Die Neuroborreliose ist eine Komplikation der Lyme-Borreliose. Sobald sich die bakteriellen Erreger der Borreliose, also Bakterien der Gattung Borrelia, nach einem Zeckenstich in deinem Körper ausbreiten, können sie auch dein Gehirn und deine Nervenbahnen befallen. In schätzungsweise drei bis 15 Prozent der Borreliose-Fälle kann das der Fall sein. Besonders Kinder sind häufig von der Neuroborreliose betroffen.
Was verursacht Neuroborreliose?
Neuroborreliose wird, genau wie die Lyme-Borreliose, von Bakterien der Gattung Borrelia hervorgerufen. Die Borrelien liegen im Mitteldarm infizierter Zecken. Beginnt die Zecke nach dem Stich in deine Haut mit dem Blutsaugen, aktivieren die Borrelien ihren Stoffwechsel und wandern nach etwa 24 Stunden in die Speicheldrüsen der Zecke. Von dort können sie in die Stichwunde und damit in deinen Körper übertragen werden. Daher: Je schneller du eine Zecke entdeckst und entfernst, desto größer die Chance, dass sie Borrelien noch nicht übertragen hat.
Bei einer Neuroborreliose kommt es innerhalb von Wochen bis Monaten nach der Infektion mit Borrelien zu einer Entzündung deiner Hirnhäute sowie deiner Nervenwurzeln. Lies mehr zum Krankheitsverlauf der Borreliose.
Die Neuroborreliose kann je nach ihrem Ausprägungsmuster in zwei Formen unterteilt werden:
In 90 bis 95 Prozent der Fälle kommt es bei einer Neuroborreliose zu einer Entzündung deiner Hirnhäute sowie deiner Nervenwurzeln. Das kann Lähmungen, Schmerzen und Missempfindungen verursachen. Häufig sind neben Armen und Beinen auch eine oder beide Seiten deines Gesichts betroffen, Mediziner sprechen dann von einer Faszialisparese. Die Symptome dauern in der Regel weniger als sechs Monate an. Bei Kindern äußert sich die Neuroborreliose am häufigsten in einer Gesichtsnervenlähmung oder einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Lies mehr zu Therapie und Heilungschancen bei Meningitis
In circa fünf bis zehn Prozent der Neuroborreliose-Fälle kommt es zusätzlich zu einer Entzündung deines Gehirns und deines Rückenmarks. Dieser Verlauf der Neuroborreliose ist zwar häufig schmerzfrei, dauert allerdings oft über mehr als sechs Monate an. Langzeitschäden einer Neuroborreliose unter Beteiligung des Gehirns und Rückenmarks sind häufiger und schwerer als bei einer Entzündung der Hirnhäute und Nervenwurzeln. Denn bei einer Entzündung von Nervengewebe können sich zerstörte Zellen nicht mehr nachbilden und sind für immer verloren. Nicht abheilende (chronische) Verläufe sind bei Neuroborreliose möglich. Die Beschwerden bessern sich dann nicht mehr. Symptome einer Neuroborreliose mit Entzündung deines Gehirns und deines Rückenmarks können sein: Gang- und Bewegungsstörungen, Probleme beim Wasserhalten und beim Stuhlgang (Inkontinenz), Sprach-, Hör- oder Wahrnehmungsstörungen, epileptische Anfälle.
Außerdem können folgende Symptome einer durch Zecken übertragenen Borreliosebereits vor Beginn der Neuroborreliose auftreten, frühestens jedoch 7 Tage nach dem Zeckenstich. Da viele Symptome der Borreliose auch zu anderen Krankheiten passen, machen diese sogenannten unspezifischen Symptome die korrekte Diagnose der Borreliose oft schwer.
Erythema migrans (Wanderröte): Hierbei bildet sich um den Zeckenstich ein roter Rand, der sich langsam um bis zu 5 Millimeter pro Tag nach außen ausbreitet. Schon bei den ersten Anzeichen einer Wanderröte solltest du unbedingt zum Arzt gehen.
Starke Schmerzen in verschiedenen Gelenken sowie Nacken- und Rückenschmerzen.
Meist einseitige Rachen- und Zungengrundschmerzen.
Immer wiederkehrende und oft lange nicht ausheilende Nasennebenhöhlen-Infektionen mit Schleimhautschwellungen.
Schmerzlose oder schmerzhafte Lymphknotenschwellungen am Hals und Nacken, unter den Achseln und in den Leisten.
Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe am ganzen Körper ohne vorherige körperliche Beanspruchung.
Schmerzen an Sehnen und Bändern: Achillessehnenschmerzen, „Tennisarm“ oder „Golfarm“, Karpaltunnelsyndrom, „springende“ Finger oder Fußsohlenschmerzen mit morgendlichem Anlaufschmerz.
Schienbein- und Fersenbeinschmerzen (vor allem nachts im Liegen).
„Wundschmerzen“ der Rippenansätze im Brustbeinbereich und am unteren Rippenbogen, oft verbunden mit dem Gefühl eines verminderten Atemvolumens und eines Druckes auf dem Brustkorb.
