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Interviews

Gutartige Prostatavergrößerung

Älteres Paar ist nach Behandlung der vergrößerten Prostata im Bett wieder glücklich.
Eine erfolgreiche Behandlung der vergrößerten Prostata kann die Lebensqualität Betroffener wieder stark steigern.

Was hilft bei vergrößerter Prostata?

Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Rolf Muschter, Facharzt für Urologie
Professor Muschter gehört zu den Pionieren der Laserbehandlung von Erkrankungen der Prostata. Als Experte für minimal-invasive Therapieverfahren besitzt er umfangreiche Erfahrungen. Als Facharzt für Urologie arbeitet er in der ALTA Klinik

Leidest du unter häufigem Harndrang und dem Gefühl, dass deine Blase nie ganz leer wird? Diese Symptome sind für eine gutartige Prostatavergrößerung typisch. Ebenfalls können sich nächtliche Toilettengänge häufen. Viele Männer ab dem 50. Lebensjahr bemerken diese Beschwerden, die sich mit zunehmendem Alter häufen können. Wie sich eine gutartig vergrößerte Prostata behandeln lässt, erklärt Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Rolf Muschter. Er ist ein international anerkannter Experte für Endo-Urologie in der ALTA Klinik.

Herr Professor Muschter, wie entsteht eine Prostatavergrößerung?

Die gutartige Prostatavergrößerung oder benigne Prostatahyperplasie resultiert aus einer altersbedingten Umstellung des Hormonhaushalts. Die Dysbalance zwischen Testosteron, dem männlichen Geschlechtshormon, und Östrogen, dem weiblichen Geschlechtshormon, führt zum Wachstum der Vorsteherdrüse. Diese umgibt den Bereich der Harnröhre, der sich unmittelbar vor der Blase befindet. Durch ihr Anschwellen übt sie Druck die Harnblase aus, sodass die charakteristischen Beschwerden auftauchen.

Welche Beschwerden sind für die vergrößerte Prostata typisch?

Hauptsächlich macht sich die Prostatavergrößerung durch Beschwerden beim Wasserlassen bemerkbar. Erste Symptome können in nächtlichem Harndrang und einer Verzögerung beim Urinieren bestehen. Bei betroffenen Männern schwächt sich der Harnstrahl merklich ab. Während des Wasserlassens kann der Harnstrahl mehrfach unterbrochen werden, sodass sich die Blasenentleerung in die Länge zieht. Nach dem Urinieren kann es zum Nachtröpfeln kommen.

Was geschieht, wenn die Prostatavergrößerung unbehandelt bleibt?

Durch verstärkten Harndrang und durch den geschwächten Harnstrahl leistet die Blasenmuskulatur Mehrarbeit. Auf Dauer kann sich dadurch eine sogenannte Divertikel- oder Balkenblase entwickeln. Das erschwert eine vollständige Blasenentleerung, sodass nicht selten Restharn in der Blase zurückbleibt. Diese Stauung kann Infektionen wie eine Blasenentzündung oder eine Harnröhrenentzündung verursachen. Kommt es zum vollständigen Harnverhalt, drohen Schmerzen sowie eine gravierende Schädigung von Harnleiter und Nieren.

Welche Methoden gibt es, um die vergrößerte Prostata zu behandeln?

Neben einer medikamentösen Behandlung gibt es mehrere operative Verfahren, um die Prostatahyperplasie zu behandeln. Eine in unserer Klinik angebotene Methode nennt sich TULSA. Das steht für Transurethrale Ultraschall-Ablation. Die TULSA-Methode kommt für große Prostatavolumina infrage. Bei dieser Hitzebehandlung wird angeschwollenes Körpergewebe live im MRT-Gerät abgetragen. Bei einer Temperatur von 86 Grad Celsius kann das Gewebe kontrolliert „verkochen“. Für die Patienten bringt das mehrere Vorteile:
• Die männliche Potenz bleibt erhalten.
• Die natürliche Ejakulation wird nicht beeinträchtigt.
• Alle Funktionen der Prostata und die Kontinenz bleiben gewahrt.
• Die Harnröhre bleibt unbeschädigt.

