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Diagnosekürzel

A07

Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht A07 für Sonstige Darmkrankheiten durch Protozoen.
Unter A00 bis A09 werden im ICD-10 Diagnoseschlüssel infektiöse Darmkrankheiten kodiert. A07 ist das Diagnosekürzel für Sonstige Darmkrankheiten durch Protozoen (Einzeller).

A07: Sonstige Darmkrankheiten durch Protozoen

Protozoen sind Einzeller.

A07.0 Balantidiose

Inkl.: Balantidienruhr

Eine Balantidiose oder Balantidienruhr wird durch den Einzeller (Protozoon) Balantidium coli ausgelöst. Die Infektionserkrankung kann zu blutig-schleimigen Durchfällen (ruhrartig) führen.

A07.1 Giardiasis (Lambliasis)

Eine Giardiasis, auch Lambliasis oder Lamblienruhr, ist eine meldepflichtige Darmerkrankung durch den Darmparasiten Giardia lamblia. Giardia lamblia ist ein Einzeller (Protozoon).

A07.2 Kryptosporidiose

Die Kryptosporidiose ist eine durch Einzeller (Protozoen) ausgelöste, meldepflichtige Durchfallerkrankung. Auslöser sind Cryptosporidium hominis und Cryptosporidium parvum.

A07.3 Isosporose

Inkl.: Infektion durch Isospora belli und Isospora hominis
Intestinale Kokzidiose
Isosporiasis

Eine Isosporose, auch Isosporiasis, ist eine durch die Einzeller (Protozoen) Isospora belli oder Isospora hominis ausgelöste Durchfallerkrankung.

Der Begriff „Kokzidiose“ ist ein Überbegriff für Infektionen mit Einzellern der Gruppe der Kokzidien. Dazu gehören unter anderem die Erreger der Isosporose, der Kryptosporidiose und der Sarkosporidiose. Intestinal bedeutet den Darm betreffend.

A07.8 Sonstige näher bezeichnete Darmkrankheiten durch Protozoen

Inkl.: Intestinale Trichomoniasis
Sarkosporidiose
Sarkozystose

Eine Intestinale Trichomoniasis beschreibt eine Darm-Erkrankung durch Trichomonaden. Trichomonaden sind Einzeller (Protozoen). Trichomonaden werden sexuell übertragen und lösen Entzündungen der Genitalorgane aus. Sie können aber auch den Darm befallen.

Eine Sarkosporidiose oder Sarkozystose ist eine Zoonose. Das bedeutet die Erkrankung wird vom Tier auf den Menschen übertragen. Ausgelöst wird sie durch Einzeller (Protozoen), nämlich Sarkosporidien wie Sarcocystis bovihominis und Sarcocystis suihominis.

A07.9 Darmkrankheit durch Protozoen, nicht näher bezeichnet

Inkl.: Diarrhoe durch Protozoen
Dysenterie durch Protozoen
Kolitis durch Protozoen
Flagellatendiarrhoe

Protozoen sind Einzeller. Der Begriff „Diarrhoe“ ist der medizinische Fachausdruck für Durchfall.

Eine Dysenterie wird auch Ruhr genannt und beschreibt eine Durchfallerkrankung durch bestimmte Erreger, bei der oft schleimige oder blut-schleimige Durchfälle auftreten.

Eine Kolitis ist eine Entzündung des Dickdarms (Colon).

Als Flagellaten werden Einzeller bezeichnet, die Flagellen, also Geißeln zur Fortbewegung nutzen. Ein anderer Begriff für Flagellaten ist Geißeltierchen.

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Diagnosekürzel

A09

Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht A09 für für Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiösen und nicht näher bezeichneten Ursprungs.
Mit A00 bis A09 werden im ICD-10 Diagnoseschlüssel infektiöse Darmkrankheiten verschlüsselt. A09 ist das Diagnosekürzel für Sonstige, nicht näher bezeichnete Magen-Darm-Erkrankungen und Entzündung des Dickdarms infektiösen und nicht näher bezeichneten Ursprungs.

A09: Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiösen und nicht näher bezeichneten Ursprungs

Exkl.: Durch Bakterien, Protozoen, Viren und sonstige näher bezeichnete Infektionserreger A00A08
Nichtinfektiöse Diarrhoe K52.9
Nichtinfektiöse Diarrhoe beim Neugeborenen P78.3

Als Gastroenteritis werden in der medizinischen Fachsprache Magen-Darm-Erkrankungen bezeichnet. Eine Kolitis ist eine Entzündung des Dickdarms.

A09.0 Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiösen Ursprungs

Inkl.: Darmkatarrh
Diarrhoe (Durchfall): akut blutig
Diarrhoe (Durchfall): akut hämorrhagisch
Diarrhoe (Durchfall): akut wässrig
Diarrhoe (Durchfall): dysenterisch
Diarrhoe (Durchfall): epidemisch
Infektiös oder septisch: Enteritis hämorrhagisch
Infektiös oder septisch: Enteritis o. n. A.
Infektiös oder septisch: Gastroenteritis hämorrhagisch
Infektiös oder septisch: Gastroenteritis o. n. A.
Infektiös oder septisch: Kolitis hämorrhagisch
Infektiös oder septisch: Kolitis o. n. A.
Infektiöse (neonatale) Diarrhoe o. n. A.

Das Wort „Katarrh“ bedeutet so viel wie „herabfließen“. Als Darmkatarrh werden Entzündungen der Darmschleimhaut beziehungsweise Durchfallerkrankungen bezeichnet.

„Diarrhoe“ bedeutet in der medizinischen Fachsprache Durchfall. Durchfälle können Blut enthalten, dann werden sie als „blutig“ bezeichnet. „Hämorrhagischer Durchfall“ ist ein anderer Ausdruck für blutigen Durchfall. Als „dysenterisch“ werden Durchfälle bezeichnet, die im Rahmen einer Dysenterie oder Ruhr, also einer Durchfallerkrankung durch bestimmte Bakterien oder Einzeller (Protozoen) auftreten. „Epidemisch“ bedeutet im Rahmen einer Epidemie auftretend. Eine Epidemie ist ein Krankheitsausbruch, der örtlich und zeitlich begrenzt auftritt und viele Menschen mit einer Erkrankung ansteckt. Als „infektiös“ oder „septisch“ werden Krankheiten beschrieben, die ansteckend sind. Eine Enteritis beschreibt eine Entzündung des Dünndarms.

Erklärungen zu den Begrifflichkeiten „Gastroenteritis“ und „Kolitis“ findest du unter A09.

Eine neonatale Diarrhoe ist ein Durchfall, der bei einem Neugeborenen auftritt.

A09.9 Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis nicht näher bezeichneten Ursprungs

Exkl.: Colitis indeterminata K52.3
Inkl.: Neonatale Diarrhoe o. n. A.

„Diarrhoe“ ist ein anderer Ausdruck für Durchfall. „Neonatal“ bedeutet das Neugeborene betreffend. Eine Neonatale Diarrhoe ist also ein beim Neugeborenen auftretender Durchfall.

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Impfungen

Typhus-Impfung

Auf docinsider registrierter Reisemediziner zieht eine Spritze mit der Typhus-Impflösung auf.
Die Typhus-Impfung ist eine Reiseimpfung. Neben der rechtzeitigen Schutzimpfung spätestens 14 Tage vor Reiseantritt solltest du weitere Schutzmaßnahmen beachten, um eine Typhus-Infektion bei Reisen in Gebiete mit unzureichenden hygienischen Bedingungen zu verhindern.

Was ist Typhus?

Typhus, auch Typhoides Fieber, Typhus abdominalis oder enterisches Fieber genannt, ist eine meldepflichtige Infektionserkrankung, die zu hohem Fieber bis 41°C führt. Fieber messen- wie und wo? Ausgelöst wird Typhus durch das Bakterium Salmonella typhi. Ansteckungen mit dem Typhus-Bakterium erfolgen meist über Trinkwasser oder Lebensmittel, die mit Fäkalien verunreinigt sind. Ansteckungen von Mensch zu Mensch sind möglich, aber selten.

Typhus: Erreger, Symptome, Krankheitsverlauf

Der Auslöser des Typhus abdominalis, das Bakterium Salmonella typhi, zählt zur Bakterien-Gruppe der Salmonellen. Ein Großteil der Salmonellen ist für Lebensmittel-Vergiftungen verantwortlich. Salmonella typhi jedoch löst keine gewöhnlichen Magen-Darm-Infekte aus, sondern ist verantwortlich für einen hochfieberhaften Infekt des gesamten Körpers.

Salmonella typhi ist weltweit verbreitet. Ansteckungen mit dem Typhus-Bakterium können durch den Verzehr von mit Stuhl oder Urin verunreinigtem Trinkwasser oder Lebensmitteln stattfinden. Auch über Schmierinfektionen kann der Typhus-Erreger übertragen werden.

Typhus-Ausbrüche werden durch unzureichende hygienische Bedingungen begünstigt. Lokale Ausbrüche (Epidemien) kommen besonders in Regionen mit fehlender Trennung der Ab- und Trinkwasser-Systeme, zum Beispiel in bestimmten Regionen Afrikas, Südamerikas oder Südostasiens vor. Erkrankungsfälle in Deutschland sind selten. Dabei handelt es sich zumeist um importierte, also von Reisenden „mitgebrachte“ Typhus-Erkrankungen.

Steckst du dich mit Salmonella typhi an, dauert es zwischen drei und 60 Tagen, bis die Typhus-Erkrankung ausbricht. In der Regel treten die ersten Symptome des Typhus nach acht bis 14 Tagen auf (Inkubationszeit).

Typhus beginnt meist mit einem unspezifischen Anfangsstadium (Prodromalstadium), in dem du an Allgemeinsymptomen wie leichtem Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen leidest. Nach zwei bis drei Tagen steigt schließlich dein Fieber an. Dabei fühlst du dich sehr krank. Neben den hohen Temperaturen bis 41°C leidest du an Kopfschmerzen, unspezifischen Bauch-Beschwerden und Gliederschmerzen. Infolge des hohen Fiebers kann dein Bewusstsein getrübt sein, du kannst schläfrig (somnolent) werden. Das hohe Fieber kann bis zu drei Wochen andauern.

Anschließend oder währenddessen kannst du zunächst unter einer Verstopfung leiden, bevor Durchfälle auftreten. Eventuell kannst du dabei auch einen hellroten Ausschlag insbesondere auf deinem Bauch bemerken.

Bei Typhus können Komplikationen auftreten. Eine Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis), der Hirnhäute (Meningitis) oder der Herz-Innenhaut (Endokarditis) kann Folge der Infektion mit Salmonella typhi sein. Darmdurchbrüche und Darmblutungen sowie eine Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) sind ebenso möglich. Besonders Kinder im Alter von unter einem Jahr sind gefährdet, bei Typhus Komplikationen zu erleiden.

Nach einer Typhus-Erkrankung ist dein Körper für circa zwölf Monate gegen den Erreger geschützt. In seltenen Fällen kannst du dich in dieser Zeit wieder mit Salmonella typhi infizieren.

Ansteckend bist du, wenn du die Bakterien mit deinem Stuhl ausscheidest. Das ist ungefähr ab sieben Tagen nach Beginn der Erkrankung der Fall. Die Ansteckungsfähigkeit kann bis zu mehrere Wochen anhalten. In der Regel eliminiert dein Körper das Typhus-Bakterium anschließend vollends aus deinem Körper.

Eine Besonderheit in der Verbreitung des Typhus stellen sogenannte Typhus-Dauerausscheider dar: Ein geringer Anteil der an Typhus-Erkrankten wird nach der Erkrankung gesund, bleibt aber weiterhin sogenannter „permanent carrier“ oder Dauerausscheider des Erregers. Ohne an Typhus-Beschwerden zu leiden, verbleiben die Typhus-Bakterien in diesem Fall im Körper und werden weiterhin, manchmal lebenslang, mit dem Stuhl ausgeschieden. Typhus-Dauerausscheider können die Typhus-Bakterien also weiter verbreiten, ohne zu wissen, dass sie ansteckend sind.

Typhus-Schutz

Zum Schutz vor Typhus kannst du auf vorbeugende Maßnahmen achten, die das Ansteckungsrisiko mit Salmonella typhi mindern. Meist passieren Ansteckungen mit Salmonella typhi über verunreinigtes Trinkwasser. In Typhus-Gebieten solltest du daher möglichst kein Leitungswasser oder Getränke mit Eis-Würfeln aus Leitungswasser zu dir zu nehmen. Über Leitungswasser können die Typhus-Bakterien in deinen Körper gelangen. Vorsicht geboten ist auch bei unzureichend erhitzten Speisen, Rohkost, Salaten, Meeresfrüchten, ungeschältem Obst und Gemüse sowie bei Fruchtsäften. Als Merkhilfe für deine Lebensmittel-Hygiene kannst du dir den Spruch „Peel it, cook it or forget it“ merken. Übersetzt heißt das so viel wie „Schäl’ es, koch’ es oder vergiss’ es!“.

Zum Schutz vor Typhus stehen dir außerdem zwei Arten einer aktiven Schutz-Impfung zur Verfügung.

Typhus-Impfung: Welche Arten gibt es?

Zum Schutz vor Typhus kannst du dich impfen lassen. Zurzeit stehen in Deutschland zwei Arten einer aktiven Immunisierung gegen das Typhus-Bakterium zur Verfügung: ein oraler Schluck-Impfstoff und eine Impfung mittels Spritze (Injektion).

Typhus-Schluckimpfung

Die aktive Typhus-Impfung mittels Schluckimpfung ist eine Lebend-Impfung. Das bedeutet, der Impfstoff enthält lebensfähige, aber abgeschwächte (apathogene) Typhus-Bakterien.

Schluckst du den Typhus-Impfstoff, gelangen die Typhus-Bakterien aus dem Impfstoff in deinen Darm. Dein Körper erkennt die Typhus-Bakterien als fremd. Obwohl die Typhus-Bakterien nicht in der Lage sind dich krank zu machen, beginnt dein Körper Abwehrstrategien gegen die Eindringlinge zu entwickeln. So trainiert dein Körper aktiv, sich gegen die Typhus-Erreger zu wehren. Kommst du nach der Impfung mit dem „echten“ Typhus Erreger in Kontakt, kann dein Körper auf die trainierten Strategien zurückgreifen und die Typhus-Bakterien eliminieren, bevor sie dich krank machen können.

Die Typhus-Schluckimpfung ist für Personen ab einem Alter von fünf Jahren geeignet und bietet in der Regel eine Schutzwirkung für circa ein Jahr.

Um einen Impfschutz zu erhalten, bekommst du drei Mal jeweils im Abstand von zwei Tagen eine Kapsel mit dem Impfstoff, die du am besten auf nüchternen Magen und circa eine Stunde vor einer Mahlzeit schluckst. Bei der Einnahme der Kapseln beachte bitte, dass bestimmte Medikamente und Antibiotika die Wirksamkeit der Impfung beeinträchtigen können. Sprich’ bitte deinen Reisemediziner an, ob Wechselwirkungen deiner Medikamente mit der Impfung zu erwarten sind.

Injizierbare Typhus-Impfung

Die injizierbare Typhus-Impfung wird mit einem Pieks in den Muskel verabreicht (injiziert). Diese Impfung ist eine Tot-Impfung. Im Typhus-Impfstoff enthalten sind bestimmte Zuckerketten (Polysaccharide), die das Bakterium Salmonella typhi auf seiner Bakterien-Kapsel trägt. Die Impfung wird auch als Vi-Impfung bezeichnet, da die Oberflächen-Zuckerketten der Salmonellen auch Vi-Antigene genannt werden.

Dein Immunsystem reagiert auf die Typhus-Impfung wie folgt: Es erkennt die Oberflächen-Zuckerketten als fremd und beginnt spezielle Zellen und Abwehrkörperchen (Antikörper) zur Erkennung und Bekämpfung der vermeintlichen Eindringlinge auszubilden. Kommt dein Immunsystem nach der Impfung in Kontakt mit den Typhus-Bakterien, die diese Zuckerketten auf ihrer Oberfläche tragen, antwortet dein Immunsystem prompt. Es erkennt die Zuckerketten und bekämpft die Krankheitserreger, bevor eine Erkrankung ausbrechen kann.

Die Typhus-Impfung mittels Spritze kann als Kombinationsimpfung zusammen mit einer Impfung gegen Hepatitis A oder als Einfach-Impfung (Mono-Impfung) „alleine“ durchgeführt werden.

Die aktive Typhus-Impfung umfasst lediglich eine Impfdosis. Danach hält der Typhus-Impfschutz in der Regel bis zu drei Jahre an.

Die injizierbare Typhus-Impfung ist zum Teil ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr durchführbar. Die Altersbeschränkungen der Impfstoffe variiert allerdings. Manche Kombinationsimpfungen oder bestimmte Impfstoffe sollten erst ab einem Alter von 15 oder 16 Jahren angewendet werden. Wende dich bei Fragen bitte an deinen Arzt. Er wird den richtigen Impfstoff für dich auswählen.

Typhus-Impfung: Wann impfen?

Die Typhus-Impfung gehört zu den sogenannten Indikationsimpfungen. Das bedeutet, die Impfung wird nur für Personen empfohlen, bei denen bestimmte Gründe für die Impfung sprechen.

Außerdem ist Typhus eine Reiseimpfung. Da das Ansteckungsrisiko in Deutschland gering ist, wird die Impfung nur für Personen mit geplanten Reisen in Typhus-Risikogebiete empfohlen.

Typhus kommt hauptsächlich in Regionen der Welt vor, in denen schlechte hygienische Bedingungen vorherrschen. Besonders in Regionen (Nord-)Afrikas, Asiens, Latein-/Süd-Amerikas und insbesondere Süd-Asiens besteht das Risiko einer Ansteckung mit Typhus.

