur Bildung von Geschwüren auf deiner Haut kommen. Dadurch dass der Hallux dein Fußskelett verändert, kann es auch zu Deformierungen deiner anderen Zehen kommen. Schmerzen an deinem Fußrücken und in den Zehenzwischenräumen können ebenfalls auftreten.

Welcher Arzt hilft bei Ballenzehen?

Ein Orthopäde bzw. ein Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie wird dir bei einem Hallux mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gegebenenfalls wird er dich zur Mit- und Weiterbehandlung an ein spezialisiertes Zentrum oder in die Abteilung für Hand- und Fußchirurgie einer Klinik überweisen.

Hallux: Diagnose

Nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) wird der Orthopäde deine Füße untersuchen. Dabei kann er den Hallux valgus schon auf den ersten Blick erkennen. Denn beim Hallux ist dein Vorfuß deutlich verbreitert und der Großzehenballen ist stark ausgeprägt. Der Orthopäde kann außerdem einen Druckschmerz feststellen sowie eine Entzündung.

Um eine Arthrose des Großzehengrundgelenks (Hallux rigidus) zweifelsfrei diagnostizieren zu können, wird ein Röntgenbild deines Fußes angefertigt. Als klassisches Zeichen einer Arthrose ist auf dem Röntgenbild ein verschmälerter Gelenkspalt sichtbar. Dein Knochen ist zudem im Bereich des Knorpelschadens verdickt. In schweren Fällen finden sich Zysten in den Gelenkflächen sowie knöcherne Randwülste im Gelenkbereich.

Hallux: Therapie

Nicht jeder Hallux muss operiert werden. Die Behandlung der Ballenzehe richtet sich nach deinen Beschwerden und nach dem Ausmaß deiner Fußdeformierung. Es gibt Patientinnen, bei denen der große Zeh in einem Winkel von über 70 Grad über den anderen Zehen steht, und die Frauen haben trotzdem keine Schmerzen. In solchen Fällen raten viele Orthopäden von einer Hallux-Operation aus rein kosmetischen Gründen ab. Denn es kann nicht ausgeschlossen werden, dass anschließend Schmerzen auftreten, die vorher nicht vorhanden waren. In der Regel wird bei einem Hallux zunächst versucht, die durch die Ballenzehe verursachten Beschwerden durch konservative Therapiemaßnahmen zu beheben.

Konservative Therapiemaßnahmen des Hallux

Der erste Blick bei der Therapie eines Hallux sollte auf dein Schuhwerk fallen. Auch wenn es schwer für dich ist: deine High Heels sollten in den Schrank verbannt werden. Jetzt ist erst einmal bequemes Schuhwerk angesagt. Bei einem Hallux solltest du auf Schuhe mit einem weiten Vorfußbereich achten. In einem Orthopädieschuh-Fachgeschäft können diese Schuhe außerdem noch mit Polstern und/oder Filzringen zur Entlastung von Druckstellen sowie mit Abstützungen für den Vorfuß ausgestattet werden.

Physiotherapie kann bei einem Hallux deine Fußmuskulatur kräftigen und deinen Fuß insgesamt stabilisieren. Fußgymnastik kann, auch nach einer Hallux Operation, den Heilungserfolg unterstützen. Barfußlaufen ist ebenfalls eine Wohltat für deine Füße. Durch die gewonnene Bewegungsfreiheit und den direkten Bodenkontakt werden deine Füße gekräftigt.

Schienen oder Nachtlagerungsschienen dienen bei der Therapie des Hallux zur Stellungskorrektur deiner Großzehe. Die Schienen (Orthesen) werden meist nachts getragen und sollen dein Großzehengelenk wieder in seine normale Lage bringen. Doch beachte: Fußschienen sind bei einem fortgeschrittenen Hallux nicht in der Lage, die vorhandenen starken Veränderungen an Knochen, Gelenkkapsel und Sehnen dauerhaft zu korrigieren.

Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente können die Schmerzen bei einem Hallux oftmals vorübergehend lindern. Den Hallux selbst können sie aber nicht verschwinden lassen.

Operationen bei Hallux valgus

Wenn deine Ballenzehe mit konservativen Therapiemaßnahmen nicht mehr in den Griff zu bekommen ist, kann eine Hallux-Operation notwendig werden. Ziel der Hallux-Operation ist, das von Arthrose bedrohte Großzehengrundgelenk zu erhalten und die Fehlstellung, die durch die schief gewordene Knochenachse hervorgerufen wurde, zu korrigieren.

Schöne Füße nach der Hallux-Operation: Damit deine Füße gesund bleiben, solltest du bequemes Schuhwerk bevorzugen und öfter einmal barfuß laufen.

Auch der Zug der Sehnen und Muskeln, die deinen deformierten Großzeh bei jedem Schritt zur Seite ziehen, kann durch eine Hallux-Operation wieder normalisiert werden.

Operative Eingriffe bei Hallux sind beispielsweise:

  • Abmeißelung von Knochenüberschüssen (Exostosen, „Überbein“)
  • Knochendurchtrennung und Einfügen eines Knochenkeils (Umstellungsosteotomie)
  • Verlagerung, Verlängerung und Durchtrennung von Sehnen
  • Gelenkversteifung (Arthrodese) bei Großzehenarthrose

Welche OP-Methode für deine Hallux-Beschwerden die richtige ist, wird dein Arzt entscheiden. Bei beidseitigem Hallux wird in der Regel erst ein Fuß operiert und nach erfolgreicher Abheilung (frühestens nach drei Monaten) der zweite Fuß.

Bei sogenannten Umstellungsoperationen des 1. Mittelfußknochens wird dieser unter Vollnarkose durchtrennt und in korrigierter Stellung wieder befestigt. Das macht einen stationären Aufenthalt in einer Klinik notwendig. Anschließend bist du in der Regel – je nach den Belastungen an deinem Arbeitsplatz – sechs bis acht Wochen arbeitsunfähig und musst den Fuß ständig hochlegen.

Bei der minimalinvasiven Hallux Operation sind Schrauben zur Knochenfixierung und Nachoperationen nicht nötig. Bei dieser Hallux Operation werden nur zwei kleine Schnitte gesetzt. Der erste dient zur Aufrichtung deines schräg stehenden Knochens mit einer Fräse. Der zweite Schnitt öffnet die bei einem Hallux verkürzte Gelenkkapsel und weitet diese. Dadurch kann die Gelenkkapsel der wieder normal ausgerichteten Großzehe den erforderlichen Bewegungsraum geben.

Bei leichten bis mittelschweren Formen eines Hallux valgus, bei der die Abweichung des Großzehengrundgelenks weniger als 17° beträgt, kommt oft die sogenannte Chevron Osteotomie zum Einsatz. Hierbei werden deine durch die Hallux Fehlstellung geschrumpften Bänder und die Gelenkkapsel gelöst, dann wird das hervorstehende „Überbein“ mit einer Säge abgetragen, der erste wird Mittelfußknochen durchtrennt und in der gewünschten Form ausgerichtet. Anschließend wird dein Zehenknochen mit einer Titanschraube fixiert und die Gelenkkapsel gestrafft. Die Titanschrauben können in deinem Fuß verbleiben. Verursachen sie jedoch Beschwerden, dann werden sie in der Regel nach etwa drei Monaten ambulant entfernt.

Beträgt deine Zehenfehlstellung beim Hallux 40° und mehr, dann wird häufig die sogenannte Scarf Osteotomie angewandt. Bei dieser Hallux-Operation wird aus deinem ersten Mittelfußknochen seitlich ein Keil hinausgeschnitten. Der gelenktragende Teil deiner großen Zehe (Mittelfußköpfchen) wird nach außen verschoben und in den richtigen Winkel gebracht. Da diese Verschiebung eine Spannung in den Sehnen verursacht, die deine Großzehe zur Mitte hin ziehen, müssen diese Sehnen ebenfalls verlagert werden. Der ausgerichtete Knochen wird mit Titanschrauben fixiert. Die Schrauben verbleiben in deinem Fuß, wenn sie keine Beschwerden verursachen. Ansonsten werden sie wieder entfernt.

Bei der Hallux-OP-Methode nach Dr. Stoffella kann der Eingriff ambulant unter Vollnarkose durchgeführt werden. Bei dieser Hallux-Operation wird dein 1. Mittelfußknochen durchtrennt, und ein spezielles bewegliches Metallimplantat eingesetzt, das eine sofortige Belastung des Fußes möglich macht. Diese sofortige Belastung baut einen Druck auf, den dein durchtrennter Knochen braucht, um wieder richtig zusammen zu wachsen. Die bewegliche Spange wirkt wie ein Zuggurt, der deine Knochenfragmente beim Laufen in die richtige Richtung zusammenzieht. Dadurch wird die Bildung des sogenannten Knochenkeimgewebes angeregt.

Jeder deiner Knochen ist von einer Knochenhaut umgeben, die viele neue Knochenzellen in Reserve hat. Aus diesen Zellen bildet sich eine Art Brücke (das sogenannte Knochenkeimgewebe oder Kallus) zwischen den Enden der Knochenstücke. Aus dem Knochenkeimgewebe entsteht so innerhalb von einer Woche ein neues Stück Knochen. Das Keimgewebe ist zunächst allerdings noch weich. Erst nach sechs bis zwölf Wochen ist es so fest geworden, dass der Knochen richtig zusammengewachsen ist. Nach etwa zehn bis zwölf Wochen ist bei der Hallux-OP-Methode nach Dr. Stoffella eine weitere kleine Operation nötig, bei der die Metallspange wieder entfernt wird.

Hat sich bereits eine Arthrose ausgebildet oder liegen sehr große Zehen-Fehlstellungen vor, wird als Hallux-Operation häufig die sogenannte Lapidus-Arthrodese eingesetzt. Hierbei wird dein Gelenk zwischen Mittelfußknochen und Fußwurzel versteift. Bei der Lapidus-Arthrodese werden der gelenktragende Teil deiner großen Zehe (Mittelfußköpfchen) und die Basis deines Großzehengrundgelenks abgetragen. Die beiden Knochenfragmente werden dann mit Schrauben oder einer sogenannten Lapidus-Platte fixiert. Zusätzlich muss, wie bei jeder Hallux valgus Korrektur eine Rekonstruktion der Gelenkkapsel und der gelenknahen Sehne um das Großzehengrundgelenk vorgenommen werden.

Bei jeder Art von Hallux-Operation ist eine konsequente Nachsorge Voraussetzung für einen guten Heilungserfolg. Nach der Entlassung aus der Klinik oder Praxis sollte bei dir unbedingt jemand zu Hause sein, der sich um dich kümmert. Denn trotz Medikamenten sind die ersten Tage nach einer Hallux Operation sehr schmerzhaft und der betroffene Fuß ist stark geschwollen. Weite und bequeme Schuhe sollten für dich nun zum Alltag gehören.

Hallux vorbeugen

Da die Ballenzehe hauptsächlich durch falsches Schuhwerk verursacht wird, setzen die meisten Tipps zur Vorbeugung des Hallux hier an:

  • Trage nicht ständig High Heels, sondern auch mal bequeme Schuhe, bei denen deine Zehen nach vorne und seitlich genug Platz haben.
  • Mute deinen Kindern während der Wachstumsphase keine hohen Absätze zu.
  • Laufe viel barfuß, das ist gut für deine Fußgesundheit.
  • Sobald du undefinierbare Schmerzen in den Füßen hast, solltest du diese von einem Orthopäden untersuchen lassen.

Hallux: Heilungschancen

Der Hallux schreitet in der Regel unbehandelt recht langsam voran. Wird die Diagnose rechtzeitig gestellt, kann der Verlauf mit konservativen Maßnahmen häufig gebremst werden. Schreitet der Hallux dagegen weiter voran, wird es immer schwerer, die zunehmende Versteifung und Fehlstellung deiner benachbarten Zehen zu beheben. Wird dein Hallux valgus nicht behandelt, kann es außerdem langfristig zur Arthrose des Großzehengrundgelenks (Hallux rigidus) kommen, manchmal sogar zum Verlust des Großzehengrundgelenks.

Eine Operation des Hallux ermöglicht dir in der Regel nach ein paar Wochen wieder ein schmerzfreies Gehen. Intensive Belastungen wie beim Sport sind allerdings erst nach einiger Zeit möglich. Sprich mit deinem Orthopäden oder Fußchirurgen, wann du mit welchem Schuhwerk wieder aktiv werden kannst. Auf das ständige Tragen von High Heels und spitz zulaufenden Schuhe solltest du nach der Hallux Operation aber nach Möglichkeit verzichten. Sonst könnte sich dein Zehengewölbe erneut verschieben und sich nach einigen Jahren wieder ein Hallux ausbilden. Versuche im Alltag auf Schuhe mit viel Freiraum für deine Zehen umzustellen und lass dich in einem Schuhfachgeschäft oder Orthopädieschuh-Fachgeschäft beraten.

Kategorien
Krankheiten

Borreliose

Mit Borrelien infizierte Zecke sitzt auf einem Grashalm.
Zecken können Bakterien der Gattung Borrelia übertragen. Sie lösen die Infektionserkrankung Borreliose aus. Die Borreliose kann mit Antibiotilka behandelt werden.

Was ist Borreliose?

Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist eine durch Zeckenstiche übertragene bakterielle Infektionskrankheit, die erstmals 1976 in Lyme (Connecticut, USA) beobachtet wurde. Überträger der Krankheitserreger der Bakteriengattung Borrelia ist der Holzbock Ixodes ricinus. Vom Borreliose-Bakterium befallene Zecken tragen den Erreger in ihrem Darm mit sich herum und übertragen ihn bei ihrer Blutmahlzeit. Borreliose verläuft unbehandelt in mehreren Stadien und kann schwere Folgeschäden nach sich ziehen. Eine seltene Art der Borreliose ist das sogenannte Rückfallfieber. Erreger für diese Art der Borreliose ist das Bakterium Borrelia recurrentis. Es kann von Zecken aber auch von Läusen übertragen werden. Im Verlauf der Erkrankung treten hier immer wieder Fieberphasen von drei bis sieben Tage auf. Hinzu kommen Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen sowie ein stecknadelkopfgroßer Hautausschlag.

Das Tückische an der Borreliose ist, dass ihr Krankheitsbild sehr vielfältig ist. Borreliose-Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen, Sehstörungen oder Herzrasen passen beispielsweise auch zu anderen Krankheiten. Das macht die korrekte Diagnose der Borreliose oft schwer. Häufig bleibt auch der Zeckenstich völlig unbemerkt und die charakteristische Wanderröte auf der Haut bleibt aus. Wird dein Immunsystem mit den Borreliose-Erregern nicht fertig, können sie sich über den Blutweg immer weiter in deinem Körper ausbreiten, Muskeln und Gelenke, schlimmstenfalls Gehirn und Rückenmark befallen. Dieser Infektionsweg kann sich über Wochen und Monate hinziehen und eine Therapie sehr schwierig machen. Je eher die Borreliose erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Eine einmal überstandene Borreliose verschafft dir allerdings keine bleibende Immunität gegen die Borreliose-Erreger. Weitere Borreliose-Infektionen sind also jederzeit möglich.

Krankheitsverlauf der Borreliose

Die Borreliose verläuft meistens in drei Phasen:

  1. Das erste Stadium der Borreliose verursacht in der Regel keine Beschwerden. Bei auftretender Wanderröte (Erythema migrans) zeigt sich eine kreisrunde Rötung mit gut abgrenzenden Rändern auf deiner Haut, die von der Stich-Stelle ausgeht und sich kreisrund weiter verbreitet. Mit der Zeit verblasst diese Rötung von innen heraus und verursacht meistens keine weiteren Beschwerden. Die Wanderröte entsteht, weil sich die mit dem Zeckenspeichel in deine Haut abgegebenen Borrelien in der Haut an der Stichstelle vermehren und langsam kreisförmig ausbreiten. Bei etwa der Hälfte der mit Borrelien infizierten Menschen fehlt die Rötung, bei anderen kann sie über Monate bestehen bleiben.
  2. Im zweiten Stadium der Borreliose kommt es einige Tage bis zu zehn Wochen nach dem Zeckenstich zu grippeähnlichen Symptomen. Lies mehr zum Thema Grippe und Grippe-Impfung. Die grippeähnlichen Symptome sind ein Zeichen dafür, dass sich die Borreliose-Erreger über dein Blut in deinem ganzen Körper ausbreiten. Blutgefäße an Nerven, Muskeln und Knochengewebe können sich entzünden und vom Nacken ausstrahlende Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Fieber, Schwindel, Herzklopfen und
    Schweißausbrüche verursachen. Reizen die Borrelien massiv deine Nerven, kann es zu Kribbeln, Hitze-und Kältegefühl, Schmerzen an Bändern und Sehnen an Hand- und Ellenbogengelenk, in Rücken und Beinen kommen. Da diese Symptome der Borreliose auch auf andere Krankheiten wie Grippe, Arthritis, Sehnenscheidenentzündung oder Bandscheibenvorfall zutreffen, macht es die eindeutige Zuordnung zur Borreliose schwierig. Manchmal kommt es im Stadium 2 der Borreliose auch zu Muskellähmungen im Gesicht. Das wird als Faszialisparese bezeichnet.
  3. Im dritten Stadium der Borreliose setzen sich die Borrelien in deinem Bindegewebe fest. Hier sind sie für deine körpereigenen Abwehrzellen sehr schwer zu erreichen. Die Borrelien können daher Monate oder Jahre überdauern, bis sie wieder aktiv werden. Dann verursachen sie Gelenkentzündungen in Kiefer-, Hand- und Sprunggelenk. Entzündungen von Augen, Muskeln, Knochengewebe oder Weichteilen sind ebenfalls möglich. Breiten sich die Erreger weiter aus, kann es zu Meningitis (Hirnhautentzündung) kommen sowie zu Entzündungen in Gehirn, Gehirnhäuten und Rückenmark (Meningoenzephalomyelitis). Die Behandlung von Stadium 3 der Borreliose ist ein langwieriger Prozess. Als dauerhafte Schäden können zum Beispiel Lähmungen, anhaltende Schmerzen, Muskelschwäche, Gelenksteifheit und chronische Müdigkeit zurück bleiben.

Ursachen und Erreger von Borreliose

Die bakteriellen Überträger von Borreliose, Borrelien genannt, liegen im Mitteldarm infizierter Zecken. Beginnt eine mit Borrelien infizierte Zecke mit dem Blutsaugen, aktivieren die Borrelien ihren Stoffwechsel. Sie wandern allerdings erst nach etwa 24 Stunden in die Speicheldrüsen der Zecke. Von dort können sie in die Stichwunde und damit in deinen Körper übertragen werden. Daher: Je schneller du eine Zecke entdeckst und entfernst, desto größer ist die Chance, dass die Borrelien noch nicht übertragen wurden.

Erreger der Borreliose sind Bakterien der Gattung Borrelia (Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii, Borrelia garinii). Sie werden über Zeckenstiche auf uns Menschen übertragen. Die Zecke selbst infiziert sich mit den Borrelien, indem sie beim Stich das Blut infizierter Mäuse, Ratten, Siebenschläfer, Rehe und Vögel aufnimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass du dich bei einem Zeckenstich mit Borrelien infizierst, hängt von dem Durchseuchungsgrad der Zecken sowie der Stichdauer ab. Kommt es nach einem Zeckenstich zu einer Borrelien-Infektion mit Antikörperbildung, entwickelt in der Regel nur ein kleiner Teil der Betroffenen klinische Symptome einer Borreliose.

Borrelien sind sehr geschickt. Sie können ihre Eiweiß-Oberfläche verändern und sich somit vor deinem Immunsystem und den gegen sie gebildeten Antikörpern tarnen.  Sobald dein Immunsystem die Verwandlung bemerkt, bildet es neue Antikörper. Das dauert jedoch seine Zeit und somit haben die Borrelien die Chance zu überleben.

Im Gegensatz zu FSME, bei der Viren sofort nach dem Zeckenstich über den infizierten Speichel in deine Haut gelangen, siedeln sich die Erreger der Borreliose im Darm der Zecke an. Beim Stich werden sie nicht sofort frei, sondern es dauert zwölf bis 24 Stunden, bis sie mit dem Zeckenspeichel abgegeben werden können. Sind die Borrelien mit dem Zeckenspeichel in die Einstichstelle gelangt, beginnen sie sich zu vermehren und wandern als geschlossene Front in deiner Haut von der Einstichstelle weg. Sie können aber auch über dein Blut verbreitet werden und dann deine Gelenke und das Nervensystem befallen.

Mit Borrelien infizierter Holzbock sitzt auf einer blauen Blüte.
Der Gemeine Holzbock kann Überträger der Infektionskrankheiten FSME und Borreliose sein. Er ist sehr widerstandsfähig und übersteht selbst Waschgänge bei 40 Grad mühelos.

Doch wie gelangt die Zecke auf deine Haut? Beim Spaziergang durch Feld, Wald und Wiese streifst du Zecken ab, die auf Farnen, Gras, Gestrüpp und Büschen in bis zu einem Meter Höhe sitzen. Gelangt eine Zecke auf deine Haut oder Kleidung, kriecht sie zu warmen, weichen und dünnhäutigen Stellen deines Körpers. Das sind vor allem Kopf, Hals, Schulter, Leistengegend, Kniekehlen, Armbeugen und Achseln. Hier ritzt die Zecke mit ihren Kieferklauen deine Haut ein, bohrt durch die entstandene Wunde eine Art Stachel ein und saugt sich fest. Meistens bemerkst du den Zeckenstich gar nicht, weil die kleinen Blutsauger mit ihrem Speichel einen schmerzstillenden Stoff in deine Haut injizieren. Ebenfalls sondert die Zecke aus ihren Speicheldrüsen eine gerinnungshemmende Substanz ab. Auf diese Weise kann sie ihre Blutmahlzeit über einen Zeitraum von bis zu einer Woche einnehmen, ohne dass sich die Stichstelle verschließt. Ist die Zecke satt, lässt sie sich fallen. Erkennbar ist das mit Blut vollgesogene Tierchen an seinem dicken, bräunlichen Hinterleib.

Am häufigsten befällt uns Menschen der sogenannte Holzbock (Ixodes ricinus). Er ist vormittags und am frühen Abend bei Temperaturen ab 10 °C hauptsächlich zwischen März und Oktober aktiv. Nicht jeder Zeckenstich führt aber automatisch zu Borreliose. Im Gegensatz zu FSME, deren Überträger auf bestimmte Risikogebiete beschränkt sind, kann Borreliose europaweit von Zecken übertragen werden.

Was sind die Symptome von Borreliose?

Symptome einer durch Zecken übertragenen Borreliose treten frühestens sieben Tage nach dem Zeckenstich auf. Die Borreliose beginnt fast immer mit einer sogenannten Wanderröte. Hierbei bildet sich um den Zeckenstich auf deiner Haut ein roter Rand, der sich langsam um bis zu fünf Millimeter pro Tag nach außen ausbreitet. Oft kommen Muskel- und Gelenkschmerzen und andere grippeähnliche Beschwerden hinzu. Schon bei den ersten Anzeichen einer Wanderröte solltest du zum Arzt gehen.

Bei unbehandelter Borreliose werden verschiedene Symptom-Ausprägungen unterschieden:

  • Stadium 1: Hier entsteht etwa ein bis vier Wochen nach dem Zeckenstich eine schmerzlose Rötung ohne Juckreiz, die von der Zeckenstich-Stelle über die Haut wandert. Diese Wanderröte, Erythema migrans  genannt, ist kreisförmig und deine Haut hat dahinter ihre ganz normale Form. Vorsicht: Ein Verschwinden der Wanderröte ohne Behandlung bedeutet nicht, dass die Borreliose abgeheilt ist. Als Begleitsymptome können Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen auftreten.
  • Stadium 2: Die Borreliose-Erreger breiten sich über dein Lymphsystem aus. In der Haut zeigt sich eine Flüssigkeitseinlagerung, das sogenannte Borrelien-Lymphozytom, auch als Lymphadenosis cutis benigna bezeichnet. Diese Flüssigkeitseinlagerungen bestehen hauptsächlich aus Lymphozyten, einer speziellen Form der weißen Blutkörperchen. Die Ansammlungen bilden etwa ein bis sechs Monate nach dem Zeckenstich Schwellungen und knötchenähnliche Verdickungen mit glatter Oberfläche, die eine blaue bis rote Farbe haben. Das Borrelien-Lymphozytom bildet sich meist an Ohrläppchen, Brustwarzen oder Hodensack. Begleitet wird dieses Hautbild unter Umständen von einer örtlichen Schwellung der Lymphknoten, Hirnhautentzündung und Nervenentzündung sowie schlaffen Lähmungen an Körper und Gesicht. Seltener sind Herzbeschwerden wie Herzrasen. Durch die Borreliose verursacht, können auch Erkrankungen wie Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und Pankarditis (Entzündung aller Schichten des Herzens) auftreten.
  • Stadium 3: Im letzten Stadium einer unbehandelten Borreliose zeigen sich meist an den Gliedmaßen durchscheinende Venen und zigarettenpapierartig gefaltete Haut. In einigen Fällen kann das Karpaltunnelsyndrom auftreten. Dabei ist ein bestimmter Handnerv schmerzhaft eingeklemmt. Als weitere Symptome von Stadium 3 der Borreliose kommen bestimmte Knoten (juxtaartikuläre Knoten) vor. Sie ähneln Rheumaknoten und sitzen an Knien, Ellenbogen und Unterarmen. Sind die Borrelien über dein Blut bis an deine Gelenke gelangt und haben diese besiedelt, kommt es zu Abwehrreaktionen deines Körpers wie zum Beispiel Entzündungen oder Gelenkschmerzen. Mediziner sprechen von Lyme-Arthritis. Begleitet wird die Lyme-Arthritis von einer Symptomatik, die einem Schlaganfall ähnelt: Lähmungen in Armen, Beinen und/oder im Gesicht, Sehverschlechterung, Gangstörungen sowie Blasenstörungen. Diese Symptome können allerdings auch auf eine Multiple Sklerose hinweisen. Eine Blutuntersuchung auf Antikörper gegen die Erreger der Borreliose kann hier eventuell Klarheit verschaffen.

