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Bluthochdruck

Bei docinsider registrierter Arzt misst den Blutdruck am Oberarm eines Patienten mit Bluthochdruck.
Bei Bluthochdruck sind regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks wichtig. Der erste Messwert gibt Aufschluss über die Pumpleistung des Herzens. Der zweite gibt den Druck beim Erschlaffen des Herzmuskels an.

Bluthochdruck: Was ist das?

Dein Blut fließt mit einem bestimmten Druck durch deine Blutgefäße und Herzkammern. Dieser Blutdruck kann gemessen werden. Der erste, höhere Blutdruck-Wert (systolischer Druck) gibt den Druck beim Zusammenziehen des Herzmuskels an. Damit beurteilt dein Arzt die Pumpleistung deines Herzens. Der zweite, niedrigere Wert (diastolischer Druck) gibt den Druck beim Erschlaffen des Herzmuskels an. Er zeigt den Widerstand in deinen Blutgefäßen an, den dein Blut überwinden muss, um in deinen Kreislauf zu gelangen.

Bluthochdruck kann entstehen, wenn dein Herz pro Schlag mehr Blut als normalerweise in deinen Körper befördert, die Pumpleistung also erhöht ist. Zum Bluthochdruck kann es ebenfalls kommen, wenn dein Gefäßsystem dem Blutfluss viel Widerstand entgegensetzt. Es können auch beide Faktoren gleichzeitig zum Bluthochdruck beitragen.

Gemessen wird der Blutdruck in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Der optimale Blutdruck-Wert liegt unter 120/80 mmHg. Von krankhaftem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) sprechen Mediziner, wenn der Blutdruck über mehrere Wochen über 140/90 mmHg liegt.

Blutdruck messen mit Hilfsmitteln aus der Apotheke

Besteht nur zeitweise ein hoher Blutdruck, wird das als labiler Bluthochdruck bezeichnet. Der Bluthochdruck tritt hier nach Belastungen wie Sport oder in Stress-Situationen auf.

Bei stabilem Bluthochdruck sind die Blutdruck-Werte im Rahmen von Krankheiten wie Arteriosklerose, Diabetes oder Alkoholabhängigkeit ständig erhöht.

Normaler Blutdruck und Bluthochdruck

Dein Blutdruck ist während des Schlafens systolisch (bei der Blutdruckmessung der erste Wert) und diastolisch (bei der Blutdruckmessung der zweite Wert) natürlicherweise um etwa zehn Prozent niedriger als im wachen Zustand. Mit jedem Blutdruckanstieg um 20/10 mmHg, egal ob bei Tag oder in der Nacht, erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das Doppelte. Bei Aufregung, körperlichen Anstrengungen oder durch bestimmte Krankheiten kann es kurzfristig oder dauerhaft zu Bluthochdruck kommen.

In der Tabelle siehst du gebräuchliche Werte und Definitionen für normalen Blutdruck und Bluthochdruck:

Blutdruck (mm/Hg) systolisch diastolisch
optimal < 120 < 80
normal < 130 < 85
hoch normal 130-139 85-89
Bluthochdruck
Stadium I
140-159 90-99
Bluthochdruck
Stadium II
160-179 100-109
Bluthochdruck
Stadium III
> 180 > 110

Mögliche Komplikationen von Bluthochdruck

Anhaltend hoher Blutdruck sorgt dafür, dass die Innenwände deiner Arterien leicht einreißen. An diesen kleinen Verletzungen kann dein Blut verwirbeln, es können sich Ablagerungen bilden, die deine Blutgefäße verengen. Dadurch kann sich das Risiko für eine koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Arteriosklerose erhöhen. Durch die verengten Gefäße muss dein Herz das Blut außerdem ständig gegen einen großen Widerstand in deinen Kreislauf pumpen. Auf Dauer kann durch diese Überlastung des Herzens eine Herzschwäche entstehen. Sind bei dir bereits Vorerkrankungen wie Diabetes oder eine Nierenschädigung vorhanden, kann die Verengung der Blutgefäße zu einer weiteren Verringerung der Nierenleistung führen. Wenn deine Nieren geschädigt sind, erkennt das dein Arzt an Eiweißausscheidungen (Mikroalbumin) im Urin.

Bluthochdruck: Ursachen

Auslöser für Bluthochdruck ist in vielen Fällen ein ungesunder Lebensstil. Dauerhaft falsche Ernährung mit zu viel Fastfood, mehr als einem Teelöffel Salz pro Tag sowie einem Übermaß an koffeinhaltigen Getränken wie Kaffee, Cola und starkem Schwarztee kann Bluthochdruck begünstigen. Regelmäßiger Alkoholgenuss steigert die Herzfrequenz und Nikotin verursacht eine Gefäßverengung. Daher können auch Alkohol und Nikotin zu Bluthochdruck führen. Übergewicht und zu wenig Bewegung können den Blutdruck ebenfalls steigen lassen.

Bluthochdruck kann außerdem genetisch bedingt sein. Vor allem, wenn die Mutter unter Hypertonie leidet, können Kinder einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein ebenfalls an Bluthochdruck zu erkranken.

Medikamente wie „die Pille“ zur Empfängnisverhütung und glukokortikoid haltige Präparate (mit Hydrocortison, eingesetzt u.a. bei entzündlichen Hauterkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen) können als Nebenwirkung hohen Blutdruck verursachen.

Beruflicher und privater Dauerstress können dafür sorgen, dass dein Blutdruck steigt. Die Muskelfasern in deinen Arterien bleiben bei Stress ständig angespannt und die Blutgefäße bleiben eng eingestellt. Die Folge: deinem Herzen wird dadurch eine höhere Pumpleistung abverlangt, der Blutdruck erhöht sich.

Primäre und sekundäre Hypertonie

Mediziner unterscheiden zwei Formen des Bluthochdrucks. Die primäre Hypertonie, auch essentielle Hypertonie genannt, hat keine eindeutige Ursache. Teilweise kann sie vererbt sein.

Die sekundäre Hypertonie ist die Folge einer Erkrankung wie beispielsweise einer Verengung der Brustaorta (Aortenisthmusstenose), Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. Sind Erkrankungen der Nieren und Nebennieren die Ursache des Bluthochdrucks wird das als renale Hypertonie bezeichnet. Ein durch Hormone verursachter Bluthochdruck wird als endokrine Hypertonie bezeichnet.

Bluthochdruck: Häufige Fragen

Dein Blutdruck wird von der Spannung der Blutgefäßwände, dem Salz-Wasser-Haushalt deines Körpers und dem Zusammenwirken von biochemischen Regelsystemen reguliert. Folgende Fragen werden im Zusammenhang mit Bluthochdruck häufig gestellt. Die Antworten dienen zur Information. Sie können eine ausführliche und auf den jeweiligen Bluthochdruck-Patienten und seine Beschwerden zugeschnittene Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen.

Ist Bluthochdruck immer gefährlich?

Bei Stress oder körperlicher Anstrengung kann der Blutdruck stark ansteigen. Auch im Normalzustand ist der Blutdruck im Laufe eines Tages starken Schwankungen unterworfen. Beim Gesunden fällt der Blutdruck nach Belastungen schnell wieder ab. Besteht der Bluthochdruck dauerhaft über mehrere Wochen und wird nicht behandelt, erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In vielen Fällen reicht oft schon eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung, Stressabbau und kontrollierte Gewichtsabnehme, um den Bluthochdruck zu senken. Durch die angemessene Therapie von Grunderkrankungen, die den Bluthochdruck fördern können, kann häufig auch der Blutdruck gesenkt werden. Wichtig bei allen Therapien ist, dass du selbst aktiv wirst und durch einen gesunden Lebenswandel zur Besserung deines Bluthochdrucks beiträgst.

Was tun bei Bluthochdruck in der Schwangerschaft?

Wenn Bluthochdruck in der Schwangerschaft auftritt, passiert das in der Regel im letzten Drittel der Schwangerschaft. Der Bluthochdruck endet dann aber meistens etwa sechs Wochen nach der Geburt. Bei der sogenannten Präeklampsie (Bluthochdruck und Eiweißausscheidung im Urin) kann allerdings Gefahr für Mutter und Kind bestehen. Es ist daher sehr wichtig, während der Schwangerschaft den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren. Dein behandelnder Arzt kann dir bei Bedarf ein Medikament zur Senkung des Bluthochdrucks verordnen, das ähnlich wie ein Betablocker wirkt und gut verträglich ist. Ein Betablocker lässt das Herz langsamer schlagen, sorgt für Entspannung der Gefäße und senkt dadurch den Blutdruck. Auf keinem Fall solltest du als Schwangere auf eigene Faust versuchen, deinen Bluthochdruck zu senken. Sprich mit deinem Frauenarzt, zusammen werdet ihr eine Lösung finden.

Was ist eine Hypertensive Krise?

Von einer Hypertensiven Krise sprechen Mediziner, wenn der Blutdruck plötzlich und sehr rasch auf sehr hohe Werte über 200/115 mmHg ansteigt. Die Hypertensive Krise macht sich durch Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Unwohlsein bemerkbar. Beim Hypertensiven Notfall erhöht sich der Blutdruck auf lebensgefährliche Werte über 230/130 mmHg. Sowohl bei der Hypertensiven Krise als auch beim Hypertensiven Notfall ist eine ärztliche Versorgung dringend notwendig.

Blutdruck richtig messen: Wie geht das?

Bei Bluthochdruck ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig vom Arzt kontrollieren zu lassen. Für zu Hause gibt es zum Selbstmessen des Blutdrucks viele Geräte. Bitte lies die Bedienungsanleitung genau durch.

Blutdruck messen mit Hilfsmitteln aus der Apotheke

Um bei der Blutdruckmessung korrekte Werte zu erhalten, können folgende Tipps hilfreich sein:

  1. Miss deinen Blutdruck immer im Sitzen. Vor der Messung solltest du etwa fünf Minuten zur Ruhe kommen. Setz dich hin und versuche dich zu entspannen. Miss deinen Blutdruck immer an demselben Arm, damit du vergleichbare Werte erhältst.
  2. Achte bei Handgelenk-Messgeräten darauf, dass die Manschette gut am Handgelenk anliegt. Halte beim Messvorgang das Handgelenk in Herzhöhe.
  3. Wenn du ein Oberarm-Messgerät verwendest, leg die Manschette etwa zwei Finger breit über der Ellenbogenbeuge an. Achte darauf, dass die Manschette nicht verrutschen kann, aber auch nicht so fest sitzt, dass dein Arm eingeengt wird. Leg den Unterarm bei der Messung im Sitzen auf einem Tisch ab. Denn dann befindet sich der untere Rand der Manschette in etwa in Herzhöhe.
  4. Pumpe die Manschette um etwa 30 mmHg über dem erwarteten systolischen (ersten) Blutdruckwert auf. Viele Blutdruckmessgeräte machen das automatisch.
  5. Halte den Arm während der Messung ruhig und atme ganz normal weiter.
  6. Mach immer mindestens zwei Blutdruck-Messungen unmittelbar hintereinander. Wenn du die Blutdruck-Messung wiederholen willst, dann lass die Luft aus der Manschette vollständig ab und warte eine Minute bis zur nächsten Messung.
  7. Wenn dein Blutdruckmessgerät keinen elektronischen Speicher hat, notiere den gemessenen Blutdruck-Wert mit den Umständen, unter denen du den Blutdruck gemessen hast (z.B. nach dem Frühstück, vor einem wichtigen Geschäftstermin, nachdem die Kinder aus dem Kindergarten abgeholt wurden etc.).

Wann sind Medikamente gegen Bluthochdruck nötig?

Wird bei dir eine schwere Hypertonie festgestellt, dann bekommst du in der Regel sofort Medikamente zur Blutdrucksenkung. Lautet die Diagnose dagegen leichte oder mittelschwere Hypertonie, dann wird in der Regel erstmal versucht, Empfehlungen für ein gesundes Leben umsetzen. Im Laufe der ersten drei Monate nach der Lebensumstellung mit unter anderem gesunder Ernährung, Bewegung, Vermeidung von Genussgiften wie Alkohol sowie Gewichtsabnahme sinkt bei vielen Betroffenen der Blutdruck schon so weit, dass Medikamente gegen Bluthochdruck nicht notwendig sind. Hat ein Bluthochdruck-Patient nach drei Monaten allerdings keine unbedenklichen Blutdruck-Werte erreicht, sind in aller Regel Medikamente zur Blutdrucksenkung notwendig.

Bei der Therapie von Bluthochdruck werden jedoch nicht nur die Blutdruckwerte berücksichtigt. Auch andere Faktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen können, fließen in die individuelle Therapie von Bluthochdruck mit ein.  Bluthochdruck begünstigen beispielsweise Erkrankungen wie Diabetes, eine familiäre Vorbelastung durch Bluthochdruck der Eltern sowie bereits vorhandene Beeinträchtigungen der Organe. Je mehr Risikofaktoren für Bluthochdruck zusammen kommen, desto niedriger sollte der angestrebte Blutdruckwert sein und möglicherweise durch Medikamente entsprechend gesenkt werden.

Bitte bedenke: Arzneimittel gegen Bluthochdruck senken zwar den Blutdruck, aber sie können die Hypertonie nicht heilen. Nimmst du keine Blutdrucksenker mehr, steigt in aller Regel dein Blutdruck wieder an. Viele Bluthochdruck-Patienten müssen daher für den Rest ihres Lebens Medikamente gegen Bluthochdruck nehmen, um Herzinfarkt und Schlaganfall vorzubeugen. Setze deine Medikamente gegen Bluthochdruck auf keinen Fall ohne Rücksprache mit deinem Arzt ab. Das kann zu gefährlichen Blutdruckschwankungen führen.

Erwarte nicht, dass mit der Einnahme von einer oder mehrerer Tabletten gegen Bluthochdruck, dein Blutdruck sofort wieder in Ordnung ist. Jeder Körper reagiert anders auf die verordneten Wirkstoffe zur Blutdrucksenkung. In der Regel betrachtet dein Körper einen über längere Zeit erhöhten Blutdruck als Normalzustand. Sinkt der Blutdruck durch die verordneten Medikamente, so aktiviert dein Körper viele Mechanismen, um wieder die alten, viel zu hohen Blutdruckwerte zu erreichen. Erweitert zum Beispiel ein Medikament gegen Bluthochdruck deine Gefäße, so kann dein Herzschlag ansteigen oder dein Körper hält Salz und Wasser zurück, um den Blutdruck wieder zu heben. Um die richtige Balance zu finden, wird dein Arzt gerade zu Beginn der Medikamentengabe deine Blutdruckwerte engmaschig kontrollieren. Ist die Blutdrucksenkung nicht ausreichend oder sinkt der Blutdruck gar nicht, so wird dein Arzt möglicherweise so lange eine andere Medikamenten-Kombination oder eine höhere Dosierung des Blutdrucksenkers verordnen, bis dein Blutdruck richtig eingestellt ist. Oft sind dazu mehrere Tabletten mit unterschiedlichen Wirkstoffen notwendig.

Welche Nebenwirkungen können Medikamente gegen Bluthochdruck haben?

Ob bei der Behandlung von Bluthochdruck mit Blutdrucksenkern irgendwelche Nebenwirkungen auftreten, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Jeder reagiert anders auf die Bluthochdruck-Medikamente. Außerdem haben Arzneimittel gegen Bluthochdruck aus verschiedenen Wirkstoffklassen ganz unterschiedliche Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.

Generell können bei Medikamenten gegen Bluthochdruck die folgenden Nebenwirkungen auftreten:

Welche Nebenwirkungen die einzelnen Wirkstoffe von Blutdrucksenkern möglicherweise haben können, liest du in diesem Artikel unter Bluthochdruck: Therapie, Medikamente gegen Bluthochdruck.

Bedenke: Trotz möglicher Nebenwirkungen sollte der Nutzen der Blutdrucksenker überwiegen. Und wenn du deine Blutdruckwerte mithilfe der Blutdrucksenker und einer gesunden Lebensweise normalisieren kannst, kannst du das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall senken.

Beeinflussen Blutdrucksenker den Blutzucker?

Ja, Blutdrucksenker können den Blutzucker senken, aber auch ansteigen lassen. Diabetiker mit Bluthochdruck sollten daher gerade zu Beginn der medikamentösen Bluthochdruck-Behandlung besonders auf ihre Blutzuckerwerte achten.

Blutdrucksenker aus den folgenden Gruppen können die Wirkung von Medikamenten und Insulin zur Behandlung von Diabetes verstärken. Die Blutdrucksenker können den Blutzucker senken und die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) erhöhen:

  • ACE Hemmer, insbesondere blutdrucksenkende Medikamente mit der Endung „-pril“.
  • Betablocker, insbesondere blutdrucksenkende Medikamente mit der Endung „-olol“.
  • Alphablocker: Alphablocker und Betablocker können außerdem dazu führen, dass die ersten Anzeichen einer drohenden Unterzuckerung (beispielsweise kalter Schweiß, verschwommenes Sehen, Farbensehen) unterdrückt werden.

Medikamente gegen Bluthochdruck aus der Gruppe der Diuretika (entwässernde, blutdrucksenkende Medikamente) können die Wirkung der Antidiabetika (Medikamente gegen Diabetes) abschwächen und den Blutzucker ansteigen lassen.

Muss bei Bluthochdruck komplett auf Salz verzichtet werden?

Zu viel Salz im oder auf dem Essen verstärkt das Risiko für Bluthochdruck. Bluthochdruck wiederum birgt unbehandelt die Gefahr für Schlaganfall, Herzinfarkt und eine arterielle Verschlusskrankheit. Doch ganz auf Salz musst du bei Bluthochdruck nicht verzichten. Du solltest nur sparsam mit Salz umgehen. Eine tolle und leckere Alternative zum Würzen mit Salz können getrocknete oder besser noch frische Kräuter sein.

Und bedenke bitte: auch ohne dass du zum Salzstreuer greifst, nimmst du mit deiner Nahrung schon rund dreimal mehr Salz auf als dein Körper eigentlich braucht. Der Grund: Salz ist eine beliebte Zutat in Fertigprodukten, Keksen, Konserven, Wurst, Käse und Brot.

Bluthochdruck: Symptome

Bluthochdruck tut nicht weh, du spürst ihn nicht. Daher bleibt Bluthochdruck oft jahrelang unentdeckt und macht sich bei einigen Menschen erst durch seine späteren Folgen bemerkbar. Die Symptome von Bluthochdruck sind in der Regel unspezifisch. Das heißt, sie lassen sich nicht eindeutig dem Bluthochdruck zuordnen und passen auch zu anderer Beschwerden oder Erkrankungen.

Anzeichen von Bluthochdruck können sein:

Welcher Arzt hilft bei Bluthochdruck?

In der Regel bestimmt dein Hausarzt den Blutdruck, äußert den Verdacht auf Bluthochdruck und behandelt ihn. Bestehen Grunderkrankungen wie beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes arbeitet der Hausarzt eng mit den entsprechenden Fachärzten wie beispielsweise Diabetologen und Endokrinologen zusammen. Ein Ernährungsberater kann bei Bluthochdruck bei der Umstellung der Ernährung unterstützend tätig werden.

Bluthochdruck: Diagnose

Misst dein Arzt deinen Blutdruck und ist er zu hoch, kann das auch an der Aufregung liegen, die mit einem Arztbesuch verbunden sein kann. Der Blutdruck unterliegt im Tagesverlauf natürlichen Schwankungen und kann durch Stress genauso ansteigen wie durch Sport oder andere körperliche Belastungen. Hat dein Arzt erstmalig einen hohen Blutdruck-Wert gemessen, wird er beim nächsten Besuch den Wert erneut kontrollieren. So kann er eine einmalige Blutdruck-Entgleisung ausschließen. Eine 24-Stunden-Massung des Blutdrucks kann deinem Arzt Hinweise geben, ob schon ein krankhafter Bluthochdruck vorliegt.

Um organische Ursachen des Bluthochdrucks ausschließen zu können, ist es wichtig, deinem Arzt bestehende Vorerkrankungen nicht zu verschweigen. Bluthochdruck begünstigen können beispielsweise Diabetes, eine eingeschränkte Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) oder eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Diese Erkrankungen können zusammen mit hohem Blutdruck aber auch das Risiko für Organschädigungen erhöhen.

Dein Arzt wird dich auch nach Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, sowie hohem Blutdruck in deiner Familie fragen. Ebenfalls wichtig zu wissen ist für den Mediziner, ob du Medikamente mit blutdrucksteigernder Nebenwirkung nimmst. Das sind beispielsweise „die Pille“ oder auch Kortison-Präparate.

Zur Diagnose des Bluthochdrucks wird dein Arzt eine eingehende körperliche Untersuchung vornehmen. Neben der Blutdruckmessung wird er möglicherweise noch eine Pulsmessung an Armen und Beinen durchführen, um eine Gefäßveränderung der Hauptschlagader (Aorta) auszuschließen.

Zur Sicherung der Diagnose kann dein Arzt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung veranlassen. Die 24-Stunden-Messung wird auch ambulante Langzeit-Blutdruckmessung genannt. Hierbei bekommst du für einen Tag und eine Nacht ein Blutdruckmessgerät am Arm angelegt, was über eine aufblasbare Armmanschette verfügt. Das Blutdruck-Messgerät misst in der Regel tagsüber alle 20 Minuten und nachts jede Stunde selbständig den Blutdruck. Anhand der erhaltenen Ergebnisse unter Normalbedingungen und deinem regulären Tagesablauf kann der Arzt feststellen, wie der Blutdruck sich in verschiedenen Belastungssituationen verhält und ob er im Schlaf ausreichend absinkt.

Bluthochdruck: Therapie

Wenn ein ungesunder Lebensstil der Hauptgrund für deinen Bluthochdruck ist, wird die Hypertonie-Behandlung in der Regel genau dort ansetzen. Oft kannst du auch ohne Medikamente leichten bis mittelschweren Bluthochdruck senken, indem du Übergewicht abbaust, das Rauchen aufgibst, nur maßvoll Alkohol trinkst oder besser noch ganz auf Alkohol verzichtest und auf regelmäßige Bewegung achtest. Günstig in Sachen Bewegung  sind vor allem leichte Ausdauersportarten wie Joggen, Walken, Schwimmen, Radfahren und Ski-Langlauf. Gut für Körper und Geist sind ein Anti-Stress-Training mit Entspannungsübungen, Yoga etc.

Bei Bluthochdruck als Folge einer Erkrankung sollte zunächst die Grunderkrankung optimal behandelt werden. Oft normalisiert sich bei einer guten Diabetes-Einstellung, dem Wechsel des Verhütungsmittels oder durch psychologische Betreuung in Krisenzeiten der Blutdruck langfristig.

Eine ausgewogene Ernährung ist bei der Behandlung von Bluthochdruck wichtig. Salz bindet Flüssigkeit im Körper. Diese sammelt sich in den Gefäßen und sorgt dafür, dass der Blutdruck ansteigt. Achte daher drauf, dass du nicht mehr als maximal einen Teelöffel Salz pro Tag zu dir nimmst (Salzgehalt in Brot und Fertigprodukten mitgerechnet). Iss wenig tierische Fette, aber viel Fisch (enthält gesunde Omega-3-Fettsäuren) sowie ausreichend Obst und Gemüse. Das alles ist gut fürs Herz und sollte, wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen, schon nach wenigen Wochen den Blutdruck nachweislich senken.

Medikamente gegen Bluthochdruck

Medikamente gegen Bluthochdruck werden in der Regel erst verabreicht, wenn die Blutdruck-Werte trotz Umstellung von Lebenswandel und Ernährung dauerhaft über 140/90 mm Hg liegen. Welche Medikamente zur Blutdrucksenkung gewählt werden, richtet sich nach der Höhe des Blutdrucks, dem Alter des Bluthochdruck-Patienten und bereits bestehenden Begleiterkrankungen. Oft ist bei Blutdrucksenkern eine Kombinationstherapie aus Medikamenten unterschiedlicher Wirkstoffe notwendig. Beachte bei der Einnahme von blutdrucksenkenden Mitteln: Nimm Blutdrucksenker nicht zusammen mit Mahlzeiten ein. Gerade bei älteren Menschen kann der Blutdruck ein bis zwei Stunden nach den Mahlzeiten absinken. Das wird als postprandale Hypotonie bezeichnet. Eine zusätzliche Absenkung des Blutdrucks durch die Blutdrucksenker kann dann gefährlich werden.

Es ist völlig normal, dass sich dein Körper im Laufe der Zeit an den hohen Blutdruck gewöhnt. Wenn du die Hypertonie senkst, kann dein Körper darauf unter Umständen mit Schwindel, Müdigkeit und Leistungsabfall reagieren. Meistens verschwinden diese Beschwerden aber nach wenigen Wochen wieder. Fühlst du dich sehr unwohl, dann sprich unbedingt mit deinem Arzt. Möglicherweise ist die gewählte Dosis des Blutdrucksenkers zu hoch oder die Kombination mehrerer Wirkstoffe funktioniert nicht optimal. Ganz wichtig: Setze niemals ein blutdrucksenkendes Medikament auf eigene Faust ab. Denn dein Blutdruck wird, auch wenn er wieder normal scheint, ohne das blutdrucksenkende Medikament wieder in die Höhe schießen. Die entstehende Hochdruckkrise (hypertensive Krise) kann unter Umständen lebensgefährlich werden. Werden Blutdrucksenker abgesetzt, sollte die Dosis des Medikamentes unter Aufsicht des Arztes schrittweise verringert werden.

Folgende Arzneimittelgruppen können bei Bluthochdruck eingesetzt werden:

ACE-Hemmer: ACE steht für Angiotensin Converting Enzyme. Dieses Enzym wandelt ein Hormon in eine andere Form um, die dann die Blutgefäße verengt und den Blutdruck steigen lässt. ACE-Hemmer blockieren diese Umwandlung mit der Folge, dass sich die Blutgefäße erweitern. Dadurch verringert sich der Widerstand, gegen den dein Herz das Blut durch deinen Kreislauf pumpt, dein Blutdruck und die Belastung deines Herzens sinken. Die verschiedenen Wirkstoffe der blutdrucksenkenden ACE-Hemmer unterscheiden sich in ihrer Stärke und Wirkdauer. ACE-Hemmer sind in der Regel Mittel der Wahl, wenn zusätzlich zum Bluthochdruck eine Herzschwäche, Diabetes oder eine chronische Nierenerkrankung vorliegt. Doch Vorsicht: ACE-Hemmer verstärken die Wirkung von Insulin. Eine Unterzuckerung kann entstehen.

Mögliche Nebenwirkungen von ACE-Hemmern:

Betablocker: Betablocker werden in der Regel bei Patienten eingesetzt, bei denen das Herz in Ruhe sehr schnell schlägt (mehr als 100 Schläge pro Minute). Ebenfalls können Betablocker zum Einsatz kommen, wenn die Herzkranzgefäße verengt sind. Betablocker verhindern die Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin in deinem Gefäßsystem und am Herzen. Betablocker bewirken, dass dein Herz langsamer schlägt und die Gefäße entspannen. Dadurch sinkt der Blutdruck. Gleichzeitig setzen Betablocker die Pulsfrequenz herab.

Betablocker vermindern außerdem die Wirkung bestimmter Botenstoffe des Nervensystems, indem sie deren Andockstellen, die Beta-Rezeptoren, blockieren. Da außer Herz und Gefäßen auch andere Organe solche Andockstellen haben, kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen.

Mögliche Nebenwirkungen von Betablockern:

  • Verlangsamte Herzfrequenz
  • Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Potenzstörungen
  • Verschlechterung des Zuckerstoffwechsels und bei Diabetikern erhöhte Blutzuckerwerte
  • Verengung der Bronchien
  • Bestehende Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen können sich verschlechtern

Diuretika: Diuretika (entwässernde Medikamente) mit den Wirkstoffen Hydrochlorothiazid, Chlortalidon oder Indapamid bewirken, dass Flüssigkeit aus deinem Körper ausgeschwemmt wird. Dadurch sinkt die Flüssigkeitsmenge, die im Gefäßsystem vorhanden ist. Der Widerstand der Blutgefäße wird gesenkt. Das führt dazu, dass der Blutdruck sinkt. Wenn Krankheiten wie Gicht, Kaliummangel, Kalziumüberschuss oder Diabetes bestehen, werden Diuretika in der Regel nicht eingesetzt. Sie fördern nicht nur die Ausscheidung von Natrium, sondern auch von Kalium.

Ein zu starker Kaliumverlust kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Dem Kaliumverlust kann durch die Einnahme eines Kaliumpräparats gegengesteuert werden. Es gibt auch Diuretika mit schwacher blutdrucksenkender Wirkung, dafür aber mit verringertem Kaliumverlust. Dazu gehören beispielsweise die Wirkstoffe Triamteren oder Amilorid.

Sogenannte Schleifendiuretika werden häufig bei stark eingeschränkter Nierenfunktion verabreicht. Die mangelnde Nierenfunktion führt dazu, dass sich zu viel Kalium im Körper anreichert, was wiederum Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Lies mehr bei uns über Ursachen und Therapie von Herzrhythmusstörungen. Schleifendiuretika können für Kaliumverlust sorgen und sind daher oft Mittel der Wahl.