Brennschmerzen der Haut und/oder Taubheitsgefühle, die verteilt am ganzen Körper auftreten oder auf einzelne Hautbereiche beschränkt sind.
Spontanzuckungen der Muskeln in verschiedenenKörperregionen.
Plötzlich einschießende starke Schmerzen in der Muskulatur.
Attackenartiges, in der Regel nachts auftretendes Herzrasen ohne jede körperliche Anstrengung.
Veränderung eines vorher normalen Blutdruckes auf Bluthochdruck-Werte, wobei meist der diastolische Wert (Druck beim Erschlaffen des Herzmuskels) über 90 mm Hg ansteigt. Ursachen und Behandlung von Bluthochdruck
Augenmuskelschmerzen, leichte Doppelbilder, Lidschwäche, Störungen der Nah- und Ferneinstellung des Auges (Akkomodationsstörungen), Pupillenstörungen, häufige Augenentzündungen mit Augenbrennen, Trockenheits- sowie Fremdkörpergefühl.
In der Nacht auftretende stark brennende und ziehende Schmerzen in meist nur einem Bein oder Arm (Bannwarth-Syndrom)
Gestörtes Temperaturempfinden mit oft ausgeprägtem Frieren, heftigen, überwiegend nächtlichen Schweißausbrüchen, die aber auch tagsüber schubweise bei Männern und Frauen auftreten können.
Sexuelle Funktionsstörungen, Libidoverlust, Menstruationsstörungen, Erektionsstörungen und Brustdrüsenschmerzen.
Brennschmerzen der Blase und Schmerzen des Hodens ohne Nachweis von Bakterien im Urin, sehr häufiges Wasserlassen, Harninkontinenz, Leistenschmerzen ohne organischen Befund.
Magenschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Stuhlunregelmäßigkeiten, Appetitverlust, neu auftretende Laktose- oder andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Stoffwechselveränderungen wie Übersäuerung, neu auftretende Cholesterinwerterhöhungen, Alkoholunverträglichkeit. Normalwerte für LDL und Normalwerte für HDL
Schilddrüsenfunktionsstörungen (meist Unterfunktion mit TPO-Autoantikörpern, die sog. Hashimoto-Thyreoiditis)
Störung des Serotoninstoffwechsels mit Gereiztheit, Panikattacken, Angstzuständen, latenter Aggressivität, Wutanfällen, ausgeprägten depressiven Stimmungsschwankungen und emotionaler Labilität.
Bei Kindern: Aufmerksamkeitsstörungen und motorische Unruhe mit der Folge von Lernschwierigkeiten („ADHS“), Gereiztheit, Streitsucht und Aggressivität.
Selten sind psychische Veränderungen wie Psychosen, Zwangssymptome, manisch-depressive Stimmungsschwankungen, Irritierbarkeit und Aggressivität.
Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses, Konzentrationsstörungen, erhöhte Ablenkbarkeit, Aufmerksamkeitsstörungen und verminderte Lernfähigkeit und Auffassungsgabe.
In schweren Fällen Orientierungsstörungen und Gedächtnisverlust wie bei Morbus Alzheimer, Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Diffuser Haarausfall (meist bei Frauen) sowie Nagelwachstumsstörungen mit Brüchigkeit.
Welcher Arzt hilft bei Neuroborreliose?
Erster Ansprechpartner zur Zecken-Entfernung und Abklärung zeckenbedingter Erkrankungen ist dein Hausarzt oder ein Facharzt für Allgemeinmedizin. Um die Borreliose von einer viralen oder bakteriellen Meningitis zu unterscheiden, kann dich dein Hausarzt bei Verdacht auf eine Neuroborreliose oder zur Untersuchung deiner Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit an einen Facharzt für Neurologie überweisen. Untersuchungen beim Neurologen
Untersuchungen bei Neuroborreliose
Lies in unserem Artikel zur Borreliose, welche Tests zum Nachweis von Borreliose und Neuroborreliose zum Einsatz kommen können. Untersuchungen bei Borreliose
Was hilft bei Neuroborreliose?
Eine Borreliose lässt sich mit Antibiotika behandeln. Eingesetzt werden die Wirkstoffe Doxycyclin, Penizillin G, Ceftriaxon oder Cefotaxim. Diese medikamentöse Neuroborreliose Therapie dauert bei früh entdeckter Neuroborreliose in der Regel 14 Tage und 14 bis 21 Tagen bei Neuroborreliose im späteren Stadium. Wenn die Antibiotika bei dir nach zwei bis drei Wochen nicht anschlagen, heißt das nicht, dass die Borrelien überleben und daher weiterhin Beschwerden verursachen. Es kann vielmehr sein, dass du aufgrund der unspezifischen Symptomatik eine falsche Diagnose erhalten hast und gar keine Neuroborreliose hast, sondern eine andere Erkrankung, die nicht auf die verabreichten Antibiotika anspricht.
