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Wenn das Hören Probleme macht: Bekannte Ohrerkrankungen im Überblick

Einige Erkrankungen der Ohren sind schlichtweg schmerzhaft, doch rasch vorüber. Andere halten sich und selbst aus der leichtesten Erkrankung kann etwas Dauerhaftes werden. Eines haben aber alle Erkrankungen der Ohren gemein: Sie sind störend, oft unheimlich schmerzhaft und belastend. Aber welche Erkrankungen gibt es gemeinhin und wie verhält es sich mit den Einschränkungen? In diesem Artikel schauen wir uns die gängigsten Ohrenerkrankungen genauer an und bieten Dir einen entsprechenden Überblick.

Ohrerkrankungen können unser Leben erheblich beeinflussen. Doch welche gibt es und anhand welcher Beschwerden lassen sie sich erkennen?

Tinnitus: Das stetig nervende Piepen im Ohr

Faktisch betrachtet hat jeder Mensch schon einmal zeitweise eine Störung gehabt, die dem Tinnitus gleicht. Ein Pfeifen im Ohr, ein Rauschen, ein Klingeln. Wenn Du in Dich hineinhorchst, hast Du gute Chancen, diese Sensationen zu hören. Der Tinnitus beschreibt somit ein allgemein weites Feld, wenngleich die Diagnose meist erst dann gestellt wird, wenn die Hörschädigung dauerhaft und wirklich störend ist. Das kurze Klingeln nach einem Konzert wird somit ebenso wenig gewertet wie das Rauschen nach einem Dauerlauf. Aber was ist ein Tinnitus und woher kommt er?

Was ist ein Tinnitus?

Tinnitus ist eine Hörstörung, die sich mit dauerhaftem Ohrensausen, Klingeln, Pfeifen oder anderen akustischen Tönen ausweist. Anders als das kurze Klingeln sind die Ohrgeräusche dauerhafter Natur und teils so laut, dass sie das Hören beinträchtigen. Die Ohrgeräusche werden praktisch durch Dich als Betroffenem verursacht, stammen also nicht von äußeren Lärmquellen.

Ursachen des Tinnitus

Es gibt viele Ursachen. Stress gehört ebenso dazu wie starke Lärmbelastung oder Herz-Kreislauf-Krankheiten. Auch tritt der Tinnitus in jedem Lebensalter auf. Von einem chronischen Tinnitus wird gesprochen, wenn sich die Symptome länger als drei Monate halten.

Behandlung

Oft ist der Tinnitus keine eigene Krankheit, sondern ein Symptom. Die Behandlung zielt somit auf die Grundproblematik ab. Auch bei Mittelohrentzündungen kann sich ein Tinnitus bilden, sodass die Behandlung die Entzündung selbst betrifft. Bei chronischen Tinnituserkrankungen werden oft Psychotherapien eingesetzt, die darauf abzielen, Dir ein Leben mit den Geräuschen zu ermöglichen.

Nicht selten besteht ein wichtiger Schritt darin, Deine eigene Stressbelastung zu reduzieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob offensichtlicher Stress durch den Alltag herrscht oder Du schlichtweg Stress empfindest. Da sich ein Tinnitus zu einem Hörsturz ausweiten kann, der wiederum empfindlich auf Stress reagiert, ist die Reduzierung eine wichtige Maßnahme.

Mittelohrentzündung: Plötzlich Ohrenschmerzen

Nahezu jeder Mensch hatte bereits eine Mittelohrentzündung, alternativ eine Außenohrentzündung, die nicht weniger schmerzhaft ist. Die Symptome sind klar: Ohrenschmerzen, die teils kaum lokalisiert werden können und auf die Zähne und Nebenhöhlen ausstrahlen, Empfindlichkeitsstörungen rund um das Ohr und Hörprobleme. Gerade Kleinkinder leiden häufig unter den Entzündungen. Einige Informationen:

  • Dauer – die Mittelohrentzündung klingt meist binnen drei Tagen ab. Komplikationen sind selten zu beobachten, doch solltest Du Rat bei Deinem Arzt suchen, wenn die Entzündungen regelmäßig auftreten.
  • Symptome – neben den Schmerzen, die gerade Kleinkinder oft nicht genau lokalisieren können, tritt Fieber und Hörverlust auf, sobald sich Flüssigkeit im Ohr sammelt.
  • Gründe – nicht selten ist eine Mittelohrentzündung eine Begleiterscheinung von Erkältungen. Durch die angeschwollenen Schleimhäute kann das Sekret im Ohr nicht abfließen, staut sich, verdickt und drückt auf das Trommelfell. Polypen sind bei Kindern ebenfalls ein häufiger Grund für Mittelohrentzündungen.

Während die Mittelohrentzündung das Innenohr betrifft, leiden rund 10 Prozent der Erwachsenen an Außenohrentzündungen. Der direkt erreichbare Teil des Ohres samt Ohrmuschel entzündet sich. Auch hier kann ein kurzweiliger Hörverlust eintreten, zudem ist die Entzündung extrem schmerzhaft, da schon die Reibung der Haare am Ohr schmerzt. Aus der Außenohrentzündung kann sich eine Mittelohrentzündung entwickeln.

Paukenerguss: Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr

Erst ist nicht selten die Folge einer Außenohrentzündung. Ein Paukenerguss kann sich zu einer chronischen Symptomatik entwickeln:

Was ist ein Paukenerguss?

Im Mittelohr sammelt sich bei einem Paukenerguss Flüssigkeit an. Das ist aber nicht reines Wasser, sondern die Flüssigkeit kann eitrig, blutig oder schleimig sein. Die Flüssigkeit gibt bereits einen Anhaltspunkt für den Grund des Geschehens. Durch Polypen, Erkältungen oder die Rachenmandeln kann der Unterdruck, der im Ohr gewöhnlich entsteht, nicht länger ausgeglichen werden. Sekret kann sich nun in dem Raum vor dem Trommelfell sammeln. Im chronischen Stadium bildet sich ein schleimiges Sekret, welches Bakterien zusätzliche Angriffspunkte gibt.

Weitere wichtige Aspekte zum Paukenerguss:

  • Symptome – zuerst spürst Du als Betroffener eher einen Druck im Ohr. Nach und nach verschlechtert sich das Hörvermögen, es kommt zu Schwindel, Hörverlust und auch zu Schmerzen, wobei diese auf eine zusätzliche Entzündung hinweisen.
  • Therapie – sie orientiert sich an dem Grund der Symptomatik. Sind die Rachenmandeln entzündet und geschwollen, werden zuerst sie behandelt. Zugleich wird die Belüftung des Ohres verbessert. Im Kindesalter werden die Mandeln häufig entfernt, wenn die Kinder häufiger mit der Flüssigkeitsansammlung kämpfen.

Morbus Menière: Wenn das Gleichgewicht Probleme macht

Sicherlich kennst Du auch Schwindel. Beim Morbus Menière handelt es sich ebenso um eine Schwindelerkrankung. Sie äußert sich akut und plötzlich und kann stundenlang anhalten. Oft ist die Symptomatik von Übelkeit und dem Gefühl, betrunken zu sein, begleitet:

  • Hintergrund – auch bei dieser Erkrankung entsteht ein Unterdruck im Ohr. Durch einen Stau von Lymphflüssigkeit reißen die Membranen des Ohrs ein, sodass der Gleichgewichtssinn im Ohr dem Hirn falsche Rückmeldungen gibt.
  • Symptome – Schwindel, teils über Stunden, Übelkeit und das Gefühl von Trunkenheit im negativen Sinn sind die Hauptsymptome. Auch kann sich das Hörvermögen während der Attacken massiv verschlechtern.

Es ist wichtig, die Erkrankung und Hintergründe genau abklären zu lassen. Gerade Schwindel ist ein häufiges Symptom bei vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann durchaus auf einen nahenden Schlaganfall hindeuten. Wenn Du daher häufiger unter Schwindel und einem Druckgefühl im Kopfbereich leidest, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Hörsturz: Akuter Ohrinfarkt

Der Hörsturz wird auch als Infarkt des Ohres beschrieben. Er zeichnet sich durch meist einseitige massive Hörprobleme aus, wobei die Hörprobleme auch die völlige Gehörlosigkeit auf einem Ohr einschließen können. Begleitet wird der Hörsturz häufig von Tinnitus und dem Gefühl, Watte oder Wasser im Ohr zu haben.