Ein Typhus-Impfschutz wird für Reisende empfohlen, die in Typhus-Gebiete mit niedrigem Hygiene-Standard reisen. Insbesondere, wenn die Reise Übernachtungen und Aufenthalte unter einfachen Bedingungen beinhaltet. Auch wenn du einen Rucksack-, Trekking- oder Abenteuer-Urlaub planst oder in Risikogebieten in der humanitären Hilfe bei Katastrophen oder Krankheitsausbrüchen tätig bist, kann eine Typhus-Impfung für dich sinnvoll sein.

Die Schutzwirkung der Typhus-Impfung tritt in der Regel nach zehn bis 14 Tagen nach Durchführung des vollständigen Impfschemas ein.

Planst du also eine Reise in ein Typhus-Risikogebiet, plane bitte einen rechtzeitigen Besuch bei deinem Reisemediziner oder reisemedizinisch bewanderten Arzt ein. Nur bei ausreichendem zeitlichem Abstand zur Reise kann die Typhus-Schutzimpfung auch ihre Wirkung entfalten.

Typhus-Impfung: Wann nicht impfen?

Zum Zeitpunkt der Typhus-Impfung solltest du gesund sein. Leidest du an einer behandlungsbedürftigen Erkrankung, bist chronisch erkrankt oder hast Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffs, kann es ratsam sein, auf die Typhus-Impfung zu verzichten.

Leidest du an einer Abwehrschwäche (Immundefizienz), frag’ bitte deinen Arzt, ob die Typhus-Impfung  für dich in Frage kommt.

Leichte grippale Infekte mit Fieber um 38°C, Husten, Schnupfen und Heiserkeit sind in der Regel kein Grund, um die Typhus-Impfung und andere Impfungen zu verschieben.

Typhus-Impfung: Wann auffrischen?

Du hast bereits vor Jahren eine Typhus-Impfung erhalten, hältst dich weiterhin oder erneut in Typhus-Risikogebieten auf?

Bei Fragen zur Auffrischung der Typhus-Schutzimpfung befragst du am besten deinen Reisemediziner, denn die Impfstoff-Hersteller empfehlen je nach Impfstoff unterschiedliche Zeit-Intervalle, nach denen deine Typhus-Impfung aufgefrischt werden sollte.

Typhus-Impfung: Nebenwirkungen

Nebenwirkungen einer Impfung sind meist kein Grund zur Sorge. Treten nach deiner Typhus-Impfung Nebenwirkungen auf, sind sie in der Regel Ausdruck der Aktivität deines Immunsystems. Dein Immunsystem reagiert auf die Typhus-Impfung und setzt sich aktiv mit dem Typhus-Impfstoff auseinander. Die Nebenwirkungen vergehen meist innerhalb kurzer Zeit.

Bei Impfungen, die in den Muskel verabreicht werden, kann es zu Rötungen, Schwellungen, Schmerzen an der Einstichstelle und dem Gefühl eines „schweren“ Arms kommen. Außerdem sind Beschwerden möglich, die dich an einen leichten Grippalen Infekt erinnern.

Bei der Typhus-Schluckimpfung können Bauchschmerzen, Magen-Darm-Probleme, leichtes Fieber oder Kopfschmerzen auftreten. Ab welcher Temperatur beginnt Fieber?

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Fachbezeichnungen

FA Neuropathologie

Der Facharzt für Neuropathologie untersucht Zell- und Gewebeproben des Nerven- und Muskelgewebes mithilfe des Mikroskops.
Der Facharzt für Neuropathologie ist auf die Erkennung und Diagnostik von Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur spezialisiert. Gewebeproben untersucht der Neuropathologe zum Beispiel mit dem Mikroskop.

Was ist ein Facharzt für Neuropathologie?

Der Facharzt für Neuropathologie wird auch Neuropathologe genannt. Neurologie ist die „Lehre von den Nerven“.  Wann zum Facharzt für Neurologie? Die Pathologie wird auch als die „Lehre von den Krankheiten“ bezeichnet und ist ein Fachbereich der Medizin, der sich mit der Erkennung, Ursachenforschung und der Entstehung (Pathogenese) von Erkrankungen befasst. Was macht ein Pathologe?

Die Neuropathologie ist ein eigenständiges Teilgebiet der Pathologie und ist auf die Erkennung und Diagnostik von Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur spezialisiert.

Zum Arbeitsgebiet der Neuropathologen zählen sowohl Erkrankungen des peripheren als auch des zentralen Nervensystems sowie der Skelett-Muskulatur. Unter dem zentralen Nervensystem werden das Gehirn, die Hirnnerven und das Rückenmark zusammengefasst. Unter dem peripheren Nervensystem werden alle Nervenbahnen und Nervenzellen außerhalb des Gehirns und Rückenmarks verstanden.

Der FA für Neuropathologie ist kein klinisch-praktischer Arzt in direktem Patientenkontakt, aber er arbeitet mit vielen Fachbereichen zusammen. Stellen sich Ärzte anderer Fachdisziplinen beispielsweise die Frage, was hinter einer Gewebe-Veränderung steckt, untersucht der Neuropathologe die Probe und kann den behandelnden Ärzten im Anschluss Näheres über mögliche krankhafte Befunde der Gewebe-Probe mitteilen. Neben der mikroskopischen (histologischen) Untersuchung des Probenmaterials, fertigt und färbt der Neuropathologe auch verschiedene Arten von Mikroskopier-Präparaten an.

Mithilfe verschiedener Untersuchungstechniken kann der Neuropathologe eine Gewebeart und Gewebe-Veränderung bis ins kleinste Detail und sogar bis auf ihre Erbsubstanz, ihre DNA (Desribonukleinsäure), untersuchen. Diese Verfahren kann der Neuropathologe zum Beispiel einsetzen, um den Ursprung und die Art einer Gewebewucherung des Gehirns zu identifizieren. Mithilfe dieser Informationen, die der Facharzt für Neuropathologie an den behandelnden Arzt weitergibt, kann eine optimal abgestimmte Therapieauswahl getroffen werden und so zum Beispiel der Erfolg einer Krebs-Behandlung gesteigert werden. Der FA für Neuropathologie spielt also eine entscheidende Rolle in der Diagnostik einer Nerven- oder Muskel-Erkrankung und kann mithilfe seiner Untersuchungen zu einer guten Therapieplanung und auch zur Prognose einer Erkrankung beitragen.

Eine Vielzahl der Neuropathologen widmet sich außerdem der Erforschung von Hirn- und Nerven-Erkrankungen, wie beispielsweise der Erforschung der Entstehungsmechanismen von neurodegenerativen Erkrankungen, zu denen auch die Alzheimer-Erkrankung zählt, oder chronisch-entzündlicher Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose.

Eine Autopsie des Gehirns verstorbener Personen gehört ebenfalls zum Aufgabengebiet des Neuropathologen und kann zur Todesursachenklärung oder Erforschung von Erkrankungen beitragen.

Weitere Tätigkeiten des Facharztes für Neuropathologie umfassen:

  • Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Gehirn, die beispielsweise im Rahmen einer neurochirurgischen Operation zur Abklärung einer Gewebeveränderung, des Ursprungs eines Tumors oder zur Bestimmung der genauen Tumorart und –Eigenschaften entnommen wurde.
  • Schnellschnittdiagnostik eines Hirntumors, bei der noch während einer laufenden Operation Gewebeproben zum Neuropathologen übersandt werden, um das weitere operative Vorgehen zu planen.
  • Untersuchung von Proben aus dem Hirn- und Rückenmarkwassers (Liquor) zur Abklärung einer Entzündung, zur Erreger-Diagnostik oder zur Untersuchung auf Tumorzellen.
  • Untersuchung von Biopsien aus dem Skelettmuskel zur Klärung einer bislang unklaren Muskelerkrankung.
  • Untersuchung von Nerven-, Muskeln- oder Gehirn-Biopsie zur Erforschung von Nerven- und Hirnerkrankungen.

Ausbildung zum Facharzt für Neuropathologie

Die Weiterbildung zum Facharzt für Neuropathologie kann absolviert werden im Anschluss an ein abgeschlossenes Medizinstudium mit Approbation (Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes). Die Weiterbildungszeit beträgt sechs Jahre. 24 Monate verbringt der angehende Neuropathologe mit der Basisweiterbildung im Bereich der Pathologie, weitere 48 Monate im Bereich der Neuropathologie.

Hat der Assistenzarzt zuvor in der Neurochirurgie, Neurologie, Neuropädiatrie, Neuroradiologie oder Psychiatrie/Psychotherapie gearbeitet, kann er bis zu zwölf Monate dieser Tätigkeit auf seine Ausbildung anrechnen lassen.

Wo arbeitet ein Neuropathologe?

Ein Neuropathologe kann in Krankenhäusern oder Hochschulkliniken angestellt sein. Dort ist er nicht im direkten Patientenkontakt tätig, sondern arbeitet im Institut beziehungsweise Fachbereich für Neuropathologie in Laborräumen und Arbeitsbereichen wie dem Obduktionssaal.

Viele Neuropathologen gehen einer Forschungs- oder Lehrtätigkeit zum Beispiel an Universitäten, neurowissenschaftlichen Instituten oder medizinischen Fakultäten nach. Auch die Arbeit an pathologischen Instituten stellt eine Berufsmöglichkeit für Neuropathologen dar.

Wann gehst du zum Facharzt für Neuropathologie?

Der Facharzt für Neuropathologie ist kein klassisch, praktizierender Arzt, der im direkten Patientenkontakt steht. Ein Neuropathologe untersucht keinen Patienten an sich, sondern befasst sich mit Zell- oder Gewebeproben des Nerven- und Muskelsystems von lebenden oder toten Patienten.

Der Facharzt für Neuropathologie bearbeitet zum Beispiel folgende Fragestellungen:

  • Verbirgt sich hinter einer Hirn-Veränderung Krebs? Untersuchung einer Gewebeprobe (Biopsie) bei einer vorgefundenen unklaren Gewebe-Veränderung, z.B. bei Verdacht auf einen Hirntumor.
  • Um welche Krebsart handelt es sich? Detail-Untersuchungen eines Krebs-Geschwüres auf die Krebsart, den Ursprung, das Tumorstadium, die Größe des Tumors und auf mögliche molekulare, biochemische Besonderheiten der Zellen zum Zweck der Therapie-Auswahl und Therapie-Planung.
  • Untersuchung des Probenmaterials bei einer unklaren Erkrankung und ungeklärter Diagnose, zum Beispiel einer Nerven- oder Skelettmuskelerkrankung.
  • Welches Bakterium ist Ursache der Gehirn-Entzündung (Enzephalitis)? Untersuchung des Nervenwasser-Punktats (Liquor-Punktion) auf den Erreger und die Eigenschaften des Krankheitserregers zur Auswahl der möglichst besten Antibiotika-Therapie.
  • Erforschung einer Hirnerkrankung zur Klärung von Krankheitsursachen und zur Weiterentwicklung von Therapiemöglichkeiten. 

Untersuchungen beim Facharzt für Neuropathologie

Bei der Untersuchung von Gewebeproben wendet der Facharzt für Neuropathologie unterschiedliche Methoden an:

  • Histopathologische Untersuchung / Mikroskopie: Die Histologie ist die Gewebelehre und Lehre von Gewebe- und Zellverbänden. Der Untersuchung einer krankhaften Veränderung eines Gewebe- oder Zellverbandes geht meist die Anfertigung eines Mikroskopier-Präparates voraus. Dazu fixiert der Neuropathologe einen dünnen Ausschnitt des Gewebes auf einem Objektträger (kleines, flaches Glas), der in das Mikroskop eingespannt werden kann. Mit verschiedenen Färbemethoden können das Gewebe und seine Besonderheiten noch besser dargestellt werden. Umfangreiche Kenntnisse über die Strukturen und Gewebebesonderheiten der jeweiligen Probe helfen dem Neuropathologen dabei, Veränderungen zu finden und einzuordnen.
  • Zytodiagnostik: Mikroskopische Untersuchungen von einzelnen Zellen und Zellveränderungen werden als Zytodiagnostik zusammengefasst. Untersuchungen von Zellen aus Punktionen des Nervenwassers (Liquor-Punktionen) sind Teil der Zytodiagnostik.
  • Elektronenmikroskopie: Das Elektronenmikroskop hat ein vielfach höheres Auflösungsvermögen als ein herkömmliches Lichtmikroskop. Kleinste Viren, Eiweißstrukturen, Bakterien oder Oberflächenbeschaffenheiten können damit sichtbar gemacht werden.
  • Histochemie und Immunhistochemie: Spezielle biochemische Prozesse und Bestandteile von Zellen und Geweben kann der Facharzt für Neuropathologie mithilfe bestimmter Methoden der Histochemie und Immunhistochemie in seinen Präparaten hervorheben. Mithilfe immunologischer Färbemethoden kann er zum Beispiel bestimmte Tumor-Eigenschaften unter dem Mikroskop farblich sichtbar werden lassen.
  • Licht- und Fluoreszenzmikroskopie: Fluoreszierende Farbstoffe (Farbstoffe, die Licht bestimmter Wellenlänge aufnehmen und mit veränderter, längerer Wellenlänge wieder abgeben) können bei der Betrachtung unter einem speziellen Mikroskop Klarheit über verschiedene Einzelheiten der Probe bringen. Bei der Fluoreszenzmikroskopie wird, vereinfacht ausgedrückt, das vergrößerte Bild der untersuchten Probe durch abgestrahltes Licht erzeugt. Dabei leuchtet nicht das ganze mikroskopische Präparat gleichmäßig, sondern nur einige Strukturen.
  • Molekularpathologische Untersuchungen: In bestimmten Fragestellungen ist es für die Diagnostik und Therapie der Erkrankung besonders wichtig, Veränderungen des Erbguts (DNA, Desoxyribonukleinsäure) der Zellen zu erkennen. Untersuchungen des Erbguts von Zellen und Geweben finden zum Beispiel in Hirntumor-Diagnostik Anwendung.
  • Schnellschnittdiagnostik: Bei der Schnellschnittdiagnostik untersucht der Facharzt für Neuropathologie Gewebeproben, die Operateure noch während einer laufenden Operation entnehmen. Während die Neurochirurgen noch im OP-Saal stehen, untersucht der Neuropathologe bereits die Probe und gibt Rückmeldung, was seine Untersuchung ergeben hat. So können die Operateure noch während der Operation entscheiden, wie das weitere (operative) Vorgehen aussieht.
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Impfungen

Japanische Enzephalitis-Impfung

Arzt impft Patienten gegen Japanische Enzephalitis.
Die Japanische Enzephalitis ist eine Tropenkrankheit, die durch das Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV) ausgelöst wird. Das JE-Virus wird durch den Stich bestimmter Mückenarten übertragen. Schutz kann eine Reiseimpfung bieten.

Japanische Enzephalitis: Was ist das?

Die Japanische Enzephalitis, auch Japanische B-Enzephalitis oder im Englischen auch Russian Autumnal Encephalitis genannt, ist eine Tropenkrankheit. Sie wird durch das Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV) ausgelöst. Das Virus wird durch den Stich bestimmter Mückenarten, besonders Arten der Culex-Mücke, übertragen.

Der Name des Japanische-Enzephalitis-Virus beinhaltet bereits die Erkrankung, die das Virus hervorrufen kann. „Enzephalitis“ bedeutet nämlich Gehirn-Entzündung.

Die Japanische Enzephalitis kommt regional gehäuft, also endemisch, in Asien und Teilen des nördlichen Australiens vor. Zu den Risikogebieten zählen zum Beispiel die ostasiatischen Länder Korea, Japan, China, Taiwan und Ostsibirien. In südostasiatischen Regionen wie Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, Myanmar, Malaysia, den Philippinen und Indonesien kommt die Erkrankung ebenso wie in Südasien, zum Beispiel in Nepal, Bangladesch, Indien und Pakistan vor. Doch auch die nördlichsten Teilen Australiens und  Papua Neuguinea zählen zu den Japanische Enzephalitis-Risikogebieten.

Die Erkrankung tritt besonders gehäuft in der Regenzeit und der Zeit danach auf.

Japanische Enzephalitis: Erreger und Übertragung

Das Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV) zählt gemeinsam mit dem Gelbfieber-Virus, Denguevirus und West-Nil-Virus zur Gruppe der Flaviviren. Bislang sind fünf verschiedene Varianten (Subtypen) des Japanische-Enzephalitis-Virus bekannt.

Das Haupterregerreservoir des Japanische-Enzephalitis-Virus stellen Hausschweine und Vögel dar. JEV kann außerdem Fledermäuse, Schlangen, Frösche und Menschen infizieren. Die Vermehrung der Viren findet aber hauptsächlich in Schweinen statt.

Die Übertragung des Japanische-Enzephalitis-Virus erfolgt über einen Mückenstich. Mücken der Gattung Culex, genauer die Mücken-Arten Culex tritaeniorhynchus und Culex vishnui, dienen als sogenannter Vektor, also Überträger der Viren. Culex-Mücken mögen feucht-warmes Klima. Besonders vermehren sie sich an stehenden Gewässern, Sümpfen, Bewässerungsanlagen oder gefluteten Reisfeldern. Die Culex-Mücken sind bevorzugt nachts und in der Dämmerung aktiv. Ihre Vorliebe zu feuchtem Klima erklärt das vermehrte Auftreten der Culex-Mücken in der Regenzeit.

Die Culex-Mücken selbst sind vom JE-Virus befallen und geben es beim Stich an andere Lebewesen weiter. Die Mücken selbst können sich mit dem JE-Virus infizieren, wenn sie ihren Durst an einem infizierten Lebewesen stillen. So verbreitet sich das Japanische-Enzephalitis-Virus wechselseitig zwischen Culex-Mücken und anderen Lebewesen.

