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Laborwerte

Zn: Zink

Zn ist bei Laborwerten die Abkürzung für Zink
Zn ist die Abkürzung für Zink. Zink gehört zu den Spurenelementen, die dein Körper nicht selbst herstellen kann.

Was bedeutet Zn?

Zn steht im Laborbericht für den Mineralstoff Zink. Zink ist ein Spurenelement, was dein Körper nicht selbst herstellen kann. Es muss daher über die Nahrung aufgenommen werden und gelangt über deinen Darm in den Körper.

Zink ist wichtig für dein Immunsystem. Es unterstützt bei der Abwehr von Bakterien und Viren und bei der Wundheilung.

Wann wird der Zn-Wert bestimmt?

Der Zn-Wert kann unter anderem bei Konzentrationsschwierigkeiten, hormonellen Störungen und bei Problemen mit der Wundheilung bestimmt werden. Außerdem bei Problemen mit der Haut wie beispielsweise einer Hautentzündung (Dermatitis). Ebenso kann der Zn-Wert gemessen werden, wenn die Ursachen von Haarausfall und Erkrankungen der Nägel wie zum Beispiel eine Nagelbettentzündung (Paronychie) abgeklärt werden sollen. Außerdem kann dein Zn-Wert bestimmt werden, wenn dein Immunsystem ohne sonstige erklärbare Ursache geschwächt ist.

Normalwerte für Zn

Zink-Normalwerte werden in mg/l (Milligramm pro Liter) oder in µg/dl (Mikrogramm pro Deziliter) angegeben und liegen für Erwachsene bei:

Vollblut: 4,0 mg/l – 7,5 mg/l bzw. 70 µg/dl – 150 µg/dl
Plasma/Serum: 0,6 mg/l – 1,2 mg/l bzw. 60 µg/dl – 90 µg/dl

Zink kann auch im Urin gemessen werden. Dafür musst du deinen Urin über 24 Stunden (Einheit: 24 h) sammeln. In diesem Sammelurin gelten Werte zwischen 140 und 720 µg/24 h als normal.

Kleinere Abweichungen von den genannten Werten hängen mit den von Labor zu Labor unterschiedlichen Messgeräten zusammen. Am besten besprichst du deine Laborwerte mit deinem Arzt.

Was bedeutet es, wenn dein Zn-Wert zu hoch ist?

Ein zu hoher Spiegel an Zink liegt meist dann vor, wenn du zu viel Zink zu dir nimmst. Das kann beispielsweise durch zinkhaltige Ernährung oder Zink-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel passieren. Eine weitere Ursache für erhöhte Zink-Werte kann eine Kortison-Therapie sein. Kortison-Therapien werden häufig bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Hautpilz, Schuppenflechte oder Neurodermitis eingesetzt. Und das Kortison kann dann Zink aus seinen Speicherorten (Haut, Muskulatur, Knochengewebe) freisetzen.

Symptome, die auf einen zu hohen Zink-Wert hindeuten können sind folgende:

Was bedeutet es, wenn dein Zn-Wert zu niedrig ist?

Eine zinkarme Ernährung ist eine der häufigsten Ursachen für einen Zinkmangel. Aber auch eine Störung in der Zinkverwertung oder eine erhöhe Zinkausscheidung bei Diabetes oder erhöhtem Alkoholkonsum können die Ursachen eines Zinkmangels sein. Stress, starkes Schwitzen oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie beispielsweise Abführmittel und Lipidsenker können die Zn-Werte erniedrigen. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) kommen als Ursachen des Zinkmangels ebenfalls infrage. Denn infolge dieser Erkrankungen kann das Spurenelement womöglich nur noch eingeschränkt über den Darm aufgenommen werden.

Bei Zinkmangel baut dein Körper seine Zinkspeicher ab und du bemerkst zunächst noch nichts von der Mangelsituation. Sind jedoch alle Zink-Speicher leer und wird durch die Nahrung auch nicht genug Zink zugeführt, können folgende Symptome des Zinkmangels auftreten:

  • Entzündliche Hautausschläge
  • Haarausfall, vor allem im Stirnbereich
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Wundheilungsstörungen
  • Depressive Verstimmungen
  • Schlechtes Nachtsehen

Tritt Zinkmangel auf, herrscht oft auch ein Mangel an anderen Mineralstoffen wie beispielsweise Eisen. Normalwerte für Eisen.

Was kannst du bei abweichenden Zn-Werten tun?

Da du Zink nur über die Nahrung aufnehmen kannst, spielt eine ausgewogene Ernährung eine wichtige Rolle. Erwachsene sollten daher täglich etwa sieben bis zehn Milligramm Zink und Kinder ein bis neun Milligramm Zink zu sich nehmen. In 100 g Gouda sind beispielsweise 4,2 mg Zink enthalten.

Sollte deine Zinkaufnahme über die Nahrung nicht ausreichen, kannst du nach Rücksprache mit deinem Arzt zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.

Zinkhaltige Lebensmittel sind unter anderem:

  • Fleischprodukte wie Innereien, rotes Fleisch und Geflügel
  • Pflanzliche Produkte wie Hülsenfrüchte, Getreide, Haferflocken
  • Meeresfrüchte und Fisch
  • Milchprodukte wie Milch, Käse und Joghurt
  • Eier
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Laborwerte

FSH: Follikel-stimulierendes Hormon

FSH ist die Abkürzung für Follikel-stimulierendes Hormon.
Der Blutwert und Urinwert des Follikel-stimulierenden Hormons, kurz FSH, kann zum Beispiel bestimmt werden bei Ausbleiben der Monatsblutung, Unterfunktion der Keimdrüsen oder zur Abklärung von Unfruchtbarkeit.

Was bedeutet FSH?

FSH bedeutet Follikel-stimulierendes Hormon. FSH wird von deiner Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), genauer gesagt vom Hypophysen-Vorderlappen (Adenohypophyse) produziert. FSH zählt gemeinsam mit dem ebenfalls von der Hypophyse gebildeten LH (Luteinisierendes Hormon) zu den Gonadotropinen. Das sind Hormone, welche die Eierstöcke (Ovarien) bei der Frau und die Hoden (Testes) beim Mann anregen.

Regelkreis der Gonadotropine

Die Ausschüttung der Keimdrüsenanregenden Hormone LH und FSH unterliegt einem komplexen Regelkreis. Dem Regelkreis übergeordnet ist ein Teil deines Gehirns, der Hypothalamus. Der Hypothalamus produziert das sogenannte GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon, Gonadotropin-freisetzendes Hormon). GnRH wirkt auf deine Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Sie bekommt das Signal, LH und FSH in deine Blutbahn abzugeben.

Die Hormone LH und FSH wiederum wirken auf die Eierstöcke (Ovarien) beziehungsweise Hoden (Testes):

  • Bei der Frau sorgen sie dafür, dass reife Eizellen entstehen und ausreichend Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) produziert werden.
  • Beim Mann wirken LH und FSH auf die Spermien-Vorläuferzellen und bewirken eine Reifung und Produktion der Spermien sowie des männlichen Geschlechtshormons Testosteron.

Sind ausreichend hohe Konzentrationen der weiblichen bzw. männlichen Geschlechtshormone im Blut vorhanden, wird die Ausschüttung der Hormone LH und FSH aus deiner Hypophyse beziehungsweise GnRH aus deinem Hypothalamus gehemmt. Dieser Mechanismus nennt sich negative Rückkopplung. Zum Beispiel hemmen ausreichend hohe Östrogen-Spiegel bei der Frau die weitere Ausschüttung von GnRH aus dem Hypothalamus sowie die Ausschüttung von LH und FSH aus der Hypophyse. Beim Mann unterliegt das Hormonsystem ähnlichen Regulationsmechanismen. So wird sichergestellt, dass dein Hormonhaushalt im Gleichgewicht bleibt.

FSH ist auch für die Pubertätsentwicklung zuständig. Der Zeitpunkt des Pubertätsbeginns ist genetisch bestimmt. Den „Start“ der Pubertät übernimmt die zunehmende Freisetzung der Keimdrüsenanregenden Gonadotropine. LH und FSH bewirken eine vermehrte Produktion von Geschlechtshormonen in den Geschlechtsorganen. Dadurch kommt es beim Mädchen durch die weiblichen Hormone zur Ausbildung der weiblichen Körper- und Geschlechtsmerkmale mit Brustwachstum, Achsel- und Schambehaarung und der ersten Monatsblutung (Menarche). Beim Jungen leiten höhere Testosteronspiegel die geschlechtsspezifische Behaarung, das Bartwachstum und das Tieferwerden der Stimme ein.

So wirkt FSH bei der Frau

Der Name „Follikelstimulierendes Hormon“ beschreibt eine der Hormon-Wirkungen bei der Frau: Als Follikel werden in der Medizin unter anderem heranreifende Eizellen in den Eierstöcken (Ovarien) bezeichnet. FSH bewirkt, dass heranreifende Follikel in den Eierstöcken in der ersten Hälfte des Menstruationszyklus wachsen und sich entwickeln. Reifende Eizellen produzieren das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Während der ersten Zyklushälfte bewirkt das produzierte Östrogen einen Umbau der Gebärmutterschleimhaut. Die Gebärmutter bereitet sich auf den Eisprung in der Zyklusmitte und eine mögliche Schwangerschaft vor. Die Schleimhaut bildet Drüsen und wächst, sodass sich eine reife, befruchtete Eizelle einnisten kann.

Besonders am Zeitpunkt des Eisprungs werden große Mengen an LH, FSH und Östrogenen produziert.

So wirkt FSH beim Mann

Beim Mann trägt FSH zur Spermatogenese, also der Entstehung reifer Samenzellen (Spermien) bei. FSH stimuliert die Sertoli-Zellen. Das sind Stützzellen der Hoden, die sich neben den Keimzellen (Spermien) in den Samenkanälchen (Tubuli seminiferi) des Hodens befinden. Die Sertoli-Zellen ernähren die Keimzellen und sorgen für das richtige Hormon-Milieu zur Reifung der Spermien.

Durch FSH angeregt, produzieren die Sertoli-Zellen das sogenannte Androgen-bindende Protein (ABP). Dieses Eiweiß kann männliche Geschlechtshormone (Androgene) binden. Der wichtigste Vertreter der Androgene ist das Testosteron. Mithilfe des Androgen-bindenden Eiweißes reichert sich Testosteron im Umfeld der Keimzellen an. Die Keimzellen reifen heran und werden im Nebenhoden (Epididymis) zu fertigen, befruchtungsfähigen Samenzellen. Die Spermien werden dann im Nebenhodengang (Ductus deferens) bis zum Samenerguss (Ejakulation) gelagert. FSH regt auch die Bildung von Inhibin durch die Sertoli-Zellen an. Der Inhibin-Spiegel zeigt der Hirnanhangsdrüse, dass ausreichend FSH an den Keimdrüsen „ankommt“. Inhibin hemmt so die Ausschüttung von FSH.

Testosteron wird von den sich ebenfalls im Hoden befindenden Leydig-Zellen produziert. Angeregt wird die Testosteron-Produktion allerdings nicht durch FSH, sondern durch das andere Gonadotropin LH, was ebenfalls aus der Hypophyse stammt.

Wann wird der FSH-Wert bestimmt?

Die Bestimmung deines FSH-Werts lässt Rückschlüsse auf deinen Hormonstatus sowie die Funktionsfähigkeit der Hormonachse sowie deiner Keimdrüsen (Gonaden) zu. Typische Gründe FSH zu bestimmen, können sein:

  • Störungen des Menstruationszyklus der Frau, beispielsweise bei Amenorrhö. Das ist das Ausbleiben der Regelblutung.
  • Sterilitäts-Diagnostik (Unfruchtbarkeits-Diagnostik), zum Beispiel bei unerfülltem Kinderwunsch.
  • Fragestellungen der Pubertätsentwicklung, zum Beispiel bei verzögertem oder verfrühtem Pubertätsbeginn.

Normalwerte für FSH

Der FSH-Wert kann entweder in deinem Blut-Serum oder bei Frauen auch im Urin bestimmt werden. Die Urin-Untersuchung wird aus einem 24-Stunden-Sammelurin durchgeführt.

Dein FSH-Wert im Blut-Serum wird in der Regel aus einer morgendlichen Blutentnahme (nüchtern, dh. ohne vorherige Nahrungsaufnahme) bestimmt. Wird der FSH-Wert bei Frauen bestimmt, ist es wichtig zu wissen, in welcher Zyklushälfte sich die Frau gerade befindet. Bei einer FSH-Messung zur Pubertätsdiagnostik bei Kindern kann zusätzlich eine Beurteilung des Pubertätstands hilfreich sein. Hier wird geklärt, ob die Pubertät bereits sichtbar eingesetzt hat und wie weit die Pubertät fortgeschritten ist.

Die Normalwerte für FSH sind vom Alter und Geschlecht abhängig. Bei Frauen sind sie außerdem stark vom Zeitpunkt des Menstruationszyklus abhängig.

FSH-Normalwerte im Blut-Serum

Gemessen wird der FSH-Wert im Blut-Serum in IU/ml. Das sind Internationale Mess-Einheiten (International Units) pro Milliliter, also pro tausendstel Liter.

FSH-Normalwerte im Blut-Serum bei Frauen:

  • Erste Zyklushälfte (Follikel-Phase): 2-10 IU/ml
  • Zyklusmitte, nahe Eisprung (mittzyklische, periovulatorische Phase):
    8-20 IU/ml
  • Zweite Zyklushälfte (Luteale Phase): 2-8 IU/ml
  • Frauen in der Menopause (nach der allerletzten Monatsblutung):
    20 – 100 IU/ml

FSH-Normalwerte im Blut-Serum bei Männern: 2-10 IU/ml

FSH-Normalwerte im Blut-Serum bei Kindern:

  • 5. Lebenstag: 0,2 – 4,6 IU/ml
  • 2. Lebensmonat bis 3. Lebensjahr: 1,4 – 9,2 IU/ml
  • 4. bis 6. Lebensjahr: 0,4 – 6,6 IU/ml
  • 7. bis 9. Lebensjahr: 0,4 – 5,0 IU/ml
  • 10. bis 11. Lebensjahr: 0,4 – 6,6 IU/ml
  • 12. bis 18. Lebensjahr: 1,4 – 9,2 IU/ml

FSH-Normalwerte im Urin bei Frauen

  • Erste Zyklushälfte (Follikel-Phase): 11 – 20 IU/ml
  • Frauen in der Menopause (nach der allerletzten Monatsblutung):
    10 – 87 IU/ml

Weichen deine FSH-Werte von den hier genannten Normalwerten ab, mach‘ dir bitte keine Sorgen. In verschiedenen Laboren werden unterschiedliche Labor- und Messmethoden angewendet. Daher können die Normalwerte variieren. Dein Arzt erklärt dir deine Laborwerte gerne.

Was bedeutet es, wenn dein FSH-Wert zu hoch ist?

Hohe FSH-Werte zeigen an, dass deine Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) hochaktiv ist. Dafür kann es die nachfolgenden Gründe und Fallkonstellationen geben.

Hoher FSH-Wert und geringe Konzentrationen der Sexualhormone im Blut

Bei hohen FSH-Werten und niedrigen Östrogen-Werten bzw. Testosteron-Werten im Blut kann folgender Fall vorliegen: Deine Hirnanhangsdrüse schüttet große Mengen an FSH aus. Doch trotz hoher FSH-Konzentration im Blut sprechen deine Keimdrüsen nicht auf die Stimulation an. Deine Hirnanhangsdrüse wird dadurch umso aktiver. Sie versucht weiter durch ihre Stimulation die niedrigen Sexualhormon-Spiegel auszugleichen. Die Folge: Dein FSH-Wert steigt an, die Konzentrationen von Sexualhormonen in deinem Blut bleiben weiterhin erniedrigt.