Reizen die Borrelien dein Nervensystem sehr stark, kann die sogenannte Neuroborreliose entstehen. Bemerkbar macht sich die Neuroborreliose durch starke bis unerträgliche Schmerzen und neurologische Beschwerden wie Schwindel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Müdigkeit, Persönlichkeitsveränderungen. Es kann auch zu Entzündungen des Gehirns (Enzephalomyelitis) kommen sowie zu Sehverschlechterungen und Tinnitus.

Kinder zeigen im Stadium 3 der Borreliose in der Regel häufiger Lähmungen im Gesicht. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Magenschmerzen und Sehstörungen können weitere Borreliose-Symptome bei Kindern sein. Da die Zecken bei Kindern gerne auch auf den Kopf kriechen und sich dort festsetzen, kann sich die Wanderröte (Erythema migrans) auf der Kopfhaut der Kleinen „verstecken“.

Welcher Arzt hilft bei Borreliose?

Erster Ansprechpartner in Sachen Zeckenschutz, Zecken-Entfernung und Abklärung zeckenbedingter Erkrankungen ist dein Hausarzt oder ein Facharzt für Allgemeinmedizin. Er kann dich bei Verdacht auf eine Neuroborreliose oder zur Untersuchung deiner Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (um die Borreliose von einer viralen oder bakteriellen Meningitis zu unterscheiden) an einen Facharzt für Neurologie überweisen.

Untersuchungen bei Borreliose

Eine Borreliose kann aufgrund ihrer Symptome und ihres Verlaufs in vielen Formen auftreten. Das erschwert die Diagnose oft erheblich, besonders in späteren Krankheitsstadien. Bevor die Borreliose-Diagnose feststeht, sollten andere mögliche Ursache für die von dir genannten Beschwerden ausgeschlossen werden. Bei der Diagnose der Borreliose können einige mehr oder weniger umstrittene Borreliose Testverfahren zum Einsatz kommen.

Optische Diagnose der Borreliose

Erythema migrans oder Wanderröte kann aufgrund ihres typischen Hautbildes vom Arzt schon mit bloßem Auge und ohne Laboruntersuchung diagnostiziert werden. Allerdings kann eine bakterielle Infektion mit Streptokokken oder Staphylococcus aureus am Anfang ein ähnliches Hautbild hervorrufen: die Wundrose (Erysipel). Wundrose zeigt sich als eine sich rasch ausbreitende, scharf begrenzte, flammenförmige und hochrote Hautveränderung. Die gerötete Haut schwillt dabei an und ist sehr warm. Weitere Symptome der Wundrose sind kleine rote Punkte ohne Begleiterscheinungen bis hin zu hohem Fieber mit Schüttelfrost. Warum frierst du bei Fieber?

Borreliose-Bluttests sind umstritten

Die Lyme-Arthritis und die Neuroborreliose können mit Untersuchungen deines Blutserums nachgewiesen werden. Bei der Lyme-Arthritis kann durch die serologischen Untersuchungen abgeklärt werden, ob wirklich eine Infektion mit Borrelien vorliegt oder ob deine Beschwerden auf eine andere durch Bakterien hervorgerufene Gelenkerkrankung zurückzuführen sind. Beispiele hierfür sind Campylobacter-Infektionen oder Infektionen mit Yersinien. Ähnliche Symptome wie die Neuroborreliose rufen andere Erkrankungen des Nervensystems hervor, zum Beispiel eine Trigeminusneuralgie (unerträglicher Gesichtsschmerz). Auch hier können durch eine Untersuchung deines Blutserums möglicherweise Antikörper gegen den Borreliose-Erreger nachgewiesen werden und damit Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik wie die der Neuroborreliose ausgeschlossen werden.

Dein Arzt wird dir zur Diagnose der Borreliose nach einem Gespräch (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung Blut abnehmen. Aus dem Serum können im Labor mit speziellen Tests Antikörper gegen den bakteriellen Erreger Borrelia burgdorferi (IgM, IgE) nachgewiesen werden. Doch bedenke: Die Antikörperbildung gegen die Erreger der Borreliose dauert bis zu acht Wochen. Im Stadium 1 der Borreliose sind die Antikörper also noch nicht vorhanden. Ein negativer Bluttest bedeutet zu diesem Zeitpunkt daher nicht, dass keine Infektion mit Borrelien vorliegt.

Ein negatives Testergebnis auf Borrelien bedeutet auch in anderen Fällen nicht unbedingt, dass auch wirklich keine Borreliose vorliegt. Das Immunsystem mancher Menschen produziert keine oder kaum Antikörper gegen Borrelien. Das kann an einer genetischen Veranlagung liegen oder auch an einem geschwächten Immunsystem. Auch wenn du aufgrund einer anderen Erkrankung mit sogenannten Immunsuppressiva (Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken) behandelt wirst, kann ein Borreliose-Test fälschlicherweise negativ ausfallen.

Wenn ein Borreliose-Test positiv ausfällt, ist das ebenfalls kein 100%-iger Nachweis für eine Borreliose-Infektion. Das positive Borreliose-Ergebnis sagt lediglich aus, dass du dich zu irgendeinem Zeitpunkt mit Borrelien infiziert hast. Ein einmaliger Borrelien-Antikörper-Test erlaubt aber keine Unterscheidung zwischen einer aktiven Borrelien-Infektion mit Symptomen und einer verborgenen Infektion ohne Symptome. Bei einer verborgenen Infektion mit Borrelien hättest du dich zwar mit Borrelien infiziert, aber diese wären von deinem Immunsystem so weit in Schach gehalten worden, dass die Borreliose nicht ausbricht. Ein Borreliose-Bluttest kann außerdem auch positiv ausfallen, wenn die Borrelien-Infektion schon lange zurück liegt und ausgeheilt ist.

Aus diesen Gründen wird ein positiver Borreliose-Bluttest vom Arzt in der Regel nur im Zusammenhang mit den typischen Borreliose-Beschwerden und der Vorgeschichte (Zeckenstich) als Beweis für eine Borreliose gedeutet.

Beim sogenannten Lymphozyten-Transformationstest (LTT) wird nicht nach spezifischen Antikörpern gegen die Borreliose-Erreger in deinem Blut gesucht, sondern an bestimmte Zellen (Lymphozyten) deines Immunsystems angesetzt. Eine Blutprobe von dir wird mit Teilen von Borrelien-Bakterien gemischt. Wenn sich deine Lymphozyten daraufhin schnell vermehren, wurden sie durch die Borrelien in Alarmbereitschaft versetzt. Das ist ein Zeichen für eine akute Borrelien-Infektion. Vermehren sich deine Lymphozyten durch den Kontakt mit Borrelien-Bestandteilen dagegen nur langsam, hast du keine Borreliose.

Durch den Lymphozyten-Transformationstest kann eine Borreliose-Infektion im Frühstadium anzeigen werden. Doch die Test-Ergebnisse sind nicht sehr zuverlässig, weil der LTT auch bei Menschen positiv ausfallen kann, die noch nie in Kontakt mit Borrelien waren.

Borreliose oder Hirnhautentzündung?

Eine Untersuchung deiner Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) kann nötig werden, um die Borreliose von einer viralen oder bakteriellen Meningitis (Hirnhautentzündung) zu unterscheiden. Bei der Lumbalpunktion wird unter örtlicher Betäubung aus dem Raum, der das Rückenmark umgibt, etwas Flüssigkeit (Liquor) entnommen. Der Liquor wird im Labor mikroskopisch untersucht. Bei einer bakteriell bedingten Meningitis ist der Liquor eitrig-trüb. Eine durch Viren hervorgerufene Meningitis verändert den Liquor nicht, er bleibt klar.

Untersuchung der Zecke auf Borrelien

Zum Borreliose-Nachweis in der Zecke musst du die an deinem Körper gefundene Zecke entfernen und zur Analyse an ein spezielles Labor schicken. Auch dein Arzt kann eine Untersuchung der Zecke veranlassen. Die Kosten für die Zecken-Untersuchung werden derzeit in der Regel von den Krankenkassen nicht übernommen. Im Analyselabor wird in der Zecke nach dem Erbgut von Borrelien gesucht. Sichtbar gemacht werden kann das Borrelien-Erbgut mit Hilfe der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Ein positives Testergebnis heißt aber nicht automatisch, dass die Borrelien aus der Zecke auch auf dich übertragen wurden. Das hängt nämlich unter anderem von der Dauer des Saugaktes ab. Wenn eine mit Borrelien infizierte Zecke weniger als 24 Stunden an dir Blut gesaugt hat, ist die Wahrscheinlichkeit einer Borrelien-Übertragung in der Regel noch recht gering.

Manche Labors testen die eingeschickten Zecken auf das Erbgut von Borrelia burgdorferi sensu lato. Das ist eine Gruppe nah verwandter Borrelia-Arten, von denen einige Borreliose auslösen können, andere aber nicht. Bei einem positiven Zecken-Borreliose-Test ist die betroffene Zecke mit Borrelien infiziert, aber vielleicht auch mit solchen, die beim Menschen keine Borreliose hervorrufen. Allein aufgrund eines positiven Zecken-Borreliose-Tests wird daher oft davon abgeraten, eine Therapieentscheidung zu treffen und die vermeintliche Borreliose umgehend mit Antibiotika zu behandeln.

Borrelien-Nachweis durch Anzüchten

Durch Anzüchten der Borrelien aus einer Probe, die von der Haut, der Gelenksflüssigkeit (bei Verdacht auf Lyme-Arthritis) oder der Hirn-/Rückenmarksflüssigkeit (bei Verdacht auf Neuroborreliose) stammen, können die Borreliose-Erreger eindeutig nachgewiesen werden. Eine derartige Borrelien-Anzucht ist aber sehr zeitaufwändig und wird nur in einigen Speziallaboren durchgeführt.

Schneller geht es, aus Patientenproben das Erbgut der Borrelien mit Hilfe der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) nachzuweisen. Diese Form von Borreliose-Test wird hauptsächlich mit Proben von Gelenksflüssigkeit durchgeführt, wenn dein Arzt bei dir eine Borreliose-bedingte Gelenksentzündung (Lyme-Arthritis) vermutet.

Häufige Fragen zur Borreliose

Im Folgenden findest du einige Infos zu häufigen Fragen rund um Zecken und Borreliose.

Wie entfernst du eine Zecke?

Nicht jede Zecke überträgt beim Stich automatisch Borreliose oder FSME. Daher gilt: Ruhe bewahren. Hast du eine Zecke entdeckt, entferne sie möglichst rasch und innerhalb von 12-24 Stunden vorsichtig mit einer Zeckenzange. Setze die Zange direkt über der Einstichstelle am Kopf der Zecke gerade an und ziehe unter leichtem Hin- und Herrütteln in eine Richtung bis die Zecke loslässt. Die Zecke beim Herausziehen auf keinem Fall quetschen. Wird die Zecke (etwa durch Verwendung einer Pinzette) gequetscht, können die FSME– und Borreliose-Erreger schneller als auf normalem Wege über die Speicheldrüsen in die Wunde gelangen.

Bitte nicht quetschen. Mit einer Zeckenzange lassen sich Zecken gut entfernen.
Mit einer Zeckenzange oder einer Zeckenkarte lassen sich die kleinen Blutsauger gut entfernen. Wichtig ist, dass sie nicht gequetscht werden. Denn dann entleeren sie Speichel und ihren Darminhalt in die Stichwunde. Folge: mögliche Borreliose- und FSME-Erreger werden noch schneller übertragen.

Zeckenkarten können mit dem Kartenausschnitt direkt auf der Haut am Kopf der Zecke angesetzt werden. Die Zecke sollte dann mit einer ruhigen Bewegung aus der Haut herausgeschoben werden. Nach dem Entfernen der Zecke bitte die Stelle mit einem Desinfektionsmittel behandeln.

Reißt der Kopf der Zecke beim Entfernen ab und bleibt in deiner Haut zurück, eitert der Fremdkörper heraus. Die Biss-Stelle kann dabei gerötet und geschwollen sein. Jetzt solltest du besser zum Arzt gehen.

Auf keinen Fall solltest du die Zecke mit Butter, Öl, Nagellackentferner, Klebstoff oder Alkohol bestreichen. Denn die Zecke droht dran zu ersticken und sondert noch mehr Speichel ab, der mit den Erregern von FSME infiziert sein kann. Heilungschancen bei FSME.

Die Zecke entleert bei drohendem Ersticken außerdem noch ihren Darminhalt in die Stichstelle. Da sich im Darm von Zecken die Erreger von Borreliose befinden können, steigt das Risiko für eine Borreliose-Infektion durch unsachgemäßes Entfernen der Zecke ebenfalls.

Welche Komplikationen können bei Borreliose auftreten?

Bekannte Komplikationen der Borreliose sind die bakterielle Gelenkentzündung (Lyme-Arthritis) und der Befall des Nervensystems (Neuroborreliose). Diese treten in den späteren Stadien der Borreliose auf.

Als dauerhafte Schäden der Borreliose können trotz Antibiotika-Therapie zum Beispiel Lähmungen, anhaltende Schmerzen, Muskelschwäche, Gelenksteifigkeit und eine chronische Müdigkeit zurück bleiben.

Gegen Zecken geimpft und trotzdem Borreliose?

Auch wenn du eine „Zeckenimpfung“ erhalten hast, schützt dich diese nur vor FSME. Für Borreliose gibt es in Deutschland derzeit noch keinen zugelassenen Impfschutz. Daher ist es umso wichtiger, dass du dich vor Zeckenstichen schützt. Lies mehr zur FSME-Impfung.

Bist du nach überstandener Borreliose immun?

Bist du mit Antibiotika und begleitender Therapie gegen Borreliose behandelt worden und ist diese ausgeheilt, besteht keine Immunität. Wirst du also erneut von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen, ist eine weitere Borreliose-Infektion möglich.

Ist Borreliose heilbar?

Nicht jede Borreliose führt automatisch zu schweren Erkrankungen. Wenn dein Immunsystem gesund ist, kann es die Erreger meistens von selbst besiegen. Es gibt aber auch viele schwere Fälle von Borreliose, die sich über Jahre entwickelt haben, weil die Borreliose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wurde. Bei korrekter Diagnose und sofortiger Behandlung der Borreliose mit Antibiotika sind die Heilungschancen in der Regel gut. Es gilt außerdem die Faustregel: Je schneller du eine Zecke entfernst oder vom Arzt entfernen lässt, desto geringer das Risiko, dass sie Borrelien übertragen kann. Und sobald sich bei dir eine Hautrötung zeigt, solltest du sofort einen Arzt aufsuchen. In Stadium 1 der Borreliose kann mit einer Therapie mit Antibiotika die Borrelien-Infektion in der Regel gut eingedämmt werden. Im Gegensatz zu FSME gibt es gegen Borreliose derzeit noch keine Impfung und bei einmal überstandener Borreliose auch keine Immunität gegen die Erreger. Eine Neuinfektion kann also jederzeit passieren.

Weitere Informationen zur FSME-Impfung.

Was sind Auwaldzecken?

Die Auwaldzecke, die größer als der Gemeine Holzbock ist, erkennst du an ihrem hellen Rückenschild mit braunen Streifen und Tüpfelungen (Weibchen) oder mit blaugrauer Zeichnung (Männchen). Auwaldzecken werden daher auch Buntzecken genannt. Beheimatet sind Auwaldzecken vor allem in Norditalien, Österreich, Ungarn sowie in osteuropäischen Ländern, seit einigen Jahren kommen sie jedoch auch in einigen Regionen Deutschlands vor: am Oberrhein, im Saarland, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, bei Regensburg, in den Elbauen und den Münchener Isarauen.

Die Auwaldzecke ist im Gegensatz zum Gemeinen Holzbock sehr lauffreudig. Sie wartet nicht bis sie abgestreift wird passiv am Grashalm hängend auf ihre „Opfer“, sondern geht aktiv auf Beutesuche. Deshalb wird sie auch als Laufzecke bezeichnet.

Die Auwaldzecke kann Babesiose und Fleckfieber übertragen.
Die Auwaldzecke, auch Buntzecke genannt, ist in Norditalien, Österreich, Ungarn sowie in osteuropäischen Ländern beheimatet. Jetzt ist sie auch in Deutschland aktiv. Die Zecke kann Babesiose und Fleckfieber durch Rickettsien-Bakterien übertragen.

Auwaldzecken können mit ihrem Stich Einzeller der Gattung Babesia übertragen. Diese lösen die Erkrankung Babesiose aus. Die Zecke muss allerdings mindestens zwölf Stunden saugen, damit die Infektion erfolgreich ist. Bisher wurden vor allem Hunde von Auwaldzecken befallen, doch auch Menschen können an Babesiose erkranken. Symptome der Babesiose sind hohes Fieber in heftigen Schüben, blutiger (dunkelbrauner bis dunkelrotbrauner) Urin, Gelbsucht, Entzündungen der Augen bis zu Netzhautablösungen, Mattigkeit, Übelkeit, Appetitverlust, starke Schweißausbrüche, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Störungen an Nerven und Bewegungsablauf.

Auwaldzecken können jedoch auch Bakterien der Gattung Rickettsien übertragen, die das sogenannte Fleckfieber hervorrufen können. Bei Fleckfieber treten auf: starke Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, hohes Fieber bis zu 41°C, Schüttelfrost, Unruhe, Sprachstörungen, Bewusstseinsstörungen, Zittern der Hände und Hautausschlag (Exanthem). Das Gesicht sowie die Hand und Fußflächen bleiben davon ausgespart. Das Exanthem besteht aus Flecken verschiedenen Aussehens: einige Flecken sind hochrot, andere lila oder rosa. Außerdem kann es zu Hautblutungen (Petechien) kommen.

Borreliose Behandlung

Sobald sich eine Wanderröte (Erythema migrans) zeigt, werden vom Arzt in der Regel umgehend Antibiotika verschrieben. Die Antibiotika-Behandlung dauert im Durchschnitte etwa zwei Wochen. Als Wirkstoffe im Stadium 1 der Borreliose werden bei Erwachsenen und Kindern über acht Jahren in der Regel Doxyzyklin oder Amoxyzillin eingesetzt, alternativ auch Cefuroxim oder Makrolid-Antibiotika. Doxyzyklin hemmt Bakterien in ihrem Wachstum. Doch Vorsicht: Der Wirkstoff Doxyzyklin gehört zu der Wirkstoffgruppe der Tetrazykline. Sie dürfen nur aufrecht, das heißt nicht im Liegen und nicht vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Bleiben die Tabletten oder Kapseln in der Speiseröhre stecken oder gleiten sie aus dem Magen in die Speiseröhre zurück, können sie die Schleimhäute der Speiseröhre verätzen. Tetrazykline machen die Haut außerdem empfindlicher gegen UV-Strahlung. Während der Antibiotika-Behandlung solltest du deshalb keine Sonnenbäder nehmen und nicht ins Solarium gehen. Schütze deine Haut tagsüber, indem du einen Sunblocker aufträgst. Tetracycline hemmen die Eiweiß-Produktion in den Bakterien, indem sie den Transportprozess von Eiweiß-Baumaterial behindern. Dadurch können lebenswichtige Eiweiße nicht gebildet werden und die Vermehrung der Bakterien wird gehemmt.

Amoxyzillin gehört zur Wirkstoffgruppe der Penizilline. Sie hemmen bei den Bakterien in der Wachstumsphase den Aufbau der Zellwand und töten sie damit ab. Bei bereits ausgewachsenen Borrelien kann der Wirkstoff nichts ausrichten, sie bleiben aktiv. Vorsicht: Penizilline verstärken die Wirkung mancher Gerinnungshemmer. Auch sind allergische Hautausschläge möglich.

Der Wirkstoff Cefuroxim gehört zur Wirkstoffgruppe der Cephalosporine. Sie ähneln in ihrem chemischen Aufbau den Penizillinen und hemmen wie diese den Aufbau der Zellwände bei wachsenden Bakterien. Cephalosporine werden eingesetzt, wenn Penizilline nicht vertragen werden. Vorsicht: Cephalosporine verstärken die Wirkung mancher Gerinnungshemmer. Auch sind allergische Hautausschläge möglich.

Makrolid-Antibiotika (Makrolide) wie Medikamente mit dem Wirkstoff Clarithromyzin greifen in die Eiweiß-Produktion der Bakterien ein, die für alle Lebensvorgänge der Borreliose-Erreger wichtig sind. Sie wirken auf die Borrelien nicht abtötend (bakterizide Wirkung), sondern hemmen ihre Vermehrung (bakteriostatische Wirkung). Vorsicht: Wenn du Herzrhythmusstörungen oder eine eingeschränkte Leberfunktion hast, solltest du die Risiken und den Nutzen der Makrolid-Antibiotika mit deinem Arzt besprechen. Ebenfalls, wenn du unter Myasthenia gravis leiden, also unter einer gestörten Übertragung von Nervenreizen auf die Muskulatur.

Im Stadium 2 und Stadium 3 der Borreliose reichen Antibiotika zum Einnehmen in der Regel nicht mehr aus, um alle Borrelien in deinem Körper abzutöten. Daher kann der Wirkstoff Ceftriaxon als Infusion verabreicht werden (intravenöse Antibiotikatherapie). Vorsicht: Ceftriaxon kann das Entstehen von Gallensteinen begünstigen. Spürbar ist dann ein Druckgefühl im rechten Oberbauch – besonders nach den Mahlzeiten. Halten die Schmerzen länger als 15 Minuten an und werden sie sehr heftig, kann es sich um eine Gallenkolik handeln, die durch die Gallensteine ausgelöst wurde. Wenn die Gallensteine den Abfluss der Galle vollständig behindern, staut sich die Galle in der Leber und verursacht eine Gelbsucht.
Bei Kindern kann sich häufig auch Gallengries bilden. Gallengries sind viele kleine Gallensteinchen, die sich meistens wieder auflösen, sobald das Mittel abgesetzt wird.

Insektenschutzmittel gegen Zecken

Zecken sind sehr geruchsempfindlich. Daher können Insektenschutzmittel gegen Mückenstiche auch ein guter Schutz gegen Zecken sein. Die Insektenschutzmittel verändern den Geruch deiner Haut sowie deren Temperatur und Feuchtigkeit und machen dich damit „unsichtbar“ für die kleinen Blutsauger. Die Zecken können dich nicht mehr riechen und finden daher den Weg auf deiner Haut nicht mehr. Achtung: Die Wirkung der Insektenschutzmittel (Repellents) hält nur wenige Stunden an. Bei längeren Aufenthalten im Freien solltest du die Insektenschutzmittel daher wiederholt auftragen.

Borreliose vorbeugen

Gegen Borreliose gibt es derzeit keine Impfung. Der beste Schutz bleibt also dein richtiges Verhalten bei Freizeitaktivitäten in Feld, Wald, Wiese und im Garten. Trage eine Kopfbedeckung sowie lange, geschlossene Kleidung und stecke die Hosen in die Socken, um den Zecken den Weg an deine Haut zu erschweren. Suche nach jedem Aufenthalt im Freien deinen Körper nach Zecken ab. Erkennbar ist eine Zecke im nicht mit Blut vollgesogenen Zustand als kleiner, schwarzer beweglicher Punkt auf Haut und Kleidung. Schau besonders gründlich in Hautfalten und am Genitalbereich nach sowie am Haaransatz. Klopfe deine Kleidung gründlich aus, denn Zecken können in abgelegter Kleidung bis zu fünf Tage überleben. Auch Waschgänge bis 60°C überstehen sie, nicht aber einen Aufenthalt bei trockener Hitze im Wäschetrockner.

Im eigenen Garten kannst du ein weißes Handtuch über Gras und Büsche ziehen, um eventuell vorhandene Zecken abzustreifen. Da Zecken schattige Stellen bevorzugen und zum Überleben feuchten Boden benötigen, solltest du im eigenen Garten durch Gehölzschnitt für mehr Sonneneinfall sorgen. Beseitige auch altes Laub und Moose. Bei der Gartenarbeit solltest du glattes Schuhwerk tragen, denn an dessen Oberfläche finden Zecken keinen Halt. Und auf heller Kleidung sieht man die kleinen Blutsauger besser.

Kategorien
Krankheiten

Windpocken

Kind mit Windpocken-Bläschen auf dem Oberkörper.
Windpocken (Varizellen) verursachen starken Juckreiz und zeigen sich als linsengroße, rötliche Flecken, aus denen wasserhaltige Bläschen werden. Später platzen die virengefüllten Bläschen und verkrusten.

Was sind Windpocken?

Windpocken sind eine meldepflichtige Erkrankung. Schon beim Verdacht auf eine Windpocken-Erkrankung soll gemäß dem Infektionsschutzgesetz eine Meldung an das Gesundheitsamt erfolgen.

Die typische Kinderkrankheit Windpocken (Varizellen) tritt auf, wenn du dich zum ersten Mal mit dem Varicella-zoster-Virus ansteckst (Primärinfektion). Nach einer ausgeheilten Windpocken-Infektion verbleiben die Varicella-Viren in deinen Nervenzellen. Werden sie wieder aktiv, kann eine Gürtelrose (Herpes zoster) auftreten. Was tun bei Gürtelrose?

Was verursacht Windpocken?

Windpocken (Varizellen) werden durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Übertragen werden die Windpocken-Viren über Tröpfcheninfektion. Beim Husten, Niesen oder auch Atmen gelangen mit dem Speichel infizierter Menschen kleinste Viruspartikel in die Luft. Die Virus-Partikel von Varicella zoster können dabei bis zu mehrere Meter weit in der Luft verteilt werden. Atmest du diese „ansteckende“ Luft ein, gelangt das Windpocken-Virus in deinen Körper. Dies wird als aerogene Übertragung bezeichnet. Hattest du zuvor noch keinen Kontakt zu dem Varicella-Virus und besitzt du somit keinen Abwehrschutz, steckst du dich beim Kontakt zu infektiösen Personen nahezu immer mit den Windpocken-Viren an.