Mögliche Nebenwirkungen von Diuretika:

Kalziumantagonisten (Calciumantagonisten, Calciumkanalblocker): Kalzium ist ein wichtiger Stoff für die Muskelaktivität in deinen Gefäßwänden, Darmwänden und für die Aktivität in deinem Herzmuskel. Ohne Kalzium kommt keine Kontraktion des Herzens zustande. Kalziumantagonisten können die Wirkung von Kalzium hemmen. Dadurch entspannen sich die Muskeln in deinen Gefäßwänden, die Gefäße erweitern sich. Dein Herz muss weniger Druck aufwenden, um das Blut durch deinen Körper zu pumpen. Die Folge: der Blutdruck sinkt. Manche Kalzium-Antagonisten schwächen auch den Herzschlag ab, wieder andere kombinieren beide Mechanismen. Die Erweiterung der Blutgefäße durch Kalziumantagonisten kann vor allem zu Beginn der Bluthochdruck-Behandlung auch zu unerwünschten Wirkungen wie beispielsweise Kopfschmerzen führen. Mehr zum Ursachen und Behandlung von Kopfschmerzen.

Mögliche Nebenwirkungen von Kalziumantagonisten:

  • Wasseransammlungen (Ödeme)
  • Kopfschmerzen 
  • Wärmegefühl auf der Haut, Rötung der Haut
  • Beschleunigter Puls, Herzklopfen

Angiotensin-II-Rezeptorblocker (AT1-Rezeptor-Antagonisten): Diese Medikamentengruppe wird auch „Sartane“ genannt. Angiotensin-II-Rezeptorblocker (AT1-Rezeptor-Antagonisten) verhindern die blutdrucksteigernde Wirkung des Hormons Angiotensin II. Dazu blockieren die Sartane eine bestimmte Andockstelle (Rezeptor) für das Hormon. Die Blutgefäße bleiben erweitert, es wird Wasser und Kochsalz ausgeschieden, das Blutvolumen und damit der Blutdruck werden gesenkt

Mögliche Nebenwirkungen von Angiotensin-II-Rezeptorblockern (AT1-Rezeptor-Antagonisten):

Bluthochdruck vorbeugen

Um die Motivation zur Umstellung deiner Lebensumstände zu bekommen und die Einbeziehung von Blutdrucksenkern in dein alltägliches Leben zu erlernen, gibt es spezielle Schulungsprogramme für Patienten mit Bluthochdruck. Frag deinen Arzt danach. Ganz wichtig zur Vorbeugung von Bluthochdruck sind stressfreie Zonen und Ruhepausen im hektischen Alltag. Sorge für Ausgleich, pflege Freundschaften, mach Sport oder beweg dich regelmäßig. Baue Übergewicht ab, genieße Alkohol und Nikotin nur in Maßen. Achte auf deine Ernährung, gesundes und leckeres Kochen ist nicht schwer und auch nicht teuer. Diätassistenten, Ernährungsberater, Gesundheitsberater und nicht zuletzt dein Arzt können dich bei einem gesunden Leben unterstützen. Doch leben musst du es selbst. Mit deinem festen Willen und deiner Mithilfe kannst du eine Menge bewirken.

Bluthochdruck: Heilungschancen

Wie häufig hoher Blutdruck auftritt, wie lange er bestehen bleibt und wie schwer die Erkrankung ist, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Der Blutdruck kann sich oft schon durch eine Umstellung des Lebensstils senken lassen. Hilft das allein nicht und musst du zusätzlich noch blutdrucksenkende Medikamente nehmen, solltest du am Anfang etwas Geduld mitbringen. Es braucht bei vielen Bluthochdruck-Patienten eine Weile, bis die richtige Medikamentendosis und Wirkstoffkombination gefunden ist. Doch mit sinkendem Blutdruck steigt bei vielen Betroffenen bald auch wieder die Lebensqualität und nicht zuletzt die Lebensdauer. Zusammen mit deinem Arzt kannst auch du deinen Bluthochdruck in den Griff bekommen.

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Bronchitis

Frau mit Bronchitis liegt mit Fieber im Bett und hat einen Hustenanfall.
Die Bronchitis ist eine Entzündung der Bronchien. Sie wird in den meisten Fällen durch Viren verursacht. Symptome sind unter anderem anhaltender Reizhusten, Kurzatmigkeit, erhöhte Temperatur und Engegefühl in der Brust.

Was ist eine Bronchitis?

Als Bronchitis wird eine Entzündung der Bronchien bezeichnet. Bronchien sind die Luftwege, in die sich deine Luftröhre am Ende verzweigt und die in deinen linken oder rechten Lungenflügel führen. Jeder der beiden Hauptbronchien verzweigt sich hier immer weiter bis zu kleinsten Bronchioli. An deren Ende befinden sich kleine, elastische und dünnwandige Lungenbläschen, sogenannte Alveolen. In den Lungenbläschen finden die Aufnahme von Sauerstoff aus der Atemluft und die Abgabe von Kohlendioxid statt.

Die Schleimhaut deiner Bronchien produziert eine dünne Schleimschicht, die den Hohlraum des jeweiligen Bronchus auskleidet und schützt. Werden die Atemwegsschleimhäute durch eingedrungene Fremdkörper wie Viren (z.B. Grippeviren), Bakterien, Pollen, Tabakrauch, Milben oder Feinstaub gereizt, bilden sie vermehrt Sekret, um die Fremdkörper und Krankheitserreger abzutransportieren. Gelingt das nicht und setzen sich die Erreger fest, schwellen die Schleimhäute an. Das Sekret kann dadurch nicht mehr abfließen. Nicht abgehusteter Schleim kann sich mitsamt Erregern in den Bronchien festsetzen und dort eine Entzündungsreaktion verursachen. Eine Bronchitis entsteht.

Eine akute Bronchitis dauert in der Regel nicht länger als 14 Tage. Besteht die Bronchitis länger als drei Monate am Stück in zwei aufeinander folgenden Jahren, wird das als chronische Bronchitis bezeichnet.

Das Ansteckungsrisiko ist bei Bronchitis sehr hoch. Eine Ansteckung mit Bronchitis kann immer dann stattfinden, wenn du dich mit einer erkrankten Person in einem Raum befindest. Die Krankheitserreger der Bronchitis werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Viren oder seltener Bakterien werden hierbei durch Sprechen, Husten und Niesen in der Luft verteilt. Um deine Ansteckungsgefahr für Bronchitis zu reduzieren, solltest du Abstand von Menschen mit Bronchitis halten und dir öfter die Hände waschen.

Akute Bronchitis

Eine akute Bronchitis entwickelt sich innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach der Ansteckung mit den verursachenden Viren. Bronchitis-Verursacher sind hauptsächlich Grippeviren (Influenzaviren). Lies mehr zu Grippe und Grippe-Impfung. Andere Bronchitis auslösende Viren und Bakterien findest du in diesem Artikel unter Bronchitis: Ursachen.

Bei einer akuten Bronchitis sind meist nur die großen und mittleren Bronchien betroffen. Hier siedeln sich die Bronchitis-Erreger in der Schleimhaut an und vermehren sich. Dein Immunsystem reagiert darauf mit einer Entzündungsreaktion. Deine Bronchien verengen sich durch die Entzündung, Fieber über 38,5°C (im After gemessen) kann auftreten. Wo Fieber richtig messen? Die gereizte Schleimhaut produziert ein Sekret, an dem die Bronchitis-Erreger haften bleiben sollen. Der Hustenreiz dient bei Bronchitis dazu, den infizierten Schleim aus deinem Körper zu schleudern. Meistens wird dein Körper innerhalb weniger Tage mit der Entzündung der Bronchien fertig. Bei älteren Menschen oder solchen, die bereits Probleme mit den Atemwegen haben, kann sich die Bronchitis jedoch bis in die Lunge ausbreiten. Das kann eine Infektion mit Bakterien begünstigen, die zu einer Lungenentzündung (Pneumonie) führen kann.

Chronische Bronchitis

Bei der chronischen Bronchitis, auch spastische Bronchitis genannt, sind die Bronchien in zwei aufeinander folgenden Jahren länger als drei Monate am Stück entzündet, verstopft und verengt. Ursachen dafür können häufige Infektionen, Tabakrauch und/oder Umweltgifte sein.

Im Rahmen der chronischen Bronchitis produzieren die entzündeten Luftwege zu viel Schleim. Die Schleimmenge steigt, weil auch die Zahl der schleimproduzierenden Zellen im Laufe der chronischen Bronchitis wächst. Kleine Härchen (Zilien) an der Oberfläche der Schleimdrüsen schieben beim Gesunden den Schleim weiter in den Rachen. Bei der chronischen Bronchitis werden die Zilien jedoch immer mehr zerstört und können irgendwann den Schleim nicht mehr abtransportieren. Er verbleibt in den Bronchien und wird dort zur Brutstätte für Bakterien.

Durch die extreme Entzündung bei einer chronischen Bronchitis kann es in der Folge zur Zerstörung und Rückbildung der Bronchialschleimhaut kommen. Die Bronchien verengen sich dauerhaft und die Lungenfunktion wird dadurch stark reduziert. Diese Symptome sind typisch für eine chronische Lungenerkrankung, die sogenannte COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease). Eine chronische Bronchitis kann auch zu einem Lungenemphysem führen. Als Lungenemphysem wird eine Überblähung der Lunge bezeichnet. Beim Lungenemphysem werden die Lungenbläschen (Alveolen) überdehnt, reißen und verschmelzen. Dadurch wird die für den Gasaustausch wichtige Oberfläche reduziert. Aufgrund der verringerten Elastizität bleibt Luft in den Alveolen. Die Alveolarwände kollabieren, die Lungen überblähen, das Volumen der Atemzüge ist reduziert und weniger Sauerstoff wird in den Blutkreislauf abgegeben. Dadurch kommt es zur dauerhaften Atemnot.

Was verursacht Bronchitis?

Häufig wird eine akute Bronchitis durch eine Erkältung oder Grippe ausgelöst. Bei der Erkältung befallen die Erkältungs- und Grippe-Viren die oberen Atemwege. Wandern die Viren aus dem Nasen-Rachen-Raum weiter nach unten, können sie eine Entzündungsreaktion in den Bronchien und damit eine Bronchitis verursachen. Es bildet sich zäher Schleim und Hustenreiz entsteht. Eine akute Bronchitis entwickelt sich.

Als sogenannte Sekundärinfektion bei Bronchitis können sich Bakterien in den entzündeten Schleimhäuten der Bronchien einnisten und weitere Beschwerden verursachen.

Auch Schadstoffe aus der Luft wie Dämpfe, Gase oder Feinstaub sowie Reizstoffe wie Tabakrauch, Ammoniak, Salzsäure oder Schwefeldioxid können zu einer Entzündung in den Bronchien und damit zur Bronchitis führen.

Außerdem kann kaltes, feuchtes Wetter die Entstehung einer Bronchitis begünstigen. Im Frühjahr und Herbst tritt die Bronchitis daher häufig auf.

Tabakrauch kann Bronchitis auslösen

Die häufigsten Auslöser einer Bronchitis sind:

  • Infektionen mit Viren: Hauptverursacher der Bronchitis sind bei Erwachsenen die Grippeviren (Influenzaviren). Auslöser einer Bronchitis können aber auch die folgenden Viren sein: Parainfluenzaviren (Erreger des Pseudokrupp: Entzündung der oberen Atemwege mit Grippe-ähnlichen Symptomen und charakteristischem, bellenden Husten), Rhinoviren (Schnupfen- und Erkältungsviren) und Adenoviren (können Erkrankungen der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes oder der Augenbindehaut und Hornhaut hervorrufen).
  • Bei Kindern können unter anderem folgende Viren für eine Bronchitis verantwortlich sein: RS-Virus: RS steht für Respiratorische Syncytial-Virus. Diese Viren sind Auslöser von akuten Atemwegsinfektionen. Adenoviren: Adenoviren können unter anderem Erkrankungen der Atemwege hervorrufen Coxackieviren: Diese Viren sind unter anderem Erreger der Herpangina mit Symptomen wie hohem Fieber, gerötetem Rachen mit helle Bläschen, die platzen und gelbliche kreisrunde „Geschwüre“ mit rotem Hof bilden. Coxackieviren können auch Erreger der „Sommergrippe” sein und eine fieberhafte Rachenentzündung, Halsschmerzen und Hustenreiz hervorrufen. Coxackieviren sind außerdem Erreger der Hand-, Fuß- und Mundkrankheit. Hierbei treten gleichzeitig eine schmerzhafte Mundschleimhautentzündung im Bereich von Zunge, Zahnfleisch und weichem Gaumen auf sowie Bläschen an Händen und Füßen, die von einem roten Saum umgeben sind.
  • Bakterienbefall: Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken (Erreger der Lungenentzündung) oder Haemophilus influenzae (können bei Kindern Hirnhautentzündung auslösen) sind bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen häufig die Ursache für eine akute Bronchitis. Bei Menschen ohne Vorerkrankung ist die bakterielle Infektion meistens eine Sekundärinfektion (bakterielle Superinfektion). Die durch den Virenbefall entzündeten Bronchien bilden hier einen idealen Nährboden für die Bakterien.
  • Masern, Typhus und Keuchhusten: Die akute Bronchitis tritt hier als Begleiterkrankung auf.
  • Pilzinfektionen: Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem wie beispielsweise HIV-Infizierte oder Menschen mit Krebserkrankungen kommt es in seltenen Fällen zur akuten Bronchitis durch Pilze. Ein Beispiel hierfür ist die Soorbronchitis, ausgelöst durch den Pilz Candida albicans.
  • Tabakrauch: Er enthält zahlreiche Substanzen, die das Lungengewebe schädigen und Entzündungsreaktionen in den Bronchien und damit eine Bronchitis auslösen können. Zudem kann ständiger Tabakrauch die Flimmerhärchen der Bronchialschleimhaut zerstören und somit den Selbstreinigungsprozess der Atemwege behindern. Setzt sich das entzündlich veränderte Sekret fest, entwickelt sich eine akute Bronchitis, die chronisch werden kann.

Symptome der Bronchitis: Symptome

Ob sich deine Erkältung zur Bronchitis entwickelt, zeigt sich meistens zwei Tage nachdem typische Erkältungssymptome wie Mattigkeit, Schnupfen, Heiserkeit, Hals- und Gliederschmerzen aufgetreten sind.

Falls du unter Atemnot, starken Brustschmerzen und hohem Fieber leidest, Blut hustest und Vorerkrankungen wie eine Herzschwäche, Asthma bronchiale oder COPD hast, solltest du auch bei leichten Bronchitis-Beschwerden sofort einen Arzt aufsuchen.

Bei einer akuten Bronchitis zeigen sich folgende Symptome:

  • Trockener Reizhusten.
  • Schmerzen beim Husten.
  • Kurzatmigkeit.
  • Erhöhte Temperatur bis hin zu Fieber über 38,5°C. Wie und wo Fieber messen? Hält das Fieber länger als fünf Tage an oder kehrt zurück, kann eine Lungenentzündung dahinter stecken. Die Lungenentzündung macht sich auch noch durch einseitige Brustschmerzen und anhaltenden Husten bemerkbar.
  • Engegefühl in der Brust.
  • Brustschmerzen im Bereich des Brustbeins, Brennen hinter dem Brustbein.
  • Wässrig-klarer, nach zwei bis drei Tagen weißlicher, zäher Schleim als Auswurf.
  • Grünlich-gelblicher Schleim: Das deutet auf eine bakterielle Infektion hin.

Eine chronische Bronchitis kann bei folgenden Beschwerden vorliegen:

  • Chronischer Husten: Vor allem morgens nach dem Aufstehen ist der Husten besonders stark.
  • Auswurf, der immer zäher wird und daher auch schwieriger abzuhusten ist.
  • Kurzatmigkeit: Zunächst nur bei Belastung, später auch zunehmend in Ruhe.

Bronchitis Krankheitsverlauf

Eine akute Bronchitis heilt normalerweise innerhalb von 14 Tagen aus. Komplikationen und Folgeerkrankungen können vor allem bei Kindern, älteren und abwehrgeschwächten Menschen auftreten. Hier kann sich die Bronchitis zu einer chronischen Bronchitis, zu einer Lungenentzündung im Bereich um die Bronchien (Bronchopneumonie), zu einem Lungenemphysem (Überblähung der Lunge) oder einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) entwickeln. Sehr selten und fast nur bei Kleinkindern kann es zu einer Bronchiolitis (Entzündung der kleinen Äste des Atemtraktes) kommen mit der Gefahr eines Verschlusses der Bronchiolen (kleinste Äste des Atemtraktes).

Welcher Arzt hilft bei Bronchitis?

Dein Hausarzt ist der erste Ansprechpartner bei einer Bronchitis. Der Hausarzt wird dich gegebenenfalls an einen Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO-Arzt) oder einen Lungenfacharzt (Pneumologe, Pulmologe, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie) überweisen. Untersuchungen beim Pneumologen

Ärzte in deiner Nähe kannst du über unsere Arzt-Suche finden.

Bronchitis Diagnose

Dein Arzt wird dich im Rahmen der Anamnese und Bronchitis-Diagnose zunächst zu deinen Beschwerden befragen. Er wird wissen wollen, welche Beschwerden du seit wann hast und ob die Beschwerden stärker geworden sind. Außerdem wird er sich erkundigen, ob und seit wann du wie hohes Fieber hast, ob du Vorerkrankungen wie COPD, Asthma bronchiale, Herzschwäche oder eine Immunschwäche hast. Weiterhin ob und seit wann du wie viel pro Tag rauchst und ob es in deinem Arbeits- und Lebensumfeld irgendwelche Reizstoffe wie Gase, Staub oder Rauch gibt. Auch die Beschreibung von Farbe, Konsistenz und Menge des abgehusteten Schleims kann deinem Arzt wertvolle Hinweise auf Bronchitis geben.

Bei einer körperlichen Untersuchung wird dein Arzt den Bereich deiner Lunge abklopfen und abhören. Rasselgeräusche können dabei ein Hinweis auf übermäßige Schleimproduktion sein. Durch Abhören kann dein Arzt außerdem der Ort und die Ausbreitung der Entzündung eingrenzen. Weiterhin wird dein Arzt zur Bronchitis-Diagnose deinen Mund und Rachenraum untersuchen.

Bei gelb-grünlichem Auswurf kann dir eine Blutprobe entnommen werden. Anhand eines großen Blutbildes und der Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (Blutsenkung, BSG, BKS) kann eine Entzündungsreaktion im Körper aufgedeckt werden. Eine erhöhte Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), eine beschleunigte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit sowie eine Erhöhung des sogenannten C-reaktiven Proteins, kurz CRP, deuten auf eine Entzündung hin. Normalwerte für CRP

Ein Nachweis der Bronchitis-Erreger aus dem abgehusteten Schleim ist zwar möglich, wird jedoch bei unkomplizierten Verläufen der Bronchitis in der Regel nicht vorgenommen.

Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung wird deine Lunge geröntgt. Bei chronischer Bronchitis steht eine Lungenfunktionsprüfung an. Die Lungenfunktionsprüfung zeigt, ob die chronische Bronchitis bereits eine dauerhafte Verengung deiner Bronchien hervorgerufen hat oder ob eventuell Asthma die Ursache deiner Beschwerden ist.

Ein Belastungs-EKG zeigt eine eingeschränkte Lungenfunktion und eine Beteiligung des Herzens an. Das Herz versucht den Mangel an Sauerstoff, den die eingeschränkte Lungenfunktion hervorruft, durch eine erhöhte Pumpleistung auszugleichen.

Was hilft bei Bronchitis?

Wenn du während der Bronchitis hohes Fieber bekommst, Blut hustest, unter Atembeschwerden und Brustschmerzen leidest, dann bitte sofort einen Arzt aufsuchen. Ansonsten gilt bei einer Bronchitis: schone dich, vermeide körperliche Anstrengungen und halte deinen Körper warm ohne zu schwitzen. Damit sich der Schleim besser verflüssigen und gut abgehustet werden kann, solltest du bei Bronchitis täglich zwei Liter Wasser trinken. Zur Selbstmedikation bei Bronchitis sind auch Husten- und Bronchialtees geeignet, wenn keine Allergien gehen die Inhaltsstoffe vorliegen. Bei Bronchitis solltest du möglichst jegliche Reizung deiner Atemwege vermeiden. Reizungen können beispielsweise durch Auspuffgase, kalte Luft und Aufenthalt in verrauchten Räumen entstehen.
Hilfe bei Reizhusten aus der Apotheke

Hausmittel bei Bronchitis

Bewährte Hausmittel zur Linderung von Atemwegsinfektionen können auch zur Selbstmedikation bei akuter Bronchitis eingesetzt werden. Doch beachte: die folgenden Hausmittel stellen keinen Ersatz für eine ärztliche Behandlung dar:

  • Brustwickel: Warme Kartoffel-Brustwickel, die 30 Minuten lang aufgelegt werden, tun entzündeten Bronchien gut. Wickel führen deinem Körper Wärme zu, verbessern die Durchblutung und transportieren die Wirkstoffe über die Haut und Atemwege zu den entzündeten Bereichen. Prüfe unbedingt die Temperatur des Wickels für 20 Sekunden am Unterarm. Zu heißer Brei kann zu Verbrennungen führen. Zur Zubereitung des Kartoffel-Brustwickels 5 große Kartoffeln wie Pellkartoffeln kochen. Anschließend auf einem sauberen Küchenhandtuch verteilen und zerquetschen. Das Handtuch einmal einschlagen und mit einem Nudelholz glatt streichen. Dann den heißen Brei auf ein neues sauberes Küchentuch verteilen. Leg dich mit dem Rücken auf ein großes Handtuch, leg dir dann das Kartoffelpäckchen auf die Brust und schlag ein weiteres großes Handtuch um die Brust herum. Feststecken und 30 Minuten lang einwirken lassen. Ein Ingwer-Brustwickel kann bei Bronchitis den Körper wärmen und durch ätherische Öle den Schleim lösen. Zur Herstellung des Ingwer-Brustwickels zwei Teelöffel Ingwerpulver (aus der Apotheke oder von einer frischen Knolle abgerieben) in 500 ml Wasser (75°C warm) anrühren, kurz quellen lassen. Ein Tuch oder eine Mullbinde in der Flüssigkeit tränken, gut auswringen und auf die Brust legen. Mit zwei weiteren Tüchern umwickeln und 30 Minuten einwirken lassen.
  • Inhalieren: Um die Schleimlösung und die Befeuchtung der Schleimhäute bei einer akuten Bronchitis anzuregen, können Dampfinhalationen hilfreich sein. Dazu ein paar Tropfen eines ätherischen Öls (zum Beispiel Eukalyptusöl, Pfefferminzöl) oder einen Salbenstrang einer Erkältungssalbe mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus und/oder Thymian in eine Schüssel mit heißem Wasser geben. Dann mit einem Handtuch über dem Kopf etwa zehn Minuten inhalieren. Die eingeatmeten Dämpfe sollen
    die Atemwege befreien, Eukalyptus und Menthol sollen krampflindernd, schleimlösend und entzündungshemmend wirken. Du kannst auch einen speziellen Inhalator verwenden. Doch Vorsicht: Kinder unter sechs Jahren sollten nicht mit mentholhaltigen Extrakten inhalieren. Auch Asthmatiker sollten vorsichtig sein. Bei ihnen können sich durch das Inhalieren die Bronchien verengen. Bevor du also in Sachen Inhalieren selbständig tätig werden willst, frag deinen Arzt um Rat.
  • Zwiebel-Tee und Zwiebel-Sirup: Ein Tee aus Zwiebeln soll bei Bronchitis zähen Schleim in den Bronchien zum Laufen bringen. Die in der Zwiebel enthaltenen Senföle desinfizieren und wirken entzündungshemmend. So kannst du den Schleimlöser zubereiten: Eine Zwiebel in Scheiben schneiden und etwa fünf Minuten in einem halben Liter Wasser köcheln lassen. Den Sud durch ein Sieb abseihen und mit etwas Honig süßen. Bis zu vier Tassen täglich möglichst heiß trinken. Als Hustensaft kann ein Zwiebelsud dienen. Dazu eine Zwiebel in kleine Stücke schneiden und mit 3 EL Honig und 1/8 l Wasser mischen. Kurz aufkochen und über Nacht ruhen lassen. Dann das Ganze durch ein Tuch pressen. Vom Sirup dreimal täglich einen Esslöffel nehmen. Der Zwiebel-Sirup ist im Kühlschrank etwa eine Woche lang haltbar und sollte länger auch nicht eingenommen werden. Vorsicht: Nicht anwenden, wenn du unter einer Übersäuerung des Magens leidest.

Welche Medikamente bei Bronchitis?

Um die Beschwerden bei Bronchitis zu lindern, können zahlreiche Arzneien zum Einsatz kommen:

  • Antibiotika: Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren. Daher sollten Antibiotika auch nur eingesetzt werden, wenn die Bronchitis von einer bakteriellen Infektion hervorgerufen oder begleitet wird. Außerdem wird eine Antibiotikabehandlung häufig durchgeführt, wenn mit einem komplizierteren Verlauf der Bronchitis zu rechnen ist. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn du an einer chronischen Lungenerkrankung oder an einer Immunschwäche leidest oder älter als 60 Jahre bist. Ebenfalls können bei einer Bronchitis Antibiotika zum Einsatz kommen, falls der Verdacht besteht, dass die Entzündung sich auf die gesamte Lunge ausgebreitet haben könnte. Häufig werden Arzneistoffe aus der Gruppe der Aminopenicilline, Makrolide bzw. Tetrazykline zur Behandlung der bakteriell bedingten Bronchitis eingesetzt.
  • Fiebersenker: Um die Selbstheilungsmechanismen deines Körpers zu unterstützen, solltest du bei Bronchitis mit Fieber Bettruhe einhalten. Fiebersenkende Medikamente sind in der Regel nicht notwendig, wenn nur eine erhöhte Körpertemperatur besteht. Erhöhte Temperatur ist im Rahmen der Immunantwort deines Körpers auf den Erreger völlig normal. Bei Fieber können Medikamente mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure oder Paracetamol zur Linderung der Gliederschmerzen und zur Fiebersenkung eingesetzt werden. Hausmittel bei Fieber
  • Hustenblocker: Weil der Reizhusten bei Bronchitis als extrem quälend empfunden wird und oft die Nachtruhe raubt, greifen viele Menschen gerade zu Beginn der Bronchitis zu Hustenblockern. Doch Vorsicht: Der Hustenreiz sollte nicht dauerhaft unterdrückt werden. Die Sekrete müssen abgehustet werden, damit sie sich nicht in den Bronchien festsetzen. Hustenblocker sollten daher nur kurz eingenommen werden. Sogenannte Antitussiva (Hustenreizstiller) werden in der Regel vorwiegend abends eingesetzt und auch nur so lange, wie der Hustenreiz nachts besonders quälend ist. Antitussiva sollten bei Bronchitis allerdings nicht in Kombination mit Schleimlösern eingenommen werden, da sich diese Medikamentengruppen gegenseitig in ihrer Wirkung blockieren. Das hat folgenden Grund: Wenn festsitzender Schleim bei Bronchitis mit sekretlösenden Mitteln verflüssigt wird, muss er auch abgehustet werden können. Das jedoch wird durch die Hustenblocker verhindert.Während pflanzliche Hustenstiller abschwellend und beruhigend wirken, hemmen chemische Mittel den Hustenreiz über das zentrale Nervensystem. Hier beeinträchtigen die verwendeten Wirkstoffe die Reaktionsfähigkeit, daher bitte kein Auto fahren. Vorsicht ist auch in den ersten Monaten der Schwangerschaft, bei niedrigem Blutdruck und bei gleichzeitiger Einnahme von MAO-Hemmern bei Depression geboten. Achtung: Alkohol verstärkt die Wirkung der Hustenblocker.
  • Schleimlöser: Medikamente mit den Wirkstoffen Acetylcystein oder Ambroxol lockern zähen Schleim bei Bronchitis und erleichtern das Abhusten. Ambroxol regt die Drüsenzellen der Bronchialschleimhaut an, mehr Sekret zu bilden. Dadurch ist der Schleim nicht mehr so zäh und klebrig und kann besser abgehustet werden. Acetylcystein hingegen verflüssigt das Sekret. Ganz wichtig ist, begleitend zu den Schleimlösern bei Bronchitis genug zu trinken. Vorsicht: Sekretlösende Mittel verstärken die Wirkung von Glyzeroltrinitrat, was bei Angina Pectoris oder koronarer Herzkrankheit eingesetzt wird.

Hilfe bei Husten und Bronchitis aus der Apotheke

Pflanzenkraft gegen Bronchitis

Bei der Behandlung von Bronchitis sind vor allem Kräutertees mit Fenchel, Thymian oder Efeu wohltuend. Sie wirken schleimlösend und fördern das Abhusten. Zusätzlich sorgt die Wärme des Tees für Entspannung und ein angenehmes Gefühl in Hals und Rachen.