Dieser Umstand kann auf eine Unterfunktion (Insuffizienz) deiner Keimdrüsen (Gonaden) hindeuten. Diese Unterfunktion der Keimdrüsen bei gleichzeitig hohen Konzentrationen an FSH und LH wird auch Hypogonadismus genannt. Genauer: Hypergonadotroper („hyper“: übermäßig, „gonadotrop“: die Keimdrüsen anregend) oder Primärer Hypogonadismus (Unterfunktion der Keimdrüsen).

Hoher FSH-Wert und niedriger Östrogenspiegel bei der Frau

Sind nur geringe Mengen Östrogen in deinem Blut vorhanden, wird deiner Hirnanhangsdrüse signalisiert, dass Östrogen fehlt. Deine Hirnanhangsdrüse schüttet nun umso mehr FSH und LH aus, damit deine Eierstöcke zur Östrogen-Herstellung angeregt werden. Einer FSH-Erhöhung kann also eine Unterfunktion deiner Eierstöcke (Ovarialinsuffizienz) zugrunde liegen. Mögliche Ursachen für eine ungenügende Hormonproduktion in den Eierstöcken:

  • Wechseljahre (Klimakterium).
  • Tumoren der Eierstöcke.
  • Operative Entfernung der Eierstöcke.
  • Polyzystisches Ovar: Dabei handelt es sich um eine Veränderung der Eierstöcke, bei der die Eierstöcke mit vielen, flüssigkeitsgefüllten Zysten durchsetzt sind. Dadurch kann es zu Zyklusstörungen, Veränderungen im Hormonhaushalt und im Menstruationszyklus kommen.
  • Turner-Syndrom (Ulrich-Turner-Syndrom, Monosomie X): Dabei handelt es sich um eine angeborene Erkrankung, bei der Frauen statt zweier nur ein X-Geschlechtschromosom geerbt haben.

Symptome einer Eierstock-Unterfunktion können beispielsweise das Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhö), Scheidentrockenheit oder bei angeborenen Eierstock-Funktionsstörungen auch eine fehlende Entwicklung weiblicher Geschlechtsmerkmale sein.

Aber: Auch kurz vor oder zum Zeitpunkt des Eisprungs lassen sich hohe FSH-Werte bei Frauen messen. Dabei sind meist auch andere Hormonwerte wie der Östrogen-Wert erhöht. Diese FSH-Erhöhungen haben in der Regel keinen Krankheitswert. Sie sind lediglich Ausdruck deines natürlichen Menstruationszyklus.

Hoher FSH-Wert beim Mann

Hohe FSH-Werte beim Mann können auf ein geringes Ansprechen der Keimdrüsen (Hoden) auf die von der Hypophyse produzierten Gonadotropine LH und FSH zurückzuführen sein. In der Medizin wird diese Konstellation der hochaktiven Hirnanhangsdrüse bei geringer Funktion der Keimdrüsen Hypergonadotroper oder Primärer Hypogonadismus genannt.

Ist der Hoden nicht ausreichend funktionsfähig (Hodeninsuffizienz), wird zu wenig Inhibin (hemmt die Ausschüttung von FSH) durch die Sertoli-Zellen produziert und zu wenig Testosteron durch die Leydig-Zellen. Die Folge: deine Hirnanhangsdrüse steuert mit hohen LH- und FSH-Spiegeln dagegen an. Mögliche Ursachen für die Hodeninsuffizienz:

  • Klinefelter-Syndrom: Das ist eine angeborene Form der Keimdrüsen-Unterfunktion. Hier erben die Jungen statt zweier Geschlechtschromosomen (X und Y) noch ein zusätzliches X-Chromosom. Der Testosteron-Mangel, der aus dem Klinefelter-Syndrom resultiert, zeigt sich zum Beispiel in Pubertätsstörungen, fehlendem Bartwuchs und fehlender Ausbildung sekundärer Geschlechtsmerkmale.
  • Hodenatrophie: Bei der Hodenatrophie sind ein Hoden oder beide Hoden verkleinert beziehungsweise verkümmert und können so ihrer Funktion nicht (mehr) nachgehen. Hodenatrophien können angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens zum Beispiel nach einem Unfall oder bei schlechter Blutversorgung der Hoden entwickeln.
  • Leistenhoden: Während der Embryonalentwicklung wandert der Hoden aus der Leiste in den Hodensack. Ist dieser Hodenabstieg gestört, kann ein Leistenhoden entstehen. Der Hoden befindet sich an einer Stelle im Leistenkanal und kann dadurch funktionseingeschränkt sein.
  • Störungen der Spermatogenese: Störungen in der Reifung der Samenzellen (Spermien) können auf eine zu geringe Anzahl Keimzellen oder einen Reifungsstopp zurückzuführen sein. Dafür gibt es viele Ursachen. Weitere Untersuchungen der Samenflüssigkeit (Ejakulat) wie ein Spermiogramm können Näheres herausfinden. Experte auf diesem Gebiet ist der Urologe. Mögliche Untersuchungen beim Facharzt für Urologie.
  • Auch schwere Allgemeinerkrankungen, andere Erkrankungen des Hodens oder Schädigungen durch Medikamente oder Umweltgifte können Ursache einer Hodenunterfunktion sein.

Beschwerden, die durch eine Hoden-Unterfunktion auftreten können, sind verminderter Bartwuchs, Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion), Libidoverlust (sexuelle Inappetenz), Schwellung der männlichen Brustdrüse (Gynäkomastie) und Zeugungsunfähigkeit. Ist die Hoden-Unterfunktion angeboren, kann es zu Störungen in der Pubertätsentwicklung der betroffenen Jungen kommen.

Hoher FSH-Wert beim Kind

Erhöhte FSH-Werte bei Kindern können ein Hinweis auf einen möglichen Beginn der Pubertät sein.

Was bedeutet es, wenn dein FSH-Wert zu niedrig ist?

Niedrige FSH-Werte zeigen an, dass deine Hirnanhangsdrüse zu geringe Mengen der Keimdrüsen-anregenden Hormone (Gonadotropine) produziert.

Sind sowohl deine Sexualhormon-Werte als auch dein FSH-Spiegel erniedrigt, kann dies auf einen sekundären Hypogonadismus hindeuten.

Beim sekundären Hypogonadismus liegt die Störung der Hormonproduktion nicht an deinen Keimdrüsen selbst. Deine Keimdrüsen können sogar vollkommen intakt sein. Sie erhalten jedoch durch eine Störung deiner Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) kein Signal, Sexualhormone zu produzieren. Denn es werden nur geringe oder keine Mengen an Gonadotropinen LH und FSH von der Hirnanhangsdrüse freigesetzt. So setzen auch deine Keimdrüsen (Gonaden) nur wenig Hormone frei. Bei Frauen entsteht eine sekundäre Ovarialinsuffizienz (Eierstock-Funktionslosigkeit), bei Männern eine sekundäre Hodeninsuffizienz (Hoden-Funktionslosigkeit).

Ursache eines sekundären Hypogonadismus kann eine Hypophysenunterfunktion (Hirnanhangsdrüsen-Unterfunktion), ein Hypophysentumor (Hirnanhangsdrüsen-Tumor) oder auch eine Funktionsstörung des Hypothalamus sein.

Niedriger FSH-Wert bei der Frau

Ursachen für niedrige FSH-Werte bei der Frau können sein:

  • Einnahme von Ovulationshemmern (z.B. „die Pille“): Durch die Einnahme oraler Antikonzeptiva, also von Verhütungsmittel wie der „Pille“ oder anderer Sexualhormon-enthaltener Präparate, werden deiner Hirnanhangsdrüse hohe Hormonspiegel der Sexualhormone zurückgemeldet. Sie stellt ihre FSH-Freisetzung ein. So kommt es zu erniedrigten FSH-Werten.
  • Auch Allgemeinerkrankungen wie die Anorexia nervosa (Magersucht) oder ein hoher Stresspegel können Auswirkungen auf dein Hormongleichgewicht und die Ausschüttung der Gonadotropine haben.

Niedriger FSH-Wert beim Mann

Ursachen für niedrige FSH-Werte und für eine Unterfunktion der Hoden können sein:

  • Allgemeinerkrankungen wie schwere Leberschädigungen oder eine Leberzirrhose.
  • Nierenfunktionsstörung.
  • Missbrauch von Anabolika (Dopingmittel, künstlich hergestellte Hormone).

Was kannst du bei abweichenden FSH-Werten selbst tun?

Bei abweichenden FSH-Werten kannst du in der Regel wenig tun. Das Hormonsystem des Hypothalamus, der Hypophyse und der Keimdrüsen ist sehr komplex reguliert. Störungen in deinem Hormonsystem kannst du selbst nicht beheben. Weiterhelfen können dir Ärzte der folgenden Fachrichtungen:

  • In Fragen der Fruchtbarkeit, Sterilitätsdiagnostik und bei unerfülltem Kinderwunsch kannst du dich als Mann zum Beispiel an deinen Urologen (Facharzt für Urologie) oder an einen Facharzt mit der Zusatzqualifikation Andrologie wenden. Als Frau wende dich bitte an deinen Gynäkologen (Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe).
  • In Fragen der Pubertätsentwicklung, sei es einer verfrühten (Pubertas preacox) oder ausbleibenden Pubertät (Pubertas tarda), kannst du dich an einen Kinder-Endokrinologen wenden.
  • Leidest du unter Beschwerden, die durch den Hormonmangel entstehen, kann dir als Mann ebenfalls dein Urologe oder als Frau dein Gynäkologe weiterhelfen.
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Laborwerte

TRIG: Triglyzeride

TRIG ist bei Laborwerten die Abkürzung für Triglyzeride, auch Neutralfette genannt.
Der Laborwert TRIG steht für Triglyzeride. Sie machen den Hauptbestandteil aller Nahrungsfette aus, können aber auch in der Leber selbst gebildet werden.

Was bedeutet TRIG?

TRIG, manchmal auch als TG oder TAG bezeichnet, ist die Abkürzung für Triglyzeride. Triglyzeride werden auch als Neutralfette bezeichnet. Das sind Fette, die du mit deiner Nahrung aufnimmst. Triglyzeride dienen deinem Körper als wichtiger Energieträger und Energiespeicher. Sie spielen eine Rolle in der Aufnahme und Verwertung der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Außerdem sind Triglyzeride wichtig für die Versorgung deines Körpers mit sogenannten essentiellen Fettsäuren. Das sind Fettsäuren, die dein Körper nicht selbst herstellen kann, aber benötigt. Diese essentiellen Fettsäuren (auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren genannt) kommen besonders in pflanzlichen Fetten vor. Lies mehr zu Fetten, Fettsäuren, Blutfettwerten und Fettstoffwechsel in unserem Beitrag Gute Fette, böse Fette.

Bestimmt wird der TRIG-Wert in deinem Blutserum. Eine Bestimmung der Blutfett-Werte und des TRIG-Werts kann zur Abklärung einer Fettstoffwechselstörung oder zur Vorsorge und Risikoabschätzung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durchgeführt werden.

Wann wird TRIG bestimmt?

TRIG wird bestimmt, um Informationen über deinen Fettstoffwechsel und deinen Blutfett-Gehalt zu erhalten. Meist werden zur vollständigen Blutfett-Diagnostik (Lipid-Diagnostik) neben dem TRIG-Wert auch Cholesterin-Werte bestimmt. Dazu zählen:

Deine Blutfett-Werte können zum Beispiel als Vorsorge-Untersuchung, Verlaufsbeobachtung oder Risikoabschätzung bestimmt werden bei:

  • Bestimmung im Rahmen der Gesundheitsvorsorge
  • Abschätzung des Risikos für Blutgefäßveränderungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen)
  • Verlaufsbeobachtung der Blutfett-Werte zum Beispiel nach Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten und Medikamenten-Einnahme
  • Abklärung möglicher Fettstoffwechselstörungen.

Normalwerte für TRIG

Deine Nahrungsaufnahme hat einen starken Einfluss auf den Triglyzerid-Wert. Zur TRIG-Bestimmung wird daher eine morgendliche Nüchtern-Blutentnahme durchgeführt. Dafür musst du, je nach Labor, in der Regel zwischen 12 und 16 Stunden auf Nahrung und Alkohol verzichten. Bist du zur Blutentnahme nicht nüchtern, kann dein TRIG-Wert verfälscht sein.

Gemessen wird TRIG in Milligramm pro Deziliter (mg/dl), das sind tausendstel Gramm pro zehntel Liter Blut-Serum.

Die Normalwerte für TRIG hängen vom Alter ab.

  • Erwachsene: <200mg /dl
  • Kinder: 30 – 160 mg/dl
  • Säuglinge: 44 – 205 mg/dl
  • Neugeborene: 11 – 230 mg/dl.

Je nach Labor und Bestimmungsmethode werden unterschiedliche Normalwerte angegeben. Daher können deine Werte je nach Labormethode von den hier genannten Normalwerten abweichen. Lass dir deine Laborwerte daher immer von deinem Arzt erklären.

Was bedeutet es, wenn dein TRIG-Wert zu hoch ist?

Hohe TRIG-Werte zeigen, dass in deinem Blut große Mengen an Triglyzeriden vorhanden sind. Dies wird als Hypertriglyzeridämie bezeichnet. Eine Hypertriglyzeridämie kann erblich bedingt sein, die Folge einer anderen Erkrankung oder der Einnahme bestimmter Medikamente. Oft liegen die Ursachen von einem zu hohen TRIG-Wert jedoch in Ernährung und Lebensstil.

Primäre Hypertriglyzeridämien bezeichnen angeborene, erbliche TRIG-Erhöhungen. Ursache hierfür kann eine Störung im komplexen Fettstoffwechsel sein,  zum Beispiel ein Mangel bestimmter Transporteiweiße oder Enzyme. Auch bei der familiären Hypertriglyzeridämie oder Hyperlipidämie kommt es zur TRIG-Erhöhung. Verschiedene Varianten von erhöhten Blutfett-Werten wie TRIG-Erhöhungen und Cholesterin-Erhöhungen kommen familiär gehäuft vor und können zu frühen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Koronaren Herzerkrankung (Verkalkung der Herzkranzgefäße) ab dem 55. Lebensjahr führen.

Bei der sekundären Hypertriglyzeridämie liegen der TRIG-Erhöhung keine erblichen Fettstoffwechselstörungen zugrunde. Dein TRIG-Wert ist aufgrund einer anderen Erkrankung oder deines Lebensstils erhöht. Ernährungsgewohnheiten haben eine große Auswirkung auf den TRIG-Wert. Mögliche Ursachen einer TRIG-Erhöhung bei einer sekundären Hypertriglyzeridämie sind:

  • Ungesunde, fett- und zuckerreiche Ernährungsweise
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Rauchen
  • Bewegungsmangel
  • Hoher Alkoholkonsum
  • Stoffwechselerkrankungen wie die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)
  • Andere Organerkrankungen wie Leber-, Nieren- oder Bauchspeicheldrüsen-Erkrankungen. Beispielsweise eine Funktionsstörung der Leber, bei der deine Leber zu viel Triglyzeride produziert.

Auch zum Ende einer Schwangerschaft können die TRIG-Werte erhöht sein.

Hohe TRIG-Werte können außerdem durch einen „Bestimmungs-Fehler“ zustande kommen. Bist du nicht nüchtern zur Blutentnahme erschienen und hast vorher reichhaltig gegessen, sind deine TRIG-Werte im Blut erhöht. Ebenso können Alkohol am Vorabend, die Einnahme bestimmter Medikamente wie Beta-Blocker, Cortison oder der Antibabypille sowie ein frischer Knochenbruch hohe TRIG-Werte begünstigen. Bezüglich dieser möglicher „Fehlerquellen“ frage bitte bei deinem Arzt nach.

