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Tollwut

Tollwut (Rabies) kann durch den Biss infizierter Hunde auf den Menschen übertragen werden.
Die Tollwut (Rabies) ist eine Viruserkrankung, die meist durch den Biss von infizierten Säugetieren wie Hunden und Füchsen auf den Menschen übertragen werden kann. Deutschland gilt als frei von Tollwut, bei Auslandsreisen kann eine Impfung zur Vorbeugung nötig sein.

Was ist Tollwut?

Tollwut, auch Rabies, Lyssa oder Wutkrankheit genannt, ist eine Virusinfektion des zentralen Nervensystems. Übertragen wird die Tollwut fast immer durch infizierte Tiere, die das Tollwut-Virus (Rabiesvirus) mit dem Speichel ausscheiden. Durch den Biss eines mit dem Rabiesvirus infizierten Tieres, über Speichelkontakt beim Ablecken deiner Haut und das Eindringe des Tollwut-Virus über Hautverletzungen in deinen Körper kannst du dich mit Tollwut infizieren. Jetzt ist rasche Hilfe gefragt. Denn wird die Tollwut nicht sehr schnell behandelt, ruft sie eine Gehirnentzündung hervor, die tödlich verläuft. Unmittelbar nach dem Biss oder nach Speichelkontakt eines tollwütigen Tieres kann eine Tollwut-Impfung den Ausbruch der Erkrankung jedoch häufig noch verhindern. Wann zur Tollwut-Impfung?

Was verursacht Tollwut?

Ausgelöst wird die klassische (terrestrische) Tollwut (Tollwutfälle, die durch bodenlebende Tiere ausgelöst werden) durch das Rabiesvirus. Dies ist ein Virus, das zu den Lyssaviren zählt. Andere zu den Lyssaviren gehörende Viren wie zum Beispiel das „European bat lyssavirus“ können hingegen Auslöser der Fledermaustollwut sein.

In den Industrieländern kann das Rabiesvirus bei Wildtieren wie Füchsen, Marder, Dachsen, Waschbären, Rehen, Wölfen, Igeln und Vampirfledermäusen vorkommen. Infizierte Wildtiere können den Tollwut-Erreger mit ihrem Speichel auf Haustiere und auf den Menschen übertragen. Das Infektionsrisiko ist besonders groß, wenn der infizierte Speichel mit deinen Schleimhäuten oder mit Wunden in Kontakt kommt. Auch beim Streicheln von mit Tollwut infizierten Tieren kannst du dich anstecken. In Afrika, Asien und Lateinamerika sind Hunde die Hauptüberträger der Tollwut und weltweit für die meisten Todesfälle durch Tollwut verantwortlich.

Tollwut: Häufige Fragen

Hier erfährst du, wo in der Welt die Tollwut noch vorkommen kann und wie du ein tollwütiges Tier erkennen kannst. Um zu verstehen, wie die Tollwut-Erreger in deinen Körper gelangen können und wohin sie sich von der Infektionsstelle weiter ausbreiten, werfen wir außerdem einen Blick auf den Übertragungsweg der Tollwut.

Wie wird Tollwut übertragen?

Das eigentliche Reservoir (Orte, an/in denen Infektionserreger überleben können sowie Infektionsquellen für Menschen und Tiere) der Rabiesviren sind Säugetiere beziehungsweise fleischfressende Tiere. Vom Tier auf den Menschen übertragen werden die Tollwut-Viren hauptsächlich durch Tierbisse. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind prinzipiell auch möglich. Das kann beispielsweise passieren durch den Kontakt mit Speichel oder dem Erbrochenen eines an Tollwut erkrankten Menschen, durch Küssen, Geschlechtsverkehr, das Trinken aus dem gleichen Glas, Essen vom selben Teller, Essen mit dem gleichen Besteck oder durch die gemeinsame Nutzung von Zahnbürsten.