In leichten Fällen der akuten Bronchitis können Heilpflanzen als Tee, Kapseln, in Erkältungsbalsam oder Tropfen unterstützend zur Behandlung der Bronchitis eingesetzt werden. Achten solltest du auf kontrollierte Qualität der Präparate. Bei der Dosierung richtest du dich nach der Packungsbeilage. Lass dich unbedingt in der Apotheke zu Wechselwirkungen des verwendeten Tees mit Medikamenten beraten.

Der pflanzliche Wirkstoff Myrtol leistet bei der Bronchitis Selbstmedikation ebenfalls gute Dienste. Der festsitzende Schleim bei Bronchitis kann dadurch gelöst werden, die Produktion von dünnflüssigem Sekret gesteigert werden und die Atemwege dadurch befreit werden. Wenn du Asthma hast, solltest du mit Myrtol vorsichtig sein. Die ätherischen Öle des Myrtols können Krämpfe in den Atemwegen auslösen (Bronchospasmen). Wenn Präparate mit dem Wirkstoff Myrtol zusätzlich zu anderen Medikamenten eingenommen werden, kann sich der Abbau dieser anderen Arzneien in der Leber beschleunigen. Dadurch verringert und verkürzt sich möglicherweise die Wirkung. Echinacea (Sonnenhut) und Umckaloabo (Kapland-Pelagonie) gehören zur der Gruppe der pflanzlichen Immunstimulanzien. Sie stärken das Immunsystem, damit es besser gegen Krankheitserreger vorgehen kann. Bei Beginn der Bronchitis bzw. Erkältung eingenommen, soll deren Verlauf gelindert werden. Spitzwegerich, Eibisch, Huflattich und Isländisch Moos sind als Hustenhemmer gut geeignet. Die pflanzlichen Hustenhemmer enthalten Schleimstoffe, die sich bei Bronchitis wie ein Schutzfilm auf die entzündete Schleimhaut der Atemwege legen. Das lindert den Hustenreiz und gibt der gereizten Schleimhaut ein wenig Zeit, sich zu regenerieren. Achtung: Bitte nur bei trockenem Husten ohne Schleimbildung einsetzen. Husten mit Schleimbildung darf nicht unterdrückt werden, da sich der Schleim sonst in den Bronchien festsetzt. Efeu, Thymian, Pestwurz und Drosera (Sonnentau) wirken krampflösend auf die Muskulatur des Atemtraktes und können auch bei chronischer Bronchitis eingesetzt werden. Die in Efeu, Süßholzwurzel und Schlüsselblume (Primula veris) enthaltenen Saponine (sekundäre Pflanzenstoffe) unterstützen das Abhusten von Schleim, der in den Bronchien festsitzt. Thymian, Eukalyptus, Fenchel, Anis und Fichtennadel enthalten ätherische Öle, die bei Bronchitis ebenfalls auswurffördernd wirken. Die Wirkweise der einzelnen Stoffe ist unterschiedlich. Entweder sorgen sie dafür, dass der Körper bei Bronchitis vermehrt dünnflüssigen Schleim bildet. Oder sie helfen, den zähen Schleim bei Bronchitis zu verflüssigen. Andere fördern bei Bronchitis den Abtransport des Schleims, indem sie die Flimmerhärchen (Zilien) auf den Schleimhäuten in den Bronchien aktivieren.
Pflanzliche Antibiotika (Phytobiotika) sollen Bakterien abtöten oder deren Wachstum hemmen. Das Allicin in Knoblauch, die Flechtensäuren in Isländisch Moos, das Hyperforin in Johanniskraut und die Saponine im Efeu gehören zu den antibiotisch wirksamen pflanzlichen Inhaltsstoffen.

Bronchitis vorbeugen

Nicht jeder Bronchitis bist du schutzlos ausgeliefert. Ist dein Immunsystem intakt, können die Krankheitserreger der Bronchitis effektiv bekämpft werden. Nur ein schwaches Immunsystem ist ein guter Nährboden für Bronchitis-Erreger. Beispielhaft für viele unterschiedliche Methoden zur Stärkung der Abwehrkräfte seien die folgenden genannt:

  • Atemübungen: Eine ausreichende Sauerstoffzufuhr ist für viele Prozesse deines Körpers unerlässlich, auch für die Arbeit deines Immunsystems. Durch falsches und speziell zu flaches Atmen kann es zu einer verminderten Sauerstoffversorgung kommen. Mit Atemübungen sollen die Atemwege gezielt gestärkt werden. Denn starke Atemwege bieten viralen oder bakteriellen Infektionen weniger Angriffsfläche. Einfache Atemübungen für zu Hause oder für die Pause während der Arbeit können beispielsweise sein:
    Zur Anregung der Belüftung der Atemwege: Klopfe dir mit lockeren Fäusten auf den Brustkorb und summe oder spreche dabei langsam die Vokale „A…O…U…I“. Tief Atmen: Stell‘ dich aufrecht hin und leg‘ die Hände auf die Schultern. Führe beim Einatmen die Ellenbogen zur Seite und beim Ausatmen wieder nach vorne. Wiederhole dies drei bis fünf Mal. Zur besseren Durchblutung und Befeuchtung der Nasenschleimhaut: Halte dir ein Nasenloch zu und klopfe mit dem Zeigefinger sacht gegen den anderen Nasenflügel. Summe währenddessen langsam die Vokale „A…O…U…I“. Anschließend mit der anderen Seite wiederholen.
    Eine klinische Atemtherapie bei Lungenerkrankungen wie COPD, bei Asthma bronchiale oder auch bei chronischer Bronchitis setzt auf das Atemtraining zur Verbesserung der Lungenfunktion. Eine klinische Atemtherapie kann dir vom Arzt verschrieben werden und wird häufig von Physiotherapeuten durchgeführt.
  • Impfungen: Eine Impfung gegen Grippe (Influenza) und Pneumokokken (Bakterien, die eine Lungenentzündung verursachen können) ist laut Ständiger Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI)  ratsam für ältere Menschen, Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes sowie für Personen, die durch engen Kontakt mit anderen Menschen extrem ansteckungsgefährdet sind. Erhalte Infos zur Grippe-Impfung. Da eine akute Bronchitis auch als Begleiterkrankung von Masern, Typhus und Keuchhusten auftreten kann, kannst du dich von deinem Arzt auch über den Impfschutz vor Masern, Typhus und Keuchhusten beraten lassen.
  • Infektionsquellen meiden und Selbstreinigungskräfte der Atemwege erhalten: Um einer Bronchitis vorzubeugen kannst du Gegenden und Plätze meiden, die stark mit Schadstoffen (Feinstaub, Rauch) belastet sind. Wasch dir außerdem regelmäßig die Hände und halte Abstand zu Personen, die an Bronchitis erkrankt sind. Bitte bedenke: beim Niesen oder Husten gelangen mit der ausgestoßenen Luft auch bei vorgehaltener Hand oder Taschentuch immer noch genug ansteckende Grippe-Viren und damit auch Bronchitis-Erreger in den Raum.
  • Rauchverzicht: Eine gute Maßnahme, um Bronchitis und generell Atemwegsinfekten vorzubeugen bzw. bestehende Erkrankungen zu kurieren, ist der Verzicht auf Tabak. Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt außerdem sein Risiko, an Krebs, Herzinfarkt, oder einem Schlaganfall zu erkranken.
  • Raumluft verbessern: Kontrolliere die Luftfeuchtigkeit in den Räumen, in denen du dich häufig aufhältst. Bei weniger als 50 Prozent Luftfeuchtigkeit, also zu trockener Raumluft, solltest du feuchte Tücher aufhängen oder über die Heizung legen. Auch Zimmerpflanzen sorgen für eine höhere Luftfeuchtigkeit im Raum. Achte jedoch darauf, dass sich auf der Erde im Topf kein Schimmel bildet. Lüfte außerdem regelmäßig.
  • Salzhaltige Luft: Ferien an der See sind als Therapiemaßnahme bei Atemwegsbeschwerden bekannt. Bereits seit der Antike wird Salz als Heilmittel eingesetzt und noch heute werden salzhaltige Inhalationen zur Linderung von Erkrankungen der Atemwege genutzt. Salzige Luft dringt bis tief in die Bronchien ein und kleidet dort als feiner Film die Schleimhäute aus. Die Schleimhäute werden somit auf natürliche Art befeuchtet und festsitzender Schleim wird gelöst. Mit dem Sekret werden dann auch Bronchitis-Krankheitserreger abtransportiert und die Flimmerhärchen (Zilien) werden aktiviert. Auch in Salzgrotten, in denen das Mikroklima eines Salzbergwerks imitiert wird, herrschen gute Bedingungen für Lunge und Bronchien.
  • Sport: Leichter Sport an der frischen Luft wie Radfahren oder Nordic Walking steigert deine Fitness und stärkt das Allgemeinbefinden. Wenn du dazu noch versuchst, dich gesund und abwechslungsreich zu ernähren, dann hast du schon viel getan, um Bronchitis und Infekten nicht mehr schutzlos ausgeliefert zu sein.
  • Wechselduschen: Um deinen Kreislauf anzuregen, kannst du morgens mit Wechselduschen von kaltem und warmem Wasser arbeiten. Fang warm an, dann zehn bis 15 Sekunden lang von den Füßen nach oben kalt abduschen. Alles zweimal wiederholen und mit kaltem Wasser enden.

Bronchitis: Heilungschancen

Dass sich aus einer unbehandelten akuten Bronchitis automatisch eine chronische Bronchitis entwickelt, ist selten. Es kann aber vorkommen bei Menschen mit Immunschwäche und Vorerkrankungen wie Asthma sowie bei Rauchern. Die Heilungschancen für eine chronische Bronchitis sind gut, wenn die Auslöser der Erkrankung frühzeitig ausgeschaltet werden. Werden Tabakrauch, Gase, Staub und andere Reizstoffe weiterhin eingeatmet, kann sich die Lungenfunktion zunehmend verschlechtern. Es kann zu einer Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder einem Lungenemphysem (Überblähung der Lunge) kommen.

Eine akute, virale Bronchitis heilt meistens innerhalb von 14 Tagen aus. Der Hustenreiz kann allerdings noch Wochen bestehen bleiben. Das liegt daran, dass die Bronchitis die Bronchien geschädigt hat und sie somit empfindlicher auf alle möglichen Reize reagieren.

Sind bei der Bronchitis zusätzlich noch Bakterien an der Infektion beteiligt, kann es bis zur Genesung etwa drei Wochen dauern.

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Verstopfung

Frau mit Verstopfung hält sich den schmerzenden Bauch.
Müssen und nicht können: Völlegefühl, ein unangenehmes Spannen im aufgetriebenen Bauch und weniger als dreimal Stuhlgang pro Woche können Anzeichen einer Verstopfung (Obstipation) sein.

Was bedeutet Verstopfung?

Von Verstopfung, auch als Obstipation bezeichnet, spricht dein Arzt, wenn du weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hast, der Kot äußerst hart ist und nur unter Schmerzen und sehr starkem Pressen ausgeschieden werden kann. Verstopfung ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Dein Darm drückt, dein Bauch spannt, du hast das Gefühl du müsstest auf die Toilette. Doch wenn du dann dort sitzt, geht gar nichts oder die Darmentleerung ist sehr schmerzhaft. Verstopfung ist bei Schwangerschaft ein häufiges Problem. Aber auch Menschen über 60 Jahren macht die Darmträgheit häufig zu schaffen.

Ob du tatsächlich eine Verstopfung hast und ob diese behandlungsbedürftig ist, weil eine Erkrankung dahinter steckt, kannst du zusammen mit deinem Arzt herausfinden. Denn viele Menschen, die täglich ihren Darm entleeren, fühlen sich schon verstopft, wenn sie zwei Tage hintereinander nicht auf die Toilette können. Andere wiederum machen sich erst Sorgen um eine Verstopfung, wenn drei oder vier Tage hintereinander nichts mehr geht. In jedem Fall ist es wichtig, nicht übereilt zu Abführmitteln zu greifen.

Eine chronische Verstopfung (chronische Obstipation) liegt vor, wenn deine Beschwerden mindestens drei Monate im Jahr vorhanden sind. Ein Magen-Darm-Arzt (Gastroenterologe) unterscheidet verschiedene Formen der chronischen Verstopfung, denen unter anderem neuronale oder hormonelle Störungen, eine Beckenbodensenkung sowie Nebenwirkungen von Medikamenten oder auch Vorerkrankungen wie Parkinson oder Diabetes zugrunde liegen können.

Was sind die Ursachen von Verstopfung?

Verstopfung kann viele verschiedene Ursachen haben. Häufige Auslöser einer Obstipation sind:

  • Stress und Bewegungsmangel: Das macht den Darm träge.
  • Geringe Flüssigkeitszufuhr: Wenig Trinken sorgt dafür, dass dein Darm den Speisebrei schlechter verarbeiten kann. Er rutscht nicht weiter und sorgt für Verstopfung.
  • Ballaststoffarme Ernährung: Besonders Weißbrot, Schokolade und Süßigkeiten sorgen für Darmträgheit. Diese Nahrungsmittel verhindern die Darmtätigkeit und können somit zur Verstopfung beitragen.
  • Unterdrücken des Stuhlgangs: Wenn ein Toilettengang wiederholt unmöglich ist, weil du gerade unterwegs bist, im Meeting sitzt oder meinst, dass aus welchen Gründen auch immer später ein günstigerer Zeitpunkt für das „große Geschäft“ wäre, dann kann sich dein Stuhl im Enddarm sammeln. Wenn er dort für längere Zeit als dicker Klumpen liegen bleibt, staut sich immer mehr an und verstopft zusätzlich.
  • Divertikel: Ausstülpungen aus dem Darm können zu Verstopfung führen.
  • Ortswechsel: Veränderte klimatische Bedingungen beispielweise durch Reise oder Umzug sowie veränderte sanitäre Anlagen sind für den Darm oft vorübergehend ein Problem, das zu Verstopfung führt.
  • Schwangerschaft: Verstopfung in der Schwangerschaft ist bei werdenden Mamas häufig ein Thema. Auslöser der Obstipation ist jedoch nicht die wachsende Gebärmutter, sondern eine geringe Aktivität der Darmmuskulatur.
  • Geschwächter Beckenboden nach der Geburt: Hier kann sich ein Stück des Mastdarms (letzter Abschnitt des Dickdarms, auch Enddarm oder Rektum genannt) in die Scheide hinein wölben. Die Folge sind Ausstülpungen, in denen der Stuhl liegen bleiben kann. Er trocknet aus und kann somit den Stuhlgang verzögern oder erschweren.
  • Medikamente: Manche Medikamente können als Nebenwirkung Verstopfung haben oder die Darmträgheit fördern. Dazu gehören zum Beispiel manche Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide. Einige Hustenblocker, Antazida (Arzneimittel zur Neutralisierung der Magensäure) gegen Sodbrennen und einige Antidepressiva und Mittel gegen Bluthochdruck können bei regelmäßiger Anwendung ebenfalls zu Verstopfung führen.
  • Chronische Erkrankungen: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können zur Darmträgheit und Verstopfung führen. Ebenso Hämorrhoiden und Darmkrebs.
  • Diabetes, Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall und Schilddrüsenunterfunktion können Vorerkrankungen sein, die zur Verstopfung führen können.

Was sind Symptome von Verstopfung?

Spürst du folgende Beschwerden, könnte eine Verstopfung dahinter stecken:

  • Du hast weniger als dreimal Stuhlgang pro Woche.
  • Dein Bauch fühlt sich aufgetrieben an und spannt.
  • Du verspürst ein unangenehmes Völlegefühl, doch du hast nicht zu viel oder zu fett gegessen.
  • Du hast beim Stuhlgang das Gefühl, einen Widerstand überwinden zu müssen und den Darm nur unvollständig entleeren zu können.
  • Dein Stuhl ist extrem hart und oft auch sehr dunkel.
  • Die Darmentleerung ist schmerzhaft und nur unter sehr starkem Pressen möglich.

Treten Blut im Stuhl oder ein unerklärlicher Gewichtsverlust auf, dann sollte schnellstmöglich ein Arzt nach den Ursachen suchen.

Welcher Arzt hilft bei Verstopfung?

Kann der Hausarzt dir bei der Verstopfung nicht weiter helfen, wird er dich zu einem Gastroenterologen überweisen. Ein Gastroenterologe wird auch als Magen-Darm-Arzt oder Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie bezeichnet. Untersuchungen beim FA Innere Medizin und Gastroenterologie.

Dein behandelnder Arzt wird dir Fragen stellen zur Häufigkeit des Stuhlgangs, seiner Farbe, seiner Konsistenz und zu Auffälligkeiten oder Veränderungen. Mit Hilfe eines Stuhltagebuchs können Begleitumstände der Verstopfung ausfindig gemacht werden. In das Stuhltagebuch trägst du beispielsweise ein, was du isst, ob du den ganzen Tag am Schreibtisch gesessen hast oder dich bewegt hat, ob du beruflichen und privaten Stress hattest, um wieviel Uhr du auf die Toilette gegangen bist usw.,

Der Arzt wird dich zur Abklärung der Ursachen der Verstopfung körperlich untersuchen, deinen Unterleib und insbesondere deinen Enddarm abtasten. Bei anhaltenden Verstopfungs-Beschwerden kann die Diagnostik um eine Blutuntersuchung, Ultraschall und Enddarmspiegelung (Proktoskopie) erweitert werden. Weiterhin können eine Druckbestimmung im Darm, eine Passagemessung (Hinton-Test) oder eine spezielle Röntgenaufnahmetechnik (Defäkographie) durchgeführt werden. Eine Darmspiegelung kann ebenfalls angeordnet werden. Erhalte wichtige Infos zur Darmspiegelung.

Was tun bei Verstopfung?

Die Therapie der Verstopfung richtet sich nach den individuellen Beschwerden, Ursachen und Befunden. Sie reicht von einer Lebensstil- und Ernährungsumstellung über Toilettentraining, Beckenbodentraining, Biofeedback, Entleerungshilfen und Medikamentgaben bis hin zu chirurgischen Maßnahmen bei beispielsweise Divertikeln (Ausstülpungen aus dem Darm).

Bewegung tut dem Darm gut

Damit bei Verstopfung dein träger Darm in Schwung kommt und aktiv bleibt, solltest du dich ausreichend bewegen. Das ist umso wichtiger, wenn du täglich mehrere Stunden am Schreibtisch sitzt oder generell eine sitzende Tätigkeit ausgeübt wird. Bewegung in deinen Alltag einzubringen ist gar nicht so schwer: Nimm die Treppen statt den Fahrstuhl, mach einen Spaziergang statt auf dem Sofa zu sitzen. Überwinde deinen inneren Schweinehund und dein Darm und der Rest deines Körpers werden es dir danken.

Für den Toilettengang ist allerdings Ruhe angesagt. Nimm dir für die Sitzung Zeit und versuche, nicht zu heftig zu pressen. Denn ständiges heftiges Pressen fördert die Ausweitung der Venen und damit die Entstehung von Hämorrhoiden.

Ernährung bei Verstopfung

Eine ballaststoffreiche Ernährung kann einer Verstopfung entgegenwirken und die Darmtätigkeit anregen. Ballaststoffe sind enthalten in Vollkornbrot, Sesam, Weizenkleie, faserreichem Gemüse und frischem Obst mit Schale (vor Verzehr bitte gut abwaschen). Ballaststoffe und Quellstoffe in Obstschalen und Gemüse binden Wasser und lassen den Speisebrei aufquellen. Dadurch wird er schneller befördert und ausgeschieden. Der Stuhl ist weich und erfordert kein übermäßiges Pressen. Einer Verstopfung kann somit vorgebeugt werden.

Keine Sorge: Süßigkeiten und Weißbrot musst du bei Verstopfung in der Regel nicht meiden. Jedoch kommt es auf die Menge an und darauf, einen Ausgleich durch ballaststoffreiche Kost zu schaffen. Sprich mit deinem Arzt oder Ernährungsberater. Zusammen könnt ihr herausfinden, was dir schmeckt und deiner Verdauung gut tut.

Natürliche Quellstoffe wie Leinsamen, Weizenkleie oder indischer Flohsamen können das Volumen des Darminhalts erhöhen und mehr Druck auf die Darmwand ausüben. Das regt die Darmbewegung an, sorgt für einen guten Weitertransport des Darminhalts und kann somit Verstopfung vorbeugen. Doch Vorsicht: Viel hilft hier nicht viel. Leinsamen, Weizenkleie und Flohsamen legen bis zu 200-fach an Gewicht zu sobald sie Wasser aufnehmen. Damit im Darm nichts verklumpt und der Darminhalt so verdickt wird, dass der Darm verschlossen wird, solltest du auf die richtige Dosierung achten. Zusätzlich viel trinken, damit im Darm alles besser rutscht.

Halte unbedingt Rücksprache mit deinem Arzt, wenn du die natürlichen, wasserbindenden Quellmittel bei Verstopfung und danach länger als zwei Wochen einnehmen möchtest. Es besteht die Gefahr, dass sich dein Darm daran gewöhnt, nur noch mit Hilfe von Weizenkleie und Co. zu funktionieren. Die Folge: Mit der Zeit braucht dein Darm immer größere Mengen an Quellstoffen, damit der gewünschte Effekt bei der Verdauung einsetzt.

Bist du Diabetiker und möchtest der Verstopfung mit Flohsamen zu Leibe rücken, dann beachte bitte, dass Flohsamen die Verarbeitung von Kohlenhydraten im Körper verzögern kann. Dein Blutzucker kann dadurch abfallen.

Hausmittel bei Verstopfung

Als Hausmittel bei Verstopfung schwören viele Menschen auf das Trinken eines Glases lauwarmen Wassers am frühen Morgen auf nüchternen Magen. Auch ein Glas Orangen- oder Grapefruitsaft soll die Verdauung anregen und der Verstopfung entgegenwirken.

Ein beliebtes Hausmittel bei Darmträgheit ist Sauerkraut. Entweder als Saft, aus der Dose/dem Glas oder selbst eingelegt. Frische oder getrocknete Pflaumen und Feigen sollen ebenfalls einen abführenden Effekt haben.

Bitte beachte: Der Erfolg stellt sich in der Regel nicht gleich am ersten Tag ein. Es kann einige Tage dauern bis die Verdauung wieder in Gang kommt.

Abführmittel bei Verstopfung

Vergeht die Verstopfung nicht innerhalb von ein bis zwei Wochen durch Umstellung der Ernährung, mehr Bewegung, Stressabbau oder Behebung anderer Ursachen von selbst wieder, dann können eventuell Abführmittel, Laxantien genannt, vorübergehend Abhilfe schaffen.

Dein Arzt kann dir Abführmittel verordnen, wenn du längere Zeit bettlägerig bist und du dich somit nicht ausreichend bewegen kannst. Wenn du dich von einem Leistenbruch, einem Herzinfarkt oder von einer Thrombose erholst und deswegen beim Stuhlgang nicht stark pressen darfst, können Abführmittel Erleichterung verschaffen und einer Verstopfung entgegenwirken. Wird deine Darmtätigkeit durch Divertikel (Ausstülpungen aus dem Darm) extrem behindert und leidest du deswegen unter Verstopfung, kann dir dein Arzt ebenfalls Abführmittel verordnen.

Hilfe bei Verstopfung aus der Apotheke

Doch Vorsicht: Abführmittel bitte nur maximal zwei Wochen anwenden. Nimmst du Abführmittel ständig ein, verlieren sie nach und nach ihre Wirkung. Die Dosis muss dann immer mehr erhöht werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Abführmittel können zu Mineralstoffverlust und insbesondere zu Kaliummangel führen. Das wiederum kann als Folge Muskelschwäche, verstärkte Darmträgheit und Herzrhythmusstörungen haben. Lies mehr bei uns zu Ursachen und Therapie von Herzrhythmusstörungen.

Bei Abführmitteln werden die folgenden Substanzklassen unterschieden:

  • Darmreizende Abführmittel: Tabletten, Tropfen oder Zäpfchen mit den Wirkstoffen Natriumpicosulfat und Bisacodyl sorgen dafür, dass die Darmwand gereizt wird. Darauf reagiert die Darmwand mit verstärkter Bewegung. Der Speisebrei kann schneller durch den Darm geschoben werden, unverdaute Reste werden somit auch schneller ausgeschieden und eine Verstopfung hat keine Chance. Doch Vorsicht: Darmreizende Abführmittel bei Verstopfung bitte nur kurzfristig anwenden. Der Grund: Dein Darm gewöhnt sich schnell an die Reize von außen, kommt ohne die Mittel von allein gar nicht mehr in Schwung und wird demzufolge noch träger. So paradox es klingt, kannst du auf diese Weise durch Abführmittel Verstopfung bekommen.

Vorsicht vor Wechselwirkungen: Bist du Diabetiker solltest du häufiger deinen Blutzucker kontrollieren. Denn Darmreizende Abführmittel schwemmen Kalium aus. Der Kaliumverlust kann die Wirkung deiner Spritze verringern. Die Folge: Du musst mehr als gewohnt spritzen, um den Blutzucker auf Normalniveau zu halten.

Wenn du unter Herzschwäche leidest und Medikamente mit Digitalis-Wirkstoffen einnehmen musst, kann deren Wirkung durch Darmreizende Abführmittel verstärkt werden. Leidest du unter Herzrhythmusstörungen und nimmst Medikamente dagegen, kann deren Wirkung ebenfalls durch die Abführmittel gegen Verstopfung verstärkt werden. Wenn du also Abführmittel über einen längeren Zeitraum und in hoher Dosierung einnehmen willst, solltest du das auf keinen Fall ohne Rücksprache mit deinem Arzt tun.

Da Kaliummangel Herzrhythmusstörungen auslösen kann, solltest du auf deine Kaliumwerte im Blut besonders achten, wenn du neben Darmreizenden Abführmitteln noch entwässernde Mittel nehmen musst. Beides führt zu Kaliumverlust. Zu entwässernden Mitteln zählen beispielsweise Diuretika bei Bluthochdruck. Das gleiche gilt für Glukokortikoide bei Entzündungen. Lies Wissenswertes über den Laborwert Kalium.

Milch und Milchprodukte wie Joghurt oder Quark können die Wirksamkeit von Darmreizenden Abführmitteln beeinträchtigen. Daher die Abführmittel bitte nie zusammen mit Milch oder Milchprodukten einnehmen.

  • Gleitmittel: Um den Darminhalt aufzuweichen, das Stuhlvolumen dadurch zu erhöhen und damit die Darmbewegung anzuregen, können Abführmittel mit den Wirkstoffen Glyzerin und Paraffin eingesetzt werden. Durch die Gleitmittel soll die Verdauung zügiger erfolgen, der Stuhl weicher werden und leichter nach außen rutschen. Glyzerin kann als Einlauf (Klistier) oder als Zäpfchen verabreicht werden. Es eignet sich besonders gut, um im Enddarm liegende, harte Stuhlballen weich zu machen. Da Glyzerin nicht ins Blut aufgenommen wird, ist es bei Verstopfung oft das Mittel der Wahl für Schwangere und Kinder.
    Paraffin kann bei längerer Anwendung die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A,D,E,K) verhindern. Eine Vitaminmangelerkrankung kann mögliche Folge sein. Ebenso kann sich Paraffin in deinen Lymphknoten ablagern und zur Bildung von Gewebeknötchen (Granulome) führen.
  • Osmotische Abführmittel: Osmotische Abführmittel setzen auf den Wirkstoff Laktulose und das Prinzip der Osmose. Laktulose ist ein synthetischer Zucker, der im Dickdarm durch die dort lebenden Bakterien zu Milchsäure und Essigsäure sowie Methan und Wasserstoff abgebaut wird. Dadurch kommen Zucker und Säuren im Dickdarm höher konzentriert vor als im umliegenden Gewebe. Die Folge: Es wird so lange Wasser in den Dickdarm gezogen, bis die Konzentrationen an Zucker und Säuren innen und außen wieder gleich sind. Der erhöhte Wassergehalt macht den Stuhl weich, steigert das Volumen des Darminhalts und regt dadurch die Darmbewegung an. Stell dir für das Wirkprinzip der osmotischen Abführmittel einen trockenen Schwamm vor. Tauchst du ihn ins Wasser, saugt er sich voll und wird dadurch immer dicker und weicher.
    Bitte beachte: Der synthetische Zucker Laktulose besteht aus Galaktose und Fructose. Wenn du an einer Galaktose- oder Fructose-Unverträglichkeit leidest, solltest du mit deinem Arzt über alternative Abführmittel sprechen. Vorsicht vor Wechselwirkungen: Laktulose kann bei hoher Dosierung und langfristiger Anwendung zur Ausschwemmung von Kalium führen. Verstärkt wird der Kaliumverlust durch gleichzeitige Einnahme von entwässernden Mitteln (Diuretika) und Glukokortikoiden. Durch den doppelten Kaliumverlust kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Auch Diabetiker mit Verstopfung müssen durch den Kaliumverlust gegebenenfalls mehr spritzen, um ihren Blutzucker im Normalbereich zu halten. Leidest du unter einer Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen und nimmst Digitalis-Glykoside oder Antiarrhythmika ein, beachte bitte, dass die Wirkung der Medikamente durch die Abführmittel mit Laktulose verstärkt werden kann.
  • Mineralhaltige Mischungen: Mineralhaltige Abführmittel binden Wasser. Dadurch kann der verhärtete Stuhl im Enddarm aufquellen, weich werden und damit leichter ausgeschieden werden. Ein anderes Wirkprinzip haben mineralhaltige Mischungen, die für ein langsames Freisetzen von Kohlendioxid im Enddarm sorgen. Das regt die Darmtätigkeit an und führt zur Darmentleerung. Beispiele für Wirkstoffe mineralhaltiger Abführmittel sind: Natriumhydrogenphosphat mit Natriummonohydrogenphosphat; Natriumhydrogenkarbonat mit Natriumhydrogenphosphat; Kaliumchlorid mit Macrogol; Natriumchlorid, Natriumhydrogenkarbonat und Natriumzitrat mit Natriumlaurylsulfoazetat und Sorbit. Dein Arzt unterstützt dich gerne bei der Wahl des geeigneten Präparates.