Ebenso zu den minimal-invasiven Methoden gehört die Holmium-Laser-Enukleation (HoLEP) der Prostata. Hierbei wird das Gewebe mithilfe eines Lasers dauerhaft entfernt, um den Druck auf Harnröhre und Blase zu vermeiden. Im Vergleich zu einer klassischen Prostata-OP bietet die Laserbehandlung eine schnellere Behandlung und Linderung der störenden Symptome. Vorteilhaft ist außerdem, dass Patienten nur eine Nacht stationär in der Klinik bleiben müssen.

Wie funktioniert die Holmium-Laser-Enukleation (HoLEP)?

Der Holmium-Laser ist ein chirurgischer Laser, der auch bei einer stark vergrößerten Prostata zum Einsatz kommen kann. Er ermöglicht das saubere Trennen von peripherer Zone und Transitionszone, der eigentlichen Gewebevergrößerung. Das Gewebe wird in die Harnblase geführt und teilt sich hier in winzige Segmente. Diese können über die Harnröhre aus dem Körper abgeführt werden. Der gesamte Prozess verläuft blutungsarm und hinterlässt keine Narbenbildung.

Wie sind bei einer Prostatavergrößerung die Chancen mit und ohne Eingriff?

Die Chancen einer Prostatabehandlung mit dem TULSA-Verfahren oder dem Holmium-Laser stehen sehr gut. Bei beiden Verfahren wird das betroffene Gewebe zielgenau entfernt. Das gelingt innerhalb kurzer Zeit, sodass die Patienten schnell von ihren Beschwerden befreit sind. Komplikationen treten bei den wenigsten auf. Allerdings kann es vereinzelt nötig sein, die Behandlung zu wiederholen.

Ohne einen Eingriff kann es mithilfe von Medikamenten gelingen, das Prostatawachstum zu verlangsamen. Allerdings kann das Gewebe nicht verkleinert werden und es wächst, wenn auch langsamer, weiter. Dadurch treten früher oder später die bereits genannten Beschwerden beim Wasserlassen auf. Diese können sich wiederrum durch die stetige Volumenzunahme der Vorsteherdrüse zu ernsten Komplikationen entwickeln.

Was können Männer selbst gegen die Prostata-Beschwerden unternehmen?

Wie bereits gesagt, gibt es rezeptfreie und rezeptpflichtige Arzneimittel, die gegen die Prostatavergrößerung Abhilfe schaffen sollen. Alternativ können Betroffene versuchen, die Speicherfähigkeit ihrer Blase durch gezieltes Training zu erhöhen. Dazu lässt sich der Gang zur Toilette hinauszögern. Allerdings sollte sich daraus kein Harnverhalt entwickeln, da auch hier Infektionen und Nierenprobleme die Folge sein können.

Sinnvoll kann es für Patienten mit Prostata-Beschwerden sein, harntreibende Getränke zu vermeiden oder wenigstens nur in Maßen zu konsumieren. Dazu gehören natürlich alkoholische Erfrischungen, aber auch Schwarzer Tee und Kaffee. Um beispielsweise den nächtlichen Harndrang zu reduzieren, sollten Betroffene kurz vor dem Schlafengehen gar nichts mehr trinken. Wichtig ist aber, dem Körper dennoch ausreichend Flüssigkeit zukommen zu lassen. Wasser ist hier bevorzugt zu nennen. Denn wer zu wenig trinkt, riskiert ebenfalls eine Blasenentzündung.

Gibt es auch Tipps gegen das Nachträufeln?

Um das Nachträufeln zu verhindern, können die Patienten nach dem Wasserlassen noch etwas warten und anschließend einen neuen Versuch wagen. Im besten Fall kann dadurch eine vollständige Blasenentleerung erreicht werden, auch wenn der Prozess mehr Zeit auf der Toilette erfordert. Obwohl diese Tipps Betroffenen im Alltag Erleichterung verschaffen können, sind sie nicht in jedem Fall als Alternative zu einer ärztlichen Behandlung anzusehen.

Einige Patienten befürchten bei einem Eingriff negative Folgen. Können Sie ihnen diese Ängste nehmen?