  • Dauer – im Regelfall löst sich der Hörsturz binnen weniger Tage von allein. Dennoch solltest Du direkt einen Arzt aufsuchen, da durch den Hörsturz dauerhafte Schäden verbleiben können.
  • Ursachen – bei einem Hörsturz ist die Verarbeitung der Sinneseindrücke gestört. Lauter Lärm, beispielsweise Explosionen, können ebenso zum Hörsturz führen wie Stress. Allerdings konnte die Forschung den Zusammenhang noch nicht mit Hinweisen belegen, es ist nur bekannt, dass stressbelastete Personen häufiger über Hörstürze klagen als Menschen, die keinen Stress erleiden. Denkbar wäre, dass durch die Stressempfindung eine Durchblutungsstörung im Ohr entsteht, was wiederum auf den Beinamen Infarkt zutreffen würde.
  • Therapie – es gibt noch keine absolute Therapie. Wichtig ist, nicht selbst zu agieren, sondern den Arzt zu konsultieren. Medikamente mit Kortison, aber auch Infusionen oder Sauerstofftherapien werden immer wieder erprobt.

Rund um den Hörsturz hat sich leider eine Industrie aus wenig vertrauenserweckenden Geschäftemachern entwickelt. Diese nutzen die Panik der Betroffenen aus, um wirkungslose Therapien zu verkaufen, wie hier berichtet wird. Sobald ein Arzt dem Patienten sagt, die Ursache eines Hörsturzes (die wissenschaftlich bislang nicht belegt ist) haargenau nennen zu können, führt die beste Behandlung schnell aus der Praxis heraus.

Mittelohrentzündungen sind gerade bei kleinen Kindern häufig anzutreffen

Hörprobleme nicht auf die leichte Schulter nehmen

Zickt das Ohr häufiger, solltest Du als Betroffener unbedingt einen Arzt aufsuchen. Sicherlich gibt es heute gute Hörhilfen, doch das körpereigene Organ muss trotzdem geschützt und gepflegt werden. Gerade Mittel- und Außenohrentzündungen provozieren viele Menschen übrigens unabsichtlich durch die Ohrenpflege selbst: Wattestäbchen und ähnliche Hilfsmittel haben nichts im Gehörgang zu suchen. Pfropfen werden oft nur tief in das Ohr geschoben und hindern das Hörvermögen, zugleich sind kleine Verletzungen wahrscheinlich, die wiederum Entzündungen begünstigen. Wer glaubt, ein schmutziges Ohr zu haben, ist bei einem Hals-Nasen-Ohrenarzt bestens aufgehoben. Er hat die Mittel, das Ohr korrekt und gesunderhaltend zu reinigen.

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Tinnitus

Frau mit Tinnitus hält sich die Ohren zu, weil sie von den ständigen Geräuschen in ihren Ohren genervt ist.
Tinnitus kann für Betroffene sehr belastend sein. Umso wichtiger ist es daher, die Ohrgeräusche frühzeitig behandeln zu lassen.

Was bedeutet Tinnitus?

Als Tinnitus werden Ohrgeräusche bezeichnet, die nicht von einer äußeren Schallquelle ausgelöst werden und die für andere Menschen nicht hörbar sind. Tinnitus sind jedoch keine eingebildeten Geräusche. Das wäre eine akustische Halluzination. Tinnitus beruht auf einer Störung der Hörfunktion auf einem Ohr oder auf beiden Ohren.