Windpocken: Ansteckung

Der infektiöse Hautausschlag bei Windpocken ist ebenfalls eine Ansteckungsquelle. Gelangst du in direkten Kontakt mit dem Inhalt der Windpocken-Bläschen, können die Varicella-zoster-Viren aus dem Bläscheninhalt auf dich übertragen werden.

Die Windpocken-Viren können auch über den indirekten Kontakt, also über Schmierinfektionen weitergegeben werden. Eine typische Schmierinfektion mit dem Varicella-zoster-Virus verläuft zum Beispiel so: Der Inhalt der juckenden Haut-Bläschen gelangt durch Kratzen an die Hände der an Windpocken erkrankten Person. Ihrer Ansteckungsgefahr nicht bewusst, schüttelt die Person dir später die Hände oder berührt eine Türklinke oder eine Haltestange in Bus und Bahn, mit der auch du in Kontakt kommst. Fasst du dir später mit der ungewaschenen Hand zum Beispiel an deine Nase, können die Windpocken-Viren deine Nasenschleimhäute als Eintrittspforte in deinen Körper nutzen. Auch über den Flüssigkeitsfilm, der deine Bindehaut am Auge bedeckt, kann das Varicella-zoster-Virus weitergegeben werden.

Windpocken: Symptome

Die Zeit, die zwischen der Ansteckung mit den Varicella-zoster-Viren und dem Auftreten der ersten Beschwerden vergeht (Inkubationszeit), beträgt bei Windpocken im Durchschnitt 14 bis 16 Tage. Erste Symptome der Windpocken sind meist unspezifisch und könnten auch bei anderen Erkrankungen vorkommen. Zu den ersten Windpocken-Symptomen zählen:

  • Unwohlsein und allgemeines Krankheitsgefühl
  • Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen

Nach ein bis zwei Tagen zeigt sich das typische Windpocken-Krankheitsbild. Zunächst treten besonders an deinem Bauch, Rücken und im Gesicht juckende Hautveränderungen auf. Auch an deinen Beinen und Armen entstehen rote Flecken, meist jedoch deutlich weniger als am Rumpf. Neben knötchenartigen Verdickungen bemerkst du stark juckende Bläschen und Krusten. Die Haut sieht aus wie ein „Sternenhimmel“, weil sich viele unterschiedliche Hauterscheinungen nebeneinander zeigen. Dabei leidest du unter Fieber meist um die 39°C. Fieber richtig messen. Später können auch Windpocken-Bläschen an Mund und Nase sowie an den Genitalien und am After auftreten.

Werden die Windpocken-Bläschen aufgekratzt, können sich die entzündlichen Hautveränderungen mit Bakterien infizieren. Das wird als bakterielle Superinfektion bezeichnet. Daher: Finger weg von den juckenden Bläschen, auch wenn es schwer fällt. Besonders bei kleinen Kindern erschweren übergestreifte Baumwollhandschuhe und kurz geschnittene Fingernägel das Aufkratzen der Bläschen.

Der Windpocken-Ausschlag (Exanthem) hält in der Regel drei bis fünf Tage an. Das Tückische an den hoch ansteckenden Windpocken ist: Bereits ein bis zwei Tage vor Auftreten der Hauterscheinungen kannst du andere mit den Viren anstecken. Fünf bis sieben Tage nach Beginn des Hautausschlags ist die Ansteckungsgefahr aber in der Regel erloschen. Dann sind meist alle virenhaltigen Bläschen verkrustet, es geht keine Gefahr mehr von ihnen aus.

Dieser typische Verlauf der Windpocken ist charakteristisch für die Varizellen im Kindesalter. Komplikationen und schwere Verlaufsformen können besonders bei Neugeborenen und bei Personen mit geschwächten Abwehrkräften auftreten.

Windpocken: Komplikationen

Schwere Verläufe der Varizellen-Erkrankung sind möglich. Zu den Komplikationen bei Windpocken zählen:

  • Bakterielle Superinfektion: Kratzt du die stark juckenden Windpocken-Bläschen auf, birgt das die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion. Denn Bakterien können die gestörte Hautbarriere zum Eindringen nutzen und Infektionen deiner Haut auslösen.
  • Varizellenpneumonie: Das Varicella-zoster-Virus ist in der Lage Lungenentzündungen (Pneumonien) auszulösen. Diese Komplikation betrifft häufiger Erwachsene als Kinder. Besonders gefährdet sind Schwangere. Windpocken in der Schwangerschaft können allgemein ein Risiko für das ungeborene Kind darstellen. Daher sind hier besondere Maßnahmen erforderlich.
  • Mitbeteiligung des zentralen Nervensystems: Die Varicella-zoster-Viren sind in der Lage dein zentrales Nervensystem zu infizieren. Dadurch kann es zu Symptomen einer Meningitis (Hirnhautentzündung) oder einer Entzündung deines Gehirns (Enzephalitis) kommen. Ebenfalls möglich sind Gangstörungen oder Gleichgewichtsstörungen, für die dein Kleinhirn zuständig ist (cerebelläre Ataxie).
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Als Komplikation der Varizellen kann es – ähnlich wie zum Beispiel bei der Grippe – zu einer Entzündung des Herzmuskels kommen. Wann zur Grippe-Impfung?
  • Entzündungen der Niere (Nephritis und Glomerulonephritis): Im Rahmen einer Windpocken-Erkrankung können auch deine Nieren durch die Varicella-zoster-Viren betroffen sein. Dadurch kann es zu einer Entzündung der Nieren (Nephritis) und insbesondere zu Entzündungen der Nierenkörperchen beider Nieren (Glomerulonephritis) kommen.

Fetales Varizellensyndrom

Infektionen mit dem Varicella-zoster-Virus während der Schwangerschaft bergen Risiken für das ungeborene Kind und seine Mutter. Daher achtet der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, kurz Frauenarzt, ganz besonders auf den Impfschutz beziehungsweise den Immunstatus der werdenden Mutter während der Schwangerschaft. Untersuchungen beim FA Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Windpocken sind in der Lage über den Mutterkuchen (Plazenta) von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen zu werden. Infiziert sich die werdende Mutter zwischen der fünften und 24. Schwangerschaftswoche mit Varizellen, kann es zur Ansteckung des Fetus und dadurch zum sogenannten fetalen Varizellensyndrom kommen. Das fetale oder das konnatale Varizellensyndrom können Ursache für zahlreiche Fehlbildungen des ungeborenen Kindes sein.

Eine Windpocken-Infektion der Mutter fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt birgt ein besonderes Risiko für die Mutter. Schwerwiegende Verläufe der Varizellen-Erkrankung mit Lungenentzündung (Pneumonie) oder Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) sind möglich.

Windpocken bei Erwachsenen

Eine Erstinfektion mit Windpocken im Erwachsenenalter ist sehr selten. Tritt sie aber dennoch auf, nimmt die Windpocken-Erkrankung meist einen schwereren Verlauf als bei Varizellen im Kindesalter. Bei Erwachsenen treten in der Regel mehr juckende Flecken auf der Haut auf. Die Bläschen können sich über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen immer wieder neu ausbilden. Häufige Begleiterscheinung ist Fieber über 40 Grad. Was tun bei Fieber?

Auch Komplikationen wie eine Leberentzündung, eine Lungenentzündung, eine Gehirnhautentzündung sowie Magen-Darm-Beschwerden treten bei Erwachsenen in der Regel häufiger auf als bei Kindern.

Welcher Arzt hilft bei Windpocken?

Windpocken (Varizellen) sollte immer ein Arzt behandeln. Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Windpocken ist dein Hausarzt oder im Falle deiner Kinder der Kinderarzt. Diagnostik und Untersuchungen beim Kinderarzt. Hausarzt oder Kinderarzt können dich oder dein Kind zur Mit – oder Weiterbehandlung an einen Hautarzt (Dermatologen, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten) überweisen. Mögliche Untersuchungen beim Dermatologen.

Bei Verdacht auf Windpocken solltest du deine Befürchtungen schon am Telefon bei der Terminvergabe in der Arztpraxis äußern. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr von Windpocken können dein Hausarzt, Facharzt für Allgemeinmedizin, Kinderarzt oder Hautarzt rechtzeitig Vorkehrungen zum Schutz ihrer anderen Patienten treffen.

Windpocken: Diagnose

Dein Arzt oder der Kinderarzt kann die Windpocken in der Regel schon an ihrem typischen Hautausschlag erkennen. Im Anfangsstadium können die  noch vereinzelt auftretenden roten, juckenden Hautflecken manchmal mit Mückenstichen verwechselt werden. Wenn nach einem Tag Wartezeit jedoch deutlich mehr knötchenartigen Verdickungen und stark juckende Bläschen aufgetreten sind, ist die Diagnose meist eindeutig. Zwar verursachen auch andere Kinderkrankheiten wie Masern, Scharlach und Röteln ähnlich rote Hautflecken, jedoch keine Bläschen wie die Windpocken. Bestehen dennoch Zweifel an der eindeutigen Diagnose, kann das Labor aus deinem Blutserum mit speziellen Tests Antikörper gegen das Varicella-zoster-Virus nachweisen.

Windpocken: Therapie

Bei unkomplizierten Windpocken-Erkrankungen erfolgt die Therapie rein symptomatisch. Das heißt, die Symptome der Windpocken wie Fieber und Juckreiz der Bläschen werden behandelt und damit in der Regel auch eventuelle Komplikationen verhindert. Insbesondere bakterielle Superinfektionen deiner Haut kannst du durch sorgfältige Hautpflege versuchen zu verhindern. Tägliches Baden sowie juckreizstillende Puder und Lotionen sowie kühlende Kompressen können helfen, den lästigen Juckreiz zu lindern.

Zusätzlich kannst du durch austrocknende Salben und Lotionen, die auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden, das Eintrocknen der Windpocken-Bläschen beschleunigen und Juckreiz mindern

Besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist eine spezifische antivirale Behandlung, z.B. durch Tabletten oder Infusionen mit dem Wirkstoff Aciclovir möglich. Aciclovir hemmt die Vermehrung des Varicella-zoster-Virus und reduziert dadurch nicht nur die Ausbreitung, sondern auch die Erkrankungsdauer. Das gilt auch für die Behandlung von Windpocken-Komplikationen, wie z.B. der Varizellenpneumonie.

Windpocken vorbeugen

Leidest du an Windpocken (Varizellen), bist du für deine Mitmenschen bis zur Verkrustung der Windpocken-Bläschen hochansteckend. Andere Menschen erkranken aber nur, wenn sie noch nie mit dem Varicella-zoster-Virus Kontakt hatten. Um Windpocken und generell Infektionen vorzubeugen solltest du – wenn möglich – den Kontakt mit Erkrankten meiden, auf eine gute Handhygiene achten und dein Immunsystem mit ausgewogener Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft stärken.

An Windpocken (Varizellen) erkrankte Kinder sind ca. 10 Tage (bis zur Verkrustung aller Bläschen) ansteckend und sollten daher weder Kindergarten noch Schule besuchen. Bei Erwachsenen können sich die Windpocken-Bläschen über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen immer wieder neu ausbilden. So lange bleiben die Betroffenen dann auch ansteckend und sollten den Kontakt mit anderen Menschen meiden.

Schwangere ohne Windpocken in der Vorgeschichte sollten auch den Kontakt mit Gürtelrosepatienten vermeiden. Denn das Varicella-zoster-Virus kann in der Schwangerschaft schwere Komplikationen bei Mutter und Kind verursachen. Schutz vor dem Varicella-zoster-Virus kann eine Impfung bieten. Windpocken: Wann impfen?

Windpocken: Heilungschancen

Bist du einmal an Windpocken erkrankt, bist du in der Regel für den Rest deines Lebens gegen das Varicella-zoster-Virus immun. Selten können die Windpocken auch ein zweites Mal auftreten. Das kann beispielsweise dann geschehen, wenn der erste Ausbruch der Windpocken-Erkrankung nur sehr leicht war oder früh in der Kindheit stattgefunden hat.

Windpocken nehmen in der Regel einen harmlosen Verlauf und heilen ohne Folgen aus. Bei Kindern unter einem Jahr sowie bei Erwachsenen über 16 Jahren kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen wie beispielsweise einer Hirnhautentzündung oder einer Lungenentzündung kommen.

Und trotz des gleichen Erregers bist du nach abgeheilter Windpocken-Infektion nicht gegen die Gürtelrose immun. Denn das Varicella-zoster-Virus kann in deinen Nervenknoten in einer Art Ruhezustand verbleiben. Wann und wie das Windpocken-Virus wieder aktiv werden kann, liest du in unserem Artikel zur Gürtelrose.

Kategorien
Symptome

Zungenbelag

Junge Frau streckt ihre belegte Zunge heraus.
Eine belegte Zunge ist meist harmlos. Wenn der Zungenbelag allerdings eine bestimmte Farbe aufweist, die Zunge brennt, schmerzt oder geschwollen ist, kann das ein Hinweis auf diverse Erkrankungen sein.

Welcher Zungenbelag ist normal?

Deine Zunge sorgt nicht nur dafür, dass die Nahrung in deinem Mund bewegt, zerkleinert und für den weiteren Transport eingespeichelt werden kann. Dank der Geschmacksknospen auf deiner Zunge kannst du auch die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und umami (herzhaft) unterscheiden. Deine Zunge ist außerdem ein wichtiger Teil deines Abwehrsystems. Am Zungengrund, also dem hinteren Bereich deiner Zunge, sind Abwehrzellen vorhanden. Diese ergeben die sogenannte Zungenmandel. Zungen-, Gaumen- und Rachenmandel bilden gemeinsam Schutz vor eindringenden Erregern.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gilt die Zunge als Spiegel unserer Gesundheit. Anhand der Farbe, Dicke und Konsistenz der Ablagerungen auf der Zunge sollen sich Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des gesamten Körpers ziehen lassen.

Eine gesunde Zunge ist blassrosa, feucht, beweglich und mit einem dünnen weißen Belag überzogen. Dieser natürliche Zungenbelag besteht aus alten, abgestorbenen Zellen, Nahrungsresten sowie Keimen deiner Mundflora. Ist der Belag auf deiner Zunge ungewöhnlich dick und verfärbt, ist das nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Denn der veränderte Zungenbelag hat meistens mit deinen Ernährungsgewohnheiten und mangelnder Mundhygiene zu tun. Wenn du zum Beispiel fastest oder fast ausschließlich flüssige Nahrung zu dir nimmst, fehlt deiner Zunge der Abrieb und dadurch entwickelt sich ein weißer Belag. Raucher haben häufig einen gelblichen Zungenbelag, allerdings kann eine gelbe Zunge auch ein Hinweis auf Pilzinfektionen oder Lebererkrankungen sein. Treten trotz sorgfältiger Mundhygiene ungewöhnliche Zungenbeläge sowie Schwellungen, Schmerzen und Brennen der Zunge über einen längeren Zeitraum oder immer wieder ohne erkennbare Ursache auf, dann solltest du den Grund dafür von deinem Arzt abklären lassen.

Was sind Ursachen einer belegten Zunge?

Es gibt viele Ursachen für eine belegte Zunge. Aber nicht immer steckt hinter dem Zungenbelag eine Krankheit. Ein feiner, weißer Zungenbelag ist normal. Der Belag besteht aus toten Zellen, Speiseresten und unzähligen Keimen deiner Mundflora, die aber in der Regel nicht krank machen.

Der Belag auf deiner Zunge kann abstreifbar oder fest mit deiner Zunge verbunden sein. Ursachen und Risikofaktoren für Zungenbelag können sein:

  • Mangelhafte Mund- und Zahnpflege.
  • Erkrankungen von Zähnen und Zahnfleisch wie beispielsweise Parodontitis.
  • Hoher Konsum von Kaffee, Schwarztee, Alkohol oder Milch.
  • Bevorzugte Aufnahme von weicher, breiiger oder flüssiger Nahrung. Dadurch wird kaum gekaut und der Zungenbelag kann nicht abgerieben werden.
  • Herunterschlingen des Essens ohne zu kauen und ohne sich Zeit für die Mahlzeit zu nehmen.
  • Farbstoffe aus Nahrungsmitteln.
  • Einnahme von Antibiotika oder Mitteln gegen Mundtrockenheit.
  • Verwendung von bestimmten Mundspülungen. Bestimmte Wirkstoffe wie beispielsweise Chlorhexidin können deine Zunge verfärben.
  • Rauchen. Nikotin kann eine bräunlich verfärbte Zunge verursachen.
  • Grippale Infekte. Kommt zur Erkältung noch Fieber hinzu, kann sich begleitend ein weißer bis schwach gelber Zungenbelag entwickeln. Ab welcher Körpertemperatur beginnt Fieber?
  • Dauerhafter und/oder starker Stress. Die innere Anspannung kann zu weißem bis gelblichem Zungenbelag führen. Gründe dafür können sein, dass Stress dein Immunsystem schwächt. Du wirst somit anfälliger für Infektionen wie beispielsweise mit dem Hefepilz Candida albicans, dem Verursacher von Mundsoor.

Auf welche Erkrankungen kann Zungenbelag hindeuten?

Im gesunden Zustand ist deine Zunge rosa bis blassrot, glatt und feucht. Normal ist ein dünner, weißlicher Belag auf deiner Zunge. Er besteht aus Keimen, Nahrungsresten und alten Zellen. Beim Essen, Kauen und durch deine Mundhygiene reibst du dir diesen Belag normalerweise ab.

Sobald deine Zunge über Tage hinweg stärker belegt ist, solltest du einmal genauer hinschauen. Am besten überprüfst du den Zustand deiner Zunge direkt morgens nach dem Aufstehen, also noch bevor du dir die Zähne putzt, Kaffee, Tee oder etwas anderes trinkst oder frühstückst. Stell dich vor den Spiegel, strecke deine Zunge heraus und betrachte ihre Form und Farbe bei Tageslicht oder im Schein einer hellen Lampe.

Weißer Zungenbelag: Probleme mit Magen & Darm

Ist deine Zunge mit einem dicken, weißen bis schmutzig-weißen Belag bedeckt, kann das ein Hinweis auf Magen-Darm-Probleme sein. Aber auch bei einer Erkältung ist ein weißer Belag auf der gesamten Zunge häufige Begleiterscheinung. Befindet sich der weiße Zungenbelag nur rechts und links der Zungen-Mittelrinne, kann das auf eine Störung der Bauchspeicheldrüse hindeuten.

Weißer Zungenbelag kann ein Hinweis auf folgende Erkrankungen sein:

  • Fieber, Erkältung und Grippe. Wann zur Grippe-Impfung?
  • Magen-Darm-Probleme: Eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und Probleme mit der Bauchspeicheldrüse werden oft von einem weißen, gelblichen Zungenbelag  begleitet. Was tun bei Gastritis? 
  • Leukoplakie: Eine Leukoplakie ist die vermehrte Produktion von Hornzellen der Schleimhaut. Weißliche, feste Beläge am Zungenuntergrund, am Zungenrand, auf der Wangenschleimhaut, am Gaumen oder an den Lippen können auftreten. Die weißen Flecken sind Verhornungen und lassen sich nicht entfernen.
  • Lichen ruber planus: Diese nicht ansteckende Hautkrankheit, auch Knötchenflechte genannt, kann sich auch auf der Zungenunterseite und der Wangeninnenseite mit weißen, netzförmigen Streifen bemerkbar machen. Die weißlichen Beläge lassen sich nicht abwischen und werden als oraler Lichen planus bezeichnet.
  • Aphthen: Aphthen sind kleine, entzündliche Veränderungen der Mundschleimhaut. Es bilden sich kleine weiß-gelbliche Stellen, die rot umrandet sind und schmerzen. Aphthen können an Zunge, Wangeninnenseiten, Lippeninnenseiten, Zahnfleisch und im Genitalbereich auftreten. Ursachen und Behandlung von Aphthen.
  • Mittelohrentzündung: Tritt der weiße Belag nur auf einer Seite deiner Zunge auf, kann das auf eine Mittelohrentzündung hindeuten. Ursachen und Therapie der Mittelohrentzündung.

Grauer Zungenbelag: Hinweis auf Eisenmangel

Ist deine Zunge gräulich verfärbt, kann dies auf einen Eisenmangel oder eine Blutarmut hindeuten. Die normalerweise gut durchblutete Zunge erscheint bei der Eisenmangelanämie aufgrund der Blutarmut eher blass grau-weißlich. Bei der bakteriellen Infektionskrankheit Typhus kann deine Zunge mittig grau-weiße Beläge zeigen, die nach außen hin von roten Bezirken umgeben sind.

Gelblicher Zungenbelag: Verdacht auf Pilzinfektion oder Lebererkrankung

Ein gelber Zungenbelag ist oft harmlos. Dahinter kann eine schlechte Mundhygiene stecken, aber auch die Ernährung, der Genuss von Kaffee und Schwarztee oder das Rauchen. Bei starken Rauchern kommt die gelblich belegte Zunge durch das Nikotin im Tabak zustande. Weitere Ursachen des gelben Zungenbelags können sein:

  • Erkrankung der Leber und Gallenblase: Ist der Belag auf deiner Zunge in kräftigem Gelb gefärbt, kann das auf eine Störung deiner Galle oder deiner Leber hindeuten. Die Gelbsucht (Ikterus) sorgt dann nicht nur für eine Gelbfärbung der Haut, Schleimhaut und des weißen Teils in deinen Augen, sondern auch für einen gelben Zungenbelag.
  • Mundsoor: Der Pilz Candida albicans kann sich in deinem gesamten Mundraum ausbreiten und ein pelziges Gefühl im Mund verursachen. Der Mundsoor (orale Candidose) zeigt sich durch einen dicken weiß-gelblichen, abstreifbaren Zungenbelag mit geröteter, oft leicht blutender Fläche darunter. Mundsoor tritt häufig bei Babys in den ersten Lebensmonaten auf, erkennbar an einem weißen Zungenbelag. Ist dein Immunsystem geschwächt oder hast du Antibiotika eingenommen, stehen dem Mundpilz alle Türen offen.
  • Parodontose und Zahnfleischentzündungen: Entzündungen deines Mundraums können einen gelblichen Zungenbelag verursachen.
  • Diphtherie: Diphtherie ist eine Infektionserkrankung, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht wird. Auf der Haut oder im Rachenbereich können sich bei der Diphtherie weißlich-gelblich-gräuliche Beläge bilden. Auch eine Gelbfärbung der Zunge ist möglich. Infos zur Diphtherie und zur Diphtherie-Impfung.
  • Gifte oder Metalle: Auch in Verbindung mit dem Zahnfüllungsmaterial Amalgam sollen schon gelbliche Zungenbeläge aufgetreten sein.

Grüner Zungenbelag: Entzündungen im Rachenbereich oder Lebensmittelfarbstoffe

Ein grüner Zungenbelag kann sich beim Genuss von grünen Kräutern wie Petersilie oder Schnittlauch bilden. Isst du Kuchen, die mit grünlichen Lebensmittelfarbstoffen gefärbt sind, kann das genauso für eine grüne Zunge sorgen wie der Genuss grüner Cocktails oder Smoothies. Manchmal erscheint auch ein eigentlich gelber Belag optisch als grünlicher Zungenbelag. Mögliche Ursachen für eine gelbe Zunge siehe unter gelblicher Zungenbelag. Sind die Ablagerungen auf deiner Zunge grüngelb, kann das auf Entzündungen des Rachenbereichs hindeuten.

Roter Zungenbelag: Hinweis auf Vitaminmangel oder Infektionskrankheiten

Deine gesunde Zunge ist feucht und leicht rosa gefärbt. Eine starke Rötung tritt typischerweise bei einigen Infektionskrankheiten auf:

  • Scharlach: Die Kinderkrankheit Scharlach wird durch eine Infektion mit Streptokokken-Bakterien verursacht. Neben Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen und Hautausschlägen tritt auch die typische rote Himbeerzunge mit kleinen Verdickungen (vergrößerten Zungenwärzchen/Papillen) auf.
  • Roter Zungenbelag mit weiteren Symptomen wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Schmerzen im Bereich der Rippen, kann auch eine Erkrankung des Magen-Darm-Traktes, der Leber oder des Herzens hindeuten.
  • Glossitis: Eine Zungenentzündung (Glossitis) kann durch bakterielle oder virale Infekte entstehen und zu einer brennenden Zunge mit rötlichem Belag führen.
  • Ständiger Alkohol- und Tabakgenuss sowie Farbstoffe in Lebensmitteln können einen roten Zungenbelag verursachen.
  • Vitamin-B-12-Mangel: Die Folgen eines Vitamin-B-12-Mangels können nicht nur Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Herzrasen und blasse, leicht gelbliche Haut sein. Da Vitamin B12 für die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) wichtig ist, führt ein Vitamin-B-12-Mangel zu erniedrigten Hämoglobin-Werten (Farbstoff der roten Blutkörperchen) und damit zu einer bestimmten Form der Anämie (Blutarmut). Diese wird als perniziösen Anämie, Morbus Biermer oder Addison-Anämie bezeichnet. Hämoglobin-Normalwerte. Ein weiteres Symptom des Vitamin-B-12-Mangels ist die sogenannte Hunter-Glossitis. Sie zeigt sich durch eine entzündete Mundschleimhaut und eine glatte, entzündete, brennende Zunge mit starker Rötung.
  • Sjögren-Syndrom: Bei dieser Autoimmunerkrankung zerstört das eigene Immunsystem die Talg- und Tränendrüsen sowie die Speicheldrüsen. Folge: Mundtrockenheit und eine rote, glänzende Lackzunge.
  • Kawaski-Syndrom: Wie beim Scharlach können auch beim Kawaski-Syndrom Fieber und eine Himbeerzunge vorkommen.