Durch dauerhaft zu hohe TRIG-Werte im Blut insbesondere in Kombination mit hohen Cholesterin-Werten wie dem LDL-Cholesterin und Gesamt-Cholesterin kann dein Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigen. Extrem hohe TRIG-Werte können außerdem dein Blut dickflüssiger machen und somit die Sauerstoff-Versorgung deiner Organe behindern. Bei extrem hohen TRIG-Werten über 1000 mg/dl können schwere Folgeerkrankungen wie eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), eine Durchblutungsstörung des Gehirns oder Durchblutungsstörung des Herzmuskels auftreten.

Was bedeutet es, wenn dein TRIG-Wert zu niedrig ist?

Niedrige TRIG-Werte haben in der Regel keinen Krankheitswert. Blutfett-Wert-senkende Medikamente (Lipidsenker) können beispielsweise einen niedrigen TRIG-Wert bedingen.

Bei extremst erniedrigten TRIG-Werten kann dein Arzt weitere Untersuchungen durchführen, um Stoffwechseldefekte oder seltene Grunderkrankungen auszuschließen. Deine Fragen diesbezüglich richte bitte an deinen Arzt. 

Was kannst du bei abweichenden TRIG-Werten selbst tun?

Deine Blutfett-Werte und insbesondere der TRIG-Wert werden durch deine Ernährungs- und Lebensgewohnheiten beeinflusst. Sind deine erhöhten TRIG-Werte auf deine Lebensweise zurückzuführen, kannst du selbst eine Menge dagegen tun:

  • Regelmäßige körperliche Bewegung: Fünf Mal pro Woche 30 Minuten körperliche Aktivität kann sich positiv auf deine Blutfett-Werte auswirken.
  • Umstellung der Ernährung: Um erhöhte TRIG-Werte zu senken, kannst du auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten (Vollkornbrot oder Vollkornnudeln) achten. Und beachte: Fett ist nicht gleich Fett! Statt Lebensmitteln, die viel gesättigte Fettsäuren enthalten (Fleisch, Wurst und Käse), sollten häufiger pflanzliche Fette auf deinem Speiseplan stehen. Pflanzliche Öle wie Oliven-, Raps-, Erdnuss-, Walnuss- oder Leinöl sowie Avocados oder Nüsse (Walnüsse, Erdnüsse, Cashewkerne) sind gute Lieferanten „gesunder“ Fette. Statt Fleisch solltest du lieber ein- bis zweimal pro Woche fettreichen Fisch wie Makrele, Lachs, Hering oder Thunfisch verzehren. Der Fisch enthält viele ungesättigte Fettsäuren wie die Omega-3-Fettsäuren, die dein Körper benötigt. Auch zuckerhaltige Lebensmittel wie Limonaden, Süßigkeiten, Fruchtsäfte und Kuchen solltest du nur in geringen Maßen zu dir nehmen.
  • Abnehmen: Wenn du dein Übergewicht abbaust, pendeln sich in der Regel auch deine Blutfett-Werte auf ein gutes Maß ein.
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotingenuss: Beides kann sich positiv auf deine Blutfett-Werte auswirken und zur Senkung des TRIG-Wertes beitragen.

Eine Änderung deines Lebensstils gilt als die Basistherapie zur Senkung deiner Blutfett-Werte. Unterstützend dazu kann dein Arzt dir bestimmte Medikamente (Lipidsenker) verschreiben.

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Laborwerte

Tf: Transferrin

Tf ist bei Laborwerten die Abkürzung für das Transporteiweiß Transferrin.
Der Laborwert Tf ist die Abkürzung für das Transporteiweiß Transferrin. Es transportiert das Eisen im Blutkreislauf zu den Zielorganen. Der Tf-Wert kann bei Verdacht auf eine Eisenstoffwechselstörung wie beispielsweise Eisenmangelanämie bestimmt werden.

Was bedeutet Tf?

Tf ist die Abkürzung für Transferrin. Tf spielt als Transporteiweiß eine wichtige Rolle im Eisenstoffwechsel deines Körpers. Produziert wird Tf hauptsächlich in deiner Leber.

Das Spurenelement Eisen gelangt über die Nahrung in deinen Darm. Im Zwölffingerdarm (Duodenum) wird Eisen resorbiert, das heißt die Darmzellen nehmen das Eisen aus der Nahrung auf. Eisen kann nun entweder als Speichereisen Ferritin (FERR) in den Zellen eingelagert werden oder im Körper weiter zu anderen Organen transportiert werden. Dazu muss das Eisen über eine „Schleuse“ namens Ferroportin aus den Darmzellen ausgeschleust werden. Außerhalb der Darmzellen wird das Eisen dann an ein Transporteiweiß gebunden, um es an die Zielorgane auszuliefern. Dieses Transporteiweiß heißt Transferrin (Tf) oder Apotransferrin. An den Zielorganen angelangt, kann Tf an spezielle Transferrin-Andockstellen (Rezeptoren) binden und das geladene Eisen an die Organe abgeben.

Transferrin (Tf) ist biochemisch ein Zuckereiweiß (Glykoprotein). Jedes dieser Transferrin-Zuckereiweiße kann maximal zwei Eisen-Teilchen gleichzeitig transportieren. So kann zum Beispiel ein Gramm Transferrin circa 1,4 Milligramm Eisen binden. Eisen wird in deinem Körper für viele Prozesse benötigt. Dazu zählen Vorgänge in der Energiegewinnung und besonders der Sauerstoffversorgung deines Körpers. Der Sauerstoff, den du beim Atmen über deine Lungen aufnimmst, wird im Blutkreislauf an rote Blutkörperchen (Erythrozyten) gebunden. Rote Blutkörperchen, genauer der rote Blutfarbstoff Hämoglobin, enthalten Eisen. Diese Eisen-Teilchen des Hämoglobins können den Sauerstoff biochemisch binden und ihn in den Zielorganen wieder abgeben. Doch Eisen alleine kann die Aufgabe des Sauerstofftransports nicht übernehmen – unverzichtbar sind auch die roten Blutkörperchen, in denen das Eisen enthalten ist. Wiederum deren Produktion funktioniert nur, wenn ausreichend Eisen im blutbildenden Gewebe zur Verfügung steht. Transferrin (Tf) gewährt eben diesen ausreichenden Eisen-Transport.

Die Aufgaben der einzelnen Komponenten des Eisenstoffwechsels in Kürze:

  • Eisen (Ferrum, Fe) wird in deinem Dünndarm in die Darmzellen aufgenommen. Blutwerte für Eisen.
  • Ferritin (FERR) ist die Speicherform des Eisens. Blutwerte für FERR.
  • Ferroportin schleust das aufgenommene Eisen aus den Darmzellen hinaus.
  • Transferrin transportiert das Eisen im Blutkreislauf zu den Zielorganen. Dort bindet Transferrin an den Transferrin-Rezeptor und kann so seine „Fracht“ abgeben.

Wann wird der Tf-Wert bestimmt?

Da Tf eine wichtige Rolle im Eisenstoffwechsel einnimmt, wird Tf bei der Fragestellung einer Eisenstoffwechselstörung bestimmt. Der Transferrin-Wert spielt eine wichtige Rolle in der Diagnostik von Blutarmut (Anämie) wie der eisenmangelbedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie).

Um Aussagen über den Eisenspeicher, die Menge vorhandenen Eisens in deinem Blut und die Eisen-Versorgung deines Körpers zu treffen, werden bei der Abklärung einer Blutarmut meist weitere Werte  zusammen mit dem Transferrin-Wert bestimmt. Dazu zählen:

  • Serum-Eisen (Fe). Normalwerte für Fe
  • Speichereisen Ferritin (FERR). Normalwerte für FERR
  • Menge des löslichen Transferrin-Rezeptors (sTfR). Die Menge des löslichen Transferrin-Rezeptors (sTfR) lässt einen Rückschluss auf die Menge der Transferrin-Rezeptoren auf den blutbildenden Zellen und deren Aktivität zu.
  • Transferrin-Sättigung (TFS). Die Transferrin-Sättigung (TFS) gibt an, wie viel des vorhandenen Transferrins mit Eisen beladen ist. Der TFS-Wert ist besonders für die Abklärung eines Eisenmangels wichtig.

Normalwerte für Tf

Tf wird in deinem Blut-Serum bestimmt. Die Maßeinheit für Tf sind Milligramm pro Deziliter (mg/dl), also ein tausendstel Gramm pro Zehntel-Liter.

Die Transferrin-Normwerte sind abhängig von deinem Alter und der Untersuchungsmethode.

  • Kinder bis 2 Wochen: 158 – 268 mg/dl
  • Kinder bis 6 Monate: 202 – 302 mg/dl
  • Kinder bis 1 Jahr: 261 – 353 mg/dl
  • Kinder bis 14 Jahre: 240 – 360 mg/dl
  • Erwachsene (Messmethode: Turbidimetrie): 200 – 400mg/dl
  • Erwachsene (Messmethode: Nephelometrie): 212 – 360 mg/dl.

Weicht dein Tf-Wert von den hier genannten Normalwerten ab, mach’ dir bitte keine Sorgen. Je nach Messmethode und Labor unterscheiden sich die Normalwerte. Sprich mit deinem Arzt über deine Laborwerte für Transferrin.

Normalwerte für die Transferrin-Sättigung (TFS)

Die Transferrin-Sättigung (TFS) im Blut gibt an, wie viel Transferrin mit Eisen beladen ist. Ein Transferrin-Eiweiß kann jeweils zwei Eisen-Teilchen binden. Gemeinsam mit dem Serum-Eisen-Wert (Fe) und dem Transferrin-Messwert (Tf) kann das Maß der mit Eisen besetzten Transferrin-Eiweiße bestimmt werden.

Die Normwerte der Transferrin-Sättigung richten sich nach deinem Alter und deinem Geschlecht. TFS-Werte werden in Prozent angegeben.

  • Neugeborene (Frühgeborene): 11,4 – 44,2 %
  • Neugeborene (Reife Neugeborene): 29,6 – 46,0 %
  • Kinder 1-5 Jahre: 7 – 44%
  • Kinder 6-9 Jahre: 17 – 42%
  • Kinder 10-14 Jahre, männlich: 2-40%
  • Kinder 10-14 Jahre, weiblich: 11 – 36%
  • Kinder 14 – 19 Jahre: 6 – 33%
  • Erwachsene: 16 – 45 %

Deine TFS-Werte unterscheiden sich von den hier genannten Normalwerten? Beachte bitte, dass je nach Labor und Messmethode die Normalwerte variieren können. Dein Arzt hilft dir bei allen Fragen gerne weiter.

Was bedeutet es, wenn dein Tf-Wert zu hoch ist?

Du leidest an Beschwerden einer Blutarmut (Anämie) mit Müdigkeit, Blässe, Schwindel, dem Gefühl von Herzklopfen und Kurzatmigkeit? Dein Arzt hat zur Abklärung einer möglichen Anämie eine Blut-Untersuchung veranlasst und auch Veränderungen deines Blutbildes und des Tf-Werts gesehen?

Im Falle eines länger andauernden Eisenmangels, der zu einer eisenmangelbedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie) führen kann, finden sich meist die folgenden Veränderungen deiner Eisenstoffwechsel-Laborwerte:

Durch eine Minderversorgung deines Körpers mit Eisen (Fe: erniedrigt) sind auch die Eisenspeicher relativ leer (FERR: erniedrigt). Durch den Mangel an Eisen ist die Produktion deiner roten Blutkörperchen ins Stocken geraten. Dadurch ist auch die Anzahl deiner roten Blutkörperchen (Erythrozyten) beziehungsweise des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin, Hb) vermindert. Dein Körper ist nun um einen vermehrten Transport von Eisen zu den blutbildenden Geweben bemüht. Daher produziert deine Leber vermehrt das Eisen-Transporteiweiß Transferrin (Tf). Gleichzeitig sind die Transferrin-Eiweiße mit weniger Eisen beladen, es ist schließlich zu wenig Eisen im Körper. Daher ist die Transferrin-Sättigung (TFS) dabei erniedrigt.

Dein Tf-Wert kann auch ohne Vorliegen einer Blutarmut erhöht sein. In der Schwangerschaft ist eine Erhöhung des Tf-Werts ganz natürlich.

Aber Vorsicht: Veränderungen des Tf-Werts sind in der Regel nur aussagekräftig, wenn die Werte gemeinsam mit deinen Beschwerden und weiteren Labor-Werten bewertet werden. Ist dein Transferrin-Wert zu hoch, ohne dass andere Werte verändert sind oder du Beschwerden hast, steckt meist keine Erkrankung dahinter.

Was bedeutet es, wenn dein Tf-Wert zu niedrig ist?

Dein Eisen-Wert (Fe), Eisenspeicher-Wert (FERR) und auch die Transferrin-Sättigung sind erhöht, dabei ist dein Tf-Wert erniedrigt?

Diese Veränderungen deiner Laborwerte können auf eine Eisenüberladung hinweisen: Bei der sogenannten erblichen Hämochromatose (Primäre Siderose, Hämosiderose, Eisenspeicherkrankheit) nimmt dein Körper durch die Störung eines Gen-Abschnitts vermehrt Eisen über den Darm auf – auch wenn der Eisenbedarf eigentlich gedeckt ist. Dadurch wird Eisen in diversen Organen eingelagert. Eisenüberladungen, die durch andere Erkrankungen oder Umstände bedingt sind, werden sekundäre Hämochromatosen genannt. Gründe dafür können vermehrte Bluttransfusionen, angeborene Funktions- oder Strukturstörungen des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, Alkoholismus aber auch Tumorerkrankungen sein.

Du leidest unter einer Blutarmut (Anämie), dein Blutbild ist verändert und zusätzlich sind dein Eisen-Wert (Fe), Eisenspeicher-Wert (FERR) und auch die Transferrin-Sättigung erhöht, dabei ist dein Tf-Wert erniedrigt? Gemeinsam mit einer Veränderung des Blutbildes können diese Eisenstoffwechsel-Veränderungen Hinweis auf eine Störung der Blutbildung sein. Bei einer ineffektiven Erythropoese, also einer ineffektiven Bildung roter Blutkörperchen, oder einem myelodysplastischen Syndrom (einer Erkrankung bei der veränderte, erkrankte Zellreihen die Bildung der Blutzellen übernehmen) können diese Laborwert-Veränderungen auftreten. Dein Tf-Wert kann dabei allerdings auch normwertig sein. Weitere Untersuchungen durch deinen Arzt können der Ursache auf den Grund gehen.

Weitere Gründe einer Tf-Erniedrigung können sein:

  • Chronische Hämolyse: Eine Chronische Hämolyse beschreibt einen vermehrten Zerfall oder Abbau von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Hämolysen können unzählige Ursachen haben, dazu zählen beispielsweise Struktur-Anomalien des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobinopathien), immunologische Reaktionen oder mechanische Überbelastung zum Beispiel durch künstliche Herzklappen. Bei einer Hämolyse kommt es nicht nur zur Veränderung der Eisenstoffwechsel-Werte. Viele weitere Laborwerte wie Kalium (K), der Laktat-Dehydrogenase-Wert (LDH) und weitere Kennwerte vom Stoffwechsel des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin wie die Haptoglobin- und Bilirubin-Werte sind verändert.
  • Auch im Rahmen einer Entzündung oder einer Tumorerkrankung kann es aufgrund einer Eisenverteilungsstörung zu einer Erniedrigung des Tf-Werts kommen.
  • Transferrin wird in der Leber produziert. Ist die Leber zum Beispiel durch eine Zirrhose geschädigt, kann es dazu kommen, dass die Leber ihrer Produktions-Aufgabe nicht mehr nachkommen kann und infolge dessen die Transferrin-Herstellung vermindert ist.