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Verstopfung vorbeugen

Für einen normalen Stuhlgang gibt es keine festgesetzten Regeln. Das heißt, alles, womit du dich wohlfühlst, ist normal und gut für dich. Doch beachte: der Darm ist ein Gewohnheitstier. Er kann mit Verstopfung reagieren, wenn er an feste Toilettenzeiten (z.B. morgens nach dem Frühstück) gewöhnt ist und es aus welchen Gründen auch immer zu Abweichungen von der festen Uhrzeit kommt. Auch wenn du dir den Toilettengang verkneifst, dir Stress auf den Magen schlägt, du mal nichts oder lange Zeit ballaststoffarm isst, kann dein Darm mit Verstopfung reagieren. Daher: Sei nett zu deinem Darm. Gib ihm ballaststoffreiche Kost mit Vollkornbrot, Obst und Gemüse zur Verdauung. Achte auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und vor allem auf genug Bewegung. Um die Verdauung zu fördern kannst du außerdem auf Gewürze wie Kümmel, Anis, Majoran oder Koriander zurückgreifen.

Wie lange dauert Verstopfung?

In den meisten Fällen verschwindet die Verstopfung nach einigen Tagen, sofern sie nicht durch eine Krankheit ausgelöst wird und sofern du dich bemühst, auf deine Darmgesundheit zu achten. Steckt eine Krankheit hinter der Verstopfung, dann ist es wichtig, die Grunderkrankung in den Griff zu bekommen. Oft verbessert sich dadurch die Darmträgheit. Was auch immer die Verstopfung bei dir auslöst und wie auch immer du sie behandeln lässt: deine Mithilfe ist bei allem unerlässlich.

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Mittelohrentzündung

Eine Ärztin untersucht einen Patienten mit Mittelohrentzündung, auch Otitis media genannt.
Zur Diagnose der Mittelohrentzündung untersucht der Arzt unter anderem das Trommelfell und den Gehörgang mit Hilfe eines Otoskops.

Was ist eine Mittelohrentzündung?

Bei einer Mittelohrentzündung oder Otitis media sind die Schleimhäute hinter deinem Trommelfell entzündet. Sie schwellen an, Flüssigkeit kann nicht mehr abfließen und drückt auf dein Trommelfell. Durch den anhaltenden Druck können bei einer Mittelohrentzündung nach zwei bis drei Tagen Risse im Trommelfell entstehen.

Ein Blick in dein Ohr zeigt, wo bei einer Mittelohrentzündung die Probleme liegen: An deiner äußerlich sichtbaren, knöchernen Ohrmuschel beginnt der Gehörgang. Der Gehörgang ist etwa drei Zentimeter lang und führt zum Trommelfell. Hinter deinem Trommelfell beginnt das Mittelohr. Die sogenannte eustachische Röhre oder Ohrtrompete verbindet das Mittelohr und deinen Rachenraum. In diesem Verbindungsgang wird der Luft- und Druckausgleich zwischen Mittelohr und Außenluft hergestellt. Bei einer Mittelohrentzündung ist die Belüftung deines Mittelohrs nicht mehr in ausreichender Menge möglich.

Eine Mittelohrentzündung wird meistens durch Bakterien verursacht. Sie kann aber auch die Folge einer Infektion mit Grippeviren oder Herpesviren sein. Meistens stammen die Erreger der Mittelohrentzündung aus dem infizierten Nasen-Rachenraum. Über einen Verbindungsgang (eustachische Röhre) gelangen sie zu deinem Mittelohr und in dessen Schleimhäute. Die Schleimhäute entzünden sich, schwellen an und engen somit die  eustachische Röhre ein. Zu Beginn der Mittelohrentzündung produzieren die Zellen deiner entzündeten Schleimhäute eine eitrige Flüssigkeit, die sich im Mittelohr sammelt. Das Mittelohr wird nicht mehr ausreichend belüftet, dadurch entsteht ein Unterdruck. Zudem kann der Eiter nicht abfließen, weil die eustachische Röhre durch die Entzündung verschlossen ist. Stechende Schmerzen, Fieber und eingeschränktes Hören sind typische Symptome einer Mittelohrentzündung. Nach ein bis zwei Tagen kommt es zu einem kleinen Einriss im Trommelfell. Dadurch kann die angestaute Flüssigkeit abfließen, Schmerzen und Fieber lassen nach. Die Trommelfellverletzung verschließt sich und die Mittelohrentzündung ist nach zwei bis vier Wochen ausgeheilt.

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Arten der Mittelohrentzündung

Eine akute Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine schmerzhafte, eitrige Entzündung der Schleimhaut des Mittelohrs. Diese Art der Mittelohrentzündung kommt besonders bei Kleinkindern häufig vor und wird oft von hohem Fieber begleitet. Wie und wo Fieber messen? Bei Kleinkindern ist die eustachische Röhre (Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Rachenraum) noch nicht vollständig entwickelt. Sie ist kürzer und hat einen größeren Durchmesser. Somit können Keime aus den oberen Luftwegen leichter ins Mittelohr gelangen und eine Mittelohrentzündung verursachen.

Von einer rezidivierenden Mittelohrentzündung sprechen Mediziner, wenn innerhalb von sechs Monaten mindestens drei Mittelohrentzündungen auftreten. Ursache für das wiederholte Auftreten der Otitis media können Resistenzen der bakteriellen Erreger gegen das verordnete Antibiotikum sein, eine ungenügende Dosierung oder eine frühzeitige Absetzung des Antibiotikums. Komplikationen wie eine eitrige Entzündung des Schädelknochens hinter dem Ohr (Mastoiditis) treten bei einer rezidivierenden Mittelohrentzündung häufig auf. Auch kann die Mittelohrentzündung auf das Innenohr übergreifen.

Eine chronische Mittelohrentzündung (Otitis media chronica) liegt vor, wenn das Mittelohr dauerhaft entzündet ist und dadurch ein bleibendes Loch im Trommelfell entstanden ist. Bei einer chronischen Mittelohrentzündung können zwei Formen unterschieden werden: eine chronische Schleimhauteiterung (Otitis media chronica mesotympanalis) und eine chronische Knocheneiterung (Otitis media chronica epitympanalis). Die chronische Knocheneiterung wird oft durch ein Cholesteatom verursacht. Ein Cholesteatom, auch Perlgeschwulst genannt, ist ein gutartiger, zwiebelschalenartig wachsender Tumor, der das Felsenbein (Mittelohr umgebender Knochen) angreift. Schäden durch ein Cholesteatom entstehen zunächst in den Gehörknöchelchen und im Gleichgewichtsorgan. Die Folge ist Schwindel. Aber auch die Hirnhäute und der Gesichtsnerv, der deine Mimik steuert, können betroffen sein.

Was verursacht eine Mittelohrentzündung?

Eine Mittelohrentzündung (Otitis media) entsteht meistens infolge einer Infektion der oberen Luftwege. Verursacher der Mittelohrentzündung sind in den meisten Fällen Bakterien wie Pneumokokken, Streptokokken oder Staphylokokken. Aber auch Grippeviren oder Herpesviren können eine Mittelohrentzündung auslösen. Infektionen über den Blutweg im Rahmen einer Blutvergiftung sind selten. Eine Mittelohrentzündung kann auch als Komplikation von Infektionskrankheiten wie Masern oder Scharlach auftreten. Bei einem beschädigten Trommelfell ist es möglich, dass Erreger von außen ins Mittelohr gelangen. Das kann beispielsweise durch infiziertes Badewasser passieren. Wenn du ein Wattestäbchen zur Ohrreinigung benutzt, besteht die Gefahr, dass du das Trommelfell verletzt und damit den Weg für krankmachende Keime frei machst.

Bei Kindern können vergrößerte Rachenmandeln (Polypen) eine Mittelohrentzündung hervorrufen. Die vergrößerten Polypen verengen oder verschließen die eustachische Röhre (Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Rachenraum) und behindern damit die Belüftung des Mittelohres.

Das Risiko für eine akute Mittelohrentzündung kann durch ein geschwächtes Immunsystem sowie Grunderkrankungen wie Allergien oder Funktionsstörungen der eustachischen Röhre begünstigt werden. Tabakrauch und Luftverschmutzungen gelten ebenfalls als Risikofaktoren für die Entstehung einer akuten Mittelohrentzündung.

Die Ursachen für die Entstehung einer chronischen Mittelohrentzündung können eine lang anhaltende mangelnde Belüftung und eine Durchlässigkeit der eustachischen Röhre sowie ein dauerhaftes Loch im Trommelfell sein. Dadurch können Erreger der Mittelohrentzündung schneller eindringen und die Entzündungsreaktionen im Mittelohr auslösen. Diese Entzündungen oder Verletzungen wiederum können einen Riss im Trommelfell verursachen und damit eine chronische Mittelohrentzündung zur Folge haben. Bei der chronischen Schleimhauteiterung befindet sich das Loch im Trommelfell in der Mitte. Der Trommelfellrand bleibt erhalten und die Entzündung auf die Schleimhäute begrenzt.

Bei der chronischen Knocheneiterung ist das Trommelfell hingegen am Rand defekt, die Entzündung dehnt sich bis in die benachbarten Knochen aus. Bei dauerhaften Belüftungsstörungen mit Unterdruck im Mittelohr kann eine Einziehung des Trommelfells in den Mittelohrraum erfolgen. Das wird als Trommelfellretraktion bezeichnet. In solchen Trommelfell-Einziehungen kann sich nachfolgend ein Cholesteatom entwickeln. Als Cholesteatom wird ein gutartiger Tumor bezeichnet, der den das Mittelohr umgebenden Knochen angreift. Über ein Loch am oberen Rand des Trommelfells können ebenfalls äußere Hautschichten in die Mittelohrräume eindringen und somit Auslöser eines Cholesteatoms werden. Ein Cholesteatom wiederum kann zur chronischen Knocheneiterung führen.

Es gibt aber auch angeborene Cholesteatome, die in der Embryonalphase hinter einem intakten Trommelfell wachsen. Zu sogenannten traumatischen Cholesteatomen kann es nach einem Schädel- oder Felsenbeinbruch kommen. Hierbei dringen äußere Hautschichten entlang des Knochenbruchspaltes in das Mittelohr ein.

Symptome der Mittelohrentzündung

Bei einer akuten Mittelohrentzündung können folgende Symptome auftreten:

Zu Anfang einer akuten Mittelohrentzündung ist der Bereich hinter dem betroffenen Ohr besonders druckempfindlich, weil die Schleimhaut des Warzenfortsatzes (Mastoid) ebenfalls entzündet ist. Kommen Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen und Nackensteifigkeit hinzu, solltest du so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen.

Säuglinge und Kleinkinder mit einer Mittelohrentzündung greifen sich in der Regel oft ans Ohr. Die Kleinen reagieren außerdem sehr empfindlich auf die Berührung ihrer Ohrmuschel. Trinkunlust, Appetitlosigkeit, Unruhe und Schlafstörungen sind ebenfalls mögliche Symptome einer Mittelohrentzündung bei Säuglingen und Kleinkindern.

Bei einer chronischen Mittelohrentzündung kann durch das entstandene Loch im Trommelfell entzündliches Sekret in den Gehörgang gelangen und aus dem Ohr herauslaufen. Neben dem Ohrausfluss kann bei einer chronischen Mittelohrentzündung auch Schwerhörigkeit auftreten. Ohrenschmerzen sind bei chronischer Mittelohrentzündung möglich, sie müssen aber nicht unbedingt auftreten.

Bei der chronischen Schleimhauteiterung tritt Ohrausfluss im Zusammenhang mit Erkältungen oder durch infiziertes Badewasser verursachte Infektionen des Gehörgangs immer wieder auf. Dazwischen liegen Phasen ohne Ausfluss. Die Flüssigkeit ist schleimig und meist geruchlos.

Eine chronische Knocheneiterung zeigt sich durch oft jahrelangen Ohrausfluss. Das Sekret ist eitrig und riecht sehr unangenehm. Als Komplikationen der chronischen Knocheneiterung können Schwindel, Erbrechen, Benommenheit, Fieber und massive Hörprobleme bis hin zur Ertaubung auftreten.

Bei einem Cholesteatom riecht austretendes Sekret häufig unangenehm. Ein fortschreitendes Wachstum des Cholesteatoms kann zu Schwerhörigkeit bis hin zur Ertaubung des betroffenen Ohrs führen. Hinzukommen können Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, eine Gesichtsnervenlähmung, eine Entzündung des Gehirns und der Gehirnhäute sowie eitrige verkapselte Abszesse.

Zeichen für eine Beteiligung des Gehirns an der Entzündungsreaktion können sein:

Komplikationen bei einer Mittelohrentzündung

Zu den möglichen Komplikationen einer akuten Mittelohrentzündung gehört die Mastoiditis. Das ist eine Entzündung des Warzenfortsatzes des Schläfenbeins, den du als knöchernen Fortsatz hinter dem Ohr ertasten kannst. Sichtbares Zeichen für eine Mastoiditis ist eine sehr schmerzhafte Schwellung mit Rötung hinter dem Ohr und eine abstehende Ohrmuschel. Greift die Entzündung auf dein Innenohr und Gleichgewichtsorgan über, sind bleibender Hörverlust und Schwindel mögliche Folgen.

In der Nähe deines Mittelohrs liegt der Knochenkanal des Fazialisnervs. Das ist ein Gesichtsnerv, der für einen Großteil deiner Mimik verantwortlich ist. Greift die Mittelohrentzündung auf den Fazialisnerv über, kann es zu einer Lähmung der Gesichtsmuskeln kommen. Das wird als Fazialisparese bezeichnet.

Eine Hirnhautentzündung, auch als Meningitis bekannt, kann in seltenen Fällen dann als Folge der Mittelohrentzündung entstehen, wenn die Infektion auf das Schädelinnere übergreift.

Infolge gehäufter Mittelohrenzündungen, bei denen dein Trommelfell wiederholt einreißt, können Narben und Verhärtungen im Trommelfell entstehen. Die mögliche Folge ist ein stark beeinträchtigtes Hörvermögen.

Nach dem Abklingen einer akuten Mittelohrentzündung kann nicht-eitriger Schleim hinter dem Trommelfell verbleiben. Das kann Schmerzen im Mittelohr, ein Druckgefühl und glucksende Geräusche hervorrufen. Mediziner bezeichnen diese nicht-eitrige Flüssigkeits- und Schleimansammlung im Mittelohr als Paukenerguss.

Welcher Arzt hilft bei Mittelohrentzündung?

Bei einer Mittelohrentzündung kann dich dein Hausarzt an einen Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, kurz HNO-Arzt, überweisen.

Wie erkennt dein Arzt eine Mittelohrentzündung?

Zur Diagnose der Mittelohrentzündung wird sich dein Arzt nicht nur nach Art, Dauer und Schweregrad der Beschwerden erkundigen, sondern auch eine Untersuchung deines Trommelfells und deines Gehörgangs mit Hilfe eines Otoskops vornehmen. Ebenso wird in deinen Rachenraum geschaut. Bei unklaren Befunden können sich Hörprüfungen, Gleichgewichtstests, eine Computertomografie sowie neurologische Untersuchungen mit Prüfungen der Gesichtsnervenfunktion anschließen.

Mit einem sogenannten Tonschwellenaudiogramm lässt sich eine Hörminderung feststellen. Geprüft wird hierbei, in welcher Lautstärke Töne gerade noch wahrgenommen werden können. Dazu wird dir ein Kopfhörer aufgesetzt und Töne eingespielt. Gemessen wird dein Luftleitungshören, das heißt die Töne werden dem Ohr über den Gehörgang zugeführt. Dann werden die Töne deinem Innenohr direkt zugeführt. Dazu presst dir der Arzt einen sogenannten Knochenleitungshörer auf den Schädelknochen hinter dem Ohr. Das ermöglicht die direkte Messung des Hörvermögens im Innenohr unter Umgehung der Gehörknöchelchen. Die Messungen werden in der Regel mit verschiedenen Tonhöhen in einem schallisolierten Raum durchgeführt.

Um das entzündliche Sekret aus deinem Mittelohr für einen Nachweis der Krankheitserreger der Mittelohrentzündung zu gewinnen, kann ein kleiner, nicht schmerzhafter Schnitt im Trommelfell notwendig werden.

Eine chronische Mittelohrentzündung kann anhand der gut sichtbaren Durchlöcherung in der Mitte oder am Rande des Trommelfells diagnostiziert werden. Auch hier können Hörtests vorgenommen werden. Ebenso umfangreiche Untersuchungen des Hals-Nasen-Ohren-Traktes.

Therapie der Mittelohrentzündung

Bei der Behandlung einer Mittelohrentzündung ist es wichtig, den Gehörgang auf keinen Fall dauerhaft mit Watte zu verschließen. Dadurch würde ein feucht-warmes Klima entstehen, in dem sich krank machende Keime wohl fühlen und sich optimal vermehren können.

Hilfreiches zur Ohrenpflege und Ohrenschmerzen aus der Apotheke

Meistens heilen akute Mittelohrentzündungen spontan ab. Oft ist bei der akuten Otitis media die Einnahme von schmerzlindernden Medikamenten nötig. Bakteriell verursachte Mittelohrentzündungen können mit Antibiotika behandelt werden. Kinder unter zwei Jahren, die eine bakteriell bedingte, beidseitige Mittelohrentzündung oder eitrigen Ausfluss aus dem Ohr haben, erhalten wegen möglicher Komplikationen in der Regel sofort ein Antibiotikum. Auch Patienten mit Begleiterkrankungen, wiederholten Infekten, geschwächtem Immunsystem, schlechtem Allgemeinbefinden, hohem Fieber, anhaltendem Erbrechen und/oder Durchfall bekommen bei Mittelohrentzündung in der Regel ein Antibiotikum. Alle anderen von der Mittelohrentzündung Betroffenen können ein oder zwei Tage abwarten, ob sich die Beschwerden von alleine bessern.

Eine chronische Mittelohrentzündung kann sich häufig nur durch eine Operation bessern.

Antibiotika bei Mittelohrentzündung

Bei Mittelohrentzündung kann ein sogenanntes Breitband-Antibiotikum zum Einsatz kommen. Das ist ein Antibiotikum, das gegen die häufigsten bakteriellen Erreger der Mittelohrentzündung wirkt. Bei Kindern werden Antibiotika in der Regel nur eingesetzt, wenn sie jünger als zwei Jahre sind, wenn sich die Symptome der Otitis media nicht innerhalb von drei Tagen gebessert haben oder wenn seit Beginn der Mittelohrentzündung sehr stake Beschwerden bestehen. Zwei bis drei Tage nach dem Beginn der Antibiotika-Gabe wird dein Arzt das von der Mittelohrentzündung betroffene Ohr erneut kontrollieren, um festzustellen, ob die Behandlung anschlägt. Bitte beachte, dass du die Therapie nicht auf eigene Faust abbrechen solltest, sobald sich deine Beschwerden bessern. Damit eine komplette Ausheilung der Mittelohrentzündung erreicht wird ist es wichtig, sich genau an die Anweisungen des behandelnden Arztes zu halten.

Hausmittel gegen Mittelohrentzündung

Gegen die Erreger der Mittelohrentzündung können Hausmittel leider nichts ausrichten. Um aber die Ohrenschmerzen zu lindern, kannst du – unterstützend zur ärztlich verordneten Therapie – einen warmen Wickel mit Zwiebeln oder Kamille auf das betroffene Ohr legen. Zwiebel und Kamille wirken entzündungshemmend, die Wärme schmerzlindernd. Doch Vorsicht: die Ohr-Auflagen dürfen nicht zu heiß sein. Prüfe deren Temperatur bitte vorher an deiner Wange.

Viele Menschen mit Ohrenschmerzen vertrauen auf die lindernde Wirkung von Zwiebelpäckchen. Und so kannst du beispielsweise einen Ohrwickel mit Zwiebeln herstellen:

  1. Schneide eine rohe Zwiebel in kleine Würfel.
  2. Wickele die Zwiebelstückchen in ein dünnes Stoff-Taschentuch.
  3. Wärme das Päckchen auf der Heizung oder in einem umgedrehten Topfdeckel über einem Wasserbad auf.
  4. Lege das Zwiebelpäckchen auf das schmerzende Ohr und befestige es mit einem Schal.
  5. Leg dich aufs Sofa oder ins Bett und lass das Päckchen mindestens eine halbe Stunde auf deinem schmerzenden Ohr liegen.

Um einen Ohrwickel mit Kamille herzustellen, ersetzt du die Zwiebel durch getrocknete Kamillenblüten aus der Apotheke.

Ohrentropfen gegen Mittelohrentzündung

Ist bei einer Mittelohrentzündung das Trommelfell noch intakt, können schmerzstillende Ohrentropfen nicht ins Mittelohr gelangen. Daher könnten sie unwirksam bleiben.

Hilfe bei Ohrenschmerzen aus der Apotheke

Bei Verwendung von Ohrentropfen ist es wichtig, die Ohrentropfen vor Gebrauch auf Körpertemperatur aufzuwärmen. Dazu umschließt du die Flasche etwa 5 Minuten lang mit einer Hand oder steckst die Flasche in eine Hosentasche. Danach legst du dich auf die Seite und tropfst die vom Arzt vorgegebene Menge in den Gehörgang ein. Verschließe das Ohr mit einem Wattepfropf und bleib noch 15 Minuten lang auf der Seite liegen. So können die Tropfen gut auf das Trommelfell einwirken.

Schmerzmittel, Fiebersenker und abschwellende Mittel bei Mittelohrentzündung

Bitte achte darauf, dass Schmerzmittel und Fiebersenker mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen bei Kindern mit Mittelohrentzündung nur kurzfristig angewendet werden. Frag deinen Kinderarzt um Rat.

Hilfe bei Ohrenschmerzen aus der Apotheke

Nasentropfen mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Sympathomimetika wirken an den Schleimhäuten abschwellend, weil sie eine Engstellung der Blutgefäße bewirken. Benutzt du sie im Liegen und bei zurückgeneigtem Kopf, können die Nasentropfen in deinen Nasenrachenraum fließen. Dadurch kann die Schleimhaut um die Öffnung der eustachischen Röhre (Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Rachenraum) abschwellen. Doch Vorsicht: Abschwellende Nasentropfen sollten nur wenige Tage angewendet werden. Denn als Nebenwirkung können Schleimhaut-Reizungen, Herzrasen oder Kopfschmerzen auftreten.

Operationen bei Mittelohrentzündung

Eine chronische Mittelohrentzündung lässt sich in der Regel nur heilen, wenn das defekte Trommelfell durch eine künstliche Membran ersetzt wird. Diese Operation wird als Tympanoplastik bezeichnet. Der Arzt öffnet das Mittelohr über einen Schnitt im Gehörgang und verschließt das Loch im Trommelfell. Ist die Gehörknöchelchenkette unterbrochen kann eine Prothese eingesetzt werden, um die Schallübertragung zu gewährleisten.

Bei der Parazentese macht der Arzt im unteren Teil des Trommelfells einen kleinen Schnitt. Auf diese Weise kann angestaute Flüssigkeit aus dem Mittelohr in den Gehörgang abfließen. Dadurch tritt eine Druckentlastung ein. Zusätzlich kann der Arzt ein Paukenröhrchen aus Metall oder Kunststoff ins Trommelfell einsetzen. Dieses verbleibt für mindestens drei Wochen im Ohr und sorgt für Belüftung des Mittelohres. Zudem kann das Sekret über das Paukenröhrchen abfließen. Das eingesetzte Paukenröhrchen fällt meistens nach sechs bis zwölf Monaten von selbst heraus und das Loch im Trommelfell schließt sich.

Bei der chronischen Schleimhautentzündung reinigt der Arzt das betroffene Ohr und setzt lokal ein Antibiotikum und ein Antiseptikum (keimtötendes Mittel bei der Wundbehandlung) ein.

Beim Cholesteatom erfolgt die Operation am Ohr in der Regel im Krankenhaus unter Vollnarkose. Hierbei wird von den operierenden Ärzten versucht, die gutartige Perlgeschwulst vollständig zu entfernen und die Hörfunktion wieder herzustellen.

Mögliche Komplikationen bei operativen Eingriffen im Mittelohr sind Entzündungen des Ohrknorpels, Ohrensausen und Geschmacksstörungen. Bei der Mittelohr-Operation kann es außerdem möglicherweise zu Verletzungen von angrenzenden Strukturen wie dem Gesichtsnerv, dem Hör- und Gleichgewichtsorgan oder des Gehirns und der Hirnhäute kommen.

Nach der Mittelohr-Operation solltest du in den ersten Tagen versuchen, Niesen, Husten und heftiges Schnäuzen zu vermeiden. Auch starke körperliche Anstrengungen solltest du für mindestens acht Wochen vermeiden. Bis zur vollständigen Abheilung des Mittelohrs darf außerdem kein Wasser in deinen Gehörgang kommen. Um das zu verhindern, kannst du etwas Watte mit Olivenöl einfetten und damit das betroffene Ohr beispielsweise beim Haare waschen verschließen.

Mittelohrentzündung vorbeugen

Um dein Mittelohr optimal zu belüften, solltest du eventuell vorhandene Wucherungen im Nasen-Rachen-Raum (Polypen) chirurgisch entfernen lassen. Das ist bei Kindern vor allem dann sinnvoll, wenn die Kleinen mehr als drei Mittelohrentzündungen innerhalb eines halben Jahres haben und es dafür keine andere Erklärung gibt als die Polypen.

Um einer Mittelohrentzündung vorzubeugen, können du und deine Kinder mit ausreichender Bewegung an der frischen Luft, einer gesunden Ernährung sowie der Vermeidung von Stress das Immunsystem stärken. Zur Stärkung der Abwehrkräfte bei Kindern ab einem Jahr empfehlen Naturheilkundler im Frühjahr und im Herbst eine vier- bis sechswöchige Immunkur mit den Schüßler Salzen Ferrum phosphoricum (Nr.3), Silicea (Nr. 11) und Magnesium phosphoricum (Nr.7). Über Menge, Zeitpunkt der Einnahme und mehr berät dich dein naturheilkundlich tätiger Arzt oder Homöopath.

Wann ist eine Mittelohrentzündung vorbei?

Normalerweise ist eine Mittelohrentzündung nach zwei bis vier Wochen abgeheilt. Tritt die Mittelohrentzündung bereits im Säuglingsalter innerhalb des ersten Lebenshalbjahres auf, erhöht sich in der Regel die Wahrscheinlichkeit, dass es später immer mal wieder zu einer akuten Mittelohrentzündung kommt.

Bei einem Cholesteatom kann es trotz sorgfältig durchgeführter Operation nach etwa sechs bis zwölf Monaten zu Neubildungen kommen. Diese können in einer erneuten OP entfernt werden. Bei einer geringen Anzahl von Patienten mit Cholesteatom sind die Zerstörungen im Mittelohr so weit fortgeschritten, dass das Hörvermögen durch die Reparatur des Trommelfells mit einem Stückchen Muskelhaut nicht mehr möglich ist. Hier können individuell angepasste Hörgeräte Hilfe bieten.

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Symptome

Lippenbläschen

Junge Frau berührt ihren Mund mit Lippenherpes (Herpes simplex).
Herpesbläschen auf den Lippen sind bei frühzeitiger Behandlung und mit sorgfältiger Hygiene in den meisten Fällen gut in den Griff zu bekommen.

Was sind Lippenbläschen?

Lippenbläschen oder Lippenherpes werden durch das Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) ausgelöst. Fast jeder Mensch trägt das Herpesvirus in sich, doch nicht bei jedem sorgt es für die unschönen und lästigen Lippenbläschen. Meistens gelangt das Lippenherpes-Virus schon im Kindesalter zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr durch Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion in deinen Körper. Das passiert unbemerkt durch Speichelkontakt, kleine Hautverletzungen oder über die Schleimhäute. Aber auch eine Weitergabe von einer im Genitalbereich mit Herpes Typ 1 oder Typ 2 (Genitalherpes) infizierten Mutter auf das Kind ist bei der Geburt möglich. Das wird als Herpes neonatorum bezeichnet.