Das Rabiesvirus kam in Deutschland zuletzt besonders bei Füchsen vor. Doch neben Füchsen sind auch Hunde, Katzen, Marder, Rehe, Dachse sowie Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde ein Reservoir für die Viren. Rabiesviren können auch bei Nagetieren vorkommen. Übertragungen des Virus von Nagetieren auf Menschen sind allerdings nicht möglich.

Gleichermaßen können Fledermausbisse ansteckend sein. Sie sind besonders in Amerika für viele Fälle der gefährlichen, durch Lyssaviren hervorgerufenen Fledermaustollwut verantwortlich.

Bei der Ansteckung, beispielsweise über einen Hundebiss, gelangen die Tollwut-Viren über den Speichel des infizierten Tieres in deinen Körper. Ansteckungen über direkten Kontakt zu Speichel des infizierten Tieres oder über kleine Hautverletzungen sind auch möglich.

Einmal im Körper angekommen, vermehren sich die Rabiesviren zunächst im Muskelgewebe und gelangen dann über die muskelversorgenden Nervenfasern zum Rückenmark und schließlich ins Gehirn. In den Nervenzellen des Gehirns vermehren sich die Rabiesviren weiter und können sich von dort aus auch in andere Organe wie die Speicheldrüsen verstreuen. Sind die Speicheldrüsen infiziert, produziert der Körper ansteckenden Speichel. Die Infektion des Gehirns führt unter anderem zu einer Verhaltensänderung der angesteckten Person oder des angesteckten Tieres.

Kommt Tollwut noch in Deutschland vor?

Tollwut ist weltweit verbreitet, kommt jedoch in einigen Ländern und Regionen besonders häufig vor. Zur Eliminierung der klassischen Wildtiertollwut wurden in Deutschland nahezu alle Füchse gegen das Virus mithilfe von Impfködern immunisiert. Auch für Hunde und Katzen wurden Tollwut-Impfungen eingeführt. Dank dieser Tollwut-Bekämpfungsmaßnahmen gilt Deutschland neben der Schweiz, Österreich, Italien, Spanien, Finnland und einigen weiteren europäischen Ländern zurzeit als frei von terrestrischer Tollwut, nicht aber von der Fledermaustollwut. Dennoch kommt die terrestrische Tollwut (Tollwutfälle, die durch bodenlebende Tiere ausgelöst werden) zum Beispiel in Polen, der Slowakei oder Ungarn noch vereinzelt vor. Einige dieser  Tollwut-Fälle werden zum Beispiel durch die Einfuhr infizierter Hunde aus Risikogebieten ausgelöst. Die meisten Tollwut-Fälle weltweit ereignen sich jedoch in Asien und Afrika.

Wie erkennst du an Tollwut erkrankte Tiere?

Mit Tollwut-infizierte Tiere erkennst du an einem starken Speichelfluss, Lähmungen und insbesondere an ihrem seltsamen Verhalten. Die Tiere verhalten sich nicht wie gewöhnliche Wildtiere oder Haustiere. Sie zeigen eine ungewöhnliche Zutraulichkeit und fehlende Scheu vor dem Menschen, aber auch besondere Aggressivität. Halte dich am besten fern von den Tieren und verständige den Amtstierarzt des Veterinäramtes über deinen Tollwut-Verdacht.

Tollwut: Symptome

Zwischen der Ansteckung mit dem Rabiesvirus und dem Ausbruch der Tollwut-Erkrankung vergehen in der Regel zwischen drei und acht Wochen. Diese Inkubationszeit hängt bei der Tollwut insbesondere davon ab, wo sich die Bissstelle infizierter Tiere und somit Eintrittsstelle der Rabiesviren in deinen Körper befindet. Befindet sich die Bissstelle nahe an deinem Gehirn, kann die Tollwut-Erkrankung auch in kürzerem Abstand zum Tierbiss aufflammen.

Beim Menschen verläuft die Tollwut-Erkrankung in drei Phasen.