Was kannst du bei abweichenden Werten selbst tun?

Ob du selbst etwas zur Normalisierung deiner Tf-Werte beitragen kannst, hängt von der Ursache der Tf-Veränderung ab.

Ist dein Transferrin-Wert zu hoch, weil deinem Körper Eisen fehlt und leidest du infolge dessen an einer eisenmangelbedingten Blutarmut (Eisenmangelanämie)? Dann kannst du darauf achten, deine Eisenzufuhr mit einer eisenhaltigen Ernährung zu erhöhen. Eisenreiche Lebensmittel sind zu Beispiel Bohnen, Linsen, Hülsenfrüchte, Haferflocken, Leinsamen, Fisch und rotes Fleisch wie z.B. Rindfleisch. Nimmst du gleichzeitig Vitamin C zum Beispiel in Form von Zitrusfrüchten, Paprika oder schwarzen Johannisbeeren zu dir, kann deine Eisen-Aufnahme sogar nochmals verbessert werden. Alternativ kann dein Arzt dir weiterhelfen, indem er dir Eisen-Tabletten oder Eisen–Infusionen verabreicht. Diese können deinen Eisenspiegel heben und deinen Transferrin-Wert normalisieren.

Steckt eine Eisenspeichererkrankung, Eisenstoffwechselstörung, Lebererkrankung oder Erkrankung des blutbildenden Systems hinter deiner Tf-Veränderung, kannst du wenig selbst in die Hand nehmen. Dein Arzt kann dir mit bestimmten Therapien wie beispielsweise einem Aderlass bei einer Eisenüberladung weiterhelfen.

Besprich’ deine Laborwerte und deine Sorgen am besten mit deinem Arzt. Frage ihn auch, ob du selbst etwas für deinen Eisenstoffwechsel tun kannst. Gemeinsam könnt ihr eine gute Lösung und Therapiemöglichkeiten für deine Eisenstoffwechselveränderungen finden.

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Laborwerte

RF: Rheumafaktor

RF ist bei Laborwerten die Abkürzung für Rheumafaktor.
Der Laborwert RF steht für Rheumafaktor. RF ist ein Eiweiß, das sich gegen körpereigene Abwehrstoffe (Antikörper) richtet. RF kann bei Gelenk- und Muskelbeschwerden bestimmt werden.

Was bedeutet RF?

RF ist die Abkürzung für Rheumafaktor. Der Rheumafaktor ist ein Antikörper (Immunglobulin), der von bestimmten Immunzellen deines Körpers, den B-Zellen, freigesetzt wird. Antikörper sind kleine, Y-förmige Eiweiße, die im Rahmen der Immunabwehr von Abwehrzellen produziert werden und verschiedene Aufgaben erfüllen. Sie sollen körperfremde Teilchen, zum Beispiel Zuckerketten auf der Oberfläche von Bakterien oder Viren, erkennen und die Erreger unschädlich machen. Antikörper können ebenso befallene, erkrankte körpereigene Zellen erkennen und sie markieren. Ein Antikörper ist immer genau auf die Erkennung einer bestimmten Struktur (sein Antigen) ausgerichtet und ist sozusagen „Experte“ in der Bekämpfung dieses einen Eindringlings. Der Antikörper kann nur diese eine Struktur erkennen und er liegt in deinem Blut in vielen, identischen Kopien vor.

Aber auch dein Immunsystem kann sich irren. Es kann vorkommen, dass dein Körper Antikörper gegen körpereigenes, gesundes Gewebe bildet. Solche Antikörper werden Autoantikörper genannt. Durch diese überschießende Immunantwort kann eine Autoimmunerkrankung entstehen.

Rheumafaktoren zählen zu den Autoantikörpern. Sie sind nicht gegen fremde, sondern gegen körpereigene Strukturen gerichtet. Ganz genau genommen sind Rheumafaktoren Autoantikörper, die andere „normale“ Antikörper angreifen. Sie sind also sozusagen Antikörper gegen körpereigene Antikörper.

RF heißt Rheumafaktor, weil das Vorhandensein der Autoantikörper im Blut mit rheumatischen Erkrankungen wie der Chronischen Polyarthritis in Zusammenhang gebracht wird. Die Rheumafaktoren spielen eine Rolle in der Entzündungsreaktion, die der Autoimmunerkrankung Rheuma zugrunde liegt. Welche Rolle Rheumafaktoren genau im Ablauf rheumatischer Erkrankungen spielen, ist nicht so leicht herauszufinden. Jedoch können Erhöhungen des RF-Wertes Hinweise auf das Vorhandensein einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis geben. 

Wann wird der RF-Wert bestimmt?

RF wird bestimmt, wenn die Fragestellung einer rheumatischen Erkrankung im Raum steht. Symptome, die deinen Arzt an Rheuma, also die Chronische Polyarthritis (Rheumatoide Arthritis), denken lassen können sind zum Beispiel:

  • Gelenkschmerzen
  • Gelenkentzündungen und Gelenkschwellungen an Hand-, Finger- oder Zehengrund- oder Fingermittelgelenken
  • Morgensteifigkeit der Gelenke
  • Grippe-ähnliche Allgemeinsymptome.

Auch zur Verlaufsbeurteilung einer rheumatischen Erkrankung kann der RF-Wert bestimmt werden.

Normalwerte für RF

RF wird in deinem Blut-Serum bestimmt. Angegeben werden die Messwerte in IU/ml. Das sind Internationale Mess-Einheiten (International Units) pro Milliliter, also pro tausendstel Liter.

In unterschiedlichen Labormethoden kann untersucht werden, ob und wie viele Autoantikörper RF in deinem Blut vorhanden sind. Bei einer bestimmten Methode, der Immunnephelometrie, ergeben sich folgende Normalwerte für die im Blut vorhandene Menge an Rheumafaktoren:

  • Der Messwert ist kleiner als 30 IU/ml: Das Ergebnis ist negativ für RF.
  • Der Messwert liegt zwischen 30 und 60 IU/ml: Das Ergebnis ist schwach positiv für RF.
  • Der Messwert ist viel größer als 30 IU/ml: Das Ergebnis ist positiv für RF.

Da die Bestimmung des RF-Wertes auch anhand anderer Labormethoden erfolgen kann, kann es sein, dass dein RF- Wert von den hier angegebenen Normalwerten abweicht oder dein Arzt das Testergebnis anders interpretiert als hier beschrieben. Denn auch von Labor zu Labor können die Normalwerte variieren. Mach’ dir bitte keine Sorgen über deinen abweichenden RF-Wert und besprich’ deine Laborergebnisse mit deinem Arzt.

Was bedeutet es, wenn dein RF-Wert zu hoch ist?

Hohe RF-Werte in Zusammenhang mit Rheuma-typischen Beschwerden wie Gelenkschmerzen, -Schwellungen und –Entzündungen können ein Hinweis auf eine rheumatische Erkrankung sein.

Der rheumatische Formenkreis umfasst verschiedene Erkrankungen. Dazu zählt zum Beispiel die Rheumatoide Arthritis (Chronische Polyarthritis), die im Allgemeinen als das typische „Rheuma“ bekannt ist.

Weitere Autoimmunerkrankungen, die zu den rheumatischen Erkrankungen zählen und zu hohen RF-Werten führen können, sind zum Beispiel:

  • Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew): Diese entzündlich-rheumatische Erkrankung kann in Schüben zur Versteifung deiner Gelenke, insbesondere der Wirbelsäule im Bereich des unteren Rückens und Beckens führen.
  • Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica, Schuppenflechten-Arthritis): Bei der Psoriasis-Arthritis steht eine Schuppenflechte (Psoriasis) mit Haut- und Nagelveränderungen nebst rheumatischen Gelenkentzündungen im Vordergrund.
  • Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte): Diese Autoimmunerkrankung kommt als systemischer Lupus erythematodes und als Haut-Variante (kutaner Lupus erythematodes) vor. Bei der systemischen Lupus-Erkrankung kann es potentiell zur Schädigung jedweden Organs kommen. Beim kutanen Lupus erythematodes können viele unterschiedliche Hauterscheinungen auftreten. Namensgebend für die „Schmetterlingsflechte“ ist ein Schmetterlingsförmiger Ausschlag im Gesicht, der bei einigen Betroffenen auftritt.
  • Sjögren-Syndrom: Beim Sjögren-Syndrom zerstört das eigene Immunsystem hauptsächlich Tränen- und Speicheldrüsen.
  • Sklerodermie: Die Sklerodermie zeichnet sich durch eine zunehmende Verhärtung (Sklerose) der Haut und des Bindegewebes aus. Auch innere Organe können von der Verhärtung betroffen sein.
  • Polymyalgica rheumatica (rheumatischer Vielmuskelschmerz): Bei der Polymyalgica rheumatica sind besonders die Muskeln des Schulter- und Beckenbereichs betroffen. Oft tritt  der rheumatische Vielmuskelschmerz gemeinsam mit einer Entzündung der oberflächlichen Schläfenarterie (Arteriitis temporalis, Riesenzellarteriitis, Morbus Horton) auf.
  • Polymyositis: Durch Einwanderung von Entzündungszellen in den Muskel kommt es zur Muskelentzündung (Myositis) mit Muskelschwächen und Muskelkater-ähnliche Beschwerden in den Oberarmen und Oberschenkeln.
  • Dermatomyositis (Lilakrankheit): Bei der Dermatomyositis treten Beschwerden einer Polymyositis in Kombination mit Hautveränderungen auf. Die Hautveränderungen erscheinen lila-farben, daher wird die Autoimmunerkrankung auch Lilakrankheit genannt.

Hohe RF-Werte allein sind aber noch kein Beweis dafür, dass du an Rheuma leidest. Mit weiteren Untersuchungen zum Beispiel im Blut oder einer Bildgebung kann dein Arzt dem Hinweis auf eine rheumatische Erkrankung nachgehen und Näheres zu deinen Beschwerden in Erfahrung bringen.

Hohe Rheumafaktor-Werte können auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Chronische Lebererkrankungen
  • Tuberkulose
  • Hepatitis B.  Lies mehr zur Hepatitis B-Impfung.
  • Malaria. Lies mehr zum Malaria-Schutz.
  • Infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber).

Auch können erhöhte RF-Werte zu einem geringen Anteil bei Gesunden vorkommen. Je älter du bist, desto wahrscheinlicher ist es, dass dein RF-Wert erhöht ist. Auch wenn du an keiner rheumatischen Erkrankung leidest.

Aus all den genannten Gründen werden erhöhte RF-Werte von deinem Arzt nur im Zusammenhang mit Rheuma-typischen Symptomen gesehen und vor dem Hintergrund deiner Beschwerden bewertet.

Was bedeutet es, wenn dein RF-Wert zu niedrig ist?

Du leidest an Gelenkbeschwerden wie Schwellungen, Rötungen, Morgensteifigkeit und Schmerzen, die dein Arzt den typischen Rheuma-Beschwerden zuordnet? Nun soll die Untersuchung herausfinden, ob du tatsächlich an Rheuma leidest, aber dein Rheumafaktor ist negativ?

Beim „typischen“ Rheuma, der rheumatoiden Arthritis (Chronische Polyarthritis) ist beim Großteil der Betroffenen ein positiver RF nachweisbar. Das gilt jedoch nicht für alle Menschen mit einer rheumatischen Erkrankung. Es gibt auch sogenannte Rheumafaktor-negative Arthritiden, also Gelenkentzündungen. Daher ist ein negativer Rheumafaktor-Wert kein Ausschluss-Kriterium für eine rheumatische Erkrankung.

In diesem Fall wird dein Arzt vermutlich noch weitere Untersuchungen durchführen, um deinen Gelenkbeschwerden auf den Grund zu gehen.

Was kannst du bei abweichenden RF-Werten selbst tun?

Der Rheumafaktor im Blut ist kein Wert, den du bewusst selbst beeinflussen kannst. Tritt der Rheumafaktor in deinem Blut auf, ist dein Immunsystem überaktiv und produziert fälschlicherweise Abwehr-Eiweiße (Antikörper) gegen körpereigenes Gewebe (Autoantikörper). Diesen Vorgang kannst du nicht direkt unterbinden oder beeinflussen, denn Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung.

Leidest du aber an Rheuma-Beschwerden wie Gelenkentzündungen, Morgensteifigkeit und Gelenkschmerz, kannst du mithilfe deiner Ernährung und deines Lebensstils die Beschwerden lindern und den Rheuma-Verlauf eventuell abmildern. Wichtige Bausteine der Rheuma-Therapie, die du selbst durchführen kannst, sind Bewegung und Sport. Krankengymnastik, regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivität können dir bei Rheuma gut tun. Sport kann deine Gelenkbeweglichkeit erhalten und deine Muskeln stärken. Ein positiver Nebeneffekt des Sports: Vermutlich purzeln ein paar Pfunde. Bist du übergewichtig, ist das schlecht für deine Gelenke. Übergewicht fördert die Entzündungsaktivität in deinem Körper.

Auch kannst du darauf achten, deinem Körper nicht zusätzlich mit „Lastern“ zuzusetzen. Rauchen und hoher Alkoholkonsum können sich negativ auf deinen Rheuma-Verlauf auswirken.

Bei deiner Ernährung kannst du dich an der typischen mediterranen Küche orientieren. Mit viel Gemüse, Salat, Obst, Kräutern, Nüssen, Hülsenfrüchten und Fisch kannst du dir Gutes tun und deine Entzündungsaktivität im Körper versuchen zu senken. Auf viel rotes Fleisch wie Kalbs-, Rinder-, Schweine- und Lammfleisch solltest du lieber verzichten. Nahrungsmittel, die viele einfache Kohlenhydrate enthalten, wie Nudeln, Reis oder Weißbrot, solltest du in geringeren Maßen genießen. Besser sind Vollkornprodukte. Dein Arzt steht dir in allen Fragen zu rheumatischen Erkrankungen, zur passenden Ernährung und Sport gerne zur Seite.

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Laborwerte

Na: Natrium

Na ist bei Laborwerten die Abkürzung für Natrium.
Na ist die Abkürzung für Natrium. Der Natriumspiegel im Blut oder im Urin kann unter anderem bei Bluthochdruck, Störungen des Flüssigkeitshaushaltes oder Nierenschwäche bestimmt werden.

Was bedeutet Na?

Na ist die Abkürzung für Natrium. Natrium zählt neben Kalium und Chlorid zu den wichtigsten Mineralsalzen (Elektrolyten) unseres Körpers. Natrium spielt in der Kommunikation zwischen den Zellen bzw. der Reizweiterleitung in den Nervenzellen eine Rolle. Ebenso wichtig ist Natrium für die Regulation des Flüssigkeits-Haushaltes in deinem Körper.

Natrium nimmst du überwiegend in Form von Speisesalz als Natrium-Chlorid (NaCl) über deine Nahrung auf. Fehlt deinem Blut Natrium, zum Beispiel durch eine verringerte Aufnahme mit der Nahrung, so strömt Wasser aus den Blutgefäßen in die Zellen. Warum? Um die dortige Na-Konzentration zu verdünnen und somit für einen Ausgleich des Na-Spiegels in der Zelle und außerhalb der Zelle (in den Blutgefäßen oder im Gewebe zwischen den Zellen) zu sorgen. Durch die vermehrte Wasser-Aufnahme schwellen die Zellen an.