Sobald es in deinen Körper gelangt ist, wandert das Herpesvirus über deine Nervenbahnen in die Nervenknoten und setzt sich dort fest. Hier verbleibt das Lippenherpes-Virus ein Leben lang in Warteposition. Das Virus bleibt für dich meist unbemerkt, weil dein Immunsystem seine Ausbreitung verhindert. Sind deine Abwehrkräfte jedoch geschwächt, wird das Lippenherpes-Virus aktiviert und wandert dann in deine Hautzellen im Lippenbereich. Dort vermehrt es sich und sorgt im Zuge des Abbauprozesses der Zellen für die lästigen Lippenbläschen.

Lippenbläschen, die durch das Herpes simplex-Virus Typ 1 oder Typ 2 ausgelöst werden, sind übrigens keine Aphthen, die umgangssprachlich als Pickel im Mund bezeichnet werden. Lies mehr zur Ursache, Therapie und Heilung von Aphthen.

Wie entsteht Lippenherpes?

Verursacht werden Lippenbläschen durch das Virus Herpes simplex Typ 1, selten auch durch Herpes simplex Typ 2 (Genitalherpes). Das Herpesvirus wird durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, beispielsweise durch Küssen oder gemeinsam benutzte Trinkgläser, Handtücher, Besteck oder Ähnliches. Das Lippenherpes-Virus greift deine obersten Hautzellen an, dringt aber ebenfalls in deine Nervenbahnen ein. Dort verbleibt es ein Leben lang. Durch bestimmte Auslöser kann das Lippenherpes-Virus dann aktiv werden und wieder an die Hautoberfläche wandern. Das Herpes simple-Virus wird durch ein geschwächtes Immunsystem reaktiviert.
Ein geschwächtes Immunsystem kann verursacht werden durch:

  • Infektionen.
  • Immunschwächekrankheiten wie Aids.
  • Medikamente aus der Gruppe der Immunsuppressiva oder Glukokortikoide.

Das Herpes simplex-Virus kann außerdem reaktiviert werden, wenn die von ihm infizierten Nervenknoten irritiert oder gereizt werden. Das kann beispielsweise passieren durch:

  • Fieber: Die dadurch verursachten Lippenbläschen werden Fieberbläschen oder Herpes febrilis genannt. Ab welcher Körpertemperatur beginnt Fieber?
  • Menstruation: Ist die Monatsblutung der Auslöser für die Lippenbläschen, wird das Herpes menstrualis genannt.
  • Starke Sonneneinstrahlung: Durch UV-Strahlung kann es zu Herpes solaris kommen.
  • Traumata: Entstehende Lippenbläschen werden als Herpes traumaticus bezeichnet.
  • Dauerhafte seelische Anspannung und Stress.

Weitere Erkrankungen durch Herpesviren

Nicht nur Lippenbläschen, auch Herpes labialis genannt, können durch Herpes simplex-Viren vom Typ 1 ausgelöst werden. Das Herpesvirus kann bei der Erstinfektion im Kindesalter die Ursache der sogenannten Mundfäule (Gingivostomatitis herpetica) sein. Bei der Mundfäule entzünden sich Zahnfleisch und Mundschleimhaut.

Bei einer Herpeskeratitis oder Herpes corneae rufen die Herpesviren eine Hornhautentzündung hervor.

Die Herpes-Pharyngitis ist eine durch Herpesviren verursachte Rachenentzündung.

Bei der Herpes simplex-Konjunktivitis wird durch die Herpesviren eine Bindehautentzündung ausgelöst. Infos zur Therapie der Bindehautentzündung.

Wie erkennst du Lippenherpes?

Bei Lippenherpes treten folgende Beschwerden meistens nacheinander auf:

  • Juckreiz, Kribbeln und Brennen auf den Stellen, an denen sich später die Herpesbläschen zeigen
  • Spannungsgefühl an der Lippe

Einige Stunden später, manchmal aber auch erst nach ein bis zwei Tagen nach den ersten Beschwerden durch Lippenbläschen, kommt es zu:

  • Schmerzhaften Bläschen gefüllt mit heller, später auch eitriger Flüssigkeit auf geröteter Haut. Hoch ansteckend ist bei Lippenherpes nur die virenhaltige Flüssigkeit in den Bläschen.
  • Kleinen schmerzhaften Wundflächen. Diese entstehen nach Aufplatzen der Bläschen.
  • Verkrusten der Herpesbläschen. Nach 5-10 Tagen heilen die Lippenbläschen meist narbenlos ab.
  • Möglich ist ein Anschwellen der Lymphknoten am Hals.
  • Manchmal greift der Lippenherpes auch auf andere Körperteile über. Bläschen können sich auf Wangen, Ohrläppchen, Augenlidern, Bindehaut, Hornhaut des Auges (Herpes simplex cornea), an den Gefäßmuskeln (Herpes simplex glutealis), am Naseneingang, bei Kleinkindern auch in der gesamten Mundhöhle, an den Fingern und hier vor allem am Nagelfalz bilden.

Lippenbläschen: Wann zu welchem Arzt?

Die Lippenbläschen kannst du mit einer frühzeitigen Behandlung gut selbst in den Griff bekommen.  Zum Arzt solltest du gehen, wenn die Herpesbläschen länger als zehn Tage unverändert bestehen bleiben und wenn der Lippenherpes häufiger als sechsmal pro Jahr auftritt.

Wenn die Fieberbläschen auf andere Körperbereiche übergreifen und eindeutig identifiziert werden müssen, wenn der Herpes ständig erneut ausbricht oder Lähmungserscheinungen im Gesicht auftreten, solltest du ebenfalls einen Arzt aufsuchen. Bei deinem Hautarzt (Dermatologen, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten) können virologische Testverfahren vorgenommen werden. Erahre mehr zu Diagnoseverfahren und Untersuchungen beim Dermatologen.

Auch bei einem geschwächten Immunsystem, bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis, in der Schwangerschaft oder bei Lippenherpes im Säuglingsalter solltest du deinen Hautarzt bzw. Dermatologen bzw. Facharzt für Haut und Geschlechtskrankheiten um Rat fragen. Wann zum Hautarzt?

Hautärzte, die sich mit Kinderhauterkrankungen beschäftigen, tragen die Bezeichnungen Kinderdermatologie, Kinderdermatologe oder Pädiatrische Dermatologie und Allergologie.

Untersuchungen zum Nachweis des Herpesvirus

Im Labor lassen sich in einer Blutprobe Antikörper gegen das Herpesvirus nachweisen. Dazu kommt der ELISA-Test zum Einsatz. Die Abkürzung ELISA steht für enzyme-linked immunosorbent assay. Bei diesem labordiagnostischen Verfahren werden die Mechanismen deines Immunsystems ausgenutzt. Wird eine Substanz von deinem Immunsystem als fremd erkannt, bildet es Antikörper, die an ein in den Körper eingedrungenes fremdes Objekt (Antigen) andocken und es markieren. Diese sogenannte Antikörper-Antigen-Reaktion wird für den ELISA-Test verwendet. Soll ein bestimmtes Antigen nachgewiesen werden, müssen die dazu passenden Antikörper bekannt sein und zuvor mit verschiedenen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren hergestellt worden sein. Die Antikörper sind Immunglobuline. Das sind spezielle Proteine, die sich in ihrer Funktion und Struktur voneinander unterscheiden. Für die Antikörper-Antigen-Reaktion beim Lippenherpes sind es Immunglobuline der Klassen IgM und IgG. Ist in einer Probe das gesuchte Antigen vorhanden, fischen es die auf ein Trägermedium aufgebrachten Antikörper heraus. Dabei wird eine von Enzymen gesteuerte Reaktion ausgelöst, die zu einem sichtbaren Farbniederschlag führt.

Ein weiteres Verfahren zum Nachweis von Antikörpern gegen den Lippenbläschenerreger Herpes simplex-Virus Typ 1 ist die KBR. Die Abkürzung KBR steht für Komplementbindungsreaktion. Ein Komplement ist ein System aus Serumproteinen, die für die Abwehr von Infektionen verantwortlich sind. Wird das Komplement durch Antikörper (IgG und IgM)-Antigen-Reaktionen aktiviert, setzen diese Serumproteine eine Kettenreaktion zur Abwehr des Erregers in Gang. Bei der KBR wird der Verbrauch an Komplement bestimmt. Hierzu bedient sich das Labor eines standardisierten sogenannten hämolytischen Systems. Mit Anti-Erythrozyten-Antikörpern beladene Erythrozyten (rote Blutkörperchen oder Testerythrozyten) werden einer Blutserum-Probe zugesetzt. Erfolgte keine Antikörper (IgG und IgM)-Antigen(Virus)-Reaktion in der Probe, so liegt noch unverbrauchtes Komplement vor. Dieses löst dann die Testerythrozyten auf. Der Test auf das Herpes simplex-Virus Typ 1 ist dann negativ. Hat eine Antikörper-Antigen-Reaktion stattgefunden und wurde deswegen Komplement verbraucht, erfolgt kein bzw. ein abgeschwächter Zerfall der Testerythrozyten. Der Test auf das Herpes simplex-Virus Typ 1 ist dann positiv.

Hausmittel gegen Lippenherpes

Gegen Lippenherpes bzw. Lippenbläschen gibt es zahlreiche Hausmittel. Vorsichtig solltest du bei Zahnpasta oder Alkohol sein, der auf die Lippenbläschen aufgetragen werden soll und zur Austrocknung führen soll. Durch den bewirkten Austrocknungsprozess fallen die gebildeten Krusten zwar frühzeitig ab, aber auf der entstehenden offenen Wunde können sich andere Keime ansiedeln. Auf diese Weise kommt es häufig zu Infektionen, Narbenbildung und zur Verlängerung des Heilungsprozesses.

Wenn du Melissentinktur oder einen Löffel Honig auf eine Mullbinde aufträgst und mehrmals täglich auf deine Lippenbläschen auflegst, können leider nur die Symptome gelindert werden. Gegen das Lippenherpesvirus selbst sind Melisse und Honig ebenso wie Alkohol und Zahnpasta völlig wirkungslos.

Teebaumöl wirkt zwar desinfizierend, allerdings ist das Risiko für allergische Reaktionen erhöht.

Medikamente gegen Lippenherpes

Zurzeit gibt es leider noch kein Medikament, das die Herpesviren aus den infizierten Nervenknoten entfernen kann.

Transparente Herpes-Pflaster oder sogenannte Herpes-Patches enthalten keinen antiviralen (gegen Viren wirkenden) Wirkstoff. Sie können das Herpesvirus also nicht abtöten und können auch seine Vermehrung nicht verhindern. Herpes-Pflaster decken die Bläschen lediglich ab und schaffen unter dem Pflaster einen feuchten Raum, der die Abheilung unterstützt. Außerdem sorgt die Abdeckung mit einem Herpespflaster dafür, dass die lästigen Lippenbläschen nicht mit Essen und Trinken in Berührung kommen und dadurch nicht noch zusätzlich gereizt werden.

Cremes mit Virustatika-Wirkstoffen wie Aciclovir, Penciclovir und Foscarnet greifen in die Vermehrung der Herpesviren ein. Um das zu schaffen müssen die Wirkstoffe von einem Enzym der infizierten Zelle sowie von einem Enzym des Herpesvirus verändert werden. Die so entstandene Substanz verhindert, dass sich das Virus des Lippenherpes weiter vermehren kann. Herpescremes mit Aciclovir, Penciclovir und Foscarnet können jedoch den Ausbruch der Lippenbläschen nicht verhindern. Die Wirkstoffe können nicht so tief in die Haut eindringen, dass sie bis in die mit Herpesviren infizierten Nervenknoten transportiert werden könnten. Doch von hier aus startet jede Lippenherpes-Infektion.

Damit die Krankheitsdauer reduziert wird ist es wichtig, dass du die Herpes-Creme schon bei den ersten Symptomen wie Lippenspannen oder Kribbelgefühl aufträgst. Auch solltest du die Herpescreme regelmäßig auftragen und auf die Hygiene achten. Um die Herpesviren nicht durch den Kontakt mit den Händen zu verbreiten, solltest du die Herpes-Creme mit einem Wattestäbchen aufgetragen. Außerdem solltest du dir immer sorgfältig die Hände waschen und ein eigenes Handtuch benutzen. Manche Mittel gegen Lippenherpes enthalten als Konservierungsstoff Parabene. Wer darauf empfindlich reagiert, sollte mit seinem Arzt oder Apotheker über Alternativen sprechen.

Hilfe bei Lippenbläschen aus der Apotheke

Leidest du unter einer Immunschwäche beispielsweise nach Organtransplantation oder bei Aids oder kommt es bei dir immer wieder zu Rückfällen, können die Virustatika auch in Form von Tabletten verabreicht werden. Sprich mit deinem Arzt und achte darauf, während der Behandlung viel Wasser zu trinken um Nierenfunktionsstörungen vorzubeugen

Lippenbläschen vorbeugen

Um Lippenherpes vorzubeugen ist Hygiene oberstes Gebot. Da das Herpesvirus hoch ansteckend ist solltest du darauf achten, alle Gegenstände des täglichen Lebens wie Gläser, Besteck oder Handtücher nicht zusammen mit anderen Menschen zu benutzen. Und auch wenn es schwer fällt: Küssen verboten und Hände weg von den Herpesbläschen. Das Herpesvirus kann bei Berührung sehr leicht auf andere Körperteile übertragen werden und das gilt es zu vermeiden.

Aufgrund der Ansteckungsgefahr solltest du die Herpesbläschen auch auf keinen Fall ausdrücken oder aufstechen. Denn die Flüssigkeit in den Bläschen enthält die ansteckenden Viren.

Risikofaktoren für den Ausbruch der Lippenbläschen sind Stress, Hautreizungen durch beispielsweise intensive Sonneneinstrahlung oder durch eine zahnärztliche Behandlung. Manchmal tauchen die Lippenbläschen auch vor Beginn der Menstruation auf. Kennst du deine Risikofaktoren, kannst du schon frühzeitig einem Herpes-Ausbruch entgegenwirken. Trage bereits beim ersten Kribbeln Virustatika auf deine Lippen auf, ebenso vor einem Zahnarztbesuch. Ein Sonnenschutz für die Lippen mit hohem UV-Faktor kann dem Herpes-Ausbruch durch Sonneneinstrahlung vorbeugen.

Stärke dein Immunsystem durch gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und seelisches Wohlbefinden. Ist dein Immunsystem intakt, desto schwerer hat es das Lippenherpes-Virus aktiv zu werden.

Ist Lippenherpes heilbar?

Lippenherpes ist zwar äußerst unangenehm und lästig, in der Regel aber völlig harmlos. Etwa 80-90 Prozent aller Menschen tragen das Herpes simplex-Virus in sich, doch nicht bei allen zeigt es sich in Form der lästigen Lippenbläschen. Manche Menschen bleiben ein Leben lang vor dem Ausbruch von Herpes verschont. Aber auch bei denen, die es regelmäßig erwischt, ist es in der Regel so, dass die Ausbrüche ab dem 35. Lebensjahr seltener werden. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn sich das Herpesvirus auf andere Körperteile ausbreitet. Ebenso, wenn der Lippenherpes häufiger als sechsmal pro Jahr auftritt und die Symptome nach über zehn Tagen noch unverändert stark anhalten. Dein Hautarzt steht dir bei allen Fragen rund um das Herpesvirus mit Rat und Tat zur Seite.

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Krankheiten

Aphthen

Frau zeigt eine Aphthe, also einen runden, weißlich-gelblichen Pickel an der Innenseite ihrer Oberlippe.
Aphthen sind kleine entzündliche Veränderungen der Mundschleimhaut. Sie treten häufig an den Wangeninnenseiten, Lippeninnenseiten oder an der Zunge auf und sind nicht ansteckend.

Aphthen: Was ist das?

Aphthen (sprich: Aften) sind harmlose, aber schmerzhafte, linsengroße oberflächliche Schleimhautschäden, die im Mund, aber auch im Genitalbereich auftreten können. Die entzündlichen Veränderungen zeigen sich als einzeln stehende weißlich-gelbliche, rotgeränderte wunde Stellen auf Wangeninnenseiten, Lippeninnenseiten, Zunge, auf Schleimhäuten im Genitalbereich, selten auch am Gaumen oder im Rachen. Im Gegensatz zu äußeren Lippenbläschen, die durch Herpesviren hervorgerufen werden, sind Aphthen nicht ansteckend. Lästig sind die Pickel im Mund dafür aber umso mehr. Bis zu 14 Tage lang können Aphthen beim Essen, Trinken oder sogar Sprechen extrem stören. Danach verschwinden sie meistens spurlos und ohne Folgen. Aphthen können jedoch jederzeit wieder kehren.

Treten Aphthen über Jahre hinweg immer wieder auf, werden sie als habituelle oder chronisch rezidivierende Aphthen bezeichnet. Wenn es sich nur um eine einzelne Aphthe handelt oder wenn nur wenige, nicht wiederkehrende Aphthen auftreten, sprechen Ärzte von solitären Aphthen.

Aphthen: Welche Formen gibt es?

Je nach Größe und der Art ihres Auftretens können drei Formen von Aphthen unterschieden werden.

  • Minor-Aphthen: Diese Form der Aphthen ist sehr klein und flach. Minor-Aphthen treten meistens einzeln auf und verschwinden nach ein bis zwei Wochen wieder. Minor-Aphthen sitzen meistens an der Innenseite der Wangen oder an der Lippeninnenseite der Unterlippe.
  • Major-Aphthen: Die bis zu drei Zentimeter und größeren Aphthen treten meist zu mehreren auf und sitzen auf dem Gaumen oder den Lippeninnenseiten.  Diese Form der Aphthen können dir bis zu acht Wochen lang das Leben schwer machen. Hier kann nach dem Abheilen auch eine Narbe zurück bleiben.
  • Herpetiforme Aphthen: Diese seltene, aber äußerst unangenehme Form der Aphthen kann mit bis zu hundert kleinen Pickelchen in der gesamten Mundhöhle auftreten. Herpetiforme Aphthen verschwinden meist erst nach zwei Wochen wieder. Trotz ihres Namens hat diese Form der Aphthen mit den Lippenbläschen, die durch Herpes ausgelöst werden, nichts zu tun.

Aphthen: Ursache

Aphthen entstehen durch eine übertriebene Immunreaktion. Deine Schleimhaut wird nicht mehr ausreichend durchblutet, Gewebe stirbt ab, Blutgerinnselfasern bleiben als fester Belag zurück. Durch die entstehenden Löcher beispielsweise in der Mundschleimhaut liegen Nervenausläufer frei. Werden diese Nervenausläufer durch Nahrung, Flüssigkeit oder durch den Luftzug beim Sprechen gereizt, entstehen mehr oder minder starke Schmerzen.

Warum sich die Schleimhäute entzünden und Aphthen entstehen, dafür gibt es einige mögliche Erklärungen. Oft bleiben die Ursachen der Aphthen jedoch ungeklärt. Mögliche Ursachen von Aphthen können sein:

  • Aphthen können nach kleineren Verletzungen der Mundschleimhaut auftreten. Eine Zahnspange, das Kauen von hartem Brot mit spitzen Kanten oder ein versehentlicher Biss in die Wange können die Mundschleimhaut verletzten.
  • Hormonschwankungen sowie Stress werden als mögliche Ursache für die Entstehung von Aphthen diskutiert.
  • Aphthen können auch als Reaktion auf bakterielle Infektionserreger entstehen.
  • Ist dein Immunsystem durch Erkrankungen wie HIV, chronisch entzündliche Erkrankungen des Verdauungstraktes wie Morbus Crohn oder Morbus Behçet (Gefäßentzündung in zahlreichen Organen) geschwächt, ist die Bahn frei für Aphthen.
  • Möglicherweise spielt auch eine erbliche Veranlagung bei der Entstehung von Aphthen eine Rolle. Haben deine direkten Verwandten Aphthen, so ist auch dein Risiko für eine Aphtose erhöht.
  • Bestimmte Medikamente können die Entstehung von Aphthen begünstigen. Dazu gehören beispielsweise Antibiotika sowie Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac.
  • Zahnpasten, Salben, Lotionen mit dem Inhaltsstoff Natriumlaurylsulfat (SDS) können möglicherweise die Entstehung von Aphthen begünstigen.
  • Eine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie), also eine Unverträglichkeit auf das Klebe-Eiweiß in Getreide, kann das Risiko für die Entstehung von Aphthen erhöhen.
  • Ob der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel wie Tomaten, Erdbeeren, Ananas, Schokolade, Nüsse, Mandeln oder Kaffee Aphthen verursachen kann, ist umstritten.
  • Eine einseitige Ernährung und ein dadurch verursachter Mangel an Vitaminen und Spurenelementen könnte die Entstehung von Aphthen auslösen. Besonders Mangelzustände an Eisen, Zink, Folsäure und Vitamin B12 stehen in Verdacht, Verursacher für eine Aphtose zu sein.

Aphthen: Symptome

Bevor sich eine Aphthe zeigt, beginnt es mit einer Rötung der betreffenden Stelle auf der Schleimhaut. Nach etwa 24 Stunden ist dann eine weißliche bis gelbliche Stelle zu sehen. Diese besteht aus einem fest anhaftenden Belag aus Blutgerinnselfasern.

Da Aphthen die oberflächliche Schleimhautschicht zerstören und somit Nervenenden ungeschützt bloß liegen, verursachen schon kleinste Reizungen Schmerzen. Diese können nicht nur beim Essen und Trinken von Scharfem, Süßen, Sauren auftreten und sich verstärken. Auch das Sprechen kann durch die Aphtose schmerzvoll werden.

Welcher Arzt hilft bei Aphthen?

Mit Aphthen kannst du zu deinem Hausarzt gehen. Der wird dich gegebenenfalls an einen Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten, kurz Hautarzt, überweisen. Lies mehr zum Tätigkeitsfeld des Dermatologen und zu Untersuchungen beim Hautarzt.

Aphthen: Diagnose

Die Diagnose Aphthen ist für deinen Arzt beim Blick auf deine Schleimhäute offensichtlich. Denn Aphthen zeigen ein charakteristisches Aussehen: die linsengroßen (oft auch größer) Bläschen sind rundlich bis oval und haben einen zentralen Punkt. Das ist ein weißlicher bis gelblicher Belag aus Blutgerinnselfasern (Fibrin). Um die einzelne Aphthe herum zeigt sich ein entzündlicher roter Hof.

Bluttests können zum Einsatz kommen, um Mangelzustände an Vitaminen und Spurenelementen aufzuspüren. Diese können Auslöser für Aphthen sein.

Grunderkrankungen wie Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Erkrankung des Verdauungstraktes) oder Zöliakie als Auslöser von ständig wiederkehrenden Aphthen sollten entsprechend diagnostisch abgeklärt und behandelt werden. Bei erfolgreicher Therapie der Grunderkrankung kann sich auch das Risiko für die Bildung von Aphthen verringern.

Auch andere Ursachen für eine entzündete Mundschleimhaut sollten von deinem Arzt ausgeschlossen werden. Weißliche Beläge auf den Schleimhäuten könnten auch ein Symptom vom sogenannten Mundsoor sein. Mundsoor ist eine Pilz-Infektion, die auftreten kann, wenn dein Immunsystem geschwächt ist oder sich durch unzureichende Mundhygiene oder schlecht sitzende Prothesen ideale Lebensbedingungen für Pilze bieten.

Bei der hochansteckenden Hand-Fuß-Mund-Erkrankung, die durch einen Coxsackie-Virus verursacht wird, treten im Mund Aphthen auf, an Händen und Füßen Bläschen.

Aphthen: Therapie

Sind eine Grunderkrankung oder ein Vitamin-Mangelzustand die Verursacher der Aphthen, ist es wichtig diese Ursachen des Mundausschlags angemessen zu therapieren.

Aphthen selbst können mit schmerzlindernden Gelen, Salben, Spülungen oder Sprays behandelt werden. Diese enthalten häufig die örtlich betäubenden Wirkstoffe Lidocain oder Polidocanol. Ein sehr gewöhnungsbedürftiger Geschmack im Mund ist hierbei normal.

Auf die Schleimhäute können antibakterielle und entzündungshemmende Wirkstoffe aus der Gruppe der Adstringentien aufgetragen werden.

Mundspülungen mit Chlorhexidin oder Hexetidin können bei Aphthen hilfreich sein. Doch Vorsicht: Mundspülungen mit diesen Wirkstoffen sollten nicht länger als maximal zwei Wochen dauerhaft eingesetzt werden. Bei Dauergebrauch besteht die Gefahr, dass die natürliche Bakterienkultur im Mundraum gestört wird.

In schweren Fällen von Aphthen können kortisonhaltige Haftgele oder Pasten eingesetzt werden.

Dein Arzt kann die Aphthen auch mit Lösungen der Wirkstoffe Policresulen und Silbernitratlösung verätzen.

Hausmittel gegen Aphthen

Mund-Spülungen mit Salbeitee und/oder Kamillentee wirken entzündungshemmend. Salbei wirkt zusätzlich auch antibakteriell und gegen Pilze. Kamille beruhigt die Schleimhäute. Heiltee aus der Apotheke laut Packungsbeilage aufbrühen, bei Teeblättern und Blüten abseihen, abkühlen lassen und mehrmals täglich damit den Mund spülen.

Aphthen vorbeugen

Aphthen kannst du nur bedingt vorbeugen, da ihre Ursachen noch weitgehend unbekannt sind.

  • Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Vitamin-Mangelzuständen als mögliche Verursacher der Aphthen hilft eine entsprechende Ernährungsumstellung. Frag deinen Arzt um Rat.
  • Um die Ursachen der Aphthen einzugrenzen, kann ein Tagebuch helfen. Hier hinein schreibst du, wann und in welchen Situationen die Aphthen auftreten. Beispielsweise nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel, in Stress-Situationen, bei Infekten usw.
  • Versuche, Verletzungen der Mundschleimhaut zu vermeiden. Lass den Sitz von Zahnspangen und Prothesen kontrollieren. Kaue deine Mahlzeiten langsam, denn beim Schlingen kommt es oft zu kleinen Verletzungen oder unfreiwilligen Bissen in die Wangeninnenseiten.
  • Eine nicht-schäumende Zahnpasta, die frei von Tensiden ist, kann hilfreich sein.
  • Stärke dein Immunsystem: Bewegung, ausgewogene Ernährung und Vermeidung von negativem Stress wirken sich positiv auf dein körperliches und geistiges Wohlbefinden aus.
  • Entstehen deine Aphthen durch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure, dann such mit deinem Arzt nach möglichen Alternativen. Setze verordnete Medikamente aber bitte nie auf eigene Faust ab und sprich immer mit deinem Arzt!

Aphthen Heilungschancen

Aphthen sind zwar unangenehm, doch sie verschwinden ohne Folgen meistens nach zehn bis 14 Tagen von selbst wieder. Leider können sie aber auch immer wieder kommen. Eine gute Mundhygiene ist besonders wichtig, damit eine bakterielle Infektion der durch die Aphtose verursachten offenen Hautstellen verhindert wird.

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Symptome

Trockene Augen

Mann mit trockenen Augen zieht Ober- und Unterlid seines Auges nach oben.
Wird zu wenig Tränenflüssigkeit gebildet oder verändert sich die Zusammensetzung des Tränenfilms, kann es zu einseitiger oder beidseitiger Augentrockenheit kommen.

Warum trockene Augen?

Bildschirmarbeit, das Tragen von Kontaktlinsen, hormonelle Einflüsse, aber auch Staub, Ozon und trockene Heizungsluft können zu brennenden, juckenden, geröteten Augen und geschwollenen Lidern führen. Trockene Augen können entstehen, wenn von den Tränendrüsen deiner Augen nicht genug Flüssigkeit produziert wird. Zur Augentrockenheit kann es auch kommen, wenn deine Tränen aufgrund einer veränderten Zusammensetzung des Tränenfilms zu schnell verdunsten. Die Folge: die Bindehaut und Hornhaut deiner Augen werden nicht mehr ausreichend benetzt. Durch mangelnde Befeuchtung der Augenoberfläche entsteht ein unangenehmes Sandkorngefühl. Denn deine Lider reiben wie Schmirgelpapier auf der Augenoberfläche. Trockene Augen können einseitig, meistens jedoch beidseitig auftreten. Medizinisch werden trockene Augen als Sicca-Syndrom und als Keratokonjunktivitis sicca bezeichnet.

Aufbau des Tränenfilms

Jedes deiner Augen hat eine Tränendrüse. Sie ist etwa so groß wie ein Kirschkern und sitzt am äußeren Rand des Oberlids. Die Tränendrüse produziert ständig eine kleine Menge Tränenflüssigkeit. Die Tränenflüssigkeit enthält antibakterielle Wirkstoffe und hat folgende Aufgaben:

  • Feuchthaltung von Bindehaut und Hornhaut.
  • Reinigung von Bindehaut und Hornhaut.
  • Ernährung der Hornhaut.

