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Hepatitis C

Hepatitis C wird durch Hepatitis C-Viren (HPV) ausgelöst. Die Ansteckung verläuft über infiziertes Blut.
Hepatitis C wird fast ausschließlich über Blut übertragen oder über gemeinsam benutzte Injektionsnadeln bei Drogenabhängigen. Eine Ansteckung ist auch während der Geburt oder durch Geschlechtsverkehr möglich, aber selten.

Was ist Hepatitis C?

Sie ist die stille Infektion und viele wissen gar nicht, dass sie infiziert sind. Hepatitis C ist eine Viruserkrankung, die die Leber angreift. Folge: die Leberzellen entzünden sich. Der Erreger der Hepatitis C ruft zunächst nur unklare Beschwerden wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit hervor. Es ist daher oft reiner Zufall, wenn im Rahmen einer Routineuntersuchung oder beim Blutspenden die Diagnose Hepatitis C gestellt wird. Bis zu 26 Wochen nach der Ansteckung über den Blutweg kommt es zu Durchfall, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, häufig auch Gelbsucht. Bei Einigen heilt die akute Hepatitis C ohne bleibende Schäden aus. Bei Vielen kommt es jedoch zu einer chronischen Hepatitis C. Als chronisch wird eine Leberentzündung bezeichnet, wenn sie länger als sechs Monate andauert. Unbehandelt sind langfristig Leberentzündung bis Leberzirrhose und sogar Leberzellkrebs möglich. Es existiert eine Meldepflicht für alle diagnostizierten Hepatitis C-Infektionen. Von dem Virus gibt es mehrere Unterarten. Sie zu enttarnen, ist für die optimale Therapie einer Hepatitis wichtig.

Arten der Hepatitis

Je nachdem welche Virus-Art die Hepatitis auslöst, entsteht Hepatitis A, Hepatitis B, Hepatitis C, Hepatitis D oder Hepatitis E.

  • Hepatitis A ist die häufigste und harmloseste Variante. Sie wird oft auf Reisen durch Speichelkontakt, infiziertes Wasser und Essen (z.B. roh verzehrte Muscheln) sowie unsauberes Geschirr übertragen. Hepatitis A dauert im Durchschnitt zwei bis acht Wochen und heilt in der Regel folgenlos aus.
  • Hepatitis B und Hepatitis C können in chronischer Form die Leber schlimmstenfalls völlig zerstören. Mit dem Hepatitis B-Virus kannst du dich über Blut infizieren. Beispielsweise durch Stichverletzungen, Blutkonserven oder mehrfach benutzte Spritzen bei Drogenabhängigen. Eine Ansteckung ist auch durch Körpersekrete beim Geschlechtsverkehr möglich.
  • Hepatitis C wird fast ausschließlich über Blut übertragen oder bei Drogenabhängigen über gemeinsam benutzte Injektionsnadeln. Eine Ansteckung ist auch während der Geburt oder durch Geschlechtsverkehr möglich, aber seltener.
  • Hepatitis D ähnelt Hepatitis B.
  • Hepatitis E kommt fast nur in Südostasien, Indien, Afrika und Mittelamerika vor.

Was verursacht Hepatitis C?

Hepatitis C-Viren (HCV) sind die Auslöser von Hepatitis C. Es gibt von ihnen sechs Variationen, die als Genotypen bezeichnet werden. In Deutschland sind die Genotypen 1 und 3 am häufigsten vertreten. Der Genotyp 1 löst oft eine chronische Hepatitis C aus. Für die Therapieart und die Therapiedauer von Hepatitis C ist es wichtig zu wissen, welcher Genotyp für die Infektion verantwortlich ist.

Wenn das Hepatitis C-Virus in deinen Körper eingedrungen ist, gelangt es über deinen Blutkreislauf in die Leber. Das Immunsystem einiger Menschen kann den Erreger vertreiben. Die akute Hepatitis C heilt hier ohne Folgen aus. Bei anderen Menschen funktioniert das leider nicht, die Hepatitis wird chronisch. Hier können sich erst Jahre später mögliche Folgeschäden zeigen.

Risikogruppen und Risikofaktoren für Hepatitis C

Da die Ansteckung mit Hepatitis C durch den Kontakt mit infiziertem Blut erfolgt, sind Risikogruppen und Risikofaktoren:

  • Drogenabhängige: Sie verwenden häufig die gleichen Nadeln. Viren haben es dadurch leicht, sich auszubreiten.
  • Ärzte und Klinikpersonal: Sie können mit infektiösem Blut und Blutprodukten in Berührung kommen.
  • Bluttransfusionen: Sie sind seltene Ansteckungsquellen, denn sie werden schon im Vorfeld gründlich untersucht. Die Ansteckung mit Hepatitis C bei der Dialyse oder Blutspende ist dank sorgfältiger Kontrollen ebenfalls gering.
  • Geschlechtsverkehr oder Geburt: Eine Übertragung von Hepatitis C beim Geschlechtsverkehr oder bei der Geburt von der Mutter aufs Kind ist möglich, aber selten.
  • Tätowierungen und Piercing: Hier ist die Übertragung durch verunreinigte Instrumente möglich.

Symptome bei Hepatitis C

Tückisch an einer Hepatitis C ist, dass du anfangs von der Leberentzündung nichts spürst. Oft zeigen sich erst fünf bis zwölf Monate nach der Ansteckung erste Symptome, die häufig ignoriert oder anderen Krankheiten zugeschrieben werden.

In der ersten Phase der akuten Erkrankung fühlst du dich vielleicht leicht unwohl, aber bringst die folgenden, vorwiegend grippeähnlichen Symptome nur schwer mit Hepatitis C in Verbindung:

  • Abgeschlagenheit.
  • Schnelle Ermüdung im Alltag.
  • Muskel- und Gelenkschmerzen.
  • Leichtes Fieber. Fieber wie und wo messen?
  • Appetitlosigkeit.
  • Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfungen, Blähungen. Was tun bei Verstopfung?
  • Übelkeit beim Anblick und Geruch von fettem Essen, Fleisch, Alkohol und Zigarettenrauch.

Symptome einer erkrankten Leber können nach einiger Zeit hinzukommen, müssen aber nicht zwangsläufig:

  • Die Haut und das Weiße im Auge färben sich gelb.
  • Der Stuhl entfärbt sich.
  • Dunkler, oft tiefbrauner Urin durch den Gallenfarbstoff, der nicht mehr über die Leber abgebaut werden kann und über die Nieren ausgeschieden wird.

Eine chronische Hepatitis, die sich über Jahre hinweg schleichend entwickelt, zeigt sich häufig an:

  • Müdigkeit.
  • Verminderte Leistungsfähigkeit.
  • Juckreiz der Haut.
  • Schmerzen im Oberbauch.
  • Komplikationen bei chronischer unbehandelter Hepatitis C: Leberzirrhose, die schlimmstenfalls zu Leberkrebs führen kann.

Hepatitis C: Diagnose

Bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Hepatitis C-Virus (HPV) kann eine Blutprobe die ersten Hinweise geben. Hierbei wird besonderes Augenmerk auf die Leberwerte gelegt. Sie geben die Konzentration bestimmter Enzyme oder Eiweißstoffe im Blut an. Erhöhte Leberwerte deuten auf eine beginnende Leberentzündung oder auf eine nachlassende Leberfunktion hin. Wenn die Leber geschädigt ist, werden aus ihren Zellen Enzyme freigesetzt und gelangen ins Blut. Je stärker die Leberschädigung ist, desto höher ist der Enzymspiegel in deinem Blut-Serum. Die Mengenangabe für Enzyme im Blut-Serum wird als U/l angegeben. U bedeutet Unit. Das ist die internationale Einheit für Enzymwerte und entspricht einer Enzymmenge, die eine bestimmte Menge Stoff in einer Minute umsetzen kann. Zu den Leberwerten zählen folgende Enzyme:

Glutamat-Oxalazetat-Transaminase (GOT)

Dieses Enzym wird heute als Aspartat-Aminotransferase, kurz AST oder ASAT, bezeichnet. Es kann auf eine Leberschädigung hinweisen. Ursache dafür kann eine Hepatitis (Leberentzündung) oder eine Leberzirrhose sein. Das GOT bzw. AST-Enzym und das GPT bzw. ALT werden als Transaminasen bezeichnet, da sie bei der Umsetzung von Aminosäuren beteiligt sind. AST gibt es allerdings nicht nur in der Leber, sondern auch im Herzmuskel in größeren Mengen. Deshalb kann eine GOT-Erhöhung auch auf einen Herzinfarkt hinweisen. Normalwerte für GOT bzw. AST.

Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT)

Die heutige Bezeichnung für GPT lautet ALT. Das ist die Abkürzung von Alanin-Aminotransferase, was auch als ALAT abgekürzt werden kann. GPT bzw. ALT kommt fast nur in der Leber vor. Erhöhte Werte deuten auf eine beginnende Leberschädigung hin. Normalwerte für ALT und was erhöhte Werte bedeuten.

Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)

Gamma-GT ist bei vielen Lebererkrankungen erhöht, bei denen gleichzeitig auch eine Stauung der Gallenflüssigkeit vorliegt.
Erfahre mehr über Normalwerte für Gamma-GT und was zu hohe GGT-Werte bedeuten können.

Alkalische Phosphatase (AP)

Die Alkalische Phosphatase wird in der Leber produziert und zur Unterstützung der Verdauungsarbeit in den Darm abgegeben. Deshalb ist die AP erhöht, wenn eine Lebererkrankung mit gleichzeitiger Stauung der Gallenflüssigkeit vorliegt. AP kommt außerdem im Knochen vor und kann auch auf Knochenerkrankungen hinweisen. Normalwerte für AP

Laktatdehydrogenase (LDH)

Dieses Enzym kommt in größeren Mengen in der Leber, im Herz- und Skelettmuskel sowie in roten Blutkörperchen vor. Eine Erhöhung kann auf Lebererkrankungen. auch auf einen Herzinfarkt oder vermehrten Abbau roter Blutkörperchen hinweisen.
Normbereich: bis 80-240 U/l.

Bilirubin (Bili)

Der Gallenfarbstoff Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Erfahre mehr über die Funktion von Hämoglobin und den Blutwert Hämoglobin.

Beim Abbau von Hämoglobin entsteht zunächst eine wasserunlösliche Form (indirektes Bilirubin), die in deiner Leber in eine wasserlösliche Form (direktes Bilirubin) umgewandelt und anschließend über die Gallenflüssigkeit ausgeschieden wird. Im Blut-Serum werden sowohl das direkte als auch das Gesamtbilirubin gemessen. Bei Überschuss des Bilirubins kommt es zur Gelbsucht, auch Ikterus genannt. Der Farbstoff bewirkt dann eine Gelbfärbung der Haut und auch das Weiße im Auge wird gelb.

Normalwerte für Bilirubin:
Gesamtbilirubin: bis 1,2 mg/dl
Direktes Bilirubin: bis 0,25 mg/dl

Zu einer Erhöhung der Bilirubin-Werte kommt es bei Blutarmut durch vermehrten Zerfall der Blutkörperchen (Hämolyse), bei Schädigung der Leberzellen (Hepatitis, Leberzirrhose oder Tumorerkrankungen) oder Abfluss-Stauungen (Stauungsikterus) in den Gallenwegen, zum Beispiel durch Gallensteine oder Tumor.

Mehr Wissenswertes über Blut- und Normalwerte findest du in unserem Medizin-Dolmetscher unter Laborwerte.

ELISA-Test: Nachweis von Antikörpern gegen das Hepatitis C-Virus

Um den Verdacht auf Hepatitis C zu erhärten, versucht das Labor in einer Blutprobe Antikörper gegen das Virus nachzuweisen (Anti-HCV).

Hier kommt der ELISA-Test zum Einsatz: ELISA steht für enzyme-linked immunosorbent assay. Wird eine Substanz von deinem Immunsystem als fremd erkannt, bildet es Antikörper. Diese docken an das fremde Molekül an und markieren es.

Diese so genannte Antikörper-Antigen-Reaktion wird für den ELISA-Test verwendet. Soll ein bestimmtes Protein nachgewiesen werden, müssen die dazu passenden Antikörper bekannt sein und zuvor mit verschiedenen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren hergestellt worden sein. Ist dann in einer Probe das gesuchte Protein vorhanden, fischen es die auf ein Trägermedium aufgebrachten Antikörper heraus. Dabei wird eine von Enzymen gesteuerte Reaktion ausgelöst, die zu einem sichtbaren Farbniederschlag führt.

Die Antikörper gegen das Hepatitis C-Virus (HCV-AK) lassen sich erst etwa drei Monate nach der Infektion nachweisen. Die Antikörper verbleiben allerdings jahrzehntelang im Körper. Auch dann noch, wenn die Hepatitis C-Erkrankung schon überwunden wurde. Der Nachweis von Antikörpern gegen das Hepatitis C-Virus erlaubt daher keinerlei Rückschlüsse auf den Zeitpunkt und den Schweregrad der Hepatitis C-Erkrankung.

Liegt ein positiver ELISA-Test vor, kann die Erbsubstanz der Hepatitis C-Viren sichtbar gemacht werden. Damit soll der Hepatitis C-Erreger eindeutig nachgewiesen werden. Das erlaubt die Aussage, ob eine Hepatitis C-Infektion vorliegt oder nicht.

PCR-Test zum Nachweis der Hepatitis C-Erreger

Mit einem PCR-Test, auch Polymerase Chain Reaction genannt, kann das Erbgut der Hepatitis C-Viren sichtbar gemacht werden. Das ist die Ribonukleinsäure, kurz RNS. Sie gehört mit der Desoxyribunukleinsäure, kurz DNS, zu den Trägern der Erbsubstanz. Jeder Organismus besitzt eine charakteristische Struktur der RNS, die im PCR-Testverfahren genutzt wird. Der qualitative PCR-Test sagt nicht aus, in welchen Mengen das Hepatitis C-Virus im Körper vorkommt und auch nicht, um welche Virus-Untergruppe es sich handelt. Der qualitative PCR-Test sagt aus, ob eine Infektion mit Hepatitis C vorliegt oder nicht.

Um die Virusmenge (Viruslast) in deinem Körper zu bestimmen, kann der quantitative PCR-Test zum Einsatz kommen. Er weist die Anzahl der Hepatitis C-Viren in einem Milliliter Blut nach. Somit kann dein Arzt feststellen, wie gut du auf eine Therapie ansprichst. Ist die HCV-RNA-Menge kleiner als 600.000 U/ml ist die Viruslast niedrig. Faustregel: Je niedriger die Viruslast, desto besser hat die Therapie bei dir angeschlagen. Über das Fortschreiten und den aktuellen Stand der Leberschädigung sagt die Anzahl der HCV-Viren jedoch nichts aus.

Die Genotypisierung nennt Erreger beim Namen

Um die Unterart des Hepatitis C verursachenden Virus herauszufinden, kann eine Genotypisierung vorgenommen werden. Derzeit werden sechs HCV-Genotypen und davon wiederum etwa 100 Untergruppen unterschieden. Je nach Genotyp und Virusmenge (Viruslast) kann die Therapieart und Therapiedauer von Hepatitis C individuell an deine Erkrankung angepasst werden.

Eine Sonografie bildet die Leber ab

Mit einer Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) kann dein Arzt die Größe, Form und die Beschaffenheit deiner Leber abbilden. Fehlfunktionen deiner Leber können mit der Sonografie allerdings nicht sichtbar gemacht werden. Bei der Sonografie werden Ultraschallwellen aus einem Schallkopf durch dein Lebergewebe gesendet. Dazu setzt der Arzt den mit einem speziellen Gel präparierten Schallkopf auf deinen rechten Oberbauch auf und fährt das zu untersuchende Gebiet mit leichtem Druck fächerförmig in verschiedene Richtungen ab. Die Ultraschallwellen werden an den Grenzen zwischen Organen und Geweben in unterschiedlichem Maße zurückgeworfen. Der Schallkopf nimmt diese reflektierten Schallwellen wieder auf und errechnet daraus ein Bild, was sich dein Arzt auf einem Bildschirm anschauen kann.

Eine Biopsie zur Gewebeuntersuchung

Wie schwer die Leberschädigung fortgeschritten ist und ob eine Zirrhose oder Leberzellkrebs vorliegt, kann mithilfe einer Biopsie herausgefunden werden. Die dabei entnommene Gewebeprobe kann auch bei unklaren Leberwerterhöhungen Klarheit über deren Ursache bringen.

Bei der perkutanen Leberbiopsie wird dein rechter Leberlappen punktiert. Haut, Bauchfell und Leberkapsel sind dabei lokal betäubt. Während der Biopsie liegst du auf dem Rücken. Die geeignete Stelle für die Punktion legt dein Arzt vor dem Eingriff mit Ultraschall fest. Anschließend wirst du über mindestens sechs Stunden überwacht, um deine Herzfrequenz und deinen Blutdruck zu kontrollieren sowie Nachblutungen auszuschalten.

Mithilfe der Mini-Laparoskopie (Bauchspiegelung) kann dein Arzt Veränderungen an deiner Leberoberfläche erkennen. Die Untersuchung erfolgt in Narkose. Dabei wird deine Bauchdecke durch Einleiten von Lachgas angehoben. Eine Nadel mit Minioptik wird eingebracht, mit der deine Leber und deine Bauchdecke beurteilt werden können. Außerdem kann mit einem zweiten kleinen Einstich eine Gewebeprobe entnommen werden. Danach wird das Lachgas wieder aus deinem Bauchraum entfernt, die Einstichstellen werden versorgt und du bleibst zur Überwachung einen Tag in der Klinik.

Welcher Arzt kann bei Hepatitis C helfen?

Hepatitis C wird von Spezialisten für Lebererkrankungen, genannt Hepatologen, behandelt. Auch Gastroenterologen mit hepatologischem Schwerpunkt, Infektiologen, Suchtmediziner, spezialisierte Hausärzte oder hepatologische Schwerpunktpraxen sind für die fachkundige Behandlung von Hepatitis C bestens gerüstet.

Hepatitis C: Therapie

Wenn Blut-Untersuchungen und Gewebeproben auf eine Hepatitis C-Infektion hindeuten, ist eine individuell angepasste Therapie wichtig.

Zur Behandlung einer akuten Hepatitis C kommt in der Regel eine mehrmonatige Kombinationstherapie aus einem Anti-Viren-Mittel und PEG-IFN (pegyliertes Interferon alpha) zum Einsatz. Interferon alpha ist ein eine Eiweiß-Zucker-Verbindung, die vom menschlichen Körper zur Abwehr von Fremdstoffen gebildet wird. Um die Wirksamkeit des Interferons im Körper zu steigern, wird Interferon alpha in pegylierter Form eingesetzt. Unter Pegylierung bedeutet Ankoppeln so genannter PEG-Ketten (Poly-Ethylen-Glykol-Kette) an das Interferon alpha-Molekül. Die PEG-Ketten stellen eine Art Schutzmantel dar, der vor allzu schnellem Abbau bewahrt und für gleichmäßige, hohe Wirkspiegel im Blut sorgt. Pegyliertes Interferon alpha muss einmal pro Woche unter die Haut gespritzt werden.

Die Therapie mit pegyliertem Interferon alpha wird durch das Anti-Viren-Mittel Ribavirin unterstützt. Es blockiert die Vermehrung der Hepatitis-C-Viren. Die Ribavirin-Tabletten werden in der Regel täglich eingenommen. Vorsicht: Ribavirin kann ein ungeborenes Kind schwer schädigen! Deshalb ist eine strikte Empfängnisverhütung während deiner Therapie und bis sieben Monate nach Ende der Therapie absolut notwendig. Eine Schwangerschaft muss vor Beginn einer Therapie ebenso ausgeschlossen werden.

Je früher mit der Therapie begonnen wird, je jünger du bist und je besser dein Allgemeinzustand, desto besser.

Ziel der Hepatitis C-Therapie ist, eine Virusfreiheit zu erreichen. Das wird als SVR (SVR = sustained virological response, also dauerhaftes virologisches Ansprechen) bezeichnet. Wenn das Hepatitis C-Virus aus deinem Körper entfernt werden kann, gewinnst du sowohl Lebensqualität als auch Lebensjahre zurück. Denn das Risiko, an Leberzirrhose oder Leberkrebs zu erkranken oder zu sterben, sinkt.

War deine Leber vor der Therapie bereits geschädigt, erholt sie sich nach der Therapie häufig wieder. Daher: Gib nicht auf und halte durch!

Nebenwirkungen der Hepatitis C-Therapie

Oft treten bei der Kombinationstherapie unangenehme Nebenwirkungen wie Fieber und Schüttelfrost auf. Wird durch die Hepatitis C eine Leberzirrhose ausgelöst, kann eine Lebertransplantation nötig werden.

Ganz wichtig bei der Therapie von Hepatitis C ist dein konsequenter Verzicht auf Alkohol. Ebenso meiden solltest du Medikamente, die die Leber belasten. Dazu gehören Östrogen-Präparate und bestimmte Schmerzmittel. Körperliche Schonung unterstützt deine Therapie.

Hepatitis C vorbeugen

Viele Menschen wissen nichts von ihrer Infektion mit Hepatitis C, da es keine spezifischen Symptome nur für diese Krankheit gibt. Die Dunkelziffer einer Hepatitis C-Erkrankung liegt daher recht hoch.

Im Gegensatz zu Hepatitis A und Hepatitis B gibt es gegen Hepatitis C leider keine Schutzimpfung. Du kannst aber folgende Vorsichtsmaßnahmen anwenden, um das Infektionsrisiko zu minimieren:

  • Vermeide Zahnbürsten, Nagelschere, Nagelfeile, Rasierutensilien und Spritzen mit infizierten Personen zu teilen.
  • Benutze beim Geschlechtsverkehr Kondome.
  • Bei der Organspende, Blutwäsche oder Blutproben ist das Ansteckungsrisiko mit Hepatitis C aufgrund strikter Kontrollen sehr gering.

Hepatitis C: Heilungschancen

Hepatitis C ist heilbar. Wie schnell das geht, hängt nicht nur vom Virustyp ab, sondern auch davon, wie früh die Therapie begonnen hat und wie gut der Betroffene auf die Therapie anspricht. Etwa jeder Dritte kann geheilt werden. Bei über 50 Prozent der Hepatitis C-Erkrankten entwickelt sich aus der akuten Hepatitis C eine chronische Hepatitis C, die aber mit der richtigen Therapie gute Heilungschancen hat. Bei etwa 35 Prozent der Betroffenen entwickelt sich eine Leberzirrhose. Auch Leberkrebs kann entstehen. Weitere Folgen einer chronischen Hepatitis C können Entzündungen sein, oft der Schilddrüse, des Nierengewebes sowie der Speichel- und Tränendrüsen.

Auch die Variante des Hepatitis C-Virus hat Einfluss auf die Heilungschancen. Durchschnittlich 50 % der Patienten mit Genotyp 1, 90% der mit Genotyp 2 Infizierten und 80% der Erkrankten mit Genotyp 3 können erfolgreich therapiert werden.

Tipps für Angehörige und Freunde

Viele Menschen mit Hepatitis C leiden darunter, dass sie als drogensüchtig, alkoholkrank oder sexsüchtig abgestempelt werden. Hepatitis C ist aber kein Tabuthema und kein Makel. Hepatitis C kann jeden treffen.

