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FA Neuropathologie

Der Facharzt für Neuropathologie untersucht Zell- und Gewebeproben des Nerven- und Muskelgewebes mithilfe des Mikroskops.
Der Facharzt für Neuropathologie ist auf die Erkennung und Diagnostik von Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur spezialisiert. Gewebeproben untersucht der Neuropathologe zum Beispiel mit dem Mikroskop.

Was ist ein Facharzt für Neuropathologie?

Der Facharzt für Neuropathologie wird auch Neuropathologe genannt. Neurologie ist die „Lehre von den Nerven“.  Wann zum Facharzt für Neurologie? Die Pathologie wird auch als die „Lehre von den Krankheiten“ bezeichnet und ist ein Fachbereich der Medizin, der sich mit der Erkennung, Ursachenforschung und der Entstehung (Pathogenese) von Erkrankungen befasst. Was macht ein Pathologe?

Die Neuropathologie ist ein eigenständiges Teilgebiet der Pathologie und ist auf die Erkennung und Diagnostik von Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur spezialisiert.

Zum Arbeitsgebiet der Neuropathologen zählen sowohl Erkrankungen des peripheren als auch des zentralen Nervensystems sowie der Skelett-Muskulatur. Unter dem zentralen Nervensystem werden das Gehirn, die Hirnnerven und das Rückenmark zusammengefasst. Unter dem peripheren Nervensystem werden alle Nervenbahnen und Nervenzellen außerhalb des Gehirns und Rückenmarks verstanden.

Der FA für Neuropathologie ist kein klinisch-praktischer Arzt in direktem Patientenkontakt, aber er arbeitet mit vielen Fachbereichen zusammen. Stellen sich Ärzte anderer Fachdisziplinen beispielsweise die Frage, was hinter einer Gewebe-Veränderung steckt, untersucht der Neuropathologe die Probe und kann den behandelnden Ärzten im Anschluss Näheres über mögliche krankhafte Befunde der Gewebe-Probe mitteilen. Neben der mikroskopischen (histologischen) Untersuchung des Probenmaterials, fertigt und färbt der Neuropathologe auch verschiedene Arten von Mikroskopier-Präparaten an.

Mithilfe verschiedener Untersuchungstechniken kann der Neuropathologe eine Gewebeart und Gewebe-Veränderung bis ins kleinste Detail und sogar bis auf ihre Erbsubstanz, ihre DNA (Desribonukleinsäure), untersuchen. Diese Verfahren kann der Neuropathologe zum Beispiel einsetzen, um den Ursprung und die Art einer Gewebewucherung des Gehirns zu identifizieren. Mithilfe dieser Informationen, die der Facharzt für Neuropathologie an den behandelnden Arzt weitergibt, kann eine optimal abgestimmte Therapieauswahl getroffen werden und so zum Beispiel der Erfolg einer Krebs-Behandlung gesteigert werden. Der FA für Neuropathologie spielt also eine entscheidende Rolle in der Diagnostik einer Nerven- oder Muskel-Erkrankung und kann mithilfe seiner Untersuchungen zu einer guten Therapieplanung und auch zur Prognose einer Erkrankung beitragen.

Eine Vielzahl der Neuropathologen widmet sich außerdem der Erforschung von Hirn- und Nerven-Erkrankungen, wie beispielsweise der Erforschung der Entstehungsmechanismen von neurodegenerativen Erkrankungen, zu denen auch die Alzheimer-Erkrankung zählt, oder chronisch-entzündlicher Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose.

Eine Autopsie des Gehirns verstorbener Personen gehört ebenfalls zum Aufgabengebiet des Neuropathologen und kann zur Todesursachenklärung oder Erforschung von Erkrankungen beitragen.

Weitere Tätigkeiten des Facharztes für Neuropathologie umfassen:

  • Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Gehirn, die beispielsweise im Rahmen einer neurochirurgischen Operation zur Abklärung einer Gewebeveränderung, des Ursprungs eines Tumors oder zur Bestimmung der genauen Tumorart und –Eigenschaften entnommen wurde.
  • Schnellschnittdiagnostik eines Hirntumors, bei der noch während einer laufenden Operation Gewebeproben zum Neuropathologen übersandt werden, um das weitere operative Vorgehen zu planen.
  • Untersuchung von Proben aus dem Hirn- und Rückenmarkwassers (Liquor) zur Abklärung einer Entzündung, zur Erreger-Diagnostik oder zur Untersuchung auf Tumorzellen.
  • Untersuchung von Biopsien aus dem Skelettmuskel zur Klärung einer bislang unklaren Muskelerkrankung.
  • Untersuchung von Nerven-, Muskeln- oder Gehirn-Biopsie zur Erforschung von Nerven- und Hirnerkrankungen.

Ausbildung zum Facharzt für Neuropathologie

Die Weiterbildung zum Facharzt für Neuropathologie kann absolviert werden im Anschluss an ein abgeschlossenes Medizinstudium mit Approbation (Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes). Die Weiterbildungszeit beträgt sechs Jahre. 24 Monate verbringt der angehende Neuropathologe mit der Basisweiterbildung im Bereich der Pathologie, weitere 48 Monate im Bereich der Neuropathologie.

Hat der Assistenzarzt zuvor in der Neurochirurgie, Neurologie, Neuropädiatrie, Neuroradiologie oder Psychiatrie/Psychotherapie gearbeitet, kann er bis zu zwölf Monate dieser Tätigkeit auf seine Ausbildung anrechnen lassen.

Wo arbeitet ein Neuropathologe?

Ein Neuropathologe kann in Krankenhäusern oder Hochschulkliniken angestellt sein. Dort ist er nicht im direkten Patientenkontakt tätig, sondern arbeitet im Institut beziehungsweise Fachbereich für Neuropathologie in Laborräumen und Arbeitsbereichen wie dem Obduktionssaal.