Reichen Antibiotika zum Einnehmen aufgrund eines fortgeschrittenen Borreliose-Stadiums nicht aus, um alle Borrelien in deinem Körper abzutöten, kann der Wirkstoff Ceftriaxon auch als Infusion verabreicht werden (intravenöse Antibiotikatherapie). Doch Vorsicht: Ceftriaxon kann das Entstehen von Gallensteinen begünstigen. Bei Kindern kann sich auch sogenannter Gallengries bilden. Das sind viele kleine Gallensteinchen, die sich meistens wieder auflösen, sobald das Antibiotikum abgesetzt wird.
Je eher die Borreliose und damit auch die Neuroborreliose erkannt und behandelt wird, desto besser sind deine Heilungschancen. Eine einmal überstandene Borrelien-Infektion verschafft dir allerdings keine Immunität. Derzeit gibt es auch noch keine Impfung gegen Borreliose. Daher ist ausreichender Zeckenschutz umso wichtiger.
Der Facharzt für Neurologie wird auch Neurologe genannt. Das Wort „Neurologie“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „die Lehre von den Nerven“. Das Fachgebiet der Neurologie befasst sich also mit den Erkrankungen des Nervensystems, weshalb der Neurologe umgangssprachlich oft als Nervenarzt bezeichnet wird.
Unser Nervensystem
Unser Nervensystem ist komplex. Es teilt sich in das zentrale Nervensystem und das periphere Nervensystem auf. Zum zentralen Nervensystem zählen unser Gehirn und das Rückenmark. Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks. Umgangssprachlich sind deine Nerven sozusagen die Signal-Autobahnen in deinem Körper. Zu den Aufgaben deiner Nervenzellen gehört zum Beispiel die Wahrnehmung deiner Sinnesorgane (sensorische beziehungsweise sensible Nerven) und Weiterleitung der Signale und Informationen an dein Gehirn. Streichst du mit deinen Fingerkuppen über einen weichen, flauschigen Stoff oder riechst den Duft eines frisch gebackenen Kuchen, sind es deine sensiblen beziehungsweise sensorischen Nerven, die diese Eindrücke wahrnehmen und an deine Nervenzellen im Gehirn zur Bewusstwerdung und Verarbeitung senden. Deine sensorischen Nerven vermitteln dir außerdem einen gewissen Lage-Sinn. Sie sind dafür verantwortlich, dass du trotz geschlossener Augen eine Idee davon hast, wie du grade deine Arme und Beine hältst.
Sogenannte motorische Nerven dienen als Steuerelemente unserer Muskeln. Machst du zum Beispiel Kniebeugen, sind es deine motorischen Nervenzellen, die deine Muskeln ansteuern und die Muskelfasern im für die Bewegung richtigen Maße zum Zusammenziehen (kontrahieren) bringen. Bist du nach einem Unfall querschnittsgelähmt und kannst deine Beine nicht mehr bewegen, dann ist eine Verletzung deines Rückenmarks oder deiner motorischen Nerven ursächlich dafür.
Im Gehirn führen die Nervenzellen dein Denken aus, steuern dein Handeln und dein Verhalten, bilden dein Gedächtnis und deine Emotionen.
Dein Körper steht außerdem unter der Kontrolle eines sogenannten vegetativen oder autonomen Nervensystems, eines Nervensystems, das unwillkürlich unterbewusst die Funktionen und Abläufe deines Körpers steuert. Beispiele dafür sind die Atemfrequenz, die Schnelligkeit deines Herzschlags, die Ausschüttung von Botenstoffen und Hormonen und die Tätigkeiten deiner Verdauungs- und Stoffwechsel-Organe.
Tätigkeitsfeld des Neurologen
Entsprechend der Komplexität des Nervensystems in deinem Körper ist auch das Arbeitsfeld des FA für Neurologie sehr vielschichtig. Es beinhaltet unter anderem die Vorbeugung, Erkennung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen der verschiedenen Nervensysteme inklusive der Muskelerkrankungen. Das Tätigkeitsfeld eines Neurologen umfasst sowohl akute neurologische Krankheitsbilder wie zum Beispiel den Schlaganfall, eine Hirnblutung oder Meningitis (Hirnhautentzündung) als auch chronische Erkrankungendes Nervensystems und der Muskeln.
Chronische Erkrankungen aus dem Bereich der Nervenheilkunde sind zum Beispiel die „Schüttelkrankheit“ Morbus Parkinson oder andere chronisch (autoimmun) entzündliche Erkrankungen des Nervensystems wie die Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata, MS), bei der die „Isolierung“ der Nerven angegriffen wird.
Muskelerkrankungen können erblich (genetisch) bedingt sein, durch Entzündungen hervorgerufen werden, durch Störungen der zum Muskel führenden Nerven oder der Muskeln an sich verursacht werden. Diese Krankheiten werden in ihrer Komplexität als neuromuskuläre Erkrankungen zusammengefasst und werden auch vom Neurologen diagnostiziert und behandelt. Dazu zählen zum Beispiel die besonders im Kindesalter auftretende Duchenne-Muskeldystrophie, die Myasthenia gravis (Myasthenia gravis pseudoparalytica, Myasthenie) und die Spinale Muskelatrophie. Auch die mit fortschreitenden Muskelschwächen und Lähmungen einhergehende ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), bei der die Muskel-versorgenden Nervenzellen zerstört werden, ist eine neuromuskuläre Erkrankung.