Wenn es in deinem Ohr oder in deinen Ohren pfeift, rauscht, zischt, summt, schrillt, dröhnt oder klingelt, können das Symptome für Entzündungen im Ohr, Schalltraumata, einen Hörsturz oder für Fehlstellungen deines Kiefers sein. Ebenso kann dauerhafter Stress die Ohrgeräusche (Tinnitus) auslösen. Es gibt jedoch auch Formen des Tinnitus, bei denen die Ursachen nicht klar sind. Der Klang der Ohrgeräusche ist bei jedem Menschen mit Tinnitus verschieden. Ebenso ist der Tinnitus bei jedem Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Ohrgeräusche können episodenhaft oder in Zusammenhang mit bestimmten Situationen wahrgenommen werden. Bei manchen Menschen ist der Tinnitus auch ein einzelnes Dauergeräusch.

Akute Ohrgeräusche durch Stress

Mediziner unterscheiden drei Arten von Tinnitus. Die Ohrgeräusche werden nach der Dauer der Beschwerden eingeteilt, und der Tinnitus wird unterschiedlich behandelt. Der akute Tinnitus dauert in der Regel einige Tage bis wenige Wochen. Die Ohrgeräusche sind beim akuten Tinnitus häufig die Folge von:

  • Schwerhörigkeit.
  • Lärmschäden.
  • Mittelohrentzündung. Weitere Folgen und Ursachen der Mittelohrentzündung.
  • Schwindel in Form von Drehschwindel. Weitere Arten von Schwindel und Infos zur Therapie von Schwindel.
  • Hörsturz.
  • Muskelverspannungen.
  • Blockaden an der Halswirbelsäule.
  • Fehlbelastungen des Kiefers.
  • Dauerhaftem Stress.

Bei akutem Tinnitus vergehen die Ohrgeräusche nach Behandlung meistens ohne Langzeitfolgen wieder.

Der subakute Tinnitus hält in der Regel ungefähr vier bis zwölf Wochen an. Beim subakuten Tinnitus treten die Ohrgeräusche hautsächlich in Phasen starker Belastung auf. Der Ausdruck „zu viel um die Ohren haben“ passt zum subakuten Tinnitus. Stressreduktion, psychologische Unterstützung und Maßnahmen zur Ablenkung von den Ohrgeräuschen lassen diese Form des Tinnitus oft vollkommen verstummen.

Hast du länger als drei Monate Ohrgeräusche, wird das als chronischer Tinnitus bezeichnet. Beim chronischen Tinnitus verschwinden die lästigen Ohrgeräusche nicht mehr. Bei dieser beständigen Form des Tinnitus setzt die Behandlung auf das Bemühen zu lernen, mit den Geräuschen zu leben und sich an sie zu gewöhnen.

Was sind die Ursachen von Tinnitus?

Wie genau Tinnitus entsteht ist noch nicht ausreichend geklärt. Mediziner vermuten, dass bei Tinnitus-Patienten die Sinneszellen (Haarzellen) im Innenohr geschädigt wurden.

Die Sinneshärchen verbiegen sich normalerweise durch Schwingungen des beim Hören aufgenommenen Schalls und senden Nervenimpulse aus, die an den Hörnerv weiter geleitet werden. Vom Hörnerv aus gelangen die Nervenimpulse ins Gehirn und werden dort verarbeitet. Im Gehirn werden die Nervenimpulse als Musik, Stimme, Straßenlärm oder anderes erkannt. Das sogenannte Limbische System im Gehirn bewertet diese Geräusche als angenehm, gefährlich, nervig, unangenehm und mehr. Das Limbische System verknüpft die Geräusche also mit bestimmten Gefühlsregungen.

Bei Tinnitus werden die durch die Schädigung der Sinneszellen fehlerhaft ausgesendeten Nervenimpulse nicht erkannt und somit negativ bewertet. Dadurch wird deine gesamte Aufmerksamkeit auf diese Signale gelenkt. Bei Tinnitus kannst du wichtige von unwichtigen Sinnesreizen nicht mehr unterscheiden. Tinnitus ist also keine Form des Hörverlustes. Dein Hörvermögen selbst wird durch die lästigen Ohrgeräusche nicht schlechter. Es kann jedoch sein, dass Tinnitus auftritt, wenn dein Gehör altersbedingt nachlässt. Tinnitus kann auch entstehen, wenn dein Gehör geschädigt wird, beispielsweise durch ein extrem lautes Geräusch in nächster Nähe oder Dauerlärm wie laute Musik. Manchmal zeigt sich Tinnitus auch ohne ersichtlichen Grund. Das wird als idiopathischer Tinnitus bezeichnet. Ebenso kann Tinnitus als unerwünschte Nebenwirkung bestimmter Medikamentenwirkstoffe wie Acetylsalicylsäure oder Chinin auftreten.