Sticht eine infizierte Mücke ein Schwein, steckt sie das Schwein mit dem JEV an. Im Schwein können sich die Viren sehr effektiv vermehren. Das Schwein wird buchstäblich zur „Viren-Brutstätte“. Trotz der vielen Viren im Körper erkrankt das Schwein nicht, ist aber hochansteckend. So kann das Virus von den Schweinen auf weitere Mücken übertragen werden. Der Kreislauf beginnt von Neuem.

Die Japanische Enzephalitis kann sich besonders in ländlichen Regionen mit Reisanbau und Schweinezucht verbreiten. Wo viele Wasserflächen sind, gibt es viele Culex-Mücken. Wenn gleichzeitig viele Wirte, also in diesem Fall Schweine, vorhanden sind, kann sich das Japanische Enzephalitis-Virus optimal verbreiten.

Durch einen vermehrten Reisanbau in Asien in den vergangenen Jahren vergrößerte sich der Bestand der Culex-Mücke enorm. Das begünstige auch die Verbreitung des JE-Virus.

Japanische Enzephalitis: Ansteckung und Verlauf

Wirst du von einer infizierten Culex-Mücke gestochen, kannst auch du dich mit der Japanischen Enzephalitis anstecken. Zwar ist gemessen an den riesigen Beständen der Culex-Mücken nur ein kleiner Anteil tatsächlich mit dem Virus infiziert, aber Übertragungen des Virus auf den Menschen kommen vor. Ansteckungen von Mensch zu Mensch finden allerdings nicht statt.

Wirst du von einer infizierten Culex-Mücke gestochen, kann es sein, dass du von der Ansteckung nichts bemerkt. Ein Großteil der Infektionen mit dem Japanische-Enzephalitis-Virus verlaufen stumm, also ohne Symptome oder mit nur milden Beschwerden.

Ein geringer Anteil der Ansteckungen mit dem Japanische-Enzephalitis-Virus bringt allerdings einen schweren Krankheitsverlauf mit sich:

  • Nach circa sechs bis acht Tagen bemerkst du in der Regel die ersten Krankheitsanzeichen (Inkubationszeit). Die Erkrankung beginnt mit grippalen Beschwerden. Die unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schüttelfrost halten für wenige Tage an.
  • Anschließend bilden sich die typischen Symptome einer Meningitis (Hirnhaut-Entzündung) und Gehirn-Entzündung (Enzephalitis) aus. Das Fieber steigt, du leidest unter stärksten Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit. Durch die Entzündung des Gehirns können Krampfanfälle, Lähmungen, Störungen der Hirnfunktion und Störungen des Bewusstseins bis zur Bewusstlosigkeit auftreten.
  • Die Entzündung des Gehirns kann sogar tödlich verlaufen. Nach der Erkrankung, bleiben in vielen Fällen Folgeschäden wie zum Beispiel Lähmungen zurück.

Schutz vor der Japanischen Enzephalitis

Vor der Japanischen Enzephalitis kannst du dich schützen, indem du das Risiko eines Mückenstichs minimierst und dir bei geplanten Reisen in Risikogebiete eine Schutzimpfung gegen die Japanische Enzephalitis verabreichen lässt.

 Überträger des Japanische-Enzephalitis-Virus sind die Culex-Mücken. Wirst du gestochen, kann es sein, dass du dich mit dem Virus ansteckst. Den Mücken-Stichen kannst du vorbeugen. Unter dem Begriff Expositionsprophylaxe werden Maßnahmen verstanden, die das Risiko senken, von einer Culex-Mücke gestochen zu werden. Mögliche Maßnahmen der Expositionsprophylaxe bei Japanischer Enzephalitis sind:

  • Tragen von langer Kleidung: langärmlige Oberteile, lange Hosen.
  • Imprägnieren der Kleidung mit Insekten-abweisenden Stoffen.
  • Verwendung von Repellents, also Insekten-abweisenden Sprays oder Lotionen auf der Haut.
  • Übernachten und Aufenthalt in klimatisierten Räumen und/oder Verwendung von Moskito-Netzen.

Weitere Tipps kannst du dir von deinem Reisemediziner holen. Er berät dich in Fragen der Expositionprophylaxe und in Sachen Schutzimpfung gegen die Japanische Enzephalitis. 

Japanische Enzephalitis-Impfung: Welche Arten gibt es?

 Gegen die Japanische Enzephalitis kannst du dich mithilfe einer aktiven Immunisierung schützen. Die aktive Japanische Enzephalitis-Impfung wird mit einem Totimpfstoff durchgeführt. Der Impfstoff enthält inaktivierte JE-Viren. Verabreicht wird die Impfung mit einem Pieks in den Muskel.

Bei der Impfung lernt dein Immunsystem den Krankheitserreger, das Japanische-Enzephalitis-Virus, kennen. Deine Abwehrzellen gelangen in Kontakt mit dem JE-Virus, ohne dass die abgetöteten Viren dich krank machen können. Dennoch bildet dein Immunsystem Abwehrstrategien gegen den Eindringling aus. Es trainiert sozusagen den Ernstfall und bildet „Spezial-Einheiten“ in Form von Abwehrzellen und Abwehr-Eiweißen (Antikörper) aus. Diese „Spezial-Einheiten“ ruhen dann in deinem immunologischen Gedächtnis. Dein Körper ist gewappnet. Kommst du nach der JE-Impfung in den Kontakt mit dem „echten“ Krankheitserreger der Japanische-Enzephalitis, kann dein Immunsystem auf die „Spezial-Einheiten“ zurückgreifen. Die trainierten Abwehrzellen und -Eiweiße können blitzschnell reagieren und den JE-Erreger abfangen, bevor er dich krank machen kann.

Die Japanische-Enzephalitis-Impfung schützt dich bereits circa zehn Tage nachdem du alle Impfungen des Impfschemas erhalten hast.

Japanische Enzephalitis-Impfung: Wann impfen?

 Die Japanische Enzephalitis-Impfung zählt zu den Indikationsimpfungen, genauer gesagt zu den Reiseimpfungen. Die Impfung wird für diejenigen mit einem hohen Risiko an Japanischer Enzephalitis zu erkranken empfohlen.

Ein Erkrankungsrisiko besteht bei Reisen in Gebiete, in denen das JE-Virus vorkommt. Diese Reisen können sowohl in der Freizeit als auch aus beruflichen Gründen stattfinden.

Die Hauptübertragungszeit des Virus ist die Regenzeit und die Zeit danach. Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. empfiehlt die Impfung für folgende Personengruppen und Anlässe:

  • Du planst einen längeren Aufenthalt in Risikogebieten, besuchst zum Beispiel deine Familienangehörigen, bleibst für einige Zeit dort, oder reist immer mal wieder in Japanische-Enzephalitis-Risikogebiete? Dann wird empfohlen dich impfen zu lassen.
  • Deine Reise-Planungen werden dich in ländliche Regionen der Risikogebiete führen? Du planst einen Rucksack- oder Abenteuer-Urlaub oder übernachtest in ländlichen Regionen? Besonders in der Regenzeit und in der Zeit danach, aber auch während anderer Jahreszeiten wird empfohlen, dich impfen zu lassen.
  • Deine Reise-Planungen führen dich zwar nicht in ländliche Regionen, du planst auch keinen längeren Aufenthalt, aber wünschst dir dennoch einen Schutz vor der Japanische-Enzephalitis? Auch in diesem Fall kannst du dich impfen lassen.

Weitere Empfehlungen gelten für alle Reisende in Risikogebiete während der Hauptübertragungszeit des JE-Virus, wenn sie Risikofaktoren für eine Ansteckung in sich tragen. Zu diesen Risikofaktoren zählen:

  • Alter über 50 Jahre
  • Kindesalter
  • Reisen mit häufigem Aufenthalt im Freien
  • Abwehrschwäche (Immundefizienz)
  • Vorerkrankungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), chronische Nierenerkrankungen, Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie)
  • Spezielle Hörhilfen (Cochlea-Implantate) oder Hirnwasser-Ableitungssysteme (Ventrikulo-peritonealer Shunt)

Zu den Hochrisikogebieten der Japanischen Enzephalitis zählen besonders ländliche Regionen Asiens sowie die nördlichsten Teile Australiens:

  • Ostasien: Korea, Japan, China, Taiwan, Ostsibirien und Guam
  • Südostasien: Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, Myanmar, Brunei, Malaysia, Philippinen und Indonesien
  • Südasien: Nepal, Bangladesch, Indien, Sri Lanka und Pakistan
  • Nördlichste Teile Australiens und Papua Neuguinea.

Erkundige dich bitte rechtzeitig vor deiner geplanten Reise, ob dein Reiseland zu einem Risikogebiet zählt. Informationen dazu kannst du von deinem Reisemediziner oder zum Beispiel auf den Internetseiten des Auswärtigen Amts erhalten.

Japanische-Enzephalitis: Grundimmunisierung

Die Grundimmunisierung gegen das Japanische-Enzephalitis-Virus beinhaltet zwei Teilimpfungen:

  • Ab einem Alter von drei Jahren kannst du die reguläre Immunisierung erhalten. Im Abstand von 28 Tagen erhältst du jeweils eine Impfdosis.
  • Kinder ab dem Alter von zwei Monaten bis zum vollendeten dritten Lebensjahr erhalten die Teilimpfungen mit reduzierter Impfstoffdosis.

Die Impfungen sollten mindestens eine Woche vor einer geplanten Reise in ein Japanische-Enzephalitis-Risikogebiet abgeschlossen sein.

Vereinbare also bitte rechtzeitig einen Beratungstermin bei deinem reisemedizinisch tätigen Arzt, sodass ihr gemeinsam überlegen könnt, ob eine JE-Impfung für dich in Frage kommt.

Japanische Enzephalitis-Impfung: Schnellimpfschema

 Du warst so in deine Reise-Planungen vertieft, hast dir Sehenswürdigkeiten herausgesucht, geplant, welchen Trip du an welchem Tag machst, Unterkünfte gebucht und Ausflüge arrangiert, doch in all dem Trubel hast du an deine Japanischen Enzephalitis-Schutzimpfung gar nicht mehr gedacht?

  • Für die reguläre Grundimmunisierung gegen das JE-Virus werden mindestens 28 Tage benötigt, der Impfschutz setzt allerdings erst circa zehn Tage nach der vollständigen Grundimmunisierung ein. Mindestens eine Woche vor Antritt deiner Reise sollte die Grundimmunisierung abgeschlossen sein.
  • Für „Spät-Entschlossene“ im Alter zwischen 18 und 65 Jahren kommt das Schnellimpfschema mit zwei Teilimpfungen in Betracht. Sieben Tage nach der ersten Impfung kannst du die zweite Teilimpfung erhalten. Das Schnellimpfschema sollte mindestens eine Woche vor einem möglichen Kontakt mit dem Virus beendet sein.

Japanische Enzephalitis-Impfung: Wann nicht impfen?

Die Impfung gegen Japanische Enzephalitis sollte nicht durchgeführt werden, wenn du akut an einer behandlungsbedürftigen Erkrankung leidest oder Allergien gegen Impfstoffbestandteile hast.

Bist du schwanger oder stillst zurzeit dein Baby, solltest du am besten auf die Impfung verzichten und/oder das Thema ausführlich mit deinem Reisemediziner besprechen.

Für Kinder, die jünger als zwei Monate sind, sollte der JE-Impfstoff ebenfalls nicht verwendet werden.

Leichte Erkrankungen wie Erkältungen, Fieber bis 38,5°C, Husten oder Schnupfen müssen dich nicht daran hindern, deine Schutzimpfung gegen die Japanische Enzephalitis zu erhalten.

Japanische Enzephalitis-Impfung: Wann auffrischen?

Du hast die Grundimmunisierung gegen Japanische Enzephalitis vor deiner letzten Reise erhalten und planst einen erneuten Aufenthalt in Risikogebieten? Dann kann eine Auffrischungsimpfung deinen JE-Impfschutz erhalten.

Innerhalb von 12 bis 24 Monaten nach Abschluss des Impfschemas also nach der zweiten Teilimpfung deiner Grundimmunisierung gegen Japanische Enzephalitis sollte dein Impfschutz aufgefrischt werden.

Der Impfschutz hält für circa zehn Jahre an. Weitere Auffrischungs- oder Booster-Impfungen werden dann alle zehn Jahre empfohlen.

Genauere Details zu deinen Auffrischungsimpfungen solltest du bitte gemeinsam mit deinem Reisemediziner besprechen.

Japanische Enzephalitis-Impfung: Mögliche Nebenwirkungen

 Die Impfung gegen Japanische Enzephalitis regt dein Immunsystem an, Abwehrstrategien gegen den Krankheitserreger zu bilden. Daher kann es nach der JE-Impfung zu typischen Reaktionen kommen, die auf die Aktivität deines Immunsystems zurückzuführen sind. Sie klingen in der Regel nach wenigen Tagen ab:

Auch Schmerzen, Schwellungen, Rötungen oder Druckschmerzhaftigkeit an der Einstichstelle müssen dir keine Sorgen bereiten. Sollten diese Beschwerden allerdings nach ein paar Tagen noch nicht verschwunden sein, geh bitte zum Arzt.

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Interviews

Wer resilient ist, geht glücklicher durchs Leben

Entspannung für die Seele kann auch ein Sonnenuntergang am Strand auf Sizilien sein.
In stressigen Situationen kann es hilfreich sein, kurz die Augen zu schließen und an etwas Schönes wie einen Sonnenuntergang am Meer zu denken.

Leben ist Veränderung und Resilienz gibt Kraft dafür

Verlierst du in kritischen Situationen leicht die Nerven? Fühlst du dich bei Konflikten total überfordert? Bist du schnell gereizt, wenn nicht alles glatt läuft? Unvorhergesehene Dinge versetzen dich sofort in starken Stress? Dann solltest du versuchen, deine seelische Widerstandsfähigkeit ausbauen. Resilienz kann dir dabei helfen. Was bedeutet Resilienz?

Resilienz ist ein Prozess, der dir helfen kann, dich selbst bewusster wahrzunehmen, deine Bedürfnisse zu erkennen und dein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen aktiv zu steuern. Wie das funktionieren kann, erklärt Simone Neumann. Sie ist Inhaberin der Praxis für Coaching und Betriebliche Gesundheitsförderung im niedersächsischen Rehburg-Loccum.

Frau Neumann, ist Resilienz das Rezept zum Glücklichsein?

Resilienz allein ist sicher nicht der Schlüssel zum Glück. Resilienz kann aber dazu beitragen, das Leben stressfreier und damit schöner zu gestalten. Und wenn jemand stressresistenter ist, geht er glücklicher durchs Leben.

Resilienz-Expertin Simone Neumann im Interview mit DocInsider.
Simone Neumann aus dem niedersächsischen Rehburg-Loccum ist Expertin für Resilienz, Burnout-Prävention und betriebliche Gesundheitsförderung. http://www.simoneneumann.de

Ich habe während meiner Arbeit viele Menschen kennen gelernt, denen die Resilienz ganz neue Wege eröffnet hat. Weil sie ihr Leben in die Hand genommen haben, weil sie ihre Haltungen und Rollen im Leben reflektiert haben, weil sie eingefahrene Verhaltensmuster erkannt und verändert haben. Weil sie ihre Einstellung zu bestimmten belastenden Situation oder Menschen geändert haben oder weil sie den Mut fanden, beruflich und privat neue Wege zu gehen.

Welche Persönlichkeitsmerkmale helfen dabei resilienter zu werden?

Resilienz lässt sich lernen, und zwar von jedem Menschen, egal mit welchen Charakterzügen. Resilienz erfordert allerdings den Willen, an sich zu arbeiten. Dabei helfen kann ein positives Wesen, Lösungsorientierung, Analysefähigkeit, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu erkennen. Resilienz ist ein Prozess, bei dem wir uns immer wieder situationsbedingt neu ausrichten.

Welche Motivationstipps zum Durchhalten können Sie geben?

Viele Menschen haben Angst vor neuen Herausforderungen und vor neuen Situationen. Sie bleiben lieber beim Gewohnten, weil ihnen das Sicherheit vermittelt. Hier hilft es, in kleinen Schritten auf die neue Situation zuzugehen und der Vergangenheit nicht hinterher zu trauern. Hilfe von anderen Menschen anzunehmen ist in diesem Zusammenhang auch ganz wichtig. Geduld mit sich selbst zu haben ist unerlässlich.

Von heute auf morgen, von jetzt auf gleich eine Lösung für alle belastenden Situationen parat zu heben, ist sehr viel von sich selbst verlangt. Aber mit dem Willen zur Veränderung sowie der Akzeptanz, dass auch mal kleine Rückschläge dazu gehören und natürlich dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, kann es von Tag zu Tag besser werden. Es ist wichtig, sich ein Ziel zu setzen und sich zu fragen: „Warum mache ich das, wo möchte ich hin, wie sieht das konkrete Ziel aus?“ Ich rate dazu, das Ziel mit all den geplanten Schritten dorthin zu verschriftlichen und den Zettel dann in Sichtweite zu platzieren. Ein Blick drauf bringt es einem wieder vor Augen. Auch wenn man sich die Erfolge seiner Teilschritte bewusst macht, motiviert das zum Weitermachen.

Leben ist Veränderung, auch Krisen und Unsicherheiten gehören dazu. Doch sie bleiben nicht für immer, wenn man ihnen nicht den Raum dafür gibt.

Was ist mit der Resilienz gegenüber Dingen, die wir nicht ändern können?

Wir können viele Dinge nicht ändern, aber wir können unsere Einstellung ändern. Wenn uns jemand ärgert, der nun einmal so ist, wie er ist, dann können wir ihm aus dem Weg gehen. Wir können um ein klärendes Gespräch bitten und wir können uns fragen, was die Gründe dafür sind, dass uns der andere ärgert. Liegt es vielleicht an unseren Inneren Antreibern, die uns daran hindern, mit der Situation klar zu kommen? Welche Inneren Antreiber gibt es?