Die Überprüfung der Denkleistung (Kognition) bei fortschreitenden Erkrankungen wie der Demenz, Testung der Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit der Nerven zur Abklärung einer Nervenstörung wie der Polyneuropathie sowie Erkennung und Ursachenklärung von Lähmungen oder Bewegungsstörungen gehören gleichermaßen zum Arbeitsfeld des Facharztes für Neurologie. Einen nicht unerheblichen Teil der Tätigkeit eines Neurologen nimmt die Diagnostik von Krampfleiden und Epilepsien und Abklärung von außergewöhnlichen Kopfschmerzen und Migräne ein. Auch Krebs-Diagnostiken und Tumortherapien führt der Neurologe durch.
Ausbildung zum Neurologen
Die Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie schließt sich an ein abgeschlossenes Medizinstudium mit Erwerb der Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes (Approbation) an. Die Weiterbildung umfasst 60 Monate Weiterbildungszeit.
24 Monate verbringt der Assistenzarzt in Weiterbildung in der stationären, neurologischen Patientenversorgung.
Sechs Monate werden in der neurologischen Intensivmedizin abgeleistet.
Zwölf Monate der Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie werden im Bereich der Psychiatrie / Psychotherapie verbracht.
Der angehende Neurologe kann bis zu zwölf Monate in anderen Fachdisziplinen und bis zu 24 Monate Tätigkeit im ambulanten Bereich auf seine Weiterbildung anrechnen lassen.
Wo arbeitet ein Facharzt für Neurologie?
Für den Facharzt für Neurologie gibt es sowohl die Möglichkeit im stationären Bereich, also in Krankenhäusern oder Hochschulkliniken, als auch im ambulanten Bereich tätig zu werden. Ambulant kann der Facharzt sich in einer neurologischen Facharztpraxis, in medizinischen Versorgungszentren oder Spezial-Ambulanzen niederlassen.
Neurologen können außerdem einer (medizinischen) Forschungs- und Lehrtätigkeit nachgehen.
Wann gehst du zum Facharzt für Neurologie?
Das Tätigkeitsfeld des Facharztes für Neurologie umfasst die Erkrankungen des Nervensystems und der Muskeln. Einige typische Beschwerden und Krankheitsbilder in diesem Bereich sind nachfolgend zusammengestellt:
Immer wieder brennen und schmerzen deine Füße? Du verspürst so ein seltsames Kribbeln, ein Ameisenlaufen in den Füßen und Testungen beim Hausarzt legen besonders in Hinblick auf deine Vorerkrankungen den Verdacht einer bestimmten Nervenstörung, einer Polyneuropathie, nahe? Polyneuropathien sind häufige Folgen der Zuckerkrankheit, dem Diabetes mellitus, können aber auch durch viele andere Ursachen bedingt sein. Der Neurologe ist der Experte in der Abklärung einer Nervenstörung.
Du leidest an Muskelschwäche, Lähmungserscheinungen, seltsamen Kribbel-Missempfindungen oder Taubheitsgefühlen? Diese Beschwerden können möglicherweise Hinweise auf Erkrankungen deiner Nerven oder Muskeln sein. Diese Symptome sind daher ein häufiger Vorstellungsgrund beim Facharzt für Neurologie. Der Nervenarzt kann deinen Beschwerden auf den Grund gehen.
Seit längerem leidest du bereits an der Erkrankung Epilepsie? Oder ein erster Krampfanfall hat dich in die Notaufnahme eines Krankenhauses geführt? Die Diagnostik und Therapie von Krampfleiden und Epilepsien ist ein Teilgebiet der Tätigkeit eines Neurologen.
Kopfschmerzen (Cephalgien) im Allgemeinen sind häufige Beschwerden und sollten dich in aller Regel erst einmal zum Hausarzt führen. Ursachen und Hilfe bei Kopfschmerzen
Leidest du aber an einer bekannten Migräne, hast Kopfschmerzen (Cephalgien) und begleitend dazu Kribbeln deiner Finger oder Flimmern vor den Augen oder immer wiederkehrende Kopfschmerz-Attacken bis zu mehrmals täglich, kann das ein Grund sein, dir einen Termin beim Neurologen geben zu lassen. Migräne-Arten und Ursachen.
Plötzliche, heftigste, nie dagewesene Kopfschmerzen, starke Kopfschmerzen nach einem Sturz oder Unfall, Kopfschmerzen mit begleitenden Lähmungserscheinungen oder beispielsweise Kopfschmerzen in Kombination mit Lichtscheu (Photophobie) und hohem Fieber können Hinweise auf eine ernstere Ursache sein. Ab welcher Temperatur beginnt hohes Fieber? In diesen Fällen solltest du umgehend einen Neurologen aufsuchen. Lies mehr zu Ursachen und Therapie von Kopfschmerzen.