Brauner Zungenbelag: Mögliche Nierenschwäche und Mundwasser-Nebenwirkung

Ein bräunlicher Belag auf deiner Zunge kann durch Nahrungsmittel mit färbenden Inhaltsstoffen, Kaffee, Schwarztee oder Tabak hervorgerufen werden. Andere mögliche Ursachen für eine braune Zunge können sein:

  • Nierenschwäche: In der traditionellen chinesischen Medizin kann eine geschwollene, braun und dick belegte Zunge ein Zeichen für eine Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) sein.
  • Erkrankung des Darmtraktes: Ein brauner Zungenbelag kann möglicherweise durch Störungen im Darmbereich ausgelöst werden.
  • Mundwasser: Benutzt du Mundspülungen mit dem Wirkstoff Chlorhexidin lange und häufig, kann es zur vorübergehenden braun-schwarzen Verfärbung des Zungenbelags kommen.

Schwarzer Zungenbelag: Hinweis auf Genussmittel oder die Haarzunge

Eine schwarze Zunge kann verschiedene Ursachen haben:

  • Tabak, Kaffee, Nahrung: Wenn sich dein schon bestehender Zungenbelag schwarz-grau-braun verfärbt, steckt meist ein starker Konsum von Kaffee, Schwarztee, Tabak und Nahrungsmitteln mit färbenden Inhaltsstoffen dahinter.
  • Schwarze Haarzunge (Lingua pilosa nigra): Ein verstärktes Wachstum von speziellen Zungenpapillen (kleine Erhebungen auf der Schleimhaut der Zungenoberseite) gibt äußerlich den Anschein von feinen schwarzen Haaren am hinteren Teil der Zungenoberseite. Die bräunlich-schwarze Färbung der Zunge verstärkt sich durch Speisereste und abgelagerte, pigmentbildende Bakterien. Die schwarze Haarzunge kann als Nebenwirkung von Antibiotika auftreten. Der Zungenbelag muss dabei aber nicht immer tiefschwarz sein. Die Haarzunge kann sich auch mit dunklen Ablagerungen in Grün-, Blau- oder Grautönen zeigen. Männer sind von der schwarzen Haarzunge häufiger betroffen als Frauen.

Unregelmäßiger, fleckiger Zungenbelag: Verdacht auf Zähneknirschen oder Landkartenzunge

Wenn du morgens Zahnabdrücke und einen unregelmäßigen Belag auf der Zunge hast, dann knirschst du womöglich nachts mit den Zähnen. Das nächtliche Zähneknirschen (Bruxismus) kann dein Zahnarzt beispielsweise mithilfe einer speziellen Aufbissschiene eindämmen.

Bei der sogenannten Landkartenzunge (Lingua geographica) zeigt sich ein unregelmäßiger, fleckiger Zungenbelag aus roten Stellen mit weisslichem, grau-gelblichen Saum. Diese Flecken können sich in wenigen Tagen in ihrem Aussehen verändern und sehen wie eine Landschaft von ober aus. Die Landkartenzunge ist eine gutartige, entzündliche Veränderung der Zungenoberfläche, deren Ursachen noch unbekannt sind.

Welcher Arzt hilft bei Zungenbelag?

Solange keine zusätzlichen Beschwerden wie Zungenbrennen, Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten und sich dein Zungenbelag nicht stark verändert, musst du in der Regel nicht sofort einen Arzt aufsuchen. Beobachte die Veränderungen auf deiner Zungenoberfläche einige Tage. Tritt trotz sorgfältiger Mundhygiene keine Besserung auf, werden die Beläge auf deiner Zunge immer dicker, hält sich der Zungenbelag hartnäckig und lässt er sich nicht entfernen, dann solltest du mit deinem Hausarzt darüber sprechen.

Auch dein Zahnarzt ist ein guter Ansprechpartner für alle Fragen rund um Mundgeruch und Zungenbelag, falls sich hierfür vom Hausarzt und Allgemeinmediziner keine anderen organischen Ursachen finden lassen. Hausmittel und Hilfe bei Mundgeruch.

Wie funktioniert die Zungendiagnostik?

Dein Arzt wird deine belegte Zunge und deine Mundschleimhaut gründlich untersuchen. Sieht er dabei Zahnfleischkrankheiten oder Probleme, die von den Zähnen ausgehen, kann er dich zum Zahnarzt schicken.

Hat dein Arzt den Verdacht auf Infektionskrankheiten mit Pilzen oder Bakterien, kann er einen Abstrich des Zungenbelags vornehmen. Im Labor werden die möglichen Erreger dann herangezüchtet und vermehrt. Danach können sie unter dem Mikroskop bestimmt werden. Vermutet dein Arzt die Ursachen für deinen Zungenbelag im Verdauungstrakt, kann eine Magenspiegelung nötig werden. Um einen Mangel an Vitamin B12, Blutarmut oder Diabetes als Ursache für eine rote Zunge herauszufinden oder auszuschließen, kann ein Bluttest vorgenommen werden.

Wie entfernst du Zungenbelag?

Um deinen Zungenbelag zu entfernen solltest du an der Ursache der belegten Zunge ansetzen. Mit erfolgreicher Therapie bestehender Grunderkrankungen verschwindet in der Regel auch der auffällige Zungenbelag. Behältst du deinen Konsum von Genussmitteln im Auge und übertreibst es langfristig nicht mit Alkohol, Zigaretten, Kaffee oder Schwarztee, sollte sich auch der dadurch verursachte Zungenbelag bessern. Nicht zuletzt spielt deine Ernährung eine wichtige Rolle, um die Reinigung deiner Zunge zu unterstützen.

Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkorngetreide, knackiges Obst und Gemüse verstärken beim Kauen den natürlichen Abrieb deiner Zunge. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass sich tagsüber ein weißer Zungenbelag bildet, der für einen schalen Geschmack in deinem Mundraum sorgt.

Beim Entfernen deines Zungenbelags solltest du keine rohe Gewalt anwenden und zum Abkratzen des Belags auf keinen Fall ein Messer verwenden. Spezielle Zungenreiniger (Zungenschaber, Zungenkratzer) oder Zahnbürsten mit Gumminoppen auf der Rückseite helfen dir dabei, den Zungenbelag sanft und schonend zu beseitigen. Zahnärzte empfehlen, Zungenbelag täglich zu entfernen. Das schützt auch vor Mundgeruch und Zahnfleischproblemen. Denn die raue Oberfläche deiner Zunge ist ein idealer Ansiedelungsort für Bakterien und Zellreste, die Zahnfleischerkrankungen wie Parodontitis verursachen können. Die Zungenreinigung solltest du immer mit regelmäßigen Zähneputzen (zweimal am Tag) verbinden. Auch sogenannte Zahnzwischenraumbürsten oder Zahnseide können bei der Mundhygiene gute Dienste leisten.

Hausmittel gegen Zungenbelag

Bitte beachte: Die folgenden Hausmittel zum Reinigen deiner Zunge können das Zähneputzen und eine professionelle Zahn- und Zungenreinigung nicht ersetzen.

  • Salz: Um eine Mundspülung gegen deinen Zungenbelag herzustellen, kannst du einen Teelöffel Salz in einem Glas mit lauwarmem Wasser auflösen. Spüle dann deinen Mund mit der Salz-Lösung, indem du das Salzwasser im Mund hin und her schwenkst. Vorsicht: Nicht runterschlucken! Du kannst das Salz auch direkt auf deine Zunge geben und dann die Zunge mit einer weichen Zahnbürste vorsichtig abreiben. Unbedingt den Mund im Anschluss an das Zungenpeeling gut mit Wasser ausspülen, um Salzreste zu entfernen.
  • Kamillenblüten, Thymian, Salbei oder Myrrhe: Die antibakteriellen Wirkstoffe dieser Heilpflanzen töten Keime ab. Die Bakterienzahl in deinem Mund und damit auch der Zungenbelag kann dadurch verringert werden. Du kannst die Kräuterextrakte nach Anweisungen der Packungsbeilage direkt auf die Zunge geben oder eine Mundspülung daraus herstellen. Auch ein Kamillenblüten- oder Salbeitee kann dir als Mundspüllösung dienen. Doch beachte bitte: Salbei, Myrrhe und Thymian können deine Zunge leicht bräunlich verfärben.
  • Aloe vera-Saft: Aloe vera besitzt entzündungshemmende Eigenschaften. Für eine Mundspülung nimmst du ein wenig Aloe vera-Saft in den Mund und schwenkst ihn einige Minuten lang hin und her. Dann ausspucken und nicht runterschlucken.
  • Olivenöl: Olivenöl soll gegen Zungenbelag wirken, indem es Bakterien beseitigt. Für eine Mundspülung nimmst du ein wenig Öl in den Mund und ziehst es etwa zehn Minuten durch den Mundraum durch die Zahnzwischenräume. Dabei wird auch die Zunge gesäubert und Mundgeruch soll ebenfalls verduften. Nach dem Ölziehen das Öl wieder ausspucken und den Mund mit Wasser gründlich ausspülen.

Professionelle Zahn- und Zungenreinigung

Viele Zahnärzte bieten eine professionelle Zungenreinigung an. Dabei setzen sie auch spezielle Zungensauger oder Ultraschallgeräte ein. Die Zungenreinigung beim Zahnarzt unterscheidet sich von der Selbstreinigung deiner Zunge mit Zungenschabern in folgenden Punkten:

  • Die Schwingungen des professionellen Ultraschallgerätes entfernen Bakterien, die sich auf deiner Zunge angesiedelt haben. Der Ultraschall erreicht dabei auch Stellen, an die du mit den normalen Methoden zur Zungenreinigung nicht herankommst.
  • Der professionelle Zungensauger besitzt eine Lamellenseite zum Absaugen und eine Seite mit Noppen zum Einmassieren eines Reinigungsgels.

Zahnärzte empfehlen, die professionelle Zungenreinigung alle drei Monate. Frag einfach einmal bei deinem Zahnarzt nach.

Zungenbelag vorbeugen

Einer belegten Zunge vorbeugen und deine Zunge gesund erhalten kannst du am besten mit einer guten Mundhygiene und einer ballaststoffreichen Ernährung. Beides sorgt für einen mechanischen Abrieb auf der Zunge, der in der Regel auch Bakterien und lästige Beläge verschwinden lässt.

Um Bakterien und Essensreste fortzuspülen und zu verhindern, dass diese sich auf deiner Zunge ablagern, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig. Mindestens 1,5 bis zwei Liter am Wasser am Tag helfen dabei, deine Zunge und deinen ganzen Körper gesund zu halten.

Um mangelnde Mundhygiene als Auslöser für den Zungenbelag auszuschließen, solltest du dir von deinem Zahnarzt die richtigen Reinigungstechniken für deine Zähne und Zunge zeigen lassen.

Tipps gegen Mundgeruch, der mit dem Zungenbelag zusammen auftreten kann, erhältst du ebenfalls bei deinem Zahnarzt. Auch in unserem Artikel zum Mundgeruch erfährst du Wissenswertes über Ursachen und Hilfe bei Mundgeruch.

Kategorien
Krankheiten

Tollwut

Tollwut (Rabies) kann durch den Biss infizierter Hunde auf den Menschen übertragen werden.
Die Tollwut (Rabies) ist eine Viruserkrankung, die meist durch den Biss von infizierten Säugetieren wie Hunden und Füchsen auf den Menschen übertragen werden kann. Deutschland gilt als frei von Tollwut, bei Auslandsreisen kann eine Impfung zur Vorbeugung nötig sein.

Was ist Tollwut?

Tollwut, auch Rabies, Lyssa oder Wutkrankheit genannt, ist eine Virusinfektion des zentralen Nervensystems. Übertragen wird die Tollwut fast immer durch infizierte Tiere, die das Tollwut-Virus (Rabiesvirus) mit dem Speichel ausscheiden. Durch den Biss eines mit dem Rabiesvirus infizierten Tieres, über Speichelkontakt beim Ablecken deiner Haut und das Eindringe des Tollwut-Virus über Hautverletzungen in deinen Körper kannst du dich mit Tollwut infizieren. Jetzt ist rasche Hilfe gefragt. Denn wird die Tollwut nicht sehr schnell behandelt, ruft sie eine Gehirnentzündung hervor, die tödlich verläuft. Unmittelbar nach dem Biss oder nach Speichelkontakt eines tollwütigen Tieres kann eine Tollwut-Impfung den Ausbruch der Erkrankung jedoch häufig noch verhindern. Wann zur Tollwut-Impfung?

Was verursacht Tollwut?

Ausgelöst wird die klassische (terrestrische) Tollwut (Tollwutfälle, die durch bodenlebende Tiere ausgelöst werden) durch das Rabiesvirus. Dies ist ein Virus, das zu den Lyssaviren zählt. Andere zu den Lyssaviren gehörende Viren wie zum Beispiel das „European bat lyssavirus“ können hingegen Auslöser der Fledermaustollwut sein.

In den Industrieländern kann das Rabiesvirus bei Wildtieren wie Füchsen, Marder, Dachsen, Waschbären, Rehen, Wölfen, Igeln und Vampirfledermäusen vorkommen. Infizierte Wildtiere können den Tollwut-Erreger mit ihrem Speichel auf Haustiere und auf den Menschen übertragen. Das Infektionsrisiko ist besonders groß, wenn der infizierte Speichel mit deinen Schleimhäuten oder mit Wunden in Kontakt kommt. Auch beim Streicheln von mit Tollwut infizierten Tieren kannst du dich anstecken. In Afrika, Asien und Lateinamerika sind Hunde die Hauptüberträger der Tollwut und weltweit für die meisten Todesfälle durch Tollwut verantwortlich.

Tollwut: Häufige Fragen

Hier erfährst du, wo in der Welt die Tollwut noch vorkommen kann und wie du ein tollwütiges Tier erkennen kannst. Um zu verstehen, wie die Tollwut-Erreger in deinen Körper gelangen können und wohin sie sich von der Infektionsstelle weiter ausbreiten, werfen wir außerdem einen Blick auf den Übertragungsweg der Tollwut.

Wie wird Tollwut übertragen?

Das eigentliche Reservoir (Orte, an/in denen Infektionserreger überleben können sowie Infektionsquellen für Menschen und Tiere) der Rabiesviren sind Säugetiere beziehungsweise fleischfressende Tiere. Vom Tier auf den Menschen übertragen werden die Tollwut-Viren hauptsächlich durch Tierbisse. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind prinzipiell auch möglich. Das kann beispielsweise passieren durch den Kontakt mit Speichel oder dem Erbrochenen eines an Tollwut erkrankten Menschen, durch Küssen, Geschlechtsverkehr, das Trinken aus dem gleichen Glas, Essen vom selben Teller, Essen mit dem gleichen Besteck oder durch die gemeinsame Nutzung von Zahnbürsten.

Das Rabiesvirus kam in Deutschland zuletzt besonders bei Füchsen vor. Doch neben Füchsen sind auch Hunde, Katzen, Marder, Rehe, Dachse sowie Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde ein Reservoir für die Viren. Rabiesviren können auch bei Nagetieren vorkommen. Übertragungen des Virus von Nagetieren auf Menschen sind allerdings nicht möglich.

Gleichermaßen können Fledermausbisse ansteckend sein. Sie sind besonders in Amerika für viele Fälle der gefährlichen, durch Lyssaviren hervorgerufenen Fledermaustollwut verantwortlich.

Bei der Ansteckung, beispielsweise über einen Hundebiss, gelangen die Tollwut-Viren über den Speichel des infizierten Tieres in deinen Körper. Ansteckungen über direkten Kontakt zu Speichel des infizierten Tieres oder über kleine Hautverletzungen sind auch möglich.

Einmal im Körper angekommen, vermehren sich die Rabiesviren zunächst im Muskelgewebe und gelangen dann über die muskelversorgenden Nervenfasern zum Rückenmark und schließlich ins Gehirn. In den Nervenzellen des Gehirns vermehren sich die Rabiesviren weiter und können sich von dort aus auch in andere Organe wie die Speicheldrüsen verstreuen. Sind die Speicheldrüsen infiziert, produziert der Körper ansteckenden Speichel. Die Infektion des Gehirns führt unter anderem zu einer Verhaltensänderung der angesteckten Person oder des angesteckten Tieres.

Kommt Tollwut noch in Deutschland vor?

Tollwut ist weltweit verbreitet, kommt jedoch in einigen Ländern und Regionen besonders häufig vor. Zur Eliminierung der klassischen Wildtiertollwut wurden in Deutschland nahezu alle Füchse gegen das Virus mithilfe von Impfködern immunisiert. Auch für Hunde und Katzen wurden Tollwut-Impfungen eingeführt. Dank dieser Tollwut-Bekämpfungsmaßnahmen gilt Deutschland neben der Schweiz, Österreich, Italien, Spanien, Finnland und einigen weiteren europäischen Ländern zurzeit als frei von terrestrischer Tollwut, nicht aber von der Fledermaustollwut. Dennoch kommt die terrestrische Tollwut (Tollwutfälle, die durch bodenlebende Tiere ausgelöst werden) zum Beispiel in Polen, der Slowakei oder Ungarn noch vereinzelt vor. Einige dieser  Tollwut-Fälle werden zum Beispiel durch die Einfuhr infizierter Hunde aus Risikogebieten ausgelöst. Die meisten Tollwut-Fälle weltweit ereignen sich jedoch in Asien und Afrika.

Wie erkennst du an Tollwut erkrankte Tiere?

Mit Tollwut-infizierte Tiere erkennst du an einem starken Speichelfluss, Lähmungen und insbesondere an ihrem seltsamen Verhalten. Die Tiere verhalten sich nicht wie gewöhnliche Wildtiere oder Haustiere. Sie zeigen eine ungewöhnliche Zutraulichkeit und fehlende Scheu vor dem Menschen, aber auch besondere Aggressivität. Halte dich am besten fern von den Tieren und verständige den Amtstierarzt des Veterinäramtes über deinen Tollwut-Verdacht.

Tollwut: Symptome

Zwischen der Ansteckung mit dem Rabiesvirus und dem Ausbruch der Tollwut-Erkrankung vergehen in der Regel zwischen drei und acht Wochen. Diese Inkubationszeit hängt bei der Tollwut insbesondere davon ab, wo sich die Bissstelle infizierter Tiere und somit Eintrittsstelle der Rabiesviren in deinen Körper befindet. Befindet sich die Bissstelle nahe an deinem Gehirn, kann die Tollwut-Erkrankung auch in kürzerem Abstand zum Tierbiss aufflammen.

Beim Menschen verläuft die Tollwut-Erkrankung in drei Phasen.

  1. Prodromalphase: In der Prodromalphase stehen unspezifische Beschwerden (Prodromi) im Vordergrund. Neben Kopfschmerzen und Fieber können Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfälle, Husten, Unwohlsein sowie Schmerzen oder Juckreiz im Bereich der Bisswunde auftreten.
  2. Akute neurologische Phase: Die Symptome der neurologischen Phase werden bei Tollwut durch die Infektion deines Gehirns hervorgerufen. Eine mögliche Verlaufsform der Rabies ist die enzephalitische Form: Durch die Entzündung deines zentralen Nervensystems (Enzephalitis) kommt es zu Funktionsausfällen deines Gehirns. Sprachunfähigkeit, Unruhe, Verwirrtheit und Halluzinationen können auftreten. Besonders auffällig ist die ausgeprägte Scheu der infizierten Personen vor Wasser (Hydrophobie). Bereits das Sehen von Wasser oder Hören von Wasserplätschern führt dann zu einer erheblichen Angstreaktion und zum Verkrampfen der Schlund-Muskulatur. Neben der Hydrophobie treten außerdem vermehrtes Speicheln (Hypersalivation) und aggressive oder depressive Verstimmungen auf. Eine alternative, aber seltenere Verlaufsform der Tollwut ist die paralytische Form. Hierbei sind besonders die Nervenzellen und Nervenfasern deines Rückenmarks betroffen. Infolge dessen können Lähmungen (Paralyse), Muskelschwächen und Empfindungsstörungen (Parästhesien) auftreten. Auch deine Atem-Muskulatur kann betroffen sein.
  3. Koma: Zuletzt verfällt die mit Rabiesviren infizierte Person in ein Koma, was letztlich durch Lähmungen der Atem-Muskulatur oder des Herzens bereits wenige Tage nach Beginn der Symptome zum Tode führt.

Welcher Arzt hilft bei Tollwut?

Wenn du in ein Land reisen möchtest, in dem Tollwut vorkommt, dann kannst du dich bei deinem Hausarzt, bei Reisemedizinischen Beratungs- und Impfstellen oder beim Landesgesundheitsamt (hier arbeiten Fachärzte für Öffentliches Gesundheitswesen) über die Tollwut-Impfung informieren. Neben Tollwutrisiko, Reisedauer und Reisestil wird bei der individuellen Impf-Empfehlung auch die Verfügbarkeit von aktivem Tollwut-Impfstoff sowie Immunglobulinen (fertige Antikörper bei der passiven Tollwut-Impfung) im Reiseland berücksichtigt werden.

Tollwut: Diagnose

Sobald du Kontakt mit einem möglicherweise tollwütigen Tier hattest, solltest du einen Arzt aufsuchen. Insbesondere bei Biss- und Kratzwunden ist schnelle Hilfe gefragt. Je früher du im Akutfall eine Impfung erhältst und je genauere Angaben du zum Kontakt mit dem infizierten Tier machen kannst (gestreichelt, gebissen worden, abgeleckt worden), desto größer sind deine Chancen auf Rettung. Schon beim Verdacht auf einen Kontakt mit einem tollwütigen Tier wird dein Arzt daher aktive und in besonderen Fällen auch passive Tollwut-Impfungen verabreichen. Wissenswertes zur Tollwut-Impfung.

Tollwut: Behandlung und Impfung

Nach dem Biss oder einem anderen Kontakt mit einem möglicherweise tollwütigen Tier (streicheln, belecken deiner Haut) solltest du den Biss oder die Kontaktstellen möglichst rasch und gründlich mit sauberem Wasser und Seifenlauge (Spülmittellösung) ab- und auswaschen. Außerdem solltest du die Kontaktstelle mit Alkohol oder Jodlösung desinfizieren. Anschließend solltest du umgehend einen Arzt aufsuchen, der dir dann eine  entsprechende Tollwut-Impfung verabreichen kann. Der Tollwut-Impfstoff kann fertige Antikörper (Immunglobuline) enthalten, die das Tollwut-Virus in deinem Körper bekämpfen. Dies wird als passive Immunisierung bezeichnet. Zusätzlich kannst du eine aktive Impfung erhalten. Diese enthält abgetötete Virusbestandteile des Tollwut-Virus und regt deinen Körper zur Bildung spezifischer Antikörper gegen das Tollwut-Virus an. Die aktive Tollwut-Impfung kann auch ohne passive Impfung verabreicht werden. In welchen Fällen welche Tollwut-Impfungen eingesetzt werden können, erfährst du  in unserem Artikel zur Tollwut-Impfung.

Sind die ersten Symptome der Tollwut bereits aufgetreten, ist eine Tollwut-Impfung und die Gabe fertiger Antikörper (Immunglobuline) nicht mehr wirksam. In diesem Fall besteht die Therapie der Tollwut dann in der Regel aus der Linderung der auftretenden Symptome wie Krämpfen oder Atemlähmung. Zwischen dem Auftreten der ersten Tollwut-Symptome und dem Tod durch Atem- oder Herzlähmung liegen meistens nicht mehr als sieben Tage.

Tollwut vorbeugen

Vor Reisen ins Ausland solltest du dich rechtzeitig informieren, ob an deinem Reiseziel die Tollwut auftritt. Hier empfiehlt sich dann unter Umständen eine vorbeugende Tollwut-Impfung. Lass dich mindestens sechs Wochen vor deinem geplanten Reiseantritt reisemedizinisch beraten, damit noch genug Zeit für eine Grundimmunisierung gegen Tollwut bleibt.

Empfohlen wird die Tollwut-Impfung bei Reisen in Risikogebiete wie zum Beispiel Indien, China, Vietnam, Thailand, Indonesien, Bangladesch oder Pakistan.

Der beste Schutz vor Tollwut ist ein vorsichtiges Verhalten. Zeigt sich ein normalerweise scheues Wildtier ungewöhnlich zutraulich, solltest du jeden Kontakt vermeiden und dich von ihm fern halten.

Nach dem Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier solltest du die betroffenen Hautstellen unbedingt ausgiebig mit sauberem Wasser und Seife reinigen. Wenn möglich, solltest du die Kontaktstelle danach mit Alkohol oder Jodlösung desinfizieren. Auch wenn du ein möglicherweise an Tollwut gestorbenes Tier berührt hast, solltest du deine betroffenen Hautstellen mit Wasser und Seife gründlich reinigen und anschließend desinfizieren. Auf jeden Fall solltest du schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Hast du die Überreste eines möglicherweise mit Tollwut infizierten Tieres gefunden, informiere das örtliche Veterinäramt, einen Förster oder Ranger.

Für Menschen, die häufig Umgang mit tollwutgefährdeten Tieren haben, wird eine Impfung gegen Tollwut empfohlen. Zu diesem Personenkreis gehören beispielsweise Tierärzte, Förster, Waldarbeiter, Jäger sowie Menschen, die beruflich oder privat mit Fledermäusen zu tun haben. Mitarbeiter von Laboren, die mit dem Tollwut-Erreger arbeiten, sollten ebenfalls gegen Tollwut geimpft sein. Auch Haustiere müssen vor Tollwut geschützt werden, weil sie sich als Freigänger bei Wildtieren anstecken könnten. Hierzu informierst du dich am besten bei deinem Tierarzt.

Tollwut: Heilungschancen

Bist du nicht gegen Tollwut geimpft, hängt deine Überlebenschance davon ab, ob und wie schnell du nach Kontakt zum Tollwut-Erreger einen aktiven Immunschutz bekommst. Deswegen solltest du im Falle eines Kontakts mit einem möglicherweise infizierten Tier schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Je früher die nachträgliche Tollwut-Impfung mit Antikörpern erfolgt, desto besser sind die  Heilungschancen.