Was raten Sie denjenigen, die ständig in die gleichen belastenden Situationen hineinrutschen?

Hierbei ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion sehr hilfreich. Ich frage diese Menschen, ob sie schon einmal versucht haben, sich aus ihrer „Warum immer ich?“-Frage oder  der „Warum passiert sowas immer mir?“-Haltung zu lösen und etwas an der belastenden Situation zu ändern. Dann sagen sie natürlich: „Na klar habe ich das schon oft versucht, aber nichts hat geholfen“. Ich frage sie, wie oft sie es denn versucht haben und sie sagen: „ein- bis zweimal“. Ich frage sie, auf welche Weise sie es versucht haben. Dabei merken die meisten, dass sie nur halbherzig bei der Sache waren. Dass sie auf eingefahrene Verhaltensmuster zurückgegriffen haben, ohne diese einmal zu hinterfragen.

Genau das ist aber die Herausforderung der Resilienz: eigene Handlungen, Verhaltensweisen und sogar Lebensentwürfe zu hinterfragen. Statt anderen die Schuld am eigenen Unglück zu geben, geht es darum, das eigene Leben aktiv in die Hand zu nehmen und ganz bewusst zu steuern. Gerät jemand immer wieder in dieselben Situationen, die ihn belasten, dann sollte er die „Warum ich?“-Gedanken für einen kurzen Moment akzeptieren, dann aber umlenken. Aus „ich kann ja doch nichts machen“ könnte dann ein „ich versuche es“ werden.

Viele Menschen beschäftigen sich auch zu viel mit der Vergangenheit. Was zurück liegt und immer wieder hervorgeholt wird, kann uns blockieren. Wir verlieren den Blick nach vorne. Doch wir leben im Hier und Jetzt. Die Resilienz kann uns dabei helfen, unsere gegenwärtige Situation zu akzeptieren und oft auch mit und durch neue Erfahrungen zu wachsen. Resilienz kann dabei helfen, unser Potenzial und neue Möglichkeiten zu erkennen.

Hilft ein Ausstieg aus der gewohnten Umgebung, um die eigenen Ressourcen zu stärken?

Das kann sogar sehr hilfreich sein. Für viele Menschen ist es in der heutigen, schnelllebigen Zeit die größte Herausforderung, sich auch einmal Zeit für sich selbst zu nehmen. Die geforderte Flexibilität am Arbeitsplatz bedeutet oft, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen und Stress und Erschöpfung zunehmen. Immer mehr Menschen leiden unter einem Burnout-Syndrom. In meinen fünftägigen Burnout-Präventionsseminaren auf Sizilien, die übrigens als Bildungsurlaub in Niedersachsen, Berlin, Schleswig-Holstein, Saarland und Rheinland-Pfalz anerkannt sind, habe ich mit genau solchen Menschen zu tun.

In einer entspannten Umgebung, fern vom beruflichen und privaten Alltag, fällt es ihnen leichter, sich mit ihren persönlichen Stressthemen und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. Sie lernen Kommunikations- und Achtsamkeitstechniken, Entspannungstechniken, Konfliktmanagement, Abgrenzungsmöglichkeiten inmitten einer wunderbar lockeren südländischen Mentalität, umgeben von Sonne und Meer.

Was tut Resilienz für unsere Gesundheit?

Resilienz hilft, sich gegen typische psychosomatische Erkrankungen zu wappnen. Rücken- und Nackenschmerzen, Bluthochdruck, Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen und Migräne, Burnout, Magen-Darm-Erkrankungen und psychische Erkrankungen sind häufig die Antworten unseres Körpers auf seelische Belastungen. Mithilfe der eigenen Resilienz und den 7 Säulen psychischer Stärke kann jeder seine seelische Widerstandskraft unterstützen und ausbauen. Auch ein spezialisierter Coach oder Therapeut kann dabei unterstützen und helfen.

Was waren Ihre beeindruckensten Resilienz-Erlebnisse?

Da gab es einige, aber dieses hier ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Ich habe eine junge Frau kennengelernt, die nach einem Autounfall mit ihren Freunden als einzige überlebt hat. Sie lag im Koma und war nach dem Aufwachen geh- und sprachbehindert. Doch sie hat nie aufgegeben. Sie hat ihre Situation angenommen und sich ins Leben zurückgeholt. Als in irgendeinem Zusammenhang der Satz fiel, dass viele Menschen zum Lachen in den Keller gingen, da sagte sie: „das Problem habe ich nicht, da komme ich mit meiner Gehbehinderung nur schwer hin.“ Diese junge Frau beeindruckte alle mit ihrem Selbstverständnis, ihrer Lockerheit, ihrem Humor und ihrer Stärke. Das hat mich sehr berührt.

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Gesundheitstipps

Resilienz: Das Immunsystem deiner Seele

Resilienter Mann steht im Licht und schaut auf eine dunkle Wolkenwand.
Wenn du zum Umgang mit Krisen, Stress und belastenden Lebenssituationen deine persönlichen Strategien entwickelt hast, kannst du auch bei dunklen Wolken ein Stück Sonne für dich schaffen.

Was bedeutet Resilienz?

Resilienz ist abgeleitet von dem lateinischen Wort resilire, was „abprallen“, „zurückspringen“ bedeutet. Der Begriff Resilienz stammt ursprünglich aus der Physik und bezeichnet die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und danach wieder die ursprüngliche Form anzunehmen. Resilienz steht daher – vereinfacht ausgedrückt – für die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen. Übertragen auf den Menschen geht es bei der Resilienz darum, Krisen, Stress, Verluste, Trennungen, Rückschläge zu meistern, ohne sich davon unterkriegen und verbiegen zu lassen. Resilienz bedeutet auch die Kraft, aufzustehen und weiter zu machen, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen statt an ihnen zu verzweifeln oder gar zu zerbrechen. Bei der resilienz geht es darum, sein Leben und seine derzeitige Situation aktiv in die Hand zu nehmen statt passiv und hilflos aus einem tiefen Loch zu schauen und auf Besserung zu warten.

Resilienz-Expertin Simone Neumann im Interview mit DocInsider.
Simone Neumann aus dem niedersächsischen Rehburg-Loccum ist Expertin für betriebliche Gesundheitsförderung, Resilienz und Burnout-Prävention. Sie arbeitet als Dozentin und Beraterin: www.simoneneumann.de

„Resilient ist, wer die seelisch-emotionale Widerstandskraft aufbringt, sich von Stress, Krisen und Schicksalsschlägen nicht charakterlich verbiegen zu lassen. Wer das Beste aus dem Unglück und der Leiderfahrung macht, wer daraus lernt und im besten Fall sogar gestärkt daraus hervorgeht“, weiß Simone Neumann, Gesundheitstrainerin und Master für Kommunikationstechniken & Veränderungsmodelle. Die Burnout-Coachin und Heilpraktikerin für Psychotherapie verrät: „Etwa ein Drittel der Menschen sind von Natur aus resilienter als andere. Doch Resilienz kann jeder lernen. Resilienz ist sogar ein lebenslanger Lernprozess.“

Vergleichbar mit deinem Immunsystem, welches deinen Körper vor Krankheiten schützt, ist die Resilienz das Immunsystem deiner Seele. Es unterstützt dich beim Umgang mit Stress, Belastungen, Schicksalsschlägen und neuen Lebenssituationen. Und mehr noch: „Resilienz kann uns vor stressbedingten Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Burnout und Magen-Darm-Erkrankungen schützen“, sagt Simone Neumann. Im Interview verrät die Inhaberin der Praxis für Coaching und Betriebliche Gesundheitsförderung aus Rehburg-Loccum, welche Bausteine dafür wichtig sind: Wer resilient ist, geht glücklicher durchs Leben.

Warum ist Resilienz so wichtig?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, müssen ständig erreichbar sein, belastbar, flexibel und überall präsent. Permanenter Wandel bestimmt unser Leben mehr denn je. In dieser schnelllebigen Zeit ist es umso wichtiger, dass du innere Ruhe bewahrst und dich nicht vom Strudel an neuen Herausforderungen und Veränderungen in die Tiefe reißen lässt. Eine hohe Resilienz kann dir helfen, in jeder Krise auch eine Chance zu sehen. Das jedoch erfordert den Mut, die neue Situation anzugehen. Resilienz ist kein fester Zustand, den du einmal hast und dann als „Schutzhülle“ für immer mit dir herumträgst. Resilienz bedeutet, sich immer wieder neu auszurichten. Dabei kann deine Resilienz in verschiedenen Phasen deines Lebens durchaus unterschiedlich stark ausgeprägt sein und von Situation zu Situation auch anders ausfallen.

Weil der produktive Umgang mit kleinen und großen Krisen mehr denn je zu unserem Alltag dazugehört, weil wir ständig gefordert werden, auch die Arbeitswelt aktiv mitzugestalten, ist Widerstandskraft im Umgang mit Belastungen umso wichtiger.

Was kann die Widerstandskraft in Krisen erhöhen?

Ob du eine Belastungssituation als eine Krise einstufst oder nicht, hängt davon ab, wie du die Situation beurteilst, welche Erwartungshaltungen du an das Leben, an die Arbeit und an die Gesellschaft hast und inwieweit du dazu bereit bist, dich neuen Herausforderungen zu stellen. Helfen dabei können bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften, die genetisch in dir verankert sind sowie über deine Erziehung und Erfahrungen ausgebildet werden. Neben den Charaktereigenschaften spielen auch Haltungen und Einstellungen, die du im Laufe deines Lebens entwickelst, eine Rolle für deine Resilienz. Resiliente Menschen können beispielsweise eher akzeptieren, dass Krisen, Krankheiten und belastende Ereignisse zum Leben dazugehören. Sie sind weniger auf ihre Fehler festgelegt, sondern können ebenso gut erkennen, was ihnen gut gelingt und worin sie erfolgreich sind.

Resilienz spiegelt sich jedoch nicht nur in deinen Einstellungen und Haltungen wider. Du findest die Fähigkeit zu Beweglichkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auch in deinem Körper wieder. Erkenntnisse aus der Hirnforschung zeigen zum Beispiel, dass der Mensch sich bis ins hohe Alter noch an neue Gegebenheiten anpassen und verändern kann. Auch dein Körper ist mit Skelett, Muskeln und Bindegewebe ein Meister der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Das wird als Geweberesilienz bezeichnet. Deine körperliche Haltung kann in diesem Zusammenhang die Qualität deiner Gedanken beeinflusst und umgekehrt.

Leidest du aufgrund langjähriger Schreibtischarbeit an chronischen Verspannungen und hast du eine gebeugte Haltung, hat dies langfristig nicht nur einen Einfluss auf deine körperliche Beweglichkeit, sondern auch auf die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität deines Denkens. Du bist durch Routinen, alte Denkmuster und Verhaltensweisen in deiner Freiheit eingeschränkt, bist weniger flexibel und anpassungsfähig. Um deine Resilienz zu stärken ist es daher wichtig, nicht nur die geistige, sondern auch die körperliche Flexibilität und Beweglichkeit zu fördern.

Wie stärkst du Körper und Geist?

Oft sind es schon ganz kleine Dinge, die eine große Wirkung auf deinen Körper und deinen Geist haben können:

  • Erholsame Pausen machen: Ein Spaziergang an der frischen Luft in der Mittagspause. Kurz vom Schreibtisch aufstehen oder von der Arbeitsfläche weggehen und das Fenster öffnen. Tief durchatmen, deine Haut, deine Augen und dein Gehirn werden dir für die kleine Portion Sauerstoff danken.
  • Sich entspannen: Ob Atemübungen, Yoga, Meditation, ein Buch lesen, Sport, Putzen, Kochen, Gartenarbeit, Reisen planen, Fotos anschauen, mit Kindern und Haustieren spielen – für die einen sind Ruhe und Entspannungsübungen wohltuend, für die anderen Bewegung. Alles, was dir gut tut, kannst und solltest du als Ausgleich für Stress-Situationen nutzen. Eine persönliche Kraftquelle kann auch ein Bild sein. Hänge dir ein Foto oder einen Kalender mit Motiven auf, die positive Gefühle in dir auslösen. Wenn es stressig wird, schau auf das Bild, entspann dich und tanke Kraft.
  • Ausreichend trinken: Damit Körper und Geist fit bleiben, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 Litern täglich nötig. Sprich mit deinem Hausarzt über deine individuelle Trinkmenge.
  • Gesunde Ernährung: Viel frisches Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, weniger Fast-Food und fetthaltige Speisen sowie weniger zuckerhaltige Speisen und Getränke helfen deinem Körper und Geist dabei, fit und beweglich zu bleiben. Lies mehr zu Nahrungsfetten, Cholesterin und Fettstoffwechsel.
  • Schlafen: Um fit in den nächsten Tag zu starten, achte auf ausreichend Schlaf und ein gesundes Nachtlager. Hilfe bei Schlafstörungen.

Was sind die 7 Säulen der Resilienz?

Jeder Mensch ist anders, daher müssen auch die Resilienzfaktoren individuell auf den einzelnen zugeschnitten werden. Trotzdem gibt es eine Art Grundmodell von 7 Resilienzbausteinen. In ein für dich passendes Gleichgewicht gebracht, können sie dir helfen, stressfreier zu leben:

Akzeptanz ist der erste Resilienzbaustein

Akzeptiere Situationen, die nicht zu ändern sind und grübele nicht übermäßig über die Vergangenheit und über das, was passiert ist nach. Lass los, sei bereit für Veränderungen.

Optimismus ist die zweite Säule der Resilienz

Optimismus bedeutet nicht, sich alles schön zu reden, was für dich selbst nicht schön ist. Optimismus bedeutet, positiv in die Zukunft zu blicken, nach vorne zu schauen und darauf zu vertrauen, dass sich die Dinge gut entwickeln und Krisen meist nur vorübergehend sind. Vertraue auf die Kraft in dir, dein eigenes Leben und den Umgang mit belastenden Situationen in die Hand nehmen zu können. Auch wenn das Glas halbleer statt halbvoll ist, hast du es in der Hand, Wasser nachzufüllen. Oft hilft schon die Wortwahl dabei, wie du einer für dich belastenden Situation begegnen kannst. Probiere es einmal aus: mache aus „ich muss“ einfach einmal „ich möchte“. „Ich möchte diesen Berg an Arbeit erledigen, damit ich später Zeit zur Entspannung habe“, klingt doch viel besser als „ich muss das alles heute noch erledigen, sonst rennt mir die Zeit davon und der Chef, der Kunde, die Kollegen, die Familie werden sauer.“

Verantwortung als dritter Resilienzbaustein

Verlasse deine Opferrolle. Das bedeutet nicht, dass du den Schmerz bei einem Schicksalsschlag oder die Hilflosigkeit bei einer schier unüberwindlich erscheinenden Situation nicht zulassen darfst und kein Mitgefühl von anderen erhalten darfst. Bloß sollte die innere Opferrolle nicht dein Leben bestimmen, denn sie nimmt dir die nötige Handlungsbereitschaft und das Vertrauen in deine Fähigkeiten. Denk immer daran: „Kein Mensch kann dafür sorgen, dass du dich schlecht fühlst, sofern du es ihm nicht erlaubst“, weiß Simone Neumann. Sie rät: „Jeder entscheidet selbst, ob ihm zum Beispiel ein Kollege so wichtig ist, dass Zeit und Energie verbraucht werden und im schlimmsten Fall sogar die eigene Gesundheit gefährdet wird, bloß um sich über diesen Menschen zu ärgern.“ Simone Neumann empfiehlt, eine Liste der Dinge oder Situationen zu machen, die dich regelmäßig ärgern. Schreib auf, worüber du dich ärgerst, wer dich ärgert, wodurch du dich schlecht fühlst bzw. worunter du leidest.

Danach überlegst du, was du tun könntest, um etwas daran zu ändern. Sag jetzt nicht vorschnell: „Hab ich doch alles schon versucht und es hat nichts gebracht.“ Überleg einmal ganz genaue Strategien, wie beispielsweise ein klärendes Gespräch zu führen, bestimmten Situationen aus dem Weg zu gehen oder aber – und das ist für viele eine Herausforderung – etwas an deiner Einstellung zu verändern, so dass du dich nicht immer wieder über dieselben Dinge oder Personen ärgern musst. Mach dir einen Plan für deine nächsten Schritte. „Andere Menschen werden sich nicht ändern. Also muss man in seinem Alltag selbst Wege finden, mit belastenden Situationen umzugehen. Menschen, die ihre eigenen Handlungen nie hinterfragen, geraten immer wieder in die gleichen Konflikte“, sagt Simone Neumann. Sie rät zu einem Perspektivenwechsel.

Dich ärgert schon seit Monaten ein Kollege, der scheinbar ohne jeglichen Arbeitseifer seine Zeit absitzt und bei neuen Aufgaben die „Das geht nicht“-Abwehrhaltung einnimmt? Denkst du daher ständig: „Wegen dem geht es hier nicht vorwärts?“ Schon wenn du den Kollegen siehst tauchen automatisch Wut, Verärgerung und Frust auf? Dann wird es Zeit, der gedanklichen Negativspirale ein Ende zu setzen. Den Schuldigen für eine für dich unerträgliche Situation zu suchen, bringt dich nicht weiter, sondern in die Opferrolle. Wechsele die Perspektive und versetz dich in den Kollegen hinein. Vielleicht ist er gar nicht ignorant und faul, sondern scheut Verantwortung und neue Situationen? Frag dich, wie du mit deiner neuen Sichtweise die für dich problematische Situation angehen kannst. Sprich mit dem Kollegen und sag, was dich an seinem Verhalten stört. Oft merkt das Gegenüber gar nicht, wie sehr es andere Menschen mit seinem Verhalten verletzt.