Welche Erkrankungen haben Tinnitus als Symptom?

Meistens ist Tinnitus jedoch mit bestimmten Ohrenkrankheiten oder anderen Erkrankungen verbunden. Dazu zählen beispielsweise:

  • Schwindel (anfallsartiger Drehschwindel). Weitere Infos zu Schwindel.
  • Hörverlust
  • Menière-Krankheit: Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohres, die durch zu viel Flüssigkeit und Überdruck ausgelöst wird.
  • Gutartige Wucherung/en im Innenohr
  • Durchblutungsstörungen der kleineren Blutgefäße im Innenohr, die unter anderem durch eine kleine abnormale Windung eines Blutgefäßes ausgelöst werden können. Das kann einen Tinnitus verursachen, der mit dem Rhythmus deines Herzschlages zu- und abnimmt (pulssynchroner Tinnitus).
  • Bluthochdruck: Ein pulssynchroner Tinnitus kann auch durch Bluthochdruck verursacht werden. Hilfe bei Bluthochdruck.
  • Stress: Stress treibt den Blutdruck in die Höhe, und Bluthochdruck kann wiederum zu Ohrgeräuschen führen.
  • Mittelohrentzündung und andere Entzündungen im Ohr. Infos zur Mittelohrentzündung.
  • Fehlstellungen des Kiefers: Fehlstellungen im Kiefergelenk oder bei den Muskeln um den Oberkiefer können die Entstehung von Tinnitus begünstigen.

Wie macht sich Tinnitus bemerkbar?

Bei Tinnitus sind die Ohrgeräusche in ihrem Klang, ihrer Lautstärke, ihrer Dauer und ihrem Auftreten individuell verschieden.

  • Die Ohrgeräusche können in ihrer Art sausend, singend, piepsend, schrill oder dumpf sein.
  • Tinnitus kann als Brummton, Pfeifton, Zischen, Rauschen, Knacken oder Klopfen wahrgenommen werden.
  • Möglich bei Tinnitus ist eine verminderte Hörfähigkeit.
  • Oft tritt bei Tinnitus Schwindel auf. Anfallsartiger Drehschwindel kann auch die Ursache von Tinnitus sein.
  • Häufige Begleiterscheinungen von Tinnitus sind Schlafstörungen, Angstzustände, Reizbarkeit und Konzentrationsschwäche.
  • Depressionen können als Folge von Tinnitus auftreten.
  • Chronische Ohrgeräusche können die Lebensqualität von Betroffenen stark einschränken. Der chronische Tinnitus wird oft als der reinste Psychoterror empfunden. Die Folge: Menschen mit chronischem Tinnitus ziehen sich oft vor der Außenwelt zurück, verkriechen sich in den eigenen vier Wänden und brechen ihre sozialen Kontakte ab. Menschen mit chronischem Tinnitus haben oft Angst davor, dass sich die unangenehmen Töne in ihrem Ohr oder in ihren Ohren in lauter Umgebung und im Stimmengewirr vieler Personen noch verstärken.

Welcher Arzt hilft bei Tinnitus?

Der erste Ansprechpartner bei Ohrgeräuschen ist dein Hausarzt. Er kann dich an einen Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO-Arzt) überweisen. Ein Besuch beim Zahnarzt kann nötig werden, wenn eventuelle Probleme mit deinem Kiefer abgeklärt werden sollen. Ein Psychologe kann dein Ansprechpartner sein, wenn Depressionen eine Begleiterscheinung von deinem Tinnitus sind. Psychotherapeuten, Hör- und Bewegungstherapeuten können dir mit entsprechenden Therapien dabei helfen, mit den lästigen Ohrgeräuschen besser fertig zu werden oder den Tinnitus zu überhören.