Kategorien
Krankheiten

Gürtelrose

Gürtelrose (Herpes zoster) ist ein halbseitiger, gürtelähnlicher, stark schmerzender Hautausschlag.
Gürtelrose (Herpes zoster) zeigt sich als ein einseitig auftretender und schmerzhafter Hautausschlag aus Rötung und virushaltigen Bläschen. Eine Impfung wird für Menschen ab 60 Jahren empfohlen, für einige Risikogruppen auch in jüngeren Jahren.

Was ist Gürtelrose?

Die Gürtelrose, auch Herpes zoster genannt, wird durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Die Varicella-zoster-Viren gelangen in deinen Körper, wenn du in der Kindheit Windpocken (Varizellen) hattest. Nach abgeheilter Windpocken-Infektion ruhen die Varicella-zoster-Viren oft jahrelang in deinen Nervenknoten und verursachen keine Beschwerden. Erst durch Schwächung deines Immunsystems im Alter oder durch andere Erkrankungen, Dauerstress oder manchmal auch ganz spontan können die Varizellen wieder aktiv werden. Dann wandern die Varicella-zoster-Viren aus deinen Nervenzellen zurück an die Oberfläche deiner Haut und lösen dort im Versorgungsgebiet des entsprechenden Nervs eine Gürtelrose aus. Es bilden sich verschorfende, sehr schmerzhafte und virenhaltige Bläschen auf gerötetem Grund.

Die Bezeichnung Gürtelrose ist allerdings etwas irreführend. Die Gürtelrose-Bläschen zeigen sich zwar häufig in der Taillenregion, sie können aber auch auf deinem ganzen Körper erscheinen. Zudem umschließen sie nicht deinen ganzen Rumpf wie ein Gürtel, sondern treten in den meisten Fällen nur halbseitig auf.

Die Gürtelrose (Herpes zoster) ist zwar ansteckend, jedoch weit weniger als die Windpocken (Varizellen). Lediglich der direkte Kontakt zu den Gürtelrose-Viren, die in der Bläschen-Flüssigkeit enthalten sind, kann infektiös sein.

Herpes zoster: Sonderformen und Komplikationen

Tritt die Gürtelrose (Herpes zoster) im Versorgungsgebiet besonderer Hirnnerven oder in bestimmten Bereichen auf, können die folgenden Krankheitsbilder entstehen:

  • Zoster ophthalmicus: Ist der fünfte Hirnnerv (Nervus trigeminus, zuständig für Berührungsempfindungen in deinem Gesicht) von der Gürtelrose betroffen, nennt sich das entstehende Krankheitsbild Zoster ophthalmicus. Bei dieser Form der Gürtelrose treten die Bläschen besonders in deinem oberen Gesichtsbereich beziehungsweise an deinem Auge auf. Dadurch kann diese Gürtelrose zu einer Sehverschlechterung führen.
  • Zoster oticus: Dabei treten die Bläschen an deinem äußeren Gehörgang und an deiner Ohrmuschel auf. Dadurch kann es zu einer Lähmung deiner Gesichtsmuskulatur und zu Schwerhörigkeit kommen.

Ähnlich der Windpocken (Varizellen) kann auch die Gürtelrose (Herpes zoster) mit Komplikationen wie einer Meningitis (Hirnhautentzündung) oder einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) einhergehen. Denn ist dein Körper durch die Infektion mit dem Varicella-zoster-Virus geschwächt, haben bakterielle Erreger leichtes Spiel. Was tun bei Meningitis?

Was verursacht Gürtelrose?

Gürtelrose (Herpes zoster) wird durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) verursacht. Das Gürtelrose-Virus stammt aus der Gruppe der Herpes-Viren. Allerdings gehören das Gürtelrose-Virus (Herpes zoster) und der Erreger von Lippenbläschen (Herpes simplex) zu verschiedenen Herpes-Arten. Herpes simplex tritt an deinem Mund und deiner Nase auf, möglicherweise auch in deinem Genital- oder Gesäßbereich. Herpes zoster dagegen kann sich in allen Nervenregionen deines Körpers bemerkbar machen. Wenn du also manchmal unter Lippenherpes leidest, bekommst du deswegen nicht automatisch eine Gürtelrose und umgekehrt. Lies mehr zu Vorbeugung und Hilfe bei Lippenbläschen.

Bei Erstinfektion verursacht das Varicella-zoster-Virus die Windpocken (Varizellen). Das ist meistens in der Kindheit der Fall. Das Varicella-zoster-Virus kann dann über deine Nervenbahnen in das Stützgewebe (Gliazellen) deiner hinteren Nervenwurzeln gelangen. Dort verbleibt das Windpocken-Virus oft jahrelang im Ruhezustand. Du bemerkst das Virus nicht, weil es keine Beschwerden verursacht.

Kommt es bei dir jedoch zu einer dauerhaften Stressbelastung oder einer starken Schwächung deines Immunsystems, kann das Varicella-zoster-Virus reaktiviert werden. Wenn du sogenannte Immunsuppressiva zur Unterdrückung deiner Abwehrkräfte beispielsweise nach einer Organtransplantation einnimmst, kann das Gürtelrose-Virus ebenfalls aktiviert werden. Ist das Gürtelrose-Virus reaktiviert, wandert es über deine Nervenbahnen zur Haut. Hier verursacht es die typischen Symptome der Gürtelrose (Herpes zoster).

Übertragungsweg des Varicella-zoster-Virus

Das weltweit vorkommende Varicella-zoster-Virus kann außerhalb des menschlichen Körpers einige Tage überleben und seine Infektionsfähigkeit behalten. Besonders im Winter und im Frühjahr kommt es nach statistischen Angaben vermehrt zu Infektionen mit dem Varicella-zoster-Virus. Von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) können 8-28 Tage vergehen.

Übertragen wird das Varicella-zoster-Virus bei der Erstinfektion durch virushaltige Tröpfchen. Diese werden von Windpocken-Erkrankten beim Atmen, Niesen oder Husten ausgeschieden und verbreiten sich schnell weiter. Außerdem ist eine Übertragung des Varicella-zoster-Virus durch Schmierinfektion möglich. Gelangst du mit dem Inhalt der virushaltigen Hautbläschen oder den Krusten auf der Haut von Erkrankten in Kontakt, kannst du dich mit Windpocken anstecken. Windpocken vorbeugen.

Bei der Gürtelrose ist die Ansteckungsgefahr geringer, da nur die virushaltigen Bläschen infektiös sind. Ab Auftreten des Gürtelrose-Ausschlags bis zum Zeitpunkt, an dem die Bläschen verkrustet sind, kannst du andere mit den Gürtelrose-Viren anstecken. In der Regel beträgt die Zeitspanne der Ansteckungsfähigkeit bei Gürtelrose fünf bis sieben Tage.

Bekommst du in der Schwangerschaft eine Gürtelrose, geht davon im Gegensatz zu Windpocken in der Regel keine Gefahr für das ungeborene Kind aus. Windpocken in der Schwangerschaft

Gürtelrose: Symptome

Hast du dich erstmals mit Gürtelrose (Herpes zoster) angesteckt oder sind die in deinen Nervenbahnen schlummernden Varicella-zoster-Viren wieder aktiv geworden, bemerkst du in der Regel für drei bis fünf Tage unspezifische Symptome wie:

Kurz danach beginnen folgende Beschwerden:

  • Dumpfe, brennende Schmerzen in den Hautbereichen, die von denjenigen Nervenbahnen versorgt werden, über die das reaktivierte Gürtelrosen-Virus gewandert ist.
  • Kribbeln, „Ameisenlaufen“, Pelzigkeit, Prickeln, Jucken und/oder Schwellungsgefühl auf der Haut.

Nach etwa drei Tagen entwickelt sich in der Regel der typische und nur auf bestimmte Hautbereiche begrenzte Ausschlag der Gürtelrose:

  • Stecknadelkopfgroße, schmerzende Bläschen auf gerötetem Untergrund.
  • Die Bläschen bei Gürtelrose enthalten eine klare oder hellgelbliche, sehr ansteckende Flüssigkeit.
  • Die Gürtelrose-Bläschen können halbseitig an deinem Rumpf von der Wirbelsäule zur Körpervorderseite verlaufen.
  • Die virengefüllten Bläschen können auch in deinem Augenbereich (Zoster ophthalmicus), deiner Ohrregion (Zoster oticus) sowie an weiteren Bereichen in deinem Gesicht vorkommen.
  • Bei sehr schweren Störungen deines Immunsystems können die typischen Hautveränderungen überall auf der Haut als sogenannter Zoster generalisatus auftreten.

Innerhalb einer Woche trocknen die Gürtelrose-Bläschen von selbst ein und es entstehen schorfige Wunden. Versuche bitte nie, die Bläschen auszudrücken. Die austretende Flüssigkeit ist hochansteckend. Außerdem entsteht beim Ausdrücken eine Wunde, die sich entzünden und vernarben kann. Hab Geduld: Bis eine Gürtelrose vollständig abgeheilt ist können etliche Wochen vergehen.

Als Folge einer Gürtelrose können starke Nervenschmerzen auftreten, die wenige Tage, manchmal aber auch Monate anhalten können. Dies wird als postzosterischen Neuralgie bezeichnet.

Welcher Arzt hilft bei Gürtelrose?

Eine Gürtelrose (Herpes zoster) sollte immer ein Arzt behandeln. Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Gürtelrose ist dein Hausarzt. Er kann dich an einen Hautarzt (Dermatologen, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten) überweisen. Auch eine Überweisung zum Neurologen (Facharzt für Neurologie) oder zum Schmerztherapeuten kann je nach Komplikationen und Ausprägung der Gürtelrose veranlasst werden.

Gürtelrose: Diagnose

Bei Verdacht auf eine Gürtelrose (Herpes zoster) solltest du umgehend deinen Arzt aufsuchen. Mögliche Fragen, die er dir im Gespräch stellen wird, können Windpocken in deiner Kindheit, Windpocken-Impfschutz, deine allgemeine Lebenssituation, weitere Erkrankungen und regelmäßig eingenommene Medikamente betreffen. Wird aufgrund der körperlichen Untersuchung ein Herpes zoster bei dir festgestellt, kann dein Arzt eine Blutuntersuchung veranlassen. Diese kann dabei helfen herauszufinden, ob der Reaktivierung des Varicella-zoster-Virus eine andere, bislang unentdeckte Erkrankung zugrunde liegt, die Auswirkungen auf deine Abwehrkräfte hat. Die Gürtelrose tritt häufiger bei älteren oder Abwehr-geschwächten Personen auf. Doch auch Kinder, Jugendliche und gesunde Erwachsene können an einer Gürtelrose „spontan“ erkranken.

Zusätzlich kann in einigen Fällen zur genaueren Abklärung der Diagnose Gürtelrose auch eine Blutuntersuchung auf spezielle Antikörper stattfinden. Aus deinem Blutserum können im Labor mit speziellen Tests Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus nachgewiesen werden. IgA- und IgM-Antikörper sind spezielle Proteine, mit denen dein Immunsystem körperfremde Erreger abwehrt. Die Antikörper markieren die eingedrungenen Erreger, so dass sie von anderen Zellen unschädlich gemacht werden können. Diese Antikörper sind Immunglobuline, also spezielle Proteine, die sich in ihrer Funktion und Struktur voneinander unterscheiden. Sie werden in fünf verschiedene Klassen (IgG, IgA, IgM, IgD, IgE) mit weiteren Unterklassen eingeteilt. Bei Gürtelrose (Herpes zoster) ist die Anzahl der Immunglobuline der Klasse G (IgG) stark erhöht und es kann auch die Bildung von Immunglobulinen der Klasse A (IgA) nachgewiesen werden.

Bei Beteiligung deines zentralen Nervensystems an der Gürtelrose kann eine Lumbalpunktion nötig werden. Bei der Lumbalpunktion wird eine dünne Hohlnadel zwischen zwei Rückenwirbeln im unteren Bereich deiner Wirbelsäule geschoben. Hat die Nadel den Raum erreicht, der dein Rückenmark umgibt, kann von da etwas Flüssigkeit (Liquor) entnommen werden. Dieser Liquor wird im Labor mikroskopisch untersucht und der Infektionstyp festgestellt. Die Lumbalpunktion erfolgt unter örtlicher Betäubung und dauert in der Regel 15 Minuten. Danach solltest du noch eine Stunde liegen bleiben, um eventuell auftretende Kopfschmerzen zu vermeiden.

Gürtelrose: Therapie

Je schneller du bei einem Verdacht auf Gürtelrose einen Arzt aufsuchst, desto besser. Denn bei rechtzeitiger Behandlung von Herpes zoster lassen sich Komplikationen und schwere Verläufe oft vermeiden.

Medikamente gegen Schmerzen und Viren bei Herpes zoster

Innerhalb der ersten drei Tage der Bläschenbildung können Medikamente mit antiviralen Wirkstoffen wie Aciclovir und Brivudin helfen. Diese hemmen die Vermehrung des Varicella-zoster-Virus und können dir als Tabletten vom Arzt verschrieben werden oder als Infusion verabreicht werden. Die Symptome der Gürtelrose sollen dadurch schneller abklingen. Außerdem lässt sich der Gürtelrose-Ausschlag mit antiviralen Wirkstoffen leichter eingrenzen und eine Ausbreitung kann verhindert werden. Das wiederum kann sich günstig auf mögliche Nervenschmerzen auswirken. Zusätzlich können austrocknende Salben und Lotionen, die auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden, das Eintrocknen der Bläschen beschleunigen und Juckreiz mindern.

Auch eine ausreichende Schmerztherapie ist bei Gürtelrose wichtig. Lidocain- oder Polidocanol-haltige Salben und Auflagen haben eine Schmerz-betäubende Wirkung. Bei sehr starken Nervenschmerzen, vor allem bei Patienten über 60 Jahre, werden häufig sogenannte trizyklische Antidepressiva wie Amitryptilin eingesetzt. Auch Arzneistoffe aus der Gruppe der sogenannten Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin sowie Opioide wie Tramadol oder Tilidin können verabreicht werden.

Bestehen die teils brennenden, teils stichartigen und attackenartig auftretenden Nervenschmerzen länger als 90 Tage nach Einsetzen des Hautausschlags, wird von postherpetischer Neuralgie (PHN) gesprochen.

Impfungen gegen Gürtelrose

Zum Schutz vor Gürtelrose (Herpes zoster) gibt es eine Impfung. Empfohlen wird diese vom Robert Koch-Institut (RKI) für alle Personen ab 60 Jahren und Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben. Gürtelrose: Wann impfen?

Gürtelrose vorbeugen

Leidest du an Gürtelrose, kannst du das Varicella-zoster-Virus auch auf andere Menschen übertragen. Diese erkranken aber nur, wenn sie noch nie mit dem Varicella-zoster-Virus infiziert wurden. Bei der Erstinfektion treten immer Windpocken auf und nicht die Gürtelrose. Schwangere ohne Windpocken in der Vorgeschichte sollten den Kontakt mit Gürtelrosepatienten vermeiden. Denn das Varicella-zoster-Virus kann in der Schwangerschaft schwere Komplikationen bei Mutter und Kind verursachen. Schutz vor dem Varicella-zoster-Virus kann eine Impfung bieten. Mehr zur Windpocken-Impfung.

Gürtelrose: Heilungschancen

Um das Risiko für einen schweren Verlauf und Komplikationen bei Gürtelrose zu reduzieren ist es wichtig, Herpes zoster so früh wie möglich zu behandeln. Sind die Gürtelrose-Bläschen verheilt, ist für viele Patienten alles ausgestanden. Gesunde Erwachsene erkranken in der Regel nur einmal an einer Gürtelrose. Herpes zoster ist auch bei Kindern und jungen, sonst gesunden Menschen in den meisten Fällen zwar eine sehr unangenehme, aber dennoch relativ harmlose Erkrankung, die sich gut behandeln lässt und ohne Folgen wieder ausheilt.

Bei immungeschwächten Patienten, Menschen über 50 Jahren und denjenigen, bei denen der Kopf- und Nackenbereich von der Gürtelrose betroffen sind, besteht häufig die Gefahr, dass Nerven durch die Gürtelrose geschädigt werden. Dadurch können auch nach dem Verheilen der Bläschen mehr oder weniger starke Schmerzen bestehen bleiben. Diese sogenannte Post-Zoster-Neuralgie ist aber in der Regel gut behandelbar.

Kategorien
Krankheiten

Endometriose

Gebärmutter (Uterus) mit Endometrioseherden in Eierstöcken, Eileitern und Gebärmutterwand.
Bei Endometriose siedeln sich Gebärmutterschleimhautzellen (schwarz im Bild) außerhalb der Gebärmutterhöhle an und bilden gutartige Wucherungen. Dieses sogenannte versprengte Gewebe kann sich ansiedeln in Eierstöcken, Eileitern, Scheide, Gebärmutterwand und auch an anderen Stellen im Körper.

Endometriose: Was ist das?

Die Endometriose ist eine gutartige Wucherung, die von Gebärmutterschleimhautzellen gebildet wird. Diese Zellen kleiden normalerweise die Gebärmutter innen aus. Siedeln sich die Gebärmutterschleimhautzellen außerhalb der Gebärmutter an, sprechen Mediziner von versprengtem Gewebe.

Bist du von der Endometriose betroffen, kann das versprengte Gewebe an deinen Eierstöcken, deinen Eileitern, in deiner Scheide und deiner Gebärmutterwand vorkommen. Bauchfell, Darm, Harnblase, Nieren und selten die Lunge können ebenfalls von der Endometriose betroffen sein.

Das bei der Endometriose ausgelagerte Gewebe deiner Gebärmutterschleimhaut ist deinem hormonellen Zyklus unterworfen. Das heißt es reagiert auf die Steuerung durch die weiblichen Geschlechtshormone. Die Folge: Das versprengte Gewebe wird im Rahmen deiner Monatsblutung auf- und abgebaut, Zellen und Blut werden abgestoßen. Diese Blutung kann am Ort des Geschehens jedoch nicht abfließen. Das Blut staut sich an und eine Entzündung entsteht. Es können sich blutgefüllte Zysten bilden, im späteren Verlauf kann es zu Vernarbungen und Verwachsungen des Gewebes kommen. All das kann mehr oder weniger starke Schmerzen verursachen, denn die Zellinseln in deinem Bauchraum lösen einen chronischen Entzündungsreiz aus.

Eine Endometriose tritt häufig zwischen dem 20. bis 40. Lebensjahr auf und ist bei vielen Frauen der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch. In der Regel verkümmern die Schleimhautwucherungen nach den Wechseljahren (Menopause). Neben einer hormonellen Behandlung kann häufig auch eine Operation notwendig werden.

Welche Formen der Endometriose gibt es?

Die Endometriose wird nach dem Ansiedelungsort des versprengten Gebärmutterschleimhautgewebes in verschiedene Formen unterteilt:

  • Endometriosis genitalis interna: Bei dieser Art der Endometriose befinden sich die gutartigen Wucherungen innerhalb deiner Gebärmutter, aber außerhalb ihrer Schleimhaut.
  • Endometriosis uteri interna: Bei dieser Endometriose ist das versprengte Gewebe in der Muskelschicht deiner Gebärmutter zu finden.  Die Gebärmuttermuskulatur kann sich dadurch nicht mehr zusammen ziehen. Die Folge: Eine schmerzhafte und schwierige Menstruation (Dysmenorrhoe). Es können verstärkte und länger andauernde Regelblutungen auftreten sowie sehr schmerzhafte Bauchkrämpfe, die zwei bis vier Tage vor der Regelblutung beginnen. Die Endometriosis uteri interna tritt meistens erst nach dem 35. Lebensjahr auf.
  • Endometriosis tubae: Bei dieser Form der Endometriose sind ein oder beide Eileiter betroffen. Durch das versprengte Gewebe wird dein Eileiter verdickt. Es kommt zu Blutansammlungen im Eileiter. Der Eileiter kann sich entzünden, vernarben und unbeweglich werden. Kommt die Endometriose bei beiden Eileitern vor, kann es zur Unfruchtbarkeit kommen. Da die gutartigen Wucherungen aus Gebärmutterschleimhaut bestehen, kann sich aber auch eine befruchtete Eizelle im Endometriosegewebe des betroffenen Eileiters einnisten. Mögliche Folge: eine Eileiterschwangerschaft.
  • Endometriosis genitalis externa: Diese Endometriose ist innerhalb deines Genitalbereichs, aber außerhalb deiner Gebärmutter angesiedelt. Die Endometriose kann daher vorkommen: in den Eierstöcken, im Douglas-Raum (tiefster Punkt des Bauchfellraumes zwischen Gebärmutter und Mastdarm), in der Scheide, der Vulva (Gesamtheit der äußeren primären Geschlechtsmerkmale, bestehend aus Venushügel, Schamlippen und Klitoris) oder der Portio (Gebärmuttermund).
  • Endometriosis ovarii: Bei der Endometriosis ovarii ist dein Eierstock von der Endometriose betroffen. Entstehendes Blut kann im Eierstock nicht abgebaut werden. Es dickt ein und bildet eine Zyste (Hohlraum). Medizinisch wird das als Teerzyste oder Schokoladenzyste bezeichnet. Denn das während einer Operation aus der Zyste entfernte eingedickte Blut erinnert an Teer.
  • Vaginalendometriose: Bei der Vaginalendometriose befindet sich ein Großteil des versprengten Gewebes innerhalb deiner Scheide. Diese Form der Endometriose führt häufig zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
  • Endometriose im Douglas-Raum: Als Douglas-Raum wird die Bauchfellvertiefung zwischen Mastdarm und Gebärmutter bezeichnet. Hier können entzündete und vernarbte Endometrioseherde zu Verwachsungen von Gebärmutter und Mastdarm führen. Dadurch kann es zu einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit deiner Gebärmutter kommen.
  • Endometriosis extragenitalis: Bei dieser Endometriose liegen die gutartigen Schleimhautwucherungen außerhalb deiner Geschlechtsorgane, beispielsweise in deinem Darm, in deiner Blase, in deinem Bauchfell oder selten auch in deiner Lunge. Bei der Endometriose des Darms kann es während deines Zyklus zu Blut im Stuhl kommen. Blut in deinem Urin kann bei einer Endometriose der Harnblase auftreten. Eine Endometriose in deiner Lunge (Pulmonale Endometriose) kann sich durch das Abhusten von blutigem Schleim oder von reinem Blut aus dem Atmungstrakt bemerkbar machen.

Endometriose: Ursachen

Zur Entstehung der Endometriose gibt es folgende Vermutungen:

  • Retrograde Menstruation: Die während deiner Monatsblutung (Menstruation) abgestoßene Gebärmutterschleimhaut fließt hier nicht in Richtung Scheide, sondern über deine Eileiter in deine Bauchhöhle. Ist dein Immunsystem gestört, entfernen Fresszellen die verstreuten Gebärmutterschleimhautzellen nicht. Dadurch können sie sich in deiner Bauchhöhle einnisten.
  • Metaplasie: Hierbei verwandelt sich dein normales Deck- und Drüsengewebe (Epithel) in ein Gewebe, das dem embryonalen Gewebe ähnelt. Dieses Epithel kann sich wiederum in Endometriosezellen umwandeln. Der Grund für diese Umwandlung von einem Gewebetyp in den anderen können wiederholte Irritationen sein.
  • Operative Eingriffe: Die Endometriose kann ihre Ursache in operativen Eingriffen haben, die mit Öffnen der Gebärmutter verbunden sind. Das kann zum Beispiel bei einem Kaiserschnitt der Fall sein.

Endometriose Risikogruppen

Endometriose kommt manchmal in Familien gehäuft bei Verwandten ersten Grades (Mütter, Schwestern und Kinder) von Frauen mit Endometriose vor. Bei folgenden Risikogruppen kann Endometriose häufiger und mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten:

  • Frauen, die noch kein Kind geboren haben.
  • Frauen, die ihr erstes Kind mit über 30 Jahren bekommen haben.
  • Frauen mit kurzen Menstruationszyklen (weniger als 27 Tage) und starker Regelblutung.
  • Frauen, deren erste Periode früh eintraf.
  • Frauen mit angeborenen Fehlbildungen der Gebärmutter.

Endometriose: Symptome

Die Endometriose hat kein einheitliches Krankheitsbild. Die Symptome der Endometriose sind also bei jeder Frau verschieden. Die folgenden Beschwerden, die bei der Endometriose auftreten, sind in der Regel nicht abhängig von der Ausbreitung der versprengten Zellen der Gebärmutterschleimhaut und der Größe der entstandenen gutartigen Wucherungen. Manche Frauen haben auch keine Schmerzen und bemerken nichts von ihrer Endometriose. Bei anderen Frauen sind die Schmerzen fast unerträglich. Die folgenden Symptome können bei einer Endometriose einzeln oder zusammen auftreten:

  • Vor und während der Monatsblutung (Menstruation) treten immer stärker werdende Bauchschmerzen auf. Auch Rückenschmerzen sind häufig. Sie können bis in die Beine ausstrahlen. Einige Frauen haben zwei bis drei Tage vor ihrer Regel Unterbauchschmerzen, andere Frauen während der Regel oder nur in den ersten Tagen danach.
  • Kommt es zu Verwachsungen der Gewebeherde können chronische Schmerzen die Folge sein. Die chronischen Schmerzen können auch unabhängig von der Menstruation auftreten.
  • Starke und unregelmäßige Monatsblutungen.
  • Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs und nach dem Geschlechtsverkehr.
  • Blasen- und Darmkrämpfe.
  • Schmerzen bei Blasen- und Darmentleerung.
  • Blutungen aus Blase oder Darm.
  • Ungewollte Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit.
  • Erhöhte Infektanfälligkeit während der Menstruation.
  • Müdigkeit.
  • Erschöpfung.

Welcher Arzt hilft bei Endometriose?