Selbstwirksamkeit ist die vierte Säule der Resilienz

Diese Säule der Resilienz beschreibt die persönliche Überzeugung, auch schwierigste Aufgaben, Herausforderungen oder Schicksalsschläge durch eigenes Handeln bewältigen zu können. Versuche einmal, spontan die zehn glücklichsten Momente in deinem Leben zu beschreiben. Zähle fünf Stärken von dir auf. Das fällt dir schwer, weil du darüber noch nie nachgedacht hast? Dann tue es jetzt und du wirst vieles finden, was in deinem Inneren schlummert und darauf wartet, hinausgelassen zu werden. Glaub an dich und deine Fähigkeiten.

Resilienz-Expertin Simone Neumann empfiehlt zur Stärkung der Selbstwerteinschätzung die folgende Übung: Wähle eine Eigenschaft oder eine Angewohnheit aus, die du an dir nicht magst. Danach deutest du diese schlechte Angewohnheit um, indem du einen anderen Blickwinkel einnimmst. Deute die schlechte Angewohnheit zu deinem Vorteil um. Wenn du dich beispielsweise darüber ärgerst, dass du nie Nein sagen kannst und daher ständig von Chef und Kollegen mit Arbeit überhäuft wirst, dann könnte die Umdeutung lauten: „Ich entscheide mich dafür, hervorragende Arbeit zu leisten, weil mir Qualität wichtig ist und weil sich der Projektabschluss ohne mich zeitlich nach hinten verschieben würde.“ Das Umdeuten von als negativ empfundenen Angewohnheiten ins Positive kann deine Selbstwertschätzung stärken.

Netzwerkorientierung als fünfter Resilienzbaustein

„In belastenden Situationen hilft ein soziales Netz aus Familienangehörigen, Freunden, Nachbarn, Kollegen oder Menschen, auf deren Hilfe und Unterstützung man sich im Notfall verlassen könnte“, weiß Simone Neumann. „Die Hilfe muss noch nicht einmal in Anspruch genommen werden, damit sie die psychischen Belastungen mildert. Allein die Aussicht, dass das soziale Netz Hilfe leisten kann, stärkt die psychische Widerstandsfähigkeit.“ Die eigene Resilienz kann jedoch nur durch Kraft spendende Beziehungen gestärkt werden. „Energiefresser“, also Personen die dir beispielsweise durch ständigen Vertrauensmissbrauch, Drohungen, emotionale Überreaktionen oder Ausnutzung deine Kraft rauben, solltest du einmal aufschreiben. Überlege, was du an der jeweils belastenden Situation mit dem „Energieräuber“ verändern möchtest. Hilft ein klärendes Gespräch oder ist es vielleicht für beide Seiten besser, den Kontakt ganz aufzugeben?

Lösungsorientierung als sechster Resilienzbaustein

Nachdem du dir deiner Situation bewusst geworden bist, die Situation angenommen hast und den Schmerz aus eigener Kraft sowie mit der Hilfe anderer hinter dir gelassen hast, geht es nun darum, nach vorne zu schauen. Es geht darum, klare Ziele zu formulieren und konkrete Wege zur Umsetzung zu finden. Kurz: Es geht darum, in jeder Herausforderung auch eine Chance zu sehen.

Zukunftsorientierung als siebter Resilienzbaustein

Setze dir neue Ziele, verfolge diese und kreiere ein Bild einer guten Zukunft. Fang mit einem Ziel an, formuliere es in ein bis zwei Sätzen, beschreibe es in einer positiven Sprache, als ob du es schon erreicht hättest. Und ganz wichtig: Formuliere das Ziel so, dass du es selbst erreichen kannst. „Wenn der Erfolg des Ziels davon abhängt, dass sich andere zuerst verändern müssen, dann gibt man die Verantwortung für das eigene Ziel ab“, bringt es Simone Neumann auf den Punkt. Daher beantworte dir die Fragen: Wie kannst du dein Ziel mit eigenen Kräften erreichen? Was kannst du beeinflussen? Und was möchtest – nicht musst!- du dafür tun? Schalte deine Sinne ein, sehe, höre, spüre, rieche oder schmecke dein Ziel. Welches Bild siehst du vor deinem inneren Auge und wie fühlst du dich, wenn du dein Ziel erreicht hast?

Welche Inneren Antreiber hast du?

Hast du dich schon einmal gefragt, warum du dich in Beruf und Privatleben so verhältst, wie du es tust? Fragst du dich, warum du:

  • selten Nein sagen kannst?
  • du mehr und härter arbeitest als alle anderen?
  • es dir schwer fällt, andere um Hilfe zu bitten?
  • Aufgaben nicht halbfertig liegen lassen kannst?
  • so ungeduldig bist und immer alles superschnell bei dir gehen muss?

„Höchstwahrscheinlich sind bestimmte Glaubenssätze schuld daran, dass wir uns so verhalten, wie wir es tun. Es sind Glaubenssätze, die wir schon in der Kindheit gelernt haben. Meistens sind sie Ausdruck davon, was unsere Eltern oder unsere Bezugspersonen von uns erwartet haben“, erklärt Simone Neumann. Diese Inneren Antreiber sind, ohne dass es dir bewusst ist, Teil deiner Persönlichkeit und deines Verhaltens geworden.

Hast du beispielsweise als Kind ständig „beeil dich“ gehört, dann hast du diesen Antrieb wahrscheinlich so verinnerlicht, dass er auch in deinem weiteren Leben unbewusst dein Verhalten bestimmt. Du lebst nach dem Motto: „Zeit darf nie verschwendet werden“, „Zeit ist Geld“. Dein Terminkalender ist randvoll, Ausruh- und Entspannungsphasen fehlen, denn das ist für dich Zeitverschwendung. Du unterbrichst andere ständig, wenn sie sprechen und schaust auf die Uhr oder aufs Handy, um einzuwerfen, dass du für dein Gegenüber eigentlich keine Zeit hast und der nächste Termin wartet. Dich ärgern Menschen, die dir deine kostbare Zeit durch ihr wie auch immer geartetes Verhalten nehmen. Für deine Mitmenschen erscheinen deine eigentlich positive Schnelligkeit, deine Entscheidungsfreude und deine Fähigkeit zum effizienten Handeln als Rastlosigkeit, als Zappeligkeit, als übertriebene Forderung zur Eile. Sie werfen dir vor, du hörst nie richtig zu und fällst einfach ohne Rücksprache irgendwelche Entscheidungen, weil das schneller geht.

Innere Antreiber und innere Überzeugungen

Wie aber passiert es, dass positive Eigenschaften des „beeil dich“ wie Schnelligkeit und Entscheidungsfreude plötzlich zu belastenden Faktoren für dich und deine Mitmenschen werden? Um diese Frage zu beantworten, werfen wir einen Blick auf die fünf Glaubenssätze und inneren Antreiber, die in mehr oder weniger starken Anteilen in jedem von uns stecken und ein wichtiger Faktor für unseren Umgang mit Druck, Krisen und Stress sind:

Innere Antreiber/ Glaubenssätze
Positive Eigenschaften Innere Überzeugung
1.     Sei stark! Stärke und Unabhängigkeit

Kraft und Vorsicht

Schwächen und Gefühle darf ich nicht zeigen! Ich muss meine Gefühle jederzeit unter Kontrolle haben. Andere um Hilfe zu bitten, macht mich abhängig von ihnen, das darf nicht sein. Ich muss die Zähne zusammenbeißen und muss alles alleine schaffen!
2.    Sei perfekt! Genauigkeit und Fehlerlosigkeit

Sorgfalt

Fehler zu machen ist eine Katastrophe! Gut ist nicht gut genug! Ich darf Aufgaben nicht halbfertig liegen lassen!
3.    Mach es allen recht! Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit

Fürsorglichkeit

Alle müssen mich mögen! Ich kann einfach nicht Nein sagen! Alle anderen sind wichtiger als ich selbst und müssen sich wohlfühlen, egal was das von mir abverlangt!
4.   Beeil dich! Schnelligkeit und Fähigkeit, sich bietende Chancen umgehend zu nutzen

Entscheidungsfreude und effizientes Handeln

Zeit darf nie verschwendet werden! Alles muss superschnell erledigt sein!
5.    Streng dich an! Gründlichkeit und Durchhaltevermögen Ich darf mich nicht gehen lassen! Ich darf mich über Erfolge nicht freuen, sondern muss noch härter arbeiten, um die gesteckten Ziele zu erreichen!

All die in der Kindheit verinnerlichten Glaubenssätze und inneren Antreiber sind auch mit positiven Eigenschaften verbunden (siehe Tabelle). Sie können aber als daraus abgeleitete, übertriebene innere Überzeugungen einengen und für dich und deine Mitmenschen belastend wirken. Denn viele der inneren Überzeugungen sind in ihrem Absolutheitsanspruch im Alltag und im persönlichen Umgang miteinander von dir und anderen einfach nicht zu erfüllen.

Setze dich einmal selbstkritisch und ehrlich mit deinen Inneren Antreibern und ihrer Wirkung auf dein Umfeld auseinander. Welche Verhaltensweisen sind in welchem Maß in bestimmten Situationen durchaus sinnvoll und welche lösen Stress bei dir und bei anderen aus?

Sei stark und lass Gefühle zu

Dein Innere Antreiber „Sei stark!“ zwingt dich, die Zähne zusammen zu beißen und deine Gefühle unter Kontrolle zu halten, um dir selbst keine Blöße zu geben. Hilfsbedürftigkeit bedeutet Abhängigkeit für dich. Du willst alles alleine schaffen. Beobachte dich in deinem Alltag und registriere einmal ganz bewusst, wie  oft du Gefühlsregungen beiseiteschiebst oder gewaltsam unterdrückst. Versuche wenigstens ab und zu etwas von diesen Gefühlen nach außen dringen zu lassen. Simone Neumann rät: „Öfter mal lächeln ohne konkreten Anlass, laut unter der Dusche singen und mehrmals am Tag in seinem Tun kurz inne halten und von oben bis unten in seinen Körper hineinspüren: Welche Muskelgruppen sind angespannt? In welchen Situationen ist die eigene Haltung locker, in welchen starr?“ Bitte einmal pro Woche jemanden um Hilfe bei einer Tätigkeit, die du eigentlich auch alleine erledigen könntest. Freut sich der Angesprochene über deine Ansprache und Wertschätzung? Wie fühlt es sich für dich an, die vermeintliche Schwäche und Hilfsbedürftigkeit in etwas Positives wie ein „Miteinander statt nur allein“ zu verwandeln?

Sei perfekt und versuche es mit 80 Prozent

Der Innere Antreiber zur Fehlerlosigkeit und zum Perfektionismus erlaubt dir nicht, Dinge nur gut oder ausreichend zu erledigen. Es müssen immer 100 Prozent sein, das erwartest du auch von anderen. Indem du deine eigene Messlatte auf andere Menschen überträgst, sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Simone Neumann rät, im Alltag einmal verstärkt darauf zu achten, ob du dazu neigst, dich zu rechtfertigen oder mögliche Kritik an dem, was du tust, schon mal vorsorglich vorwegzunehmen und darauf zu antworten, bevor jemand überhaupt den Mund aufgemacht hat. Beobachte dich selbst, wie oft du andere kritisierst – mit Worten oder auch mit Gesichtsausdruck oder Körperhaltung. Versuche einmal, beide Impulse zu unterdrücken. Wie verändert das deine sozialen Beziehungen? Mache einmal pro Woche absichtlich etwas nicht so gut, wie du es eigentlich machen könntest. Gib 80 statt 100 Prozent und brich eine Aufgabe kurz vor der Fertigstellung ab. Halte das Gefühl der Unzulänglichkeit bewusst aus und lächele öfter mal ohne konkreten Anlass. Schon nach einiger Zeit wirst du merken, dass die Welt nicht untergeht, wenn etwas nicht zu 100 Prozent perfekt ist.

Mach es allen recht und sag auch mal Nein

Dein Innerer Antreiber redet dir ein, dass es in deiner Verantwortung liegt, dass sich alle anderen wohlfühlen. Beobachte dich in deinem Alltag einmal selbst, während du mit anderen sprichst: Wie häufig nickst du, lächelst zustimmend oder machst bestätigende Gesten? Wie oft verwendest du Fragesätze statt direkt zu sagen, was du möchtest? Sagst du beispielsweise: „Sollen wir heute in der Mittagspause nicht mal spazierengehen?“ Statt: „Lass uns heute in der Mittagspause doch mal spazierengehen.“ Schwächst du das, was du eigentlich sagen willst durch Floskeln ab? Beispielsweise: „Ich habe ja keine Ahnung von der Sache, aber könnte es nicht sein, dass…“ oder „Möglicherweise irre ich mich ja, aber ich denke…“. Kommuniziere klarer und versuche öfter einmal direkt zu sagen, was du meinst oder möchtest. Lehne einmal pro Woche eine Bitte von jemandem ab, obwohl du sie auch erfüllen könntest, wenn du wolltest. Halte dreimal am Tag kurz inne und frag dich: wenn es jetzt nur nach mir gehen würde – würde ich mit dem weitermachen, was ich gerade tue?

Beeil dich und baue Ruhezeiten in deinen Tag ein

Der Beeil dich!-Antreiber verbietet dir das Langsamsein. Er verbietet dir damit auch das Verweilen in der Gegenwart und hindert dich daran, wirklich in Dinge einzutauchen und möglicherweise auch anderen Menschen nahe zu kommen. Beobachte dich im Alltag: sprichst du schnell und ohne Punkt und Komma? Reißt du in einer Gruppe Gespräche an dich und unterbrichst andere ständig, wenn sie sprechen? Wie oft verwendest du Ausdrücke, die zur Eile mahnen, zum Beispiel „so schnell wie möglich“, „mal eben schnell“, „gleich noch“? Versuche einmal, deinem Gegenüber das Gefühl zu geben, du hättest Zeit für ihn, hörst ihm aktiv zu und verstehst auch, was er gesagt hat. Wie fühlt sich das an? Hüpfst du von einer Tätigkeit zur nächsten und kommst nie zum Stillstand, dann probiere einmal aus, was sich verändert, wenn du bewusst Phasen des Nichtstuns in deinen Tagesablauf einbaust.

Streng dich an und bitte andere um Hilfe

Dieser Innere Antreiber feuert dich an, bei all deinen Bemühungen niemals nachzulassen oder vorzeitig aufzugeben. Er ist die Wurzel eines außergewöhnlichen Durchhaltevermögens. Doch er redet dir auch ein, dass nur das, was mit viel Mühe erreicht wurde, wertvoll ist und Anerkennung verdient. Verwendest du im Gespräch oft Ausdrücke wie „wenn ich mir Mühe gebe“, „ich könnte es ja mal versuchen“, „das wird schwierig, aber..“? Frag dich einmal, was du damit bei deinem Gegenüber erreichen willst und ob du diese Ausdrücke nicht auch weglassen kannst. Überprüfe deine hochgesteckten Ziele: sind diese realistisch, umsetzbar und erreichbar? Was fordert das von dir? Simone Neumann rät, mindestens dreimal am Tag inne zu halten und sich auf die Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur zu konzentrieren. Ist sie verspannt und hart? Zeit, etwas dagegen zu tun. Gönn dir eine Massage, mach Entspannungsübungen, geh zum Sport und sorge für einen Ausgleich, für Lockerung und Leichtigkeit. Bitte zweimal pro Woche eine Person deiner Wahl um Hilfe bei einer Aufgabe, die du eigentlich auch alleine erledigen könntest. Kannst du die Früchte eurer Zusammenarbeit genießen?

Erkenne und nutze persönliche Kraftquellen

Was hat dir in vergangenen Krisensituationen, Stressmomenten und Herausforderungen Kraft gegeben? Mache dir bewusst, auf welche persönlichen Ressourcen du in Krisenzeiten zurückgreifen kannst. Nutze die 7 Säulen der Resilienz, erkenne deine Kraftquellen und das, was dir gut tut.

Sei achtsam darin, eigene Wünsche und Bedürfnisse deutlicher zu erkennen, um dein Leben immer bewusster aktiv zu steuern. Simone Neumann rät: „Frag dich zum Beispiel einmal, was du tatsächlich nur für dich selbst machst und ob du mehr für dich selbst machen möchtest. Wenn du mehr für dich selbst machen möchtest, was genau würdest du machen und was sind die ersten Schritte? Erstelle eine Art Aktionsplan, wie du vorgehen möchtest.“ Hilfreich dabei können Fragen sein wie:

  • Welche äußeren Faktoren kannst und solltest du in deinem Umfeld ändern?
  • Welche inneren Faktoren in deiner Persönlichkeit kannst oder solltest du ändern?
  • Wie sehen dabei die jeweils ersten Schritte für dich aus?
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Impfungen

Gelbfieber-Impfung

Die Gelbfiebermücke Aedes aegypti infiziert sich bei der Blutmahlzeit mit dem Gelbfieber und gibt es beim Stich an Affen und Menschen weiter.
Die mit dem Gelbfiebervirus infizierte Gelbfiebermücke Aedes aegypti gibt das Gelbfiebervirus an Affen und Menschen weiter. Schutz vor dem Gelbfiebervirus bietet einem bestimmten Personenkreis eine sogenannte Indikationsimpfung, zu der auch die Reiseimpfung gehört.

Was ist Gelbfieber?

Das Gelbfieber ist eine Tropenkrankheit und wird auch als Ochropyra oder Schwarzes Erbrechen bezeichnet. Gelbfieber wird ausgelöst durch das Gelbfiebervirus und kommt bevorzugt in tropischen Regionen Afrikas und Südamerikas vor. Übertragen wird das Gelbfieber durch den Stich infizierter Gelbfiebermücken (Aedes aegypti).