  1. Prodromalphase: In der Prodromalphase stehen unspezifische Beschwerden (Prodromi) im Vordergrund. Neben Kopfschmerzen und Fieber können Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfälle, Husten, Unwohlsein sowie Schmerzen oder Juckreiz im Bereich der Bisswunde auftreten.
  2. Akute neurologische Phase: Die Symptome der neurologischen Phase werden bei Tollwut durch die Infektion deines Gehirns hervorgerufen. Eine mögliche Verlaufsform der Rabies ist die enzephalitische Form: Durch die Entzündung deines zentralen Nervensystems (Enzephalitis) kommt es zu Funktionsausfällen deines Gehirns. Sprachunfähigkeit, Unruhe, Verwirrtheit und Halluzinationen können auftreten. Besonders auffällig ist die ausgeprägte Scheu der infizierten Personen vor Wasser (Hydrophobie). Bereits das Sehen von Wasser oder Hören von Wasserplätschern führt dann zu einer erheblichen Angstreaktion und zum Verkrampfen der Schlund-Muskulatur. Neben der Hydrophobie treten außerdem vermehrtes Speicheln (Hypersalivation) und aggressive oder depressive Verstimmungen auf. Eine alternative, aber seltenere Verlaufsform der Tollwut ist die paralytische Form. Hierbei sind besonders die Nervenzellen und Nervenfasern deines Rückenmarks betroffen. Infolge dessen können Lähmungen (Paralyse), Muskelschwächen und Empfindungsstörungen (Parästhesien) auftreten. Auch deine Atem-Muskulatur kann betroffen sein.
  3. Koma: Zuletzt verfällt die mit Rabiesviren infizierte Person in ein Koma, was letztlich durch Lähmungen der Atem-Muskulatur oder des Herzens bereits wenige Tage nach Beginn der Symptome zum Tode führt.

Welcher Arzt hilft bei Tollwut?

Wenn du in ein Land reisen möchtest, in dem Tollwut vorkommt, dann kannst du dich bei deinem Hausarzt, bei Reisemedizinischen Beratungs- und Impfstellen oder beim Landesgesundheitsamt (hier arbeiten Fachärzte für Öffentliches Gesundheitswesen) über die Tollwut-Impfung informieren. Neben Tollwutrisiko, Reisedauer und Reisestil wird bei der individuellen Impf-Empfehlung auch die Verfügbarkeit von aktivem Tollwut-Impfstoff sowie Immunglobulinen (fertige Antikörper bei der passiven Tollwut-Impfung) im Reiseland berücksichtigt werden.

Tollwut: Diagnose

Sobald du Kontakt mit einem möglicherweise tollwütigen Tier hattest, solltest du einen Arzt aufsuchen. Insbesondere bei Biss- und Kratzwunden ist schnelle Hilfe gefragt. Je früher du im Akutfall eine Impfung erhältst und je genauere Angaben du zum Kontakt mit dem infizierten Tier machen kannst (gestreichelt, gebissen worden, abgeleckt worden), desto größer sind deine Chancen auf Rettung. Schon beim Verdacht auf einen Kontakt mit einem tollwütigen Tier wird dein Arzt daher aktive und in besonderen Fällen auch passive Tollwut-Impfungen verabreichen. Wissenswertes zur Tollwut-Impfung.