Die Tränenflüssigkeit besteht aus drei Schichten. Auf der Hornhaut deiner Augen liegt eine dünne Schleimschicht. Diese sogenannte Muzinschicht ist die innere Schicht des Tränenfilms und macht die ansonsten wasserabweisende Hornhautoberfläche benetzbar. Die mittlere Schicht deines Tränenfilms heißt wässrige Schicht. Sie besteht aus Wasser, das in deinen Tränendrüsen gebildet wird. Die wässrige Schicht deines Tränenfilms befeuchtet, ernährt und schützt deine Hornhaut. Den Abschluss zur Luft hin bildet ein dünner Fettfilm. Diese Lipidschicht wird von Drüsen in deinem Ober- und Unterlid gebildet. Mit jedem Lidschlag werden die Fettmoleküle auf den Lidrand deiner Augen abgegeben. Von hier gelangt ein Teil auf den Tränenfilm und verhindert, dass die Flüssigkeit zu schnell verdunstet.

Wie entstehen trockene Augen?

Wird von deinen Tränendrüsen nicht genug Flüssigkeit produziert, kommt es zu einer mangelnden Befeuchtung der Augenoberfläche. Dieser Flüssigkeitsmangel kann eine Ursache für trockene Augen sein. Auch eine veränderte Zusammensetzung des Tränenfilms als Folge einer defekten Lipidschicht kann eine mögliche Ursache für trockene Augen sein. Denn dadurch kommt es zu einer schnelleren Verdunstung der Tränenflüssigkeit. Störungen in der Lipidschicht können ausgelöst und gefördert werden durch:

  • Trockene Luft, Ozon, Feinstaub.
  • Längere Bildschirmarbeit: Schaust du stundenlang ohne Pause auf PC, Laptop, Handy oder Tablet, führt das in deinen Augen zu einer verminderten Lidschlagfrequenz. Dadurch kann der Tränenfilm nicht gut genug über deine Augen verteilt werden. Deine Augen werden trocken und brennen.
  • Regelmäßige Einnahme von bestimmten Medikamenten: Hormonpräparate wie die Pille, Antidepressiva, Antihistaminika (zur Allergie-Behandlung), Betablocker (zum Beispiel bei Bluthochdruck und Herzschwäche) und Diuretika (entwässernde Mittel zum Beispiel bei erhöhtem Blutdruck, Herzinsuffizienz, Lungen­ödemen oder Ödemen infolge einer Leberzirrhose oder Niereninsuffizienz) können die Tränenproduktion herabsetzen oder zu einer Veränderung der Tränenflüssigkeit führen.
  • Verminderte Tränenproduktion: Mit zunehmendem Alter schwindet das tränenbildende Gewebe und wandelt sich in Bindegewebe um. Daher kann es schon ab 40 Jahren zu einer verminderten Tränenproduktion kommen.
  • Sjörgen-Syndrom: Durch die Autoimmunerkrankung der Tränen- und Speicheldrüsen kommt es zur verminderten Tränenproduktion. Zusätzlich treten extreme Mundtrockenheit und entzündete Gelenke auf.
  • Erkrankungen wie Diabetes, Neurodermitis, rheumatische Erkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen und Vitamin A-Mangel können die Entstehung trockener Augen fördern.
  • Kontaktlinsen: Nicht exakt an die Beschaffenheit deiner Augenoberfläche angepasste Kontaktlinsen können die Augenoberfläche erwärmen. Dadurch kann es zum Verdunsten des natürlichen Tränenfilms kommen. Die Folge: trockene Augen.

Frauen leiden in der Regel häufiger an trockenen Augen. Denn bei ihnen können sich mehrere Auslöser ansammeln: Hormonumstellungen in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren begünstigen trockene Augen. Ebenso hormonhaltige Medikamente oder Mittel zur Empfängnisverhütung wie die Pille. Häufige Verursacher trockener Augen sind falsch aufgetragene Augenkosmetika wie Kajal oder Lidschatten. Sie können reizende Stoffe enthalten oder für die Augenbefeuchtung wichtige Drüsen auf der Lidkante verstopfen.

Was sind Symptome von trockenen Augen?

Obwohl bei trockenen Augen die Menge und/oder die Qualität des Tränenfilms zur vollständigen Befeuchtung deiner Augen nicht ausreichen, kann es zu Augentränen kommen. Die Tränen sind eine überschießende Reaktion deiner Augen auf Reize wie Sonnenlicht oder Luftzug.

Die Feuchtigkeit der Tränen reicht aber nicht aus, um deine Augen dauerhaft gut zu befeuchten. Weil bei trockenen Augen zu wenig Tränenflüssigkeit gebildet wird oder sich die Zusammensetzung des dreischichtigen Tränenfilms verändert, können einseitige oder beidseitige Beschwerden entstehen wie zum Beispiel:

  • Trockenheit der Augen
  • Brennen der Augen
  • Juckreiz
  • Rötungen der Bindehaut
  • Schwellungen der Lider
  • Verklebte Augenlider, vor allem nach der Nachtruhe
  • Druckgefühl in den Augen
  • Fremdkörpergefühl (Sandkorngefühl) in den Augen
  • Lichtempfindlichkeit der Augen
  • Verschwommenes Sehen
  • Augentränen

Trockene Augen: Wann zum Arzt?

Wenn das Brennen, der Juckreiz, die Lidschwellung und/oder Rötung deiner Bindehaut extrem stark sind oder wenn die Symptome deiner trockenen Augen zum ersten Mal auftreten, solltest du einen Augenarzt aufsuchen. Denn nur ein Facharzt für Augenheilkunde kann feststellen, ob deine Beschwerden tatsächlich von trockenen Augen ausgelöst werden oder ob es sich um eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis), eine Lidrandentzündung (Blepharitis), eine Hornhautabschürfung oder einen Fremdkörper im Auge handelt.

Trockene Augen: Untersuchungen beim Augenarzt

Dein Augenarzt blickt mit einer sogenannten Spaltlampe in verschiedene Bereiche deiner Augen und kann anhand der vergrößerten Bilder mögliche Veränderungen an deiner Hornhaut oder an deiner Bindehaut erkennen.

Um Aussagen darüber machen zu können, ob deine Tränenmenge für die optimale Befeuchtung deiner Augen ausreicht, kann der Schirmer-Test zum Einsatz kommen. Dazu knickt der Augenarzt einen etwa 3,5 cm langen und 0,5 cm breiten Papierstreifen (Lackmuspapier) am Ende ab und hängt ihn zwischen das äußere und mittlere Drittel deines Unterlids. Durch die Tränenabsonderung (Tränensekretion) befeuchtet sich das Spezialpapier. Nach fünf Minuten wird die Strecke gemessen, die von deiner Tränenflüssigkeit durchtränkt ist. Damit dein Auge durch den Fremdkörper Lackmuspapier nicht übermäßig tränt, kann dein Auge vor Testbeginn mit einer lokalen Betäubung unempfindlich gegen mechanische Reize gemacht werden. Nach fünf Minuten ohne lokale Betäubung sind normalerweise mehr als 15 mm des Lackmusstreifens angefeuchtet, mit örtlicher Betäubung mehr als zehn Millimeter. Liegt die Strecke darunter oder unter fünf Millimeter, dann ist das ein Anzeichen für eine Störung in der Produktion von Tränenflüssigkeit. Achtung: Ist dein Auge betäubt, solltest du es mindestens eine Stunde nach der Untersuchung nicht reiben. Dabei könntest du deine Hornhaut verletzen.

Die Zusammensetzung und die Qualität deines Tränenfilms lässt sich durch eine Messung der Tränenfilmaufreißzeit (Break-up-time, BUT) bestimmen. Dazu schaltet dein Augenarzt der Spaltlampe einen speziellen Filter vor, den sogenannten Kobaltblaufilter. Du bekommst einen Tropfen eines sterilen Farbstoffs in den unteren Bindehautsack deines zu untersuchenden Auges getropft. Nach einem Lidschlag wird die Zeit bis der Tränenfilm reißt, also sich nicht mehr gut genug über das Auge verteilt, bestimmt. Dein Augenarzt sieht das daran, dass im Farbstofffilm dunkle Flecken erscheinen. Die Tränenfilmaufreißzeit liegt in der Regel im normalen Bereich, wenn es mehr als zehn Sekunden dauert, bis die ersten dunklen Flecken erscheinen.

Was tun bei trockenen Augen?

Sind deine trockenen Augen die Folge einer organischen Erkrankung wie Rheuma, Leberstörungen oder Entzündungsprozessen, dann gilt es, die Grunderkrankung zu behandeln. Dadurch können in der Regel auch die Probleme mit deinen trockenen Augen gelindert werden. Die Augentrockenheit selbst kann mit Gelen, Salben oder künstlicher Tränenflüssigkeit behandelt werden. Achtung: Je nach Zusammensetzung des Tränenersatzmittels kann es zu Ablagerungen in Kontaktlinsen kommen. Frag daher immer nach Mitteln, die für Kontaktlinsen unbedenklich sind.

Die Heilpflanze Euphrasia (Augentrost) setzt die Naturheilkunde zur Behandlung der trockenen Augen als Tee oder als Augentropfen ein. Euphrasia enthält den Wirkstoff Aucubin, der Reizungen lindert und entzündungshemmend wirkt.

Hilfe bei trockenen Augen aus der Apotheke

Wärme und Lidrandmassage beim Sicca-Syndrom

Bevor Tränenersatzmittel zum Einsatz kommen, solltest du deine trockenen Augen vorbehandeln. Wärmezufuhr in Kombination mit einer Reinigung der Lidränder hat sich beim Sicca-Syndrom bewährt. Dazu legst du dir morgens und abends warme Kompressen (in etwa 40 °C warmes Wasser getauchte Wattepads) fünf Minuten lang auf die geschlossenen Augen. Die Wärme macht die von Drüsen in Ober- und Unterlidern gebildeten und zum Aufbau des Tränenfilms wichtigen Lipide geschmeidiger. Sie kommen leichter aus den Drüsen hinaus und können für den Verdunstungsschutz des Tränenfilms sorgen.

Unterstützend kannst du mit einem Wattestäbchen unter sanftem Druck senkrecht zur Lidkante massieren, um das benötigte Fett zur Stabilisierung des Tränenfilms aus den Drüsen zu drücken. In der Apotheke gibt es zudem eine spezielle Wärmebrille für trockene Augen, die beim Sicca-Syndrom für geschmeidige Lipide sorgen soll.

Augentropfen für trockene Augen

Welches Augentropfen-Präparat beim Sicca-Syndrom am besten hilft, muss jeder für sich ausprobieren. Bei Augentropfen gibt es generell zwei Wirkmechanismen: Wässrige Tränenersatzmittel und lipidhaltige Sicca-Produkte. Tränenersatzmittel sollen die auslaufende, natürliche Flüssigkeit durch Eintropfen künstlicher Tränen ersetzen. Um den Flüssigkeitsverlust bei trockenen Augen auszugleichen muss allerdings sehr häufig nachgetropft werden. Du solltest darauf achten, dass die Augentropfen keine Konservierungsstoffe enthalten. Sie können zu allergischen Reaktionen führen und die Beschwerden deiner trockenen Augen noch verstärken. Tränenersatzmittel können feuchtigkeitsspendende Substanzen wie Hyaluronsäure und Dexpanthenol enthalten. Polymere wie Polyvinylalkohol sollen das Wasserbindungsvermögen steigern, Cellulose-Derivate wie Hypromellose die Viskosität (Zähflüssigkeit) des Tränenfilms.

Zeigen wässrige Tränenersatzmittel keinen Erfolg bei deinen trockenen Augen, können lipidhaltige Sicca-Produkte zum Einsatz kommen. Sie werden häufig auch bei chronischen Lidrandentzündung (Blepharitis) eingesetzt. Lipidhaltige Sicca-Produkte enthalten mittelkettige Triglyceride oder Phospholipide. Mit Hilfe der Liposomen-Therapie wird bei Augentrockenheit die geschädigte Lipidschicht des Tränenfilms stabilisiert. Mit einem Sprühstoß auf die geschlossenen Augen gelangen kleine Fettmoleküle nach dem Öffnen der Augen über die Lidkante auf den Tränenfilm. Die Fettmoleküle verhindern, dass die Tränenflüssigkeit zu schnell verdunstet. Stellst du dir dein Auge als einen Wassereimer mit einem Loch vor, dann füllst du das auslaufende Wasser mit künstlichen Tränen ständig nach. Mit Liposomen verstopfst du hingegen das Loch im Eimer, so dass keine Flüssigkeit mehr entweichen kann. Der Wirkstoffe bei liposomalen Lidsprays ist Sojalecithin.

Tipps zum richtigen Eintropfen von Augentropfen.

Augengele für trockene Augen

Augengele für trockene Augen verbleiben im Gegensatz zu Tränenersatzmitteln länger in deinen Augen. Da Augengele die Sicht stärker als Augentropfen beeinträchtigen, werden sie häufig zur Nacht eingesetzt. Es gibt Augengele mit Carbomer und Augengele mit Naturstoffen wie dem Tamarindensamen-Polysaccharid. Hier verflüssigt sich das Gel im Auge beziehungsweise beim Lidschlag schnell. Präparate mit dem Wirkstoff Hydroxypropyl-Guar bilden im Auge ein Muzin-artiges Gel. Die Flüssigkeit wird nach dem Eintropfen ins Auge gelartig.

Hausmittel gegen trockene Augen

Einen beruhigenden Effekt auf deine trockenen und gereizten Augen sowie eine abschwellende Wirkung sollen die in schwarzem Tee enthaltenen Gerbstoffe haben. Für zwei Augenauflagen gib zwei Teebeutel mit schwarzem Tee in eine Tasse und überbrühe die Teebeutel mit heißem Wasser. Nach etwa einer Minute nimmst du die Beutel aus der Tasse heraus, legst sie auf einen sauberen Teller und lässt sie etwas abkühlen. Wenn die Teebeutel eine für dich angenehm warme Temperatur erreicht haben, legst du dir die Teebeutel für rund zehn Minuten auf die geschlossenen Augen.

Eine Augenauflage mit kühlen Gurkenscheiben kann Linderung bei brennenden Augen nach langer Bildschirmarbeit schaffen. Schneide von einer kalten, abgewaschenen Salatgurke zwei dicke Scheiben ab. Diese legst du dir für circa zehn Minuten auf die geschlossenen Augen. Der Saft des Gemüses dringt in deine Haut ein und wirkt erfrischend.

Lachs, Makrele oder Hering sorgen auf Seiten der Ernährung für mehr Durchblick und sollten daher öfter auf deinem Speiseplan stehen. Denn die fettreichen Seefische enthalten, ebenso wie Leinsamen, die für deinen Körper notwendigen Omega-3-Fettsauren. Diese spielen eine wichtige Rolle bei zahlreichen Stoffwechselvorgängen. Deine Augen benötigen die Omega-3-Fettsäuren zur Tränenproduktion.

Verschluss der Tränenpünktchen

Bei sehr schweren Fällen von Augentrockenheit kann es notwendig werden, die sogenannten Tränenpünktchen zu veröden. Tränenpünktchen sind kleine dunkle Einziehungen am inneren Augenwinkel, die in die Tränenkanälchen münden. Wenn die Tränenflüssigkeit mit deinem Lidschlag über die Hornhaut verteilt wurde, wird sie anschließend über ein oberes und ein unteres Tränenpünktchen abgeleitet. Werden deine Tränenpünktchen mit kleinen Plastik- oder Silikonstöpseln verschlossen, kann weniger Tränenflüssigkeit ablaufen. Die verfügbare Tränenmenge wird dadurch erhöht. Die Tränenpünktchen können mit Stöpseln auf Zeit oder auch dauerhaft verschlossen werden. Eine Verödung der Tränenpünktchen führt zum dauerhaften Verschluss.

Gibt es bei trockenen Augen Komplikationen?

Unbehandelt können trockene Augen zu einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) oder einer Hornhautentzündung (Keratitis) führen. Der Grund: Durch die mangelnde Befeuchtung reiben die Lider wie Schmirgelpapier auf der Augenoberfläche und ein unangenehmes Sandkorngefühl entsteht. Dadurch reibst du verstärkt deine Augen und förderst Entzündungen und Infektionen.

Trockenen Augen vorbeugen

Du tust deinen Augen etwas Gutes und kannst trockenen Augen vorbeugen, wenn du folgende Tipps beherzigst:

  • Auf Pausen achten: Bei der Bildschirmarbeit etwa jede Stunde mindestens fünf Minuten Pause machen. Schau in die Ferne, schließ deine Augen für ein paar Sekunden und zwinkere.
  • Blinzeln: Während der Arbeit am PC, Notebook, Handy oder Tablet solltest du öfter einmal ganz bewusst die Augen auf und zu klappen.
  • Frischluft: Lüfte den Raum, in dem du sitzt gut durch. Das ist besonders wichtig, wenn du dich in beheizten und klimatisierten Räumen aufhältst.
  • Trägst du Kontaktlinsen, dann solltest du versuchen, öfter einmal eine Tragepause einzubauen. Achte bitte immer darauf, die Kontaktlinsen vor und nach dem Tragen gründlich zu reinigen.
  • Ausreichend trinken: Eine ausreichende Wasserzufuhr von mindestens 1,5 Litern täglich ist wichtig, damit Körper und Geist fit bleiben. Auch die Augen brauchen Wasser von innen, um ihren Feuchtigkeitshaushalt aufrecht zu erhalten.
  • Ausgewogen ernähren: Der Tränenfilm wird in Qualität und Menge durch das, was du zu dir nimmst, beeinflusst. Wichtig für deine Augengesundheit sind die Vitamine A, B6 und C sowie das Spurenelement Selen und der sekundäre Pflanzenstoff Lutein. Reich an Selen sind: Rindfleisch, Schweineleber, Ei, Emmentaler, Rosenkohl, Linsen, Kichererbsen, Sojabohnen, Paranüsse und Kokosnüsse. Selen fängt schädliche Sauerstoffverbindungen, sogenannte freie Radikale. Außerdem wird es für wichtige Enzymfunktionen benötigt, die in deinen Augen Zellschäden verhindern. Lutein wirkt antioxidativ. Es schützt deine Augenzellen vor altersbedingten Sehstörungen und schädlichen Umwelteinflüssen wie Sonneneinstrahlung. Gute Lutein-Lieferanten sind: Grünkohl, Spinat, Mangold, Basilikum, Rucola, Erbsen, Pistazien, Ei und Hühnerfleisch.

Sind trockene Augen gefährlich?

Obwohl trockene Augen sehr unangenehm sind, ist deine Sehkraft in der Regel nicht gefährdet. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass durch trockene Augen und die damit verbundenen Benetzungsstörungen die Hornhaut dauerhaft geschädigt wird. Mit der richtigen Therapie und mit der Unterstützung deines Augenarztes kannst du es schaffen, dass deine trockenen Augen bald wieder gesund leuchten können.

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Schwindel

Auch bei einer Fahrt im Karussell kann Schwindel entstehen.
Bei Schwindel (Vertigo) dreht sich das Karussell im Kopf heftig. Du schwankst und hast das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Manche Schwindelattacken dauern nur Sekunden, andere können stundenlang anhalten oder immer wieder aufflammen.

Wie entsteht Schwindel?

Schwindel, auch als Vertigo bezeichnet, ist eine Gleichgewichtsstörung. Die Schwindelgefühle sind unterschiedlich und hängen oft von der Situation ab, in der du dich gerade befindest.  Die Welt um dich herum kann sich drehen, die Umgebung und du selbst können schwanken, du kannst wie von einem Sog scheinbar in die Tiefe gerissen werden. Der Schwindel kann dich nach dem Aufstehen überfallen, beim Treppensteigen oder urplötzlich beim Einkaufen. Manchmal bekommst du Kopfschmerzen, dir wird übel oder schwarz vor Augen. Ursachen und Behandlung von Kopfschmerzen

Um das Gleichgewicht zu wahren, müssen deine Augen mit den Gleichgewichtsorganen in den Innenohren perfekt aufeinander abgestimmt sein. Auch die Verarbeitung von Nervenreizen im Gehirn und Rückenmark muss reibungslos funktionieren. Schon ein kleiner Fehler in diesem komplexen System reicht aus, um Schwindel auszulösen.

Nicht immer ist Schwindel das Symptom einer Erkrankung. Wenn du dich körperlich völlig verausgabt hast, zu wenig geschlafen hast oder zu tief ins Glas geschaut hast, dann kann dir schwindelig werden. Eine neue Brille oder eine von der Stärke und dem Gesichtsfeld falsch eingestellte Brille können ebenso Gründe dafür sein, dass sich alles dreht und du etwas wackelig auf den Beinen bist.

So funktioniert dein Gleichgewichtssinn

Damit dein Gehirn die notwendigen Informationen erhält, um dein Gleichgewicht zu steuern, ist es auf die Hilfe von drei Sinnessystemen angewiesen. Deine Augen liefern Informationen zur Orientierung im Raum. Fühler für Standfestigkeit, Tiefensinn und die Lage befinden sich auf der Haut, Gelenken, Muskeln und Sehnen. Gleichgewichtsorgane in deinen Innenohren mit den zuständigen Nervenbahnen im Gehirn regeln, in welche Richtung du dich bewegst.

Dein Gehirn verarbeitet im sogenannten Hirnstamm alle Wahrnehmungen dieser Sinnessysteme. Die Informationen werden so umgesetzt, dass alle deine Bewegungen aufeinander abgestimmt sind. Damit alles gut funktioniert, müssen dein Gehirn und alle Sinnessysteme ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt sein. Dafür ist es wiederum nötig, dass Blut, Blutdruck, Blutfluss und Stoffwechsel gut funktionieren. Treten irgendwo Störungen auf, kann es zu Schwindel kommen. Was ist Bluthochdruck?

Je nachdem wo in diesem Gleichgewichtssystem der Fehler sitzt, kann der Schwindel unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Auch deine Psyche als dein inneres Gleichgewicht kann dafür sorgen, dass du in Form von Schwindel den Boden unter den Füßen zu verlieren scheinst. Die häufigsten Auslöser von Schwindel liegen allerdings im Innenohr.

Die Gleichgewichtsorgane in deinen Innenohren bestehen aus drei Bogengängen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Bewegst du deinen Kopf, dann bewegt sich auch die Flüssigkeit in den Bogengängen. Ebenso bewegen sich die feinen Härchen der vielen kleinen Sinneszellen in den Bogengängen. Ihre Informationen werden über den Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) an dein Gehirn weiter geleitet.

Lagerungsschwindel und andere Schwindelarten

Lagerungsschwindel tritt anfallsartig auf. Und zwar immer dann, wenn du dich nach dem Aufwachen im Bett umdrehst, aufstehst oder den Kopf zurück biegst. Begleitet werden kann der Lagerungsschwindel von Übelkeit, unscharfem und verwackeltem Sehen. Die Schwindelattacke dauert in der Regel nur bis zu 30 Sekunden an. Gründe für den Lagerungsschwindel können kleine Kristalle sein, die die Sinneszellen in den Bogengängen deines Innenohrs reizen. Ebenso kann eine sogenannte Neuritis vestibularis den Lagerungsschwindel verursachen. Hierbei handelt es sich um einen anhaltenden Schwindel durch eine Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Ein Schädeltrauma kann ein weiterer Auslöser für Lagerungsschwindel sein.

Sekundenschwindel tritt nur für die Dauer von einigen Sekunden auf. Diese Schwindelform kann dich nach abruptem Aufstehen von Stuhl, Sofa oder Bett erwischen. Die Ursachen für den Schwindel sind häufig im Herz-Kreislauf-System zu finden. Sekundenschwindel kann beispielsweise bei niedrigem Blutdruck auftreten, vor allem morgens nach dem Aufstehen.

Beim Drehschwindel hast du das Gefühl, dass die Umgebung um dich herum kreist oder dass sich etwas in dir dreht. Dieses Karussell im Kopf hängt häufig mit bestimmten Bewegungen zusammen. Die Ursachen für den Drehschwindel können Schäden im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs sein.

Benommenheitsschwindel verursacht Symptome wie Benommenheit, Leere im Kopf, Gleichgewichtsstörungen und ein taumeliges Gefühl. Diese Beschwerden können durch die Nebenwirkungen bestimmter Blutdruckmedikamente hervorgerufen werden. Aber auch mit Nervenstörungen oder Diabetes im Zusammenhang stehen.

Schwankschwindel macht sich bemerkbar, wenn sich deine Umgebung hin und her zu bewegen scheint und wenn du glaubst, beim Stehen zu schwanken. Schwankschwindel tritt bei bestimmten Bewegungen und Haltungen auf.

Schwindel ohne körperlichen Grund wird als Phobischer Schwankschwindel bezeichnet. Diese Schwindelart kann wenige Minuten bis mehrere Stunden andauern. Die Ursachen für den Phobischen Schwankschwindel, der in der Regel immer in den gleichen Situationen auftritt, sind psychischer Natur. Schwindel und ein Gefühl der Benommenheit treten beim Phobischen Schwankschwindel beispielsweise beim Autofahren auf oder innerhalb großer Menschenansammlungen.

Liftschwindel zeigt sich durch das Gefühl wie durch einen Sog nach oben oder unten gezogen zu werden.

Schwindelgefühle in großer Höhe wie auf einer Brücke oder auf einem Aussichtsturm werden als Höhenschwindel bezeichnet. Diese Schwindelart entsteht dadurch, dass zwischen deinen Augen und den nächsten Objekten, die eine Orientierung ermöglichen, eine große Entfernung liegt. Dadurch fehlt deinem Körper eine wichtige Information zur Regulierung deiner Körperhaltung, du beginnst zu schwanken.

Bei der Reisekrankheit tritt der Schwindel häufig zusammen mit Übelkeit auf. Beispielsweise wenn auf einem Schiff der Boden schwankt, wenn im Flugzeug Turbulenzen die Maschine schütteln oder wenn dich als Autobeifahrer beim Lesen der Brechreiz plagt. Ursache für die Reisekrankheit kann das mangelnde Zusammenspiel von Auge und Gleichgewichtssinn sein. Das still stehende Bild beim Blick auf das Buch, auf die Bankreihen im Flugzeug oder die Gegenstände im Innenraum des Schiffes vermitteln deinem Gehirn den Eindruck von Objekten, die sich nicht bewegen. Die Gleichgewichtsorgane in deinem Innenohr signalisieren deinem Gehirn jedoch, dass das Auto, Flugzeug oder Schiff sich bewegt. Diese verschiedenen Sinneseindrücke führen bei vielen Menschen zu Schwindel.

Bei chronischem Schwindel treten Schwankschwindel, Drehschwindel und Benommenheitsschwindel in unterschiedlicher Stärke langfristig auf. Ursachen für chronischen Schwindel können Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, eine chronische Innenohrentzündung oder auch Nervenschädigungen im Gehirn sein. Hilfe bei Bluthochdruck

Was sind die Ursachen für Schwindel?

Steckt eine Erkrankung hinter deinen Schwindelattacken, gibt oft schon die Schwindelart einen Hinweis darauf. Viele Auslöser von Schwindel liegen in den Gleichgewichtsorganen der Innenohren. Manche Ursache von Schwindel ist aber auch im Gehirn oder in den Augen zu finden. Oft ist nicht ein einzelner Auslöser für den Schwindel verantwortlich, sondern viele Faktoren wirken zusammen.

Welche Erkrankungen können hinter Schwindel stecken?