  • Egal, ob bei dir selbst Hepatitis C diagnostiziert wurde oder bei deinem Partner, Angehörigen und Freunden. Euch allen kann es helfen, sich ausführlich über die Erkrankung zu informieren. Selbsthilfegruppen bieten Raum für Gespräche, Rat und Hilfe. Gemeinsam könnt ihr über Ängste und Probleme sprechen, euch austauschen, euch Kraft, Mut und Trost spenden.
  • Hepatitis C wird zwar durch Blut-zu-Blut-Kontakt übertragen, doch das Infektionsrisiko im alltäglichen Miteinander ist eher gering. Du kannst Geschirr, Besteck, Dusche, Toilette mit anderen teilen. Vorsicht allerdings bei Dingen, die mit Blut in Berührung gekommen sind oder kommen könnten. Dazu gehören beispielsweise Zahnbürste, Nagelschere oder Rasierer. Diese Dinge sollten nicht gemeinsam genutzt werden.
  • Umarmen und küssen ist in der Regel kein Problem. Eine Übertragung bei nicht-verletzungsträchtigen Sexualpraktiken ist zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich. Das Risiko steigt jedoch, wenn der Geschlechtsverkehr während der Menstruation stattfindet oder bei Sexualpraktiken, bei denen eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht. Du kannst dich und deinen Partner mit Kondomen am besten schützen.
  • Zeigt eurem erkrankten Partner, Angehörigen oder Freund, dass ihr ihn unterstützt und hinter ihm steht – egal, was passiert.
  • Sprecht unbedingt darüber, welche Form der Unterstützung erwünscht ist. Manche Menschen möchten einfach nur wissen, dass im Notfall jemand für sie da ist und wollen den Therapieweg alleine gehen. Andere wollen über die Krankheit reden, gemeinsam nach Lösungen suchen und sind dankbar, wenn jemand mit ihnen zum Arzt geht. Wieder andere möchten zwar an ihre Medikamenteneinnahme erinnert werden, brauchen aber ansonsten ein wenig Abstand. Du kennst deine Lieben am besten. Findet heraus, was euch allen hilft, mit der Situation besser und vor allem normal umzugehen.
  • Und bitte vergiss nicht: als Angehöriger eines mit Hepatitis C infizierten Menschen musst du dich nicht aufgeben, um dem anderen zu helfen und eine Stütze für ihn zu sein. Du musst nicht immer stark sein. Hol dir Hilfe, wenn du nicht mehr weiter weißt, dich die Situation überfordert oder du einfach nur mal reden willst. Auch hier bieten Selbsthilfegruppen eine gute Anlaufstelle. Du bist nicht allein!
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Heuschnupfen

Mädchen im Rapsfeld leidet wegen Heuschnupfen unter tränenden Augen und laufender Nase.
Heuschnupfen ist eine Allergie gegen Eiweißbestandteile von Blütenpollen bestimmter Bäume, Sträucher oder Gräser. Pollen werden vom Wind verbreitet. Sie fliegen bis zu 400 Kilometer weit.

Wie entsteht Heuschnupfen?

Heuschnupfen, auch allergischer Schnupfen oder Pollinosis genannt, ist Symptom einer Allergie gegen Eiweißbestandteile bestimmter Blütenpollen von Bäumen, Sträuchern, Getreide, Kräutern oder Gräsern. Die Pollenallergie ruft eine allergisch bedingte Entzündung deiner Nasenschleimhaut hervor. Mediziner bezeichnen das als allergische Rhinitis und als saisonale allergische Rhinitis. Heuschnupfen tritt saisonal auf. Also nur in Monaten, in denen die Pollen fliegen. Danach verschwinden die typischen Heuschnupfen Symptome wie Nasenlaufen, Niesattacken und tränende Augen wieder.

Bei einer Pollenallergie nimmt dein Immunsystem die normalerweise harmlosen Blütenpollen als körperfremde und Allergie auslösende Substanzen (Allergene) wahr. Für diese Allergene wird dein Immunsystem schon beim ersten Kontakt mit den Allergieauslösern sensibilisiert und bildet daraufhin Antikörper gegen die vermeintlich gefährlichen Pollen.

Die Pollen-Antikörper sitzen auf der Oberfläche der sogenannten Mastzellen deiner Haut, Magenschleimhaut, Lunge und oberen Atemwegen. Mastzellen enthalten den Botenstoff Histamin. Gelangen die Pollen, das sind die Allergene bei Heuschnupfen, nach dem Erstkontakt erneut in deinen Körper, verbinden sie sich im Rahmen der Abwehrreaktion mit zwei oder mehr Antikörpern. Dabei platzen die Mastzellen. Das Histamin wird freigesetzt und verursacht eine Entzündungsreaktion. Die Entzündung wiederum reizt dein körpereigenes Gewebe und ruft die typischen Heuschnupfen-Symptome hervor.

Allergien und Heuschnupfen können sich entwickeln, wenn dein Körper schon in den ersten Lebensmonaten, in denen deine Immunabwehr noch nicht vollständig ausgebildet war, körperfremdes Eiweiß verarbeiten musste. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn Babys nicht gestillt werden und stattdessen Fertignahrung bekommen. Hypoallergene Fertignahrung ist hingegen frei von körperfremden Eiweißstoffen.

Wann tritt Heuschnupfen auf?

Im Frühjahr sind vor allem Pollen von Haselnuss, Erle und Birke für deinen allergischen Schnupfen verantwortlich. Im Sommer kann unter anderem der Wegerich für Heuschnupfen sorgen. Im Herbst machen Pollen von Getreide und Beifuß vielen Pollen-Allergikern Probleme. Doch nicht nur die Art der Allergie auslösenden Pollen sind bei Heuschnupfen entscheidend, sondern auch die Pollenmenge.

In der Hauptblütezeit von Gräsern und Co. schwirren eine riesige Menge Pollen umher und verursachen die stärksten Beschwerden. In der Vor- und Nebenblüte sind geringere Mengen an Pollen unterwegs, die aber dennoch für mehr oder weniger starke allergische Reaktionen sorgen können. Da Pollen vom Wind verbreitet werden, können sie auf diese Weise Entfernungen von bis zu 400 Kilometern zurücklegen und somit auch in Gegenden ohne blühende Allergieverursacher für Heuschnupfen sorgen. Ist die Blütezeit zu Ende, verschwinden in der Regel auch die Beschwerden des Heuschnupfens wieder.

Hast du neben deinem Heuschnupfen noch eine Allergie gegen Hausstaubmilben, dann kannst du ohne entsprechende Behandlung das ganze Jahr von Beschwerden wie allergischem Dauerschnupfen geplagt werden. Allergischer Dauerschnupfen kann außerdem auf eine Allergie gegen Tierhaare, Federn oder Schimmelpilze hindeuten.

Welche Symptome treten bei Heuschnupfen auf?

Heuschnupfen kann sich durch folgende Beschwerden bemerkbar machen, die individuell verschieden stark ausfallen können und die auch nicht alle gemeinsam auftreten müssen:

  • Ständige und lang anhaltende Niesattacken
  • Stark wässriger Schnupfen
  • Geschwollene Nasenschleimhäute
  • Juckreiz in der Nase
  • Juckreiz im Rachen
  • Juckreiz der Augen
  • Rötung der Augen
  • Starker Tränenfluss
  • Lichtempfindlichkeit
  • Schwellungen der inneren Augenwinkel
  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit

Die Symptome bei Heuschnupfen enden schlagartig mit dem Ende der jeweiligen Blütezeit und verursachen in der Regel keine weiteren Probleme.

Gibt es Komplikationen bei Heuschnupfen?

Bei Heuschnupfen kann es zu einer Anaphylaxie kommen. Das ist eine überschießende  Immunreaktion in deinem ganzen Körper. Die Anaphylaxie kann auftreten, wenn eine extreme Empfindlichkeit gegen eine von deinem Körper als fremd oder feindlich wahrgenommene Pollenart besteht. Bei dieser überschießenden Immunreaktion werden große Mengen Histamin in deinem ganzen Körper freigesetzt. Das hat Folgen:

  • Anschwellen von Gesicht, Lippen und Zunge (Angioödem)
  • Verengung deiner Luftwege
  • Extrem starker Blutdruckabfall (anaphylaktischer Schock)

Eine Anaphylaxie ist lebensgefährlich und sollte sofort ärztlich behandelt werden.

Eine weitere mögliche Komplikation eines langjährig bestehenden starken Heuschnupfens kann ein allergisches Asthma sein.

Welcher Arzt hilft bei Heuschnupfen?

Bei Verdacht auf Heuschnupfen kannst du einen Allergologen aufsuchen. Das ist ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung Allergologie. Das wiederum kann ein Hautarzt sein (FA Haut- und Geschlechtskrankheiten), ein Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO-Arzt), ein Lungenfacharzt (FA Innere Medizin und Pneumologie), ein Internist oder ein Kinderarzt, der eine Zusatzausbildung zum Allergologen absolviert hat.

Auch naturheilkundlich tätige Ärzte und Heilpraktiker können Hilfe bei Heuschnupfen anbieten.

Welche Tests für Heuschnupfen gibt es?

Wenn du dir nicht sicher bist, ob deine Niesattacken, dein Dauerschnupfen und deine geröteten und juckenden Augen tatsächlich eine Pollenallergie als Auslöser haben, kann dein Arzt zur Diagnosefindung auf Allergie-Tests zurückgreifen. Du hilfst deinem Arzt, wenn du ihm genau erzählst, welche Heuschnupfen Beschwerden bei dir in welchen Situationen wie heftig auftreten.

Anhand eines Pollenflugkalenders (aus dem Internet oder aus der Apotheke) lässt sich außerdem die Gruppe der Pflanzen eingrenzen, die deinen Heuschnupfen möglicherweise auslösen.

Prick-Test: Feine Ritzer für klare Allergie-Reaktionen

Beim Prick-Test (prick = Einstich) werden unterschiedliche, Allergie auslösende Substanzen (Allergene) auf deinen Unterarm gegeben und deine Haut mit einer Nadel leicht eingeritzt. Reagierst du auf eine der Testsubstanzen positiv, also allergisch, kommt es im Bereich des Auftragungsortes nach wenigen Minuten zu einer Rötung. Du spürst Juckreiz und Quaddeln bilden sich. Der Prick-Test kommt beim Allergologen insbesondere zum Nachweis von Allergien auf verschiedene Blütenpollen und Gräser (Heuschnupfen), Hausstaubmilben, Tierhaare, Insektengifte sowie Lebensmittel- und Kosmetik-Inhaltsstoffe zum Einsatz.

Bitte sag deinem Allergologen unbedingt, welche Medikamente du einnimmst. Wenn du zum Beispiel Antihistaminika (das ist eine Wirkstoffgruppe, enthalten in Medikamenten gegen Allergien) und Kortikoide (zur Behandlung von u. a. Asthma und Cluster-Kopfschmerz) einnimmst, kann das Ergebnis des Prick-Tests verfälscht werden.

Antikörper-Analyse: Auf der Suche nach IgE

Wenn der Prick-Test keine eindeutigen Ergebnisse für die Diagnose Heuschnupfen geliefert hat, kann dein Allergologe eine Blutuntersuchung veranlassen. In deinem Blutserum werden dann sogenannte IgE-Antikörper analysiert. Das sind spezielle Antikörper, Immunglobuline genannt, die körperfremde Eindringlinge markieren. Dadurch können sie von anderen Zellen erkannt und unschädlich gemacht werden. Immunglobuline der Klasse E (IgE) stimulieren außerdem bestimmte Zellen zur Ausschüttung von Stoffen, die Entzündungen hervorrufen. Im Blutserum von Allergikern sind IgE-Antikörper nachweisbar, die zum Allergie auslösenden Stoff (Allergen) passen. Solltest du also auf Birkenpollen mit Heuschnupfen reagieren, dann ist davon auszugehen, dass sich in deinem Blutserum die passenden IgE-Antikörper nachweisen lassen.

Radio-Allergo-Sorbent-Test: Bestimmt den Schweregrad der allergischen Reaktion

Beim Radio-Allergo-Sorbent-Test, kurz RAST, ist das Antigen (zum Beispiel Birkenpollen) vom industriellen Hersteller dieses Tests an kleine Papierscheiben angeheftet. Bist du Birkenpollen-Allergiker, enthält dein Blutserum spezielle Antikörper, sogenannte Immunglobuline der Klasse E (IgE), die körperfremde Eindringlinge markieren.

Wird dein Blutserum mit dem Antigen (Birkenpollen) zusammengebracht, bildet sich ein Antigen/IgE-Komplex. Diesem wird ein radioaktiv markierter Antikörper zugegeben. Über die Messung der Radioaktivität kann dann bestimmt werden, wie viel Antikörper der Antigen/IgE-Komplex gebunden hat. Daraus lässt sich wiederum die Menge des in deinem Blut vorhandenen Birkenpollen-IgE bestimmen.

Je nach Schweregrad der allergischen Reaktion ist der RAST in verschiedene Klassen von 0-6 (alternativ 0-4) unterteilt. 0 bedeutet kein Nachweis von IgE-Antikörpern in deinem Blut, also keine allergische Reaktion. 6 (alternativ 4) bedeutet hohe Konzentration von IgE-Antikörpern im Blut, also schwere allergische Reaktion.

Entzündungsparameter im Blut weisen allergische Reaktionen nach

Bei Heuschnupfen treffen die allergieauslösenden Pollen auf die von deinem Immunsystem freigesetzten Antikörper. Dabei wird Histamin freigesetzt. Lies mehr dazu unter Wie entsteht Heuschnupfen?

Histamin verursacht eine Entzündungsreaktion. Diese wiederum reizt dein Gewebe und ruft die Allergiesymptome hervor.

Um die Entzündungsreaktion in deinem Körper nachzuweisen, nimmt dein Allergologe dir Blut ab und lässt es untersuchen. Zeigt sich in deinen Laborwerten eine erhöhte Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), eine beschleunigte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BKS) sowie eine Erhöhung des sogenannten C-Reaktiven Proteins (CRP), deutet das auf eine Entzündung hin. Lies mehr zu Normalwerten des C-Reaktiven Proteins und zum Laborwert CRP.

Was hilft bei Heuschnupfen?

Heuschnupfen kann ebenso wie andere Allergien vorbeugend und akut behandelt werden. Bei der Therapie von Heuschnupfen wird in der Regel in drei Schritten vorgegangen:

  1. Allergievermeidung
  2. Therapie der Symptome
  3. Hyposensibilisierung

Bei der Allergievermeidung bist du selbst gefragt. Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen kannst du dafür sorgen, dass du trotz Heuschnupfen auch in der Pollenflugzeit durchatmen kannst. Heuschnupfen vorbeugen

Bei der Therapie deiner Heuschnupfen-Symptome kannst du auf Medikamente, auf die Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch eine Reiztherapie wie die Eigenblutbehandlung oder auch auf Hausmittel setzen. Lass dich von deinem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und achte bei Heuschnupf-Mitteln auf die korrekte Anwendung.

Hausmittel bei Heuschnupfen

Wenn du Heuschnupfen hast, sind die Schleimhäute deiner Nase angegriffen. Um sie zu befeuchten, schwören viele Allergiker auf eine Nasendusche mit Salzlösung und lauwarmem Leitungswasser. Mithilfe der Nasendusche können auch Pollen für kurze Zeit aus der Nase gespült werden.

Jucken deine Augen bei Heuschnupfen sehr stark und sind sie geschwollen, kann eine kühle Kompresse unterstützend zur Medikation ein wenig Linderung verschaffen. Doch Vorsicht: Die Haut unter deinen Augen und auf deinen Lidern ist sehr dünn und empfindlich. Daher sollten die Kompressen nicht gefroren aufgelegt werden.

Medikamente gegen Heuschnupfen

Wenn du weißt, welche Pollen deinen Heuschnupfen auslösen, kannst du schon vor Beginn der Blütezeit damit beginnen, Nasensprays oder Nasentropfen aus der Wirkstoffgruppe der Mastzellenstabilisatoren anzuwenden. Die Mastzellen in deinem Körper enthalten den Botenstoff Histamin. Platzen die Mastzellen durch die Antigen (Blütenpollen)-Antikörper-Reaktion, wird Histamin freigesetzt und eine Entzündungsreaktion in Gang gebracht. Diese Entzündungsreaktion reizt das Gewebe und ruft die Allergiesymptome hervor. Damit Nasensprays bei Heuschnupfen besser wirken können, solltest du deine Nase vor der Anwendung durch einmal kräftiges Schnäuzen von Pollen und anderen Fremdstoffen befreien. Lies dir die Packungsbeilage aufmersam durch.

Medikamenten-Wirkstoffe aus der Gruppe der Mastzellenstabilisatoren reichern sich in den Mastzellen an. Sie verhindern die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsstoffen.

Die Wirkstoffgruppe der Antihistaminika, die in Tabletten gegen Heuschnupfen und Allergien enthalten ist, blockiert oder schwächt die Wirkung von Histamin. Sie wirken über den Blutkreislauf.

Hilfe bei Heuschnupfen aus der Apotheke

Eigenblutbehandlung bei Heuschnupfen

Bei diesem naturheilkundlichen Verfahren wird dir eine geringe Menge Blut aus der Vene entnommen. Das Blut wird dir dann ins Gesäß zurück gespritzt. Dein Körper erkennt das gespritzte Blut nicht mehr als Blut, sondern stuft es als Fremdeiweiß ein. Durch eine entsprechende Immunantwort sollen die Selbstheilungskräfte deines Körpers angeregt werden.

Um eine Überstimulation deines Immunsystems und damit eine mögliche Verschlechterung der Abwehrlage zu vermeiden, betragen die Abstände zwischen den Eigenblutbehandlungen in der Regel mindestens sieben Tage. Bei einem akuten Infekt muss die Eigenbluttherapie unterbrochen werden.

Es gibt verschiedene Formen der Eigenblutbehandlung, die sich in der Art der Blutaufbereitung außerhalb deines Körpers und die Art der Rückführung des Blutes in deinen Körper unterscheiden. Bei Heuschnupfen können beispielsweise diese Methoden zum Einsatz kommen:

Bei der konventionellen Eigenblut-Therapie wird dir das entnommene Blut intramuskulär, also in deinen Muskel gespritzt. Es kann pur oder mit homöopathischen oder pflanzlichen Mittel versetzt sein.

Bei der Methode des potenzierten Eigenblutes wird dein Blut nach der Entnahme nach homöopathischer Weise verdünnt (potenziert) und dann in bestimmten Abständen eingenommen.

Als Nebenwirkungen der Eigenblutbehandlung kann es zu einer Erstverschlimmerung deiner Heuschnupfen Symptome kommen. Das liegt daran, dass es sich bei der Eigenblutbehandlung um eine Reiztherapie handelt, bei der sich dein Körper mit Dingen auseinandersetzen muss, die ihm neu sind.

Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen

Die Hyposensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie (SIT) genannt, funktioniert ähnlich wie eine Impfung. Du bekommst eine winzige Menge der Allergie auslösenden Substanz (Allergen) gespritzt. In höherer Dosierung würde das Allergen bei dir eine heftige Allergiereaktion hervorrufen. Bei niedriger Dosierung kann sich dein Körper langsam an den Stoff gewöhnen. Auf diese Weise merkt sich dein Immunsystem, dass es auf diesen Stoff nicht mehr zu reagieren braucht. In den ersten Wochen spritzt dein Arzt das Allergen einmal wöchentlich, und zwar jedes Mal in einer geringfügig höheren Dosis. Ist die Maximaldosis erreicht, bekommst du in der Regel alle vier bis acht Wochen eine Spritze. Die Hyposensibilisierung ist eine langwierige Therapie des Heuschnupfens. In den meisten Fällen ist die Behandlung erst nach drei Jahren abgeschlossen.

Die Hyposensibilisierung ist leider auch nicht ganz risikoarm. Als Nebenwirkungen können allergische Reaktionen wie rote, juckende Quaddeln an der Einstichstelle, Kreislaufprobleme, Übelkeit und schlimmstenfalls ein allergischer Schock auftreten.

Bei der Kurzzeit-Immuntherapie können vier bis acht Injektionen vor der Pollenflugsaison gesetzt werden. Manchmal sind es auch zwei bis vier Injektionen an einem Tag und eine Wiederholung nach ein oder zwei Wochen.

Damit dein Immunsystem im Frühjahr gerüstet ist, solltest du mit der Hyposensibilisierung gegen Heuschnupfen schon im Herbst beginnen.

Während der jeweiligen Pollenflugzeit kann die Hyposensibilisierung unterbrochen oder die Dosis verringert werden. So kann vermieden werden, dass dein Immunsystem doppelt belastet wird. In der Regel musst du nach jeder Spritze noch eine halbe Stunde zur Beobachtung in der Arztpraxis bleiben, damit bei überschießenden Immunreaktionen sofort eingegriffen werden kann.

Bei einigen Erkrankungen kann eine Hyposensibilisierung allerdings zum Problem werden. Wenn du unter Herz-Kreislauf-Krankheiten leidest und Beta-Blocker einnimmst, solltest du das deinem behandelnden Arzt unbedingt sagen. Ebenso, wenn ein allergisches Asthma besteht oder deine Lungenfunktion eingeschränkt ist. Auch bei Schilddrüsenüberfunktion, Rheuma, Tuberkulose oder chronischen Entzündungen sollte im Vorfeld genau abgeklärt werden, ob eine Hyposensibilisierung sinnvoll ist.

Heuschnupfen vorbeugen

Um Heuschnupfen vorzubeugen, solltest du deine Medikamente regelmäßig einnehmen. Beachte die Dosierungsanleitung und Einnahmezeit. Bist du dir unsicher, frag deinen Arzt oder Apotheker um Rat.