Erster Ansprechpartner ist dein Gynäkologe, Frauenarzt, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Er kann dich zur Blasenspiegelung an einen Urologen bzw. Facharzt für Urologie überweisen. Für eine Darmspiegelung kann ein Gastroenterologe bzw. FA Innere Medizin und Gastroenterologie hinzugezogen werden.

Die Therapie einer Endometriose sollte möglichst durch Spezialisten in einem Endometriosezentrum durchgeführt werden. Hier kommen neben operativen Behandlungsmethoden auch medikamentöse und psychologische Behandlungsmethoden zum Einsatz.

Endometriose: Diagnose

Da Endometriose-Beschwerden wie starke und unregelmäßige Monatsblutungen sowie Bauchkrämpfe oftmals mit normalen Zyklusbeschwerden verwechselt werden, holen sich viele Frauen zu spät oder gar keine ärztliche Hilfe. Daher dauert es bis zur Diagnosestellung oft sehr lange.

Hat dein Frauenarzt aufgrund von gezielten Frage und deinen beschriebenen Symptomen den Verdacht auf Endometriose, wird er an verschiedenen Orten deines Körpers nach dem versprengten Gewebe suchen.

Sind deine Vulva oder Vagina befallen, kann dein Frauenarzt das Gewebe mit bloßem Auge oder durch eine Lupenuntersuchung erkennen.

Mit einer Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) kann dein Frauenarzt die Größe, Form und die Beschaffenheit sowie Veränderungen deiner Eierstöcke abbilden.

Wenn Organe wie deine Blase oder dein Darm von der Endometriose betroffen sein könnten, kann eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) oder eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt werden. Bei der Koloskopie kann auch die Portio (Übergang vom Gebärmutterhals in die Vagina) in Vergrößerung dargestellt werden. Vulva und Vaginalwände können ebenfalls mit dem Koloskop inspiziert werden und Veränderungen ausfindig gemacht werden. Wie eine Darmspiegelung funktioniert.

Mithilfe einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) kann dein Arzt deine Blasenschleimhaut untersuchen und eventuelle Veränderungen durch die Endometriose feststellen. Wissenswertes zur Blasenspiegelung.

Durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) kann dein Arzt Lage, Schweregrad und Wachstumstyp der Endometrioseherde erkennen. Er kann Gewebeproben entnehmen und auch versuchen, die Endometrioseherde zu entfernen. Durch eine Bauchspiegelung ist jedoch nicht jede Endometriose erkennbar. Endometrioseherde in deiner Gebärmuttermuskulatur können zum Beispiel nur nach Entfernung der Gebärmutter unter dem Mikroskop sicher nachgewiesen werden. Ablauf der Bauchspiegelung.

Endometriose: Therapie

Die Endometriose ist oft mit starken Schmerzen verbunden und die Behandlung der Endometriose kann oft sehr lange dauern. Welche Therapie für dich die beste ist, kannst du in Absprache mit deinem behandelnden Frauenarzt entscheiden. Bei Frauen ohne erkennbare Krankheitszeichen und solchen, bei denen die Endometriose im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung ein reiner Zufallsbefund war, ist eine Behandlung oft nicht zwingend notwendig. Für alle anderen Fälle der Endometriose können operative oder medikamentöse Therapien infrage kommen. In einigen Fällen kann auch die Zusammenarbeit mit einem Schmerztherapeuten hilfreich sein.

Nach den Wechseljahren verkümmern die Schleimhautwucherungen in der Regel von selbst. In Schwangerschaft und Stillzeit kann sich eine bestehende Endometriose ebenfalls so weit zurück entwickeln, dass nach der Schwangerschaft keine Beschwerden mehr auftreten.

Gegen starke Schmerzen bei Endometriose können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wirken. Diese Schmerzmittel lindern gleichzeitig auch Entzündungen, indem sie den Aufbau der sogenannten Prostaglandine hemmen. Diese Gewebshormone sind für die Schmerzvermittlung bei der Endometriose mit verantwortlich und werden im Endometriosegewebe gebildet.

Endometriose stoppen durch künstliche Wechseljahre

Wenn die Endometriose nicht operiert werden kann/soll und wenn die Endometrioseherde in deinem Körper weit verstreut liegen, kann eine hormonelle Behandlung zum Einsatz kommen. Gestagenpräparate oder Verhütungsmittel mit hohem Gestagen-Anteil sollen das Wachstum der Endometrioseherde bremsen und einen Gewebeschwund begünstigen. Die Präparate müssen täglich eingenommen werden. Es gibt aber auch Depotwirkstoffe in Stäbchenform, die unter deine Haut implantiert werden können oder dir mittels Spritze (Injektion) verabreicht werden.

Gestagene bewirken, dass deine Hirnanhangsdrüse die Produktion der Hormone für deine Eierstockfunktion verringert oder einstellt. Die Monatsblutung (der Zyklus) kommt zum Erliegen. Durch die Medikamenten-Gabe findet also kein Eisprung mehr statt, deine Gebärmutterschleimhaut baut sich weniger stark auf und bildet sich zurück. Doch Vorsicht: Da die meisten Gestagene dazu führen können, dass ein weiblicher Embryo männliche Merkmale entwickelt, muss vor Beginn der Behandlung unbedingt eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Auch während der Stillzeit sollte die Behandlung mit Gestagenen vermieden werden. Denn der Wirkstoff kann in die Muttermilch übergehen.

Einphasige Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate wie „die Pille“ können bei kontinuierlicher Einnahme ohne Pause zu einer Rückbildung der  Gebärmutterschleimhaut und Schmerzminderung führen.

Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga (GnRH-Analoga) können bei stärker ausgeprägten Endometriosen zum Einsatz kommen. Die Wirkstoffe werden meist in Form von Depotinjektionen im Abstand von einem oder drei Monaten verabreicht. GnRH-Analoga wirken stärker und länger als die natürlichen Gonadotropin-Releasing-Hormone (GnRH) in deinem Körper. GnRH werden von deinem Hypothalamus (einer Drüse in deinem Gehirn) freigesetzt. Damit wird die Hormonproduktion deiner Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gesteuert. Die Hormone deiner Hypophyse, FSH und LH, regulieren die Funktion deiner Eierstöcke. Durch die GnRH-Analoga wird die Hormonproduktion deiner Hirnanhangdrüse gestoppt. Deine Menstruation bleibt aus und deine Gebärmutterschleimhaut bildet sich zurück. Dadurch entsteht vorübergehend eine hormonelle Situation, die den Wechseljahren ähnelt. Deine Endometrioseherde trocknen ein. Als Nebenwirkungen der Therapie mit GnRH-Analoga können allerdings typische Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gewichtszunahme und starkes Schwitzen auftreten.

Welche hormonelle Therapie im Einzelfall eingesetzt wird, hängt von deinem Krankheitsbild ab. Die Behandlung von Endometriose mit Hormonen dauert in der Regel drei bis neun Monate. Etwa drei Monate nach Ende der Therapie stellt sich dein normaler Zyklus wieder ein. Mit ihm kann allerdings auch die Endometriose mit all ihren Beschwerden wieder zurückkommen und eine erneute medikamentöse Therapie oder gar eine Operation erforderlich machen.

Operationen bei schwerer Endometriose

Die Entfernung von Eierstöcken oder die Entfernung der Gebärmutter ist bei Endometriose in der Regel nicht notwendig. Wird bei der Diagnose deiner Endometriose eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt, kann gleichzeitig mit derselben Methode eine Operation unter Vollnarkose erfolgen. Die Herde deiner Endometriose können dabei nicht nur herausgeschnitten werden, sondern auch durch Laser verdampft oder durch Hochfrequenzstrom (Koagulation) zerstört werden. Nach diesem Eingriff musst du in der Regel noch einige Tage in der Klinik bleiben.

Liegen massive Verwachsungen vor oder befinden sich deine Endometrioseherde an ungünstigen Stellen, kann auch ein Bauchschnitt (Laparotomie) nötig werden.

Endometriose vorbeugen

Da die Ursachen der Endometriose noch nicht geklärt sind, kannst du selbst nichts zur Vorbeugung tun. Bei Menstruationsproblemen wie ungewöhnlich starker Regelblutung und Bauchkrämpfen solltest du mit deinem Frauenarzt sprechen und die Schmerzen nicht still ertragen. Hab keine Scheu auch Themen wie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Schmerzen bei der Blasen- und Darmentleerung bei deinem Arzt anzusprechen und die Ursache dafür abklären zu lassen.

Endometriose: Heilungschancen

Mit dem Beginn der Wechseljahre kommt die Endometriose meist von selbst zum Stillstand, weil die Eierstöcke ihre Funktion einstellen. Um nach einer Operation ein erneutes Auftreten der Endometriose hinauszuzögern oder zu verhindern, bekommst du in der Regel hormonhaltige und schmerzstillende Medikamente verabreicht.

Bei einem besonders schweren Verlauf der Endometriose können dir die Eierstöcke und Eileiter entfernt werden, wenn du nicht schwanger werden möchtest. Das führt jedoch zu einem Einsetzen der Menopause (Wechseljahre) mit den entsprechenden Symptomen wie Hitzewallungen und starkem Schwitzen.

Um die Schmerzen im Rahmen deiner Endometriose zu lindern, hilft oft sportliche Betätigung. Ebenso können Entspannungsübungen und Akupunktur dazu beitragen, deine Schmerzen zu lindern und deine Endometriose-Therapie zu ergänzen. Auch eine Teilnahme an Endometriose-Selbsthilfegruppen kann dich unterstützen.

Kategorien
Krankheiten

Meningitis

Gelangen bakterielle oder virale Erreger in Gehirn, Hirnhäute und Rückenmark entstehen verschiedene Entzündungsarten.
Hirnhautentzündung (Meningitis) wird durch bestimmte Viren wie das Herpes Zoster-Virus oder Bakterien wie Meningokokken hervorgerufen. Typische Symptom einer Meningitis sind ein steifer Nacken, Übelkeit und Erbrechen, starke Kopfschmerzen sowie hohes Fieber.

Was ist eine Meningitis?

Meningitis ist eine Entzündung deiner Hirnhäute (Meningen), die dein Gehirn und dein Rückenmark umgeben. Verursacher der Hirnhautentzündung (Meningitis) ist meistens eine Infektion mit Viren oder Bakterien. Selten lösen Infektionen mit Pilzen (Aspergillose, Candidose, Kryptokokkose) und Parasiten (Toxoplasmose, Echinokokkose) eine Hirnhautentzündung aus. Nichtinfektiöse Ursachen einer Meningitis können Hirntumore sein, aber auch sogenannte Systemische Erkrankungen. Das sind Erkrankungen, die sich auf ein gesamtes Organsystem auswirken, wie etwa das Blut (Leukämie), das Zentrale Nervensystem (Multiple Sklerose) oder die gesamte Muskulatur.

Die Krankheitserreger der Meningitis können dein Gehirn selbst befallen (Enzephalitis = Entzündung des Gehirns), die Hirnhäute (Meningitis = Hirnhautentzündung) oder Gehirn und Hirnhäute zusammen (Meningoenzephalitis = Kombinierte Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten). Ist das Rückenmark entzündet spricht der Arzt von Myelitis. Eine kombinierte Entzündung von Gehirn und Rückenmark wird als Enzephalomyelitis bezeichnet.

Bakterien (Meningokokken, Pneumokokken) lösen häufig komplikationsreiche und lebensbedrohliche Hirnhautentzündungen aus. Die typischen Symptome einer Hirnhautentzündung (Meningitis) wie Nackensteife, hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen sowie starke Kopfschmerzen treten vor allem bei Kleinkindern und Senioren nicht unbedingt auf. Ab welcher Temperatur beginnt hohes Fieber? Das kann die Diagnose erschweren. Die durch Viren, Parasiten und Pilze verursachten Formen der Meningitis verlaufen in der Regel milder als eine bakterielle Meningitis.

Durch Impfungen kann ein Schutz gegen die häufigsten Erreger der Meningitis aufgebaut werden. Möglich sind Impfungen gegen Bakterien wie Haemophilus influenzae Typ b, Meningokokken und Pneumokokken. Infos zur Hib-Impfung und Wissenswertes zur Meningokokken-Impfung.

Auch gegen die durch Viren verursachte und von Zecken übertragene Hirnhautentzündung, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), ist eine Impfung möglich. Impf-Infos zur FSME.

Meningitis: Ursachen

Deine Hirnhäute können durch die Meningitis-Erreger (Bakterien, Viren, Pilze und Einzeller) auf folgenden Infektionswegen erreicht werden:

  • Auf direktem Wege durch die Übertragung von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion beispielsweise beim Husten, Sprechen, Schnupfen, Küssen. Bei einem Teil der Bevölkerung ist der Nasen-Rachenraum mit Meningokokken (bakterielle Meningitis-Erreger) besiedelt, ohne dass sie krank werden. Diese Menschen können unbemerkt zum Überträger der Meningitis-Erreger werden.
  • Durch kontinuierliche Ausbreitung: Hierbei erreichen die Erreger der Meningitis deine Hirnhäute ausgehend von nahen Infektionsquellen. Das können insbesondere die mit Erregern besetzten Schleimhäute deines Mittelohrs oder deines Nasen-Rachenraums sein.
  • Durch Keimaszension, das heißt durch aufsteigendes Einwandern der Erreger. Dies kann beispielsweise beim offenen Schädel-Hirn-Trauma oder bei Wirbelsäulenverletzungen mit Liquorfistel (einer Verbindung zum Hirnwasser) passieren.
  • Hämatogen, das heißt über den Blutweg. Der Weg über deine Blutbahn ist die häufigste Form der Infektionsausbreitung bei Meningitis-Erregern. In der Regel geht vorher eine Infektion des Nasen-Rachenraumes mit den Meningitis-Erregern voraus. Dort lagern sich bestimmte Eiweißstoffe an die Meningitis-Erreger an und schützen sie vor den Angriffen deines Immunsystems. Andere Meningitis-Erreger können deine Nasenschleimhaut verändern. Sie machen ihre Barrierefunktion durchlässig, so dass die Keime von dort in die Blutbahn gelangen können. Auch die Hirnhäute werden mit Blut versorgt. Viele kleine Blutgefäße in der weichen Hirnhaut (Pia mater) lassen die Erreger in den Raum eindringen, in dem die Gehirnflüssigkeit (Liquor) entsteht. Hier kann es dann zu einer Entzündungsreaktion kommen.

Bakterielle Erreger der Meningitis

Eine Meningokokken-Meningitis wird durch Meningokokken-Bakterien (Neisseria meningitidis) verursacht. Die bakteriellen Erreger der Meningitis können durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Sprechen, Husten, Küssen oder durch Benutzung desselben Geschirrs oder derselben Handtücher von Mensch zu Mensch übertragen werden. Seltener kann die Meningitis durch das Einwandern der Meningokokken aus infizierten Nasen-Nebenhöhlen oder infolge einer Mittelohrentzündung entstehen. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) beträgt bei einer Meningokokken-Infektion im Durchschnitt etwa drei bis vier Tage, manchmal auch bis zu zehn Tage.

Eine Meningokokken-Meningitis ist in Deutschland meldepflichtig.

Meningokokken können bei einigen Menschen auch im Nasen- und Rachenraum vorkommen ohne Beschwerden zu verursachen. Menschen, die den bakteriellen Meningitis-Erreger in sich tragen ohne selbst krank zu werden, können Neisseria meningitidis somit an andere Menschen weitergeben, die dann unter Umständen an einer Hirnhautentzündung erkranken. Warum die Meningokokken bei einigen Menschen Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen und bei anderen nicht, ist noch unklar.

Bei einer von Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) verursachten Hirnhautentzündung (Meningitis) wird der bakterielle Erreger ebenfalls über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Pneumokokken sind im Bereich deines Nasen-Rachenraums beheimatet und verursachen in der Regel keine Beschwerden. Ist dein Immunsystem allerdings geschwächt, können die Pneumokokken eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen. Kinder oder Senioren über 65 Jahren sowie Menschen mit grippalen Infekten und fehlender Milz sind besondere Risikogruppen für eine Hirnhautentzündung durch Pneumokokken. Wann zur Pneumokokken-Impfung?

Bakterien der Gattungen Listerien, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae können ebenfalls eine Hirnhautentzündung (Meningitis) verursachen.

Viren als Verursacher der Meningitis

Verursachen Viren die Hirnhautentzündung (Meningitis), tritt das oft in Verbindung mit einer anderen Virus-Erkrankung auf. Viren, die Mumps (Mumpsvirus), Windpocken (Varizella-Zoster-Virus) oder Masern (Masernvirus, kurz MeV) verursachen, können auch deine Hirnhäute befallen und als Folge eine Meningitis auslösen. Impf-Infos zu Mumps und Wissenswertes zur Masern-Impfung.

Herpes zoster-Viren (Verursacher der Gürtelrose) können bei immungeschwächten Menschen eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursachen.

Eine durch Viren ausgelöste Hirnhautentzündung (Meningitis), die von Zecken übertragen werden kann, ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Beim Zeckenstich können Flaviviren in dein Blut gelangen. Die Folgen der Infektion: Fieber, Kopfschmerzen und häufig eine Gehirnhautentzündung, welche auch dein Rückenmark miteinbeziehen kann. Eine FMSE-Erkrankung lässt sich durch Antikörper im Blut nachweisen. Schutz kann eine Impfung bieten. Mehr zu Therapie und Vorbeugung von FSME sowie Infos zur FSME-Impfung.

Einzeller als Auslöser der Meningitis

Auch Einzeller (Protozoen) können Verursacher einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sein. Beispielsweise Toxoplasmen können durch Schmierinfektion mit Katzenkot in deinen Körper gelangen. Toxoplasmen können aber auch als ihre Überdauerungsform (Zyste) beim Verzehr von halb-rohem Fleisch aufgenommen werden. Die Infektion bleibt meistens unbemerkt ohne Symptome. Es kann aber auch einige Monate lang zu grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen und Lymphknotenschwellungen kommen. Bei immungeschwächten Menschen können sich Toxoplasmen im gesamten Organismus ausbreiten und bis ins Gehirn gelangen. Dort können sie eine lebensbedrohliche zerebrale Toxoplasmose (Toxoplasma-Enzephalitis, Toxoplasma-Gehirnentzündung) auslösen.

Meningitis: Risikogruppen

Manche Menschen sind aus bestimmten Gründen besonders gefährdet, sich mit bakteriellen Erregern der Meningitis anzustecken. Bei ihnen verläuft die Hirnhautentzündung häufig schwerer und mit Komplikationen:

  • Neugeborene: Wenn ein Baby wenige Tage nach der Geburt an einer Meningitis erkrankt, wurde es in der Regel von der Mutter während der Entbindung infiziert. Das ist für das Baby lebensgefährlich, weil sein noch nicht voll ausgebildetes Immunsystem dem Erreger der Hirnhautentzündung schutzlos ausgeliefert ist. Besonders gefährdet sind Frühchen. Verursacht wird die Meningitis bei Neugeborenen meistens von Streptokokken. Viele Frauen tragen diese Bakterien in der Scheide mit sich herum, ohne dass bei ihnen Beschwerden auftreten.
  • Kleinkinder: In den ersten vier Lebensjahren ist das Immunsystem von Kleinkindern noch nicht voll funktionsfähig. Gelangen die in dieser Altersgruppe häufigen Verursacher der bakteriellen Hirnhautentzündung (Pneumokokken und Meningokokken) in Nase oder Mund des Kindes, können sie aufgrund mangelnder Abwehrmechanismen schneller über das Blut ins Gehirn übertragen werden.
  • Jugendliche: Heranwachsende sind aufgrund ihres Sozialverhaltens besonders gefährdet, sich über Tröpfcheninfektion mit Erregern wie Pneumokokken oder Meningokokken anzustecken. Jugendliche halten oft engen Körperkontakt. Sie sitzen oft stundenlang zusammen, trinken aus denselben Flaschen, essen von denselben Tellern oder stecken die Köpfe zusammen.
  • HNO-Erkrankte: Pneumokokken und Meningokokken können neben der Hirnhautentzündung (Meningitis) auch eine Mittelohrentzündung  oder eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) verursachen. Heilen diese Entzündungen nicht vollständig aus, weil beispielsweise die verordneten Antibiotika nicht richtig eingenommen oder auf eigene Faust abgesetzt wurden, können sich Pneumokokken und Meningokokken weiter im Körper ausbreiten und eine Meningitis verursachen. In Menschen mit geschwächten Abwehrkräften können sich die Erreger besonders gut ausbreiten.

Meningitis: Symptome

Wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) verläuft und welche Komplikationen eventuell auftauchen, hängt immer von dem verursachenden Erreger, der Dauer bis zum Therapiebeginn und der individuellen Immunantwort des Erkrankten ab.

Anfangs kann sich eine Meningitis durch grippeähnliche Symptome bemerkbar machen, die oft innerhalb weniger Stunden auftreten:

Nach wenigen Stunden können sich bei einer Meningitis folgende Beschwerden den grippeähnlichen Symptomen anschließen:

  • Übelkeit.
  • Erbrechen.
  • Kernig-Zeichen: Hierbei kommt es bei dem Erkrankten zu starken Schmerzen, wenn sein Knie bei gebeugtem Hüftgelenk durchgestreckt wird.
  • Lasègue-Zeichen: Wenn das gestreckte Bein des Erkrankten angehoben wird ohne dass es zur Beugung des Knies kommt, kommt es zu heftigen Schmerzen in Kreuz, Gesäß und Beinen.
  • Brudzinski-Zeichen: Hierbei zieht der Erkrankte reflexartig die Beine an, wenn sein Kopf in Richtung Brust gedrückt wird.
  • Nackensteifigkeit (Meningismus): Bei einem an Meningitis Erkrankten verspannt sich der Rücken, die Wirbelsäule kann sich nach hinten biegen und es entstehen starke Schmerzen, wenn der Kopf nach vorne gebeugt wird.
  • Hörstörungen können auftreten, wenn eine bakterielle Begleitentzündung des Innenohrs vorliegt.
  • Sprachstörungen.
  • Krämpfe.

Werden Gehirn und Hirnhäute von den Erregern befallen und entsteht eine Meningoenzephalitis, können zusätzlich noch folgende Beschwerden auftreten:

  • Verwirrtheit.
  • Bewusstseinsstörungen.
  • Lähmungserscheinungen.
  • Epileptische Anfälle.

Wird die Meningitis durch Meningokokken verursacht, können lila-rötliche Pünktchen auf der Haut erscheinen. Häufig tritt das an den Beinen auf. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Meningitis-Erreger in die Blutbahn gelangt sind. Damit es jetzt nicht zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) bis hin zum Organversagen kommt, ist rasches Handeln gefragt. Je schneller ärztliche Hilfe eintrifft und Antibiotika verabreicht werden, desto besser.

Bei Kleinkindern sind die typischen Krankheitszeichen der Meningitis (hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen und Nackensteifigkeit) oft weniger eindeutig. Die Kleinen können Bauchschmerzen haben, oft treten auch epileptische Krampfanfälle, ungewohnte Reizbarkeit oder Schläfrigkeit auf.

Säuglinge wiederum können apathisch sein, wollen sich möglicherweise ungern berühren lassen und wollen nicht trinken.

Bei älteren Menschen ist häufig Verwirrtheit das einzige Krankheitszeichen der Meningitis.

Meningitis: Komplikationen

Bei der Hirnhautentzündung kann es besonders bei der bakteriellen Form der Meningitis zu den folgenden Komplikationen kommen:

  • Hydroenzephalitis: Als Hydroenzephalitis wird eine Störung in der Produktion und im Abfluss des Hirnwassers bezeichnet.
  • Hirnabszess: Durch eine Keimverschleppung kann ein Hirnabszess entstehen. Oft kommt es dabei zu neurologischen Ausfällen und einem bleibenden Fieber.
  • Eiteransammlungen: Durch den Entzündungsprozess entstehende Eiteransammlungen in Gehirn und Hirnhäuten können so groß sein, dass sie neurochirurgisch entfernt werden müssen.
  • Bleibende neurologische Ausfälle: Taubheit und Blindheit können Folgen einer Menigitis sein.
  • Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: Infizieren Meningokokken das Blut, kann es zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Auch Organversagen ist möglich. Infolge einer gestörten Blutgerinnung können Blutungen in die Haut und in die Nebennieren auftreten. Dieser septische Schock durch Meningokokken wird Waterhouse-Friderichsen-Syndrom genannt und kann tödlich enden.

Welcher Arzt hilft bei Meningitis?

Treten bei dir oder in deinem Umfeld folgende Beschwerden gemeinsam auf, solltest du unverzüglich einen Arzt (Facharzt für Allgemeinmedizin, Hausarzt) oder ein Krankenhaus aufsuchen:

  • Hohes Fieber. Was ist hohes Fieber?
  • Starke Kopfschmerzen und Nackenschmerzen.
  • Steifer Nacken: In Liegeposition kann der Kopf nicht zum angewinkelten Knie bewegt werden.
  • Übelkeit und Erbrechen.
  • Reizüberempfindlichkeit: Licht, Geräusche und Berührungen werden als unangenehm empfunden.
  • Schwächegefühl.

Bei Säuglingen und Kleinkindern solltest du auf folgende Warnzeichen achten:

  • Fieber ohne erkennbare Ursache. Fieber richtig messen
  • Überempfindlichkeit auf Berührung.
  • Bauchschmerzen.
  • Schläfrigkeit.
  • Schrilles Schreien.
  • Krämpfe.

Je früher mit der Behandlung der Hirnhautentzündung (Meningitis) begonnen wird, desto günstiger wirkt sich das auf den Krankheitsverlauf aus. Bei Verdacht auf eine Infektion mit Meningokokken wird der Erkrankte sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Kinder mit einer Meningokokken-Meningitis werden in der Regel intensivmedizinisch überwacht. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr ist eine Isolierung von anderen Patienten nötig.