Viel Natrium im Blut bedeutet wiederum, dass viel Wasser aus deinen Zellen in die Blut-Gefäße strömt. Über die Nieren wird dann wenig Wasser ausgeschieden, um möglichst viel Wasser zur „Verdünnung“ der Natrium-Konzentration im Blut bereit zu stellen. Die Zellen verlieren dabei eine große Menge Wasser und können austrocknen.

Wann wird der Na-Wert bestimmt?

Die Untersuchung der Na-Werte wird zum Beispiel zur Beurteilung deines Flüssigkeits-Haushaltes, aber auch zur Beurteilung deines Elektrolyt-Haushaltes (Elektrolyte sind für deinen Körper notwendige Salze) durchgeführt. Folgende Fragen könnten Anlass zur Na-Bestimmung sein:

  • Ist dein Körper ausreichend mit Flüssigkeit versorgt?
  • Werden deinem Körper Mineralsalze in ausreichenden Mengen zugeführt?
  • Hast du durch akute Erkrankungen (z.B. Erbrechen oder Durchfälle) zu viel Flüssigkeit oder Mineralsalze verloren?
  • Gehen deinem Körper größere Mengen an Wasser oder Natrium über den Urin verloren?

Normalwerte für Na

Gemessen werden kann der Na-Wert im Blutserum oder Urin. Die Messwerte der Natrium-Menge im Blutserum werden in mmol/l (Millimol pro Liter) angegeben.

Die Normwerte für Na im Blutserum sind abhängig vom Lebensalter:

  • Erwachsene: 135-145 mmol/l
  • Kinder (0-7 Tage): 133-146 mmol/l
  • Kinder (8-31 Tage): 134-144 mmol/l
  • Kinder (1-6 Monate): 134-142 mmol/l
  • Kinder (6 Monate bis 1 Jahr): 133-142 mmol/l
  • Kinder (<1 Jahr): 134-143 mmol/l

Im Urin kann die Natrium-Menge bestimmt werden, indem die gesamte Urin-Menge eines Tages (24 Stunden-Urin) gesammelt wird. Die gemessenen Na-Werte tragen die Messeinheit mmol/24h (Millimol pro 24 Stunden). Der Normwert für Na im Urin beträgt 50 bis 200 mmol/24h.

Bitte bedenke: Die Normalwerte sind von Labor zu Labor unterschiedlich und variieren je nach Messmethode. Am besten besprichst du deine Na-Werte und auch alle anderen Laborwerte mit deinem Arzt.

Was bedeutet es, wenn dein Na-Wert zu hoch ist?

Zu hohe Na-Werte im Blutserum werden als Hypernatriämie bezeichnet. Veränderungen im Natrium-Haushalt können durch Störungen in der Flüssigkeits-Aufnahme oder in der Flüssigkeits-Ausscheidung bedingt sein.  Auch eine veränderte Natrium-Zufuhr kann der Grund für zu hohe Na-Werte sein. Daher werden Veränderungen der Natrium-Werte in der Regel auch immer gemeinsam mit Veränderungen deines Flüssigkeits-Haushaltes (Hyper- oder Hypovolämie bzw. Dehydratation) betrachtet.

Hypernatriämie bei Hypervolämie

Gleichzeitig zu den erhöhten Natrium-Werten (Hypernatriämie) kann auch der Flüssigkeitsgehalt deines Körpers erhöht sein (Hypervolämie).

Grund dafür kann zum Beispiel eine übermäßige Zufuhr Salz-haltiger Infusionstherapien oder das Trinken von Meerwasser sein. Auch eine Störung der hormonellen Regulation, der primäre Hyperaldosteronismus, kann für die Na-Erhöhung verantwortlich sein. Deine Nebennieren produzieren dann ein Übermaß des Hormons Aldosteron, welches unter anderem in der Niere die Natrium- und Wasser-Ausscheidung hemmt.

Ebenso kann eine gestörte Nierenfunktion mit erniedrigter Natrium-Ausscheidung für hohe Natrium-Werte bei erhöhtem Flüssigkeitsgehalt des Körpers verantwortlich sein.

Hypernatriämie bei Dehydratation

Die erhöhten Natrium-Werte können mit einem verminderten Flüssigkeitsgehalt des Körpers (Dehydratation) einhergehen. Ursachen dafür können sein:

  • Verminderte Flüssigkeitszufuhr
  • Vermehrte Flüssigkeitsverluste durch Durchfälle, Fieber, Schwitzen. Ab welcher Temperatur beginnt Fieber?
  • Vermehrte Flüssigkeitsverluste durch gestörte Regulation der Wasser-Rückaufnahme in der Niere wie z.B. beim sogenannten Diabetes insipidus
  • Flüssigkeitsverluste durch Medikamente wie beispielsweise osmotische Diuretika. Diuretika sind Arzneimittel, die die Wasserausscheidung des Körpers mit dem Harn fördern.

Die zusätzliche Bestimmung des Natrium-Wertes im Urin kann weitere Hinweise auf die Ursache der Hypernatriämie in Bezug zur Nierenfunktion und der hormonellen Regulation liefern.

Was bedeutet es, wenn dein Na-Wert zu niedrig ist?

Erniedrigte Na-Werte im Blutserum werden als Hyponatriämie bezeichnet. Störungen im Na-Haushalt können durch Veränderungen der Flüssigkeits-Aufnahme oder der Flüssigkeits-Ausscheidung und damit durch Konzentrierungs- oder Verdünnungseffekte bedingt sein. Erniedrigte Natrium-Werte (Hyponatriämie) können auch durch eine veränderte Natrium-Zufuhr auftreten.  Na-Veränderungen (Hyper- oder Hyponatriämien) werden deswegen in der Regel zusammen mit Veränderungen des Flüssigkeits-Haushaltes (Hyper- oder Dehydratation) betrachtet.

Hyponatriämie bei Hyperhydratation

Bei erniedrigten Natrium-Werten und gleichzeitig einem erhöhten Flüssigkeitsgehalt deines Körpers ist dein Blutserum „verdünnt“. Gründe dafür können Störungen der Niere sein. Eine gestörte/fehlende Flüssigkeitsausscheidung führt zur Wasser-Überladung des Körpers. Der Natrium-Gehalt ist relativ erniedrigt. Auch eine schwere Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Leber-Schäden (Leberinsuffizienz) können zur sogenannten „Wasservergiftung“ führen.

Hyponatriämie bei normalem Wassergehalt (Euvolämie)

Ursache des erniedrigten Natrium-Gehalts (Hyponatriämie) kann eine Störung im Hormon-Haushalt sein. Das Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon) wird in deiner Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet. Ausgeschüttet wird das Hormon zum Beispiel, wenn der Blutdruck fällt oder die Anzahl der gelösten Teilchen im Blut stark steigt. Dann werden in die Nierenzellen Wasser-Kanälchen (Aquaporine) eingebaut und Wasser wird aus dem Urin zurückgewonnen und gelangt in das Blut. So kann die Teilchen-Konzentration ausgeglichen bzw. der Blutdruck wieder gesteigert werden. Störungen dieser ADH-Ausschüttung können im Sinne eines Syndroms der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) auftreten. Obwohl kein Flüssigkeitsmangel besteht und auch die Elektrolytkonzentration im Blut nicht erhöht ist, setzt die Hirnanhangsdrüse ADH frei. Entzündungen, Tumoren oder Blutungen der Hypophyse aber auch viele weitere ungeklärte Mechanismen oder die Einnahme von Medikamenten (z.B. Thiazid-Diuretika) können die ADH-Ausschüttung beeinflussen und so zur Hyponatriämie führen.

Hyponatriämie bei Dehydratation

Treten erniedrigte Na-Werte zusammen mit einem niedrigen Körper-Wassergehalt auf, sind deinem Körper sowohl große Mengen Salze als auch große Mengen Wasser verloren gegangen. Gründe für diese Hyponatriämie bei Dehydratation können sein:

  • Heftiges Erbrechen
  • Heftiger Durchfall, auch Diarrhoe oder Diarrhö genannt
  • Mineralcorticoidmangel (Morbus Addison): Dem Körper fehlt es an bestimmten Hormonen wie Aldosteron, die für die Natrium-Rückresorption in der Niere zuständig sind. Mit dem Urin werden dann große Mengen Natrium ausgeschieden. Sekundär geht dem Körper auch Flüssigkeit verloren
  • Diuretikatherapie: Diuretika („Wassertabletten“) sind Urin-fördernde Mittel und werden zum Beispiel in der Therapie des Bluthochdrucks eingesetzt. Hilfe bei Bluthochdruck
    In der Niere gibt es bestimmte Kanäle und Transporter, die dafür zuständig sind, Mineralsalze aus dem Urin zurück zu gewinnen. Bei der Natrium-Rückgewinnung wird auch Wasser zurück gewonnen. Werden diese Transportmechanismen durch Diuretika gehemmt, erhöht sich die Konzentration der Mineralsalze wie Natrium im Urin. Gleichzeitig wird mehr Wasser ausgeschieden und der Blutdruck so gesenkt. Andere Diuretika hemmen das Hormon Aldosteron. Folge davon ist eine vermehrte Natrium- und Wasser-Ausscheidung.

Eine zusätzliche Messung des Natrium-Gehaltes im Urin kann weitere Hinweise auf die Ursache der Hypernatriämie in Bezug zur Nierenfunktion oder deinem Hormon-Haushalt bringen.

Was kannst du bei abweichenden Na-Werten selbst tun?

Für deinen intakten Flüssigkeits- und Elektrolyt-Haushalt kannst du selbst sorgen, indem du täglich mindestens zwei Liter trinkst und dich ausgewogen ernährst.

Eine täglich zu hohe Natrium-Zufuhr kann gefährlich für deinen Körper werden und dein Risiko für Bluthochdruck und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Natrium ist Bestandteil von Salz (NaCl). Salz ist besonders in verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurstwaren, Fertigsoßen, Fertiggerichten und Konserven enthalten. Daher kannst du darauf achten deine Ernährung nur zu einem kleinen Teil durch diese Nahrungsmittel zu gestalten und stattdessen auf unverarbeitete Lebensmittel wie Obst und Gemüse zurückgreifen.

Zu hohe Natrium-Werte (Hypernatriämien) werden häufiger durch Flüssigkeits-Mangel verursacht als durch zu hohe Natrium-Mengen. Sind die Na-Spiegel also erhöht weil dein Körper zu wenig Flüssigkeit zur Verfügung hat (Dehydratation), kann eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr im Sinne einer erhöhten Trinkmenge oder durch eine Therapie mit Infusionslösungen helfen. Dadurch kann der Flüssigkeits-Haushalt und Natrium-Haushalt wieder ausgeglichen werden. Wichtig ist hier, dass der Ausgleich der Hypernatriämie langsam und vorsichtig geschieht: Zu schnelle Veränderungen im Flüssigkeits- oder Elektrolyt-Haushalt können durch die osmotische Effekte schädlich für unsere Zellen sein. Du solltest die Therapie der Hypernatriämie also deinem Arzt überlassen.

Du hast eine Hyponatriämie, also erniedrigte Natrium-Werte, und gleichzeitig eine erhöhten Flüssigkeits-Anteil, sodass deine Natrium-Konzentration im Blut „verdünnt“ ist? Dann kann eine Beschränkung der Trinkmenge ratsam sein. Sprich mit deinem Arzt.

Hyponatriämien im Rahmen von Natrium- und Wasserverlust bei Durchfall, Erbrechen oder Schwitzen können durch die Zufuhr von an den Körper angepasster (isotoner) Kochsalz-Lösung oder aber Elektrolyt-haltiger Getränke behoben werden. Besteht allerdings ein ausgeprägter Mangel und dein Körper ist „ausgetrocknet“, kann dir eine Infusionstherapie durch einen Arzt helfen.

Auch hier ist es wie generell bei den Elektrolyt-Störungen sehr wichtig, dass der Ausgleich langsam geschieht damit deine Zellen keinen Schaden nehmen. Versuche keine Experimente auf eigene Faust, sondern besprich die Therapie der Elektrolyt-Störungen mit deinem Arzt.

Bei erniedrigten Natrium-Werten solltest du mit deinem Arzt einen Blick auf deine Medikamenten-Liste werfen. Nimmst du zum Beispiel Diuretika (Harn-treibende, entwässernde Medikamente), können diese die Ursache der Hyponatriämie sein.

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Laborwerte

KREA: Kreatinin

KREA ist bei Laborwerten die Abkürzung für Kreatinin.
Die Kreatininkonzentration kann im Blutserum sowie im Urin bestimmt werden. KREA ist ein Nierenwert, aber KREA-Werte können sich auch durch die Ernährung erhöhen.

Was bedeutet KREA?

KREA ist die Abkürzung für Kreatinin. In deinem Körper fällt Kreatinin als Abbauprodukt im Energiestoffwechsel deiner Muskelzellen an. In geringen Mengen wird KREA deinem Körper auch über den Verzehr von Fleisch zugeführt.

Um zu verstehen, was Kreatinin mit deinem Muskel- und Energiestoffwechsel zu tun hat, sind ein paar Einblicke in die biochemischen Vorgänge deiner Zellen notwendig. Damit sich deine Muskelzellen überhaupt kontrahieren (zusammenziehen) können, benötigen sie Energie. Diese Energie stammt aus komplexen Stoffwechselwegen und als biochemischer Energieträger dient in der Regel das Adenosintriphosphat (ATP). Adenosintriphosphat ist eine chemische Verbindung, die aus drei Phosphatteilchen sowie einem Teilchen namens Adenosin besteht. Die Bindung der Phosphatteilchen an das Adenosin ist eine chemisch sehr energiereiche Bindung, sie birgt viel Energie für die Zellen.

Um aus Adenosintriphosphat Energie zu gewinnen, greifen Enzyme diese chemische Verbindung an. Enzyme sind in der Zelle vorhandene Eiweiße mit der Fähigkeit, chemische Verbindungen zu verändern und Stoffwechselprozesse zu beschleunigen. Ein Phosphatteilchen wird durch Enzyme vom Adenosintriphosphat abgespalten. Die dabei freigesetzte Energie kann eine Zelle für ihren Stoffwechsel nutzen. Muskelzellen nutzen die Energie zum Zusammenziehen der Muskelfasern. Was von dem Energieträger Adenosintriphosphat nun übrig bleibt, ist das Grundgerüst der chemischen Verbindung: Adenosindiphosphat (ADP) und ein freies Phosphatteilchen.

Damit deine Muskelzelle mehr als nur einmal kontrahieren kann, muss sich der verbrauchte Energieträger ATP regenerieren können. Hier kommen das Kreatinphosphat und das KREA (Kreatinin) ins Spiel. Machst du Sport und deine Muskeln arbeiten auf Hochtouren, kann das ADP (Adenosindiphosphat) ohne weitere Hilfe nicht schnell genug wieder zum Energieträger ATP umgewandelt werden. Dafür steht dem Muskel das in der Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse hergestellte Kreatinphosphat zur Verfügung. Liegt also viel verbrauchtes ATP in Form von ADP in der Zelle vor, spaltet ein Enzym eine Phosphatgruppe vom Kreatinphosphat ab und bindet sie an das Adenosindiphosphat (ADP). So entsteht aus dem Adenosindiphosphat und dem Phosphatteilchen erneut Adenosintriphosphat (ATP). Deiner Muskelzelle steht so neue Energie zur Verfügung. Aus dem Kreatinphosphat wird bei dieser Reaktion Kreatin. Ist diese Umwandlung in Kreatin einmal geschehen, kann das Kreatin nicht mehr verwendet werden. Es wird abgebaut und zerfällt dabei zu Kreatinin (KREA).

KREA als Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels wird dann über dein Blut zur Niere transportiert und über den Urin ausgeschieden.

Wann wird der KREA-Wert bestimmt?