Folgende Tipps gegen Heuschnupfen haben sich bei vielen Pollenallergikern bewährt:

  • Schließe zur Blütezeit an sonnigen, windigen Tagen die Fenster.
  • An Staubfängern wie Teppichen, Teppichböden und Gardinen haften Blütenpollen besonders gut. Parkett, Laminat und andere glatte Fußbodenbeläge sowie Jalousien an den Fenstern sind allergiefreundliche Alternativen.
  • Zugluft, Ventilatoren und Bewegung im Raum können die Pollen immer wieder aufwirbeln. Vermeide also Durchzug.
  • Achte auf Lüftungszeiten, in denen die Pollenbelastung gering ist. In Städten schwirren in der Regel zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr weniger Pollen umher, auf dem Land zwischen 19.00 Uhr und 24.00 Uhr. Auch nach einer längeren Regenperiode ist die Luft klarer und weniger mit Pollen belastet.
  • Bist du zur Pollenflugzeit draußen unterwegs und hast vorher deine Medikamente entsprechend der Anweisungen von Arzt oder Apotheker eingenommen, dann bist du zwar von innen geschützt, von außen aber nicht. An deinen Haaren und an deiner Kleidung haften Pollen. Daher: Möglichst Haare waschen (Kamm und Bürste nicht vergessen) und Kleidung wechseln, sobald du nach Hause kommst.
  • Wasche deine Kleidung und achte darauf, dass sich in deinem Schlafzimmer keine Kleidungsstücke befinden, die du tagsüber getragen hast. Achte auch darauf, deine Bettwäsche regelmäßig zu wechseln. Damit die Pollen nicht im Bett landen und die ganze Nacht über von dir eingeatmet werden, solltest du dir als Pollenallergiker vor dem Schlafengehen die Haare waschen.
  • Feuchtes Abstauben und Wischen, vor allem im Schlafzimmer, ist ein weiterer Tipp gegen Heuschnupfen. Ein Pollenschutzgitter vor den Fenstern sollte das Eindringen des Blütenstaubes reduzieren.
  • Dein Staubsauger sollte mit einem Filter für Schwebstoffe ausgestattet sein.
  • Während der Pollenflugzeit solltest du deine Wäsche nicht im Freien trocknen, weil sie sonst erneut mit Pollen in Kontakt kommen würde und diese später mit in die Wohnung gelangen könnten.
  • Pflanzen, auf die du allergisch reagierst, gehören nicht in die Wohnung und nach Möglichkeit auch nicht in den Garten oder deine nähere Umgebung.
  • Bei der Fahrt mit dem Auto solltest du als Pollenallergiker die Fenster möglichst geschlossen halten und die Klimaanlage deines Autos sollte mit einem Pollenfilter versehen sein. Achte darauf, dass der Pollenfilter regelmäßig ausgetauscht wird. Auch regelmäßiges Saugen und Wischen des Auto-Innenraumes mit einem feuchten Tuch gilt als gute Schutzmaßnahme gegen Heuschnupfen.
  • Wenn du Brillenträger bist und Heuschnupfen hast, solltest du deine Brille vermehrt mit Wasser reinigen, um sie vom Blütenstaub zu befreien.
  • Besorge dir einen Pollenkalender aus der Apotheke oder aus dem Internet. Dann weißt du, was wann und wie lange blüht und kannst frühzeitig mit der Einnahme vorbeugend wirkender Mittel gegen Heuschnupfen beginnen. Im Internet findest du bei Wetterdiensten die Pollenflugzeiten und auch Pollenflugvorhersagen speziell für deine Region.
  • Achte auf deine Ernährung und reduziere den Genuss von Lebensmitteln mit hohem Histamin-Gehalt. Dazu gehören zum Beispiel geräucherte Wurst wie Salami, Speck oder Schinken, geräucherter Fisch und Käsesorten wie Emmentaler, Camembert, Cheddar und Roquefort.
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Gastritis

Junger Mann mit Gastritis liegt mit starken Magenschmerzen, Völlegefühl und Blähungen auf dem Sofa.
Bettruhe ist bei einer akuten Gastritis oder Magenschleimhautentzündung hilfreich. Auch ein Wärmekissen oder eine Wärmflasche auf dem Magen können die Beschwerden lindern.

Was ist eine Gastritis?

Wenn du kurz nach dem Essen Krämpfe im Oberbauch und Sodbrennen hast und wenn Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen, kann eine akute Gastritis hinter diesen Symptomen stecken. Gastritis ist der medizinische Fachausdruck für eine Magenschleimhautentzündung. Die Gastritis kann in akuter und chronischer Form auftreten.

Akute Gastritis durch Alkohol, Medikamente und bakterielle Gifte

Eine akute Gastritis ist eine plötzlich auftretende, schmerzhafte Entzündung der Magenschleimhaut, die in den meisten Fällen spontan wieder abheilt. Ausgelöst werden kann die akute Gastritis durch Medikamente, Alkohol und bakterielle Gifte.

Chronische Gastritis

Als chronische Gastritis wird eine Entzündung der Magenschleimhaut bezeichnet, die sich über einen langen Zeitraum erstreckt. Hierbei wird die Magenschleimhaut durch verschiedene Ursachen immer mehr angegriffen. Das führt dazu, dass sie im Verlauf der Erkrankung nur noch begrenzt in der Lage ist, die für die Verdauung notwendige Magensäure zu produzieren.

Die chronische Gastritis wird je nach den Verursachern eingeteilt in eine Typ A-Gastritis, auch Autoimmungastritis genannt, eine Typ B-Gastritis, auch als bakterielle Gastritis bezeichnet und Typ C-Gastritis oder chemische Gastritis.

Typ A-Gastritis: Die Autoimmungastritis

Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der sich Antikörper gegen die säureproduzierenden Zellen der Magenschleimhaut bilden oder aber gegen den sogenannten Intrinsic-Factor. Dieser ist notwendig für die Aufnahme von Vitamin B12.

Typ B-Gastritis: Die bakterielle Gastritis

Meist wird diese Form der chronischen Magenschleimhautentzündung durch eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori (HP) ausgelöst. In seltenen Fällen kann die Typ B-Gastritis auch durch das Zytomegalievirus (gehört zu den Herpesviren) oder Salmonellen, Campylobacter oder Shigellen verursacht werden.

Typ C-Gastritis: Die chemische Gastritis

Die chemische Gastritis kann  durch die dauerhafte Einnahme von nicht- steroidalen Antirheumatika (Entzündungs- und Schmerzhemmern) wie beispielsweise Acetylsalicysäure, Ibuprofen, Diclofenac ausgelöst werden. Auch ein Gallerückfluss in den Magen, vor allem nach einer operativen Magenteilentfernung kann für die Typ C-Gastritis verantwortlich sein.

Typ D-Gastritis: Gastritis mit diversen Auslösern

Seltene Sonderformen der Magenschleimhautentzündung, die im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten, werden unter Gastritis Typ D zusammengefasst. Zu den Sonderformen der Gastritis gehören beispielsweise:

  • Crohn-Gastritis: Tritt auf, wenn die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn auf den Magen übergreift.
  • Kollagene Gastritis: Sie kann sich durch Veränderungen in der Struktur der Magenschleimhaut zeigen.
  • Hämorrhagische Gastritis: Sie kann nach Blutungen auftreten.
  • Gastritis phlegmonosa: So wird das flächenhafte Eindringen von Eiter in Magenschleimhaut und Magenwand bezeichnet.
  • Gastritis corrosiva: Sie kann durch Verätzungen mit Säuren und Laugen hervorgerufen werden.
  • Gastritis polyposa: Sie kann entstehen, wenn Schleimhautvorwölbungen, auch Polypen genannt, in den Mageninnenraum reichen.
  • Urämische Gastritis: So wird eine Magenschleimhautentzündung bei einer Harnvergiftung (Urämie) bezeichnet.
  • Eosinophile Gastritis: Wird die Magenschleimhautentzündung durch eine allergische Reaktion zum Beispiel auf Milch, Weizen, Soja ausgelöst, sprechen Mediziner von einer eosinophilen Gastritis.
  • Riesenfaltengastritis: Bei Morbus Ménétriere ist die Magenschleimhaut verdickt und weist eine erheblich vergrößerte Faltenbildung auf.

Typ R-Gastritis: Die Folge von Sodbrennen

Diese Form der Magenschleimhautentzündung kann als Folge von häufigem Sodbrennen entstehen. Hierbei steigt Säure aus dem Magen in die Speiseröhre auf und kann dort zu schmerzhaften Entzündungen führen. Sodbrennen kann aber auch ausgelöst werden durch eine verstärkte Säureproduktion im Magen. Als Folge von häufigem Sodbrennen und der Typ R-Gastritis kann sich ein sogenannter Barett-Ösophagus bilden, der die Speiseröhre in ihrem unteren Abschnitt verengt. Der Barett-Ösophagus ist eine Vorform von Speiseröhrenkrebs.

Ursachen der Gastritis

Je nach Form und Ausprägung der Gastritis können unterschiedliche Ursachen für eine Magenschleimhautentzündung verantwortlich sein.

Auslöser einer akuten Gastritis

Häufig sind von außen zugeführte Stoffe, medizinisch als exogene Noxen bezeichnet, für die akute Gastritis verantwortlich:

  • Exzessiver Alkoholgenuss
  • Nikotin
  • Übermäßiger Konsum von Lebensmitteln, die den Magen reizen wie Kaffee, Chilli
  • Einnahme schleimhautreizender Medikamente wie Acetylsalicylsäure, nicht-steroidale Antirheumatika, Kortikosteroide, Zytostatika
  • Infektionen mit Zytomegalieviren, Herpesviren, Candida albicans, Helicobacter pylori, Salmonellen
  • Strahlentherapie
  • Körperlicher und seelischer Stress durch psychische Dauerbelastung, Operation, Traumata, Verbrennungen, Kreislaufschock, Langzeitbeatmung, Leistungssport
  • Magenschleimhautschädigung durch Blutrückstau in die Blutgefäße des Magens bei Leberschädigung
  • Verätzungen durch Säuren oder Laugen
  • Mechanische Reizungen, wie beispielsweise durch eine Magensonde

Auslöser einer chronischen Gastritis

Die Ursachen einer chronischen Gastritis sind abhängig von deren Typ:

  • Typ A-Gastritis: Hier produziert dein Immunsystem Antikörper gegen die säureproduzierenden Zellen in deiner Magenschleimhaut und/oder den Intrinsic-Faktor. Der Intrinsic-Faktor ist ein Protein, das im Dünndarm für die Aufnahme von Vitamin B12 aus dem Nahrungsbrei notwendig ist. Der Angriff deiner Antikörper bei der Typ A-Gastritis führt dazu, dass die Magenschleimhautzellen absterben.
  • Typ B-Gastritis: Diese Form der bakteriellen Magenschleimhautentzündung wird meistens durch Helicobacter pylori. Das ist ein spiralförmiges Bakterium, das in deinem sauren Magenmilieu mit einem besonderen Trick bestens überleben kann: Ein spezielles Enzym namens Urease schafft eine Ammoniakwolke, welche die Säure in der Umgebung des Bakteriums neutralisiert. Helicobacter pylori kann sich somit in deiner Magenschleimhaut einnisten und die schützende Schleimschicht schwächen. Dadurch können Magensäure und Verdauungsenzyme die Magenschleimhaut schädigen und im weiteren Verlauf schlimmstenfalls ein Magengeschwür verursachen. Helicobacter pylori kann von Mensch zu Mensch übertragen werden durch Kontakt mit Speichel, Stuhl und/oder Erbrochenem.
  • Typ C-Gastritis: Diese Gastritis wird ausgelöst durch einen Rückfluss von Galle aus dem Zwölffingerdarm in den Magen. Auch eine Reizung durch Alkohol oder bestimmte Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika kann die Ursache sein. Die Medikamente verringern die Durchblutung der Magenschleimhaut. Dadurch können sich an der Oberfläche der Schleimhaut kleine Defekte und Entzündungen bilden.

Symptome einer Gastritis

Nicht immer treten alle Gastritis Symptome bei jedem gleichzeitig auf, einige können auch ganz fehlen. Außerdem können die Gastritis Symptome bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Symptome einer akuten Gastritis

Eine akute Gastritis bemerkst du in der Regel durch folgende Symptome:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Druckgefühl im Oberbauch
  • Appetitlosigkeit, gleichzeitig aber Völlegefühl
  • Blähungen
  • Aufstoßen
  • Unangenehmer oder fader Geschmack im Mund

Da diese Beschwerden auch Symptome vieler anderer Erkrankungen sein können, lässt sich die Magenschleimhautentzündung oft nur schwer anhand der Beschwerden diagnostizieren.

Symptome einer chronischen Gastritis

Die chronische Gastritis zeigt sich oft nach dem Essen durch unklare Beschwerden wie Magenschmerzen, Völlegefühl, Blähungen und Aufstoßen.

Typ A-Gastritis: Hier führt die Zerstörung der säureproduzierenden Zellen zu einem Mangel an Salzsäure im Magen. Ohne genug Magensäure kann die aufgenommene Nahrung aber nicht ausreichend verdaut werden. Es kommt zu Völlegefühl und Magendrücken. Außerdem können durch den Mangel an Magensäure in der Nahrung vorhandene Keime nicht mehr unschädlich gemacht werden. Wenn sich Bakterien im Verdauungstrakt ansiedeln, kommt es zu Bähungen und Durchfall. Auch eine Infektion mit Helicobacter pylori bei der Typ B-Gastritis kann Verdauungsprobleme verursachen. Der Mangel an Intrinsic-Faktor, der ebenfalls durch die Antikörper-Reaktionen der Typ A-Gastritis hervorgerufen wird, kann einen Vitamin B12-Mangel verursachen.

Untersuchungen bei Gastritis

Wenn du Probleme mit dem Magen hast, dann solltest du zunächst zu deinem Hausarzt gehen. Sollte es erforderlich sein, wird er dich an einen Gastroenterologen überweisen. Untersuchungen beim Gastroenterologen

In einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) wird dich der Arzt nach Art, Dauer und Besonderheiten deiner Magenbeschwerden fragen. Auch Medikamenteneinnahme, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten, vorherige Magenoperationen und Lebensumständen kommen zur Sprache. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung hört der Arzt deinen Bauch ab und achtet dabei besonders auf Darmgeräusche und Pulsschlag der großen Blutgefäße des Bauchraumes. Um Luft- und Flüssigkeitsansammlungen festzustellen, klopft dein Arzt deinen Bauch ab. Durch Abtasten deines Bauches können weiterhin mögliche Verhärtungen erspürt werden.

Anschließend können zum endgültigen Nachweis der Gastritis und ihrer Auslöser verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen.

Blutuntersuchung zum Nachweis von Gastritis Typ A und Typ B

Eine Blutuntersuchung kann aufdecken, ob eine durch Vitamin B12-Mangel ausgelöste Blutarmut, auch perniziöse Anämie genannt, vorliegt. Das würde den Verdacht einer chronischen Gastritis vom Typ A untermauern. Weiterhin können im Blut Antikörper auf Helicobacter pylori gefunden werden, was auf eine Infektion mit möglicher Folge Gastritis Typ B hindeuten würde.

Eine Magenspiegelung bringt Veränderungen ans Licht

Bei der Magenspiegelung oder Gastroskopie wird dir ein dünnes, flexibles Röhrchen mit einer Minikamera über die Nase oder den Schlund bis in den Magen geschoben. Dabei untersucht der Arzt die Innenwände des Magens auf Veränderungen. Zeigt sich eine Rötung der Magenschleimhaut, gegebenenfalls mit Einblutungen und Schleimhautdefekten, kann das ein Hinweis auf eine Gastritis sein. Auch ein Magengeschwür oder ein Magenkarzinom lassen sich durch die Gastroskopie finden. Über die Sonde kann außerdem der pH-Wert in deinem Magen und in deiner Speiseröhre gemessen werden. Das gibt Hinweise auf eine krankhafte Übersäuerung.

Biopsie zum Helicobacter-Nachweis

Bei der Biopsie wird eine kleine Gewebeprobe aus dem Magen entnommen. Diese wird anschließend unter dem Mikroskop untersucht. Hierbei lässt sich das Bakterium Helicobacter pylori identifizieren.

Mit Helicobacter-Test zum Gastritis-Verursacher

Der Nachweis von Helicobacter pylori kann neben der Biopsie auch auf andere Arten erfolgen. Beim Bluttest wird dein Blut auf Antikörper gegen den Erreger untersucht. Finden sich welche, kann das auf eine Helicobacter-Infektion hindeuten. Beim Atemtest (HUT-Test) bekommst du eine Harnstofflösung zu trinken, die speziell markierte Kohlenstoffatome enthalten. Kommt Helicobacter pylori in deinem Magen vor, spaltet das Bakterium im Zuge seiner Stoffwechselprozesse den Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid. Das im Test ausgeatmete Kohlendioxid enthält dann die markierten Kohlenstoffatome.

Was hilft bei Gastritis?

Um die Gastritis schnell wieder loszuwerden ist es wichtig, alle auslösenden Faktoren auszuschalten. Weiterhin solltest du versuchen, möglichst gesund zu leben. Das heißt Stress abzubauen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten und dich ausreichend zu bewegen.

Hilfe bei Magenproblemen aus der Apotheke

Was kannst du bei Gastritis selbst tun?

Bei akuter Gastritis hilft vielen Betroffenen, einen Tag zu fasten und nur Wasser und Fruchtsäfte zu sich zu nehmen. Aber bitte nur nach Rücksprache mit deinem Arzt! Generell gilt: mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag sind nicht nur bei Gastritis für den Magen schonender als wenige große. Schonkost wie Haferschleim, Zwieback oder Tee hilft dem Magen sich zu beruhigen. Auch Bettruhe kann bei einer akuten Magenschleimhautentzündung helfen. Um die Beschwerden zu lindern hilft es oft, eine Wärmflasche oder ein Wärmekissen auf den Magen zu legen. Wenn möglich solltest du schleimhautreizende Substanzen wie Alkohol, Kaffee, nicht-steroidale Antirheumatika meiden. Auch hier gilt: Sprich mit deinem Arzt.

Chronische Gastritis Therapie

Die Therapie der chronischen Gastritis richtet sich nach deren Verursachern. Bei der Gastritis vom Typ A besteht die Therapie in der Regel aus Vitamin B12-Injektionen. Da ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Magenkarzinoms bestehen kann, empfehlen sich regelmäßige Kontrolluntersuchungen.

Um bei der Gastritis vom Typ B die auslösenden Helicobacter pylori-Bakterien abzutöten, kommt in der Regel eine medikamentöse Therapie zum Einsatz. Säurehemmende Mittel, sogenannte Protonenpumpenhemmer, werden mit zwei verschiedenen Antibiotika über einen Zeitraum von sieben Tagen kombiniert. Dieses Verfahren wird als Eradikation bezeichnet. Die zwei verschiedenen Antibiotika werden eingesetzt, um eine Resistenz von Helicobacter pylori gegen eines der Medikamente auszuschließen. Die Protonenpumpenhemmer können die Bakterien nicht abtöten. Aber sie verbessern die Wirkung der eingesetzten Antibiotika. Nach sechs bis acht Wochen kontrolliert dein Arzt mithilfe von Gastroskopie, Atemtest und einer Stuhluntersuchung, ob die Therapie erfolgreich war.

Eine Gastritis vom Typ C heilt in der Regel sehr schnell ab, sobald die schleimhautreizenden Medikamente nicht mehr eingenommen werden oder der Rückfluss von Galle aus dem Zwölffingerdarm in den Magen unterbunden wird. Wenn die Medikamente, die die Gastritis auslösen, nicht abgesetzt werden können, kann zusätzlich ein Protonenpumpenhemmer gegeben werden, um die Magensäureproduktion zu blockieren. Das kann auch vorbeugend als Magenschutz geschehen, falls längere Einnahmen solcher Medikamente nötig sind.

Medikamente bei Gastritis

Zur Behandlung der Symptome bei Gastritis können kurzfristig auch folgende Medikamente zum Einsatz kommen:

Bei leichten Formen von Gastritis können möglicherweise nicht verschreibungspflichtige Antazida helfen. Diese Medikamentengruppe neutralisiert und bindet die Magensäure, nachdem sie produziert wurde. Doch Vorsicht: Antazida können die Wirkung von Antibiotika verringern. Wenn du Antazida einnimmst, solltest du Zitrusfrüchte und Getränke mit Extrakten aus Zitrusfrüchten meiden. Denn die darin enthaltene Zitronensäure schwächt die Wirkung von Antazida ab.

Krampflösende Medikamente, sogenannte Spasmolytika, oder Anti-Brechmittel, sogenannte Antiemetika, können bei einer akuten Gastritis Linderung verschaffen.

Die verschreibungspflichtigen H2-Blocker bremsen die Produktion von Magensäure in der Magenschleimhaut. Vorsicht: Substanzen aus der Wirkstoffgruppe der H2-Blocker können Haarausfall auslösen.

Die verschreibungspflichtigen Protonenpumpenhemmer werden oft bei Gastritis mit stärkeren Beschwerden verordnet. Sie dämmen die verstärkte Säureproduktion im Magen ein. Bitte verschweig deinem Arzt nicht, ob du Antidepressiva oder Beruhigungsmittel einnimmst. Denn Protonenpumpenhemmer können deren Wirkung verstärken.

Sogenannte Prokinetika beschleunigen die Magenentleerung und die Dünndarmpassage bei Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen. Um den Druck im unteren Speiseröhrenschließmuskel zu erhöhen, dadurch den Rückfluss der Säure zu reduzieren und den Weitertransport der Nahrung aus dem Magen zu erleichtern, können Prokinetika ebenfalls helfen.

Ernährung bei Gastritis

Leider gibt es keine für jeden Menschen gültigen Diätpläne bei chronischer Gastritis. Du wirst selbst herausfinden, was deinem Magen auf Dauer gut tut und was nicht. Dein Arzt oder ein Ernährungsberater hilft dir gerne weiter. Eine akute Gastritis lässt sich häufig vermeiden, wenn du auf Nahrungsmittel verzichtest, die deinen Magen reizen. Das sind beispielsweise:

  • Gebratenes
  • Kohlgemüse
  • Hülsenfrüchte
  • Frittiertes
  • Fettreiche Lebensmittel
  • Scharfe Gewürze
  • Kaffee, schwarzer Tee
  • Alkohol
  • Kohlensäurehaltige Getränke
  • Zitrusfrüchte

Schling deine Mahlzeiten nicht hastig hinunter, iss langsam und in entspannter Atmosphäre. Genieße, was du isst. Mehrere kleinere Mahlzeiten pro Tag sind für deinen Magen besser zu bewältigen als wenige große Portionen.

Gastritis vorbeugen

Wenn du schon öfter einmal eine Gastritis hattest, solltest du schleimhautreizende Medikamente mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen möglichst meiden. Sprich mit deinem Arzt über Alternativen.

Schlecht für deinen Magen und Auslöser für eine Gastritis sind beruflicher und privater Stress. Versuche bei berufsbedingtem Dauerstress mit deinem Vorgesetzten nach einer Lösung zu suchen. Es ist kein Zeichen von Schwäche zuzugeben, dass der Aufgabenberg zu groß ist. Es ist ein Zeichen von Stärke, das Problem anzugehen und nach Lösungen zu suchen.

Sorg für Abwechslung und Entspannung. Denn wenn du innerlich zur Ruhe kommst, seelischen Belastungen mutiger entgegen treten kannst, dann verbessert sich die Anfälligkeit für eine Gastritis. Probiere Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung aus. Finde heraus, was dir gut tut und bleib am Ball. Auch Bewegung hilft beim Stress-Abbau – und zusätzlich bei der Verdauung.

Heilungschancen bei Gastritis

Eine akute Gastritis heilt häufig von allein nach wenigen Tagen ohne Folgen aus. Du musst allerdings mithelfen und Dinge meiden, die dir auf den Magen schlagen.

Die Gastritis Typ A ist die seltenste Form einer chronischen Magenschleimhautentzündung. Sie ist eine vererbbare Autoimmunerkrankung und nicht heilbar.

Die Gastritis Typ B ist die häufigste Form einer chronischen Magenschleimhautentzündung. Die Wahrscheinlichkeit, an dieser Gastritis-Form zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Die Infektion mit Helicobacter pylori erhöht das Risiko für ein Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür sowie für ein Magenkarzinom. Wird der Krankheitserreger vollständig beseitigt, sind Rückfälle äußerst selten und die Heilungschancen steigen.

Die Gastritis Typ C heilt in der Regel schnell und ohne Folgen komplett aus, sobald die Ursachen beseitigt werden konnten.

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Angststörungen

Die Angst vor Spinnen heißt Arachnophobie.
Es gibt mehrere Arten von Angststörungen. Eine davon sind die sogenannten Phobien. Sie werden durch Situationen und Gegenstände ausgelöst. Die Angst vor bestimmten Tieren gehört auch dazu. Spinnenangst heißt Arachnophobie.

Was sind Angststörungen?