Hast du nicht nur Ohrgeräusche, sondern auch ein taubes Ohr solltest du keine Zeit verlieren und sofort zum HNO-Arzt gehen. Du könntest einen Hörsturz haben.

Untersuchungen bei Tinnitus

Dein behandelnder Arzt wird dir Fragen zur Art, Dauer und Intensität deiner Ohrgeräusche stellen. Ebenso wird der Arzt über bestehende und überstandene Erkrankungen wie Bluthochdruck informiert werden wollen.

Um Erkrankungen deines Ohres/deiner Ohren oder andere Erkrankungen als mögliche Ursachen des Tinnitus festzustellen oder auszuschließen, folgt eine körperliche Untersuchung. Um zu überprüfen, ob dein Trommelfell und dein Gehörgang unbeschädigt sind, blickt dein Arzt mit einem optischen Gerät in dein Ohr (Otoskopie). Nach einer Blutentnahme lassen sich in deinem Blut Spuren möglicher Entzündungen finden. Zu den sogenannten Entzündungsparametern gehören eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen, eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und eine Erhöhung des Wertes des sogenannten C-reaktiven Proteins (CRP). Mehr zum Laborwert CRP.

Um das Ausmaß einer Entzündung oder krankhafte Veränderungen im Innenohr sichtbar zu machen, können eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) deines Kopfes notwendig werden. Eine Hörprüfung kann bei der Diagnose des Tinnitus zeigen, ob bei dir ein Hörverlust vorliegt oder sich ein Hörverlust entwickelt.

Was tun bei Tinnitus?

Die Therapie von Tinnitus wird von deinem behandelnden Arzt immer individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt. Deine Mithilfe ist bei der Behandlung deines Tinnitus jedoch unerlässlich. Ganz wichtig für den Therapieerfolg bei Tinnitus sind eine gesunde Lebensführung und auch eine positive Lebenseinstellung. Tinnitus ist keine lebensbedrohliche Krankheit. Die lästigen Ohrgeräusche sind ein Leiden, was sich in der Regel gut in den Griff bekommen lässt.

Tritt der Tinnitus erstmalig auf, solltest du Ruhe bewahren und den Geräuschpegel in deiner Umgebung senken. Je früher du dich bei Tinnitus behandeln lässt, desto besser. Der HNO-Arzt kann dir zur Linderung der Ohrengeräusche durchblutungsfördernde Medikamente verabreichen. Das kann auch über eine Infusion passieren. Je nach Diagnose können sich weitere Behandlungen anschließen. Wichtig bei der Therapie von Tinnitus ist auf jeden Fall, dass du familiären Stress und/oder berufliche Belastungen reduzierst oder besser noch aus dem Weg räumst. Bei Tinnitus lohnt es sich, über deinen bisherigen Lebenswandel nachzudenken und etwas zu ändern. Geh seelische und alle anderen Probleme an. Eine kleine Auszeit kann dir nicht nur bei Ohrgeräuschen helfen zu entspannen und die nötige Kraft zu tanken. Ein Austausch mit Tinnitus Leidensgenossen in Selbsthilfegruppen kann dir dabei helfen, die Angst vor den Ohrgeräuschen und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu verlieren oder zumindest zu lindern.

Bei den Therapien von chronischen Ohrgeräuschen (chronischer Tinnitus) geht es meistens darum, von den dauerhaften Ohrgeräuschen abzulenken. Hierbei kommen keine Medikamente zum Einsatz, sondern Maßnahmen zur Gewöhnung an die Ohrgeräusche.