Urplötzlich hat alles begonnen sich zu drehen? Du leidest an ungeheurem Schwindel und alles dreht sich? Schwindel kann neben Ursachen aus dem HNO-Bereich (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde) auch neurologische Ursachen haben. Neben einem Gang zum Hausarzt und/oder Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde kann eine Schwindelabklärung auch durch einen Neurologen erfolgen. Ursachen und Therapie bei Schwindel
Dir zittern die Hände (Tremor)? Deine Bewegungsabläufe oder dein Gangbild sind gestört? Dir fällt es schwer in die Bewegung „hinein“ zu kommen und hast insbesondere zum Beginn einer Bewegung eine seltsame „Starthemmung“? Deine Muskeln sind verkrampft oder seltsam schwach? Deine Bewegungen wirken in letzter Zeit so unkoordiniert oder „abgehackt“? Bewegungsstörungen, Gangstörungen oder Zittern können Symptome einer neurologischen Erkrankung sein. Der Facharzt für Neurologie kann deine Nerven darauf untersuchen.
Urplötzlich ist Oma ganz anders als sonst? Ihre eine Gesichtshälfte oder der Mundwinkel hängt schlaff herab? Sie klagt über Sehstörungen oder Doppelbilder? Sie sagt alles dreht sich plötzlich, sie kann gar nicht mehr richtig gehen? Oder sie kann nicht reden, redet irgendwie verwaschen oder findet ihre Worte einfach nicht? Sie kann einen Arm nicht mehr heben und/oder wirkt seltsam abwesend? Oder sie klagt über nie dagewesene plötzliche starke Kopfschmerzen? Alle diese Symptome können Hinweise auf einen akuten Schlaganfall sein, der nicht nur bei älteren Menschen durch einen Verschluss eines hirnversorgenden Blutgefäßes oder eine Hirnblutung ausgelöst werden kann. Ein akuter Schlaganfall ist ein Notfall. Die zu wenig durchbluteten Anteile des Gehirns können absterben. In einem solchen Fall solltest du dich direkt an den Rettungsdienst oder andere medizinische Hilfe wenden. Ein Facharzt für Neurologie ist im Krankenhaus mit der Diagnostik und Therapie eines Schlaganfalls betraut.
Du hast das Gefühl, du wirst immer vergesslicher? Auch dein Hausarzt ist der Meinung eine Abklärung einer Demenz könnte sinnvoll sein? Dann kann ein Termin beim Neurologen sinnvoll sein.
Seit wenigen Tagen leidest du unter Rücken- und Beinschmerzen und dein Hausarzt hat den starken Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall (Discus prolaps) geäußert. Nun hast du elektrisierende Schmerzen, die beispielsweise auf der Rückseite deines Oberschenkels bis zur Wade ziehen, hast beginnende Lähmungserscheinungen oder Kribbelgefühle in den Füßen oder hast gar Probleme das Wasser zu halten? Diese neurologischen Symptome können beim Bandscheibenvorfall durch Einklemmung von Nervenwurzeln oder dem Rückenmark entstehen. Der Neurologe ist der richtige Ansprechpartner zur Beurteilung deiner Beschwerden. Mithilfe von Untersuchungen und Messungen kann er dir raten, wie deine weitere Therapie des Bandscheibenvorfalls aussehen sollte.
Untersuchungen beim Facharzt für Neurologie
Um die verschiedenen Komponenten deines Nervensystems zu untersuchen, kann der Facharzt für Neurologie diverse Untersuchungsmethoden durchführen:
Neurologische körperliche Untersuchung: In der Regel untersucht der Facharzt für Neurologie dich zunächst einmal körperlich. Dabei testet er mithilfe eines Reflexhammers deine Reflexe und prüft die Funktionsfähigkeit deiner Hirnnerven. Er leuchtet dir mit einer Pupillenleuchte in die Augen und testet, ob Muskellähmungen oder Muskelspastiken vorliegen. Auch Stand- und Gang- sowie Koordinationsübungen können Teil der Untersuchung sein.
Elektroenzephalographie (EEG): Mithilfe der Elektroenzephalographie, auch EEG abgekürzt, kann der Facharzt für Neurologie die elektrischen Ströme in deinem Gehirn aufzeichnen. Die Kommunikation deiner Nervenzellen geschieht unter anderem durch Potentialveränderungen, also eine Art elektrische Spannung und Strom. Zur Messung der Gehirnströme wirst du „verkabelt“. An bestimmten Stellen deines Kopfes werden Elektroden positioniert, die mit einem Kabel versehen sind. Diese Elektroden messen die elektrischen Ströme und leiten sie an das Untersuchungsgerät weiter. Der Computer zeichnet aus den Strom-Ableitungen Kurven, das Elektroenzephalogramm. Diese Kurven können vom Neurologen interpretiert werden. Veränderungen im EEG treten zum Beispiel bei entzündlichen Prozessen, Tumoren, Epilepsien oder Hirnschädigungen zum Beispiel nach einem Schlaganfall auf. Das EEG wird außerdem in der Hirntoddiagnostik genutzt. Wann zum EEG?