Es gibt drei Arten des Gelbfiebers: das Dschungel-Gelbfieber und das Stadt-Gelbfieber sowie eine Mischform aus beiden. Für die unterschiedlichen Gelbfieber-Arten sind verschiedene Verbreitungswege verantwortlich. Gelbfieber-Fälle in Deutschland unterliegen gemäß Infektionsschutzgesetz der Meldepflicht. Sie sind in der Regel durch Reisen „mitgebrachte“ Infektionen.

Gelbfieber: Vorkommen, Erreger und Ansteckung

Gelbfieber tritt besonders in den äquatorialen Gebieten Afrikas wie zum Beispiel Äthiopien, Guinea, Kenia, Kamerun und weiteren Ländern der sogenannten Gelbfieberzone Afrikas sowie im Gelbfiebergürtel Mittel- und Südamerikas auf. Zum Gelbfiebergürtel gehören beispielsweise die Länder Peru, Kolumbien, Argentinien, Venezuela, Bolivien, Brasilien und Ecuador.

Auslöser des Gelbfiebers ist das gleichnamige Gelbfiebervirus, das zur Gruppe der sogenannten Flaviviren gehört. Das Virus befällt hauptsächlich Affen. Doch auch Menschen können sich mit dem Gelbfiebervirus infizieren. Gelbfieber ist eine Zoonose, eine vom Tier auf den Menschen übertragbare Erkrankung. Die Schlüsselrolle in der Übertragung spielt dabei die Aedes aegypti, die Gelbfiebermücke. Sie selbst ist durch das Virus befallen und kann das Gelbfiebervirus verbreiten, indem sie andere Lebewesen sticht.

Übertragen werden kann das Gelbfiebervirus:

  • an Affen
  • zwischen Affen und Menschen
  • an Menschen

Eine direkte Übertragung des Gelbfiebers von Mensch zu Mensch ohne den Überträger, die Gelbfiebermücke, ist so gut wie nicht möglich. Bist du mit Gelbfieber infiziert, kannst du andere Menschen nicht durch den bloßen Kontakt anstecken.

Zwar gibt es nur ein Gelbfiebervirus, doch gibt es verschiedene Wege, wie sich das Virus verbreiten kann. Die Verbreitungswege werden auch Zyklen genannt. Daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Krankheitsbezeichnungen für das Gelbfieber: Das Dschungel- Gelbfieber und das Stadt-Gelbfieber.

Dschungel-Gelbfieber: Mücken und Affen infizieren sich gegenseitig mit dem Virus

Der sogenannte sylvatische Zyklus führt zur Verbreitung des Busch-Gelbfiebers oder Dschungel-Gelbfiebers. Das Gelbfiebervirus steckt wechselseitig Mücken und Affen im Regenwald an. Die Aedes aegypti-Mücken im Regenwald verbreiten das Gelbfiebervirus. Sie sind Überträger, also sozusagen das Taxi, das das Gelbfiebervirus vom einen zum anderen Affen bringt. Sticht eine befallene Aedes-Mücke einen bis dahin gesunden Affen, steckt sie ihn über ihren Speichel mit dem Gelbfiebervirus an. Wählt eine bislang nicht-Virus-infizierte Mücke einen Gelbfieber-infizierten Affen zur Quelle ihrer nächsten Blutmahlzeit, steckt auch sie sich mit dem Virus an. So kann das Virus wechselseitig immer weiter zwischen Überträger-Mücken und Affen weitergegeben werden und verbreitet sich unter den Affen. Vorrangig betrifft dieser Verbreitungsweg die Affen im Regenwald. Hältst du dich nun aber im Regenwald auf, kann es sein, dass auch du zufällig von einer Gelbfiebermücke gestochen wirst und dich mit dem Gelbfiebervirus und dem Dschungel-Gelbfieber ansteckst. Solche Dschungel-Gelbfieber-Fälle sind allerdings selten.

Stadt-Gelbfieber: Das Gelbfiebervirus zirkuliert unter Mücken und Menschen

Der urbane („städtische“) Zyklus führt zur Verbreitung des klassischen Gelbfiebers, auch Stadt-Gelbfieber genannt.

In der Übertragung des Stadt-Gelbfiebers spielen nur Menschen und Mücken als Überträger eine Rolle. Affen werden dabei nicht befallen. Ansteckende Personen im Stadtgebiet in tropischen Regionen dienen als Infektionsquelle. Wird eine infizierte Person von einer städtischen Gelbfiebermücke gestochen, kann das Virus anschließend über die Mücke an nicht-geimpfte Personen übertragen werden, also von Mensch zu Mensch verbreitet werden. Das Gelbfiebervirus zirkuliert unter den Menschen. Die Überträger, Städtische Gelbfiebermücken, sind speziell auf die Verbreitung des Stadt-Gelbfiebers spezialisiert. Lokale Ausbrüche des Gelbfiebers, Gelbfieber-Epidemien, können dadurch entstehen.

Intermediärer Zyklus: Mücken verbreiten das Gelbfiebervirus zwischen Affen und Menschen

Der intermediäre („dazwischen-liegende“) Gelbfieber-Verbreitungs-Zyklus verbindet das Dschungel- Gelbfieber mit dem Stadt-Gelbfieber. In waldnahen Gebieten und Siedlungen in den Savannen Afrikas kann es dazu kommen, dass sich das Gelbfiebervirus vom Affen auf den Menschen ausbreitet, indem bestimmte Mücken Affen und Menschen gleichermaßen „gerne“ infizieren. Das Virus kann dann zwischen Affen und Menschen zirkulieren und sich stark ausbreiten.

Symptome bei Gelbfieber

Nach dem Stich einer befallenen Gelbfiebermücke, dauert es in der Regel drei bis sechs Tage bis du die ersten Krankheitserscheinungen bemerkst (Inkubationszeit). Meist verläuft das Gelbfieber allerdings stumm, also ohne dass du Symptome entwickelst.

Treten bei Gelbfieber Symptome auf, kann der Krankheitsverlauf zwei Stadien durchlaufen:

  • Zu Beginn des Gelbfiebers leidest du an hohem Fieber bis 40°C, wirst von Muskelschmerzen (Myalgien), Kopfschmerzen (Cephalgien) und Schüttelfrost heimgesucht. Übelkeit, Erbrechen und Nasenbluten sowie ein für Fieber ungewöhnlich langsamer Herzschlag sind außerdem typisch. Nach drei bis vier Tagen klingen die Beschwerden ab und du bist wieder gesund. Fieber richtig messen
  • Bei einem kleinen Teil der Gelbfieber-Erkrankten ist die Genesung nicht von Dauer. Nach kurzzeitiger Besserung trittst du in die sogenannte toxische („giftige“) Phase der Erkrankung ein. Erneut steigt deine Körpertemperatur an und mit dem Fieber fällt deine Herzfrequenz erneut untypisch ab. Ähnlich wie beim Denguefieber oder der Virus-Erkrankung Ebola können gefährliche Blutungen (hämorrhagisches Gelbfieber) im Nasen-Rachen-Raum oder im Magen-Darm-Trakt auftreten. Auch die Leber wird durch das Gelbfiebervirus infiziert. Folglich leidest du an einer Leberentzündung mit Gelbsucht (Ikterus), die gemeinsam mit dem Fieber namensgebend für den Begriff „Gelbfieber“ ist. Auch deine Niere und dein zentrales Nervensystem wie dein Gehirn oder Rückenmark können betroffen sein. In Folge dessen kann es zu Sprachstörungen, Bewegungsstörungen und sogar Krämpfen kommen. Diese Krankheitsphase kann tödlich verlaufen.

Hast du das Gelbfieber überstanden, kann dir der Stich der Gelbfiebermücke nichts mehr anhaben. Du bist lebenslang immun gegen das Virus.

Gelbfieber-Impfung: Welche Arten gibt es?

Zum Schutz gegen das Gelbfieber kannst du dich vor Aufenthalten in Gelbfieber-Risikogebieten impfen lassen. Gelbfieber-Impfung: Wann impfen? Als Reiseimpfung steht eine aktive Gelbfieber-Immunisierung zur Verfügung. Wie wirken aktive und passive Impfungen?

Die aktive Gelbfieber-Impfung wird mit einem Lebendimpfstoff durchgeführt. Der Lebendimpfstoff enthält lebens- und vermehrungsfähige Gelbfieberviren. Die Impfviren wurden während der Herstellung jedoch abgeschwächt, sodass die Viren aus der Gelbfieber-Impfung dich nicht an Gelbfieber erkranken lassen.

Aktive Immunisierungen fordern und fördern dein Immunsystem. Gelangt dein Immunsystem durch die Gelbfieber-Impfung in Kontakt mit den Gelbfieberviren, reagiert es: Die Eindringlinge werden als fremd erkannt, Abwehrzellen werden aktiviert und spezialisierte Abwehreiweiße (Antikörper) gebildet. Bei erneutem Kontakt zu den Gelbfieberviren kann dein Immunsystem auf die bei der Gelbfieber-Impfung trainierten und ausgebildeten Abwehrstrategien zurückgreifen und deinen Körper vor den Gelbfieberviren schützen. Bereits zehn Tage bis einen Monat nach der Gelbfieber-Impfung kannst du von einem lebenslangen Schutz gegen das Virus ausgehen.

Gelbfieber-Impfung: Wann impfen?

Die Gelbfieber-Impfung gehört zu den Reiseimpfungen. Sie ist also gleichzeitig eine Indikationsimpfung, die für besondere Personengruppen empfohlen wird. Wissenswertes zur Indikationsimpfung.

Die Gelbfieber-Impfung wird für Reisende empfohlen, die Aufenthalte in Gelbfieber-Risikogebieten planen. Gelbfieber-Risikogebiete sind zum Beispiel:

  • Gelbfieberzone: Tropisches, äquatornahes Afrika wie Äthiopien, Äquatorialguinea, Burundi, Elfenbeinküste, Gabun, Ghana, Guinea, Kamerun, Kongo, Mali, Senegal, Uganda, Togo.
  • Gelbfiebergürtel: Zentral- und Südamerika wie Bolivien, Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Ecuador, Paraguay, Peru, Venezuela.

Zur Immunisierung gegen Gelbfieber benötigst du eine Impfung. Um einen ausreichenden Impfschutz gegen das Gelbfieber zu erlangen, muss die Impfung mindestens zehn Tage vor der Einreise in Gelbfieber-Gebiete durchgeführt werden.

In einigen Ländern ist die Gelbfieber-Impfung vor der Einreise sogar Pflicht. Die Impfung muss speziell dokumentiert und beglaubigt werden. Nur wenn du eine dokumentierte und beglaubigte Bescheinigung über die Gelbfieber-Impfung mit dir trägst, darfst du in das Land einreisen.

Gelbfieber-Impfungen dürfen außerdem nur von speziell dafür zugelassenen Impfärzten und speziellen Impfzentren beziehungsweise Gelbfieber-Impfstellen verabreicht werden.

Bitte informiere dich also unbedingt rechtzeitig vor deiner geplanten Reise darüber, ob du zur Einreise eine Gelbfieber-Impfung benötigst, ob du in ein Land reist, in dem das Risiko zur Ansteckung besteht und welcher Arzt in deiner Nähe Gelbfieber-Impfungen durchführen darf. In einer reisemedizinischen Beratung im Vorfeld deiner Reise kannst du genaue Informationen dazu erhalten.

Gelbfieber-Impfung: Wann nicht impfen?

Die Gelbfieber-Impfung wird mit einem Lebendimpfstoff durchgeführt. Das bedeutet, der Impfstoff enthält lebensfähige, aber abgeschwächte Gelbfieberviren. Diese Gelbfieberviren können dir bei intaktem Immunsystem normalerweise nichts anhaben. Bist du allerdings schwanger, stillst grade dein Baby, leidest unter einer Immunschwäche oder nimmst Medikamente ein, die dein Immunsystem herunterregulieren (Immunsuppressiva), solltest du auf die Gelbfieber-Impfung verzichten. Frag dazu unbedingt deinen Arzt um Rat.

Für Säuglinge unter neun Monaten ist die Gelbfieber-Impfung ebenfalls nicht geeignet.

Teile der Impfstoff-Herstellung laufen Hühnereiweiß-basiert ab. Bist du also allergisch gegen Hühnereiweiß, gilt hier das gleiche wie in der Schwangerschaft oder bei einer Immunschwäche. Die Gelbfieber-Impfung ist für dich nicht geeignet. Auch in diesem Fall solltest du deine Impf-Entscheidung mit deinem Arzt besprechen.

Auch schwere Krankheiten oder schwere Lebererkrankungen können ein Grund dafür sein, dass die Gelbfieber-Impfung verschoben werden muss.

Bist du älter als 60 Jahre alt und möchtest dich erstmals gegen Gelbfieber impfen lassen, solltest du dich unbedingt ausführlich von deinem Arzt beraten lassen. Ab einem Alter von 60 Jahren steigt nämlich die Häufigkeit der Nebenwirkungen bei der Gelbfieber-Impfung. Wäge bitte zusammen mit deinem Arzt ab, was in deinem persönlichen Fall die  Vor- und Nachteile der Gelbfieber-Impfung sind.

Leichte grippale Infekte, Erkältungssymptome mit Kopfschmerzen und Fieber bis 38,5°C oder ein Schnupfen sind dagegen kein Hinderungsgrund für die Gelbfieber-Impfung.

Gelbfieber-Impfung: Wann auffrischen?

 In der Regel wird zum Aufrechterhalten des Gelbfieber-Impfschutzes keine Auffrischungsimpfung benötigt. Eine Gelbfieber-Impfung kann dich lebenslang vor Gelbfieber schützen.

In besonderen Fällen können Auffrischungsimpfungen allerdings überdacht werden, wenn zum Beispiel deine Immunantwort abgeschwächt ist. Wer sollte also eventuell eine Auffrischungsimpfung erhalten?

  • Kinder, die im Lebensalter von bis zu zwei Jahren erstmalig gegen Gelbfieber geimpft wurden.
  • Personen, die mit HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) infiziert sind.
  • Frauen, die während ihrer Schwangerschaft gegen Gelbfieber geimpft wurden.
  • Personen, die gleichzeitig zur Gelbfieber-Impfung auch eine MMR-Impfung, also eine Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln erhalten haben.

Gelbfieber-Impfung: Nebenwirkungen

Die Gelbfieber-Impfung wird mit einem Pieks in den Muskel oder unter die Haut verabreicht. Durch den Pieks kann es zur Rötung, Schwellung und zu Schmerzen an der Einstichstelle kommen. Auch dass dein Arm sich irgendwie schwer anfühlt, kann eine Nebenwirkung der Gelbfieber-Impfung sein. Als Zeichen der Aktivität deines Immunsystems können deine Lymphknoten etwas anschwellen, du kannst Kopfschmerzen bekommen, leichtes Fieber, grippale Beschwerden oder Magen-Darm-Probleme. In der Regel vergehen diese Beschwerden aber rasch.

Die Gelbfieber-Impfung kann allerdings zwei äußerst seltene, aber ernste Nebenwirkungen hervorrufen: die Gelbfieber-Vakzine-assoziierte neurologische Erkrankung und die Gelbfieber-Vakzine-assoziierte viszerale Erkrankung. Dabei kann es zu einer Gelbfieber-ähnlichen Erkrankung der Hirnhäute oder anderer Organe kommen.

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Gesundheitstipps

Medikamente und Nahrungsmittel: Vorsicht Wechselwirkungen

Eine Teetasse voller Tabletten sowie einem Tinkturfläschchen inmitten von Zitrone, Himbeeren und Johannisbeeren - zusammen eingenommen könnte es Probleme geben.
Besonders Zitrusfrüchte und Fruchtsäfte können die Wirksamkeit von bestimmten Medikamenten beeinflussen. Daher gilt es bei der Medikamenteneinnahme einen gewissen zeitlichen Abstand zum Genuss von Grapefruit und Co. einzuhalten.

Medikamente und Lebensmittel vertragen sich nicht immer

Über mögliche Nebenwirkungen deiner Medikamente hat dich dein Arzt oder Apotheker sicherlich im Vorfeld der Einnahme informiert. Doch was bedeutet der Begriff Nebenwirkungen überhaupt? Nebenwirkungen werden auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen genannt. Sie treten neben dem gewünschten Effekt der Arzneimittel auf und können der Grund dafür sein, warum du ein Medikament nicht gut verträgst oder seit der Einnahme des Medikaments Veränderungen an dir festgestellt hast. Daher lohnt sich im Vorfeld der Einnahme ein Blick in den Beipackzettel. Darin kannst du wichtige Informationen über das Medikament und mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen erfahren. Außerdem kannst du im Beipackzettel nachlesen, wie oft bestimmte Nebenwirkungen auftreten können und ob das Medikament Risiken beinhaltet. Wie du einen Beipackzettel richtig liest.

Neben unerwünschten Wirkungen können Medikamente auch Wechselwirkungen haben. Das sind gegenseitige, wechselseitige Beeinflussungen verschiedener Stoffe untereinander. So können zum Beispiel bestimmte Nahrungsmittel oder Einnahmegewohnheiten die Wirkung deiner Medikamente beeinflussen, sie beispielsweise abschwächen oder auch verstärken. Nimmst du mehrere Medikamente gleichzeitig ein, kann es auch zu Wechselwirkungen der verschiedenen Medikamente untereinander kommen. Wechselwirkungen können sich auf den Therapie-Erfolg deiner Medikamente auswirken.

Wenn du die optimale Wirkung deiner Medikamente erzielen möchtest, solltest daher auf Wechselwirkungen bestimmter Nahrungsmittel mit Medikamenten achten.