  • Altersbedingte Abnutzungserscheinungen an Nerven, Innenohr und Augen.
  • Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck: Beide Erkrankungen führen häufig zu chronischem Schwindel. Was tun bei Bluthochdruck? und Ursachen von Herzrhythmusstörungen.
  • Übermäßiger Alkoholgenuss: Diese anfallsartigen und plötzlich einsetzenden Schwindelattacken nach übertriebenem Alkoholgenuss können meistens dem Drehschwindel, manchmal auch dem Schwankschwindel zugeordnet werden.
  • Ausgefallenes Gleichgewichtsorgan im Innenohr: Bei plötzlich einsetzendem Drehschwindel, der mit starker Übelkeit und keinen anderen Beschwerden verbunden ist, kann das Gleichgewichtsorgan im Innenohr ausgefallen sein. Gründe können Durchblutungsstörungen oder eine Virusinfektion sein. Der Drehschwindel kann hier mehrere Tage bis einige Wochen in unterschiedlicher Stärke anhalten.
  • Bilaterale Vestibulopathie: Hier ist das Gleichgewichtsorgan in beiden Innenohren ausgefallen und gleichzeitig sind auch noch Teile der Gleichgewichtsnerven in ihrer Funktion gestört. Typische Beschwerden der bilateralen Vestibulopathie sind Drehschwindel und Schwankschwindel sowie unscharfes Sehen in Bewegung. Im Ruhezustand (im Sitzen oder im Liegen) bestehen dagegen kaum Beschwerden. Verursacher eines beidseitigen Ausfalls der Gleichgewichtsorgane sowie Schädigungen der Nervenverbindungen können eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) oder Morbus Menière sein. Ebenso Nebenwirkungen von Antibiotika aus der Gruppe der Aminoglykoside. Ursachen und Therapie von Meningitis
  • Morbus Menière: Diese Erkrankung des Innenohres wird durch zu viel Flüssigkeit und Überdruck ausgelöst. Die anfallsartigen Drehschwindelattacken ohne erkennbaren Anlass mit Übelkeit sowie Ohrgeräuschen und Minderung bis Verlust der Hörfähigkeit für 20 Minuten bis 24 Stunden treten in der Regel in Abständen von Monaten bis Jahren auf.
  • Innenohrentzündung (Labyrinthitis): Hierbei zeigt sich heftiger Drehschwindel und Lagerungsschwindel. Der Schwindel setzt akut ein, kann aber über Tage bis Wochen mehr oder weniger stark anhalten. Eine Innenohrentzündung kann durch Viren, Bakterien, Giftstoffe, Tumore oder eine Mittelohrentzündung ausgelöst werden. Hilfe bei Mittelohrentzündung. Außer Drehschwindel und Lagerungsschwindel können Fieber, Ohrenschmerzen und Schwäche als weitere Symptome der Labyrinthitis hinzukommen. Ist die Innenohrentzündung chronisch, besteht also über einen längeren Zeitraum und tritt immer wieder auf, kann auch der damit zusammenhängende Schwindel zu einem chronischen Schwindel werden.
  • Schwindelmigräne (vestibuläre Migräne): Bei Schwindelmigräne treten urplötzlich und in bestimmten Abständen immer wieder anfallsartige Drehschwindelattacken auf. Die Schwindelanfälle können wenige Minuten bis zu 24 Stunden andauern. Auch Schwankschwindel und Gleichgewichtsstörungen sowie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit, Lärmempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen und Tinnitus können bei Schwindelmigräne auftreten. Was tun bei Tinnitus?
  • Vestibularisparoxysmie: Bei diesen Gefäßveränderungen am Gleichgewichtsnerv ist ein Gefäß krankheitsbedingt oder altersbedingt erweitert. Es kann aber auch einen untypischen geschlängelten Verlauf zeigen. Kurz vor dem Eintritt des Gleichgewichtsnervs ins Gehirn kommt es zum Kontakt mit der Hirnarterie. An der Kontaktstelle entsteht durch den Dauerreiz eine Art Kurzschluss. Die gestörten Informationen werden ins Gehirn weiter geleitet und führen dort zur Wahrnehmung von Schwindel. Dieser Schwindel dauert in der Regel nur Sekunden bis wenige Minuten an. Die Schwindelattacken können durch eine rasche und zu schnelle Atmung sowie durch bestimmte Kopfhaltungen ausgelöst werden. Als weitere Beschwerden können ein unsicheres Gefühl beim Gehen und beim Stehen hinzukommen.
  • Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall kann heftiger Drehschwindel zusammen mit unsicherem Gang, Sprachstörungen, Schluckbeschwerden, herabhängenden oberen Augenlidern, Sehstörungen und Taubheitsgefühl auf einer Körperseite auftreten.
  • Durchblutungsstörungen in den Arterien, die das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und das Gleichgewichtssystem im Gehirn versorgen: Schnelle Kopfbewegungen lösen hier wiederholt auftretende Drehschwindelattacken aus. Ursachen für die Durchblutungsstörungen können ein altersbedingter Verlust der Gefäßelastizität sein, eine Verkalkung oder die Einengung bestimmter Gefäßabschnitte von außen durch die Halswirbelsäule. Bei Durchblutungsstörungen in den Arterien, die das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und das Gleichgewichtssystem im Gehirn versorgen, kommen zum Schwindel noch weitere Symptome hinzu: Ohrgeräusche, Doppeltsehen, Unsicherheit beim Laufen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Händen sowie Kopfschmerzen, die vom Hinterkopf bis in den Nacken ausstrahlen.
  • Neuropathia vestibularis: Bei der Neuropathia vestibularis besteht eine Schädigung des Gleichgewichtsnervs, zum Beispiel durch eine Viruserkrankung. Der Schwindel besteht hier über einen Zeitraum von mehreren Tagen aus akutem Drehschwindel in Verbindung mit heftiger Übelkeit und Erbrechen. In manchen Fällen treten wenige Tage vor den akuten Schwindelattacken schon kurzzeitige Drehschwindelattacken und Schwankschwindelattacken auf. Das Schwindelgefühl verstärkt sich beim Bücken und bei Bewegung. Dein Körper erscheint zu einer Seite weggezogen zu werden.
  • Parkinson-Erkrankung: Fällt dein Blutdruck bei aufrechter Körperhaltung ab, leidest du unter Sehstörungen, Tinnitus (Piepen im Ohr)? Hast du das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen und wird dir schwarz vor Augen? Sprich mit deinem Arzt darüber. Denn hinter diesen unspezifischen Anzeichen kann auch eine Parkinson-Erkrankung stecken
  • Diabetes: Benommenheitsschwindel mit Übelkeit und Schwäche kann durch eine Überzuckerung verursacht werden. Die Überzuckerung wird auch als Hyperglykämie bezeichnet. Eine Unterzuckerung oder Hypoglykämie kann ebenfalls Schwindel und Gleichgewichtsstörungen hervorrufen.
  • Erhöhter Augeninnendruck, Lähmung des Augenmuskels, falsch eingestellte Brille: Das alles kann Auslöser für Benommenheitsschwindel sein, der mit Sehstörungen (Doppelbilder, Verschwommensehen), Übelkeit, Kopfschmerzen und Druckgefühl in den Augen einhergehen kann.
  • Depressionen: Ein dauerhafter Schwankschwindel oder ein dauerhafter Benommenheitsschwindel kann Depressionen als Auslöser haben.
  • Angststörungen: Ängste vor bestimmten Situationen, Dingen oder Ereignissen können Verursacher des phobischen Schwankschwindels sein. Zusätzlich zum Schwindel können Symptome wie ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen oder Stehen, Zittern, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot und Übelkeit auftreten. Hilfe bei Angststörungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten: Benommenheitsschwindel und Gleichgewichtsstörungen treten als Nebenwirkungen bei Medikamenten aus der Gruppe der sogenannten Schleifendiuretika auf. Sie werden bei Bluthochdruck eingesetzt. Auch Schmerzmedikamente, Beruhigungsmedikamente, Parkinsonmedikamente oder Rheumamittel können als Nebenwirkung Benommenheitsschwindel auslösen.

Wie und wann macht sich ein Schwindelanfall bemerkbar?

Schwindel kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Er kann sich als plötzliche, ohne Vorzeichen auftretende Schwindelattacke bemerkbar machen. Das ist häufig bei Drehschwindel der Fall. Das Karussell im Kopf dauert Sekunden bis Stunden, vergeht und kommt nach einer gewissen Zeit wieder. Die Schwindelattacken setzen bei bestimmten Kopfbewegungen oder bei Lageveränderungen deines Körpers ein. Sie können außerdem bei körperlicher Belastung auftreten. Dauerhafte Schwindelgefühle kennzeichnen den chronischen Schwindel.

Schwindel ist auch immer mit dem Verlust der eigenen Sicherheit verbunden. Das ist natürlich auch seelisch sehr belastend. Typische Schwindelgefühle und damit zusammenhängende Beschwerden sind:

  • Benommenheit
  • Unsicherheit auf den Beinen
  • Herzrasen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren
  • Ohnmachtsgefühl, es wird schwarz vor Augen
  • Wahrnehmung von Scheinbewegungen, die Umwelt bewegt sich scheinbar

Erste Hilfe bei Schwindel

Nicht immer ist ein Schwindelanfall harmlos. Er kann sogar eine Ohnmacht zur Folge haben. Mit folgenden Tipps kannst du einer Schwindelattacke die Stirn bieten:

  • Hinlegen und Füße hochlegen: Das bewirkt, dass dein Kreislauf wieder stabilisiert wird. Das Blut fließt aus deinen Beinen zum Herzen und dein Blutdruck wird wieder erhöht. Außerdem verhinderst du durch das Hinlegen auch deine Sturzgefahr.
  • Kannst du dich nicht hinlegen, weil du zum Beispiel gerade draußen unterwegs bist, dann kannst du dich gerade hinstellen, deine Beine kreuzen und die Finger beider Hände ineinander verhaken. Anschließend spannst du deinen ganzen Körper an und versuchst, deine Hände auseinander zu ziehen. Auch dadurch erhöht sich dein Blutdruck wieder. Du solltest außerdem versuchen, schnell einen Platz zum Sitzen zu finden.
  • Ruhe bewahren: Lockere beengte Kleidung, öffne deine Krawatte, setz dich an ein geöffnetes Fenster und versuche, ruhig zu atmen.
  • Versuche, die Augen offen zu halten und einen Punkt in der Ferne zu fixieren.
  • Ist dir nur leicht schwindelig, dann kannst du ein Glas Wasser trinken, um deinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
  • Wenn du beobachtest, dass einer anderen Person schwindelig ist, dann hilf ihm oder ihr, sich hinzulegen, die Füße nach oben zu lagern. Öffne das Fenster und besorge ein Glas Wasser zum Trinken.
  • Beistand leisten: Gib vom Schwindel Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit. Bleib bei einer Schwindelattacke ruhig und rede dem Schwindelgeplagten gut zu.
  • Puls ertasten: Bei starkem Schwindel solltest du den Puls am Handgelenk tasten und zählen. 60 bis 100 Schläge pro Minute sind normal. Ist der Pulsschlag viel höher oder niedriger, dann solltest du einen Arzt rufen.
  • Übergibt sich die/der vom Schwindel Betroffene, dauert die Schwindelattacke länger als fünf Minuten und wird der Schwindelgeplagte ohnmächtig, dann solltest du sofort einen Notarzt verständigen.

Welcher Arzt hilft bei Schwindel?

Tritt der Schwindel bei dir regelmäßig auf, solltest du auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Dein Hausarzt ist der erste Ansprechpartner. Er wird dich gegebenenfalls an einen HNO-Arzt oder Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde überweisen. Dieser kümmert sich um Schwindel, der mit dem Gleichgewichtssinn im Ohr zusammenhängt. Eine Überweisung zum Augenarzt kann nötig werden, wenn dein Schwindel durch Sehstörungen bedingt ist. Ein Facharzt für Innere Medizin (Internist) kann möglicherweise Erkrankungen aufdecken und behandeln, bei denen Schwindel ein Begleitsymptom ist. Hast du beispielsweise Diabetes und sinkt dein Blutzuckerspiegel unter eine kritische Marke, kommt es zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Der Beginn einer Hypoglykämie, kurz Hypo, macht sich durch Schwitzen (kalter Schweiß), Benommenheitsschwindel und Sehstörungen bemerkbar. Ein Internist kann auch Herz, Kreislauf, Gefäße und das Blut untersuchen, um hier mögliche Schwindelauslöser zu finden.

Ein Neurologe oder Facharzt für Neurologie kann mittels bildgebender Verfahren wie CT und MRT sowie einer Aufzeichnung der Hirnströme (EEG) nach Entzündungen im Gehirn, einem Hirnstamminfarkt oder einem Tumor suchen. Ärztliche Psychotherapeuten, Psychiater, Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie und Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sind die besten Ansprechpartner für Schwindel, der nur in bestimmten, angstbehafteten Situationen auftritt. Sie können herausfinden, ob hinter dem Symptom Schwindel Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen stecken.

In Kliniken mit Schwindelambulanzen kann dir sowohl bei der Diagnose als auch bei Therapie und Nachsorge deiner Schwindelbeschwerden geholfen werden.

Ärzte in deiner Nähe findest du über unsere Arzt-Suche.

Untersuchungen bei Schwindel

Vor der körperlichen Untersuchung steht bei jedem Arztbesuch immer ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Sprich mit deinem Arzt über die Art des Schwindelgefühls, über die Dauer des Schwindels sowie die Situationen, in denen der Schwindel auftritt. Informiere deinen Arzt unbedingt über die Medikamente, die du derzeit einnimmst. Vielleicht ist der Schwindel eine Nebenwirkung der Arzneien.

Der Facharzt für Neurologie beschäftigt sich mit Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen des Nervensystems. Mittels Kernspintomografie, auch Magnetresonanztomografie (MRT) genannt, kann der Neurologe deinen Schädel untersuchen. Das MRT bildet die Schaltzentrale zur Regulation des Gleichgewichts, den Hirnstamm, ab. Ein Hirnstamminfarkt, der das Gleichgewicht beeinträchtigt und zu Schwindel führen kann, kann sichtbar gemacht werden. Auch entzündliche Erkrankungen können mittels MRT dargestellt werden. Außerdem macht die Kernspintomografie Durchblutungsstörungen in bestimmten Hirnregionen ebenso sichtbar wie den Verlauf des Gehörnervs sowie dessen eventuelle Schädigung. Untersuchungen beim Neurologen

Die Computertomografie, kurz CT, kann den Knochen darstellen, der das Gleichgewichtsorgan umgibt. Ein CT kommt bei Schwindel zum Einsatz, der als Folge einer Schädelverletzung auftritt.

Bei Verdacht auf Durchblutungsstörungen in den Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen, kann eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden.

Ein Elektroenzephalogramm, kurz EEG, kann die elektrische Aktivität, also die Funktion des Gehirns, abbilden. Diese Diagnosemethode kann zum Einsatz kommen, wenn ein Verdacht auf Epilepsie als Ursache für den Schwindel vorliegt. Wie läuft ein EEG ab?

Um einen Lagerungsschwindel zu diagnostizieren, wirst du von deinem Arzt in einem bestimmten Winkel gelagert und gedreht. Dabei werden die Kristalle mitbewegt, die sich in die Bogengänge des Innenohres verirrt haben und den Schwindel auslösen. Währenddessen trägst du eine Spezialbrille, die deine Augenbewegungen überprüft. Bei Lagerungsschwindel gleichen deine Augenbewegungen einem schnellen Zittern.

Zur Diagnose des Drehschwindels kann die Spezialbrille zur Beobachtung der Augenbewegungen ebenfalls zum Einsatz kommen. Bei Drehschwindel sind deine Augenbewegungen unwillkürlich und ruckartig. Je nachdem wie die Augenbewegungen aussehen, kann dein Arzt feststellen, ob die Ursache deines Schwindels im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs, im Gleichgewichtsnerv oder in Nervenbahnen im Gehirn zu suchen ist.

Werden die Ursachen deines Schwindels im Ohr vermutet, können Methoden der Hörprüfung eingesetzt werden. Bei der Methode mit Akustisch Evozierten Potentialen (AEP) bekommen deine Ohren einen akustischen Reiz über einen Kopfhörer vermittelt. Deine Ohren wandeln das Gehörte in elektrische Signale um. Diese Signale werden über den Gehörnerv zum Gehirn weiter geleitet. Mit Hilfe von Elektroden kann der Weg dieser elektrischen Signale verfolgt werden und eventuelle Störungen in der Erregungsleitung aufgedeckt werden. Wo genau die Ursache für die Störungen in der Reizweiterleitung liegt, kann anschließend mittels Kernspintomografie (MRT) geklärt werden.

Mit Hilfe von Vestibulär Evozierten Myogenen Potentialen (VEMP) untersucht dein HNO-Arzt, ob dein Gleichgewichtsorgan geschädigt ist. Dazu bekommst du einen Kopfhörer aufgesetzt und deine Ohren werden mit akustischen Reizen beschallt. Durch die Gleichgewichtsorgane in den Innenohren werden die Hörreize in elektrische Signale umgewandelt. Eine Elektrode, die dir am Hals in Höhe eines bestimmten Muskels aufgeklebt wird, zeichnet die elektrischen Signale auf und gibt Hinweise auf Schäden.

Eine weitere Methode, um eine Schädigung des Gleichgewichtssystems zu diagnostizieren, sind Gleichgewichtsprüfungen. Eine davon ist die Posturographie. Dabei stehst du auf einer Untersuchungsplattform. Unter verschiedenen Untersuchungsbedingungen in Ruhe und bei Bewegung werden Veränderungen deines Körperschwerpunktes und Körperschwankungen gemessen.

Was tun bei Schwindel?

Die Behandlung des Schwindels richtet sich nach den auslösenden Ursachen. Können Schwindel auslösende Erkrankungen erfolgreich behandelt werden, lässt sich oft auch der Schwindel lindern oder beseitigen. Falls dein Schwindel unklare Ursachen hat, kann dein Arzt dir Medikamente verabreichen, die die Symptome Schwindel und Übelkeit beseitigen oder vermindern. Die Medikamente blockieren die Wirkung von Stoffen, die für die Signalweiterverarbeitung im Gehirn verantwortlich sind.

Bei bakteriell verursachten Entzündungen kann dein Arzt dir Antibiotika verschreiben, bei Durchblutungsstörungen durchblutungsfördernde Mittel.

Bei akuten Entzündungen des Gleichgewichtsnervs kann Kortison als Entzündungshemmer eingesetzt werden.

Gegen die oft mit dem Schwindel zusammen auftretende Übelkeit werden  Wirkstoffe zur Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt. Das sind sogenannte Antiemetika.

Mittel gegen Schwindel, aber nicht gegen die Ursachen des Schwindels, werden als Antivertiginosa bezeichnet.

Zur Vorbeugung der Schwindelmigräne können Betarezeptorenblocker zum Einsatz kommen.

Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Antikonvulsiva können bei Vestibularisparoxysmie (Gefäßveränderungen am Gleichgewichtsnerv) zum Einsatz kommen. Antikonvulsiva können die elektrische Stabilität des Gleichgewichtsnervs verbessern.

Der Arzneistoff Betahistin kann in der Behandlung von Schwindelzuständen bei Morbus Menière eingesetzt werden.

Unterstützung zur medikamentösen Therapie des Schwindels kann ein spezielles Geh- und Gleichgewichtstraining zur Stärkung des Gleichgewichtssystems bieten.

Bestimmte Übungen mit Kopf und Oberkörper sollen dabei helfen, die in den Bogengängen des Innenohrs abgelagerten und Lagerungsschwindel verursachenden Kristalle hinauszubefördern.

Eine Operation kann bei Schwindel auslösenden Tumoren oder Gefäßproblemen nötig werden. Bei der Vestibularisparoxysmie kann der Kontakt zwischen Gleichgewichtsnerv und Arterie durch einen neurochirurgischen Eingriff gekappt werden.

Hilfe bei Schwindelzuständen aus der Apotheke

Schwindel vorbeugen

Um Schwindelanfällen vorzubeugen, kannst du in jedem Alter viel tun.

  • Viel Wasser trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um dein Blut zu verdünnen und die Durchblutung in den kleinsten Gefäßen zu unterstützen.
  • Bewegung: Sport ist gut für den Kreislauf und fördert die Durchblutung. Eine gestärkte Muskulatur kann außerdem kurze Instabilitäten durch Schwindel besser abfangen. 20 Minuten Bewegung pro Tag helfen, körperlich und geistig fit zu bleiben. Treppen benutzen statt Aufzug, in der Mittagspause einen kurzen Spaziergang machen – oft haben schon die kleinen Dinge im Alltag eine große Wirkung.
  • Übermäßigen Alkoholgenuss meiden.
  • Stress abbauen.
  • Ausgewogen ernähren: Deine Gefäße, dein Stoffwechsel und nicht zuletzt dein Gehirn freuen sich über viel frisches Obst und Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte.

Wie lange dauern Schwindelattacken?

Der Schwindel verschwindet in der Regel, wenn die auslösende Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird. Doch bedenke: Im Alter nehmen Störungen im Gleichgewichtssystem naturgemäß zu. Gemeinsam mit deinem Arzt findest du jedoch bestimmt Wege, die Beschwerden zu lindern.

Lagerungsschwindel bessert sich nach entsprechender Therapie häufig nach ein paar Tagen. Jedoch kann er irgendwann erneut auftreten.

Werden die Schwindelattacken von Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht, können Medikamente dabei helfen, die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Die entsprechenden Arzneien verbessern die Fließeigenschaften des Blutes.

Bei Schädigungen des Gleichgewichtsnervs lässt sich in der Regel zumindest im Ruhezustand der Schwindel beseitigen. Ist das Gleichgewichtsorgan einseitig oder beidseitig ausgefallen, kann mit gezieltem Gleichgewichtstraining häufig eine Verbesserung der Schwindelbeschwerden erreicht werden. Dabei muss der Ausfall des Gleichgewichtsorgans dadurch ausgeglichen werden, dass dein Gehirn lernt stattdessen auf Informationen der Augen und Rückmeldungen der Sehnen und Muskeln zu achten.

Bei Schwindelmigräne, auch vestibuläre Migräne genannt, kann durch entsprechende medikamentöse Therapie die Häufigkeit der Schwindelattacken reduziert werden.

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Bindehautentzündung

Gerötete Augen sind typische Symptome einer Bindehautentzündung.
Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) kann unter anderem durch allergische Reaktionen, Bakterien oder Viren ausgelöst werden. Ein oder zwei gerötete Augen sind ein typisches Symptom.

Bindehautentzündung erkennen

Rötungen, Juckreiz, Schwellungen deiner Augenlider sowie ein wässrig-schleimiger Ausfluss sind typische Symptome einer Bindehautentzündung, medizinisch Konjunktivitis genannt. Eine Reizung der Bindehaut kann durch Rauch, Staub, Fremdkörper im Auge oder andere mechanische Reize ausgelöst werden. Auch Allergien, trockene Raumluft sowie bakterielle oder virale Infektionen sind mögliche Ursachen einer Bindehautentzündung.

Um eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) als Krankheitsbild besser erkennen und verstehen zu können, blicken wir uns einmal tief in die Augen. Die mit mehr oder weniger dichten Wimpern besetzten Ober- und Unterlider bedecken etwa zwei Drittel deiner Augen. Die Lider klappen, ohne dass du es merkst, etwa alle fünf bis zehn Sekunden auf und zu. Der dem Auge zugewandte Teil deiner Augenlider ist mit der Bindehaut (Conjunctiva) überzogen. Sie ist eine dünne Schleimhaut, die sich von den Wimpern über die Innenfläche deiner Ober- und Unterlider zieht. Die Bindehaut bedeckt deinen Augapfel und reicht bis an den Rand deiner Hornhaut. Die durchsichtige Hornhaut wiederum liegt über der schwarzen Pupille. Um deinen Augenlidern ein reibungsloses Gleiten über das Auge zu ermöglichen, ist die Hornhaut ständig von einem Tränenfilm überzogen. In der Bindehaut wiederum sitzen viele Blutgefäße, die für eine zartrosa Farbe sorgen. Und bei einer Entzündung der Bindehaut sorgen die Blutgefäße für eine starke Rötung deiner Augen.

Hilfe bei gereizten Augen aus der Apotheke

Allergische Bindehautentzündung

Deine beiden Augen jucken und tränen stark. Sie sind gerötet und geschwollen, oft auch verklebt. Eine allergische Reaktion der Schleimhäute in den Augen macht sich meistens durch diese Beschwerden bemerkbar.

Pollen von Sträuchern, Bäumen, Gräsern und Getreide sind die häufigsten Verursacher einer allergischen Bindehautentzündung. Bei einer Pollenallergie schwemmt der Lidschlag den Blütenstaub in deine inneren Augenwinkel und verursacht dort Beschwerden. Ist die Blütezeit dieser Pflanzen vorbei, verschwindet meistens auch die allergische Bindehautentzündung wieder. Lies mehr über Erste Hilfe bei Heuschnupfen.

Eine allergische Reaktion auf Tierhaare, Hausstaubmilben und Schimmelpilze kann hingegen das ganze Jahr über zu einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) führen.

Farbstoffe, Konservierungsstoffe und andere Inhaltsstoffe von Augenkosmetika und Kontaktlinsenpflegemitteln können ebenfalls eine allergische Bindehautentzündung auslösen. Außerdem können allergische Reaktionen auf Wirkstoffe von Augenmedikamenten, Betäubungsmittel oder Mittel zur Weitstellung der Pupille beim Augenarzt (zum Beispiel bei der Netzhautuntersuchung) eine Konjunktivitis hervorrufen.

Bakterielle Bindehautentzündung

Staphylokokken, Pneumokokken und Streptokokken sind Bakterien, die durch Schmierinfektion von deinen Händen auf die Augen übertragen werden können. Dort können sie eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) hervorrufen. Während der Geburt können Erreger wie Chlamydien oder Gonokokken von der Mutter auf den Säugling übertragen werden und bei dem Baby nachfolgend eine Bindehautentzündung auslösen.

Virale Bindehautentzündung

Wird durch Herpesviren eine Hornhautentzündung (Keratitis) ausgelöst, die dann auf deine Bindehaut übergreift, entsteht eine sogenannte Kerato-Konjunktivitis. Die Augengrippe ist eine besonders aggressive Form der viralen Bindehautentzündung. Sie wird durch Adenoviren verursacht und ist hoch ansteckend. Hilfe bei Augengrippe.

Ursachen der Bindehautentzündung

Bei den Verursachern einer Bindehautentzündung unterscheiden Augenärzte zwischen einer nicht-ansteckenden Bindehautentzündung und einer ansteckenden Bindehautentzündung.

Nicht-ansteckende Bindehautentzündung

Bei einer nicht-ansteckenden Bindehautentzündung (Konjunktivitis) lösen beispielsweise intensives UV-Licht beim Blick in die Sonne ohne ausreichenden Schutz (Sonnenbrille mit UV-Faktor) oder Fremdkörper im Auge wie Chemikalien oder Staubkörner die Beschwerden aus. Auch allergische Bindehautentzündungen, die beispielsweise durch Kosmetikprodukte oder Pollen hervorgerufen werden, gehören zu einer nicht-ansteckenden Konjunktivitis. Zugluft und trockene Raumluft über einen längeren Zeitraum können ebenfalls eine nicht-ansteckende Bindehautentzündung hervorrufen. Nicht selten kommt es durch eine Überanstrengung der Augen infolge unkorrigierter Fehlsichtigkeit oder stundenlanger Bildschirmarbeit ohne Pause zu einer Konjunktivitis. Ein Mangel an Tränenflüssigkeit oder Fehlstellung von Wimpern und Lidern können körperliche Ursachen einer Bindehautentzündung sein. Die Konjunktivitis kann aber auch Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung wie beispielsweise Psoriasis (Schuppenflechte) sein.

Ansteckende Bindehautentzündung

Bakterielle und virale Infektionen werden unter ansteckenden Bindehautentzündungen zusammengefasst. Verursacher einer bakteriellen Bindehautentzündung sind Bakterien der Gattungen:

  • Streptokokken
  • Staphylokokken
  • Pneumokokken
  • Gonokokken
  • Chlamydien
  • Diphtheriebakterien

Verursacher einer viralen Bindehautentzündung können sein:

Andere Entzündungen am und im Auge

Neben der Bindehautentzündung (Konjunktivitis) gibt es noch einige andere Entzündungen am oder im Auge. Ist nur ein bestimmtes Gewebe von der Augenentzündung betroffen, unterscheidet dein Arzt zwischen Bindehautentzündung (Konjunktivitis), Hornhautentzündung (Keratitis) oder Lederhautentzündung (Skleritis). Sind die Gewebe der Regenbogenhaut (bestimmt die Augenfarbe), der Aderhaut (blutreiche Schicht, die Netzhaut und Schutzschicht des Augapfels, die Lederhaut, versorgt) und des Strahlenkörpers (steuert die Krümmung der Augenlinse) gleichzeitig von der Entzündung betroffen, sprechen Augenärzte von einer Uveitis.

Auch nach Augen-Operationen kann es im Gewebe zu Entzündungen kommen.

Bindehautentzündung beim Kind

Hat dein Kind gerötete und brennende Augen solltest du sofort zum Kinderarzt gehen. Was macht ein Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin?

Obwohl eine Bindehautentzündung bei Kindern und Kleinkindern in den meisten Fällen harmlos ist, ist sie wegen des komischen Gefühls im Auge sehr unangenehm für die Kleinen. Sie fassen sich häufiger mit den Händen ins Gesicht, reiben sich die Augen und weinen. Bei einer infektiösen Bindehautentzündung führt dieses Verhalten zu einer Verbreitung der bakteriellen oder viralen Erreger und damit zur erhöhten Ansteckungsgefahr für alle Menschen in der Umgebung der Kleinen. Daher: Achte bitte verstärkt auf regelmäßiges Händewaschen – bei dir und bei all deinen Lieben.

Ist ein Fremdkörper im Auge für die Bindehautentzündung verantwortlich, bittest du dein Kind, nach oben zu schauen und ziehst gleichzeitig sanft das untere Augenlid leicht nach unten. Mit einem sauberen Taschentuchzipfel solltest du den Fremdkörper entfernen können. Schaffst du es nicht oder traust du es dir nicht zu, dann geh bitte zu einem Augenarzt.

Achtung: Bitte niemals Augentropfen bei Kindern ohne vorherige Empfehlung eines Kinderarztes oder Augenarztes anwenden. Die Tropfen müssen zur Entzündungsursache passen und in ihrer Zusammensetzung für Babys und Kleinkinder unbedenklich sein.

Ruhe und die Vermeidung weiterer Reize sind bei Kindern oberstes Gebot, damit die Bindehautentzündung schnell wieder abheilt. Weil die Konjunktivitis häufig mit einer Lichtempfindlichkeit einhergeht, solltest du die Wohnung bzw. das Kinderzimmer ein wenig abdunkeln. Auch Computer- und Fernsehbildschirme sollten abgeschaltet bleiben. Für die nötige Unterhaltung können Hörspiele sorgen.