Meningitis: Diagnose

Hast du dich mit Meningokokken infiziert und zeigst Anzeichen einer Meningitis, solltest du sofort ins Krankenhaus eingeliefert und behandelt werden. Denn die Meningokokken-Meningitis kann unbehandelt lebensbedrohlich werden. Doch nicht alle Patienten, die an Meningitis erkrankt sind, zeigen die klassischen Symptome (hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Nackensteifigkeit). Sind die Symptome der Hirnhautentzündung (Meningitis) nicht eindeutig, verschafft eine körperliche Untersuchung deinem behandelnden Arzt Klarheit. Kannst du deinen Kopf im Liegen nicht von der Unterlage heben oder kannst du im Sitzen das Kinn nicht auf die Brust senken oder hast du bei beiden Tests starke Schmerzen, dann liegt der Verdacht auf eine Meningitis nahe. Zur Absicherung der Diagnose werden Labortests durchgeführt.

Lumbalpunktion und Blutuntersuchungen identifizieren Meningitis-Erreger

Zum Nachweis einer infektiösen Meningitis kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Bei der Lumbalpunktion wird dir  eine dünne Hohlnadel zwischen zwei Rückenwirbel im unteren Bereich deiner Wirbelsäule geschoben. Erreicht die Nadel den Raum, der das Rückenmark umgibt, wird von dort etwas Flüssigkeit (Liquor) entnommen. Der Liquor wird im Labor mikroskopisch untersucht. Ist die Meningitis bakteriell bedingt, ist der Liquor eitrig-trüb. Eine durch Viren und Parasiten hervorgerufene Meningitis verändert den Liquor nicht. Um den Erreger genauer zu bestimmen, kann er in einer Bakterienkultur vermehrt werden. Die Lumbalpunktion erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung und dauert etwa 15 Minuten. Danach musst du in der Regel noch eine Stunde liegen bleiben, um das Auftreten schwerer Kopfschmerzen zu vermeiden.

Auch Blutuntersuchungen können dabei helfen, die Erreger der Meningitis zu identifizieren. In Blutkulturen kann beispielsweise die Art und die Anzahl der Bakterien bestimmt werden. Meningokokken lassen sich durch die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion (PCR) im Labor nachweisen. Hierbei wird das Erbgut des Erregers sichtbar gemacht, was eine genaue Identifikation erlaubt.

Eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten) in deiner Blutprobe kann generell auf eine Entzündung in deinem Körper hindeuten. Erfahre mehr zu Leukozyten-Normalwerten und was zu hohe Leukozytenwerte bedeuten können.

Bildgebende Verfahren wie die Computertomografie oder Röntgen können nichtinfektiöse Ursachen der Meningitis wie Hirnödeme oder Blutungen abbilden. Bildgebende Verfahren können auch zeigen, ob deine Nasennebenhöhlen oder Gehörgänge vereitert sind. Das kann den Schluss nahe legen, dass eine dortige bakterielle Entzündung weiter um sich gegriffen haben könnte und dass die Erreger möglicherweise deine Hirnhäute erreicht haben.

Meningitis: Therapie

Die Behandlung einer Hirnhautentzündung (Meningitis) richtet sich nach der Art des Erregers, nach dem Alter und Zustand des Erkrankten, nach dem Zustand seiner Immunabwehr, nach bereits eingetretenen oder befürchteten Komplikationen, nach Vorerkrankungen und Begleiterkrankungen und vielem mehr.

Bei Verdacht auf Meningitis zählt jede Minute. Die meisten Patienten kommen sofort ins Krankenhaus, häufig auf die Intensivstation. Die Ärzte (auch der Notarzt im Rettungswagen) beginnen bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis  in der Regel schon vor dem Ergebnis der Labortests mit der Gabe von Antibiotika-Kombinationen aus mehreren Wirkstoffen gegen unterschiedliche Erreger. Diese werden direkt in die Venen des Erkrankten gespritzt oder als Infusion verabreicht. Wurde der bakterielle Erreger identifiziert, wird die Therapie auf das geeignete Antibiotikum umgestellt. Die Dauer der Antibiotikatherapie richtet sich nach Art des Erregers, dauert aber in der Regel mindestens zwei bis drei Wochen.

Zusätzlich kann in bestimmten Fällen als Entzündungshemmer ein Kortisonpräparat verabreicht werden. Dieses soll einer Hirnschwellung vorbeugen. Auch schmerzstillende Medikamente können zum Einsatz kommen.

Bei Meningitis, die durch Meningokokken verursacht wurde, müssen alle Personen, die Kontakt zu dem Erkrankten hatten, wegen des Ansteckungsrisikos unbedingt mitbehandelt werden und Antibiotika nehmen. So kann die weitere Verbreitung des Erregers verhindert werden.

Bei viraler Meningitis steht die Behandlung der Symptome im Vordergrund: Fieber senken, Kopfschmerzen lindern, Krampfanfälle stoppen. Antivirale Mittel (Virustatika), die verhindern, dass sich die Viren im Körper vermehren, gibt es nur gegen Viren der Gruppe der Herpesviren.

Bei übergegriffenen Infektionen von Ohr- und Nasenraum kann der HNO-Arzt im Bedarfsfall den Entzündungsherd und eventuelle Eiteransammlungen unter Vollnarkose entfernen.

Meningitis vorbeugen

Bei Verdacht auf Meningitis ist schnelle Hilfe gefragt. Verständige bitte sofort einen Arzt, wenn ein Familienmitglied unter hohem Fieber, Nackensteifigkeit sowie Übelkeit und Erbrechen leidet. Auch du selbst solltest dich dann untersuchen lassen. Bei Verdacht auf Meningitis entscheiden oft nur wenige Stunden über das weitere Schicksal des Patienten. Daher: warte nicht ab, hol sofort ärztliche Hilfe und versuche auf keinen Fall, die Symptome selbst zu lindern.

Bei engem Kontakt mit einem Menschen, der an Meningitis erkrankt ist, ist das Risiko sehr hoch, selbst eine Hirnhautentzündung zu bekommen. Deshalb erhalten bei einer bakteriellen Meningitis, die durch Meningokokken oder Haemophilus influenzae ausgelöst wurde, alle Kontaktpersonen vorsorglich eine Antibiotikatherapie.

Um einer bakteriellen Meningitis vorzubeugen, stehen Impfstoffe gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Pneumokokken und Meningokokken vom Typ A, B, C, W und Y zur Verfügung. Weitere Infos zur Meningokokken-Impfung, Impf-Infos zu Pneumokokken sowie Wissenswertes zur Hib-Impfung.

Kleinkinder und Säuglinge sollten laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) die notwendigen Impfungen im Rahmen ihrer Grundimmunisierung erhalten. Erwachsene sollten sich impfen lassen, wenn ihr Immunsystem aufgrund einer chronischen Erkrankung geschwächt ist, sie in einem mikrobiologischen Labor mit infektiösem Material arbeiten oder in ein Land reisen möchten, in dem die bakterielle Meningitis weit verbreitet ist. Bei Fernreisen in Teile Asiens und gefährdete Gebiete in Afrika ist eine Impfung gegen die Meningokokken-Stämme A, C und W möglich. Gegen die in Deutschland vorkommenden Erreger vom Typ B und C stehen ebenfalls Impfstoffe zur Verfügung. Sprich mit deinem Arzt, ob eine Impfung für dich in Frage kommt.

Auch gegen die durch Zecken übertragene FMSE kannst du dich durch eine Impfung schützen. Lies Wissenswertes zur FSME-Impfung.

Meningitis: Heilungschancen

In den meisten Fällen verläuft eine Meningitis, die durch Viren ausgelöst wurde, weitaus milder als die bakteriellen Formen. Ist der erste kritische Tag der Erkrankung überstanden, sind die Heilungschancen in der Regel gut und die Symptome klingen innerhalb von zwei Wochen ab.

Bei einer bakteriell verursachten Hirnhautentzündung kann es Monate dauern, bis alles vollständig abklingt. Die Heilungschancen sind abhängig vom Allgemeinzustand des Erkrankten und vom Therapiebeginn. Je früher die Antibiotika-Therapie bei einer bakteriellen Meningitis eingeleitet wird, desto besser. Manchmal können Folgeschäden wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Hörstörungen bis hin zur Ertaubung und Lähmungen zurückbleiben. Als weitere Komplikationen können Wasseransammlungen im Gehirn (Hirnödem) oder ein Schlaganfall auftreten.

Die Sterblichkeitsrate bei einer durch Meningokokken ausgelösten Meningitis ist in Deutschland gering. Gefährlicher ist eine Infektion mit Pneumokokken oder Listerien – besonders für Säuglinge und Senioren. Aufgrund der abgeschwächten Beschwerden besteht bei ihnen die Gefahr, dass die Meningitis zu spät erkannt wird und somit nicht rechtzeitig behandelt werden kann.

Damit du gar nicht erst erkrankst, können Impfungen gegen die häufigsten Meningitiserreger Schutz bieten. Erkundige dich bei deinem Arzt, welche Impfungen in deiner Lebenssituation sinnvoll sein können.

Kategorien
Symptome

Mundgeruch

Junge Frau mit Mundgeruch zeigt auf ihre belegte Zunge und Rachen.
Bei übel riechendem Atem sind nicht immer mangelnde Mundhygiene und falsches Essen die Ursachen. Mundgeruch (Halitosis) kann auch die Folge von diversen Krankheiten sein.

Wie entsteht Mundgeruch?

Mundgeruch gibt es in zwei Formen. Als „Foetor ex ore“, das bedeutet übler Geruch (nur) aus dem Mund, oder als „Halitosis“. Halitosis bezeichnet eine unangenehme Ausatemluft, die auch beim Ausatmen durch die Nase (bei geschlossenem Mund) wahrgenommen werden kann. Generell hat jeder Mensch einen ganz eigenen Mundgeruch, der ihn von anderen Menschen unterscheidet. Dein ganz individueller Mundgeruch hängt unter anderem ab von der chemischen Zusammensetzung deines Speichels, den Bakterien in deiner Mundhöhle, Ausdünstungen aus deiner Speiseröhre und deinen Atemwegen, aber auch von den Speisen und Getränken, die du zu dir genommen hast.

Übel riechender Mundgeruch entsteht durch flüchtige Schwefelverbindungen. Diese und auch andere Gase werden frei, wenn Bakterien Speisereste, Blut und totes Gewebematerial zersetzen. Normalerweise herrscht in deiner Mundhöhle ein harmonisches Miteinander von sogenannten aeroben Bakterien (brauchen Sauerstoff) und anaeroben Bakterien (brauchen keinen Sauerstoff). Gewinnen die anaeroben Bakterien die Oberhand, entsteht Mundgeruch. Bakterien, die ohne Sauerstoff auskommen, fühlen sich besonders wohl in deinen Zahnzwischenräumen, zwischen Zahn und Zahnfleisch, in den Backentaschen und auf deiner Zunge. Die anaeroben Bakterien ernähren sich von den Resten, die zwischen deinen Zähnen hängen bleiben. Bei der Zersetzung werden übel riechende Schwefelverbindungen frei. Je mehr Reste von insbesondere zucker- und eiweißhaltigen Lebensmitteln in deiner Mundhöhle verbleiben, umso intensiver vermehren sich die anaeroben Bakterien. Schlechter Atem entsteht.

Was verursacht Mundgeruch?

Auslöser für kurzfristig übel riechenden Atem können der Genuss bestimmter Lebensmittel und Getränke sein. Dauerhafter Mundgeruch hat seine Ursache in der Regel in Erkrankungen der Mundhöhle. Aber auch andere Erkrankungen können sich durch einen ganz speziellen Atemgeruch bemerkbar machen.

  • Ernährung und Getränke: Kurzfristiger Mundgeruch kann durch den Verzehr von Knoblauch und rohen Zwiebeln entstehen. Trinkst du größere Mengen an Milch und isst du viel Fisch kann es durch die schwefelhaltigen Abbauprodukte der Eiweiße ebenfalls zu kurzfristigem Mundgeruch kommen. Auch eine einseitige Ernährung mit zu viel Eiweiß und Zucker kann schlechten Atem verstärken.
  • Genussmittel wie Nikotin, Alkohol und Koffein können für Mundgeruch sorgen.
  • Zahnerkrankungen: Für dauerhaften Mundgeruch können unter anderem Karies, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis), Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) oder Zahnwurzelentzündungen verantwortlich sein. Bei Karies und Zahnfleischentzündungen riecht dein Atem in der Regel leicht faulig.
  • Schlecht sitzende Zahnprothesen, Inlays, Implantate, Zungenpiercings.
  • Zahnstein und starker Zahnbelag.
  • Mundschleimhaut: Zungenbelag oder eitrige Entzündungen der Mundschleimhaut können Mundgeruch auslösen. Auch eine trockene Mundschleimhaut fördert die Entstehung von Mundgeruch, denn in eine trockene Mundschleimhaut können sich geruchsproduzierende Bakterien leichter einnisten. Eine trockene Mundschleimhaut kann beim Schlafen mit offenem Mund, beim Schnarchen oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente entstehen.
  • Pilzinfektionen im Mund wie Mundsoor.
  • Medikamente: Appetitzügler (Anorektika), bestimmte Nervenmedikamente, Antidepressiva, Antipsychotika (Neuroleptika), Arzneien gegen unkontrollierte Blasenentleerung (Anticholinergika) sowie Blutdrucksenker (Antihypertensiva) können die Speichelflussrate in deinem Mund verringern. Speichel schwemmt im Normalfall Bakterien und Speisereste fort. Ist dieser Prozess durch eine verringerte Speichelflussrate gestört, kann es zu Mundgeruch kommen. Die Speichelbildung nimmt im Alter naturgemäß ab. Senioren sind daher häufig von Mundgeruch betroffen.
  • Erkrankungen des Rachenraumes: Rachen- oder Kehlkopfentzündungen oder eine chronische Mandelentzündung können Auslöser für Mundgeruch sein.  Ebenfalls können durch Ösophagusdivertikel, das sind Ausbuchtungen der Speiseröhrenwand, Essensreste zurückbleiben. Deren Zersetzung kann zu Mundgeruch führen.
  • Erkrankungen der Atemwege: Mundgeruch verursachen können beispielsweise Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), chronische Bronchitis oder Lungenentzündung. Ursachen und Therapie von Bronchitis.
  • Gastritis und Sodbrennen: Bei Mundgeruch in Folge einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder saurem Aufstoßen (Sodbrennen oder Reflux) riecht dein Atem in der Regel säuerlich. Hilfe bei Sodbrennen. Was tun bei Gastritis? 
  • Diabetes: Ist dein Diabetes durch stark schwankende oder dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte schlecht eingestellt, kann es zu Mundgeruch kommen, der an den Geruch von Nagellackentferner erinnert.
  • Strenges Fasten: Auch wenn du längere Zeit streng gefastet hast, kann es zu einem ganz speziellen Mundgeruch kommen. Dein Atem kann dann nach Aceton (wie Nagellackentferner) riechen.
  • Eingeschränkte Leber- und Nierenfunktion: Ist die Funktion deiner Leber dauerhaft gestört, kann dein Atem süßlich riechen. Bei Leberversagen oder Leberkoma kann er nach frischer Leber riechen. Ist die Funktion deiner Nieren stark eingeschränkt, kann sich das durch einen Uringeruch oder Ammoniak-Geruch deines Atems bemerkbar machen.
  • Rauchen: Der Atem von Rauchern riecht oft stechend.
  • Mangelnde Mundhygiene: Nach den Mahlzeiten sitzen oft Essensreste in deinen Zahnzwischenräumen, in Zahntaschen und in Zahnlücken. Werden die Essensreste beispielsweise durch Zähneputzen, Zahnpflegekaugummis oder die Benutzung von Zahnseide nicht entfernt, zersetzen Bakterien die Nahrungsreste. Dabei entstehen unter anderem flüchtige Schwefelverbindungen, die für den üblen Mundgeruch verantwortlich sind.
  • Auch bei guter Mundhygiene kann Mundgeruch auftreten. Das kann daran liegen, dass sich geruchsbildende Bakterien in Nischen wie Zahnzwischenräumen, Zahnfleischtaschen, Zungenrücken oder zerklüfteten Rachenmandeln ansiedeln. Die schwefelhaltigen Gase verursachen jedoch nicht nur schlechten Atem, sondern können auch einen schädlichen Einfluss auf den Zahnhalteapparat haben.

Wie riecht Mundgeruch?

Wenn du deinen Mundgeruch nicht selbst an dir wahrnimmst, geht es dir wie vielen anderen Menschen auch. Einerseits hast du dich an deinen eigenen Atem gewöhnt. Andererseits ist Mundgeruch ein heikles Thema, worauf dich andere Menschen wahrscheinlich ungern ansprechen. Umso peinlicher wird es dann, wenn du bemerkst, dass dein Gegenüber die Nase rümpft und ein paar Schritte vor dir zurückweicht.

Doch fast jeder Mensch hat morgens nach dem Aufwachen einen komischen Geschmack im Mund und Mundgeruch. Denn im Schlaf wird weniger Speichel produziert. Das kann die Vermehrung der Bakterien in deiner Mundhöhle fördern und so die Ansammlung stinkender Abbauprodukte begünstigt. Mundgeruch am Morgen kann in der Regel leicht durch die richtige Mundhygiene beseitigt werden.

Der durch den Genuss bestimmter Nahrungsmittel (Knoblauch, Zwiebeln) verursachte Mundgeruch hält ebenfalls nur kurzfristig an. Vermehren sich jedoch die Bakterien im Mund- und Rachenraum wegen schlechter Mundhygiene übermäßig, werden bei der Zersetzung von Nahrungsresten auch mehr geruchsintensive Abbauprodukte frei. Der strenge, ranzige Mundgeruch ist charakteristisch für frei werdende Schwefelverbindungen.

Ein ganz spezieller Mundgeruch kann von bestimmten Erkrankungen ausgelöst werden. Azeton-Geruch (in etwa wie bei Nagellackentferner) tritt häufig bei schlecht eingestelltem Diabetes oder bei längeren strengen Fastenzeiten auf. Ist deine Leber- und Nierenfunktion stark eingeschränkt kann sich das durch einen Ammoniak-Geruch (wie faule Eier) des Atems bemerkbar machen. Oft riecht es auch nach Erde. Bei Gastritis und Sodbrennen ist säuerlicher Mundgeruch häufig. Bist du Raucher, dann kann dein Atem für Nichtraucher stechend nach „Aschenbecher“ riechen. Hast du hingegen ein Lungenleiden, kann sich das für dein Gegenüber in eiterigem, süßlichen Atemgeruch bemerkbar machen.

Wenn sich ein Mensch seinen Mundgeruch nur einbildet, ohne dass der schlechte Atem tatsächlich vorhanden ist, leidet er möglicherweise an Halitophobie. Das ist eine Form der Angststörung. Wissenswertes zu Ursachen und Therapien von Angststörungen.

Welcher Arzt hilft bei Mundgeruch?

Sind die Ursachen für deinen Mundgeruch offensichtlich, wie zum Beispiel eine Alkoholfahne oder der Genuss von rohen Zwiebeln im Salat, bessert sich dein Atem meist von selbst wieder. Immer vorausgesetzt, dass deine Mundhygiene stimmt.

Wenn du dauerhaft den Eindruck hast, dass dein Atem übel riecht oder wenn du öfter von anderen Personen darauf angesprochen wirst, solltest du zum Hausarzt gehen. Der Hausarzt, Praktischer Arzt oder Facharzt für Allgemeinmedizin kann dich gegebenenfalls zur Weiterbehandlung an einen Zahnarzt, einen Fachzahnarzt für Parodontologie (Parodontologe), einen Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde oder einen Facharzt für Innere Medizin (Internist) überweisen. Manche Ärzte und Kliniken haben spezielle Sprechstunden für Halitosis-Patienten eingerichtet.

Bei Menschen, die überzeugt sind, einen schlechten Atem zu haben, aber weder die Mitmenschen noch ein Arzt können das bestätigen, kann eine Wahrnehmungsstörung namens Halitophobie oder Pseudo-Halitosis der Grund sein. Zur Diagnose und Therapie kann die Hilfe eines Psychiaters nötig werden. Ein Neurologe (Facharzt für Neurologie) kann gefragt sein, wenn der Verdacht auf einen Gehirntumor vorliegt, der zu falschen Geruchseindrücken führt. Was ist ein Facharzt für Neurologie?

Untersuchungen bei Mundgeruch

Indem dein Arzt in einem bestimmten Abstand zu dir an deiner Atemluft riecht, kann er feststellen, ob du tatsächlich unter Mundgeruch leidest. Diese subjektive Geruchsbestimmung nennt sich organoleptische Mundgeruchsbestimmung. Anhand des Geruchs können sich Hinweise auf eventuelle Krankheiten als Verursacher deines Mundgeruchs ergeben. Lies mehr darüber unter Mundgeruch: Symptome.

Um Krankheiten als Ursache von deinem Mundgeruch ausschließen zu können, untersucht dein Arzt in der Regel deine Zähne, deine Mundhöhle, deine Nasennebenhöhlen, deine Atemwege und deinen Mund-und Rachenraum. Er kann dich nach Fastenkuren, nach Vorerkrankungen wie beispielsweise Diabetes und nach deinem Alltag, beruflichem und privatem Stress fragen sowie nach Ernährungsverhalten und Alkohol- und Nikotingenuss. Finden sich hier keine Ursachen für deinen Mundgeruch, kann eine Abklärung eventueller Magenerkrankungen nötig werden.

Mit einem sogenannten Halimeter kann dein Arzt die Zusammensetzung deiner Atemluft ermitteln und den Anteil der schwefelhaltigen flüchtigen Komponenten bestimmen. Normalerweise besteht die ausgeatmete Luft eines Menschen aus etwa 78 Prozent Stickstoff, 17 Prozent Sauerstoff, vier Prozent Kohlendioxid und Wasserdampf sowie ein Prozent weiterer Gase. Zu den weiteren Gasen gehören die Geruchsstoffe, die darüber entscheiden, ob und wie du aus dem Mund riechst. Über den Halimeter kann die Menge an flüchtigen Schwefelverbindungen gemessen werden, die die Bakterien in deiner Mundhöhle produzieren. Dieses Verfahren kann sowohl zur Erstuntersuchung eingesetzt werden, als auch zur begleitenden Kontrolle einer Therapie der Halitosis.

Mundgeruch Selbsttest

Um zu erkennen, ob deine Atemluft übel riecht, reicht es in der Regel nicht, in die vor Mund und Nase gehaltene Handinnenfläche zu hauchen. Folgende Mundgeruch-Tests können dir Hinweise auf schlechten Atem geben:

  1. Einspeicheln: Spucke ein paar große Tropfen Speichel in ein möglichst kleines Glas. Verschließe das Glas luftdicht mit einem Glasuntersetzer, Pappdeckel oder ähnlichem. Nach fünf Minuten den Deckel abnehmen und riechen.
  2. Luft einfangen: Atme in einen geruchslosen Beutel mehrfach aus und halte den Beute nach jedem Ausatmen gut zu. Gehe anschließend mit dem zugehaltenen Beutel in einen vorher gut ausgelüfteten Raum. Nun den Beutel vor deiner Nase aufmachen und riechen.
  3. Handgelenk ablecken: Wasche dein Handgelenk gut mit Wasser (ohne Seife) ab. Nun streckst du deine Zunge aus und leckst kräftig über dein Handgelenk. Lass die feuchte Haut etwa 30 Sekunden antrocknen und riech anschließend an deinem Handgelenk.

Mundgeruch bekämpfen

Über vorübergehenden Mundgeruch wie nach übermäßigem Alkoholgenuss, nach einer Diät und nach dem Verzehr von Zwiebeln, Knoblauch, Rettich, Kohl sowie den Mundgeruch am Morgen muss du dir keine Sorgen machen. Vorübergehender Mundgeruch ist in der Regel nicht behandlungsbedürftig und verschwindet nach entsprechender Mundhygiene bald wieder.

Mundgeruch am Morgen und der schlechte Geschmack im Mund am Morgen lassen sich meist schon beheben, sobald du etwas gegessen hast. Durch das Kauen wird dein Speichelfluss angeregt. Das wiederum fördert die Selbstreinigung deiner Mundhöhle. Putzt du nach der Mahlzeit deine Zähne und deine Zunge und werden dadurch Nahrungsbestandteile entfernt und die Zahl der geruchsbildenden Bakterien kann reduziert werden.

Eine ausreichende Mundhygiene ist nicht nur für die Gesundheit deiner Zähne sehr wichtig. Regelmäßige Zahn- und Zungenreinigung kann  auch Mundgeruch vorbeugen. Regelmäßige Mundhygiene bedeutet mindestens zweimal täglich eine gründliche Zahnreinigung. Putze deine Zähne bitte immer von „rot“ nach „weiß“ und säubere auch deine Zunge mit speziellen Zungenreinigern. Dein Zahnarzt gibt dir gerne Tipps zur richtigen Mundhygiene.

Ist eine Erkrankung die Ursache für deinen Mundgeruch, bessert sich der schlechte Atem meist, sobald die auslösende Erkrankung erfolgreich behandelt wird.

Welche Hausmittel bei Mundgeruch?

Hast du Mundgeruch nach dem Genuss von Zwiebel und Knoblauch, kann das Kauen von frischer Petersilie helfen. Petersilie ist reich an ätherischen Ölen, deren intensives Aroma störende Gerüche kurzfristig überlagern kann.

Ebenso kurzfristig gegen Mundgeruch können die ätherischen Öle der Ingwer-Wurzel helfen. Schneide eine dünne Scheibe von der Ingwerknolle ab, lege sie auf die Zunge und lass es ein paar Minuten einwirken.

Da auch Mundtrockenheit einen schlechten Atem verursachen kann, solltest du ausreichend Wasser trinken (mindestens 1,5 Liter täglich), um deinen Speichelfluss anzuregen. Förderlich für den Speichelfluss kann die Zugabe von einem Schuss Zitronensaft ins Wasser sein.