Bei jedem Eingriff kann es zwar zu Risiken kommen, jedoch sind TULSA- und Laser-Behandlung in unserer Klinik erprobt und werden von erfahrenen Ärzten vorgenommen. Bei beiden Behandlungen bleiben sowohl die Nerven der Prostata und damit die Potenz und das Ejakulationsvermögen unbeeinträchtigt. Nach der Behandlung bessern sich also nicht nur die Beschwerden beim Wasserlassen. Patienten brauchen auch keine Komplikationen beim Geschlechtsverkehr zu befürchten.

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Fachbezeichnungen

FA Urologie

Urologe erklärt jungem Mann mit Prostataleiden die Diagnose auf dem Tablet.
Ein Facharzt für Urologie befasst sich mit Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen der Harnwege inklusive der Besonderheiten des männlichen Urogenitalsystems und der weiblichen Harnorgane.

Was ist ein Facharzt für Urologie?

Der Facharzt für Urologie, kurz Urologe, ist keinesfalls nur ein „Männerarzt“. Zwar befasst sich der Facharzt für Urologie auch mit Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane inklusive der Prostata, der Hoden, des Penis sowie mit Funktionsstörungen der männlichen Sexualorgane wie der Erektionsstörung (erektile Dysfunktion) und der Impotenz, doch sein Aufgabengebiet umfasst vieles mehr.

Neben Infektionen wie Blasenentzündung, Steinleiden in den Harnwegen (Urolithiasis) und Funktionsstörungen der ableitenden Harnwege bei Mann und Frau sind Themen wie Inkontinenz, Blasenentleerungsstörungen und bösartige Erkrankungen der Niere, Blase, des Hodens, des Penis und der Prostata zentrale Arbeitsbereiche des Urologen. Was tun bei Blasenentzündung?

In der Krebsvorsorge ist der Urologe ebenfalls tätig. Das Screening auf bösartige Erkrankungen der Prostata (Prostata-Karzinom) wird in Deutschland für alle Männer ab 45 Jahren jährlich angeboten. Es beinhaltet das Abtasten der männlichen Geschlechtsorgane inklusive der Prostata. Die Bestimmung des PSA-Werts im Blut zählt nicht zur regulären Krebs-Früherkennung, wird aber bei Bedarf durchgeführt. Normalwerte für PSA.

Auch operative und minimalinvasive, endoskopische Diagnostiken und Therapien zählen zum Tätigkeitsgebiet des Facharztes für Urologie. Dies beinhaltet zum Beispiel die Versorgung von Verletzungen der Harnwege, die Entfernung bösartiger Tumoren der Harnwege, die Behebung von Harnabflussstörungen durch Harnsteine (Urolithiasis) und die Sterilisation des Mannes.

Ausbildung zum Facharzt für Urologie

Die Ausbildung zum Facharzt für Urologie schließt sich an ein abgeschlossenes Medizinstudium und den Erwerb der Befugnis zur Ausübung des Arztberufes (Approbation) an. Die Weiterbildung zum Urologen dauert in der Regel fünf Jahre. In dieser Zeit als Assistenzarzt lernt der angehende Urologe sein Tätigkeitsgebiet kennen und erwirbt die notwendigen Fähigkeiten zur Tätigkeit im Fachbereich der Urologie. Bis zu zwölf Monate der 60-monatigen Weiterbildungszeit können im ambulanten Bereich abgeleistet werden. Außerdem kann der Assistenzarzt bis zu zwölf Monate in der stationären Versorgung im Fachbereich der Chirurgie verbringen und diese Zeit auf seine Weiterbildungszeit anrechnen lassen.

Wo arbeitet ein Urologe?

Der Facharzt für Urologie kann sowohl im stationären Bereich, also in Krankenhäusern oder Hochschulkliniken, als auch im ambulanten Bereich zum Beispiel in Facharztpraxen tätig sein. Ein Urologe kann auch ambulant in einer Facharztpraxis arbeiten und zusätzlich zu bestimmten Zeiten operativ an Kliniken tätig sein. Auf diese Weise kann der Facharzt für Urologie trotz ambulanter Niederlassung auch im operativen Teil seines Fachgebiets praktizieren. Eine Anstellung in der medizinischen Forschung und Lehre ist für den Facharzt für Urologie ebenfalls möglich.