Tollwut: Behandlung und Impfung

Nach dem Biss oder einem anderen Kontakt mit einem möglicherweise tollwütigen Tier (streicheln, belecken deiner Haut) solltest du den Biss oder die Kontaktstellen möglichst rasch und gründlich mit sauberem Wasser und Seifenlauge (Spülmittellösung) ab- und auswaschen. Außerdem solltest du die Kontaktstelle mit Alkohol oder Jodlösung desinfizieren. Anschließend solltest du umgehend einen Arzt aufsuchen, der dir dann eine  entsprechende Tollwut-Impfung verabreichen kann. Der Tollwut-Impfstoff kann fertige Antikörper (Immunglobuline) enthalten, die das Tollwut-Virus in deinem Körper bekämpfen. Dies wird als passive Immunisierung bezeichnet. Zusätzlich kannst du eine aktive Impfung erhalten. Diese enthält abgetötete Virusbestandteile des Tollwut-Virus und regt deinen Körper zur Bildung spezifischer Antikörper gegen das Tollwut-Virus an. Die aktive Tollwut-Impfung kann auch ohne passive Impfung verabreicht werden. In welchen Fällen welche Tollwut-Impfungen eingesetzt werden können, erfährst du  in unserem Artikel zur Tollwut-Impfung.

Sind die ersten Symptome der Tollwut bereits aufgetreten, ist eine Tollwut-Impfung und die Gabe fertiger Antikörper (Immunglobuline) nicht mehr wirksam. In diesem Fall besteht die Therapie der Tollwut dann in der Regel aus der Linderung der auftretenden Symptome wie Krämpfen oder Atemlähmung. Zwischen dem Auftreten der ersten Tollwut-Symptome und dem Tod durch Atem- oder Herzlähmung liegen meistens nicht mehr als sieben Tage.

Tollwut vorbeugen

Vor Reisen ins Ausland solltest du dich rechtzeitig informieren, ob an deinem Reiseziel die Tollwut auftritt. Hier empfiehlt sich dann unter Umständen eine vorbeugende Tollwut-Impfung. Lass dich mindestens sechs Wochen vor deinem geplanten Reiseantritt reisemedizinisch beraten, damit noch genug Zeit für eine Grundimmunisierung gegen Tollwut bleibt.

Empfohlen wird die Tollwut-Impfung bei Reisen in Risikogebiete wie zum Beispiel Indien, China, Vietnam, Thailand, Indonesien, Bangladesch oder Pakistan.

Der beste Schutz vor Tollwut ist ein vorsichtiges Verhalten. Zeigt sich ein normalerweise scheues Wildtier ungewöhnlich zutraulich, solltest du jeden Kontakt vermeiden und dich von ihm fern halten.

Nach dem Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier solltest du die betroffenen Hautstellen unbedingt ausgiebig mit sauberem Wasser und Seife reinigen. Wenn möglich, solltest du die Kontaktstelle danach mit Alkohol oder Jodlösung desinfizieren. Auch wenn du ein möglicherweise an Tollwut gestorbenes Tier berührt hast, solltest du deine betroffenen Hautstellen mit Wasser und Seife gründlich reinigen und anschließend desinfizieren. Auf jeden Fall solltest du schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Hast du die Überreste eines möglicherweise mit Tollwut infizierten Tieres gefunden, informiere das örtliche Veterinäramt, einen Förster oder Ranger.

Für Menschen, die häufig Umgang mit tollwutgefährdeten Tieren haben, wird eine Impfung gegen Tollwut empfohlen. Zu diesem Personenkreis gehören beispielsweise Tierärzte, Förster, Waldarbeiter, Jäger sowie Menschen, die beruflich oder privat mit Fledermäusen zu tun haben. Mitarbeiter von Laboren, die mit dem Tollwut-Erreger arbeiten, sollten ebenfalls gegen Tollwut geimpft sein. Auch Haustiere müssen vor Tollwut geschützt werden, weil sie sich als Freigänger bei Wildtieren anstecken könnten. Hierzu informierst du dich am besten bei deinem Tierarzt.

Tollwut: Heilungschancen

Bist du nicht gegen Tollwut geimpft, hängt deine Überlebenschance davon ab, ob und wie schnell du nach Kontakt zum Tollwut-Erreger einen aktiven Immunschutz bekommst. Deswegen solltest du im Falle eines Kontakts mit einem möglicherweise infizierten Tier schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Je früher die nachträgliche Tollwut-Impfung mit Antikörpern erfolgt, desto besser sind die  Heilungschancen.