Hast du ab und an einmal Angst vor einer bestimmten Situation, einer Person oder einer Herausforderung, dann ist das ganz normal. Denn die natürliche Angst vor einer drohenden Gefahr ist seit Jahrtausenden die Voraussetzung dafür, zu fliehen und sein Leben zu retten. Sobald die Gefahr vorüber ist, vergeht die dadurch hervorgerufene Angst von allein wieder. Wenn du dich allerdings einer für dich bedrohlichen Situation nicht mehr aussetzen willst, du dich von allem Bedrohlichen abschottest und Orte, Dinge und Situationen vermeidest, die dir Angst einjagen, leidest du möglicherweise unter einer Angststörung. Das mulmige Gefühl bestimmt dein Leben so sehr, dass du Angst vor deiner eigenen Angst bekommst.

Welche Arten von Angststörungen gibt es?

Wir alle kennen aus eigener Erfahrung Angst vor etwas oder jemandem: Prüfungsangst, Angst vor dem Zahnarzt, Flugangst, Höhenangst, Spinnenangst und mehr. Angststörungen lassen sich in folgende Arten einteilen:

Phobie: Die Phobie ist eine Angststörung, die durch bekannte Gegenstände, Tiere oder Situationen ausgelöst wird. Dazu gehören die Angst, sich auf öffentlichen Plätzen oder Straßen aufzuhalten. Der Fachbegriff hierfür ist Agoraphobie. Flugangst oder Fahrstuhlangst gehören ebenfalls zu den Phobien. Als soziale Phobie wird die Furcht vor Situationen bezeichnet, in denen du mit anderen Menschen zu tun hast. Eine Tierphobie ist nicht gleichzusetzen mit Abscheu oder Ekel vor einem bestimmten Tier. Ein Mensch mit Tierphobie bekommt schon beim Anblick oder beim Gedanken an ein bestimmtes Tier Herzrasen, Atemnot, zittrige Hände und Knie, Schweißausbrüche und Magendrücken. Die bekannteste Tierphobie ist die Arachnophobie, also die Angst vor Spinnen. Übertriebene Angst vor Naturgewalten wie Gewitter oder Wassermassen gehören ebenso zu den Phobien wie die Angst vor Spritzen, Blut, Verletzungen. Ängste in speziellen Situationen werden als situative Phobie bezeichnet. Dazu gehört beispielsweise Höhenangst, auch Akrophobie genannt. Die Angst, in einem engen Raum eingeschlossen zu sein, wird als Klaustrophobie bezeichnet.

Menschen mit einer Phobie wissen in der Regel, dass ihre Ängste eigentlich unbegründet sind. Trotzdem meiden sie aber alles, was sie mit diesen Ängsten konfrontiert. Jemand, der Angst vor Haien hat, wird wahrscheinlich niemals im Meer schwimmen gehen. Selbst dann nicht, wenn er weiß, dass dort überhaupt keine Haie vorkommen.

Panikstörung: Bei dieser Art Angststörung treten urplötzlice Panikattacken auf. Eine ganz normale Situation wird dann schlagartig zu einer massiven Bedrohung. Die Panikanfälle treten ohne Auslöser völlig unerwartet auf. Die anhaltende Angst vor einer erneuten Attacke wird für Betroffene zum ständigen Begleiter. Panikstörungen treten oft zusammen mit Erkrankunen wie Alkoholismus, Arzneimittelabhängigkeit oder auch Depressionen auf.

Generalisierte Angststörung: Die generalisierte Angststörung wird auch als Angstneurose bezeichnet. Hierbei bestehen mindestens ein halbes Jahr lang eine ständige und starke Anspannung und Sorgen in Bezug auf ganz alltägliche Ereignisse und Probleme, um die sich andere Menschen auch manchmal Sorgen machen. Beispielsweise, dass Angehörige und Freunde schwer erkranken, dass man den Arbeitsplatz verliert, dass die Beziehung irgendwann zerbricht. Menschen mit generalisierter Angststörung sorgen sich bei diesen Gedanken übermäßig, auch wenn gar keine besondere Gefahr besteht. Sie können ihre Ängste kaum oder gar nicht kontrollieren. Häufig tritt die generalisierte Angststörung ab dem 40.-50. Lebensjahr auf.

Zwangsstörung: Psychische Störungen, die durch wiederkehrende Zwangshandlungen und Zwangsgedanken gekennzeichnet sind, werden als Zwangsstörung bezeichnet. Das dabei gezeigte Verhalten nimmt mindestens eine Stunde, manchmal auch bis zu acht Stunden des Tages in Anspruch. Putzzwang, Kontrollzwang, aber auch Aggression sind Zwangshandlungen. Leidet jemand unter dem Vermüllungs-Syndrom mit Sammelzwang, Messie genannt, ist das eine Sonderform der Zwangsstörung.

Posttraumatische Belastungsstörung: Psychische Störungen, die nach einem belastenden Ereignis wie schwerer Unfall und Vergewaltigung auftreten, werden unter dem Begriff posttraumatische Belastungsstörungen zusammengefasst. Bei dieser Form der Angststörungen können neben Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit und Freudlosigkeit auch Furcht, Hilflosigkeit, Alpträume auftreten. Die Betroffenen versuchen alles zu vermeiden, was sie an das Erlebte erinnert. Sie sind oft schreckhaft und extrem reizbar.

Angststörungen: Ursachen

Manchmal lösen traumatisierende Ereignisse im Leben eine Angststörung aus, beispielsweise das Miterleben eines schweren Unfalls. Aber auch wenn jemand das Opfer eines Verbrechens geworden ist oder von einem geliebten Menschen Abschied nehmen muss, kann eine Angststörung die Folge sein. Ebenfalls können Hirnerkrankungen oder Hormonstörungen die Ursache einer Angststörung sein. Es gibt verschiedene Theorien, wie eine Angststörung entstehen kann und wie sie sich entwickeln kann:

Erlernte Ängste: Vermeidungsstrategien werden zur Gewohnheit

Entwickelt sich aus einer neutralen Begebenheit ein bedrohliches Ereignis, dann vermeidet fast jeder in Zukunft intuitiv solche Situationen. Durch diese Vermeidungsstrategie wird die bestehende Angst aufrecht erhalten und erlernt. Erhöhte Aufmerksamkeit wird körperlichen Angstsymptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüche, zittrigen Händen geschenkt, sobald der auslösende Reiz sichtbar wird.

Ein übersensibles Nervensystem sorgt für inneren Aufruhr

Eine weitere Theorie geht davon aus, dass Menschen mit Angststörungen unter einem übersensiblen autonomen Nervensystem leiden. Das autonome Nervensystem reguliert in unserem Körper Herz, Atmung und innere Organe. Ist die Reizschwelle durch ein übererregbares autonomes Nervensystem erniedrigt, können die Angstsymptome schneller entstehen.

Kindheitstraumata können wieder aufbrechen

Wenn in Kindheit und Jugend nicht gelernt wurde, mit Ängsten umzugehen, dann können im Erwachsenenalter in konfliktträchtigen Situationen alte, längst verdrängte Ängste wieder ausbrechen. Häufig wird dieses Verhalten bei Trennungsängsten beobachtet.

Symptome bei Angststörungen

Angststörungen machen sich bei jedem Betroffenen anders bemerkbar. Manche Menschen sind innerlich unruhig und fühlen sich der Situation hilflos ausgeliefert. Andere sind hektisch, wieder andere vermeiden alles, was sie mit dem Angstauslöser in Kontakt bringen könnte. Sie schotten sich von ihrer Umwelt ab, gehen nicht mehr aus dem Haus und auch nicht mehr in soziale Netzwerke oder ans Handy. Es gibt aber auch Menschen, die sich als Abwehrmechanismus bestimmte Gesten oder Grimassen einfallen lassen. Symptome von Angststörungen können sein:

  • Schlafstörungen, insbesondere Einschlafstörungen. Lies mehr zu Hilfe bei Schlafstörungen.
  • Nervosität.
  • Innere Anspannung.
  • Schwitzen.
  • Ständiges Grübeln.
  • Erröten.
  • Zittern.
  • Herzrasen.
  • Atemnot.
  • Harndrang.
  • Schwindel. Lies mehr zu Ursachen und Therapie von Schwindel.
  • Vermeidungsverhalten.
  • Fluchtgedanken.
  • Dramatisierung der Situation.
  • Reizbarkeit und Aggressivität.

Angststörungen: Diagnose

Um herauszufinden, ob du wirklich unter einer Angststörung leidest und nicht unter ganz normalen Ängsten, wie sie jeder von uns ab und zu hat, wird dein Arzt ganz genau nachfragen. Du wirst deine Ängste, die auslösenden Umstände, die Intensität der Angstgefühle beschreiben müssen. Berufliche und private Lebensumstände, Kindheit, familiäre Vorbelastungen, andere Erkrankungen und Medikamente, die du einnimmst, kommen ebenso zur Sprache wie eventueller Drogenkonsum. Letzteres soll ausschließen, dass die Angststörungen die Folge einer Suchterkrankung ist.

Um sicher zu gehen, dass eine körperliche Erkrankung wie eine Gehirnentzündung oder ein Tumor im Gehirn nicht die Auslöser der Angststörungen sind, kann dein Arzt eine Kernspintomographie deines Kopfes anordnen. Eine Ultraschalluntersuchung kann ebenfalls nötig werden sowie eine Blutentnahme, um Entzündungsmarker festzustellen.

Mit sogenannten Angst-Fragebögen soll die Art der Angststörungen festgestellt werden. Die kann dein Arzt während eures Gesprächs ausfüllen oder du selbst machst das zu Hause und gibst die ausgefüllten Bögen in der Praxis ab.

Welcher Arzt kann bei Angststörungen helfen?

Dein Hausarzt wird zunächst einmal Grunderkrankungen ausschließen und dich dazu und für weitere Untersuchungen auch gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen.

Ansprechpartner für Angststörungen und Angsterkrankungen sind ärztliche Psychotherapeuten, Psychiater, Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie und Facharzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Angststörungen: Was hilft?

Bei der Therapie von Angststörungen, die Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung wie beispielsweise Depression sind, wird zunächst die Grunderkrankung behandelt. Danach folgt die Therapie der Angstsymptome.

Bei Angststörungen ohne medizinische Ursache kommt in der Regel eine Kombination aus Verhaltenstherapie, Entspannungsmethoden und, falls nötig, Medikamenten zum Einsatz.

Mit Psychotherapie gegen die Angst

Die Psychotherapie wird bei der Behandlung von Angststörungen, besonders bei Phobien, gerne eingesetzt. Dabei führt der Therapeut dich ganz bewusst in die angstauslösende Situation. Damit sollst du erleben, dass die von dir befürchtete Katastrophe nicht eintritt. In der Psychotherapie lernst du, Einfluss auf das Ausmaß deiner Ängste zu nehmen, sie im Griff zu behalten und sie letztendlich zu beherrschen.

Falls du unter einer Sozialphobie leidest, kannst du den Umgang mit anderen Menschen in einer Gruppentherapie lernen. Rollenspiele können helfen, alltägliche Situationen zu erleben und sich draußen zurecht zu finden. Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training können dich dabei unterstützen, innere Ruhe zu finden.

Was kannst du selbst gegen Angststörungen tun?

Es ist nicht schlimm, dass du mit gewissen Situationen nicht klar kommst und Angst davor hast. Du bist mit diesem Problem nicht allein, und dir kann geholfen werden. Scheu dich nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Warte nicht damit, denn je länger du es aufschiebst, desto schwieriger wird es. Du magst stark sein, aber du brauchst Unterstützung. Das hat nichts mit Schwäche zu tun. Hilfe und Unterstützung bieten Selbsthilfegruppen und Therapiemöglichkeiten.

Versuche nicht, durch Vermeiden der angstauslösenden Situation, deine Angststörung selbst in den Griff zu bekommen. Denn dadurch sorgst du nur noch mehr dafür, dass sich die Angst in deinem Leben festsetzt.

Bitte greif nicht auf eigene Faust zu irgendwelchen Beruhigungsmitteln. Das schadet dir langfristig mehr als es nützt. Finger weg auch von Alkohol als Problemlöser.

Welche Medikamente helfen bei Angststörungen?

Bei besonders schweren Angststörungen oder bei Panikstörungen kann dein Arzt dir bestimmte Medikamente verschreiben. Welche gewählt werden hängt davon ab, welche Symptome der Angststörungen angegangen werden sollen, wie schwer die Angststörungen generell sind und welche anderen Erkranungen zusätzlich vorliegen.

Antidepressiva haben sich zur längeren Behandlung von Angststörungen bewährt. Sie beeinflussen das Transportsystem der Botenstoffe des Gehirnstoffwechsels und sorgen dafür, dass bestimmte Stoffe verstärkt verfügbar sind. Da die Wirkung dieser Medikamentengruppe aber erst nach ein bis drei Wochen spürbar ist, können die Antidepressiva in der Anfangspahse mit schnell wirkenden Benzodiazepinen kombiniert werden.

Trizyklische Antidepressiva (TZA) können bei großer Unruhe oder Angstzuständen zum Einsatz kommen. Wenn die Angststörungen von Schmerzen begleitet werden, können TZA ebenfalls eingesetzt werden. Trizyklische Antidepressiva wirken stark stimmungsaufhellend. Wirkstoffe sind zum Beispiel: Amitriptylin. Hier tritt die stimmungsaufhellende Wirkung erst nach etwa zwei Wochen ein, der beruhigende Effekt zeigt sich jedoch sehr schnell. Amitriptylinoxid wird häufig bei chronischen Schmerzen mit seelischer Komponente eingesetzt. Clomipramin wird häufig bei Zwangsstörungen eingesetzt. Imipramin soll positiv bei Schlafwandeln und nächtlichen Einnässen wirken. Nortriptylin kommt häufig bei leichten und mittelschweren Depressionen zum Einsatz.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) verstärken die Wirkung des Botenstoffes Serotonin im Gehirn. SSRI-Medikamente können beispielsweise die folgenden Wirkstoffe enthalten: Citalopram hat keine beruhigende, aber eine stimmungsaufhellende Wirkung. Escitalopram wird häufig bei Panikattacken eingesetzt. Sertralin soll erneutem Auftreten von depressiven Phasen vorbeugen.

Benzodiazepine mindern die Heftigkeit der Gefühle und deren bewusste Wahrnehmung. Sie dämpfen Erregung und Angst, entspannen die Muskulatur und wirken beruhigend. Benzodiazepine können bei längerem Gebrauch abhängig machen. Bitte verschweig deinem Arzt nicht, wenn du andere Medikamente einnimmst. Denn Benzodiazepine verstärken beispielsweise die Wirkung von bestimmten Antihistaminika bei Allergien.

Buspiron wirkt angstlösend und antidepressiv. Die Wirkung tritt allerdings erst nach zwei bis vier Wochen ein. Vorsicht beim Verzehr von Grapefriut und Grapefruitsaft. Das Obst verstärkt die Medikamentenwirkung.

Heilungschancen von Angststörungen

Ängste verschwinden nicht per Knopfdruck von heute auf morgen. Für den Therapieerfolg ist es wichtig, dass du aktiv mitarbeitest und auch mitarbeiten willst. Versuche nicht allein, mit deinen Ängsten fertig zu werden, betäube sie nicht durch Alkohol, Medikamente oder Drogen. Lass dir von fachkundiger Seite helfen und du wirst sehen: mithilfe geeigneter Therapiemethoden lassen sich deine Angststörungen lindern oder sogar heilen.

Am günstigsten fällt die Prognose aus, wenn deine Angst noch nicht allzu lange vorhanden ist. Daher ist es wichtig, sich nicht abzuschotten und sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Aber auch Ängste, die bereits seit Jahren bestehen, gehen durch eine Therapie häufig deutlich zurück.

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Tetanus

Das Bakterium Clostridium tetani scheidet ein Gift aus, das Tetanus verursacht.
Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, wird durch Giftstoffe von Bakterien der Gattung Clostridium tetani ausgelöst. Die Erreger können über größere und kleinere Wunden in deinen Körper gelangen.

Was ist Tetanus?

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine akute schwere Infektionskrankheit, die sich durch Krämpfe und Lähmungserscheinungen bemerkbar macht. Tetanus kann unbehandelt und ohne ausreichenden Impfschutz schlimmstenfalls tödlich verlaufen. Verursacht wird der Wundstarrkrampf durch Giftstoffe (Toxine) des Bakteriums Clostridium tetani. Das Tetanus-Bakterium gelangt über Wunden, die mit infizierter Erde, Straßenstaub oder auch Kot von Pferden in Berührung kommen, in deinen Körper und vermehrt sich dort. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt durchschnittlich etwa 3-21 Tage. Der einzig sichere Schutz vor Tetanus ist die vorbeugende Impfung.  Denn auch eine überstandene Tetanus-Infektion bietet keinen dauerhaften Schutz. Du kannst ohne ausreichenden Impfschutz immer wieder an Tetanus erkranken.

Was verursacht Tetanus?

Tetanus oder Wundstarrkrampf wird durch Gifte von Bakterien der Gattung Clostridium tetani ausgelöst. Die Tetanus-Bakterien bilden sogenannte Sporen. Das sind Dauerstadien, in denen der komplette Stoffwechsel zum Erliegen kommt. Die Sporen kommen im Erdreich, im Straßenstaub oder auch im Kot von Pferden, selten auch in dem von Rindern, vor und sind resistent gegen Hitze und Desinfektionsmittel. Daher können die Dauerstadien von Clostridium tetani jahrelang überdauern, wenn sie nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Sobald günstigere Lebensbedingungen für sie vorliegen, gehen die Sporen in die aktive Form des Bakteriums über.

Gelangen die Sporen von Clostridium tetani über kleinste Hautverletzungen sowie Schnitt-, Riss-, Biss- oder Schürfwunden, offene Ekzeme, Verbrennungswunden, Verletzungen von Holzsplittern, Nägel, Dornen in deinen Körper, kommt ihr Stoffwechsel wieder in Gang und die Tetanus-Bakterien vermehren sich im infizierten Wundbereich.  Aber auch schlecht heilende Wunden, zum Beispiel bei Diabetikern, bieten den Bakterien eine willkommene Eindringstelle.

Tetanus-Bakterien bilden zwei Giftstoffe

Im Wundbereich produziert Clostridium tetani die Giftstoffe Tetanolysin und Tetanospasmin. Tetanospasmin ist verantwortlich für die  typischen Tetanus Symptome. Es blockiert in deinem Gehirn und in deinem Rückenmark die Signalübertragung an den Nervenzellen, indem es sich an sie bindet. Ist Tetanospasmin einmal an deine Nervenzellen angedockt, kann es nicht mehr entfernt werden.

Tetanolysin zerstört die Zellmembran deiner roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und löst diese auf. Dadurch tritt der rote Blutfarbstoff Hämoglobin ins Blutplasma über. Außerdem zerstört Tetanolysin Herzmuskelzellen und schädigt deinen Herzmuskel (Myokard). Die Folge: Herzinsuffizienz und/oder Herzrhythmusstörungen. Lies mehr bei uns zu Ursachen und Therapie von Herzrhythmusstörungen.

Häufige Fragen zu Tetanus

Inkubationszeit, Ansteckung und verschiedene Arten von Tetanus sind nur einige Stichworte, nach denen bei Wundstarrkrampf häufig gefragt wird.

Welche Wunden sind für Tetanus-Bakterien besonders anfällig?

Das Tetanus-Bakterium Clostridium tetani ist ein sogenanntes anaerobes Bakterium. Das heißt, es benötigt zum Leben und für seinen Stoffwechsel keinen Sauerstoff. Besonders anfällig für eine Infektion mit Tetanus-Bakterien sind tiefe Wunden, in denen sich die Tetanus-Bakterien unter Luftabschluss vermehren können und ihre Gifte freisetzen können.

Welche Arten von Tetanus gibt es?

Von Tetanus gibt es verschiedene Formen und Ausprägungen. Sie unterscheiden sich vor allem durch die Körperbereiche, in denen die für den Wundstarrkrampf typischen Muskelkrämpfe auftreten.

  • Generalisierter Tetanus: Das ist die häufigste Form von Tetanus in Mitteleuropa. Bei dieser Form des Wundstarrkrampfes wird deine gesamte Muskulatur von Krämpfen geplagt. Sind auch die Muskeln im Übergang von deinem Rachen zur Speiseröhre und im Kehlkopf betroffen, kann es zu Schluckstörungen oder einer Verengung deiner Stimmritze kommen. Krämpfe des Kehlkopfes und der Brustmuskulatur können so stark sein, dass sie schlimmstenfalls zum Erstickungstod führen können. Verkrampfen sich gleichzeitig Muskeln an deinem Rumpf, die deinen Körper beugen und strecken, können sogar Knochen oder Wirbelkörper brechen. Darüber hinaus können im weiteren Verlauf Atemprobleme auftreten: Deine Atemwege können sich verengen, Lungenbläschen zusammenfallen und Flüssigkeit kann sich anstauen oder deine Lunge kann sich entzünden.
  • Neonataler Tetanus: Diese Form von Tetanus kommt nur bei Neugeborenen vor und fast nur in Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung. Dass Neugeborene an neonatalem Tetanus erkranken liegt hauptsächlich daran, dass die Nabelschnur bei der Geburt nicht steril abgebunden wurde und dass die Mütter keinen ausreichenden Impfschutz haben. Die Tetanus-Infektion tritt in der Regel in den ersten zwei Wochen nach der Geburt auf.  Durch die starken Muskelkrämpfe werden die Säuglinge dann so geschwächt, dass sie nicht mehr genug Kraft haben zu trinken.
  • Lokaler Tetanus: Hier tritt die verkrampfte Muskulatur nur in einer Körperregion auf. Zu dieser Form von Tetanus kommt es dann, wenn deine letzte Tetanus-Impfung schon lange zurück liegt und nur noch teilweise Schutz bietet. Ein lokaler Tetanus verläuft in der Regel milder als der generalisierte Tetanus.
  • Zephaler Tetanus: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform des Tetanus. Sie kann nach einer Verletzung an deinem Kopf, in deinem Gesicht oder im Nacken auftreten.
  • Puerperaler  Tetanus: Puerperium ist lateinisch und bedeutet Wochenbett. Diese Form von Tetanus geht von einer infizierten Gebärmutter aus und betrifft Mütter nach der Geburt und nach Fehlgeburten.
  • Postoperativer Tetanus: Dieser Tetanus ist die Folge einer infizierten Operationswunde. Er kann nach chirurgischen Eingriffen auftreten.

Wann zeigen sich bei Tetanus erste Symptome?

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt bei Tetanus in der Regel drei Tage bis drei Wochen. Manchmal kann es aber auch bis zu einem Monat dauern, bis sich die ersten Anzeichen von Tetanus bemerkbar machen. Wenn die Menge an bakteriellem Giftstoff (Toxin) in deinem Körper sehr hoch ist, sind auch kürzere Inkubationszeiten möglich.

Ist Tetanus ansteckend?

Tetanus ist zwar eine Infektionskrankheit, aber nicht ansteckend. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bei Tetanus nicht möglich.

Genügt es, wenn du dich erst nach einer Verletzung impfen lässt?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät, mit der Impfung gegen Tetanus nicht zu warten bis der Ernstfall eingetreten ist. Denn im Fall einer Infektion mit Tetanus-Bakterien kommt die aktive Impfung schon zu spät. Dein Körper braucht eine gewisse Zeit, um Antikörper gegen das Bakteriengift zu bilden. Im Fall einer Verletzung verabreicht der Arzt Ungeimpften daher eine aktive und eine passive Impfung, damit Antikörper gleich vorhanden sind. Die Wirksamkeit dieser „Notfall“-Impfungen hängt jedoch stark vom Zeitabstand nach der Infektion ab. Generell gilt die Regel: je früher nach einer Verletzung geimpft wird, desto besser. Lies mehr über die Tetanus-Impfung, deren Auffrischtermine sowie Grundimmunisierung und Kombinationsimpfungen.