Medikamente gegen Tinnitus

Bei der Therapie eines akuten Tinnitus sollen durchblutungsfördernde Medikamente die Durchblutung im Innenohr anregen. Manchmal können durchblutungsfördernde Medikamente auch als Infusion direkt in die Venen verabreicht werden. Als Wirkstoffe können bei akutem Tinnitus Hydroxyethylstärke + Natriumchlorid zum Einsatz kommen. Häufig kann auch Kortison verabreicht werden, um den Tinnitus schon kurz nach dem Auftreten zu bekämpfen. Bei Ohrgeräuschen kann auch eine Überdruck-Sauerstofftherapie hilfreich sein. Bei der Überdruck-Sauerstofftherapie atmest du in einer Überdruckkammer reinen Sauerstoff ein. Auf diese Weise soll der Sauerstoff besser zu deinen Ohren und zum Gehirn transportiert werden. Denn damit deine Nervenbahnen und Sinnessysteme optimal funktionieren, müssen ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe vorhanden sein. Um das zu gewährleisten ist es notwendig, dass Blut, Blutdruck und Blutfluss sowie dein Stoffwechsel gut funktionieren und zusammenarbeiten.

Tinnituszentrierte Musiktherapie soll den Geräuschpegel im Ohr senken

Mit einer sogenannten Tinnituszentrierten Musiktherapie soll die Lautstärke deiner Ohrgeräusche gesenkt werden. Dazu setzt die Tinnituszentrierte Musiktherapie darauf, deine Konzentration auf das Störgeräusch auszuschalten. Du lernst, auf andere Dinge zu hören statt auf deinen Tinnitus. Dadurch tritt der Tinnitus in den Hintergrund und stört dich nicht mehr. Als Tinnitus-Patient hörst du bei der Tinnituszentrierten Musiktherapie alltägliche Geräusche oder Musik, die deinem Tinnitus-Ton ganz leise beigemischt werden. Deinen individuellen Tinnitus-Ton ermittelt der Musiktherapeut durch Vergleichstöne und durch deine Beschreibung deines Tinnitus-Tons. Damit die Tinnituszentrierte Musiktherapie funktioniert musst du in der Regel über einige Wochen täglich Hörübungen zu Hause durchführen. Die Techniken dazu werden dir in Therapiesitzungen vermittelt.

Tinnitus Masker

Ist der Tinnitus zu einem Dauerzustand geworden und beeinträchtigt er dein Leben erheblich, dann könnte ein sogenannter Tinnitus-Masker Abhilfe schaffen. Der Tinnitus-Masker ist ein Gerät, das hinter deinem Ohr oder im Ohr getragen wird. Der Tinnitus-Masker erzeugt für sechs bis acht Stunden am Tag leise Gegengeräusche, die von deinem Tinnitus-Ton ablenken sollen. Deine eigentlichen Ohrgeräusche sollen auf diese Weise aus deiner bewussten Wahrnehmung verschwinden. Der Tinnitus-Masker ist vereinfacht gesagt ein Gerät, mit dem dein Tinnitus überhört werden kann.

Akupunktur gegen Ohrgeräusche

Akupunktur soll bei Tinnitus hilfreich sein, kann die klassische Behandlung jedoch nicht ersetzen. Die Akupunktur ist eine Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die TCM geht davon aus, dass Krankheiten nur dann entstehen, wenn die universelle Lebensenergie Qi nicht mehr ungehindert entlang bestimmter Bahnen (Meridiane) durch deinen Körper fließen kann. Das passiert, wenn Qi durch eine innere Störung der Organe und Meridiane blockiert oder gestaut wird. Bei der Akupunktur setzt der behandelnde Arzt die Akupunkturnadeln auf ganz bestimmte Punkte der Meridiane, um die entsprechenden Blockaden zu lösen. Wie die Behandlung bei Tinnitus aussieht ist individuell verschieden. Lass dich von deinem Arzt oder Heilpraktiker beraten.