KREA (Kreatinin) verlässt deinen Körper über deine Nieren. Entsteht im Muskel als Abfallprodukt des Muskelenergiestoffwechsels das Kreatinin, wird es über dein Blut zu den Nieren transportiert. Von dort gelangt KREA über den Nierenfilter in deinen Urin.

Da das Kreatinin deinen Körper fast ausschließlich auf diesem Wege verlassen kann, kann eine KREA-Bestimmung im Blut oder Urin dazu dienen, die Filterfunktion (glomeruläre Filtrationsrate, GFR) der Niere einzuschätzen. KREA gehört somit zu den sogenannten Nierenretentionsparametern.

Die häufigsten Gründe zur Bestimmung des KREA-Wertes sind:

  • Verlaufskontrollen von chronischen Nierenerkrankungen.
  • Verdacht auf eine akute Nierenerkrankung oder Nierenversagen.
  • Verdacht auf eine Nierenschädigung zum Beispiel durch Medikamente oder Gifte.
  • Abklärung von Nierenfolgeschäden bei Systemerkrankungen wie dem Diabetes mellitus.
  • Untersuchung der Funktionsfähigkeit der Nieren vor Untersuchungen mit Kontrastmittel (z.B. MRT).

Normalwerte für KREA

Gemessen werden kann dein KREA-Wert entweder im Blutserum oder im Urin.

Der KREA-Wert hängt vom Alter, dem Geschlecht und, als Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels, auch von der körperlichen Konstitution im Sinne der Muskelmasse und der sportlichen Aktivität der Person ab.

KREA-Normwerte im Blutserum

Gemessen wird der KREA-Wert im Blutserum in mg/dl, also Milligramm pro Deziliter. Das sind ein tausendstel Gramm pro Zehntel-Liter, also pro 100 ml.

  • Frauen: 0,66 – 1,09 mg/dl
  • Männer <50Jahre: 0,84-1,25 mg/dl
  • Männer >50Jahre: 0,81-1,44 mg/dl
Kinder: Alter KREA-Normwert
1-30 Tage 0,5 – 1,2 mg/dl
1 -12 Monate 0,4 – 0,7 mg/dl
1 – 3 Jahre 0,4 – 0,7 mg/dl
4 – 6 Jahre 0,5 – 0,8 mg/dl
7 – 9 Jahre 0,6 – 0,9 mg/dl
10 – 12 Jahre 0,6 – 1,0 mg/dl
13 – 15 Jahre 0,6 – 1,2 mg/dl
16 – 18 Jahre 0,8 – 1,4 mg/dl

Mittels verschiedener Formeln kann anhand des KREA-Wertes näherungsweise die Ausscheidungs-/Filterfunktion, also die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), als Maß der Funktionsfähigkeit der Niere errechnet bzw. geschätzt werden.

KREA-Normwerte im Urin

Gemessen wird der KREA-Wert im Urin in Gramm pro Tag (g/Tag). Dazu wird der Urin über 24 Stunden gesammelt. Das nennt sich 24-Stunden-Sammelurin.

  • Frauen: 1,00 – 1,30 g/Tag
  • Männer: 1,50-2,50 g/Tag

Weichen deine KREA-Werte im Blutserum und im Urin von den hier genannten Normwerten ab, mach dir bitte erst einmal keine Sorgen. Die KREA-Werte sind anfällig für verschiedene Fehlerquellen. Außerdem wenden unterschiedliche Labore verschiedene Messmethoden mit verschiedenen Normwerten an. Hast du Fragen zu deinen KREA-Werten, wende dich bitte an deinen Arzt.

Was bedeutet es, wenn dein KREA-Wert zu hoch ist?

 Ist der KREA-Wert im Blut zu hoch, kann dies viele Ursachen haben. Die Ursache der KREA-Erhöhung kann in deinen Nieren selbst liegen. Ist die Filter- bzw. Ausscheidungsleistung deiner Nieren vermindert, verlässt weniger KREA den Körper über den Urin. Der KREA-Wert im Blut steigt. Hinter der verringerten Ausscheidungsleistung der Nieren können entweder akute oder chronische Ursachen stecken.

Tritt eine KREA-Erhöhung nicht plötzlich, sondern schleichend bzw. lange andauernd auf, kommen chronische Ursachen für den KREA-Anstieg in Betracht. Zu den chronischen Ursachen für eine KREA-Erhöhung zählt die chronische Niereninsuffizienz. Gründe für das chronische Nierenversagen/Niereninsuffizienz können sein:

  • Diabetische Nephropathie: Langzeitig erhöhte Blutzuckerwerte im Rahmen eines Diabetes mellitus schaden der Filtermembran der Nieren und sind der häufigste Grund für ein chronisches Nierenleiden in Deutschland.
  • Entzündungen der Niere (Glomerulonephritis).
  • Erbliche Erkrankungen der Niere wie die Polyzystische Nierenerkrankung.
  • Vaskuläre Nephropathie: Langjähriger Bluthochdruck schädigt die Nierengefäße. Ursachen und Therapie von Bluthochdruck
  • Toxische Schäden an der Niere durch bestimmte Medikamente.

Zu den akuten Ursachen zählt das Akute Nierenversagen. Neben steigenden Kreatinin-Werten geht das Akute Nierenversagen mit weiteren Symptomen wie dem Versagen der Urinausscheidung und Veränderungen der Zusammensetzung des Urins einher.

Gründe für das Akute Nierenversagen können sein:

  • Verminderte Perfusion: Die Nieren haben ihre Funktion eingestellt, da die Blutversorgung (Perfusion) zu gering ist, zum Beispiel bei Austrocknung (Exsikkose) oder einem Kreislaufschock.
  • Nephrotoxisches: Giftige Substanzen, Medikamente oder Röntgenkontrastmittel haben die Filtermembran der Nieren geschädigt. Bis zu Regeneration der Filtermembranen und Zellen können bis zu drei bis vier Wochen vergehen.
  • Durch einen verstärkten Zellabbau von Blutzellen (Hämolyse) oder Muskelzellen (Rhabdomyolse) oder Abbauprodukte von Tumorzellen (z.B. beim Plasmozytom) werden die Filter und kleinen Röhren der Niere verstopft. Die Nierenfunktion ist gestört.
  • Harnverhalt: Eine mechanische Abflussbehinderung verhindert das Abfließen des Urins über die Blase und Harnröhre. Der Urin staut sich bis in die Nieren zurück und schädigt die Nieren.

Der Kreatinin-Wert im Blut steigt erst an, wenn mehr als 60% des funktionsfähigen Nierengewebes ausgefallen sind. Besteht also Verdacht auf eine Nierenerkrankung, werden in der Regel weitere Untersuchungen wie ein Ultraschall und weitere Laboruntersuchungen durchgeführt

Neben den vielfältigen renalen, also Nieren-bedingten, Gründe für eine KREA-Erhöhung können KREA-Erhöhungen auch aus ganz anderen Gründen auftreten. Bist du zum Beispiel Bodybuilder und hast eine enorm hohe Muskelmasse, können bei dir erhöhte KREA-Werte auftreten. Je mehr Muskeln du besitzt, desto mehr Kreatinin fällt täglich im Muskelstoffwechsel an und muss ausgeschieden werden. Auch bei starker körperlicher Belastung kann dein Kreatinin im Blut steigen. Bei der Interpretation der KREA-Werte spielt also auch immer die körperliche Beschaffenheit eine Rolle.

Ebenso wird Kreatinin dem Körper durch den Verzehr von gekochtem (Muskel-)Fleisch durch die Nahrung zugeführt. Extremer Fleischkonsum kann daher auch eine KREA-Erhöhung zur Folge haben.

Außerdem kann die Einnahme verschiedener Medikamente eine fehlerhafte, falsch hohe Messung des Kreatinin-Wertes zur Folge haben. Sprich diesbezüglich am besten mit deinem Arzt. Gemeinsam könnt ihr vielleicht den „Übeltäter“ auf deinem Medikamentenplan ausfindig machen und über mögliche Alternativen sprechen.

Was bedeutet es, wenn dein KREA-Wert zu niedrig ist?

Erniedrigte Kreatinin-Werte haben in der Regel keinen Krankheitswert. Ein zu niedriger KREA-Wert kann zum Beispiel bei Menschen mit Untergewicht oder alten Menschen mit geringer Muskelmasse auftreten. Da Kreatinin als Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels von der Muskelmasse abhängt, können Menschen mit geringer Muskelmasse auch sehr niedrige Kreatinin-Werte haben. Ebenso sind die Kreatinin-Werte in der Regel in der Schwangerschaft erniedrigt.

Was kannst du bei abweichenden KREA-Werten selbst tun?

Da ein erhöhter KREA-Wert im Blut wahrscheinlich Ausdruck einer Funktionsstörung deiner Niere ist, kannst du selbst wenig für deinen KREA-Wert tun.

Liegt der akuten KREA-Erhöhung ein Akutes Nierenversagen durch Austrocknung deines Körpers bei starken Flüssigkeitsverlust (zum Beispiel durch Durchfallerkrankungen oder beispielsweise durch eine zu geringe Trinkmenge an heißen Tagen) zugrunde, kannst du mit einer ausreichende Flüssigkeitszufuhrt von circa 2,5 Litern (bei älteren Menschen weniger) pro Tag helfen, deine Nieren wieder „in Gang“ zu bringen beziehungsweise ein Nierenversagen in Zukunft zu verhindern. In der Regel muss ein Akutes Nierenversagen aber im Krankenhaus behandelt werden.

Bei chronischen, abweichenden KREA-Werten sprichst du am besten mit deinem Arzt. Gemeinsam könnt ihr der Ursache auf den Grund gehen.

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Laborwerte

HS: Harnsäure

HS ist bei Laborwerten die Abkürzung für Harnsäure.
Die Harnsäurekonzentration kann im Blut sowie im Urin bestimmt werden. Erhöhte Harnsäurespiegel werden als Hyperurikämie bezeichnet, erniedrigte als Hypourikämie.

Was bedeutet HS?

HS ist die Abkürzung für Harnsäure. Harnsäure entsteht in deinem Körper als Endprodukt beim Abbau bestimmter Bestandteile der im Zellkern enthaltenen Erbinformation, der DNA.

Die DNA (Desribonukleinsäure) besteht aus einer Aneinanderreihung von Zuckerteilchen und weiteren chemischen Verbindungen wie den DNA-Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Die bestimmte Art der Aneinanderreihung der DNA-Basen bildet einen Code, der beim Ablesen der Erbinformation entschlüsselt wird. Aus einer scheinbar wahrlosen Aneinanderreihung chemischer Verbindungen wird so eine präzise Erbinformation gewonnen. Die DNA-Basen nehmen dabei die Rolle der Code-Zeichen ein. Entsprechend ihres chemischen Aufbaus werden die DNA- bzw. Nucleinbasen in zwei Arten von Basen eingeteilt, die Purin-Basen (Adenin, Guanin) und die Pyrimidin-Basen (Cytosin, Thymin).

Harnsäure entsteht beim Abbau der Purin-Basen, wenn alte Zellen und mit ihnen ihre DNA abgebaut wird. Harnsäure wird, wir ihr Name verrät, hauptsächlich über deine Nieren ausgeschieden. Doch nicht nur in deinem Körper entsteht Harnsäure. Auch in unserer Nahrung sind Purine enthalten, die in deinem Körper wiederum zu Harnsäure abgebaut werden.

Fällt zu viel Harnsäure in deinem Körper an, bilden sich Harnsäure-Kristalle. Diese können sich in den Gelenken oder in der Niere ablagern. Das kann zu Gelenk- oder Nierenbeschwerden führen. Ein erhöhter Harnsäure-Spiegel (Hyperurikämie), der mit typischen Gelenkbeschwerden auftritt, ist als Gicht bekannt. Plötzliche Anstiege des Harnsäure-Werts können Gichtanfälle auslösen. Hohe HS-Spiegel können auch die Bildung von Nierensteinen (Nephrolithiasis) fördern. Was tun bei Nierensteinen?

Wann wird der HS-Wert bestimmt?

HS wird zum Beispiel bei Gelenkschmerzen zur Abklärung einer Gicht im Blutserum bestimmt.

Da die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren erfolgt, kann der HS-Wert auch als Kontrollwert für die Nierenfunktion zum Beispiel bei chronischen Nierenerkrankungen dienen. Auch bei vorliegenden Nierensteinen kann eine HS-Bestimmung zur Ursachenklärung der Nierensteine erfolgen. Nierensteine Ursachen.

Da sich der Harnsäure-Wert als Abbauprodukt der DNA in gleicher Weise mit dem Ausmaß des Zellabbaus oder Zelluntergangs verändert, kann HS auch als Marker für den Zellzerfall genutzt werden. Das kann zum Beispiel bei einer Krebsbehandlung wie einer Bestrahlungs- (Radiatio) oder Chemotherapie oder bei Erkrankungen des Blutes (hämatologische Erkrankung) geschehen.

Außerdem kann der HS-Wert im Blut bestimmt werden zur Abklärung von Krankheiten, die eine Erhöhung des Harnsäure-Wertes verursachen können. Dazu zählen Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Alkoholmissbrauch oder eine Störung des Fettstoffwechsels.

Der HS-Wert kann nicht nur im Blutserum, sondern zusätzlich auch im Urin bestimmt werden. HS-Werte aus dem Urin können dabei helfen, das Risiko für Nierensteine einzuschätzen, einen erniedrigten HS-Wert abzuklären oder die Ursachen für einen hohen HS-Wert zu finden. Lies mehr zur Nierenstein-Diagnose.

Normalwerte für HS

HS wird im Blutserum bestimmt. Gemessen wird HS in mg/dl, also Milligramm pro Deziliter.

Die Normalwerte für Harnsäure im Blutserum hängen vom Alter sowie vom Geschlecht ab.

Alter weiblich männlich
Kinder 0-5 Tage 1,9 – 7,9 mg/dl 1,9 – 7,9 mg/dl
1-4 Jahre 1,7 – 5,1 mg/dl 2,2 – 5,7 mg/dl
5-11 Jahre 3,0 – 6,4 mg/dl 3,0 – 6,4 mg/dl
12-14 Jahre 3,2 – 6,1 mg/dl 3,2 – 7,4 mg/dl
15-17 Jahre 3,2 – 6,4 mg/dl 4,5 – 8,1 mg/dl
Erwachsene 2,4 – 5,7 mg/dl 3,4 – 7,0 mg/dl

Die Normalwerte für HS im Urin sind für Männer und Frauen gleich. HS-Werte im Urin werden in Gramm pro Tag (g/d) angegeben.

Normalwert für Harnsäure im Urin: 0,9 g/d

Deine Werte weichen von den hier genannten Normalwerten ab? Das ist zunächst einmal kein Grund zur Sorge. Je nach Labor und verwendeten Messgeräten werden andere Normalwerte für HS angegeben. Sprich bitte deinen Arzt an und bitte ihn um eine Erklärung deiner HS-Werte.

Was bedeutet es, wenn dein HS-Wert zu hoch ist?

Ist dein HS-Wert erhöht, ist zu viel  Harnsäure im Körper vorhanden. Für diese Hyperurikämie, wie erhöhte Harnsäure-Werte auch genannt werden, gibt es unterschiedliche Ursachen.

Hohe HS-Werte im Urin können auf Störungen des Harnsäurestoffwechsels, Nierensteine oder eine Störung der Nierenfunktion hindeuten. Der HS-Wert im Urin kann aber auch nach Fastenkuren, Diäten, einer Strahlenbehandlung oder einer Chemotherapie erhöht sein.