Welcher Arzt kann bei Tetanus helfen?

Dein Hausarzt ist für Tetanus-Impfungen und Wundversorgung der erste Ansprechpartner. Aber auch folgende Ärzte können dir und/oder deinen Kindern bei Impfungen und Fragen zu Tetanus weiterhelfen:

  • Facharzt für Allgemeinmedizin (Allgemeinmediziner)
  • Facharzt für Innere Medizin (Internist)
  • Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin
  • Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin (Kinderarzt)

Symptome von Tetanus

Das typische Symptom von Tetanus oder Wundstarrkrampf sind Muskelkrämpfe. Da auch deine Atemmuskulatur betroffen sein kann, droht schlimmstenfalls Erstickungstod. Weitere Tetanus-Symptome sind:

  • Kopfschmerzen: Sie treten häufig als erstes und relativ kurz nach der Infektion auf. Lies mehr über Ursachen und Therapie von Kopfschmerzen.
  • Krämpfe in der Nacken-, Rücken- und Bauchmuskulatur.
  • Verstopfung und Unfähigkeit zu urinieren. Gründe dafür sind Verkrampfungen der Blasen- und Darmmuskeln. Hilfe bei Verstopfung
  • Grinsender, starrer Gesichtsausdruck. Dieses sogenannte Teufelslächeln entsteht durch einen Krampf deiner Kiefer- und Zungenmuskulatur.
  • Durch die verkrampfte Kiefermuskulatur ist es schwierig oder unmöglich, den Mund zu öffnen. Dieser sogenannte tonische Krampf der Kaumuskulatur des Unterkiefers wird als Trismus bezeichnet.
  • Bei generalisiertem Tetanus beginnen die Symptome häufig mit erhöhter Körpertemperatur. Dein Körper ist durch schwere Krämpfe der Streckmuskulatur des Halses sowie des Rückens nach innen geneigt. Eine Beteiligung des sympathischen Nervensystems zeigt sich in Form von Blutdruckschwankungen, Durchblutungsstörungen und Schweißausbrüchen.

Mögliche Folgeerkrankungen von Tetanus

  • Herzrhythmusstörungen. Was tun bei Herzrhythmusstörungen?
  • Entzündung der oberflächlichen Venen
  • vollständiger oder teilweiser Verschluss eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel (Thrombose)
  • Verschluss von Lungengefäßen (Lungenembolie)
  • Lungenentzündung
  • Schluckbeschwerden
  • Darmverschluss
  • Knochenbrüche
  • Muskelrisse.

Diagnose von Tetanus

Da im Labor die Anzucht des bakteriellen Erregers Clostridium tetani sehr schwierig ist, erfolgt die Diagnose von Tetanus in der Regel anhand der typischen Symptome, die bei Wundstarrkrampf auftreten.

Eine Prüfung auf ausreichende Mengen an schützenden Antikörpern nach der Tetanus-Impfung ist durch ein labordiagnostisches Verfahren namens ELISA möglich. ELISA ist die Abkürzung für enzyme-linked immunosorbent assay. Bei diesem Verfahren werden einzelne Proteine nachgewiesen. Dabei werden die Mechanismen unseres Immunsystems genutzt. Wird eine Substanz von unserem Immunsystem als fremd erkannt, bildet es Antikörper, die an das fremde Molekül andocken und es somit markieren.

Diese Reaktion wird Antikörper-Antigen-Reaktion genannt und für den ELISA-Test verwendet. Soll ein bestimmtes Protein nachgewiesen werden, müssen allerdings die dazu passenden Antikörper bekannt sein und zuvor mit verschiedenen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren hergestellt worden sein. Ist dann in einer Probe das gesuchte Protein vorhanden, fischen es die auf ein Trägermedium aufgebrachten Antikörper heraus. Dabei wird eine von Enzymen gesteuerte Reaktion ausgelöst, die zu einem sichtbaren Farbniederschlag führt.

Was hilft bei Tetanus?

Dein Arzt wird dich bei größeren oder kleineren Verletzungen immer fragen, ob du schon gegen Tetanus geimpft bist und ob du regelmäßig Auffrischungsimpfungen erhalten hast. Wenn das der Fall ist, ist deine Gefahr an Wundstarrkrampf zu erkranken, recht unwahrscheinlich.

Wenn du nicht mehr weißt, wann du das letzte Mal gegen Tetanus geimpft worden bist, aber eine Grundimmunisierung im Kindes- und Jugendalter durchgeführt wurde, bekommst du wahrscheinlich eine aktive und passive Impfung.

Weiterhin wird in der Regel versucht, das in deinem Körper zirkulierende Tetanus-Toxin zu neutralisieren, bevor es sich an deine Nervenzellen binden kann.

Tetanus Immunglobulin fängt freies Gift ab

Wenn die bakteriellen Gifte noch frei in deinem Körper zirkulieren und somit nicht an deine Nervenzellen gebunden sind, können sie noch entfernt werden. Dazu wird dir vom Arzt ein Tetanus-Immunglobulin in die Gesäßmuskulatur und in die Wundränder gespritzt. Das Mittel besteht aus menschlichen Antikörpern, die gegen das Tetanus-Toxin gerichtet sind. Antikörper sind wichtige Eiweißstoffe deines Körpers, die eingedrungene Erreger angreifen und unschädlich machen können. Sie verbinden sich dazu an ihrem einen Ende mit dem zu bekämpfenden Fremdkörper. Mit dem anderen Ende lagern sie sich an andere körpereigene Zellen an, die dann den eingedrungenen Fremdkörper unschädlich machen können.

Wundreinigung ist bei Tetanus sehr wichtig

Eine gründliche Wundreinigung, bei der Verunreinigungen und Fremdkörper von deinem Arzt entfernt werden, ist bei Tetanus sehr wichtig.  Da abgestorbenes Gewebe, in dem der Sauerstoff verbraucht ist, optimale Wachstumsbedingungen für die Tetanus-Bakterien bildet, wird abgestorbenes Gewebe um die Wunde in der Regel chirurgisch entfernt.

Antibiotika bei Tetanus

Um die Tetanus verursachenden Bakterien abzutöten, wird dir in der Regel ein Antibiotikum verabreicht. Die Behandlung von Tetanus mit Antibiotika verringert allerdings nicht die schon im Körper zirkulierenden Giftstoffe. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, stoppen ihre Vermehrung und sorgen somit für eine verringerte Ausbreitung des Erregers. Und wo kein Bakterium ist, kann auch kein Toxin freigesetzt werden. Durch die Abbauprodukte mancher Wirkstoffe der Antibiotika kann sich dein Urin dunkel färben. Das ist aber völlig normal. Frag deinen Arzt, wenn du dir unsicher bist.

Mit Intensivtherapie Leben retten

Ist der Ernstfall eingetreten und zeigen sich bereits die ersten Symptome einer Tetanus-Erkrankung, wird in der Regel eine sofortige Intensivtherapie eingeleitet.  Es gilt die Lebensfunktionen zu erhalten, die Muskeln zu entspannen und den Erstickungstod durch die gelähmte Atemmuskulatur zu verhindern. Dazu kann ein Luftröhrenschnitt nötig sein und eine künstliche Beatmung. Beim Luftröhrenschnitt entsteht eine Verbindung zwischen der Luftröhre und dem äußeren Luftraum. Durch diesen operativen Eingriff besteht allerdings die Gefahr einer Wundinfektion mit anderen Keimen und die Gefahr einer Narbenbildung.

Tetanus vorbeugen

Trotz intensivmedizinischer Behandlung können Betroffene, bei denen kein ausreichender Impfschutz vorhanden ist, an Tetanus sterben. Der Wundstarrkrampf hinterlässt keine Immunität, kann also nach überstandener Erkrankung immer wieder auftreten – sofern keine Impfung erfolgte.

Der beste Schutz gegen Tetanus ist eine Tetanus-Impfung. Nach der Grundimmunisierung im Kindesalter (erstmalig nach Vollendung des zweiten Lebensmonats als Kombinationsimpfung mit Diphtherie und Keuchhusten) sollten Erwachsene laut STIKO alle 10 Jahre eine Auffrischungsimpfung gegen Tetanus erhalten.

Wenn du allerdings nicht mehr weißt, wann du zuletzt gegen Tetanus geimpft worden bist oder wenn dein Impfpass Lücken aufweist, dann kann dein Arzt gegebenenfalls eine Blutuntersuchung durchführen lassen. Im Labor kann der sogenannte Tetanus-Impftiter bestimmt werden. Dieser zeigt an, ob dein Blut genug Antikörper gegen das Tetanus verursachende Bakterium Clostridium tetani aufweist.

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Norovirus

Schwallartiges Erbrechen, Bauchkrämpfe und wässrige Durchfälle sind die Hauptsymptome des Norovirus.
Hygiene im Sanitärbereich ist bei einer Infektion mit dem Norovirus besonders wichtig. Denn das Virus wird noch 14 Tage nach überstandener Infektion mit dem Stuhl ausgeschieden und ist für andere Menschen ansteckend.

Norovirus: Was ist das?

Wenn in der kalten Jahreszeit unsere Abwehr geschwächt ist, hat das hoch ansteckende Norovirus leichtes Spiel. In den Monaten von Oktober bis März häufen sich die Norovirus-Infektionen immer dort, wo viele Menschen zusammen kommen. In der Regel beginnt schon wenige Stunden nach der Norovirus-Infektion der typische Brechdurchfall.

Hilfe bei Durchfallerkrankungen aus der Apotheke

Norovirus: Ursachen

Noroviren werden über Schmierinfektion übertragen. Wenn du also mit den Ausscheidungen, dem Speichel oder dem Erbrochenen von Erkrankten in Kontakt kommst, kannst du dich anstecken. Bis nach der Ansteckung die ersten Symptome auftreten, können  sechs bis 50 Stunden vergehen. Das bezeichnen Mediziner als Inkubationszeit.

Übertragen wird das Norovirus auch durch Berührung infizierter Flächen wie Türgriffe, Gegenstände wie Haushaltswaren, Speichel und Erbrochenem und anschließendem Kontakt mit Nase, Mund und Augen. Aber auch virushaltige Tröpfchen, die beim schwallartigen Erbrechen herumfliegen, stellen eine Infektionsquelle dar.

Ebenso kann das Norovirus mit verunreinigtem Wasser oder kontaminierten Speisen übertragen werden. Wenn Nahrungsmittel, die mit Noroviren verunreinigt wurden, nicht mehr erhitzt wurden, ist das Risiko einer Infektion besonders groß. Wo und wie auch immer du dich infiziert hast: Noroviren breiten sich sehr rasch von Mensch zu Mensch aus. Daher kommen Krankheitsausbrüche immer überall dort vor, wo sich viele Menschen gleichzeitig aufhalten oder zusammen essen und trinken.

Risikofaktoren bei der Norovirus-Infektion

Kinder unter 5 Jahren und Senioren ab 70 Jahren sind besonders anfällig für Infektionen mit dem Norovirus. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Brechdurchfall-Erreger sogar einer der häufigsten Ursache einer akuten Magen-Darm-Entzündung oder Gastroenteritis.

Das Norovirus wird noch bis zu 14 Tage nach überstandener Erkrankung mit dem Stuhl ausgeschieden und kann andere Menschen anstecken. Umso wichtiger ist daher eine sorgfältige Hand- und Sanitär-Hygiene.  Außerdem bist du nach überstandener Norovirus-Infektion nicht automatisch für immer immun gegen den Brechdurchfall-Erreger. Denn es gibt sehr viele Untergruppen, die sich regelmäßig verändern können und uns somit immer wieder neu infizieren können.

Norovirus: Symptome

Das Norovirus verursacht Brechdurchfall, der mehrere Stunden bis drei Tage nach der Infektion beginnt. Er hält in der Regel 48-72 Stunden an.

Zu den typischen Symptomen einer Norovirus-Infektion gehören:

  • Übelkeit und schwallartiges Erbrechen
  • Magenkrämpfe und Bauchkrämpfe
  • wässrige, nicht blutige Durchfälle
  • Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen. Weitere Ursachen und Hilfe bei Kopfschmerzen.
  • Muskelschmerzen, genannt Myalgie
  • möglicherweise vorübergehend erhöhte Temperatur
  • extremer Flüssigkeitsverlust, hervorgerufen durch Erbrechen und Durchfall

Die Symptome sind beim Norovirus individuell sehr verschieden. Kinder haben meistens häufiger Erbrechen und seltener erhöhte Temperatur. Bei Erwachsenen ist in der Regel der Durchfall besonders stark ausgeprägt. Es gibt bei der Norovirus-Infektion allerdings auch mild verlaufende Formen. Außerdem infiziert sich nicht jeder, der mit einem Erkrankten in Kontakt kommt, automatisch mit dem Norovirus.

Da dein Körper durch den Brechdurchfall sehr viel Flüssigkeit verliert und damit auch Elektrolyte (Salze), können weitere Symptome wie Kreislaufprobleme, starke Müdigkeit und Herzrythmusstörungen zu dem Brechdurchfall hinzukommen.

Norovirus: Diagnose

Um nachzuweisen, ob du dich tatsächlich mit dem Norovirus angesteckt hast, wird dein Hausarzt dich um eine Stuhlprobe bitten. Im Labor können dann unterschiedliche Untersuchungsmethoden zum Einsatz kommen:

Tests zum Nachweis des Erregers

Bei der Polymerase Chain Reaction, auch Polymerase-Kettenreaktion oder PCR genannt, wird das Erbgut des Norovirus sichtbar gemacht. Diese Testmethode kann allerdings nur bestätigen, dass das Norovirus sich im Körper befindet. Nicht aber, in welchen Mengen und auch nicht, um welche Virus-Untergruppe es sich handelt. Um das herauszufinden sind weitere Tests notwendig.

EIA ist die Abkürzung für Enzymatische Immunadsorptionsverfahren. Bei diesen Testverfahren werden mit Hilfe einer enzymatischen Farbreaktion bestimmte, für das Norovirus charakteristische Proteine sichtbar gemacht.

Meldepflicht für die Norovirus-Infektion

Eine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz besteht für euren Arzt unter anderem für eine akute Norovirus-Infektion. Besteht nur der Verdacht auf eine Norovirus-Infektion muss es gemeldet werden, wenn die betroffene Person in der Küche, im Imbiss, in der Gaststätte oder anderweitig in der Lebensmittelbranche und in der Lebensmittelherstellung arbeitet. Weiterhin besteht Meldepflicht, wenn mindestens zwei Erkrankungen oder gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemiologischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder zu vermuten ist.

Norovirus: Therapie

Eine Standardtherapie gibt es für das Norovirus nicht. Auch existiert kein Impfstoff.

Sofortmaßnahmen in Pflegeeinrichtungen

Schnelles Handeln ist besonders dann gefragt, wenn sich das Norovirus in Krankenhäusern, Altenheimen und Gemeinschaftseinrichtungen ausbreitet. Schon beim ersten Verdacht können Sofortmaßnahmen eingeleitet werden noch bevor die Laboruntersuchungen ausgewertet sind. Dazu gehören beispielsweise:

  • Unterbringung der erkrankten Person in einem eigenen Zimmer mit separatem WC und Kontaktsperre zu anderen Patienten
  • Verstärkt auf die Handhygiene achten. Bei Pflege der erkrankten Person Einweghandschuhe tragen und nach Ablegen der Handschuhe die Hände mit einem virenabtötenden Handdesinfektionsmittel behandeln
  • Um der Übertragung durch Kontakt mit Stuhl, Erbrochenem oder durch virenhaltigen Partikel in der Luft vorzubeugen, Atemschutzmaske und Schutzkittel tragen
  • Alle Kontaktflächen (auch Türgriffe) mit einem Flächendesinfektionsmittel abreiben
  • Für den Erkrankten mit dem Norovirus eigene desinfizierte Pflegeutensilien verwenden
  • Bettwäsche und Kleidung der mit dem Norovirus infizierten Person in einem geschlossenen Wäschesack transportieren und mit über 60 °C waschen. Geschirr bitte abkochen

Selbsthilfe: Viel trinken

Wenn dich das Norovirus erwischt hat, dann kannst du auf Hausmittel gegen Übelkeit zurückgreifen: sehr wenig essen, maximal etwas Zwieback, viel Tee und Mineralwasser trinken. Durch den heftigen Brechdurchfall verliert dein Körper sehr viel Flüssigkeit und die darin enthaltenen Mineralsalze. Daher gilt: bis zu drei Liter täglich trinken, damit dein Körper nicht austrocknet. Besonders bei Kinder und Senioren muss der Flüssigkeitsverlust schnell ausgeglichen werden. Denn ihr Körper hat nicht so große Flüssigkeitsreserven.

Leicht gesüßte Tees und Säfte, die zur Hälfte mit abgekochtem Wasser verdünnt werden, leisten gute Dienste. Auch Brühe und stilles Mineralwasser mit einer Prise Zucker können helfen. Salz kann in Verbindung mit Zucker vom Darm besser aufgenommen werden. Doch Vorsicht: Salzstangen enthalten überwiegend Natrium. Dein Körper braucht bei Brechdurchfall aber vor allem Kalium. Und das ist vor allem in Bananen enthalten. Eine zerquetschte Banane ist neben einem Apfel mit abgewaschener Schale, einem geriebenen Apfel, Möhren oder Haferschleim mit Brühe eine leichte, gut verträgliche Kost.

Vorsicht ist bei Cola geboten. Da diese Getränke sehr viel Zucker enthalten, entziehen sie dem Körper noch zusätzlich dringend benötigtes Wasser. Und das in Cola und Co. enthaltene Koffein sorgt zusätzlich noch für den Verlust von Kalium.

Medikamente gegen die Symptome des Norovirus

Durch den starken Durchfall und das schwallartige Erbrechen im Rahmen der Norovirus-Infektion verliert dein Körper viel Flüssigkeit und damit auch die darin enthaltenen Mineralsalze. Um diese wieder aufzufüllen können Elektrolytpräparate hilfreich sein. Sie sind so zusammengesetzt, dass dein Darm die Stoffe leicht aufnehmen kann. Selbst dann, wenn der Durchfall noch anhält. Doch Vorsicht: Elektrolytmischungen enthalten den Zucker Glukose. Wenn du Diabetiker bist, dann halte wegen der Insulinanpassung oder Medikamentendosis unbedingt Rücksprache mit deinem Arzt oder Diabetologen. Wenn du unter Herzschwäche leidest und Medikamente mit Digitaliswirkstoffen einnehmen musst, dann frag ebenfalls deinen Arzt um Rat. Denn Elektrolytmischungen können die Wirkung von Digitaliswirkstoffen herabsetzen.

Wenn Übelkeit und Erbrechen die stärksten Beschwerden sind, dann können sogenannte Antiemetika Linderung verschaffen.

Generell gilt die Regel: Nicht auf eigene Faust versuchen, die durch die Norovirus-Infektion hervorgerufenen Beschwerden in den Griff zu bekommen. Frag immer deinen Arzt um Rat!

Klinikaufenthalt für Kleinkinder und Senioren

Infizieren sich Kleinkindern und Senioren mit dem Norovirus wird aufgrund geschwächter Abwehrkräfte häufig ein stationärer Aufenthalt notwendig. Auch in anderen schweren Fällen kann ein kurzer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig werden. Hier wird dann versucht, den durch den Brechdurchfall verminderten Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. Dazu können die mit dem Norovirus infizierten Menschen Nährstoffen und Elektrolyten über die Vene als Infusion erhalten oder über eine Nasensonde in den Magen.

Norovirus: Infektion vorbeugen

Gegen den Norovirus steht derzeit leider keine Impfung zur Verfügung. Daher gilt als sicherster Schutz vor einer Ansteckung die Faustregel: Meide möglichst den Kontakt mit infizierten Menschen. Innerhalb der Familie ist das natürlich schwer bis unmöglich. Daher: Trag bei der Pflege eines mit dem Norovirus infizierten Angehörigen und bei der Hygiene des Sanitärbereiches unbedingt Einweghandschuhe und Atemschutzmaske. Wenn möglich sollte ein eigenes Zimmer bekommen und eine separate Toilette benutzen.

Bettwäsche und Kleidung in einem geschlossenen Wäschesack transportieren und mit über 60 °C separat waschen. Benutztes Geschirr bitte abkochen.

Achte besonders sorgfältig auf deine Handhygiene, insbesondere nach dem Toilettengang.

Um eine Ansteckung durch infizierte Speisen zu vermeiden besonders Fisch und Meeresfrüchte immer gut durchgaren.

Norovirus-Infektion: Heilungschancen

Eine Infektion mit dem Norovirus ist zwar extrem unangenehm, aber in der Regel heilt die Erkrankung innerhalb von drei Tagen folgenlos aus. In extrem seltenen Fällen kann eine Norovirus-Infektion zum Tod führen.

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Blasenentzündung

Krampfartige Schmerzen im Unterbauch sind typisch für eine Blasenentzündung.
Typische Symptome einer Blasenentzündung sind starke Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, permanenter Harndrang und nur geringe Urinmenge.

Was ist eine Blasenentzündung?

Wenn es beim Wasserlassen im Intimbereich brennt, du ständig auf die Toilette musst und krampfartige Schmerzen im Unterleib verspürst, dann könnte eine Blasenentzündung (Zystitis) hinter den Beschwerden stecken. Der Verursacher ist in den meisten Fällen das Darmbakterium E. coli. Gelangt der Erreger durch mangelnde Analhygiene, übertriebene Hygiene im vorderen Intimbereich oder Sex in die Harnröhre und Blase und vermehrt sich dort, entzünden sich die Schleimhäute. Steigen die Bakterien über die Harnleiter bis in die Nieren auf und verursachen sie in allen ableitenden Harnwegen Entzündungen, spricht der Arzt von einer Harnwegsentzündung.

Hilfe bei Blasenentzündung aus der Apotheke

Was verursacht eine Blasenentzündung?

Eine Infektion mit Escherichia coli-Bakterien ist in den meisten Fällen der Auslöser für eine Zystitis. E. coli-Bakterien bewohnen normalerweise zusammen mit anderen Mikroorganismen deinen Darm und rufen keine Beschwerden hervor. Gelangen sie aber in die Harnröhre und siedeln sich dort in den Schleimhäuten an, können sie sich bis zur Blase ausbreiten.

Seltener sind andere Bakterienarten wie Staphylokokken oder Klebsiellen für eine Infektion mit anschließender Entzündung verantwortlich.

Als weitere Ursachen für eine Blasenentzündung kommen angeborene Fehlbildungen der Harnwege infrage. Der dadurch gestaute Urin fördert eine Vermehrung schädlicher Keime und begünstigt so die Infektion.

Eine Infektion infolge von angestautem Urin kann auch durch Blasenfunktionsstörungen als Folge einer Querschnittslähmung entstehen.

Einen idealen Nährboden für Bakterien bildet der zuckerhaltige Urin bei schlecht eingestellten Diabetikern. Hier ist es wichtig, Blutzuckerschwankungen und dauerhaft erhöhte Werte des Langzeitblutzuckers (HbA1C) in den Griff zu bekommen. Dann ist auch die Blasenentzündung bestimmt bald kein Thema mehr.

Ist dein Immunsystem durch andere Infektionen, Stress, Schlafmangel, unausgewogene Ernährung, Chemotherapie (Zytostatikazystitis) oder Strahlentherapie (radiogene Zystitis) geschwächt, breiten sich krank machende Coli-Bakterien besonders leicht aus. Auch ein Blasen-Dauerkatheter kann eine Infektion begünstigen. Hier spricht der Arzt von einer Katheter-Zystitis.