Johanniskraut macht „die Pille“ schwach

Johanniskraut, auch Echt-Johanniskraut oder Gewöhnliches Johanniskraut genannt, wird bereits seit der Antike als Heilpflanze und noch heutzutage häufig als pflanzliches Arzneimittel (Phytopharmakon) verwendet. Äußerlich angewendet werden Teile der Pflanze zum Beispiel bei milden Hautentzündungen. Auch als Beruhigungsmittel oder Antidepressivum zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen findet Johanniskraut Anwendung. Lies mehr zu Anwendungsgebieten und Wirkungsweise der Heilpflanze Johanniskraut.

Hauptwirkstoff des Johanniskrauts ist der Stoff Hyperforin. Hyperforin wirkt ähnlich wie synthetisch hergestellte Antidepressiva als sogenannter Wiederaufnahmehemmer einiger Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin in deinem Gehirn. Botenstoffe (Transmitter) werden zwischen den Nervenzellen an den sogenannten Synapsen freigesetzt und dort nach kurzer Zeit erneut in die Nervenzellen aufgenommen. Wiederaufnahmehemmer bewirken, dass Botenstoffe länger zwischen den Nervenzellen verweilen. Sie verlangsamen die Aufnahme und machen die Botenstoffe zwischen den Nervenzellen „präsenter“. Die Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin werden umgangssprachlich auch als Glückshormone bezeichnet. Johanniskraut bewirkt also eine Wiederaufnahmehemmung der Glückshormone, sodass die Glückshormone längere Zeit in der Synapse zwischen den Nervenzellen verbleiben. Auf diese Weise wirkt sich Johanniskraut positiv auf die Stimmung aus und beruhigt das Gemüt.

Vorsicht ist jedoch bei der Einnahme von Johanniskraut-Präparaten geboten. Es sind Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und einigen Medikamenten bekannt.

Johanniskraut ist in der Lage, die Bildung bestimmter Medikamenten-abbauender Eiweiße, sogenannter CYP-Enzyme oder auch Cytochrom P450-Enzyme, anzuregen. Johanniskraut bewirkt, dass diese Abbau-Enzyme vermehrt produziert werden. So kann Johanniskraut die Wirkung einiger Arzneimittel abschwächen:

  • Johanniskraut und „die Pille“: Die „Pille“ ist ein orales Kontrazeptivum. Das bedeutet, die „Pille“ ist ein in Form von Tabletten eingenommenes Medikament zur Empfängnisverhütung. Orale Kontrazeptiva wirken sich auf deinen Hormonhaushalt aus. Sie bewirken, dass Vorbereitungen, die dein Körper für eine Schwangerschaft vornimmt, unterdrückt werden. Viele „Pillen“ verhindern also, dass eine Eizelle reift und es zum Eisprung kommt. Johanniskraut kann die Wirksamkeit deiner „Pille“ herabsetzen. Die Heilpflanze ist in der Lage, bestimmte Eiweiße (Enzyme), die mit dem Abbau der Medikamente betraut sind, zu beeinflussen. Johanniskraut regt die Leber dazu an, vermehrt Medikamenten-abbauende Enzyme zu produzieren. Die Wirksamkeit der „Pille“ kann dadurch herabgesetzt werden. Es ist also möglich, dass du trotz Einnahme der „Pille“ schwanger werden kannst, weil du parallel hochdosierte Johanniskraut-Präparate eingenommen hast.
  • Johanniskraut und Cholesterinsenker: Cholesterinsenker werden eingesetzt, um zu hohe Blutfettwerte abzusenken, genauer hohe LDL-Werte. Normalwerte für LDL. Cholesterinsenker hemmen die sogenannte HMG-CoA-Reduktase. Dieses Enzym spielt in der Produktion von körpereigenem Cholesterin eine wichtige Rolle. Wird die HMG-CoA-Reduktase gehemmt, produziert dein Körper weniger eigenes Cholesterin und greift dabei auf die zu hohen LDL-Mengen im Blut zurück. Der LDL-Spiegel in deinem Blut wird gesenkt. Aber Achtung: Johanniskraut kann die Wirkung deiner Cholesterinsenker beeinflussen. Johanniskraut kann die Bildung von sogenannten Cytochrom P450-Enzymen verstärken. Das sind Medikamenten-abbauender Eiweiße. Durch die Wirkstoffe im Johanniskraut können die Cholesterinsenker also schneller abgebaut und ausgeschieden werden. Dadurch können sie ihre gewünschte Wirkung nicht mehr erzielen.
  • Johanniskraut und Immunsuppressiva: Immunsuppressiva sind Medikamente, die dein Immunsystem unterdrücken. Angewendet werden sie zum Beispiel, wenn du bei einer Transplantation ein Spenderorgan erhalten hast. Damit dein Immunsystem dein neues Organ nicht abstößt, benötigst du Immunsuppressiva. Auch in der Therapie von Autoimmunerkrankungen, also Erkrankungen, bei denen sich dein Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet, kommen Immunsuppressiva zum Einsatz. Durch die Wirkung des Johanniskrauts in der Leber, also der vermehrten Produktion von abbauenden CYP-Enzymen, kann der Wirkspiegel deines Immunsuppressivums gesenkt werden und womöglich der Schutz-Effekt der Medikamente vor der Abstoßungsreaktion deines Spenderorgans vermindert werden.
  • Johanniskraut erhöht die Konzentrationen von Glückshormonen im Gehirn, indem es die Wiederaufnahme der Botenstoffe in die Nervenzellen verlangsamt. Johanniskraut kann daher die Wirkung von Medikamenten mit ähnlichem Ansatzpunkt verstärken.
  • Johanniskraut und Antidepressiva: Einige Antidepressiva-Klassen, zum Beispiel sogenannte Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), haben einen ähnlichen Wirkmechanismus wie Johanniskraut. Sie bewirken, dass Botenstoffe wie Serotonin langsamer wieder in die Zellen aufgenommen werden und machen so Glückshormone wie Serotonin und Dopamin „präsenter“. Aber Vorsicht: die gleichzeitige Einnahme der SSRI-Medikamente mit Johanniskraut kann zu einer starken Erhöhung der Serotonin-Spiegel im Gehirn und dadurch zur Vergiftung mit dem Botenstoff führen. Diese Vergiftung nennt sich Serotonin-Syndrom und macht sich durch starkes Schwitzen, eine schnelle Herzfrequenz (Tachykardie), Übelkeit, Bauchschmerzen, Zittern (Tremor), Muskelsteifigkeit (Rigor), Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma bemerkbar.

Neben den hier genannten Wechselwirkungen sind noch weitere Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und anderen Medikamenten wie Asthma-Medikamenten mit dem Wirkstoff Theophyllin oder Blutverdünnern möglich. Bitte kläre vor der Einnahme unbedingt mit deinem Arzt oder Apotheker ab, ob sich durch die Einnahme des Johanniskrauts etwas an der Wirkung deiner Medikamente verändern kann und ob eine gemeinsame Einnahme möglich ist.

Achte bitte auch unbedingt darauf, eine Johanniskraut-Überdosierung und damit mögliche Nebenwirkungen der Überdosis zu vermeiden. Große Mengen Johanniskraut können eine erhöhte Lichtempfindlichkeit, einen sogenannten Hypericrismus, bedingen. Bei einer Johanniskraut-Überdosierung kann es möglicherweise passieren, dass ein Sonnenbad oder der Besuch im Solarium deiner Haut schadet und dir Hautverbrennungen zufügt. Nimmst du Johanniskraut-Präparate nach einem empfohlenen Dosierschema ein, ist das Risiko für Hautschädigungen durch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit gering. Dennoch kann es nicht schaden, wenn du während der Einnahme deines Johanniskraut-Präparats auf einen ausreichenden UV-Lichtschutz achtest. Was du beim Sonnenbad ohnehin tun solltest.

Kaffee und Tee senken die Wirksamkeit von Antidepressiva und Eisen-Präparaten

Kaffee und Tee enthalten neben Koffein auch sogenannte Gerbstoffe. Gerbstoffe werden auch Tannine genannt. Besonders in schwarzen und grünen Teesorten und in geringen Maßen auch in Kaffee sind Tannine enthalten, die unter anderem für den leicht bitteren, herben Geschmack verantwortlich sind. Doch Gerbstoffe sind mehr als nur für den Geschmack zuständig. In der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) werden den Gerbstoffen entzündungshemmende, antibakterielle, antivirale, austrocknende und adstringierende, also zusammenziehende Wirkungen nachgesagt. Tannine finden Anwendung bei Magen- und Darmentzündungen, Entzündungen im Mundraum und Rachenraum und sollen die Wundheilung fördern. Tannine wirken außerdem stopfend bei Durchfall, weshalb ein altes Hausmittel durchgezogenen schwarzen Tee bei Durchfallerkrankungen empfiehlt.

Aber Achtung: Gerbstoffe können die Wirkung einiger Medikamente beeinflussen. Im Magen-Darm-Trakt können die Gerbstoffe schwerlösliche Gebilde (Komplexe) mit diversen Arzneimittel-Wirkstoffen bilden und die Wirkung der Medikamente dadurch verändern:

  • Kaffee, Tee und Eisen: Wegen einer Eisen-Mangel bedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie) hat dein Arzt dir Eisen-Tabletten verschrieben? Aber deine Transferrin-Werte, Eisen-Werte und FerritinWerte im Blut normalisieren sich trotzdem nicht? Vielleicht liegt das an deinen Frühstücksgewohnheiten. Trinkst du Kaffee oder Tee in geringem zeitlichen Abstand zur Einnahme deiner Eisen-Tabletten, können die Gerbstoffe in den Getränken verhindern, dass das Eisen im Darm aufgenommen wird. Gemeinsam mit den Eisen-Teilchen können die Gerbstoffe schwerlösliche Verbindungen, sogenannte Komplexe bilden. Das Eisen kann nicht aufgenommen (resorbiert) werden. Auch andere Nahrungsmittel können Einfluss auf die Eisen-Aufnahme haben. Achte daher bei der Einnahme deiner Eisen-Tabletten darauf, die Eisen-Präparate zusammen mit Leitungswasser möglichst eine Stunde vor dem Frühstück oder zwischen den Mahlzeiten einzunehmen. Zu Kaffee oder Tee solltest du einen mindestens zwei-stündigen zeitlichen Abstand einhalten, damit deine Eisenpräparate auch den gewünschten Effekt in deinem Körper erzielen können.
  • Kaffee, Tee und Antidepressiva oder Neuroleptika: Antidepressiva werden eingesetzt, um depressive Verstimmungen zu behandeln. Neuroleptika finden Anwendung in der Behandlung von Psychosen und können Erregungszustände dämpfen. Sowohl Antidepressiva als auch Neuroleptika wirken auf die Botenstoff-Systeme im Gehirn. Ihre Wirkungen sind sehr komplex und treten zum Teil erst nach mehreren Wochen Einnahme-Zeit ein. Diese Arzneimittel-Gruppen erfordern Geduld und eine besonders gewissenhafte Einnahme. Gerbstoffe aus Tee und Kaffee können die Wirksamkeit von Antidepressiva und Neuroleptika senken. Im Magen-Darm-Trakt bilden die Gerbstoffe gemeinsam mit den Antidepressiva und Neuroleptika schwerlösliche Komplexe. Das erschwert die Aufnahme der Medikamente. So können die Wirkungen kurzfristig abgeschwächt und auch die längerfristige Wirksamkeit negativ beeinträchtigt werden. Nimmst du eine dieser Medikamenten-Gruppen ein, achte also auf einen zeitlichen Mindestabstand von zwei Stunden zwischen der Tabletten-Einnahme und deinem Kaffee- oder Tee-Genuss.

Wenn du ein neues Medikament verordnet bekommst und gerne Kaffee oder Tee trinkst, frage bitte deinen Arzt auch nach der Verträglichkeit der neuen Arznei mit Kaffee oder Tee.

Grapefruit behindert Blutdrucksenker

Die Grapefruit heißt auch Pampelmuse und ist die Frucht des Grapefruitbaums (Citrus paradisi). Grapefruitsaft ist reich an Vitamin C und soll unser Immunsystem stärken. Der Zitrusfrucht wird nachgesagt, dass sie die Fettverbrennung anregt und dich fit und gesund macht.

Der Verzehr von Grapefruit und die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten sind allerdings keine gute Kombination. Denn die Inhaltsstoffe der Grapefruit nehmen Einfluss auf bestimmte Abbau-Vorgänge von Medikamenten im Körper und können so Medikamenten-Spiegel im Blut stark erhöhen:

  • Grapefruit und Blutdrucksenker: Blutdrucksenker werden gegen Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) eingesetzt und sollen Folgeschäden der starken Belastung deines Herzens und deiner Gefäße durch den hohen Blutdruck verhindern. Vorsicht ist geboten bei der Einnahme bestimmter Blutdrucksenker zusammen mit Grapefruit oder Grapefruitsaft. Die Wirkung der Blutdrucksenker kann durch Grapefruit verstärkt werden. Betroffen sind hauptsächlich Blutdrucksenker der Wirkstoffgruppe der Kalziumantagonisten vom Nifedipin-Typ. Sie wirken entspannend auf die Muskulatur der Gefäßwände und senken so deinen Blutdruck. Grund für die Medikamenten-Wechselwirkung mit der Zitrusfrucht ist die Eigenschaft der Grapefruit, bestimmte Medikamenten-Abbauwege zu blockieren. Nimmst du Medikamente als Tabletten oder Kapseln ein, wird der Wirkstoff im Darm aufgenommen und gelangt dann in kleinsten venösen Blutgefäßen zur Pfortader (Vena portae). Anschließend zur Leber und erst danach in den arteriellen Blutkreislauf und an seinen Wirkort. Bereits im Darm und in der Leber sind Enzyme mit Abbau-Funktion aktiv. Sie bauen einen Teil des Medikamenten-Wirkstoffs direkt ab (First-Pass-Effekt) und sollen den Körper so vor Vergiftungen schützen. Die Medikamente wiederum sind an diesen Effekt angepasst. Zum Teil enthalten sie von vornherein einen größeren Wirkstoffanteil, da ein gewisser Teil bei dem First-Pass-Effekt verloren geht. Inhaltsstoffe der Grapefruit blockieren genau diese Wirkstoffabbau-Enzyme, unter anderem das Cytochrom P450 3A4-Enzym im Darm. Nimmst du also deine Medikamente zusammen mit Grapefruitsaft ein oder verzehrst dazu, unmittelbar davor oder danach eine Grapefruit, kann dies die Wirkspiegel deiner Medikamente erhöhen. Denn der Abbau-Weg der Medikamente wird durch die Grapefruit gehemmt. Die Wirkstoff-Mengen, die ins Blut gelangen, erhöhen sich dadurch. Nebenwirkungen oder Wirkungen einer Überdosierung können die Folge sein. Um diese Risiken zu umgehen, verzichte bitte während der Behandlung mit Blutdrucksenkern der Wirkstoffgruppe Kalziumantagonisten auf den Verzehr von Grapefruit. Auch die verwandten Zitrusfrüchte Pomelos können ähnlich Effekte haben.
  • Die Wechselwirkungen der Grapefruit mit Medikamenten sind zahlreich. Auch auf die Wirkung von Cholesterinsenkern, sogenannten HMG-CoA-Reduktase-Hemmern, und von Immunsuppressiva (Immunabwehr-schwächenden Medikamente) und vielen weiteren Arzneistoffen hat die Grapefruit Einfluss.
  • Andere Fruchtsäfte können ebenfalls Wechselwirkungen mit deinen Medikamenten eingehen. Trinkst du Apfel- oder Orangensaft während du bestimmte Blutdrucksenker von der Gruppe der Beta-Blocker oder der Renin-Hemmer sowie antiallergische Medikamente, bestimmte Antihistaminika oder H1-Blocker, einnimmst, kann der Fruchtsaft die Aufnahme der Medikamente behindern. Grund dafür ist die Eigenschaft der Säfte, bestimmte Transportsysteme zur Medikamenten-Aufnahme zu hemmen. Die Medikamente müssen zunächst aus dem Inneren des Darms in die Darmzellen und schließlich ins Blut gelangen, damit sie wirken können. Dazu enthält die Darmwand sogenannte Organische-Anionen-Transporter-Peptide (OTAP). Sie dienen sozusagen als „Schleuse“ oder „Shuttle-Bus“ und bringen die Arzneimittel-Teilchen ins Zellinnere der Darmzellen. Fruchtsäfte können diese Transportsysteme hemmen. Daher nimm bitte deine Medikamente nicht zusammen mit Fruchtsäften ein.

Hältst du einen zeitlichen Abstand von 30 bis 60 Minuten zwischen dem Genuss des Fruchtsafts und der Medikamenten-Einnahme ein, brauchst du dir in der Regel keine Sorgen mehr über eine verminderte Medikamenten-Wirkung zu machen. Am besten sprichst du deinen Arzt auf deine Dauermedikamente an und fragst ihn nach möglichen Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln und Getränken.

Lakritz verstärkt Nebenwirkungen von Diuretika

Lakritz wird aus der Wurzel der Echten Süßholz-Pflanze hergestellt. Der beliebten Süßigkeit werden auch heilende Wirkungen nachgesagt. In der Antike wurde Lakritz als Schleimlöser bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Auch bei Magenverstimmungen soll der Extrakt der Süßholz-Wurzel helfen.

Lakritz sollte aber mit Vorsicht genossen werden, denn die im Lakritz enthaltene Glycyrrhizinsäure kann Wechselwirkungen mit Medikamenten eingehen.