Wann gehst du zum Urologen?

Einen Termin beim Urologen kannst du mit einer Überweisung von deinem Hausarzt bekommen. Du kannst den Facharzt für Urologie aber auch direkt, also ohne Überweisung, aufsuchen.

Dein richtiger Ansprechpartner ist der Facharzt für Urologie, wenn es um Entzündungen (Infektionen) der Harnwege geht. Dazu zählen zum Beispiel:

Blasensteine, Nierensteine oder Steine im Harnleiter können quälende Schmerzen verursachen. Bei diesen Steinleiden (Urolithiasis) hilft der Facharzt für Urologie weiter. Lies mehr zu Ursachen und Therapie von Nierensteinen.

Dir sind Veränderungen deines Urins aufgefallen? Verfärbungen, Änderungen in der Urinmenge oder Trübungen deines Urins können Hinweise auf Erkrankungen sein oder ganz harmlose Ursachen haben. Der Facharzt für Urologie kann die Urin-Veränderungen abklären.

Wenn du Schwierigkeiten beim Wasserlassen hast, Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie) oder deinen Urin nicht gut halten kannst, ist ein Besuch beim Urologen ratsam. Typische Beratungsanlässe sind:

  • Blasenentleerungsstörungen.
  • Probleme beim Wasserlassen zum Beispiel beim Mann im fortgeschrittenen Alter aufgrund einer Vergrößerung der Prostata (Benigne Prostatahyperplasie).
  • Inkontinenz-Problematiken mit unkontrollierbarem Harnverlust.

Du bist männlich, älter als 45 Jahre und warst noch nie beim Urologen? Ab einem Alter von 45 Jahren bieten Fachärzte für Urologie ein Krebsfrüherkennungsprogramm an, das von der Krankenkasse bezahlt wird. Das sogenannte Prostatakrebs-Screening umfasst das Abtasten der Prostata und kann mittels weiterer Untersuchungsmethoden, die der Patient selbst zahlt, erweitert werden.

Auch bei Erektionsproblemen oder bei Fragen zur Fruchtbarkeit ist der Facharzt für Urologie der richtige Ansprechpartner. Dieses Teilgebiet der Urologie wird auch Andrologie (Männerheilkunde) genannt und umfasst beispielsweise:

  • Diagnostik und Behandlung von Erektionsstörungen wie der erektilen Dysfunktion.
  • Familienplanung und Sexualberatung des Mannes und des Paares.

Angeborene Fehlbildungen des Harntraktes oder durch Operationen-bedingte Veränderungen werden durch den Urologen betreut und beobachtet. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Versorgung eines Blasen-Dauerkatheters zur Urinableitung aus der Blase bei Kontinenzproblemen oder bei Personen mit Vorerkrankungen mit der Unfähigkeit des „normalen“ Wasserlassens.
  • Versorgung von alternativen Harnableitungen zum Beispiel nach Entfernung einer Niere oder der Blase.
  • Betreuung von Patienten mit angeborenen Harntrakt-Anomalien.

Auch angeborene Fehlbildungen und Probleme der männlichen Sexualorgane im Kindesalter behandelt der Urologe. Typische Beratungsanlässe sind:

  • Hodenhochstand beim Kind (Maldescensus testis) inklusive operativer Therapie.
  • Vorhautverengung (Phimose).
  • Leistenbruch (Leistenhernie) und Leistenhoden.
  • Krampfadern im Hodensack (Varikozele).

Der Urologe betreut und behandelt Patienten mit Krebs-Erkrankungen der Harnwege und der männlichen Geschlechtsorgane. Von der operativen Therapie bis hin zur Strahlentherapie, Chemotherapie sowie der medikamentösen und hormonellen Therapie: der Urologe plant, koordiniert und führt die Therapie der Krebserkrankung durch. Bösartige Erkrankungen der Harnwege und des männlichen Genitaltrakts sind beispielsweise:

  • Blasenkrebs (Harnblasen-Karzinom, Urothel-Karzinom).
  • Nierenkrebs (Nieren-Karzinom).
  • Prostata-Krebs (Prostata-Karzinom).
  • Hodentumore.