Elektromyographie (EMG): Mithilfe der Elektromyographie kann die elektrische Aktivität in deinen Muskeln gemessen werden. Beim EMG werden oberflächliche, auf der Haut aufgeklebte Elektroden verwendet oder Nadel-Elektroden, die in den Muskel gepiekst werden. Gemessen wir dann zum Beispiel, ob der Muskel eine krankhafte Spontanaktivität hat. Damit ein Muskel sich zusammenzieht, bedarf es eigentlich eines Nervensignals. Elektrische Spontanaktivitäten oder Veränderungen der elektrischen Ströme können Hinweise auf Nerven- und Muskelerkrankungen liefern.
Elektroneurographie (ENG): Die Elektroneurographie dient dem Neurologen als Untersuchungsmethode eines einzelnen Nerven. Mit einem leichten elektrischen Strom wird der Nerv gereizt. Anschließend kann mithilfe einer Elektrode gemessen werden, wie schnell und gut der Nerv den Strom leitet. Dabei wird zum Beispiel die Nervenleitgeschwindigkeit bestimmt, die bei Nerven-Erkrankungen verändert sein kann.
Messung von Evozierten Potentiale: Bei der Messung von Evozierten Potentialen werden bestimmte Nerven oder Sinnesorgane gereizt und parallel dazu die Reizantwort des Gehirns gemessen. Unsere Sinneswahrnehmungen werden im Gehirn verarbeitet. Evozierte Potentiale sind also umgangssprachlich Ströme oder elektrische Potentialveränderungen im Gehirn, die durch Sinnesreize hervorgerufen, also evoziert werden. Um die Reizantwort des Gehirns messen zu können, wird gleichzeitig ein Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichnet. Eine Art der evozierten Potentiale sind die VEP, die visuell evozierten Potentiale. Bei der Messung betrachtest du einen Bildschirm. Auf diesem Bildschirm wird dir ein Schachbrettmuster präsentiert, was sich fast sekündlich ändert. Deine Augen nehmen die Muster wahr und über den Sehnerv werden die Informationen über verschiedene Stationen deines Gehirns geleitet. Gemessen werden kann dann zum Beispiel die Zeit, wie lang es dauert, bis dein Sehnerv die Information an deine Sehbahn im Gehirn geleitet hat. Diese Untersuchung kommt zum Beispiel in der Diagnostik der Multiplen Sklerose zum Einsatz. Entsprechend dem VEP kann zum Beispiel auch die Hörbahn mithilfe der AEP, den akustisch evozierten Potentialen, getestet werden.
Sonographie (Ultraschall) und farbkodierte Doppler-/Duplex-Sonographie: Der Ultraschall wird in der Neurologie vorwiegend dazu genutzt, um die hirnversorgenden Gefäße und den Blutfluss darin zu beurteilen. Mithilfe der farbkodierten Doppler-/Duplex-Sonographie kann der Blutfluss auf dem Bildschirm hörbar und farblich sichtbar gemacht werden. Engstellen oder Veränderungen der Gefäßwände zum Beispiel der zum Kopf ziehenden Halsschlagader (Arteria carotis) können aufgespürt werden.
Bildgebende Verfahren: Oftmals benötigt der Neurologe zum Beispiel zur Beurteilung einer Erkrankung des Gehirns eine Bildaufnahme. Diese Bildaufnahmen kann er bei seinen ärztlichen Kollegen, den Radiologen, in Auftrag geben: Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) können die Strukturen im Schädel untersucht werden. Die MRT kommt dabei ganz ohne den Einsatz von Röntgen-Strahlung aus. Mithilfe der MRT können Veränderungen des Gehirns gut im Detail sichtbar gemacht werden. Doch dauert eine MRT-Aufnahme meist länger und auch Wartezeiten auf einen MRT-Termin können lang sein. Das CCT (kraniales CT, Schädel-CT) kommt dann zum Einsatz, wenn es schnell gehen muss. Beim CT werden Röntgen-Strahlen zur Darstellung verwendet. In Notfallsituationen, zur Diagnostik von Schlaganfällen oder Blutungen wird meist ein CT durchgeführt.
Liquorpunktion: Der Liquor ist die Flüssigkeit, die dein Gehirn und dein Rückenmark umgibt. Im stationären Bereich können Untersuchungen des Hirnwassers durchgeführt werden. Bei einer Liquorpunktion wird mithilfe einer Nadel Hirn-/Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal entnommen. Der Liquor kann anschließend untersucht werden. Dabei können beispielsweise Eiter und Bakterien Hinweis auf eine Meningitis (Hirnhautentzündung) liefern, Tumorzellen oder Blutungen gefunden werden oder besondere Eiweiße untersucht werden, die bei bestimmten Erkrankungen im Hirnwasser auftreten.