Viele Neuropathologen gehen einer Forschungs- oder Lehrtätigkeit zum Beispiel an Universitäten, neurowissenschaftlichen Instituten oder medizinischen Fakultäten nach. Auch die Arbeit an pathologischen Instituten stellt eine Berufsmöglichkeit für Neuropathologen dar.

Wann gehst du zum Facharzt für Neuropathologie?

Der Facharzt für Neuropathologie ist kein klassisch, praktizierender Arzt, der im direkten Patientenkontakt steht. Ein Neuropathologe untersucht keinen Patienten an sich, sondern befasst sich mit Zell- oder Gewebeproben des Nerven- und Muskelsystems von lebenden oder toten Patienten.

Der Facharzt für Neuropathologie bearbeitet zum Beispiel folgende Fragestellungen:

  • Verbirgt sich hinter einer Hirn-Veränderung Krebs? Untersuchung einer Gewebeprobe (Biopsie) bei einer vorgefundenen unklaren Gewebe-Veränderung, z.B. bei Verdacht auf einen Hirntumor.
  • Um welche Krebsart handelt es sich? Detail-Untersuchungen eines Krebs-Geschwüres auf die Krebsart, den Ursprung, das Tumorstadium, die Größe des Tumors und auf mögliche molekulare, biochemische Besonderheiten der Zellen zum Zweck der Therapie-Auswahl und Therapie-Planung.
  • Untersuchung des Probenmaterials bei einer unklaren Erkrankung und ungeklärter Diagnose, zum Beispiel einer Nerven- oder Skelettmuskelerkrankung.
  • Welches Bakterium ist Ursache der Gehirn-Entzündung (Enzephalitis)? Untersuchung des Nervenwasser-Punktats (Liquor-Punktion) auf den Erreger und die Eigenschaften des Krankheitserregers zur Auswahl der möglichst besten Antibiotika-Therapie.
  • Erforschung einer Hirnerkrankung zur Klärung von Krankheitsursachen und zur Weiterentwicklung von Therapiemöglichkeiten. 

Untersuchungen beim Facharzt für Neuropathologie

Bei der Untersuchung von Gewebeproben wendet der Facharzt für Neuropathologie unterschiedliche Methoden an:

  • Histopathologische Untersuchung / Mikroskopie: Die Histologie ist die Gewebelehre und Lehre von Gewebe- und Zellverbänden. Der Untersuchung einer krankhaften Veränderung eines Gewebe- oder Zellverbandes geht meist die Anfertigung eines Mikroskopier-Präparates voraus. Dazu fixiert der Neuropathologe einen dünnen Ausschnitt des Gewebes auf einem Objektträger (kleines, flaches Glas), der in das Mikroskop eingespannt werden kann. Mit verschiedenen Färbemethoden können das Gewebe und seine Besonderheiten noch besser dargestellt werden. Umfangreiche Kenntnisse über die Strukturen und Gewebebesonderheiten der jeweiligen Probe helfen dem Neuropathologen dabei, Veränderungen zu finden und einzuordnen.
  • Zytodiagnostik: Mikroskopische Untersuchungen von einzelnen Zellen und Zellveränderungen werden als Zytodiagnostik zusammengefasst. Untersuchungen von Zellen aus Punktionen des Nervenwassers (Liquor-Punktionen) sind Teil der Zytodiagnostik.
  • Elektronenmikroskopie: Das Elektronenmikroskop hat ein vielfach höheres Auflösungsvermögen als ein herkömmliches Lichtmikroskop. Kleinste Viren, Eiweißstrukturen, Bakterien oder Oberflächenbeschaffenheiten können damit sichtbar gemacht werden.
  • Histochemie und Immunhistochemie: Spezielle biochemische Prozesse und Bestandteile von Zellen und Geweben kann der Facharzt für Neuropathologie mithilfe bestimmter Methoden der Histochemie und Immunhistochemie in seinen Präparaten hervorheben. Mithilfe immunologischer Färbemethoden kann er zum Beispiel bestimmte Tumor-Eigenschaften unter dem Mikroskop farblich sichtbar werden lassen.
  • Licht- und Fluoreszenzmikroskopie: Fluoreszierende Farbstoffe (Farbstoffe, die Licht bestimmter Wellenlänge aufnehmen und mit veränderter, längerer Wellenlänge wieder abgeben) können bei der Betrachtung unter einem speziellen Mikroskop Klarheit über verschiedene Einzelheiten der Probe bringen. Bei der Fluoreszenzmikroskopie wird, vereinfacht ausgedrückt, das vergrößerte Bild der untersuchten Probe durch abgestrahltes Licht erzeugt. Dabei leuchtet nicht das ganze mikroskopische Präparat gleichmäßig, sondern nur einige Strukturen.
  • Molekularpathologische Untersuchungen: In bestimmten Fragestellungen ist es für die Diagnostik und Therapie der Erkrankung besonders wichtig, Veränderungen des Erbguts (DNA, Desoxyribonukleinsäure) der Zellen zu erkennen. Untersuchungen des Erbguts von Zellen und Geweben finden zum Beispiel in Hirntumor-Diagnostik Anwendung.
  • Schnellschnittdiagnostik: Bei der Schnellschnittdiagnostik untersucht der Facharzt für Neuropathologie Gewebeproben, die Operateure noch während einer laufenden Operation entnehmen. Während die Neurochirurgen noch im OP-Saal stehen, untersucht der Neuropathologe bereits die Probe und gibt Rückmeldung, was seine Untersuchung ergeben hat. So können die Operateure noch während der Operation entscheiden, wie das weitere (operative) Vorgehen aussieht.