Eingeteilt werden die erhöhten Harnsäure-Werte bzw. Hyperurikämien in primäre und sekundäre Hyperurikämien. Sekundäre Hyperurikämien treten im Rahmen einer anderen Grunderkrankung oder durch einen anderen definierten Umstand auf. Generell können den erhöhten Harnsäure-Werten im Blut zwei Mechanismen zugrunde liegen, wobei sich die Ursachen der primären und sekundären Hyperurikämien unterscheiden:

  • Störung der Ausscheidung der Harnsäure über die Niere. Die Harnsäure sammelt sich im Körper an.
  • Harnsäure-Überproduktion.

Primäre Hyperurikämie

Ursachen der primären HS-Erhöhungen bzw. Hyperurikämien können sein:

  • Störung der Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren bei ansonsten normaler Nierenfunktion.
  • Harnsäure-Überproduktion aufgrund (angeborener) Stoffwechsel-Erkrankungen des Purin-Stoffwechsels.

Die Störung der Harnsäure-Ausscheidung, die zur primären Hyperurikämie führt, ist genetisch vorbestimmt. Oft treten hierbei hohe Harnsäure-Werte oder Gicht-Erkrankungen familiär gehäuft auf. Eine genaue Ursache ist für diese idiopathische Form der Hyperurikämie nicht bekannt.

Purin-Stoffwechselerkrankungen als Ursache einer primären Hyperurikämie infolge einer vermehrten Harnsäure-Produktion sind überaus selten. Dazu gehört zum Beispiel das Lesch-Nyhan-Syndrom. Andere seltene Erkrankungen gehen mit einer übermäßigen Neubildung von Purinen und folglich einer erhöhten Harnsäure-Produktion einher.

Sekundäre Hyperurikämie

Ursachen der sekundären HS-Erhöhungen bzw. Hyperurikämien können sein:

  • Verminderte Harnsäure-Ausscheidung aufgrund einer Nierenerkrankung, Medikamenteneinnahme, sonstiger chronischer Erkrankungen.
  • Gesteigerte Harnsäure-Produktion/-Zufuhr.

Ursache für eine verminderte Harnsäure-Ausscheidung können chronische Nierenerkrankungen mit einer verminderten Nierenfunktion sein. Auch Medikamente wie Beta-Blocker oder harnfördernde Mittel (Diuretika) können die Harnsäure-Ausscheidung beeinflussen. Durch Vergiftungen oder Erkrankungen der Hormondrüsen wie der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann es ebenfalls zu hohen HS-Werten kommen.

Eine gesteigerte Harnsäure-Produktion kann durch einen vermehrten Zelluntergang hervorgerufen werden. Als Ursache des Zellabbaus kommt zum Beispiel eine bösartigen Erkrankung oder Erkrankung des Bluts (hämatologische Erkrankung) in Frage. Auch Krebstherapien können zum Harnsäure-Anstieg durch zerstörte (Tumor-)Zellen führen. Ebenso kann eine Blutarmut, bei der die Blutzellen zugrunde gehen (hämolytische Anämie) Ursache für den Anstieg der HS-Werte sein.

Oftmals liegt die Ursache der erhöhten Harnsäure-Werte in einer zu hohen Purin-Zufuhr und einem ungesunden Lebensstil. Dann tritt die Hyperurikämie erst bei Überernährung, übermäßigem Konsum von Alkohol oder übermäßigem Verzehr Purin-haltiger Kost in Erscheinung. Beispiele für Lebensmittel mit hohem Purin- bzw. Harnsäure-Gehalt sind:

  • Innereien wie Nieren, Kalbsbries oder Rinder- oder Kalbsleber.
  • Fleisch- und Wurstprodukte.
  • Schwarte vom Schwein, Haut von Geflügel.
  • Fischsorten wie Hering, Sprotten, Hummer, Miesmuscheln, Sardinen, Thunfisch, Matjes.
  • Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Sojabohnen, Linsen.

Aber auch Fastenkuren bzw. Diäten, Stoffwechselverschiebungen und weitere Lebensmittel wie Zuckeraustauschstoffe oder Alkohol können die Harnsäure-Werte erhöhen.

Am besten setzt du dich gemeinsam mit deinem Arzt mit dem Thema Ernährung auseinander. So könnt ihr eventuelle Problemfelder in deinem Lebensstil erkennen, die die HS-Werte in die Höhe treiben können.

Zu hohe HS-Werte: Das Wichtigste in Kürze

Der HS-Wert alleine gibt keinen Aufschluss darüber, was die Ursache der HS-Erhöhung ist. Weitere Untersuchungen wie Blutuntersuchungen können der Ursache der Hyperurikämie auf den Grund gehen.

In der Tabelle sind Ursachen der primären und sekundären Hyperurikämie zusammengefasst:

Primäre Hyperurikämie Sekundäre Hyperurikämie
Störung der Harnsäure-Ausscheidung Genetisch / familiär bedingt Chronische Nierenerkrankung, Medikamenteneinnahme, andere Systemerkrankung
Harnsäure-Überproduktion Angeborene Purin-Stoffwechselerkrankung, wie z.B. Lesch-Nyhan-Syndrom

Gesteigerte Harnsäure-Neubildung

Bei Überernährung, Purin-reicher Kost, Alkoholkonsum

Vermehrter Zellabbau bei bösartigen Erkrankungen, Erkrankungen des Bluts, Krebstherapien

Was bedeutet es, wenn dein HS-Wert zu niedrig ist?

Erniedrigte Harnsäure-Werte werden auch Hypourikämien genannt. Erniedrigte HS-Werte im Blut können folgende Ursachen haben:

  1. Hypourikämien können Zufallsbefunde ohne erkennbare Ursache oder ohne erkennbare Krankheitswerte darstellen. Eine Kontrolle der Blutuntersuchung kann Aufschluss geben.
  2. Einer Hypourikämie kann eine verminderte Harnsäure-Produktion zugrunde liegen. Zur Produktion von Purin-Basen wird Vitamin B9 (Folsäure) benötigt. Folsäure nehmen wir mit der Nahrung auf. Damit du die Folsäure verwerten kannst, muss sie in der Leber in eine andere Form umgewandelt werden. Diese Umwandlung ist gestört, wenn schwere Leberschäden (Hepatopathie) vorliegen. Daher können erniedrigte HS-Werte auch durch schwere Lebererkrankungen bedingt sein. Auch eine Behandlung mit Arzneistoffen gegen Gicht wie Allopurinol kann die Harnsäure-Bildung senken und erniedrigte HS-Werte bedingen.
  3. Eine vermehrte HS-Ausscheidung kann Grund einer Hypourikämie sein. Die Ausscheidung der Harnsäure kann zum Beispiel durch Nierenerkrankungen gesteigert sein. Auch Gicht-Arzneistoffe können in die Harnsäure-Ausscheidung eingreifen. Urikosurika sind Arzneimittel, die dafür sorgen, dass mehr Harnsäure mit dem Urin ausgeschieden wird und der Harnsäure-Spiegel gesenkt wird. Östrogenpräparate, Salicylate (Salze und Ester der Salicylsäure) oder Phenylbutazon (Arzneistoff, der als starkes Schmerzmittel verwendet wird) wie auch die Gabe von Röntgenkontrastmittel können ebenfalls erniedrigte HS-Werte bewirken.

 Erniedrigte HS-Werte im Urin können auf eine Vergiftung, eine Störung der Leber- oder Nierenfunktion, eine Stoffwechselstörung oder auf eine Erkrankung der Schilddrüse hindeuten. Eine weitere Ursache für einen erniedrigten HS-Wert im Urin kann die Einnahme von Medikamenten aus der Wirkstoffgruppe der Diuretika (harntreibende und entwässernde Mittel), Salicylate (schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Mittel) oder Gicht-Arzneistoffe wie Probenecid sein.

Was kannst du bei abweichenden Werten selbst tun?

Verminderte HS-Spiegel (Hypourikämien) haben nur in den seltensten Fällen einen eigenen Krankheitswert. Hingegen können erhöhte Harnsäure-Werte (Hyperurikämien) Probleme wie zum Beispiel Gicht oder Nierensteine bereiten. Nierensteine Ursachen und Behandlung.

Hohe HS-Werte, die durch eine zu hohe Purin-Zufuhr bedingt sind, kannst du durch deine Ernährung und deinen Lebensstil beeinflussen. Am besten setzt du dich mit deinem Arzt zusammen. Im Gespräch und durch Führen eines Ernährungstagebuchs könnt ihr eventuelle Fehlerteufel in deinem Lebensstil erkennen, die für die hohen Harnsäure-Werte verantwortlich sein könnten.

Zur Senkung deines Harnsäure-Spiegels kannst du auf eine Purin-arme, gesunde Ernährung achten. Deine Ernährung sollte viel Obst und Gemüse enthalten und möglichst fettarm gestaltet werden. Fettarme Milchprodukte und ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte kannst du problemlos verzehren. Bei fettarmen Fischsorten und fettarmen Fleisch- bzw. Wurstsorten solltest du darauf achten, nur kleine Mengen zu verzehren. Deinen Alkoholkonsum solltest du einschränken, da Alkohol die Harnsäure-Ausscheidung hemmt. Auch auf eine ausreichende Bewegung sowie auf ein normales Körpergewicht und eine ausreichende Trinkmenge von mindestens zwei Litern täglich solltest du zum Wohle deiner Gesundheit achten.

Auf diese Purin-reichen Lebensmittel solltest du verzichten bzw. sie nur in geringen Maßen genießen:

  • Innereien wie Nieren, Kalbsbries oder Rinder- oder Kalbsleber.
  • Fettreiche Fleisch- und Wurstprodukte, Schwarte vom Schwein, Haut von Geflügel.
  • Fettreiche Fischsorten wie Hering, Sprotten, Hummer, Miesmuscheln, Sardinen, Thunfisch, Matjes.
  • Süßwaren, die Fructose oder Süßungsmittel enthalten.
  • In geringen Maßen können Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Sojabohnen, Linsen verzehrt werden.

Am wichtigsten ist, dass du auf eine ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse sowie auf Bewegung achtest und dich an den Tipps deines Arztes oder Ernährungsberaters zur Purin-armen Ernährung orientierst.

Wenn dein HS-Spiegel trotz optimaler Ernährung nicht ausreichend gesenkt werden kann, kann dein Arzt dir auch Medikamente zur Senkung des Harnsäure-Spiegels verschreiben.

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Laborwerte

Tn: Troponin

Tn ist als Laborwert die Abkürzung für Troponin.
Tn steht für Troponin. Das Eiweiß kommt in Skelett- und Herzmuskulatur vor. Tn-Laborwerte werden in der Diagnostik von Herzinfarkten und Herzerkrankungen verwendet.

Was bedeutet Tn?

Tn ist die Abkürzung für Troponin. Troponin ist ein Eiweiß und kommt in deiner Skelett- und Herzmuskulatur in unterschiedlichen Unterformen vor. Im Muskel hat Tn eine entscheidende Aufgabe bei der Muskelkontraktion. Damit sich eine Muskelzelle in deinem Körper zusammenziehen und auch wieder entspannen kann, ist ein komplexes Zusammenspiel aus verschiedenen Struktureiweißen und löslichen Stoffen wie zum Beispiel Kalzium gefordert. Troponin nimmt hierbei eine Regulationsfunktion ein. Es blockiert im Ruhezustand gemeinsam mit anderen Struktureiweißen wichtige Bindungsstellen. Wird der Muskelzelle durch Nervenimpulse der Befehl zur Kontraktion gegeben, strömt Kalzium in die Zelle ein. Wenn hohe Konzentrationen an Kalzium in der Zelle vorhanden sind, binden Kalzium-Teilchen an Troponin. Troponin ändert daraufhin seine Struktur. Es gibt die blockierten Kontaktstellen frei, sodass die Strukturproteine Aktin und Myosin miteinander in Kontakt kommen und die Muskelzelle sich zusammenziehen bzw. verkürzen kann.

Troponin wird in der Diagnostik von Herzinfarkten und Herzerkrankungen verwendet. Es tritt vermehrt im Blutkreislauf auf, wenn Herzmuskelzellen zerstört wurden. Wird Herzmuskelgewebe zum Beispiel durch einen Verschluss eines Herzkranzgefäßes bei einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) unzureichend durchblutet, kommt es zum Untergang von Herzmuskelzellen. Dabei werden Zellbestandteile wie das Troponin frei, die schließlich vermehrt im Blut gemessen werden können.

In der medizinischen Diagnostik wird in der Regel nur das kardiale Troponin cTn, also das Troponin aus deiner Herzmuskulatur (Myokard), bestimmt. Dieses ist wiederum aus drei Untereinheiten aufgebaut: Troponin C, Troponin I und Troponin T. Umgangssprachlich wird Troponin oftmals auch als Herzenzym bezeichnet.

Wann wird der Tn-Wert bestimmt?

Die Messung von Troponin im Blutserum wird einerseits zur Akut-Diagnose oder zum Ausschluss eines Herzinfarktes angewendet. Andererseits wird der Tn-Wert zur Beurteilung des Verlaufs eines Herzinfarktes oder einer Herzerkrankung bestimmt. In der Diagnostik wird in der Regel die Messung der Untereinheit TnT, also Troponin T verwendet.

Das kardiale Troponin als Struktureiweiß der Herzmuskelzellen wird vermehrt in die Blutbahn freigesetzt, wenn Herzmuskelzellen zerstört werden. Daher ist Troponin ein Marker für den Untergang von Herzmuskelzellen.

Troponin-Schnelltest

Troponin-Schnelltests finden zum Beispiel in Hausarztpraxen Anwendung. In Situationen, in denen unklar ist, ob ein Patient mit Herzsymptomen Herzinfarktgefährdet ist, kann der Troponin-Schnelltest gemeinsam mit anderen diagnostischen Mitteln wie dem EKG wertvolle Hinweise geben.

Doch nicht nur beim akuten Herzinfarkt kann der Tn-Wert steigen, weil Herzmuskelzellen untergehen. Auch andere Herzerkrankungen wie eine Entzündung des Herzmuskels, eine Lungenembolie, Herzrhythmusstörungen und viele weitere Erkrankungen können Auslöser für den Herzmuskelzellschaden sein.  Auch nicht-kardiale Ursachen wie eine Niereninsuffizienz können eine Troponin-Erhöhung verursachen. Daher kann der Troponin-Wert zwar Hinweise für einen Herzinfarkt liefern, aber keine abschließende Diagnose darstellen.

In der Akutdiagnostik eines Herzinfarktes ist das Wissen über den zeitlichen Verlauf der Tn-Werte zur Einschätzung von Troponin-Veränderungen hilfreich. Erst nach circa drei bis acht Stunden nach Beginn eines Herzinfarktes sind erhöhte Troponin-Werte zu erwarten. Maximalwerte werden 12 bis 96 Stunden nach Infarktbeginn beobachtet.

Troponin-Verlaufsbestimmung

Wiederholte Troponin-Bestimmungen aus dem Blutserum werden in der weiteren Diagnostik von Herzerkrankungen genutzt. Besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt und wiederholte Messungen des Troponins zeigen erhöhte Werte, erhärtet dies den Verdacht und kann zur Einleitung von Therapiemaßnahmen dienen.

In der Verlaufsbeobachtung eines akuten Herzinfarktes kann der Troponin-Wert auch zur Einschätzung des Verlaufs und der Schwere des Herzinfarktes dienen. Die Veränderungen des Troponin-Werts in zeitlichem Zusammenhang mit einem Herzinfarkt sind relativ genau erforscht. Die Höhe des Troponin-Werts kann verrechnet und zur Risikobeurteilung eines Herzinfarkt-Patienten genutzt werden. Dadurch können Entscheidungen für oder gegen bestimmte Therapiemaßnahmen getroffen werden.