Wenn du zu wenig trinkst, weil du aufgrund der Schmerzen beim Wasserlassen nicht mehr auf die Toilette gehen möchtest, dann bewirkst du eher das Gegenteil! Denn Flüssigkeit ist wichtig, um die Bakterien aus dem Körper zu schwemmen.

Risikogruppen und Risikofaktoren für eine Zystitis

Diese Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an Blasenentzündung zu erkranken:

  • Schwangere: Hier sind durch veränderten Hormonhaushalt die Harnwege erweitert, Krankheitserreger können sich somit leichter ausbreiten und in die Blase aufsteigen.
  • Diabetiker: Ein schlecht eingestellter Diabetes und schwankende Blutzuckerwerte sind schlecht fürs Immunsystem. Bakterien haben somit ein leichteres Spiel, sich auszubreiten und zu vermehren.
  • Frauen, die häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr haben: Bei der sogenannten Honeymoon-Zystitis oder Flitterwochen-Blasenentzündung gelangen die Keime leichter dorthin, wo sie nicht hingehören.
  • Menschen mit Blasenfunktionsstörung, zum Beispiel als Folge einer Querschnittslähmung.
  • Menschen mit geschwächter Abwehr, zum Beispiel durch Stress, Schlagmangel, unausgewogene Ernährung.
  • Menschen, die zu wenig trinken. Wasser ist wichtig, damit unser Körper und unsere Immunabwehr funktionsfähig bleiben.
  • Leute, die ihre nasse Badekleidung nicht wechseln, stundenlang ohne Decke auf kaltem Untergrund sitzen, bauchfreie Tops auch bei niedrigen Temperaturen tragen: Das führt zu Unterkühlung im Bereich der Blase und verhindert, dass die Schleimhäute gut durchblutet werden. Krankheitserreger haben es somit leichter, sich auszubreiten.
  • Frauen in den Wechseljahren und nach den Wechseljahren: Östrogenmangel verursacht verletzliche Schleimhäute in Harnröhre und Blase. Sie werden dadurch anfälliger für bakterielle Infektionen. Außerdem verändert sich in den Wechseljahren das Scheidenmilieu, wodurch seine natürliche Schutzfunktion gestört werden kann.
  • Frauen, die es mit der Intimhygiene übertreiben: Alkalische Sprays, Lotionen, Seifen bringen den natürlichen pH-Wert der Scheide aus dem Gleichgewicht und verdrängen die darin angesiedelten Milchsäurebakterien. Milchsäurebakterien produzieren ein saures Milieu, was die Vermehrung von schädlichen Bakterien hemmt, und Wasserstoffperoxid, was schädliche Bakterien abtötet. Ist das saure Milieu in der Scheide gestört, können sich Erreger leichter ausbreiten und in die Blase aufsteigen.
  • Menschen mit Harn-Dauerkatheter. Hier entsteht die sogenannte Katheter-Zystitis.
  • Menschen, die sich im Rahmen einer Krebserkrankung einer Chemotherapie unterziehen müssen. Mediziner sprechen dann von einer Zystostikazystitis.
  • Menschen, die eine Bestrahlung hinter sich haben. Erkranken sie an Blasenentzündung, sprechen Mediziner von einer radiogenen Zystitis.
  • Männer über 50 als Folge einer Prostatavergrößerung und/oder Prostataentzündung.

Blasenentzündung: Häufige Fragen

Eine Blasenentzündung ist unangenehm und lästig. Und auch wenn die Zystitis dich schon öfter mal erwischt hat, bleiben bestimmt noch viele Fragen offen. Im Folgenden findest du Infos zu häufigen Fragen rund um die Blasenentzündung.

Warum alle paar Monate eine Blasenentzündung?

Kaum ist die leidige Blaseninfektion überstanden, da erwischt sie dich nach weniger als sechs Monaten schon wieder. Weil wiederholte Blasenentzündungen häufig nach dem Sex auftreten, haben amerikanische Wissenschaftler die in der Scheide angesiedelten Bakterien unter die Lupe genommen. Sie fanden in Mäusen die Bakterienart Gardnerella vaginalis, die auch in der menschlichen Scheide vorkommt. Gelangen Gardnerella in die Blase, greifen sie die Blasenwand an und setzen E.coli-Bakterien frei, die eine Antibiotika-Therapie überlebt haben und in der Blasenwand inaktiv schlummerten. Diese freigesetzten E. colis sorgen dann für eine erneute Blasenentzündung.

Ist Blasenentzündung ein Frauenproblem?

Bakterien haben bei Frauen ein leichteres Spiel. Denn ihre Harnröhre ist erheblich kürzer als bei Männern. Die weibliche Harnröhre misst etwa 4 cm, die männliche ist rund 20 cm lang. Dieser kürzere Weg erleichtert E. coli und Co. das Aufsteigen in die Blase. Außerdem liegt bei Frauen der Eingang zur Harnröhre in unmittelbarer Nähe zum Analbereich.

Während der Wechseljahre sind Frauen besonders anfällig für Blasenentzündungen und Harnwegsinfektionen. Warum ist das so? Durch die verminderte Östrogenproduktion werden die Schleimhäute in Harnröhre und Blase verletzlicher und damit anfälliger für bakterielle Infektionen. Außerdem verändert sich in den Wechseljahren das Scheidenmilieu, wodurch seine natürliche Schutzfunktion gestört werden kann.

Blasenentzündung durch gestörtes Scheidenmilieu?

In jeder Vagina gibt es Pilze und Bakterien, die bei einer gesunden Frau in einem natürlichen Gleichgewicht leben. Ein Teil dieser Scheidenflora oder Vaginalflora sind Milchsäurebakterien. Sie vergären Traubenzucker aus den Schleimhautzellen zu Milchsäure und sorgen so für eine saure Umgebung. Schädliche Keime haben es im sauren Milieu schwer sich zu vermehren. Außerdem werden sie durch das von einigen Milchsäurebakterien produzierte Wasserstoffperoxid abgetötet. Soweit so gut. Durch übertriebene Intimhygiene kann das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora allerdings gestört werden. Milchsäurebakterien reagieren äußerst empfindlich auf alkalische Waschmittel (mit hohem pH-Wert). Sie werden zurückgedrängt und schädliche Keime können sich ungehindert vermehren und ausbreiten. Da die Blase bei Frauen vor Gebärmutter und Scheidenausgang liegt, siedeln sich die Bakterien leicht dort an, wo sie nicht hingehören. Beim Mann liegt die Blase übrigens vor dem Enddarm.

Wie verläuft die Blasenentzündung beim Mann?

Wird die Blasenentzündung bei Männern nicht behandelt, kann sie sich zu einer Nierenbeckenentzündung entwickeln. Auch eine Entzündung der Nebenhoden und der Prostata sind möglich. Symptome einer Blasenentzündung beim Mann sind:

  • Starker Harndrang, aber nichts kommt
  • Häufiges Urinieren in geringen Mengen
  • Brennen vor oder während des Urinierens
  • Möglicherweise Blut im Urin
  • Urin riecht übel und/oder ist eingetrübt
  • Juckreiz an den Geschlechtsorganen
  • Inkontinenz
  • Stechende Schmerzen im unteren Bauchbereich und/oder im unteren Rückenbereich
  • Schmerzen zwischen Anus und Hoden
  • leichtes Fieber. Fieber richtig messen

Kommen hohes Fieber und Schmerzen in der Körperseite hinzu, dann hat dich eine Prostata- oder Nierenbeckenentzündung erwischt. Dein Hausarzt wird eine Urinuntersuchung durchführen, dir Antibiotika gegen die bakteriellen Erreger verschreiben oder dich an einen Urologen überweisen.

Blasenentzündung durch Sex?

Nicht nur beim Analverkehr können schädliche Darmbakterien in den Intimbereich gelangen. Eine Blasenentzündung kann generell durch häufigen Sex entstehen. Mediziner sprechen dann von der sogenannten Honeymoon-Zystitis oder Flitterwochen-Blasenentzündung. Auch hier wandern die Erreger vom Intimbereich in die nahe gelegene Harnröhre und von dort aus in die Blase. Die Folge: die Blasenschleimhaut entzündet sich.

Ist eine Blasenentzündung für den Partner/die Partnerin ansteckend?

Die meisten Frauen verspüren bei einer Blasenentzündung keine Lust auf Sex. Die Gefahr, deinen Partner anzustecken ist jedoch nicht nur deswegen ziemlich gering. Bei einer Blasenentzündung wandern krank machende Bakterien über die Harnröhre in die Blase. Selten befinden sich in der Scheide so viele Erreger, dass sie den eindringenden Penis „befallen“. Die männliche Harnröhre ist außerdem lang genug, um die meisten Bakterien schon auf dem Weg zur Blase durch die körpereigene Abwehr auszuschalten.

Anders sieht es aus, wenn der Penis nach ungeschütztem Analverkehr in Kontakt mit der Scheide kommt. Die dadurch eventuell eingeschleusten, krankmachenden Darmbakterien werden bei einem intakten Scheidenmilieu durch andere Bakterien (Milchsäurebakterien) und ihre Stoffwechselprodukte wirkungsvoll bekämpft. Ist das Scheidenmilieu hingegen gestört, können sich Erreger leichter ausbreiten – die Ansteckungsgefahr für die Frau erhöht sich also durch ungeschützten Analverkehr. Und auch wenn das Kondom beim Wechsel von hinten nach vorne nicht durch ein neues ersetzt wird.

Übertreib es nicht mit der Intimhygiene, aber wasch dich regelmäßig mit Wasser und wenig Seife. Um die Blase auszuspülen, geh – wenn möglich –  vor und nach dem Sex auf die Toilette.

Kannst du dich von Kollegen mit Blasenentzündung anstecken, wenn ihr die gleichen Toiletten benutzt?

Es besteht ein gewisses Risiko, sich bei infizierten Mitarbeitern anzustecken. Allerdings weniger, wenn sie beim Toilettengang auf der Klobrille keimbelastete Urinspritzer hinterlassen. Wenn du dich unbedingt auf die Klobrille setzen möchtest, dann wisch sie mit etwas feuchtem Klopapier ab und wasch dir anschließend gründlich die Hände. Berührst du mit ungewaschenen Händen unbewusst deinen Intimbereich, können Erreger leichter übertragen werden und sich eventuell ausbreiten.

Doch bei einem gesunden Scheidenmilieu und einer gestärkten Abwehr haben es krank machende Coli-Bakterien schwer. Achte darauf, nicht die gleichen Handtücher zu benutzen, wasch dir nach Berühren von Türklinken und gemeinschaftlichen Bürogeräten die Hände, zieh dich immer warm genug an und achte darauf, dass du Füße, Nieren- und Beckenregion warm hälst. Trink außerdem ausreichend, dann haben Krankheitserreger keine Chance.

Kann eine Blasenentzündung durch nasse Badehosen entstehen?

Nasse Badekleidung verursacht die Blasenentzündung nicht, aber fördert sie. Denn die Kälte schwächt bestimmte Abwehrfunktionen der Blasen-Schleimhaut. Die Folge: Erreger können sich schneller einnisten. Durch nasse Badesachen auf dem Körper entsteht außerdem ein feuchtwarmes Milieu. Das wiederum regt die Vermehrung der Bakterien an. Wenn du längere Zeit auf kaltem Untergrund sitzt oder gerne bauchfreie Tops trägst, dann kannst du dir eine Unterkühlung im Bereich der Blase einfangen. Die Kälte verhindert, dass die Schleimhäute der Blase gut durchblutet werden. Das erleichtert es den Krankheitserregern sich auszubreiten.

Kann Hygiene die Blasenentzündung verhindern?

Ja und nein. Für die Analhygiene gilt: Nicht nur sorgfältig putzen, sondern auch richtig herum! Mit der richtigen Putztechnik von vorne nach hinten bleiben die Darmbakterien dort, wo sie hingehören.

Für die Hygiene im Intimbereich gilt besonders für Frauen: Übertriebene Reinigung schadet mehr als sie nutzt. Die natürliche Scheidenflora kann dadurch gestört werden und die Ausbreitung von Bakterien, die Blasenentzündung auslösen, gefördert. Am besten reinigst du deinen Schambereich nur mit warmem Wasser und nicht ständig mit Seife.

Welche Komplikationen können bei Blasenentzündung auftreten?

Nicht immer bringt die Behandlung der Blasenentzündung sofort Erfolg. Wenn nach erster Besserung innerhalb von zwei Wochen erneut Beschwerden auftreten, dann sind noch nicht alle Erreger vollständig beseitigt. Das bezeichnet der Arzt als Relapsie.

Wenn eine neue Infektion mehr als zwei Wochen nach der ersten Blasenentzündung auftritt, dann spricht der Arzt  von einer rezidiven Blasenentzündung. Der neue Blaseninfekt kann durch einen neuen Erreger ausgelöst werden, aber auch durch die gleiche Bakterienart wie beim ersten Mal.

Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) kann entstehen, wenn die Erreger über die Harnleiter bis in die Niere wandern. Hohes Fieber, Blut im Urin, im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung (Sepsis) und Nierenversagen können unbehandelt die Folge sein.

Eine Reizblase äußert sich durch ähnliche Symptome wie eine Blasenentzündung. Es bestehen häufiger Harndrang bei kleinen Urinmengen, teilweise Schmerzen beim Wasserlassen und/oder Inkontinenz. Bei einer Reizblase lassen sich allerdings keine Erreger im Urin nachweisen.

Wird die Blasenentzündung chronisch, tritt sie also regelmäßig immer wieder auf, ist sie sehr schmerzhaft und lassen sich keine Erreger im Urin nachweisen, dann sprechen Ärzte von einer interstitiellen Zystitis. Mit Schmerzmitteln oder Antidepressiva lassen sich die Beschwerden medikamentös in den Griff bekommen. Manchmal müssen die Medikamente auch unter Narkose in die Blase eingeschleust werden. Bleibt auch diese Behandlung erfolglos und hat sich durch die ständigen Entzündungen eine Schrumpfblase entwickelt, dann kann die Harnblase in einer OP entfernt werden.

Blasenentzündung: Symptome

Du musst ständig, aber wenn du auf die Toilette gehst, hast du Schmerzen, es brennt und der Urin kommt nur tröpfchenweise. Wenn du ein Mann bist, dann könnte ein Problem mit deiner Prostata dahinter stecken. Denn das ist oft der Grund für eine Blasenentzündung. Manchmal treten Blaseninfektion und Prostatavergrößerung aber auch unabhängig voneinander auf.

Die häufigsten Symptome einer Blasenentzündung sind bei Frauen und Männern:

  • starke Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen
  • unangenehmes Ziehen beim Wasserlassen
  • permanenter Harndrang
  • häufiges Wasserlassen mit geringer Urinmenge
  • Urin enthält sichtbare oder unsichtbare (aber bei der Urinuntersuchung nachweisbare) Anteile von Blut aus den Schleimhäuten der Blase
  • Schwierigkeiten die Blase zu entleeren, weil es so anstrengend ist und schmerzt
  • Verkrampfungen der Blasenmuskulatur
  • Inkontinenz
  • Krankheitsgefühl (schlapp, müde, du fühlst dich wie benebelt)

Als weitere Beschwerden können bei Blasenentzündung hinzukommen:

  • Erhöhte Temperatur
  • strenger Geruch des Urins
  • getrübter Urin
  • Bauchschmerzen

Bei einer Harnwegsentzündung sind nicht nur Harnröhre und Blase von der Infektion betroffen, sondern auch Harnleiter und Nierenbecken. Zu den Beschwerden einer Blasenentzündung können dann noch hinzukommen:

Blasenentzündung: Diagnose

Wenn du mit den typischen Symptomen einer Blasenentzündung zum Arzt gehst, wird er deinen Urin untersuchen lassen.

Wie funktioniert die Urinuntersuchung?

Vor Abgabe der Urinprobe solltest du unbedingt deinen Intimbereich gereinigt haben. Ganz wichtig: Nicht die ersten Tropfen zu Beginn der Blasenentleerung auffangen, sondern den Becher erst nach einigen Sekunden unter den Strahl halten. In diesem Mittelstrahlurin sucht das Labor mit Teststreifen nach bestimmten Stoffen. Die Teststreifen zeigen mit einer Farbveränderung an, ob weiße Blutkörperchen als Entzündungszeichen vorhanden sind und ob im Urin Nitrit vorkommt. Nitrit ist ein Stoffwechselprodukt von Bakterien und zeigt somit an, dass sich Keime im Harntrakt befinden.

Im Anschluss kann der Urin mikroskopisch im Labor untersucht werden, wobei die Anzahl und die Art der Erreger bestimmt wird. Erst wenn mehr als 100.000 Keime pro ml Urin vorhanden sind, gilt dies als Hinweis auf eine Harnwegsinfektion. Um die Art der Erreger nachzuweisen, werden im Labor Kulturen angelegt. Hierbei wachsen und vermehren sich Bakterien in bzw. auf entsprechenden Nährboden, so dass ihre Art dadurch genau bestimmt werden kann. Der Arzt erhält das Ergebnis jedoch erst nach zwei Tagen, daher wird er dir schon vorher ein gängiges Antibiotikum gegen Blasenentzündung verschreiben. Schlägt dieses nicht an, kann der Laborbefund dabei helfen, die Therapie entsprechend der Bakterienart anzupassen.

Wenn in deinem Urin Entzündungszeichen festgestellt werden ohne dass du die typischen Symptome einer Blasenentzündung verspürst, dann wird dein Arzt höchstwahrscheinlich nach ein bis zwei Wochen eine erneute Urinuntersuchung veranlassen.

Da schwangere Frauen besonders anfällig für Blasenentzündungen sind und diese schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben können, wird der Urin im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft unter anderem auf Anzeichen einer Blasenentzündung untersucht.

Welche weiteren Untersuchungen gibt es bei Zystitis?

Eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege ist nur bei ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen sowie sehr komplizierten Harnwegsentzündungen notwendig. Ultraschall zeigt Veränderungen an Harnwegen und Nieren an, ob die Prostata vergrößert ist oder ob eventuell Blasensteine vorliegen.

Blasensteine sind Harnsteine, die sich in der Niere bilden und in der Harnblase ablagern. Der Grund dafür ist unter anderem ein übermäßiger Genuss von Lebensmitteln, die viel Oxalsäure enthalten (Rhabarber, Spinat, Mangold, Rote Rüben, Schokolade). Blasensteine bestehen in den meisten Fällen aus Kalziumoxalat und werden normalerweise mit dem Urin ausgeschieden. Bemerkbar machen sich Harnsteine durch Wasserlassen mit wiederholtem Abbruch des Harnstrahls, Schmerzen beim Wasserlassen und Blut im Urin. Müssen sie entfernt werden, wendet der Arzt die sogenannte extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) an. Hierbei zertrümmern Stoßwellen die Blasensteine von außen, so dass sie mit dem Urin ausgeschieden werden können.

Bei der sogenannten Restharnbestimmung wird nach Entleerungsstörungen der Blase gesucht. Dazu entleerst du die Blase vollständig. Danach prüft der Arzt mit Ultraschall, ob und wie viel Harn sich noch in deiner Blase befindet. Überschreitet der Wert ein bestimmtes Volumen, liegt eine Entleerungsstörung vor. Jetzt kommen aufwändigere Untersuchungen beim Urologen auf dich zu.

Bei der Harnflussmessung (Uroflowmetrie) prüft der Arzt während der Blasenentleerung in ein bestimmtes Gerät, ob Urin in die Harnleiter zurück fließt, wie viel Urin pro Sekunde fließt, wie lange die Blasenentleerung dauert, wie viel Urin insgesamt abgegeben wird und mehr. Aus allen ermittelten Werten wird eine sogenannte Flusskurve erstellt. Diese zeigt bei bestimmten Blasen-Erkrankungen einen typischen Verlauf.

Beim Miktionszystogramm bekommst du Kontrastmittel durch die Harnröhre in die Blase gespritzt. Auf Röntgenbildern kann der Arzt dann sehen, wie sich die Blase entleert.

Die Blasenspiegelung (Zystoskopie) ist nötig, wenn der Verdacht auf einen Tumor besteht und alle vorangegangenen Untersuchungen kein befriedigendes Ergebnis brachten. Bei der Blasenspiegelung führt der Arzt ein Endoskop durch die Harnröhre in die Blase ein. Durch die Optik am Gerät kann der Arzt die Blase von innen betrachten und Entzündungen sowie Tumore sehen. Ablauf der Zystoskopie.

Was hilft bei Blasenentzündung?

Wenn deine Schmerzen und das Brennen beim Wasserlassen mehr als zwei Tage anhalten und alle Maßnahmen der Selbsthilfe (viel trinken, warm halten) nicht anschlagen, solltest du umgehend zum Arzt gehen. Ebenso, wenn dich die Blasenentzündung zum ersten Mal erwischt.

Geh bitte sofort zum Gynäkologen oder Urologen, wenn starke Schmerzen in der Nierengegend auftreten und/oder Fieber und Schüttelfrost hinzukommen. Ebenso dann, wenn die Schmerzen so stark sind, dass ein Wasserlassen nicht mehr möglich ist oder deswegen unterdrückt wird.

Wenn du nichts mehr trinkst, weil du die Schmerzen beim Wasserlassen nicht mehr ertragen willst, droht eine Austrocknung (Dehydration). Unser Körper braucht Flüssigkeit, damit alle lebensnotwendigen Funktionen aufrecht erhalten werden können. Daher: viel trinken und lieber einmal zu viel als zu wenig zum Arzt gehen.

Unbedingt zum Arzt solltest du gehen, wenn sich Beschwerden wie Juckreiz, Rötungen und Schwellungen im Genitalbereich und/oder Blut im Urin zu dem Brennen beim Wasserlassen hinzugesellen.

Wenn du schwanger bist, dann besteht die Gefahr, dass sich eine Blasenentzündung auf die Nieren ausbreitet und zu einer Nierenbeckenentzündung führt. Zum Schutz deiner Nieren und zum Schutz des ungeborenen Kindes solltest du daher immer deinen Frauenarzt aufsuchen.

Medikamente bei Blasenentzündung

Da eine Blasenentzündung in den meisten Fällen durch eine bakterielle Infektion ausgelöst wird, verschreibt ein Arzt dir höchstwahrscheinlich Antibiotika. Nimm die Antibiotika unbedingt nach Anweisungen deines Arztes ein und brich die Behandlung nicht selbsttätig ab, sobald die Beschwerden nachlassen.

Frei verkäufliche Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Paracetamol können zusätzlich das Brennen beim Wasserlassen dämpfen. Doch bitte beachte: Nimmst du die Schmerzmittel über längere Zeit (öfter als 10 Tage im Monat und mehr als an drei Tagen hintereinander), steigt das Risiko für einen medikamentös bedingten Dauerkopfschmerz.

Krampflösende Mittel mit den Wirkstoffen Scopolaminbutylbromid (frei verkäuflich) oder Mebeverin (verschreibungspflichtig) können helfen, die Bauchschmerzen zu lindern.

Hilfe aus der Apotheke bei Harnwegsinfekten und Blasenentzündung

Blasenentzündung: Heilungschancen

Eine Blasenentzündung lässt sich gut behandeln. Bei rechtzeitiger Therapie bessern sich die Beschwerden in den meisten Fällen recht schnell.