Tinnitus Retraining Therapie

Die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) ist eine Kombination aus Hörtraining, Entspannungsübungen und kognitiver Psychotherapie (kognitiver Verhaltenstherapie). Sie kann bei chronischem Tinnitus eingesetzt werden. Da der chronische Tinnitus mit länger als drei Monate lang andauernden Ohrgeräuschen sehr belastend sein kann, ist es hilfreich in einer Verhaltenstherapie den Umgang mit der Krankheit und den damit verbundenen Ängsten zu lernen. Auch sollen bei der Tinnitus-Retraining-Therapie falsche Verhaltensmuster erkannt und abgelegt werden. Gespräche in Gruppen von Leidensgenossen oder auch Einzelgespräche können dabei helfen. In der Hörtherapie sollst du lernen die Geräusche in deiner Umgebung wieder bewusster wahrzunehmen und somit die Tinnitus-Töne in dem Ohr neu zu bewerten. Mit Entspannungsübungen wie der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson kann der Stressabbau geübt werden. Da Anspannungen der Muskulatur häufig mit Unruhe, Angst und psychischer Anspannung einhergeht, ist das Therapieziel der progressiven Muskelentspannung, dass du frühzeitig muskuläre Spannungszustände wahrnimmst und lernst, diese aktiv zu vermeiden. Das Prinzip der Wahrnehmungsschulung für das Gefühl der Entspannung und Anspannung beruht darauf, eine Muskelgruppe willentlich anzuspannen, diese Anspannung zu halten und dann zu entspannen. Konzentriere dich dabei möglichst mit geschlossenen Augen auf die Wahrnehmung der Anspannung und der Entspannung. Um eine bessere Körperwahrnehmung zu erreichen ist es notwendig, regelmäßig zu üben. Die Übungen kannst du im Liegen oder im behaglichen Sitzen in bequemer, nicht einengender Kleidung durchführen. Vorsicht: Bei Menschen mit Angstzuständen können sich diese durch die Progressive Muskelentspannung noch verstärken. Denn genau wie das autogene Training fordert auch die Progressive Muskelentspannung dazu auf, in sich hinein zu hören. Asthmabeschwerden können während Entspannungsübungen zunehmen. Ähnliches gilt für Depersonalisations- und Derealisationsphasen bei Menschen mit Psychose.

Tinnitus vorbeugen

Akutem Tinnitus vorbeugen kannst du zum Beispiel, indem du lärmbehaftete Arbeiten wie mit einer Motorsäge mit einem Gehörschutz durchführst. Auch beim Musikhören solltest du mit der Lautstärke Maß halten. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Bewegung, gesunder Ernährung sowie emotionaler Ausgeglichenheit tragen auch beim Tinnitus und bei der Vorbeugung von Ohrgeräuschen dazu bei, dass Körper und Seele gesund bleiben.

Bei chronischem Tinnitus ist es ganz wichtig, dass du selbst aktiv wirst und dich von deinen ständigen Ohrgeräuschen nicht vereinnahmen lässt. Bei chronischem Tinnitus musst du lernen, mit den lästigen Ohrgeräuschen zu leben. Lass dir dabei helfen. Hilfe zu suchen und anzunehmen ist der beste Weg zur Besserung.

Ist Tinnitus heilbar?

Tinnitus kann in der Regel nach einigen Tagen abklingen, wenn die Ursache der Ohrgeräusche behandelt wird und eine Akuttherapie durchführt wurde. Ist der Tinnitus zu einem Dauerzustand und damit chronisch geworden, dann musst du versuchen zu lernen, mit deinen Ohrgeräuschen zu leben. Die meisten Menschen mit Tinnitus können die Ohrgeräusche auf Dauer gut ertragen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen durch den Tinnitus die Lebensqualität sehr stark eingeschränkt wird. Trotzdem solltest du versuchen, die Dinge so zu sehen wie sie sind: der Tinnitus ist dein ständiger Begleiter, also akzeptiere ihn und lass ihn nicht zur Nummer eins in deinem Leben werden. Überhöre die Ohrgeräusche, das kannst du lernen. Wichtig ist bloß, dass du keine Wunder erwartest und Geduld mitbringst.

Widme deine Aufmerksamkeit anderen Dingen als deinen Ohrgeräuschen. Lerne, andere Geräusche bewusst wahrzunehmen. Nimm dein Schicksal in die Hand, überdenke deine Lebenssituation und lerne mit professioneller Hilfe, Stress-Situationen mutig ins Auge zu schauen. Du musst dich nicht verstecken. Du kannst trotz Tinnitus ein unbeschwertes Leben führen.