Um die Ausbreitung von Fäulnisbakterien in der Mundschleimhaut zu unterdrücken, setzen viele Menschen auf die Hilfe der in zuckerfreiem Naturjoghurt enthaltenen Laktobazillen. Bitte beachte: die Herstellung einer gesunden Mundflora funktioniert nicht von heute auf morgen.

Pflanzenstoffe (Polyphenole) in schwarzem Tee sollen das Wachstum der geruchsverursachenden Bakterien hemmen.

Da Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut auch ein Grund für deinen Mundgeruch sein können, kannst du die Abheilung und Desinfektion durch tägliches Gurgeln mit ein paar Tropfen Gewürznelkenöl unterstützen. Akuter Mundgeruch kann auf diese Weise jedoch nicht wirklich verhindert werden.

Wenn du Kaugummi kaust und Pfefferminz-Pastillen lutschst, kann das deinen Mundgeruch zwar kurzfristig überdecken und die Speichelbildung fördern, langfristig hilft das in der Regel aber nicht. Außerdem kann der übermäßige Verzehr von Pfefferminzpastillen oder Pfefferminzbonbons abführend wirken.

Medikamente bei Mundgeruch

Mundwässer, die Alkohol und duftende Zusätze enthalten, lösen das Problem mit dem schlechten Atem in der Regel nicht wirklich. Denn die Mundwasser-Zusätze wie Menthol und Minze überdecken lediglich den Mundgeruch. Außerdem trocknet der in den Mundwässern enthaltene Alkohol deine Mundschleimhaut aus. Dein Mundgeruch kann sich dadurch noch verstärken.

Antibakterielle Mundspülungen gegen Mundgeruch und für frischen Atem enthalten meistens die Wirkstoffe Chlorhexidindigluconat, Zinkchlorid, Cetyl-Pyridin-Chlorid, Aminfluorid und Zinkfluorod, Triclosan und Wasserstoffperoxid. Diese Mundspülungen sollten nur über einen kürzeren Zeitraum (maximal zwei Wochen) eingesetzt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die natürliche Bakterienkultur in deinem Mund gestört wird. Dadurch kann dein Mundgeruch langfristig eher noch verstärkt werden. Denn in deiner Mundhöhle leben nicht nur die Bakterien, die für die Produktion von übel riechendem Mundgeruch verantwortlich sind. Auch viele andere Bakterien tummeln sich in deinem Mund in einem natürlichen Gleichgewicht, was es zu erhalten gilt.

Bitte beachte: Gurgellösungen, die Chlor oder Jod enthalten, können Zähne, Zunge, Zahnspangen und Zahnprothesen verfärben.

Chlorophyll-Dragees sollen die Bakterien hemmen, die geruchsintensive Stoffwechsel- und Abbauprodukte produzieren. Diese Bakterien mögen keinen Sauerstoff. Sie sind anaerob. Chlorophyll erhöht aber den
Sauerstoffanteil in deinem Mund und die geruchsbildenden Bakterien kommen somit in ein Milieu, in dem sie sich nicht vermehren können.

Mundgeruch vorbeugen

Wenn deinem Mundgeruch keine Krankheit zugrunde liegt, kannst du durch die richtige Ernährung dazu beitragen, schlechten Atem zu vermeiden. Iss viel frisches Obst und Gemüse, trink ausreichend (mindestens 1,5 Liter) Mineralwasser täglich. Schling dein Essen nicht hinunter. Kaue stattdessen ausreichend, das reinigt deine Zunge.

Die beste Vorbeugemaßnahme für Mundgeruch ist jedoch die richtige Mund- und Zahnhygiene. Dazu solltest du mindestens zweimal täglich die Zähne putzen. Bitte beachte: Nach dem Genuss von Saurem, was den Zahnschmelz angreift (Obst, Säfte, Salate mit Balsamico-Dressing etc.), warte bitte eine halbe Stunde mit dem Zähneputzen. Für deine Zahnzwischenräume kannst du Zahnseide und/oder eine sogenannte Zwischenraumzahnbürste (Interdentalraumbürste) benutzen. Deine Zunge kannst du mit einem Zungenschaber reinigen. Bitte den Zungenschaber nicht zu stark aufdrücken und immer von hinten nach vorne schaben. Bekommst du beim Schaben im hinteren Bereich der Zunge einen Würgereiz, schließe deine Augen. Bei vielen Menschen verringert das den Würgereiz zumindest ein wenig.

Deinen Zahnarzt solltest du regelmäßig zur Zahnkontrolle und zur Entfernung von Zahnstein aufsuchen. Dein Zahnarzt kann auch mögliche Erkrankungen wie Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis rechtzeitig entdecken und fachgerecht behandeln.

Wann verschwindet Mundgeruch wieder?

Je nach Ursache von deinem Mundgeruch sind auch die Heilungschancen verschieden. Sind bestimmte Nahrungsmittel der Auslöser von Mundgeruch, verschwindet der schlechte Atem nach einiger Zeit automatisch wieder. Vorausgesetzt natürlich, du verzichtest auf diese Nahrungsmittel.

Ist mangelnde Mundhygiene der Auslöser für den Mundgeruch, dann solltest du dir von deinem Zahnarzt die richtigen Reinigungstechniken zeigen lässt. Auch eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt, die Zahnstein und feste Beläge entfernt, kann bei Mundgeruch helfen. Ist eine Krankheit die Ursache für deinen Mundgeruch, so verschwindet der üble Atem in der Regel nach einiger Zeit, wenn eben diese Erkrankung fachgerecht behandelt wird.

Kategorien
Symptome

Tinnitus

Frau mit Tinnitus hält sich die Ohren zu, weil sie von den ständigen Geräuschen in ihren Ohren genervt ist.
Tinnitus kann für Betroffene sehr belastend sein. Umso wichtiger ist es daher, die Ohrgeräusche frühzeitig behandeln zu lassen.

Was bedeutet Tinnitus?

Als Tinnitus werden Ohrgeräusche bezeichnet, die nicht von einer äußeren Schallquelle ausgelöst werden und die für andere Menschen nicht hörbar sind. Tinnitus sind jedoch keine eingebildeten Geräusche. Das wäre eine akustische Halluzination. Tinnitus beruht auf einer Störung der Hörfunktion auf einem Ohr oder auf beiden Ohren.

Wenn es in deinem Ohr oder in deinen Ohren pfeift, rauscht, zischt, summt, schrillt, dröhnt oder klingelt, können das Symptome für Entzündungen im Ohr, Schalltraumata, einen Hörsturz oder für Fehlstellungen deines Kiefers sein. Ebenso kann dauerhafter Stress die Ohrgeräusche (Tinnitus) auslösen. Es gibt jedoch auch Formen des Tinnitus, bei denen die Ursachen nicht klar sind. Der Klang der Ohrgeräusche ist bei jedem Menschen mit Tinnitus verschieden. Ebenso ist der Tinnitus bei jedem Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Ohrgeräusche können episodenhaft oder in Zusammenhang mit bestimmten Situationen wahrgenommen werden. Bei manchen Menschen ist der Tinnitus auch ein einzelnes Dauergeräusch.

Akute Ohrgeräusche durch Stress

Mediziner unterscheiden drei Arten von Tinnitus. Die Ohrgeräusche werden nach der Dauer der Beschwerden eingeteilt, und der Tinnitus wird unterschiedlich behandelt. Der akute Tinnitus dauert in der Regel einige Tage bis wenige Wochen. Die Ohrgeräusche sind beim akuten Tinnitus häufig die Folge von:

  • Schwerhörigkeit.
  • Lärmschäden.
  • Mittelohrentzündung. Weitere Folgen und Ursachen der Mittelohrentzündung.
  • Schwindel in Form von Drehschwindel. Weitere Arten von Schwindel und Infos zur Therapie von Schwindel.
  • Hörsturz.
  • Muskelverspannungen.
  • Blockaden an der Halswirbelsäule.
  • Fehlbelastungen des Kiefers.
  • Dauerhaftem Stress.

Bei akutem Tinnitus vergehen die Ohrgeräusche nach Behandlung meistens ohne Langzeitfolgen wieder.

Der subakute Tinnitus hält in der Regel ungefähr vier bis zwölf Wochen an. Beim subakuten Tinnitus treten die Ohrgeräusche hautsächlich in Phasen starker Belastung auf. Der Ausdruck „zu viel um die Ohren haben“ passt zum subakuten Tinnitus. Stressreduktion, psychologische Unterstützung und Maßnahmen zur Ablenkung von den Ohrgeräuschen lassen diese Form des Tinnitus oft vollkommen verstummen.

Hast du länger als drei Monate Ohrgeräusche, wird das als chronischer Tinnitus bezeichnet. Beim chronischen Tinnitus verschwinden die lästigen Ohrgeräusche nicht mehr. Bei dieser beständigen Form des Tinnitus setzt die Behandlung auf das Bemühen zu lernen, mit den Geräuschen zu leben und sich an sie zu gewöhnen.

Was sind die Ursachen von Tinnitus?

Wie genau Tinnitus entsteht ist noch nicht ausreichend geklärt. Mediziner vermuten, dass bei Tinnitus-Patienten die Sinneszellen (Haarzellen) im Innenohr geschädigt wurden.

Die Sinneshärchen verbiegen sich normalerweise durch Schwingungen des beim Hören aufgenommenen Schalls und senden Nervenimpulse aus, die an den Hörnerv weiter geleitet werden. Vom Hörnerv aus gelangen die Nervenimpulse ins Gehirn und werden dort verarbeitet. Im Gehirn werden die Nervenimpulse als Musik, Stimme, Straßenlärm oder anderes erkannt. Das sogenannte Limbische System im Gehirn bewertet diese Geräusche als angenehm, gefährlich, nervig, unangenehm und mehr. Das Limbische System verknüpft die Geräusche also mit bestimmten Gefühlsregungen.

Bei Tinnitus werden die durch die Schädigung der Sinneszellen fehlerhaft ausgesendeten Nervenimpulse nicht erkannt und somit negativ bewertet. Dadurch wird deine gesamte Aufmerksamkeit auf diese Signale gelenkt. Bei Tinnitus kannst du wichtige von unwichtigen Sinnesreizen nicht mehr unterscheiden. Tinnitus ist also keine Form des Hörverlustes. Dein Hörvermögen selbst wird durch die lästigen Ohrgeräusche nicht schlechter. Es kann jedoch sein, dass Tinnitus auftritt, wenn dein Gehör altersbedingt nachlässt. Tinnitus kann auch entstehen, wenn dein Gehör geschädigt wird, beispielsweise durch ein extrem lautes Geräusch in nächster Nähe oder Dauerlärm wie laute Musik. Manchmal zeigt sich Tinnitus auch ohne ersichtlichen Grund. Das wird als idiopathischer Tinnitus bezeichnet. Ebenso kann Tinnitus als unerwünschte Nebenwirkung bestimmter Medikamentenwirkstoffe wie Acetylsalicylsäure oder Chinin auftreten.

Welche Erkrankungen haben Tinnitus als Symptom?

Meistens ist Tinnitus jedoch mit bestimmten Ohrenkrankheiten oder anderen Erkrankungen verbunden. Dazu zählen beispielsweise:

  • Schwindel (anfallsartiger Drehschwindel). Weitere Infos zu Schwindel.
  • Hörverlust
  • Menière-Krankheit: Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohres, die durch zu viel Flüssigkeit und Überdruck ausgelöst wird.
  • Gutartige Wucherung/en im Innenohr
  • Durchblutungsstörungen der kleineren Blutgefäße im Innenohr, die unter anderem durch eine kleine abnormale Windung eines Blutgefäßes ausgelöst werden können. Das kann einen Tinnitus verursachen, der mit dem Rhythmus deines Herzschlages zu- und abnimmt (pulssynchroner Tinnitus).
  • Bluthochdruck: Ein pulssynchroner Tinnitus kann auch durch Bluthochdruck verursacht werden. Hilfe bei Bluthochdruck.
  • Stress: Stress treibt den Blutdruck in die Höhe, und Bluthochdruck kann wiederum zu Ohrgeräuschen führen.
  • Mittelohrentzündung und andere Entzündungen im Ohr. Infos zur Mittelohrentzündung.
  • Fehlstellungen des Kiefers: Fehlstellungen im Kiefergelenk oder bei den Muskeln um den Oberkiefer können die Entstehung von Tinnitus begünstigen.

Wie macht sich Tinnitus bemerkbar?

Bei Tinnitus sind die Ohrgeräusche in ihrem Klang, ihrer Lautstärke, ihrer Dauer und ihrem Auftreten individuell verschieden.

  • Die Ohrgeräusche können in ihrer Art sausend, singend, piepsend, schrill oder dumpf sein.
  • Tinnitus kann als Brummton, Pfeifton, Zischen, Rauschen, Knacken oder Klopfen wahrgenommen werden.
  • Möglich bei Tinnitus ist eine verminderte Hörfähigkeit.
  • Oft tritt bei Tinnitus Schwindel auf. Anfallsartiger Drehschwindel kann auch die Ursache von Tinnitus sein.
  • Häufige Begleiterscheinungen von Tinnitus sind Schlafstörungen, Angstzustände, Reizbarkeit und Konzentrationsschwäche.
  • Depressionen können als Folge von Tinnitus auftreten.
  • Chronische Ohrgeräusche können die Lebensqualität von Betroffenen stark einschränken. Der chronische Tinnitus wird oft als der reinste Psychoterror empfunden. Die Folge: Menschen mit chronischem Tinnitus ziehen sich oft vor der Außenwelt zurück, verkriechen sich in den eigenen vier Wänden und brechen ihre sozialen Kontakte ab. Menschen mit chronischem Tinnitus haben oft Angst davor, dass sich die unangenehmen Töne in ihrem Ohr oder in ihren Ohren in lauter Umgebung und im Stimmengewirr vieler Personen noch verstärken.

Welcher Arzt hilft bei Tinnitus?

Der erste Ansprechpartner bei Ohrgeräuschen ist dein Hausarzt. Er kann dich an einen Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO-Arzt) überweisen. Ein Besuch beim Zahnarzt kann nötig werden, wenn eventuelle Probleme mit deinem Kiefer abgeklärt werden sollen. Ein Psychologe kann dein Ansprechpartner sein, wenn Depressionen eine Begleiterscheinung von deinem Tinnitus sind. Psychotherapeuten, Hör- und Bewegungstherapeuten können dir mit entsprechenden Therapien dabei helfen, mit den lästigen Ohrgeräuschen besser fertig zu werden oder den Tinnitus zu überhören.

Hast du nicht nur Ohrgeräusche, sondern auch ein taubes Ohr solltest du keine Zeit verlieren und sofort zum HNO-Arzt gehen. Du könntest einen Hörsturz haben.

Untersuchungen bei Tinnitus

Dein behandelnder Arzt wird dir Fragen zur Art, Dauer und Intensität deiner Ohrgeräusche stellen. Ebenso wird der Arzt über bestehende und überstandene Erkrankungen wie Bluthochdruck informiert werden wollen.

Um Erkrankungen deines Ohres/deiner Ohren oder andere Erkrankungen als mögliche Ursachen des Tinnitus festzustellen oder auszuschließen, folgt eine körperliche Untersuchung. Um zu überprüfen, ob dein Trommelfell und dein Gehörgang unbeschädigt sind, blickt dein Arzt mit einem optischen Gerät in dein Ohr (Otoskopie). Nach einer Blutentnahme lassen sich in deinem Blut Spuren möglicher Entzündungen finden. Zu den sogenannten Entzündungsparametern gehören eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen, eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und eine Erhöhung des Wertes des sogenannten C-reaktiven Proteins (CRP). Mehr zum Laborwert CRP.

Um das Ausmaß einer Entzündung oder krankhafte Veränderungen im Innenohr sichtbar zu machen, können eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) deines Kopfes notwendig werden. Eine Hörprüfung kann bei der Diagnose des Tinnitus zeigen, ob bei dir ein Hörverlust vorliegt oder sich ein Hörverlust entwickelt.

Was tun bei Tinnitus?

Die Therapie von Tinnitus wird von deinem behandelnden Arzt immer individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt. Deine Mithilfe ist bei der Behandlung deines Tinnitus jedoch unerlässlich. Ganz wichtig für den Therapieerfolg bei Tinnitus sind eine gesunde Lebensführung und auch eine positive Lebenseinstellung. Tinnitus ist keine lebensbedrohliche Krankheit. Die lästigen Ohrgeräusche sind ein Leiden, was sich in der Regel gut in den Griff bekommen lässt.

Tritt der Tinnitus erstmalig auf, solltest du Ruhe bewahren und den Geräuschpegel in deiner Umgebung senken. Je früher du dich bei Tinnitus behandeln lässt, desto besser. Der HNO-Arzt kann dir zur Linderung der Ohrengeräusche durchblutungsfördernde Medikamente verabreichen. Das kann auch über eine Infusion passieren. Je nach Diagnose können sich weitere Behandlungen anschließen. Wichtig bei der Therapie von Tinnitus ist auf jeden Fall, dass du familiären Stress und/oder berufliche Belastungen reduzierst oder besser noch aus dem Weg räumst. Bei Tinnitus lohnt es sich, über deinen bisherigen Lebenswandel nachzudenken und etwas zu ändern. Geh seelische und alle anderen Probleme an. Eine kleine Auszeit kann dir nicht nur bei Ohrgeräuschen helfen zu entspannen und die nötige Kraft zu tanken. Ein Austausch mit Tinnitus Leidensgenossen in Selbsthilfegruppen kann dir dabei helfen, die Angst vor den Ohrgeräuschen und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu verlieren oder zumindest zu lindern.

Bei den Therapien von chronischen Ohrgeräuschen (chronischer Tinnitus) geht es meistens darum, von den dauerhaften Ohrgeräuschen abzulenken. Hierbei kommen keine Medikamente zum Einsatz, sondern Maßnahmen zur Gewöhnung an die Ohrgeräusche.

Medikamente gegen Tinnitus

Bei der Therapie eines akuten Tinnitus sollen durchblutungsfördernde Medikamente die Durchblutung im Innenohr anregen. Manchmal können durchblutungsfördernde Medikamente auch als Infusion direkt in die Venen verabreicht werden. Als Wirkstoffe können bei akutem Tinnitus Hydroxyethylstärke + Natriumchlorid zum Einsatz kommen. Häufig kann auch Kortison verabreicht werden, um den Tinnitus schon kurz nach dem Auftreten zu bekämpfen. Bei Ohrgeräuschen kann auch eine Überdruck-Sauerstofftherapie hilfreich sein. Bei der Überdruck-Sauerstofftherapie atmest du in einer Überdruckkammer reinen Sauerstoff ein. Auf diese Weise soll der Sauerstoff besser zu deinen Ohren und zum Gehirn transportiert werden. Denn damit deine Nervenbahnen und Sinnessysteme optimal funktionieren, müssen ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe vorhanden sein. Um das zu gewährleisten ist es notwendig, dass Blut, Blutdruck und Blutfluss sowie dein Stoffwechsel gut funktionieren und zusammenarbeiten.

Tinnituszentrierte Musiktherapie soll den Geräuschpegel im Ohr senken

Mit einer sogenannten Tinnituszentrierten Musiktherapie soll die Lautstärke deiner Ohrgeräusche gesenkt werden. Dazu setzt die Tinnituszentrierte Musiktherapie darauf, deine Konzentration auf das Störgeräusch auszuschalten. Du lernst, auf andere Dinge zu hören statt auf deinen Tinnitus. Dadurch tritt der Tinnitus in den Hintergrund und stört dich nicht mehr. Als Tinnitus-Patient hörst du bei der Tinnituszentrierten Musiktherapie alltägliche Geräusche oder Musik, die deinem Tinnitus-Ton ganz leise beigemischt werden. Deinen individuellen Tinnitus-Ton ermittelt der Musiktherapeut durch Vergleichstöne und durch deine Beschreibung deines Tinnitus-Tons. Damit die Tinnituszentrierte Musiktherapie funktioniert musst du in der Regel über einige Wochen täglich Hörübungen zu Hause durchführen. Die Techniken dazu werden dir in Therapiesitzungen vermittelt.

Tinnitus Masker

Ist der Tinnitus zu einem Dauerzustand geworden und beeinträchtigt er dein Leben erheblich, dann könnte ein sogenannter Tinnitus-Masker Abhilfe schaffen. Der Tinnitus-Masker ist ein Gerät, das hinter deinem Ohr oder im Ohr getragen wird. Der Tinnitus-Masker erzeugt für sechs bis acht Stunden am Tag leise Gegengeräusche, die von deinem Tinnitus-Ton ablenken sollen. Deine eigentlichen Ohrgeräusche sollen auf diese Weise aus deiner bewussten Wahrnehmung verschwinden. Der Tinnitus-Masker ist vereinfacht gesagt ein Gerät, mit dem dein Tinnitus überhört werden kann.

Akupunktur gegen Ohrgeräusche

Akupunktur soll bei Tinnitus hilfreich sein, kann die klassische Behandlung jedoch nicht ersetzen. Die Akupunktur ist eine Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die TCM geht davon aus, dass Krankheiten nur dann entstehen, wenn die universelle Lebensenergie Qi nicht mehr ungehindert entlang bestimmter Bahnen (Meridiane) durch deinen Körper fließen kann. Das passiert, wenn Qi durch eine innere Störung der Organe und Meridiane blockiert oder gestaut wird. Bei der Akupunktur setzt der behandelnde Arzt die Akupunkturnadeln auf ganz bestimmte Punkte der Meridiane, um die entsprechenden Blockaden zu lösen. Wie die Behandlung bei Tinnitus aussieht ist individuell verschieden. Lass dich von deinem Arzt oder Heilpraktiker beraten.

Tinnitus Retraining Therapie

Die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) ist eine Kombination aus Hörtraining, Entspannungsübungen und kognitiver Psychotherapie (kognitiver Verhaltenstherapie). Sie kann bei chronischem Tinnitus eingesetzt werden. Da der chronische Tinnitus mit länger als drei Monate lang andauernden Ohrgeräuschen sehr belastend sein kann, ist es hilfreich in einer Verhaltenstherapie den Umgang mit der Krankheit und den damit verbundenen Ängsten zu lernen. Auch sollen bei der Tinnitus-Retraining-Therapie falsche Verhaltensmuster erkannt und abgelegt werden. Gespräche in Gruppen von Leidensgenossen oder auch Einzelgespräche können dabei helfen. In der Hörtherapie sollst du lernen die Geräusche in deiner Umgebung wieder bewusster wahrzunehmen und somit die Tinnitus-Töne in dem Ohr neu zu bewerten. Mit Entspannungsübungen wie der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson kann der Stressabbau geübt werden. Da Anspannungen der Muskulatur häufig mit Unruhe, Angst und psychischer Anspannung einhergeht, ist das Therapieziel der progressiven Muskelentspannung, dass du frühzeitig muskuläre Spannungszustände wahrnimmst und lernst, diese aktiv zu vermeiden. Das Prinzip der Wahrnehmungsschulung für das Gefühl der Entspannung und Anspannung beruht darauf, eine Muskelgruppe willentlich anzuspannen, diese Anspannung zu halten und dann zu entspannen. Konzentriere dich dabei möglichst mit geschlossenen Augen auf die Wahrnehmung der Anspannung und der Entspannung. Um eine bessere Körperwahrnehmung zu erreichen ist es notwendig, regelmäßig zu üben. Die Übungen kannst du im Liegen oder im behaglichen Sitzen in bequemer, nicht einengender Kleidung durchführen. Vorsicht: Bei Menschen mit Angstzuständen können sich diese durch die Progressive Muskelentspannung noch verstärken. Denn genau wie das autogene Training fordert auch die Progressive Muskelentspannung dazu auf, in sich hinein zu hören. Asthmabeschwerden können während Entspannungsübungen zunehmen. Ähnliches gilt für Depersonalisations- und Derealisationsphasen bei Menschen mit Psychose.

Tinnitus vorbeugen

Akutem Tinnitus vorbeugen kannst du zum Beispiel, indem du lärmbehaftete Arbeiten wie mit einer Motorsäge mit einem Gehörschutz durchführst. Auch beim Musikhören solltest du mit der Lautstärke Maß halten. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Bewegung, gesunder Ernährung sowie emotionaler Ausgeglichenheit tragen auch beim Tinnitus und bei der Vorbeugung von Ohrgeräuschen dazu bei, dass Körper und Seele gesund bleiben.

Bei chronischem Tinnitus ist es ganz wichtig, dass du selbst aktiv wirst und dich von deinen ständigen Ohrgeräuschen nicht vereinnahmen lässt. Bei chronischem Tinnitus musst du lernen, mit den lästigen Ohrgeräuschen zu leben. Lass dir dabei helfen. Hilfe zu suchen und anzunehmen ist der beste Weg zur Besserung.

Ist Tinnitus heilbar?

Tinnitus kann in der Regel nach einigen Tagen abklingen, wenn die Ursache der Ohrgeräusche behandelt wird und eine Akuttherapie durchführt wurde. Ist der Tinnitus zu einem Dauerzustand und damit chronisch geworden, dann musst du versuchen zu lernen, mit deinen Ohrgeräuschen zu leben. Die meisten Menschen mit Tinnitus können die Ohrgeräusche auf Dauer gut ertragen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen durch den Tinnitus die Lebensqualität sehr stark eingeschränkt wird. Trotzdem solltest du versuchen, die Dinge so zu sehen wie sie sind: der Tinnitus ist dein ständiger Begleiter, also akzeptiere ihn und lass ihn nicht zur Nummer eins in deinem Leben werden. Überhöre die Ohrgeräusche, das kannst du lernen. Wichtig ist bloß, dass du keine Wunder erwartest und Geduld mitbringst.

Widme deine Aufmerksamkeit anderen Dingen als deinen Ohrgeräuschen. Lerne, andere Geräusche bewusst wahrzunehmen. Nimm dein Schicksal in die Hand, überdenke deine Lebenssituation und lerne mit professioneller Hilfe, Stress-Situationen mutig ins Auge zu schauen. Du musst dich nicht verstecken. Du kannst trotz Tinnitus ein unbeschwertes Leben führen.