Lakritz und Diuretika: Diuretika sind harnfördernde Mittel. Sie fördern die Urin-Produktion in deinen Nieren und unterstützen die Ausscheidung von Urin und Flüssigkeit aus deinem Körper. Hast du Bluthochdruck, leidest an Wasser-Ansammlungen (Ödemen) oder an einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), kann es sein, dass dein Arzt dir Diuretika verschreibt. Diuretika wirken an der Niere. Die Niere ist für die Urin-Produktion zuständig und filtert Giftstoffe und überflüssige Stoffe aus deinem Blut heraus. Aus diesem Filtrat entsteht der Urin. Der Urin wird in der Niere konzentriert und viele Mineralsalze aus dem Filtrat zurückgewonnen. Deinem Körper sollen schließlich keine kostbaren Mineralsalze über den Urin verloren gehen. Diuretika sorgen dafür, dass weniger Mineralsalze aus diesem Filtrat zurück ins Blut gelangen. Die Konzentration der Mineralsalze im Filtrat ist also hoch. Das wiederum führt dazu, dass Wasser aus dem Geweben und den Gefäßen in die Kanäle der Niere strömt, in denen große Mengen der Mineralsalze vorhanden sind. Deinem Körper werden somit überschüssige Flüssigkeit und Salze entzogen. Viele harntreibende Mittel verursachen dadurch einen mehr oder weniger geringen Verlust an Mineralsalzen, zum Beispiel von Kalium. Normalwerte von Kalium und Infos zu erniedrigten und erhöhten K-Werten.

Der Genuss von Lakritz kann den Kalium-Verlust verschlimmern und zu einem Kalium-Mangel führen. Die im Lakritz enthaltene Glycyrrhizinsäure hemmt ein wichtiges Eiweiß, genauer ein Enzym aus dem Cortison-Stoffwechsel. Das körpereigene Hormon Cortison wird in deiner Nebenniere aus der Vorstufe Cortisol hergestellt. Lakritz hemmt die Umwandlung der Vorstufe Cortisol zu Cortison. So sammelt sich im Körper die Vorstufe Cortisol an. Im Gegensatz zu Cortison verfügt die Vorstufe Cortisol über weitere Wirkungen, unter anderem Wirkungen auf die Blutdruck-Regulation und Regulation des Flüssigkeits- und Mineralsalz-Haushalts (Elektrolyt-Haushalt). Das Cortisol imitiert die Wirkung des struktur-ähnlichen, körpereigenen Hormons Aldosteron. Dadurch wird die Ausscheidung von Kalium erhöht, und vermehrt Natrium ins Blut zurückgeführt. In Kombination mit den Kalium-Verlusten, die die Einnahme der harntreibenden Mittel verursachen, kann das zu einem schweren Kalium-Mangel (Hypokaliämie) führen. Außerdem kann der Blutdruck steigen. Achte also bitte darauf, Lakritz nur in Maßen zu genießen. Auch unabhängig von der Medikamenten-Wechselwirkung kann der Verzehr großer Mengen Lakritz zu einer Störung im Kalium-Haushalt führen.

Milch hemmt Antibiotika, Osteoporose-Medikamente und Schilddrüsen-Hormone

Milch enthält viele Nährstoffe wie zum Beispiel Kalzium. Kalzium benötigst du unter anderem für deine Knochen. Ausreichende Mengen Kalzium können der Knochenkrankheit Osteoporose vorbeugen. Normalwerte für Kalzium.

Vom gleichzeitigen Verzehr von Milch und Milchprodukten mit bestimmten Medikamenten raten Experten allerdings ab. Milchprodukte können die Wirksamkeit von Antibiotika aus der Klasse der Fluorchinolone wie solche mit dem Wirkstoff Ciprofloxacin hemmen. Milchprodukte können außerdem die Wirksamkeit von Osteoporose-Medikamenten vom Bisphosphonat-Typ und die Wirksamkeit von Schulddrüsen-Hormontabletten verringern. Die Kalzium-Teilchen aus der Milch gehen im Darm chemische Verbindungen mit den Arzneimitteln ein. Sie bilden Komplexe, die dazu führen, dass die Arzneimittel schlecht ins Blut aufgenommen werden. Aufgrund ihrer Größe können die Kalzium-Medikamenten-Gebilde die Darmwand schlecht passieren. Dadurch schwächt sich ihre Wirkung ab. Folgen können eine unzureichende Therapie einer bakteriellen Infektion, eine verminderte Knochendichte und erhöhte Knochenbruch-Gefahr durch Osteoporose oder eine Schilddrüsen-Unterfunktion sein. Achte also bei der Einnahme von Antibiotika der Fluorchinolon-Gruppe und bei der Einnahme der Bisphosphonat-Osteoporose-Medikamente darauf, eine zeitlichen Mindestabstand von zwei bis drei Stunden zwischen der Milch- beziehungsweise Kalzium-haltigen Mahlzeit und der Tabletten-Einnahme einzuhalten. Die Schilddrüsen-Hormone nimmst du vermutlich täglich 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück ein. Dieser zeitliche Abstand genügt hierbei auch beim Genuss von Milchprodukten.

Kalziumreiche Produkte wie Milchprodukte, aber auch Orangensaft und Blattspinat können sich negativ auf die Wirkung einiger Medikamente auswirken. Daher solltest du Medikamente nicht mit einem Glas Milch zusammen einnehmen. Ob deine Medikamente von der Wechselwirkung mit Kalziumreichen Produkten betroffen sind, frage am besten bei deinem Arzt nach.

Auch kalziumreiches und magnesiumreiches Mineralwasser kann zur Wechselwirkungs-Falle werden. Kalziumreiche Wassersorten enthalten mehr als 150 mg (Milligramm, also Tausendstel-Gramm) und bis zu circa 620 mg Kalzium pro Liter Wasser. Magnesiumreiche Wassersorten enthalten mindestens 50 mg Magnesium pro Liter Wasser. Magnesium kann ebenso wie Kalzium zum Wirkverlust von Osteoporose- oder Schilddrüsen-Medikamenten durch Bildung von schwerlöslichen Komplexen und zur verminderten Medikamenten-Aufnahme führen. Am besten nimmst du deine Medikamente daher mit einem großen Glas Leitungswasser ein. Vier Tipps, damit Tabletten besser rutschen.

Vorsicht ist auch bei Müsli und Medikamenten geboten. Verwendest du Milch zum Einweichen deiner Getreide-Flocken kann der wirkmindernde Einfluss von Kalzium eintreten. Außerdem können die Ballaststoffe im Müsli möglicherweise die Medikamenten-Aufnahme behindern. Denn die Ballaststoffe im Müsli quellen in deinem Magen auf und können damit zum Hindernis für die Medikamenten-Wirkstoffe werden.

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Diagnosekürzel

M54

M54 bedeutet im ICD-10 Diagnoseschlüssel Rückenschmerzen.
Unter M50-M54 werden im ICD-10 Diagnoseschlüssel sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens zusammengefasst. M54 bedeutet Rückenschmerzen.

M54: Rückenschmerzen

Exkl.: Psychogener Rückenschmerz F45.40

Je nachdem, in welcher Region deines Rückens die Rückenschmerzen auftreten, werden sie unterschiedlich bezeichnet. Deine Wirbelsäule lässt sich in unterschiedliche Abschnitte einteilen: Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Steißbein.

M54.0 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion

Exkl.: Pannikulitis: Lupus L93.2
Pannikulitis: rezidivierend (Pfeifer-Weber-Christian-Krankheit) M35.6
Pannikulitis: ohne nähere Angaben M79.3

Eine Pannikulitis ist eine örtlich begrenzte Entzündung des Unterhautfettgewebes.

M54.00 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Mehrere Lokalisationen der Wirbelsäule

M54.01 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Okzipito-Atlanto-Axialbereich

Der Okzipito-Atlanto-Axialbereich bezeichnet den Bereich der Kopfgelenke. Das Atlanto-okzipital-Gelenk wird durch das Hinterhaupt (Occiput) und den ersten Halswirbel, auch Atlas genannt, gebildet. Die Atlanto-axial-Gelenke bilden die Verbindung der ersten beiden Halswirbel, dem Atlas und Axis.

M54.02 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Zervikalbereich

Als Zervikalbereich wird der Bereich der Halswirbelsäule bezeichnet.

M54.03 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Zervikothorakalbereich

Der Zervikothorakalbereich ist der Übergang der Halswirbelsäule (zervikal) zur Brustwirbelsäule (thorakal). Der Begriff Zervikothorakalbereich kann auch zur Beschreibung eines Symptoms genutzt werden, das in beiden Bereichen also zerival und thorakal auftritt.

M54.04 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Thorakalbereich

Unter Thorakalbereich wird der Bereich der Brustwirbelsäule verstanden.

M54.05 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Thorakolumbalbereich

Der Übergangsbereich zwischen der Brustwirbelsäule und der Lendenwirbelsäule wird Thorakolumbalbereich genannt. Betrifft eine Erkrankung beide Regionen, kann die Lokalisation mit thorakolumbal beschrieben werden.

M54.06 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Lumbalbereich

Der Begriff Lumbalbereich ist eine andere Bezeichnung für den Bereich der Wirbelsäule, der durch die Lendenwirbel gebildet wird.

M54.07 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Lumbosakralbereich

Als Verlängerung der Lendenwirbelsäule beinwärts schließt sich an die Lendenwirbel das Kreuzbein (Os sacrum oder Sakrum), an, das aus ehemals verschmolzenen Wirbelkörpern besteht. Der Lumbosakralbereich ist der Bereich der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeins.

M54.08 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Sakral- und Sakrokokzygealbereich

Der Sakralbereich beschreibt den Abschnitt der Wirbelsäule, der durch das Kreuzbein (Os sacrum, Sakrum) gebildet wird. Den untersten Abschnitt der Wirbelsäule bildet das Steißbein (Os coccygis). Der Sakrokokzygealbereich ist also der Abschnitt der Wirbelsäule, der das Kreuz- und Steißbein einschließt.

M54.09 Pannikulitis in der Nacken- und Rückenregion: Nicht näher bezeichnete Lokalisation

M54.1 Radikulopathie

Der Begriff Radikulopathie beschreibt eine Reizung oder Schädigung einer Nervenwurzel, die zu typischen Beschwerden und der für die Nervenwurzel typischen Lokalisation und Ausstrahlung der Beschwerden führt. Nervenwurzeln sind die Austrittsstellen der Nerven aus dem Rückenmark. Sie befinden sich nahe der Bandscheiben. Charakteristische Symptome sind Missempfindungen (Parästhesien), elektrisierende Schmerzen, Ausstrahlung der Schmerzen, Taubheitsgefühl. Auch Beeinträchtigungen der Bewegung beziehungsweise Motorik im Sinne von Lähmungen sind möglich.

Inkl.: Neuritis oder Radikulitis:  brachial o. n. A.
Neuritis ist der medizinische Fachausdruck für Nervenentzündung. Die Beschwerden einer Nervenentzündung ähneln sehr denen einer Nervenwurzelentzündung. Daher bilden die Begriffe Neuritis und Radikulitis einen fließenden Übergang. Brachial bedeutet den Arm betreffend.
Neuritis oder Radikulitis:  lumbal o. n. A.
Lumbal bedeutet die Lendenwirbelsäule betreffend.
Neuritis oder Radikulitis:  lumbosakral o. n. A.
Der Lumbosakralbereich ist der Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein (Os sacrum).
Neuritis oder Radikulitis:  thorakal o. n. A.
Thorakal beschreibt Beschwerden, die den Brustkorb (Thorax) betreffen.
Radikulitis o. n. A.

Exkl.: Neuralgie und Neuritis o. n. A. M79.2
Radikulopathie bei lumbalem und sonstigem Bandscheibenschaden M51.1
Radikulopathie bei Spondylose M47.2
Radikulopathie bei zervikalem Bandscheibenschaden M50.1

M54.10 Radikulopathie: Mehrere Lokalisationen der Wirbelsäule

M54.11 Radikulopathie: Okzipito-Atlanto-Axialbereich

Eine Erklärung zum Okzipito-Atlanto-Axialbereich findest du unter M54.01

M54.12 Radikulopathie: Zervikalbereich

Was ist der Zervikalbereich?

M54.13 Radikulopathie: Zervikothorakalbereich

Wo befindet sich der Zervikothorakalbereich?

M54.14 Radikulopathie: Thorakalbereich

Eine Erklärung zum Thorakalbereich findest du unter M54.04

M54.15 Radikulopathie: Thorakolumbalbereich

Wo liegt der Thorakolumbalbereich?

M54.16 Radikulopathie: Lumbalbereich

Eine Erklärung zum Lumbalbereich findest du unter M54.06

M54.17 Radikulopathie: Lumbosakralbereich

Was ist der Lumbosakralbereich?

M54.18 Radikulopathie: Sakral- und Sakrokokzygealbereich

Eine Erklärung zum Sakrokokzygealbereich findest du unter M54.08

M54.19 Radikulopathie: Nicht näher bezeichnete Lokalisation

M54.2 Zervikalneuralgie

Exkl.: Zervikalneuralgie durch zervikalen Bandscheibenschaden M50

Neuralgie bedeutet Nervenschmerz. Neuralgien sind Schmerzen, die auf Schädigungen oder Reizungen von Nerven zurückzuführen sind und sich im Versorgungsgebiet eines Nerven ausbreiten. Im Gegensatz zu Radikulopathien treten bei Neuralgien neben den Nervenschmerzen keine Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen oder Störungen der Motorik auf.

Zervikal bedeutet den Bereich der Halswirbelsäule betreffend. Eine Zervikalneuralgie ist also ein Nervenschmerz im Bereich des Halses und des Nackens.

M54.3 Ischialgie

Exkl.: Ischialgie durch Bandscheibenschaden M51.1
Ischialgie mit Lumbago M54.4
Läsion des N. ischiadicus G57.0

Unter Ischialgie werden Beschwerden verstanden, die infolge einer Entzündung, mechanischen Reizung oder Schädigung des Ischias-Nervs (Nervus ischiadicus) auftreten können.

M54.4 Lumboischialgie

Der Begriff Lumboischialgie beschreibt Schmerzen und Beschwerden einer Nervenreizung im Bereich der Lendenwirbelsäule und im Versorgungsgebiet des Ischiasnervs (Nervus ischiadicus). Stark vereinfacht könnte man die Lumboischialgie auch als Rückenbeinschmerz bezeichnen. Typischerweise treten ziehende Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, die in das betroffene Bein ausstrahlen – genauer in den hinteren Oberschenkel bis möglicherweise in die Ferse.

Exkl.: Lumboischialgie durch Bandscheibenschaden M51.1

M54.5 Kreuzschmerz

Der Begriff Kreuzschmerz bezeichnet einen Rückenschmerz, der unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalten, also dem Übergang des Gesäßes zum Oberschenkel, liegt.

Zum Oberbegriff Kreuzschmerz zählt auch die Lumbago, ein heftiger einschießender Rückenschmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Lumbago wird auch Lumbalgie oder Hexenschuss genannt.

Inkl.: Lendenschmerz
Lumbago o. n. A.
Überlastung in der Kreuzbeingegend

Exkl.: Flankenschmerz-Hämaturie-Syndrom N39.81
Lumbago durch Bandscheibenverlagerung M51.2
Lumboischialgie M54.4

M54.6 Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule

Exkl.: Schmerzen durch Bandscheibenschaden M51

M54.8 Sonstige Rückenschmerzen

M54.80 Sonstige Rückenschmerzen: Mehrere Lokalisationen der Wirbelsäule

M54.81 Sonstige Rückenschmerzen: Okzipito-Atlanto-Axialbereich

Was ist der Okzipito-Atlanto-Axialbereich?

M54.82 Sonstige Rückenschmerzen: Zervikalbereich

Wo in der Wirbelsäule befindet sich der Zervikalbereich?

M54.83 Sonstige Rückenschmerzen: Zervikothorakalbereich

Zervikothorakalbereich: Zur Begriffserklärung siehe M54.03

M54.84 Sonstige Rückenschmerzen: Thorakalbereich

Thorakalbereich: Was ist das?

M54.85 Sonstige Rückenschmerzen: Thorakolumbalbereich

Wo der Thorakolumbalbereich liegt, siehe M54.05

M54.86 Sonstige Rückenschmerzen: Lumbalbereich

Was bedeutet Lumbalbereich?

M54.87 Sonstige Rückenschmerzen: Lumbosakralbereich

Eine Begriffserklärung zum Lumbosakralbereich findest du unter M54.07

M54.88 Sonstige Rückenschmerzen: Sakral- und Sakrokokzygealbereich

Wo im Rücken liegt der Sakrokokzygealbereich?

M54.89 Sonstige Rückenschmerzen: Nicht näher bezeichnete Lokalisation

M54.9 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet

Inkl.: Rückenschmerzen o. n. A.

M54.90 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Mehrere Lokalisationen der Wirbelsäule

M54.91 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Okzipito-Atlanto-Axialbereich

Unter M54.01 kannst du nachlesen, was als Okzipito-Atlanto-Axialbereich bezeichnet wird.

M54.92 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Zervikalbereich

Wo sind Rückenschmerzen am Zervikalbereich angesiedelt?

M54.93 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Zervikothorakalbereich

Was ist der Zervikothorakalbereich?

M54.94 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Thorakalbereich

Wo der Thorakalbereich liegt, kannst du unter dem ICD-10 Kürzel M54.04 nachlesen.

M54.95 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Thorakolumbalbereich

Wo am Rücken befindet sich der Thorakolumbalbereich?

M54.96 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Lumbalbereich

Lumbalbereich: Was ist das?

M54.97 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Lumbosakralbereich

Wo der Lumbosakralbereich liegt kannst du unter M54.07 nachlesen.

M54.98 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Sakral- und Sakrokokzygealbereich

Zur Begriffserklärung vom Sakralbereich und Sakrokokzygealbereich siehe ICD-10 M54.08

M54.99 Rückenschmerzen, nicht näher bezeichnet: Nicht näher bezeichnete Lokalisation