Um einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) vorzubeugen und das Risiko einer Ansteckung beim Kind zu vermeiden, folgende Tipps:

  • Um das Infektionsrisiko zu senken, nicht mit ungewaschenen Händen ins Auge fassen.
  • Frischluft ist ein natürlicher Augenbefeuchter. Daher: Raus gehen und Sauerstoff tanken. Auch Zimmer regelmäßig durchlüften.
  • Kinderaugen vor UV-Strahlung schützen: Eine Sonnenbrille mit UV-Schutz bewahrt Kinderaugen nicht nur im Sommer vor Bindehautentzündungen, die durch starke Lichteinstrahlung hervorgerufen werden. Auch im Winter bei starken Lichtreflexionen des Schnees sollten Kinderaugen mit einer Sonnenbrille geschützt sein.
  • Vermeide, dass dein Kind zum Beispiel im Auto Zugluft abbekommt.

Symptome der Bindehautentzündung

Leidest du unter einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis), sind deine Augen gerötet. Die Rötung entsteht, wenn sich die Blutgefäße der Bindehaut durch die Entzündungsreaktion erweitern und als rote Linien das Weiße in deinen Augen durchziehen. Bei einer bakteriellen Bindehautentzündung (Konjunktivitis) sind meistens beide Augen betroffen. Eine virale Bindehautentzündung kann auch einseitig auftreten.

Typische Symptome für eine Bindehautentzündung sind:

  • Rötungen und Schwellungen der Bindehäute eines Auges oder beider Augen.
  • Lichtempfindlichkeit, Blendempfindlichkeit.
  • Brennen, Jucken und starker Tränenfluss.
  • Durch eitrige Ausflüsse verklebte Augen, besonders nach dem Schlafen (bei einer bakteriellen Bindehautentzündung).
  • Geschwollene Augenlider.
  • Starke Augenschmerzen und Hornhauttrübung (bei viraler Bindehautentzündung, die auf die Hornhaut übergegriffen hat).
  • Starker Juckreiz, hauptsächlich am Innenrand der Augen (bei allergischer Bindehautentzündung).
  • Eingeschränkte Sehfähigkeit.
  • Kopfschmerzen (bei Augenreizungen, zum Beispiel durch starke Lichteinwirkung).
  • Fremdkörpergefühl (wenn Staub oder Fremdkörper ins Auge gelangt sind).

Welcher Arzt hilft bei Bindehautentzündung?

Wenn die Rötungen und Schwellungen an deinen Augen innerhalb von zwei Tagen nicht von selbst abheilen und wenn zusätzlich noch starke Schmerzen vorhanden sind, dann solltest du auf jeden Fall deinen Augenarzt aufsuchen. Fachärzte für Augenheilkunde in deiner Nähe findest du über unsere Arzt-Suche.

Untersuchungen bei Bindehautentzündung

Dein Augenarzt wird dich in einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) nicht nur fragen, welcher Art deine Beschwerden sind und wann sie auftreten/aufgetreten sind, sondern auch nach Kontaktlinsen, letztem Sehschärfentest, Allergien und Unverträglichkeiten. Bei der Untersuchung deiner Augen klärt er ab, ob nur die Bindehaut oder noch andere Bereiche deiner Augen von den Beschwerden betroffen sind. Mit Hilfe der sogenannten Spaltlampe kann dein Augenarzt dein Auge bei einer bestimmten Beleuchtung vergrößert anschauen. Um die Innenseite des Augenlids zu betrachten und die durch die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) verursachten Veränderungen festzustellen, klappt der Arzt das Lid bei der Untersuchung vorsichtig um.

Gegebenenfalls nimmt dein Augenarzt einen Abstrich aus der Bindehaut, um im Labor bakterielle oder virale Erreger bestimmen zu lassen. Ob eine Allergie hinter der Bindehautentzündung steckt, kannst du durch einen Allergietest bei einem Allergologen herausfinden lassen.

Was tun bei Bindehautentzündung?

Die Ursache deiner Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist bei der Wahl der Therapie entscheidend.

  • Bei Entzündungen nach Augen-Operationen kommen häufig sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika zum Einsatz. Sie helfen dabei, entzündliche Prozesse und Schmerzen zu lindern.
  • Eine bakterielle Bindehautentzündung kann mit Antibiotika behandelt werden. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Gentamicin und Kanamycin.
  • Eine Bindehautentzündung, die durch eine Infektion mit Viren ausgelöst wird, kann in einigen Fällen mit Anti-Virensalben behandelt werden. Gegen die Erreger der Augengrippe gibt es keine speziellen Medikamente. Hier können nur die Symptome durch eine Befeuchtung deiner Augen mit Augensalben und Augentropfen gelindert werden. Mehr zur Therapie der Augengrippe.
  • Augensalben und Augengele mit dem Wirkstoff Dexpanthenol lindern das Gefühl der Trockenheit und können unterstützend zur Behandlung der Bindehautentzündung eingesetzt werden. Hilfe bei gereizten Augen aus der Apotheke
  • Verklebte Augenbereiche solltest du nur mit warmen, klaren Wasser vorsichtig säubern. Achtung: Kamillenspülungen können den gereizten Zustand deiner Augen verstärken und zu Allergien führen.
  • Ruhe ist bei einer Bindehautentzündung für deine Augen unerlässlich. Überanstrenge sie nicht. Vermeide es zu lesen und stundenlang am Bildschirm zu arbeiten.
  • Um deine entzündeten Augen nicht noch zusätzlich zu reizen, solltest du auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichten bis die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) abgeheilt ist.

Augentropfen bei Bindehautentzündung

Um die Wirkungsweise der Medikamente gegen eine allergische Bindehautentzündung zu verstehen, schauen wir einmal auf das, was bei einer Allergie in deinem Körper passiert:

Wenn dein Immunsystem überreagiert und eine harmlose, körperfremde Substanz bekämpft, wird es für dieses sogenannte Allergen sensibilisiert.

Beim Erstkontakt mit einem Allergen bildet dein Immunsystem Antikörper gegen den Eindringling. Die Antikörper sitzen auf der Oberfläche der sogenannten Mastzellen von Haut, Magenschleimhaut, Lunge und oberen Atemwegen. Mastzellen enthalten Histamin, das Entzündungen verursacht. Gelangt der allergieauslösende Stoff, das Allergen, erneut in deinen Körper und kommt mit den Antikörpern in Kontakt, platzen die Mastzellen. Dadurch wird Histamin freigesetzt und eine Entzündungsreaktion verursacht. Diese Entzündungsreaktion reizt das körpereigene Gewebe und ruft Allergiesymptome an den entsprechenden Stellen hervor. Bei einer allergischen Bindehautentzündung sind das: starker Juckreiz am Innenrand der Augen, Rötung der Augen und plötzlich einsetzender, starker Tränenfluss.

Antihistaminika zum Einnehmen mit den Wirkstoffen Cetirizin, Loratadin, Mizolastin und Hydroxyzin verhindern die allergische Reaktion. Sie besetzen die Bindestellen für Histamin im Gewebe, so dass es dort nicht mehr andocken kann.

Wie lange die Wirkung der Antihistaminika anhält hängt davon ab, wie stark das Medikament wirkt. Dass Antihistaminika müde machen liegt daran, dass die Wirkstoffe über den Darm ins Blut aufgenommen werden.  Somit gelangen sie in alle durchbluteten Gewebe und blockieren dort die Histamin-Andockstellen. Passieren die Antihistaminika die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, dann wirken sie auch auf die Nervenzellen im Gehirn. Nervenzellen werden von dem in unserem Körper in geringen Mengen gebildeten Histamin aktiviert. Antihistaminika unterbinden diese Wirkung. Die Nervenzellen und damit auch du selbst bleiben daher schläfrig.

Bei Heuschnupfen, also einer Allergie gegen die Pollen von Gräsern, Bäumen, Sträuchern und Getreide, kannst du Augentropfen mit verschiedenen Wirkstoffen anwenden. Augentropfen mit Cromoglizinsäure sollten angewendet werden bevor akute Beschwerden auftreten und bevor sich die Augen röten oder tränen. Cromoglizinsäure reichert sich in den Mastzellen im Gewebe an und behindert die Freisetzung von Histamin und Entzündungsstoffen (Zytokinen).

Augentropfen mit dem Wirkstoff Tetryzolin verengen die Blutgefäße der Augenbindehaut. Dadurch verschwindet die Rötung der Augen. Auch die Augen tränen nicht mehr, weil aus verengten Gefäßen nur wenig Flüssigkeit austreten kann. Vorsicht: Bei längerer und ständiger Anwendung können Augentropfen mit dem Wirkstoff Tetryzolin die Schleimhäute der Augen austrocknen. Dadurch kann sich die Bindehaut noch weiter entzünden. Vorsicht ist auch bei Wechselwirkungen mit Arzneien gegen Depressionen (MAO-Hemmer) geboten. Bitte lies die Packungsbeilage gründlich und frag deinen Arzt oder Apotheker.

Augentropfen mit dem Wirkstoff Ketotifen stabilisieren die Mastzellen und besetzen gleichzeitig die Bindestellen für freigesetztes Histamin im Gewebe. Die Augentropfen können also auch bei akuten Beschwerden eingesetzt werden.

Auch Augentropfen mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Euphrasia (Augentrost) oder Calendula (Ringelblume) können den Heilungsprozess bei einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) unterstützen und Symptome wie Brennen und Jucken der Augen lindern.

Hilfe bei gereizten Augen aus der Apotheke

Erfahre mehr darüber, worauf du bei der Verwendung von Augentropfen achten solltest und über richtiges Eintropfen von Augentropfen.

Bindehautentzündung vorbeugen

Um einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) vorzubeugen, die durch eine bakterielle Infektion verursacht wird, solltest du dir immer gründlich die Hände waschen und ein eigenes Handtuch verwenden. Hat es dich dennoch erwischt, dann bitte nicht an den entzündeten Augen reiben. Die bakteriellen Erreger der Bindehautentzündung (Konjunktivitis) gelangen sonst auf deine Hände und werden von dort auf Gegenstände oder auf andere Menschen  übertragen. Generell solltest du dich nie mit ungewaschenen Händen an die Augen fassen.

Hygiene ist auch beim Tragen von Kontaktlinsen oberstes Gebot. Vor dem Einsetzen und nach dem Herausnehmen solltest du deine Kontaktlinsen gut säubern. Dabei bitte auch auf saubere Hände achten.

Um dich vor Fremdkörpern im Auge zu schützen, solltest du bei Sägearbeiten oder bei Schweißarbeiten mit Funkenflug eine gut abschließende Schutzbrille tragen. Ist dennoch ein Fremdkörper ins Auge eingedrungen, bitte nicht am Auge reiben. Stattdessen mit klarem, körperwarmem Wasser aus dem Auge ausspülen. Tritt keine Besserung ein, bitte einen Augenarzt aufsuchen.

Auch bei starker Licht- und Sonneneinstrahlung gilt: Schütze deine Augen durch eine Brille mit ausreichendem UV-Schutz. Dein Optiker berät dich gerne.

Leidest du unter Heuschnupfen, solltest du rechtzeitig ein antiallergisches Medikament einnehmen. Lösen Kosmetika oder Tierhaare eine allergische Reaktion bei dir aus, dann vermeide den Kontakt zu den Allergieauslösern. Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Allergologie sind Ansprechpartner zu allen Fragen rund um Heuschnupfen und anderen Allergien. Allergologen können Hautärzte sein (FA Haut- und Geschlechtskrankheiten), Fachärzte für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO-Arzt), Lungenfachärzte (FA Innere Medizin und Pneumologie), Internisten oder Kinderärzte, die eine Zusatzausbildung zum Allergologen absolviert haben. Auch naturheilkundlich tätige Ärzte und Heilpraktiker bieten Hilfe bei allergischen Problemen an.

Wie lange dauert eine Bindehautentzündung?

Eine bakterielle Bindehautentzündung (Konjunktivitis) heilt in der Regel gut aus. Voraussetzung dafür ist, dass du verschriebene Antibiotika nach Anweisungen deines Arztes einnimmst und nicht auf eigene Faust absetzt. Denn auch wenn Beschwerden wie Juckreiz, rote Augen und starker Tränenfluss scheinbar abgeklungen sind, kann es sein, dass die bakterielle Infektion noch nicht ausgestanden ist. Um ein erneutes Ausbrechen der Bindehautentzündung (Konjunktivitis) zu vermeiden gilt daher: Folge unbedingt den Anweisungen deines Arztes.

Eine virale Bindehautentzündung (Konjunktivitis), die durch Herpesviren ausgelöst wird, kann sehr lange anhalten und häufig wieder ausbrechen. Das liegt daran, dass Herpesviren wie Herpes simplex oder Varizella zoster nach der Erstinfektion in deinem Körper verbleiben und jederzeit wieder aktiv werden können. Das passiert beispielsweise dann, wenn dein Immunsystem durch Belastungen wie Stress oder andere Infektionen so stark geschwächt ist, dass es die Herpesviren nicht mehr bekämpfen kann.

Eine virale Bindehautentzündung durch Adenoviren, auch Augengrippe oder Adenovirus-Keratokonjunktivitis genannt, ist in der Regel nach etwa drei bis vier Wochen folgenlos ausgestanden. Erfahre mehr über die Heilungschancen bei Augengrippe.

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Augengrippe

Ein blutroter Augapfel, hervorgerufen durch die Augengrippe.
Eine Augengrippe wird durch Adenoviren ausgelöst, durch Schmierinfektion übertragen und ist hoch ansteckend. Der Augapfel wird blutrot, das Auge tränt, juckt, brennt und schmerzt stark.

Was ist eine Augenrippe?

Die Augengrippe ist eine durch Adenoviren verursachte, hoch ansteckende Bindehautentzündung und Hornhautentzündung. Die Augengrippe, auch Keratokonjunktivitis epidemica (KCE) oder Adenovirus-Keratokonjunktivitis genannt, beginnt meist urplötzlich mit verstärktem Tränenfluss an einem Auge, der in wässrig-schleimigen Ausfluss übergeht. Dein Augapfel wird blutrot, das Lid schwillt an, es juckt, brennt und schmerzt sehr stark. Oft kommt es außerdem zur schmerzhaften Schwellung eines Lymphknotens vor deinem Ohr oder am Unterkiefer. Nach vier bis acht Wochen greift die Augengrippe in der Regel auf dein anderes Auge über. Die Infektion deines zweiten Auges verläuft aber meistens milder. Die Augengrippe oder Viruskonjunktivitis ist hochgradig ansteckend und meldepflichtig.

Was verursacht Augengrippe?

Die Verursacher einer Augengrippe sind sogenannte Adenoviren. Sie werden in verschiedene Typen eingeteilt und diese wiederum in Untergruppen. Für die Augengrippe sind Adenoviren der Typen 8, 19 und 37 verantwortlich. Jeder Typ hat eine Proteinkapsel, die typenspezifische Antigene enthält. Antigene sind körperfremde Stoffe, auf die dein Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern reagiert. Duch die typenspezifische Proteinkapsel können die verschiedenen Adenoviren im Labor identifiziert werden. Adenoviren, die die Augengrippe auslösen, sind hochgradig ansteckend und können bei Zimmertemperatur wochenlang überleben. Sie können über Schmierinfektion übertragen werden.

Hast du dich mit der Augengrippe infiziert und reibst dir die Augen, weil sie jucken und brennen, dann gelangen die Adenoviren über die Tränenflüssigkeit auf deine Hände. Von dort können sie auf alle möglichen Gegenstände geschmiert werden: auf Handtücher, Mobiliar, Türgriffe, Tastaturen, Handy und mehr. Wenn andere Menschen diese Gegenstände berühren oder einer mit Augengrippe infizierten Person die Hand schütteln, können auch sie sich anstecken.

Das Tückische ist, dass die Inkubationszeit, also die Zeit von Ansteckung bis Ausbruch der Erkrankung, bei der Augengrippe fünf bis zwölf Tage beträgt. In dieser Zeit weißt und merkst du nicht, dass du die Augengrippe hast, kannst aber andere Menschen bereits damit anstecken. Generell ist die Augengrippe in den ersten zwei Wochen hoch ansteckend.

Die Augengrippe-Erreger (Adenoviren) wiederum lösen im Auge eine Entzündung aus. Deine Bindehaut reagiert darauf mit einer vermehrten Füllung der Gefäße. Die Folge: zahlreiche Blutgefäßschlingen werden von außen sichtbar, dein Auge erscheint blutrot.

Häufige Fragen zur Augengrippe

Wie bei allen hoch ansteckenden Erkrankungen verbreitet sich auch die Augengrippe immer dort rasend schnell, wo viele Menschen zusammen kommen. Da die mit dem Adenovirus infizierten Menschen zunächst fünf bis zwölf Tage nichts von ihrer Erkrankung merken, können sie in dieser Zeit viele andere Menschen unbemerkt und unwissentlich anstecken. Zeigen sich die ersten Symptome der Augengrippe werden sie häufig einer bakteriell verursachten Bindehautentzündung zugeschrieben. Da im Falle einer Bindehautentzündung selten eine Labordiagnostik durchgeführt wird und die Augengrippe in der Regel nach etwa drei bis vier Wochen ausgestanden ist, besteht wahrscheinlich bei der Zahl der an Augengrippe erkrankten Menschen eine hohe Dunkelziffer.

Welche Krankheiten haben ähnliche Symptome wie die Augengrippe?

Die Bindehautentzündung hat ähnliche Symptome wie eine Augengrippe. Allerdings wird die Bindehautentzündung durch Bakterien hervorgerufen oder ist allergisch bedingt. Nur durch genauere Untersuchungen kann dein Arzt eine Augengrippe, also eine durch Viren verursachte Bindehautentzündung, von der bakteriellen Bindehautentzündung unterscheiden. Eine weitere durch Viren verursachte Bindehautentzündung ist die, die im Rahmen einer Infektion mit Herpes-Viren auftritt.

Eine Bindehautentzündung ist häufig auch ein Symptom von Erkrankungen wie Masern, Mumps und Röteln.

Bestimmte Typen von Adenoviren verursachen das sogenannte Pharyngokonjunktivale Fieber. Hier ist sowohl die Bindehaut als auch die Hornhaut von der Entzündung betroffen. Zusätzlich treten allgemeine Infektanzeichen auf und es kommt vor allem in Hals- und Rachenbereich zu Entzündungen.

Ist die Augengrippe eine echte Grippe?

Die Augengrippe ist keine echte Grippe (Influenza). Sie heißt lediglich Augengrippe, weil bei der Virusinfektion des Auges Grippe-Symptome wie Fieber, Schnupfen und Husten, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Unwohlsein auftreten können.

Wie bei der Influenza (Grippe) setzt auch bei der Augengrippe die Behandlung nicht an den Viren als Verursacher der Erkrankungen an. Es können lediglich die Symptome gelindert werden. Im Falle der Augengrippe kann das durch Befeuchtung der Augen mit Augentropfen oder Salben geschehen.

Helfen Desinfektionsmittel gegen die Verursacher der Augengrippe?

Auf Haushaltsgegenständen, Tastatur, Handy, Handtüchern und anderen Gegenständen befindliche Adenoviren lassen sich leider nicht mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln beseitigen. Nur spezielle Viren abtötende (viruzide) Desinfektionsmittel aus der Apotheke können die Erreger abtöten.

Für Wäsche und Handtücher von Augengrippe-Erkrankten gilt: getrennt von der Wäsche Gesunder bei mindestens 60 Grad waschen.

Besteht nach überstandener Augengrippe Immunität?

Nach überstandener Augengrippe besteht leider keine Immunität. Warum ist das so? Nach einer Infektion mit dem Adenovirus bildet dein Organismus Antikörper gegen den spezifischen Erreger der überstandenen Augengrippe. Da es aber sehr viele verschiedene Erreger-Typen für die Augengrippe gibt und keine Schutzimpfung gegen Augengrippe, kannst du dich jederzeit erneut mit dem Adenovirus anstecken.

Symptome der Augengrippe

Die ersten Symptome der Augengrippe bemerkst du in der Regel fünf bis zwölf Tage nach der Ansteckung mit Adenoviren. Erstes Anzeichen der viralen Bindehautentzündung ist verstärkter Tränenfluss und ein rotes Auge. Dazu kommen eine geschwollene Bindehaut und Ausfluss, der zu Beginn wässrig und später schleimig ist. Dein Auge wirkt glasig, es juckt, brennt und schmerzt. Ein weiterer Hinweis auf einen Virusbefall deines Auges sind geschwollene Lymphknoten. Meist befallen Adenoviren auch andere Körperregionen, weshalb bei der Augengrippe dann auch allgemeine, grippeähnliche Beschwerden auftreten können.

Typische Symptome der Augengrippe sind:

  • Brennende, juckende Augen
  • Starker Tränenfluss
  • Stark gerötete und geschwollene Bindehaut (Blutauge)
  • Lidschwellung
  • Fremdkörpergefühl
  • Lichtempfindlichkeit, Blendempfindlichkeit
  • Starke Schmerzen im betroffenen Auge
  • Lymphknotenschwellungen
  • Hornhauttrübung als Spätfolge der Augengrippe. Hornhauttrübungen entstehen durch die angegriffene Oberfläche der Hornhaut, eingeschränkte Sehfähigkeit kommt hinzu.

Bleibt die Augengrippe auf deine Bindehaut (Conjunctiva) beschränkt, heilt sie in der Regel in ein bis drei Wochen von selbst ab. Du bist dann allerdings nicht immun gegen eine erneute Erkrankung. Warum das so ist, liest du unter Immunität nach Augengrippe.

Ist deine Hornhaut (Cornea) von den Adenoviren befallen, kommt es oft zu monatelangen Sehstörungen. Der Grund dafür ist, dass sich bei der Ausheilung der Augengrippe in deiner Hornhaut Einlagerungen bilden können. Diese sogenannten Nummuli streuen das einfallende Licht und erhöhen dadurch die Blendempfindlichkeit deines Auges.

Augengrippe: Wann zu welchem Arzt?

Wenn dein rotes, brennendes Auge innerhalb von zwei Tagen nicht von selbst abheilt und wenn starke Schmerzen auftreten, dann solltest du auf jeden Fall deinen Augenarzt aufsuchen. Doch Vorsicht: Ansteckungsgefahr! Sag bitte direkt bei der Terminvereinbarung in deiner Augenarztpraxis, dass du vermutest, an einer Augengrippe erkrankt zu sein. Dein Arzt kann dich so gegebenenfalls zu einer gesonderten Uhrzeit behandeln oder dich bitten, in einem anderen Raum als dem Wartezimmer Platz zu nehmen.

Fachärzte für Augenheilkunde in deiner Nähe findest du über unsere Arzt-Suche.

Untersuchungen bei Augengrippe

Zur eindeutigen Diagnose der Augengrippe wird ein Bindehautabstrich, auch Konjunktivalabstrich genannt, notwendig. Dabei werden dir mit einem angefeuchteten Tupfer möglichst viele Zellen von der Bindehaut abgeschürft. Anschließend untersucht ein Labor den Bindehautabstrich. Dabei können Adenoviren mit folgenden Methoden nachgewiesen werden:

PCR-Test: Mit der Polymerase Chain Reaction (PCR) kann das Erbgut der Augengrippe-Erreger sichtbar gemacht werden. Im Fall der Adenoviren ist das die DNS (Desoxyribunukleinsäure). Jeder Organsimus besitzt eine charakteristische Struktur der DNS, die im PCR-Test zur Identifikation dient. Anhand der nachgewiesenen Virus-DNS ist der Verursacher der Augengrippe entlarvt.

Antigen-Nachweis: Mit dem Antigen-Nachweis können bestimmte virale Proteine nachgewiesen werden. Das geschieht mittels einer enzymatischen Farbreaktion, die für den Adenovirus charakteristische Partikel sichtbar macht.

Virusisolierung in Zellkulturen: Diese Methode zum Nachweis der die Augengrippe verursachenden Adenoviren ist sehr zeitaufwändig. Das Material des Bindehautabstrichs wird mit Zellen in Verbindung gebracht. Die im Abstrich enthaltenen Adenoviren infizieren die Zellen und vermehren sich in ihnen. Danach werden die Adenoviren aus den befallenen Zellen isoliert und können mit Hilfe eines speziellen Mikroskops, des Elektronenmikroskops, sichtbar gemacht werden. Adenoviren haben einen Durchmesser von weniger als einem Zehntausendstel Millimeter und sind mit bloßem Auge und einem normalen Mikroskop daher nicht erkennbar.

In Deutschland ist der Nachweis des Augengrippe-Erregers im Konjunktivalabstrich (Bindehautabstrich) nach §7IfSG des Infektionsschutzgesetzes meldepflichtig.

Was tun bei Augengrippe?

Da die Beschwerden ähnlich sind, kann die durch Viren ausgelöste Augengrippe mit einer bakteriell verursachten Bindehautentzündung verwechselt werden. Oft werden daher Antibiotika verschrieben, die aber leider nur gegen Bakterien wirken und nicht gegen Viren. Eine Antibiotika-Therapie schlägt bei der Augengrippe also nicht an.

Gegen die Augengrippe-Erreger gibt es keine speziellen Medikamente und im Gegensatz zur echten Grippe (Influenza) auch keine Schutzimpfung. Dein Körper muss daher selbst mit den Adenoviren fertig werden. Du musst in der Regel ein bis drei Wochen abwarten, bis es langsam wieder besser wird.

Haben sich auf deiner Hornhaut als Spätfolge der Augengrippe Hornhautnarben gebildet, kannst du die Narben mittels einer Laserbehandlung abtragen lassen. Das wird als phototherapeutische Keratektomie (PTK) bezeichnet.

Arzneimittel gegen Augengrippe

Da es keine speziellen Arzneistoffe für die Augengrippe gibt, können nur die Symptome durch eine Befeuchtung deiner Augen mit Augensalben und Augentropfen gelindert werden. Das Gefühl von Trockenheit im Auge kann durch Salben und Gele mit dem Wirkstoff Dexpanthenol gelindert werden.

Schutz vor Augengrippe

Auch wenn es bei unerträglichem Juckreiz und Fremdkörpergefühl nicht leicht fällt: du solltest bei Augengrippe das betroffene Auge nicht reiben. Dadurch gelangen die Adenoviren auf deine Hände und können von dort auf Türgriffe, Handtücher, Taschentücher und andere Gegenstände übertragen werden. Die Ansteckungsgefahr für Familienmitglieder oder Menschen in deinem häuslichen Umfeld steigt.

Verklebte Augenbereiche säuberst du am besten mit warmen, klaren Wasser. Vorsicht: Kamillenspülungen können nicht nur zu allergischen Reaktionen führen, sondern den durch die Augengrippe verursachten Reizzustand des Auges noch verstärken. Um die Ansteckungsgefahr innerhalb der Familie zu minimieren solltest du nach der Reinigung deines Auges das Waschbecken mit einem Viren abtötenden (viruziden) Desinfektionsmittel (erhältlich in Apotheken) säubern.

Generell solltest während der Dauer deiner Augengrippe verstärkt auf Hygiene achten, um andere Menschen vor Ansteckung zu schützen. Du solltest dich unbedingt von anderen Leuten fernhalten und zu Hause bleiben. Für deine Familie gilt: Bitte auf keinen Fall dieselben Handtücher wie du benutzen. Deine Familie sollte ihre Hände nach Berührung von Gegenständen wie Türgriffe gründlich waschen und auch darauf achten, dass ihre Hände nicht in Kontakt mit ihren Augen kommen. Vermeiden sollte deine Familie auch den Körperkontakt mit dir, wenn du an Augengrippe erkrankt bist.

Augengrippe vorbeugen

Der beste Schutz vor Augengrippe ist Hygiene. Wasch dir immer gründlich die Hände, benutze nicht dieselben Handtücher, Kosmetika oder andere Gegenstände, die der an Augengrippe Erkrankte auch benutzt. Wasche Wäsche und Handtücher des Familienmitglieds mit Augengrippe separat bei mindestens 60 Grad. Leidest du selbst an Augengrippe, dann vermeide bitte, wenn irgendwie möglich, den Kontakt zu anderen Menschen. Achte darauf, dich nicht mit den Händen an deinen Augen zu kratzen.

Wie lange dauert eine Augengrippe?

Eine Augengrippe ist in der Regel nach etwa drei bis vier Wochen folgenlos ausgestanden. Die Ansteckungsgefahr ist schon nach 14 Tagen vorüber. Nach überstandener Augengrippe solltest du deine Augen allerdings noch etwas schonen. Versuche deine Augen nicht durch stundenlanges Arbeiten am Bildschirm, Lesen oder Fernsehen zu überanstrengen. Frag bitte deinen Augenarzt, was du nach überstandener Augengrippe für deine Augen tun kannst.

Bis dein Sehvermögen nach einer Augengrippe komplett wieder hergestellt ist, können einige Monate vergehen. Doch in den meisten Fällen heilt die Adenovirus-Keratokonjunktivitis folgenlos aus. Bleibt eine Hornhauttrübung zurück, kannst du kleine verschwommene Punkte sehen. In seltenen Fällen kann dein Sehvermögen durch die Augengrippe langfristig beeinträchtigt bleiben.