Notfälle, die der Facharzt für Urologie versorgt, sind unter anderem:

  • Akute Stieldrehung des Hodens (Hodentorsion).
  • Harnverhalt (Anurie).
  • Nierenkoliken oder Harnleiterkoliken aufgrund eines Steinleidens (Urolithiasis).

Untersuchungen beim FA Urologie

Der Facharzt für Urologie kann neben einer ausführlichen urologischen und Sexual-Anamnese (Aufnahme der medizinisch relevanten Informationen und der Vorgeschichte des Patienten) noch viele spezielle Untersuchungen durchführen. Um deine Harnwege und dein Urogenitalsystem zu untersuchen, können zum Einsatz kommen:

  • Prostata-Krebs Früherkennungsuntersuchung: Das Screening auf Prostata-Krebs wird für alle Männer ab 45 Jahren jährlich angeboten. Der Urologe stellt dabei gezielte Fragen zu Beschwerden der Geschlechtsorgane oder Prostata, untersucht die Hoden und den Penis und tastet die Prostata vom Enddarm aus ab. Bei dieser digitalen rektalen Untersuchung, wie das Abtasten der Prostata mit dem Finger über den Enddarm auch genannt wird, kann der Facharzt für Urologie Veränderungen wie Vergrößerungen oder Verhärtungen der Prostata ertasten und weitere Diagnostik einleiten. Auf Wunsch des Patienten kann zusätzlich die Messung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut durchgeführt werden. Wann zum PSA-Test?
  • Sonografie: Der Ultraschall, wie die Sonografie oder Sonographie auch genannt wird, ist ein wichtiges Verfahren zur Darstellung der Harnwege und der Nieren. Mittels eines Schallkopfes und Ultraschallgel können die anatomischen Strukturen auf einem Bildschirm dargestellt werden. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise ein Harnstau, Restharnbildungen in der Blase oder Erweiterungen des Nierenbeckens aufspüren. Auch zur Untersuchung einer Hodenschwellung kann ein Ultraschall beim Urologen durchgeführt werden.
  • Urindiagnostik: Durch die Beurteilung der Farbe, der Trübung und des Geruchs des Urins kann der Urologe erste Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen wie Infektionen oder Blutbeimengungen im Urin ziehen. Mittels Teststreifen, sogenannten U-Stix, kann die Zusammensetzung des Urins untersucht werden und getestet werden, ob zum Beispiel Glucose als Hinweis auf eine Zuckererkrankung (Diabetes mellitus), Albumin als Hinweis auf eine Nierenschädigung oder rote und weiße Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) als Entzündungszeichen vorhanden sind. Lies mehr zu Leukozyten in Blut und Urin. Mikroskopische oder bakteriologische Untersuchungen des Urinsediments, also der durch Zentrifugation der Urinprobe gewonnen festen Urinanteile, können weitere Indizien zum Beispiel für Infektionen liefern. Das Anlegen einer Urinkultur dient der Erregerdiagnostik bei Infektionen der Harnwege: Eine Urinprobe wird gemeinsam mit einer Nährlösung für Bakterien bebrütet, sodass ein mögliches Wachstum von Bakterien gefördert wird und eine Erregeridentifizierung bei vorhandenen Keimen möglich ist. Auch die Untersuchung des Urins auf das Vorkommen veränderter Zellen der Harnwegsschleimhaut (Urozytologie) ist Teil der Urindiagnostik.