Schwindel, auch als Vertigo bezeichnet, ist eine Gleichgewichtsstörung. Die Schwindelgefühle sind unterschiedlich und hängen oft von der Situation ab, in der du dich gerade befindest. Die Welt um dich herum kann sich drehen, die Umgebung und du selbst können schwanken, du kannst wie von einem Sog scheinbar in die Tiefe gerissen werden. Der Schwindel kann dich nach dem Aufstehen überfallen, beim Treppensteigen oder urplötzlich beim Einkaufen. Manchmal bekommst du Kopfschmerzen, dir wird übel oder schwarz vor Augen. Ursachen und Behandlung von Kopfschmerzen
Um das Gleichgewicht zu wahren, müssen deine Augen mit den Gleichgewichtsorganen in den Innenohren perfekt aufeinander abgestimmt sein. Auch die Verarbeitung von Nervenreizen im Gehirn und Rückenmark muss reibungslos funktionieren. Schon ein kleiner Fehler in diesem komplexen System reicht aus, um Schwindel auszulösen.
Nicht immer ist Schwindel das Symptom einer Erkrankung. Wenn du dich körperlich völlig verausgabt hast, zu wenig geschlafen hast oder zu tief ins Glas geschaut hast, dann kann dir schwindelig werden. Eine neue Brille oder eine von der Stärke und dem Gesichtsfeld falsch eingestellte Brille können ebenso Gründe dafür sein, dass sich alles dreht und du etwas wackelig auf den Beinen bist.
So funktioniert dein Gleichgewichtssinn
Damit dein Gehirn die notwendigen Informationen erhält, um dein Gleichgewicht zu steuern, ist es auf die Hilfe von drei Sinnessystemen angewiesen. Deine Augen liefern Informationen zur Orientierung im Raum. Fühler für Standfestigkeit, Tiefensinn und die Lage befinden sich auf der Haut, Gelenken, Muskeln und Sehnen. Gleichgewichtsorgane in deinen Innenohren mit den zuständigen Nervenbahnen im Gehirn regeln, in welche Richtung du dich bewegst.
Dein Gehirn verarbeitet im sogenannten Hirnstamm alle Wahrnehmungen dieser Sinnessysteme. Die Informationen werden so umgesetzt, dass alle deine Bewegungen aufeinander abgestimmt sind. Damit alles gut funktioniert, müssen dein Gehirn und alle Sinnessysteme ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt sein. Dafür ist es wiederum nötig, dass Blut, Blutdruck, Blutfluss und Stoffwechsel gut funktionieren. Treten irgendwo Störungen auf, kann es zu Schwindel kommen. Was ist Bluthochdruck?
Je nachdem wo in diesem Gleichgewichtssystem der Fehler sitzt, kann der Schwindel unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Auch deine Psyche als dein inneres Gleichgewicht kann dafür sorgen, dass du in Form von Schwindel den Boden unter den Füßen zu verlieren scheinst. Die häufigsten Auslöser von Schwindel liegen allerdings im Innenohr.
Die Gleichgewichtsorgane in deinen Innenohren bestehen aus drei Bogengängen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Bewegst du deinen Kopf, dann bewegt sich auch die Flüssigkeit in den Bogengängen. Ebenso bewegen sich die feinen Härchen der vielen kleinen Sinneszellen in den Bogengängen. Ihre Informationen werden über den Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) an dein Gehirn weiter geleitet.
Lagerungsschwindel und andere Schwindelarten
Lagerungsschwindel tritt anfallsartig auf. Und zwar immer dann, wenn du dich nach dem Aufwachen im Bett umdrehst, aufstehst oder den Kopf zurück biegst. Begleitet werden kann der Lagerungsschwindel von Übelkeit, unscharfem und verwackeltem Sehen. Die Schwindelattacke dauert in der Regel nur bis zu 30 Sekunden an. Gründe für den Lagerungsschwindel können kleine Kristalle sein, die die Sinneszellen in den Bogengängen deines Innenohrs reizen. Ebenso kann eine sogenannte Neuritis vestibularis den Lagerungsschwindel verursachen. Hierbei handelt es sich um einen anhaltenden Schwindel durch eine Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Ein Schädeltrauma kann ein weiterer Auslöser für Lagerungsschwindel sein.
Sekundenschwindel tritt nur für die Dauer von einigen Sekunden auf. Diese Schwindelform kann dich nach abruptem Aufstehen von Stuhl, Sofa oder Bett erwischen. Die Ursachen für den Schwindel sind häufig im Herz-Kreislauf-System zu finden. Sekundenschwindel kann beispielsweise bei niedrigem Blutdruck auftreten, vor allem morgens nach dem Aufstehen.
Beim Drehschwindel hast du das Gefühl, dass die Umgebung um dich herum kreist oder dass sich etwas in dir dreht. Dieses Karussell im Kopf hängt häufig mit bestimmten Bewegungen zusammen. Die Ursachen für den Drehschwindel können Schäden im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs sein.