Unbehandelt kann die Blasenentzündung jedoch auch chronisch werden und/oder es kann sich eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) entwickeln. Daher gilt die Faustregel: Scheu dich nicht zum Arzt zu gehen. Es ist nicht peinlich, eine Blasenentzündung zu haben. Das hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun und dein Liebesleben musst du auch nicht rechtfertigen oder verändern. Wichtig ist nur, einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten und dann ist auch die Blasenentzündung bald vergessen.

Blasenentzündung vorbeugen

Sobald du die ersten Symptome spürst, gilt: trinken, trinken, trinken! Die Flüssigkeit schwemmt Bakterien aus deinem Körper und spült die Harnwege so kräftig durch, dass es Erreger schwer haben, sich weiter auszubreiten. Zwei Liter täglich sollten es mindestens sein. Gut sind stilles, raumtemperiertes Mineralwasser und entzündungshemmende und harntreibende Kräutertees (Nieren- und Blasentees) aus Apotheke oder Reformhaus. Besonders Birkenblätter, Goldrutenkraut, Schachtelhalm, Bärentraubenblätter und Brennnessel gelten als wirksam bei Blasenentzündung.

Bei der Analhygiene solltest du darauf achten, immer von vorne nach hinten zu wischen. Dadurch haben es Erreger aus dem Magen-Darm-Trakt schwer, in die Harnröhre zu gelangen.

Auch wenn deine Gedanken dann gerade ganz woanders sind: Möglichst vor und nach dem Sex solltest du deine Blase entleeren. Keime, die zu einer Blasenentzündung führen können, werden auf diese Weise einfach ausgespült.

Besonders für Frauen gilt: Bitte keine übertriebene Intimhygiene, denn das zerstört die natürliche Scheidenflora und begünstigt somit die Ausbreitung von Bakterien, die Blasenentzündung auslösen. Am besten reinigst du den Schambereich nur mit warmem Wasser und nicht ständig mit Seife.

Geh regelmäßig auf die Toilette und nicht erst dann, wenn die Blase prall gefüllt ist. Wiederholtes und vollständiges Entleeren der Blase verhindert, dass eventuell vorhandene Erreger sich einnisten und ausbreiten.

Wasch deine Unterwäsche bei 60°C. Das tötet die meisten Keime ab und verhindert eine erneute Ansteckung auf diesem Weg.

Zieh nach dem Schwimmen deine nasse Badekleidung unbedingt aus, denn Bakterien fühlen sich im feuchtwarmen Klima sehr wohl. Außerdem entsteht beim Trocknen auf der Haut Verdunstungskälte, die zu lokalen Unterkühlungen führen kann, was das Immunsystem schwächt und es Bakterien leicht macht sich auszubreiten.

Zieh dich bei entsprechenden Temperaturen warm an und setz dich nicht ohne Kissen oder Unterlage auf kalte Untergründe. Halte besonders deinen Unterleib warm, zum Beispiel mit einer Wärmflasche oder mit einer Decke.

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Schlafapnoe

Eine CPAP Atemmaske misst die nächtlichen Atemaussetzer bei Schlafapnoe.
Eine CPAP Schlafmaske zeichnet im heimischen Bett den nächtlichen Schlafrhythmus auf und dokumentiert Atemaussetzer.

Was ist Schlafapnoe?

Bei dem Schlafapnoe-Syndrom (SAS) wird während des Schlafens deine Atmung durch das weiche Gaumengewebe im Rachenbereich komplett blockiert. Normalerweise sorgt deine hintere Rachenmuskulatur dafür, dass deine Atemwege offen bleiben. Dazu stützt die Muskulatur das Zäpfchen, das weiche Gaumengewebe, die Rachenmandeln und deine Zunge ab. Bei der Schlafapnoe rutscht das weiche Gaumengewebe nach hinten und blockiert deine Atemwege.

Die Folge: du bekommst keinen Sauerstoff mehr, bist dem Ersticken nahe. Dein Körper schüttet deswegen das Stresshormon Adrenalin aus, was zum Aufwachen führt.

Die Atemaussetzer können von mehreren Sekunden bis zu einigen Minuten andauern und mehrmals pro Nacht auftreten. Du kommst deshalb nicht mehr in die erholsame Tiefschlaf-Phase, REM-Phase genannt, und fühlst dich trotz scheinbar ausreichenden Schlafstunden am nächsten Morgen total erschöpft und wie gerädert. Eine Häufigkeit von fünf Atempausen oder Atemabflachungen pro Stunde gilt noch als normal. Ab zehn oder mehr Atempausen oder Atemabflachungen handelt es sich um ein behandlungsbedürftiges Schlafapnoe-Syndrom.

Welche Formen der Schlafapnoe gibt es?

Das Schlafapnoe-Syndrom gehört zu den sogenannten schlafbezogenen Atemstörungen. Es gibt zentrale Apnoen und obstruktive Apnoen. Von einem gemischten Apnoe-Syndrom sprechen Mediziner, wenn bei einem Patienten beide Formen vorkommen.

Ist der Atemantrieb in deinem Gehirn gemindert und kommt es deswegen zu nächtlichen Atemstörungen, sprechen Mediziner von einer zentralen Apnoe. Durch Schäden in deinem zentralen Nervensystem wird die Atemmuskulatur nicht richtig gesteuert. Vereinfacht gesagt: dein Gehirn vergisst zu atmen. Die zentrale Apnoe ist selten und meistens erblich bedingt. Sie kann aber auch die Folge von Gehirnentzündungen sein.

Die häufigste Form ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Hier kommt es während des Einatmens zum Verschluss der oberen Luftwege. Dies wiederum entsteht durch eine starke Entspannung der ringförmigen Muskulatur deiner oberen Atemwege während des Schlafes. Der Sauerstoffgehalt deines Blutes sinkt, es kommt zu einer Weckreaktion und deine Atmung setzt wieder ein.

Was verursacht Schlafapnoe?

Folgende Faktoren können das Auftreten einer Schlafapnoe begünstigen:

  • Erhöhter Widerstand der oberen Luftwege durch Verkrümmung der Nasenscheidewand, Polypen, chronischer Sinusitis, Allergien.
  • Angeborene Engstellen im Bereich der oberen Luftwege.
  • Verengung des Rachenraumes durch Übergewicht.
  • Vergrößerte Rachenmandeln, vor allem bei Kindern.
  • Erschlaffung der Muskulatur durch Alkoholgenuss, Schlafmittel, Nikotin.

Schlafapnoe Symptome

Dein Partner hört zunächst ein sehr, sehr lautes Schnarchen beim Ein- und Ausatmen. Es folgt ein plötzliches, sekundenlanges Stocken des Atems und danach wieder ein lautes Schnarchen. Du selbst registrierst deine nächtlichen Atemaussetzer nicht.

Typische Symptome einer Schlafapnoe sind:

  • Tagesmüdigkeit
  • Sekundenschlaf
  • Lautes Schnarchen
  • Mehrmaliges nächtliches Aufwachen
  • Konzentrationsstörungen
  • Häufige Kopfschmerzen. Was tun bei Kopfschmerzen?
  • Sexuelle Unlust bis hin zur Impotenz
  • Mundtrockenheit

Mögliche Komplikationen der Schlafapnoe

Unbehandelt kann ein Schlafapnoe-Syndrom langfristig zur Folge haben:

Welcher Arzt kann bei Schlafapnoe helfen?

Zum Arzt solltest du gehen, wenn du und/oder dein Partner/deine Partnerin folgende Anzeichen bei dir bemerkt haben:

  • Atempausen im Schlaf
  • Sehr lautes Schnarchen, das den anderen aufweckt
  • Ausgeprägte Tagesmüdigkeit, die dazu führt, dass du während der Arbeit, vor dem Fernseher oder schlimmstenfalls beim Autofahren sekundenschlafmäßig einnickst.

Dein erster Weg bei Schlafstörungen sollte zum Hausarzt führen. Er wird dich an einen Schlafmediziner oder an ein Schlaflabor überweisen. Eine genaue Diagnose und eine umfassende Ursachenforschung ist wichtig, um die individuelle Therapie deiner Schlafapnoe abstimmen zu können.

Diagnose und Therapie der Schlafapnoe

Nach einer körperlichen Untersuchung, bei der besonders mögliche Engstellen in deinem oberen Rachenraum unter die Lupe genommen werden, erfolgt eine genaue Untersuchung deines Schlafes. Denn zur Therapie einer Schlafapnoe ist es für deinen Arzt wichtig zu erfahren, wie häufig die Atemaussetzer pro Nacht auftreten und welcher Art sie sind.

Dazu bekommst du im ersten Schritt eine sogenannte Schlafmaske, die du zu Hause während der Nacht trägst. Das Gerät, auch als CPAP-Maske bezeichnet, zeichnet neben einem EKG auch verschiedene Vitalfunktion wie Pulsfrequenz, Körperlage, Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung auf. Für weitere Untersuchungen und zur Festigung der Diagnose Schlafapnoe kann ein stationärer Besuch in einem Schlaflabor nötig werden. Hier können dann auch andere Schlafstörungen ausgeschlossen werden. Welche Arten von Schlafstörungen gibt es?

Oftmals kann eine Schlafapnoe durch eine Operation an deiner Nasenscheidewand oder im Rachenraum gemildert oder sogar behoben werden. Manchmal genügen aber auch schon sogenannte Aufbiss-Schienen, die während der Nacht getragen werden müssen.

Was du bei Schlafapnoe selbst tun kannst

Wenn du auf dem Rücken schläfst, können Zunge und Gaumensegel in den Rachen fallen und deine Atemwege blockieren. Um die Rückenlage zu verhindern gibt es beispielsweise Anti-Schnarch-Kissen oder Lagerungsgürtel, die das Umdrehen im Schlaf erschweren.

Da Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmittel deine Rachenmuskulatur entspannen und somit deine Schlafapnoe verstärken können, solltest du vor allem abends auf Alkoholgenuss verzichten. Wenn vom Arzt nicht anders verordnet, auf Schlaf- und Beruhigungsmittel besser ebenso verzichten.

Eine Schlafmaske zum Durchatmen

Die CPAP-Therapie (englische Abkürzung für: Continuous Positive Airway Pressure) ist eine Überdrucktherapie mit einer Atemmaske. Die Maske ist an einen kleinen Kompressor angeschlossen, der kontinuierlich Atemluft unter erhöhtem Druck in die Maske abgibt. Der Druck ist so eingestellt, dass deine Atemwege offen gehalten werden und somit Atemaussetzer und Schnarchen verhindert werden. Die CPAP-Masken gibt es in verschiedenen Formen und mit unterschiedlichen Funktionen. Hab keine Angst, dass du mit der Maske nicht schlafen kannst. Es ist gewöhnungsbedürftig, aber schon bald wirst du merken, dass sich deine Schlafqualität deutlich verbessert. Für alle diejenigen, die mit der CPAP-Maske nicht zurechtkommen, gibt es noch andere Therapiemöglichkeiten der Schlafapnoe.

Aufbiss-Schienen vom Zahnarzt für leichte Schlafapnoe

Aufbiss-Schienen für leichte bis mittelschwere Schlaf-Apnoe schieben deinen Unterkiefer im Schlaf etwas nach vorne und halten deine Zunge zurück. Dadurch bleiben deine oberen Atemwege offen. Biss-Schienen werden vom Zahnarzt individuell angepasst. Damit sie wirken, müssen sie gut sitzen und jede Nacht getragen werden.

Pflaster für die Nase, die EPAP-Therapie

Bei der EPAP-Therapie werden spezielle Nasenpflaster vor dem Schlafengehen auf jedes Nasenloch geklebt. Diese Einwegpflaster haben ein Ventil mit einem kleinen Loch. Beim Einatmen strömt die Luft ungehindert hindurch, beim Ausatmen kann sie nur durch ein kleines Loch im Ventil entweichen. Dadurch steigt der Druck in deinen Atemwegen an und sie werden offen gehalten.

Ein Zungenschrittmacher stimuliert einen Nerv

Bei dieser Therapie wird ein Schrittmacher unter deine Haut implantiert und eine Elektrode auf den Unterzungen-Nerv gelegt. Dieser Nerv aktiviert die Zungenmuskulatur. Das Schrittmachersystem überwacht deinen nächtlichen Atemrhythmus und stimuliert bei Bedarf den Zungennerv. Dadurch bewegt sich deine Zunge leicht nach vorne und deine Atemwege bleiben offen.

Heilungschancen bei Schlafapnoe

Sobald die exakte Diagnose Schlafapnoe gestellt ist, können deine nächtlichen Atemaussetzer in der Regel gut behandelt werden. Voraussetzung für den Therapieerfolg ist jedoch eine Umstellung deiner Lebensgewohnheiten. Und das heißt: Übergewicht reduzieren, exzessiven Alkoholgenuss meiden, Bewegung in deinen Alltag einbringen. Das wirkt sich nicht nur positiv auf deine Schlafapnoe aus, sondern auch auf deinen Blutdruck und deine Fitness.

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Migräne

Frau mit Migräne steht unter einer Gewitterwolke und fasst sich an die Schläfen.
Migräne fühlt sich wie ein Gewitter im Kopf an. Der attackenartige, rasende und pulsierende Kopfschmerz tritt meist einseitig auf. Begleitsymptome können Übelkeit, Erbrechen, Gesichtsfeldausfall, Lichtscheu oder Lähmungen sein.

Was ist Migräne?

Als Migräne bezeichnen Mediziner einen anfallartigen, rasenden und pulsierenden Kopfschmerz, der wiederholt und meist einseitig auftritt. Dieser Halbseitenkopfschmerz, die sogenannte Hemikranie, kann von Übelkeit, Erbrechen, Gesichtsfeldausfall, Lichtscheu oder neurologischen Symptomen wie Lähmungen begleitet werden. Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzerkrankungen. Das sind Kopfschmerzen, die als eigenständige Erkrankung gelten. Sekundäre Kopfschmerzen sind hingegen Beschwerden, die als Begleiterscheinung von Erkrankungen auftreten. Lies mehr über die verschiedenen Arten von Kopfschmerzen.

Unter Migräne kannst du in jedem Alter leiden. Generell haben Frauen aber etwa dreimal häufiger Migräne als Männer. Chronisch kann die Migräne werden, wenn bei dir über einen Zeitraum von drei Monaten an mehr als 15 Tagen im Monat eine Migräneattacke auftritt.

Migräne ohne Aura

Die meisten Menschen mit Migräne leiden unter einer sogenannten Migräne ohne Aura. Dabei beginnen die Migräneattacken ohne vorherige Wahrnehmungsstörungen mit pulsierendem, meist einseitigen Kopfschmerz, der von vier Stunden bis hin zu 3 Tagen anhalten kann. Begleitet wird die Migräne ohne Aura häufig von Übelkeit und/oder Überempfindlichkeit gegen Geräusche und Licht.

Migräne mit Aura

Bei einer Migräne mit Aura, auch Migraine accompagnée oder klassische Migräne genannt, leidest du unmittelbar vor der Migräneattacke unter Sehstörungen oder Bewusstseinsveränderungen sowie Sprachstörungen und Lähmungen oder Empfindungsstörungen. Diese Beschwerden dauern in der Regel 30-60 Minuten und vergehen, sobald der eigentliche Migräne-Kopfschmerz beginnt. Die Migräne mit Aura unterteilt sich in verschiedene Untergruppen:

  • Familiäre hemiplegische Migräne: Bei dieser Migräneform leidet mindestens ein Verwandter von dir ebenfalls unter dieser Migräneart. Dabei treten Lähmungen in deinen Armen und Beinen auf und es kommt zu mehr oder minder schweren Bewegungsstörungen.
  • Sporadische hemiplegische Migräne: Bewegungsstörungen und Lähmungen deiner Gliedmaßen ohne familiäre Vorgeschichte sind die Kennzeichen dieser Migräneform mit Aura.
  • Migräne des Basilaristyps: Wenn du unter dieser Form der Migräne mit Aura leidest, bekommst du in der Regel neben unerträglichen Kopfschmerzen im Bereich des Hinterkopfes zusätzlich noch Schwindel und Tinnitus. Erfahre mehr über die Ursachen von Schwindel sowie über Ursachen von Tinnitus. Bei einer Migräne des Basilaristyps kannst du nicht mehr gut hören, siehst alles doppelt und hast kein Gefühl mehr in den Händen und im Gesicht. Manchmal kannst du sogar bewusstlos werden.
  • Aura ohne Kopfschmerz: Bei dieser Form von Migräne leidest du unter Seh- und Sprachstörungen, allerdings bleibt der Kopfschmerz danach aus.

Migräne mit Augenmuskellähmung

Eine Migräne mit Augenmuskellähmung heißt Ophthalmoplegische Migräne. Die Hirnnerven, die für die Bewegung deiner Augen zuständig sind, sind bei der Ophthalmoplegischen Migräne gelähmt. Deswegen siehst du bis zu zwei Wochen lang alles doppelt. Unter Migräne mit Augenmuskellähmung leiden vorwiegend Kinder und Jugendliche.

Wenn du unter Retinaler Migräne leidest, kommt es zu wiederholtem Gesichtsfeldausfall auf einem Auge. Meistens dauert das Nicht-Sehen bestimmter Bereiche länger als eine Stunde an. Deine optische Wahrnehmung der Umgebung ist bei dieser Form der Migräne massiv gestört, weil deine Netzhaut (Retina) betroffen ist.

Menstruelle Migräne

Migräne-Attacken können auch mit deiner Periode zusammenhängen. Meistens tritt die menstruelle Migräne erstmals im 2. Lebensjahrzehnt auf und erreichen um das 40. Lebensjahr ihr Maximum. Als Auslöser (Trigger) kommen der natürliche prämenstruelle Abfall der Serum-Östrogen- und Serum-Gestagen-Spiegel infrage.

Mediziner unterscheiden verschiedene Formen dieser sogenannten menstruellen Migräne:

  • Menstruelle Migräne ohne Aura: Sie tritt in der Regel ab 2 Tagen vor Beginn bis 3 Tage nach Einsetzen deiner Menstruation auf.
  • Menstruell assoziierte Migräne ohne Aura mit zusätzlichen Attacken an anderen Zyklustagen: Diese Form der Migräne tritt meist in der Zyklusmitte auf.

Migräneanfälle mit Aura treten fast immer nur außerhalb der Menstruation auf. Ein migräneartiger Kopfschmerz kann im Rahmen eines prämenstruellen Syndroms jeweils 2-7 Tage vor der Monatsblutung vorkommen.

Wie entsteht Migräne?

Eine Migräne ist nicht plötzlich und unvermittelt da. Sie kündigt sich an, verläuft in mehreren Phasen und verursacht dabei unterschiedliche Sinnes- und Schmerzwahrnehmungen. All das läuft in verschiedenen Regionen deines Gehirns ab.

In deinem Frontalhirn liegen beispielsweise bestimmte Bereiche (Areale) für die Wahrnehmung deiner Stimmungen. Werden diese Areale aktiviert, dann kannst du dich schon vor der eigentlichen Migräneattacke extrem gereizt oder niedergeschlagen bis hin zu depressiv fühlen. Oder aber auch überschwänglich und aufgekratzt. Hinzu kann ein kaum zu bändigendes Verlangen nach Süßem kommen. Der Griff zur Schokolade ist dann sehr verlockend. Setzt die Migräneattacke ein, ist aber nicht die Schokolade die Ursache dafür. Das Verlangen nach Süßem kommt vielmehr daher, dass deine übermäßig aktivierten Hirnareale Energie brauchen. Und die holen sie sich in Form von „schnell ins Blut gehenden“ Kohlenhydraten. Dadurch entsteht dein Heißhunger auf Schokolade bei Migräne.

Die Aura bei manchen Migränearten entsteht in deinem Sehzentrum. Das liegt im hinteren Bereich deines Großhirns. Die Sehstörungen bei der Migräne mit Aura werden durch Nervenlähmungen verursacht, die sich immer weiter ausbreiten. Je stärker diese Lähmungen sind, desto deutlicher werden die Ausfälle in deinem Sehfeld.

Für die Schmerzen bei Migräne ist dein Hirnstamm verantwortlich. Hier befinden sich Filter, die Schmerzimpulse als wichtig oder unwichtig einstufen. Der Botenstoff Serotonin dämpft normalerweise die unzähligen Schmerzimpulse. Wenn du unter Migräne leidest, fehlt dir das Serotonin. Dadurch gelangen alle Reize aus deinem Kopfbereich ungefiltert zum Hirnstamm, wo sie als Schmerz eingestuft werden. Kommen viele Schmerzreize zusammen, schüttet dein Hirnstamm Neuropeptide aus. Diese Botenstoffe lösen an den Innenwänden deiner Blutgefäße Entzündungen aus. Die Durchblutung deiner Hirnhäute wird gesteigert, Blutgefäße dehnen sich aus, werden durchlässiger und führen dazu, dass die Entzündungsverursachenden Botenstoffe ins umgebende Gewebe gelangen. Irgendwann wird durch diese Reizüberflutung und deren Folgen selbst der kleinste Lufthauch zur unerträglichen Qual und der Kopfschmerz kann sich ins Unermessliche steigern.

Migräne Ursachen

Die genauen Ursachen der Migräne sind noch nicht bekannt. Jedoch gehen Mediziner davon aus, dass die Veranlagung zu dieser Erkrankung genetisch bedingt ist. Der Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) Serotonin kann bei der Entstehung von Migräne ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Serotonin bewirkt bei Migräne eine Gefäßengstellung in deinem Gehirn. Dadurch wird deine Hirndurchblutung eingeschränkt. Serotonin ist aber auch an Entzündungsreaktionen im Bereich deiner Hirnhaut beteiligt. Diese Entzündungsreaktion ist dann für den typischen Migräne-
Kopfschmerz verantwortlich. Andere Theorien vermuten, dass es bei Migräne zum Anspringen eines sich im Hirnstamm befindlichen Kopfschmerzgenerators kommt.

Doch damit bei dir eine Migräneattacke auch wirklich ausgelöst wird, bedarf es individuell verschiedener Auslöser, Trigger genannt. Migräne-Trigger können sein:

Veränderungen in deinem Tagesrhythmus

  • Starke Gefühle wie unbändige Freude, Trauer und Angst
  • beruflicher und privater Stress
  • zu wenig oder zu viel Schlaf
  • hormonelle Veränderungen bei Menstruation und in den Wechseljahren
  • unregelmäßiges Essen, Fastenkuren, bestimmte Genussmittel wie Rotwein
  • Wetterumschwung, besonders Föhn, Hitze und zu viel Sonnenlicht
  • Medikamente gegen Bluthochdruck, Allergien, Potenzmittel und Appetitzügler
  • Empfängnisverhütung mit der Pille kann eventuell deine Migräne verstärken.

Migräne Symptome

Wenn du unter Migräne leidest, reagiert dein Gehirn viel stärker auf äußere Reize, da es sie offensichtlich nicht mehr ausreichend filtern kann. Kommen noch bestimmte individuell völlig verschiedene Schlüsselreize (Trigger) hinzu, startet die Migräne-Attacke.

Bei manchen Formen der Migräne bekommst du unmittelbar vor einem Anfall Wahrnehmungsstörungen. Bei dieser Migräne mit Aura kommt es zu Sehstörungen wie farbigen Lichtblitzen und Gesichtsfeldausfällen. Geschmacks- und Geruchshalluzinationen, Sprachstörungen, Kribbeln und/oder Schwäche in einem Arm oder Bein. Die Aura macht sich innerhalb weniger Minuten bemerkbar und kann bis zu 30 Minuten (selten auch länger) anhalten. Kopfschmerzen beginnen in der Regel erst dann, wenn die Aura vorbei ist.