  • Uroradiologie: Diese Röntgen-Untersuchungen der Niere und Harnwege können mit oder ohne Kontrastmittel durchgeführt werden. Bei der Kontrastmittel-Untersuchung, dem Urogramm, auch intravenöse Urographie genannt, wird dir Kontrastmittel über die Vene verabreicht. Die Ausscheidung des Kontrastmittels über deine Nieren und die Blase kann dann in Hinblick auf mögliche Urin-Abflussbehinderungen oder Harnleitersteine vom Urologen beurteilt werden. Die Zystographie dient der Darstellung der Harnblase. Dabei wird deine Harnblase über einen Blasenkatheter mit Kontrastmittel gefüllt und geröntgt. Du kannst auch dazu aufgefordert werden, nach Entfernung des Katheters Wasser zu lassen. So kann eine bewegte Röntgen-Aufnahme beim Wasserlassen getätigt werden kann. Diese Untersuchung gibt dem Urologen Aufschluss über den Ablauf des Wasserlassens (Miktion). Die Miktionszystourethrographie kann außerdem Hinweise liefern auf einen Reflux. So wird das Zurücklaufen des Urins aus deiner Blase in die Harnleiter in Richtung Niere bezeichnet. Bei der retrograden Urethrographie wird deine Harnröhre mit Kontrastmittel gefüllt und auf eventuelle Verengungen oder Veränderungen untersucht.
  • Urodynamische Untersuchung: Eine urodynamische Untersuchung kombiniert die Messung deines Harnstrahls (Uroflowmetrie) mit der Messung der unterschiedlichen Druckverhältnisse in deiner Blase (Zystometrie), der Muskelaktivität deines Blasenmuskels und der verschiedenen Blasen- und Harnröhrenschließmuskel. Mit der urodynamische Untersuchung können zum Beispiel Blasenentleerungsstörungen und verschiedene Formen der Inkontinenz untersucht werden. Während der Untersuchung wird deine Harnblase mittels eines Blasenkatheters mit Flüssigkeit gefüllt. Dabei werden die Druckverhältnisse in der Harnblase gemessen. Auch die Funktion der Schließmuskel kann aufgezeichnet werden. Danach wirst du aufgefordert zu urinieren. Hierbei können deine Harnflussrate und die Muskelaktivität deines Blasenmuskels gemessen werden und vom Urologen in Hinblick auf Kontinenzprobleme beurteilt werden.
  • Endoskopie/Zystoskopie/Ureterorenoskopie: Als Endoskopie werden Untersuchungs- und Operationsmethoden bezeichnet, bei denen das Innere deines Körpers beziehungsweise einzelne Organe von innen angeschaut werden können. Die Untersuchung erfolgt mit einem Endoskop. Ein Endoskop ist ein medizinisches Gerät, das einem dünnen Gummischlauch oder Metallrohr ähnelt und mit einer Lichtquelle, einer Kamera und einem Arbeitskanal ausgestattet ist. Die Endoskopie wird meist über einen natürlichen Zugangsweg wie zum Beispiel über deine Harnröhre oder deine Speiseröhre vorgenommen, erfolgt also ohne großen chirurgischen Eingriff. Bei der Zystoskopie, der endoskopischen Spiegelung deiner Blase, wird ein Endoskop (Zystoskop) über deine Harnröhre in deine Blase eingeführt. Dabei können deine Harnröhre und deine Blase von innen betrachtet werden. Veränderungen deiner Blasenschleimhaut oder Aussackungen deiner Blase können aufgespürt werden. Über den Arbeitskanal des Endoskops können Instrumente, wie zum Beispiel eine kleine Zange, in deine Blase eingeführt werden. So können Proben aus deiner Blasenschleimhaut entnommen werden. Auch kleine operative Eingriffe, wie beispielsweise das Abtragen eines Blasenpolyps, einer kleinen Wucherung der Schleimhaut, können über das Endoskop vorgenommen werden. Mithilfe des Endoskops können auch deine oberen Harnwege inklusive der Harnleiter untersucht werden (Ureterorenoskopie). Bei Vorliegen von Harnleitersteinen kann der Urologe über das Endoskop versuchen, die Steine zu entfernen und somit die Ursache von Harnleiterkoliken zu beseitigen. Weitere Infos zu Ablauf, Vorbereitung und Nachsorge einer Blasenspiegelung (Zystoskopie).
  • Ejakulatuntersuchung: In Fragen der Fruchtbarkeit und bei unerfülltem Kinderwunsch kann der Facharzt für Urologie die Untersuchung des Ejakulats und der männlichen Samenzellen (Spermien) vornehmen. Das wird als Spermiogramm bezeichnet. Die durch Masturbation gewonnene Ejakulatflüssigkeit wird dabei auf ihre Zusammensetzung, das Volumen, die Spermienkonzentration und die Spermienbeweglichkeit untersucht.