Normalwerte für Tn

Bei der Bestimmung des Troponins wird in der Regel die Untereinheit Troponin T, kurz TnT, im Blutserum gemessen.

Der Grenzwert für TnT liegt für Männer und Frauen unabhängig vom Alter bei 0,4 µg/l (Mikrogramm pro Liter).  

Lediglich Erhöhungen des Wertes können Hinweise auf Erkrankungen liefern.

Sollte dein Tn-Wert von dem hier angegebenen Wert abweichen, beachte bitte, dass unterschiedliche Labore bei ihren Messungen verschiedene Grenzwerte zugrunde legen. Außerdem hängt der Tn-Wert unter anderem von Vorerkrankungen ab. Bitte wende dich an deinen Arzt und lass dir deinen Laborbefund genau erklären.

Was bedeutet es, wenn dein Tn-Wert zu hoch ist?

Die Beurteilung der Tn-Werte im Zusammenhang mit Herz-Symptomen ist in der Diagnostik von Herzerkrankungen neben dem Elektrokardiogramm (EKG) oder einer Bildgebung wie der Szintigrafie nur einer von vielen Bausteinen.

Erhöhungen des Troponin-Werts zeigen zwar die Zerstörung von Herzmuskelzellen an. Das heißt aber nicht automatisch, dass du einen Herzinfarkt hast. Weitere Gründe für einen erhöhten Tn-Wert können sein:

Nach einem Herzinfarkt dauert es in der Regel bis zu 14 Tage, bis dein Troponin-Wert wieder unter die Grenze von o,4 µg/l gesunken ist.

Was bedeutet es, wenn dein Tn-Wert zu niedrig ist?

Tn-Werte unter dem Grenzwert von 0,4 µg/l können zur Ausschlussdiagnostik eines akuten Herzinfarktes genutzt werden. Die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt ohne Troponin-Erhöhung zu haben, ist sehr gering.

Was kannst du selbst bei abweichenden Tn-Werten tun?

Du selbst kannst zu hohe Tn-Werte nicht beeinflussen. Ist dein Troponin im Blut erhöht, bedeutet das in der Regel, dass Herzmuskelzellen zerstört werden. Meist liegt der Troponin-Erhöhung also eine ernsthafte Erkrankung zugrunde, die medizinisch therapiert werden muss.

Worauf du aber achten kannst, ist dein persönliches Herzinfarkt-Risiko. Das Risiko für einen Herzinfarkt wird unter anderem durch folgende Faktoren erhöht:

Sprich deinen Arzt auf dein persönliches Herzinfarktrisiko und deine Blutwerte an. Gemeinsam könnt ihr dann vorbeugende Strategien entwickeln, wie du dein persönliches Risiko für einen Herzinfarkt senken kannst.

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Laborwerte

fT4: Freies Tetrajodthyronin

fT4 ist als Laborwert die Abkürzung von freiem Tetrajodthyronin.
fT4 steht für freies Tetrajodthyronin. Es ist eines der nicht an Transporteiweiße gebundenen, frei im Blut vorkommenden Schilddrüsenhormone.

Was bedeutet fT4?

fT4 ist die Abkürzung für freies Thyroxin, auch freies Tetrajodthyronin genannt. Thyroxin ist eines deiner Schilddrüsenhormone. Es kommt im Körper in einer freien Form (freies Thyroxin, fT4) oder als Eiweiß-gebundene Form (T4) vor.

Tetrajodthyronin wird in deiner Schilddrüse gemeinsam mit einem anderen Schilddrüsenhormon gebildet. Das ist das Trijodthyronin, kurz T3. In der Schilddrüse gibt es sogenannten Follikelepithelzellen. Diese Zellen sind für die Hormonproduktion zuständig. Gemeinsam bilden diese Zellen kleine Kugeln, in deren Mitte ein Hohlraum ist. Sie produzieren ein Eiweiß, Thyreoglobulin und lagern es im Hohlraum ab. Werden Schilddrüsenhormone benötigt, nehmen die Zellen vermehrt Jod aus dem Blut auf und geben es in den Hohlraum zum gelagerten Eiweiß Thyreoglobulin ab. An Seitenarme des Thyreoglobulins werden nun Jod-Teilchen gebunden und diese Seitenarme dann abgespalten. Enthalten diese abgespaltenen Seitenarme vier Teilchen Jod, so entsteht T4 also Tetrajodthyronin. Werden Anteile mit drei Teilchen Jod abgespalten, handelt es sich um ein anderes Schilddrüsenhormon, das T3 oder Trijodthyronin. In der Schilddrüse wird hauptsächlich T4 produziert. T4 ist langlebiger als T3, hat jedoch eine geringere Wirkung.

Die Schilddrüsenhormone werden dann in die Blutbahn freigesetzt. Im Blut sind sie in großen Teilen an Eiweiße gebunden. Kleine Anteile wie unser fT4 liegen allerdings frei im Blut vor und sind hormonell aktiv. Die Eiweiß-gebundenen Hormone im Blut können als Hormonspeicher dienen. Benötigt dein Körper schnell Schilddrüsenhormone, können die Hormone in den Zielzellen von den Transport-Eiweißen gelöst werden. Oft wird hier wieder ein Jod-Teilchen vom T4 abgespalten. Es entsteht also T3, was hormonell viel wirksamer ist als T4.

Schilddrüsenhormone erfüllen wichtige Aufgaben in deinem Körper:

  • Wachstum und Entwicklung.
  • Energiehaushalt, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel.
  • Körpertemperatur.

Die Produktion von T4 (und T3) ist in einen komplexen Regelkreis eingebunden. Damit nicht zu wenig oder zu viele Schilddrüsenhormone gebildet werden, unterliegt deine Schilddrüse einer strengen Regulation.

Für das nötige Gleichgewicht im Hormonhaushalt sorgen folgende Regulationszentren in deinem Körper:

  • Ein Teil deines Zwischenhirns, der Hypothalamus, gibt mithilfe von TRH (Thyreotropin-freisetzendes Hormon) der Hirnanhangsdrüse ein Signal.
  • Die Hirnanhangsdrüse (auch Adenohypophyse oder Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse genannt) reagiert auf das Signal des Hypothalamus, indem sie TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon) freisetzt.
  • Das von der Hirnanhangsdrüse gebildete TSH bindet an die Schilddrüse und regt die Bildung der Schilddrüsenhormone an.

Wann wird der fT4-Wert bestimmt?

Der fT4-Wert wird bestimmt, um die Funktion deiner Schilddrüse und die Funktionsfähigkeit deines Schilddrüsen-Regelkreises zu untersuchen. Überprüft werden kann zum Beispiel:

  • Ob die Produktion deiner Schilddrüsenhormone funktioniert.
  • Ob deine Schilddrüse zu viel oder zu wenig Schilddrüsenhormone produziert.
  • Ob deine Schilddrüse auf die Kontrollmechanismen deiner Hirnanhangsdrüse reagiert.

Eine Bestimmung des fT4 wird beispielsweise durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Hypo- oder Hyperthyreose, also eine Unter- oder Überfunktion deiner Schilddrüse besteht. Auch wenn du schwanger bist, wird deine Schilddrüse kontrolliert. Denn die Schilddrüsenhormone spielen eine große Rolle in der Entwicklung deines ungeborenen Kindes.

Normalwerte für fT4

fT4 wird im Blutserum bestimmt. Die Konzentration des freien Tetrajodthyronin ist abhängig vom Alter, aber nicht vom Geschlecht. Die Normalwerte des fT4 gelten also sowohl für Frauen als auch für Männer. Angegeben werden die Werte in ng/dl (Nanogramm pro Deziliter), das sind Milliardstel Gramm pro Deziliter.

Der fT4-Normalwerte für Erwachsene liegt bei 0,73 – 1,95 ng/dl.

Normalwerte für Kinder und Jugendliche findest du in der Tabelle:

Alter fT4-Normalwert
1. und 2. Lebenstag 1,6 – 3,8 ng/dl
3. – 30. Lebenstag 1,5 – 3,0 ng/dl
1 – 12 Monate 1,1 – 1,8 ng/dl
1 – 7 Jahre 0,9 – 1,7 ng/dl
7 – 13 Jahre 0,9 – 1,7 ng/dl
13 – 18 Jahre 0,9 – 1,8 ng/dl

Der fT4-Wert bezeichnet nur die Konzentration des frei im Blut vorliegenden und aktiven T4. Eiweiß-gebundenes T4 wird in der Messung nicht berücksichtigt. So ist der fT4-Wert unabhängig von Veränderungen der Eiweiß-Zusammensetzung des Blutes und kann unabhängig von der Konzentration der Transportproteine gedeutet werden.

Sollten deine fT4-Werte von den genannten Werten abweichen, dann bedenke: jedes Labor arbeitet mit anderen Analysegeräten und hat daher auch eigene Normalwerte. Dein Arzt kann dir den Laborbefund genaU erklären und deine Fragen beantworten.

Der fT4 wird oft zusammen mit den Werten für TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon) und fT3 bestimmt. Die gemeinsame Betrachtung der Werte kann Aufschluss über die Funktion deiner Schilddrüse und deines Schilddrüsen-Regelkreises geben.

Was bedeutet es, wenn dein fT4-Wert zu hoch ist?

Ein hoher fT4-Wert zeigt eine vermehrte Produktion deines Schilddrüsenhormons Tetrajodthyronin an. Eine gemeinsame Betrachtung des fT4 mit den weiteren Werten des Schilddrüsen-Regelkreises wie TSH und fT3 kann Hinweise auf eine mögliche Ursache geben.

fT4 und fT3 erhöht, TSH erniedrigt

Wenn die Werte für fT4 und fT3 erhöht sind sowie Wert für TSH erniedrigt, könnte es sich um eine primäre Hyperthyreose handeln. Da Ursache für diese Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) in den meisten Fällen in der Schilddrüse selbst liegt, wird diese Art der Überfunktion als primäre Hyperthyreose bezeichnet. Hohe Konzentrationen von Schilddrüsenhormonen führen dazu, dass deine Hirnanhangsdrüse weniger TSH produziert. Auf diese Weise soll das Hormongleichgewicht wiederhergestellt werden.

Mögliche Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion:

  • Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditis).
  • Autoimmune Entzündungen der Schilddrüse wie Morbus Basedow (Autoimmunthyreoiditis).
  • Untersuchungen mit Jod-haltigem Kontrastmittel.
  • Arzneistoffe wie Amiodaron. Wird bei Herzrhythmusstörungen angewandt. Lies mehr zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen.
  • Heiße Knoten oder hormonell aktive Tumoren (hormonproduzierende Adenome oder Karzinome).
  • Zu hohe Dosierung des Schilddrüsenmedikaments Thyroxin.

fT4, fT3 und TSH erhöht

Sind in den Laborwerten fT4, fT3 und TSH erhöht, kann eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegen. Schuld daran kann deine Hirnanhangsdrüse (Adenohypophyse) sein. Als vorgeschaltetes Regulationszentrum produziert der Vorderlappen deiner Hirnanhangsdrüse das TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon). Deine Schilddrüse reagiert auf das TSH mit einer Produktion von T4 und T3. Wenn deine Hypophyse zu viel TSH produziert, stellt auch deine Schilddrüse zu viele Hormone her. Das nennt sich sekundäre Schilddrüsenüberfunktion oder sekundäre Hyperthyreose. Normalerweise melden hohe T3 und T4 Konzentrationen deiner Hypophyse zurück, dass genügend Hormone vorhanden sind und kein weiteres TSH ausgeschüttet werden muss. Manche Erkrankungen führen dazu, dass deine Hypophyse nicht mehr auf diesen Rückmeldungsmechanismus reagiert. Mögliche Ursachen könnten Erkrankungen der Hypophyse oder ein sehr seltener Hypophysentumor sein.

Was bedeutet es, wenn dein fT4-Wert zu niedrig ist?

Ein erniedrigter fT4-Wert kommt durch eine verminderte Produktion deines Schilddrüsenhormons Thyroxin oder Tetrajodthyronin zustande. Um mögliche Gründe des niedrigen fT4-Spiegels herauszufinden, kannst du dir gemeinsam mit deinem Arzt den fT4-Wert und die weiteren Werte deines Schilddrüsen-Regelkreises ansehen.

fT4 erniedrigt, TSH erhöht

Möglicherweise liegt erniedrigten fT4-Werten und erhöhten TSH-Werten eine Schilddrüsen-Unterfunktion zugrunde. Deine Schilddrüse schafft es nicht, ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren. Deiner Hirnanhangsdrüse wird also zurück gemeldet, dass Schilddrüsenhormone fehlen. Nun produziert deine Hirnanhangsdrüse mehr TSH, um deine Schilddrüse weiter zur Schilddrüsenhormon-Freisetzung anzuregen. Die Ursache der fehlenden Hormone liegt also in der Schilddrüse selbst, daher wird die Schilddrüsenunterfunktion auch als primäre Hypothyreose bezeichnet.

Erkrankungen, die als Ursache für eine primäre Schilddrüsenunterfunktion (primäre Hypothyreose) möglich sein könnten:

  • Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis).
  • Autoimmune Entzündung / Hashimoto-Thyreoiditis.
  • Medikamentenwirkstoffe, die die Schilddrüsenhormonproduktion hemmen, wie Thyreostatika, Lithium.
  • Angeborene Schilddrüsenunterfunktion.

fT4 erniedrigt, TSH erniedrigt

Wenn sowohl deine Schilddrüsenhormonwerte fT4 und fT3 als auch dein TSH-Wert niedrig sind, wäre als Ursache eine Störung deiner Hirnanhangsdrüse möglich. Diese Unterfunktion deiner Schilddrüse ist dadurch bedingt, dass die Hypophyse zu wenig TSH freisetzt und deine Schilddrüse somit zu wenig Signale zur Produktion der Schilddrüsenhormone erhält. Daher nennt sich diese Schilddrüsenunterfunktion auch sekundäre Hypothyreose. Eine Erkrankung deiner Hirnanhangsdrüse könnte ein Grund sein.

Was Schilddrüsenwerte bedeuten

Bei Fragen zu den komplexen Kombinationen und Konstellationen der Schilddrüsenwerte, zur Bedeutung und den Ursachen der Abweichung deiner persönlichen Schilddrüsenwerte, sprich bitte deinen Arzt an. In der Tabelle kannst du eine Zusammenfassung des Zusammenspiels der Schilddrüsenwerte ablesen.

Schilddrüsenfunktion TSH T3 T4
Schilddrüsenüberfunktion = Hyperthyreose primär niedrig hoch hoch
sekundär hoch hoch hoch
Schilddrüsenunterfunktion = Hypothyreose primär hoch niedrig niedrig
sekundär niedrig niedrig niedrig

 

Was kannst du selbst bei abweichenden fT4-Werten tun?

Der Regelkreis deiner Schilddrüsenhormone wird durch einen Teil des Zwischenhirns, den Hypothalamus, und die Hirnanhangsdrüse überwacht. Auf den Hypothalamus oder den Schilddrüsenregelkreis generell kannst du selbst wenig Einfluss nehmen. Du kannst aber darauf achten, ob vielleicht Medikamente, die du einnimmst, Einfluss auf deine Schilddrüse haben könnten. Besprich eventuelle Ersatz-Medikationen bitte unbedingt mit deinem Arzt und setze verordnete Medikamente nie auf eigene Faust ab.  Außerdem kannst du auf eine ausreichende Jodzufuhr über die Nahrung achten. Aber auch hier gilt: viel hilft nicht viel. Lass dich von deinem Arzt beraten. Im Gespräch könnt ihr gemeinsam entscheiden, wie ihr vorgeht, um deinen fT4-Wert wieder in den Normbereich zu bekommen.