Die Migräne ohne Aura. macht sich durch halbseitige, pulsierende Kopfschmerzen, vor allem hinter deinen Augen oder deiner Stirn bemerkbar. Die Schmerzen beginnen oft in den frühen Morgenstunden und können unbehandelt bis zu 72 Stunden lang andauern. Sie können auch die Kopfseite wechseln. Wie häufig eine Migräne ohne Aura auftritt, ist individuell verschieden. Es kann täglich, wöchentlich oder alle paar Monate sein. Begleitsymptome der Migräne ohne Aura können sein:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Durchfall
  • Frösteln
  • Reizbarkeit
  • Schwitzen
  • Nackenschmerzen.

Es kann eine Überempfindlichkeit auf Licht und Geräusche bestehen, so dass du dich mit Migräne gerne in abgedunkelte, ruhige Räume zurückziehen möchtest. Bei manchen Formen von Migräne treten auch neurologische Symptome wie Wortfindungsstörungen und undeutliches Sprechen auf.

Da auch andere Formen von Migräne-Kopfschmerzen möglich sind, ist es oft so schwierig, die Migräne von anderen Formen des Kopfschmerzes zu unterschieden. Manchmal zeigt sich die Migräne durch einen vom Hinterkopf heraufziehenden hämmernden Schmerz, ein anderes Mal entlädt sich der Schmerz von deinen Schläfen in alle Seiten deines Kopfes. Mal ist es ein Schraubstock, der sich immer enger um deinen Kopf zieht, oft ein Messer, was dein Hirn in zwei Teile zu teilen scheint. Wenn der Migräne-Schmerz abklingt oder wenn die Medikamente zu wirken beginnen, dann kannst du dich völlig erschlagen fühlen, erschöpft, müde und schwach. Du hast dann meistens noch ein bis zwei Tage mit Konzentrationsstörungen zu kämpfen. Vielleicht gerätst du nach überstandener Migräne-Attacke aber auch in einen regelrechten Rausch. Dann fühlst du dich angenehm benommen und reagierst aufgrund des überstandenen Schmerzes überschwänglich vor Glück.

Genauso individuell ist die Zeit vor der Migräne-Attacke. Viele Betroffene verspüren dann einen Heißhunger auf Süßes. Dazu können Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, aber auch Stimmungsschwankungen kommen. Vielleicht gehörst du aber auch zu denen, die sich vor einer Migräne-Attacke „fit wie ein Turnschuh“ fühlen. Dann könntest du Bäume ausreißen, bist energiegeladen und hellwach. Andere Menschen glauben dann vielleicht, du seist hyperaktiv.

Migräne und andere Kopfschmerzarten Unterschiede

Migräne-Kopfschmerzen werden durch körperliche Aktivität nicht gelindert, sondern eher verstärkt. Beim Cluster-Kopfschmerz sieht das anders aus. Hierbei hast du einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Anders als mit Migräne legst du dich mit Cluster-Kopfschmerz nicht ins Bett, sondern wanderst umher oder schaukelst mit dem Oberkörper. Cluster-Kopfschmerz ist streng einseitig. Der Schmerz tritt in Attacken auf und sitzt im Bereich von Schläfe und Auge. Die Bezeichnung Cluster bezieht sich auf die Eigenart dieser Kopfschmerzform, periodisch stark gehäuft aufzutreten, während sich dann für Monate bis Jahre beschwerdefreie Intervalle anschließen können. Die heftigen und einseitigen Attacken dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten und treten unvermittelt vornehmlich aus dem Schlaf heraus auf. Der Cluster-Kopfschmerz zeigt eine ausgeprägte Tagesrhythmik, am häufigsten kommt es ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen, in den frühen Morgenstunden und nach der Mittagszeit zu Anfällen. Der Kopfschmerzcharakter wird als unerträglich reißend, bohrend, manchmal als brennend geschildert. Lies mehr zu Symptomen und Therapie von Cluster-Kopfschmerz.

Spannungskopfschmerz tritt im Bereich des gesamten Kopfes auf, ist drückend-ziehend, jedoch nicht pulsierend wie Migräne. Begleitsymptome wie Lichtscheu und übermäßige Lärmempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen sowie Appetitlosigkeit treten bei Spannungskopfschmerz in der Regel selten auf. Spannungskopfschmerz Ursachen und Behandlung.

Nachfolgend sind attackenförmig auftretende Kopfschmerzarten noch einmal in einer Tabelle zusammengefasst.

Diagnostische Kriterien Migräne ohne Aura Episodischer Spannungskopfschmerz Cluster-Kopfschmerz
Attackendauer Unbehandelt halten die Schmerzen 4-72 Stunden an Kopfschmerzdauer 30 Minuten bis sieben Tage Unbehandelt oder erfolglos behandelt 15-
180-minütige Attackendauer
Schmerzcharakteristika Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Schmerzcharakteristika auf: Einseitige Lokalisation, pulsierender Schmerzcharakter, mittlere bis starke Schmerzintensität, Schmerzverstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Schmerzcharakteristika auf: Beidseitige Lokalisation, drückender oder beengender, aber nicht pulsierender Schmerz, leichte bis mittlere Schmerzintensität, keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen

Starke oder
sehr starke einseitige orbital (zur Augenhöhle), supraorbital (über der Augenhöhle) und/oder temporal (im Bereich der Schläfe) lokalisierte Schmerzattacken

Begleitsymptome Während des Kopfschmerzes besteht Übelkeit und/oder Erbrechen sowie/oder Lichtscheu (Photophobie) und Lärmscheu (Phonophobie) Während des Kopfschmerzes kann Appetitlosigkeit auftreten, jedoch keine Übelkeit oder Erbrechen. Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit kann vorkommen, jedoch nicht beides zusammen Wenigstens eines der nachfolgenden Symptome tritt auf der gleichen Seite (ipsilateral) wie der Schmerz auf: Tränenfluss (Lakrimation) und/oder Rötung der Bindehaut (konjunktivale Injektion), nasale Kongression (verstopfte Nase) und/oder verstärkte Absonderung von Nasensekret (Rhinorrhoe), Lidödem, Schwitzen im Bereich von Stirn oder Gesicht, Rötung im Bereich von Stirn oder Gesicht, Völlegefühl im Ohr, Miosis (Verengung der Pupille) und/oder Ptosis (Oberlid hängt über dem Auge herab), körperliche Unruhe oder Bewegungsdrang (Agitiertheit)
Häufigkeit der Attacken Extrem variabel An <15 Tagen/Monat bzw. <180 Tagen/Jahr auftretend Die Attackenfrequenz liegt zwischen 1 Attacke an jedem 2. Tag und 8 Attacken pro Tag

Migräne Komplikationen

Wie bei jeder anderen Erkrankung sind auch bei Migräne Komplikationen möglich. Sehr selten kann eine Migräne so heftig werden, dass sie in den sogenannten Status migraenosus übergeht. Beim Status migraenosus handelt es sich um einen Migräne-Anfall, der mehr als 72 Stunden dauert und medikamentös nicht gestoppt werden kann. Weil du im Status migraenosus ständig erbrechen musst und demzufolge extrem gefährdet bist auszutrocknen, musst du stationär behandelt werden.

Bei einem migränösen Infarkt halten die Symptome der Aura tagelang an und machen die Abgrenzung zu einem Schlaganfall schwierig. Auch hier ist schnelle ärztliche Hilfe gefragt.

Welcher Arzt hilft bei Migräne?

Bei Verdacht auf Migräne solltest du zunächst deinen Hausarzt aufsuchen. Er wird dich an einen Facharzt für Neurologie überweisen. Der Neurologe kann bei dir eine korrekte Einordnung deiner Migräne nach den sogenannten IHS-Kriterien vornehmen und sich um deine individuelle Therapieform kümmern. Was macht ein Neurologe?

Die IHS-Kriterien (Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft, International Headache Society, kurz IHS) umfassen:
• Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen.
• Schmerzintensität.
• Begleitsymptome.
• Auslöser.
• Vorzeichen.
• Medikamenteneinnahme mit Wirksamkeit und Verträglichkeit.

Untersuchungen bei Migräne

Dein Hausarzt und dein Neurologe werden dich nach Art, Dauer und Stärke deiner Kopfschmerzen fragen. Sie werden in der Regel außerdem wissen wollen, welche Medikamente du einnimmst. Dadurch können sie durch Medikamente verursachte Migräneattacken auszuschließen. Sehr hilfreich für Hausarzt und Neurologen ist es, wenn du ein Kopfschmerz-Tagebuch führst. Hier hinein schreibst du wann und wie oft deine Kopfschmerzen auftreten, wie lange sie anhalten und wie stark sie sind. Außerdem solltest du aufschreiben, zu welchen Tageszeiten und in welchen Situationen deine Kopfschmerzen auftreten und welche Beschwerden die Migräneattacke begleiten.

Für die Diagnose Migräne müssen mindestens zwei von fünf der folgenden Kriterien erfüllt sein:
• Halbseitenkopfschmerz. Dabei kann es zu einem Seitenwechsel innerhalb einer Kopfschmerzattacke und während der nächsten Attacke kommen .
• Pulsierender oder pochender Schmerz. 

• Verstärkung der Schmerzen durch körperliche Aktivitäten. 

• Erhebliche Beeinträchtigung deiner Alltagsaktivitäten durch die Schmerzattacken. 

• Zusätzlich muss mindestens ein vegetatives Symptom, beispielsweise 
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Lärm/Lichtscheu vorhanden sein und 
mindestens fünfmal auftreten. 


Bei einer Migräne mit Aura müssen zusätzlich noch mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:
• grelle Lichtblitze, Halbseitenblindheit oder optische Halluzinationen.
• Sprachstörungen. 

• Schwindel. 

• Kribbeln in den Händen oder Füßen .

• Lähmung einer Körperhälfte.

• Dauer der Aura weniger als eine Stunde. 

• Das Intervall zwischen Aura und Kopfschmerz beträgt weniger als eine Stunde, 
wobei die Aura immer vor deinem Migräne-Kopfschmerz auftritt. 

• Mindestens ein Aura-Symptom entwickelt sich über mehrere Minuten hinweg. 
Bei erstmaligem Auftreten deiner Aura-Symptome, aber auch bei Änderung bereits bekannter Symptome muss dein Arzt andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausschließen. Dazu gehören beispielsweise eine Meningitis (Hirnhautentzündung), ein epileptischer Anfall im Rahmen einer Epilepsie, akute Blutungen zwischen den Hirnhäuten (Subarachnoidalblutung) oder eine durch Bluthochdruck ausgelöste hypertensive Krise. Lies mehr zu Ursachen einer Meningitis und zu Symptomen von Bluthochdruck.

Zum Ausschluss derartiger Krankheiten oder anderer Schmerzursachen kann eine Untersuchung deines Kopfes mittels Computertomografie (CT), einem Elektroenzephalogramm (EEG) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) nötig sein.

Für die Erfassung und Aufzeichnung deiner Hirnströme im Rahmen eines Elektroenzephalogramms (EEG) werden Elektroden, die in bestimmten Positionen in einer Haube befestigt sind, auf deinem Kopf platziert. Während der Untersuchung bist du wach. Lies weitere Infos zum EEG-Ablauf.

Mit Hilfe von Provokationsmethoden wie Schlafentzug, Lichtstimulation oder Hyperventilation können Veränderungen deiner Hirnströme dargestellt werden, die für eine Epilepsie typisch sind. Bei der Hyperventilation musst du für etwa drei bis fünf Minuten heftig ein- und ausatmen. Bei der Photostimulation werden kurze, helle Lichtblitze in wechselnder Frequenz auf deine geschlossenen Augen gelenkt. Beim Schlafentzug darfst du für eine Nacht nicht schlafen. Am folgenden Morgen wird dann das EEG durchgeführt. 


Mittels CT oder MRT können Knochen und Knorpel (CT) oder Weichteile (MRT) deines Gehirns genau untersucht werden und beispielsweise Hirntumore erkannt oder ausgeschlossen werden. 
Wenn die Durchblutung deines Gehirns gemessen werden soll, wendet der Neurologe in der Regel die sogenannte Positronen-Emissions-Tomographie (PET) an. 


Hilfe bei Migräne

Da bei jedem Migräne-Patienten andere Beschwerden im Vordergrund stehen, sieht die Migräne-Therapie nicht überall gleich aus. Ein Schmerztagebuch (Migränekalender) hilft dir dabei, die Art, die Dauer und die Auslöser der Migräneanfälle zu entdecken. Es erleichtert auch deinem Arzt die Diagnosefindung, denn er kann dadurch feststellen, wann, wo, wie lange und mit welcher Intensität sich die Migräne bei dir bemerkbar macht. Für eine langfristige Migräne Behandlung hat sich bei vielen Patienten eine Kombination aus medikamentöser und anderen Maßnahmen bewährt.

Schmerzkliniken bieten häufig sogenannte Kopfschmerzseminare an. Hier kannst du nicht nur vieles über deine Migräne lernen, sondern auch wie du mit den Migräneattacken umgehen kannst, welche Medikamente dir dabei helfen können und wie du mit der Migräne im Alltag leben kannst.

Medikamente gegen Migräne

Bei der Behandlung deiner Migräne mit Medikamenten unterscheidet dein Arzt in der Regel, ob ein akuter Migräneanfall gestoppt oder aber ob weiteren Migräneanfällen vorgebeugt werden soll.

Bei einem akuten Migräneanfall, der als leicht eingeordnet wird, können zur Verbesserung der Begleitsymptome wie Übelkeit sogenannte Antiemetika mit den Wirkstoffen Metoclopram oder Domperidon eingesetzt werden. Sie lindern nicht nur deine Übelkeit, sondern sorgen auch dafür, dass Schmerzmittel besser aufgenommen werden. Ergänzend können Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Der schmerzlindernde Effekt dieser Wirkstoffe reicht in der Regel allerdings nur für vier bis sechs Stunden.

Mittelschwere bis schwere Migräneattacken können durch Serotoninrezeptorantagonisten (Triptane) abgeschwächt werden. Triptane verengen die großen Blutgefäße in deinem Gehirn, hemmen die Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen und blockieren im Gehirn die Übertragung der Schmerzempfindung. Unter den Triptanen gibt es eine ganze Reihe von Wirkstoffen. Dadurch kann dein Arzt das Triptan auswählen, was am besten zu deiner individuellen Migräne-Symptomatik passt.

Triptane sollten in der Regel nicht länger als zehn Tage im Monat eingenommen werden, da sie sonst zu medikamentös bedingten Dauerkopfschmerzen führen können.

Leidest du unter sehr lange anhaltenden Migräneattacken, kannst du von deinem Arzt sogenannte Ergotamine bekommen. Sie bewirken, dass sich erweiterte Blutgefäße verengen. In der Regel werden Ergotamine aber nur dann eingesetzt, wenn nichts anderes mehr hilft. Denn diese Medikamentengruppe hat eine hohe Anzahl von Nebenwirkungen. Werden Ergotamine dauerhaft eingenommen kann es zu gefährlichen Durchblutungsstörungen in verschiedenen Organen kommen.

Bei mehr als sieben Migränetagen im Monat solltest du mit deinem Arzt über eine medikamentöse Vorbeugung der Attacken sprechen. Ziel dabei ist, die Zahl deiner Migräneanfälle und deren Intensität zu verringern. Als Wirkstoffe werde hierbei in der Regel Betablocker, Kalziumantagonisten, Valproinsäure, Cyclandelat, Topiramat oder Naproxen eingesetzt.

Auch Betablocker können zur Vorbeugung von Migräneanfällen eingesetzt werden. Betablocker wirken in deinem zentralen Nervensystem. Sie beeinflussen die Konzentration des Nerven-Botenstoffes Serotonin und stabilisieren das System, welches für deine Schmerzempfindung zuständig ist. Nimmst du Betablocker länger als zwei bis drei Wochen ein, dürfen sie in der Regel nicht abrupt abgesetzt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass es zu Bluthochdruck, Angina pectoris oder einem Herzinfarkt kommt. Ab wann beginnt Bluthochdruck?

Kalziumantagonisten hemmen die Wirkung von Kalzium. Kalzium ist ein wichtiger Stoff für die Muskelaktivität in deinen Gefäßwänden, Darmwänden und für die Aktivität in deinem Herzmuskel. Ohne Kalzium kommt keine Kontraktion zustande. Durch Kalziumantagonisten entspannen sich deine Muskeln in den Gefäßwänden und erweitern sich. Dadurch sinkt dein Blutdruck und dein Blutzufluss wird verbessert.

Der Wirkstoff Valproinsäure gehört zu den sogenannten Antiepileptika. Sie sorgen dafür, dass die elektrischen Impulse deiner Nervenzellen nicht so schnell weitergeleitet werden und sich daher nicht viele Nervenzellen gleichzeitig entladen können. Vorsicht: Valproinsäure kann deine Leber schädigen, daher ist es wichtig, regelmäßig deine Leberwerte kontrollieren zu lassen.

Cyclandelat wird auch bei Durchblutungsstörungen eingesetzt. Der Wirkstoff wirkt entspannend auf die Muskulatur deiner Blutgefäße und soll deine Arterien erweitern sowie die Fließeigenschaften deines Blutes verbessern.

Topiramat wird vielfach zur vorbeugenden Behandlung von Migräneattacken eingesetzt, wenn Betablocker nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden.

Naproxen ist ein Wirkstoff, der zu der Gruppe der mittellang (4-20 Stunden) wirkenden nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) gehört. Die NSAR hemmen die Synthese von Prostaglandinen. Das sind Gewebehormone, die unter anderem die Entzündungsprozesse in deinem Körper antreiben. Naproxen wird häufig auch bei Migräne angewandt, die vor oder während der Menstruation auftritt.

Hausmittel bei Migräne

Bei leichter Migräne eignen sich meist schon kühlende Umschläge auf deiner Stirn zur Akutbehandlung. Auch wenn du dir auf die Schläfen Pfefferminzöl aufträgst, kann dir das kurzfristig Linderung verschaffen.

Den meisten Migräne-Patienten hilft es, sich in einen ruhigen, abgedunkelten Raum zurückzuziehen, um zu entspannen oder zu schlafen. Vorsicht vor kalten Kompressen. Nimm auf gar keinem Fall Kühlakkus aus dem Eisfach deines Kühlschranks, um sie dir auf den schmerzenden Kopf zu legen. Denn ein zu starker Kältereiz ist in der Regel nicht gut, um den Schmerzen bei einem Migräneanfall Einhalt zu gebieten.

Entspannungsübungen wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können helfen, die mit der Migräne verbundenen Verspannungen in deinem Körper zu lösen und die Anzahl deiner Kopfschmerzattacken zu reduzieren. Therapieziel der progressiven Muskelentspannung ist, dass du frühzeitig muskuläre Spannungszustände wahrnimmst und lernst, diese aktiv zu vermeiden. Das Prinzip der Wahrnehmungsschulung für das Gefühl der Entspannung und Anspannung beruht darauf, eine Muskelgruppe willentlich anzuspannen, diese Anspannung zu halten und dann zu entspannen. Konzentriere dich möglichst mit geschlossenen Augen auf die Wahrnehmung der Anspannung und der Entspannung.

Traditionelle Chinesische Therapie bei Migräne

Gegen Migräne und auch gegen Kopfschmerzen generell hat sich Akupunktur bewährt. Akupunktur ist eine Behandlungsmethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Krankheiten entstehen nach den Vorstellungen der TCM, wenn Störungen oder Blockaden im Fluss der Lebensenergie Qi vorliegen. Mit der Nadelbehandlung, bei denen Akupunktur-Nadeln an ganz spezielle Stellen eingestochen werden, sollen Blockaden gelöst werden. In der Regel werden bei der Schmerztherapie zwei Akupunkturbehandlungen in der Woche durchgeführt, und zwar in Serien von 10-12 Behandlungen. Dann wird meist eine Pause von 2-3 Wochen eingelegt. Danach können eventuell weitere Behandlungen nötig sein. Lies mehr zur Akupunktur-Therapie.

Die Traditionelle chinesische Medizin (TCM) unterscheidet drei Arten von Kopfschmerzen: den vorderen Kopfschmerz, den seitlichen Kopfschmerz und den hinteren Kopfschmerz. Migräne gehört zum seitlichen Kopfschmerz. Die universelle Lebensenergie Qi fließt durch bestimmte Energieleitbahnen (Meridiane). Jedem der Meridiane sind ein Organ, eine Emotion und eine Jahreszeit zugeordnet. Zum seitlichen Kopfschmerz gehört der Gallenblasenmeridian. Dem Gallenblasenmeridian ist wiederum der Frühling zugeordnet. Es ist die Jahreszeit, in der sich Migräneanfälle in der Zeit zwischen 1 und 3 Uhr morgens häufen. Der äußere Faktor, der zum Gallenblasenmeridian gehört, ist der Wind. Menschen mit Migräne sind oft sehr empfindlich, was Wind und Föhn angeht. Als Sinnesorgan ist dem Gallenblasenmeridian das Auge zugeordnet. Typisch für Migräne ist ein Druckgefühl hinter dem Auge. Die Emotion, die zum Gallenblasenmeridian gehört, ist der Ärger. Bei Migräne verursachen Stress und Anspannung eine Häufung der Anfälle.

Die Behandlung von Migräne nach TCM versucht den gestörten Energiefluss entlang des Gallenblasenmeridians wieder herzustellen. Das passiert durch Reizung verschiedener Punkte auf dieser Energieleitbahn – mit Akupunkturnadeln oder per Fingerdruck (Akupressur). Achte darauf, dich nur in die Hände eines erfahrenen TCM-Therapeuten zu begeben.

Migräne vorbeugen

Vorbeugen lässt sich deine Migräne in der Regel nur, wenn du weißt, wodurch sie ausgelöst wird. Dann gilt es, die auslösenden Faktoren möglichst zu meiden. Ansonsten ist es bei Migräne in der Regel hilfreich, sich immer wieder kleine Auszeiten vom Alltag zu gönnen. Mach bei der Arbeit regelmäßig Pausen, geh an die frische Luft, versuche Stress zu vermeiden und lerne Verantwortung abzugeben.

Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Yoga sowie Muskelentspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können dir dabei helfen, mehr innere Gelassenheit zu erlangen und mit deiner Migräne zu leben.

Sorge für ausreichend Schlaf, sei maßvoll beim Genuss von Alkohol oder meide ihn ganz, wenn er Migräne bei dir auslöst. Bewege dich regelmäßig. Ausdauersportarten wie Radfahren oder Schwimmen leisten bei vielen Migräne-Patienten gute Dienste. Iss regelmäßig, aber achte darauf, was du isst. Denn wenn bestimmte Nahrungsmittel Kopfschmerzen bei dir auslösen, dann solltest du diese meiden.

Achte zusammen mit deinem Arzt darauf nur die Migräne-Medikamente zu nehmen, die dir auch gezielt helfen. Denn wenn du ein bei dir nur mäßig wirkendes Medikament verwendest, kann es sein, dass die Migräne-Attacke noch heftiger wird. Überhaupt solltest du auf Dosierung und Anwendungsdauer achten, um Dauerkopfschmerzen zu vermeiden. Sprich mit deinem Arzt über deine Migräne-Behandlung. Mit einer konsequenten Therapie kannst du deine Migräne dann bestimmt gut in den Griff zu bekommen.