Benommenheitsschwindel verursacht Symptome wie Benommenheit, Leere im Kopf, Gleichgewichtsstörungen und ein taumeliges Gefühl. Diese Beschwerden können durch die Nebenwirkungen bestimmter Blutdruckmedikamente hervorgerufen werden. Aber auch mit Nervenstörungen oder Diabetes im Zusammenhang stehen.
Schwankschwindel macht sich bemerkbar, wenn sich deine Umgebung hin und her zu bewegen scheint und wenn du glaubst, beim Stehen zu schwanken. Schwankschwindel tritt bei bestimmten Bewegungen und Haltungen auf.
Schwindel ohne körperlichen Grund wird als Phobischer Schwankschwindel bezeichnet. Diese Schwindelart kann wenige Minuten bis mehrere Stunden andauern. Die Ursachen für den Phobischen Schwankschwindel, der in der Regel immer in den gleichen Situationen auftritt, sind psychischer Natur. Schwindel und ein Gefühl der Benommenheit treten beim Phobischen Schwankschwindel beispielsweise beim Autofahren auf oder innerhalb großer Menschenansammlungen.
Liftschwindel zeigt sich durch das Gefühl wie durch einen Sog nach oben oder unten gezogen zu werden.
Schwindelgefühle in großer Höhe wie auf einer Brücke oder auf einem Aussichtsturm werden als Höhenschwindel bezeichnet. Diese Schwindelart entsteht dadurch, dass zwischen deinen Augen und den nächsten Objekten, die eine Orientierung ermöglichen, eine große Entfernung liegt. Dadurch fehlt deinem Körper eine wichtige Information zur Regulierung deiner Körperhaltung, du beginnst zu schwanken.
Bei der Reisekrankheit tritt der Schwindel häufig zusammen mit Übelkeit auf. Beispielsweise wenn auf einem Schiff der Boden schwankt, wenn im Flugzeug Turbulenzen die Maschine schütteln oder wenn dich als Autobeifahrer beim Lesen der Brechreiz plagt. Ursache für die Reisekrankheit kann das mangelnde Zusammenspiel von Auge und Gleichgewichtssinn sein. Das still stehende Bild beim Blick auf das Buch, auf die Bankreihen im Flugzeug oder die Gegenstände im Innenraum des Schiffes vermitteln deinem Gehirn den Eindruck von Objekten, die sich nicht bewegen. Die Gleichgewichtsorgane in deinem Innenohr signalisieren deinem Gehirn jedoch, dass das Auto, Flugzeug oder Schiff sich bewegt. Diese verschiedenen Sinneseindrücke führen bei vielen Menschen zu Schwindel.
Bei chronischem Schwindel treten Schwankschwindel, Drehschwindel und Benommenheitsschwindel in unterschiedlicher Stärke langfristig auf. Ursachen für chronischen Schwindel können Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, eine chronische Innenohrentzündung oder auch Nervenschädigungen im Gehirn sein. Hilfe bei Bluthochdruck
Was sind die Ursachen für Schwindel?
Steckt eine Erkrankung hinter deinen Schwindelattacken, gibt oft schon die Schwindelart einen Hinweis darauf. Viele Auslöser von Schwindel liegen in den Gleichgewichtsorganen der Innenohren. Manche Ursache von Schwindel ist aber auch im Gehirn oder in den Augen zu finden. Oft ist nicht ein einzelner Auslöser für den Schwindel verantwortlich, sondern viele Faktoren wirken zusammen.
Welche Erkrankungen können hinter Schwindel stecken?
Altersbedingte Abnutzungserscheinungen an Nerven, Innenohr und Augen.
Übermäßiger Alkoholgenuss: Diese anfallsartigen und plötzlich einsetzenden Schwindelattacken nach übertriebenem Alkoholgenuss können meistens dem Drehschwindel, manchmal auch dem Schwankschwindel zugeordnet werden.
Ausgefallenes Gleichgewichtsorgan im Innenohr: Bei plötzlich einsetzendem Drehschwindel, der mit starker Übelkeit und keinen anderen Beschwerden verbunden ist, kann das Gleichgewichtsorgan im Innenohr ausgefallen sein. Gründe können Durchblutungsstörungen oder eine Virusinfektion sein. Der Drehschwindel kann hier mehrere Tage bis einige Wochen in unterschiedlicher Stärke anhalten.
Bilaterale Vestibulopathie: Hier ist das Gleichgewichtsorgan in beiden Innenohren ausgefallen und gleichzeitig sind auch noch Teile der Gleichgewichtsnerven in ihrer Funktion gestört. Typische Beschwerden der bilateralen Vestibulopathie sind Drehschwindel und Schwankschwindel sowie unscharfes Sehen in Bewegung. Im Ruhezustand (im Sitzen oder im Liegen) bestehen dagegen kaum Beschwerden. Verursacher eines beidseitigen Ausfalls der Gleichgewichtsorgane sowie Schädigungen der Nervenverbindungen können eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) oder Morbus Menière sein. Ebenso Nebenwirkungen von Antibiotika aus der Gruppe der Aminoglykoside. Ursachen und Therapie von Meningitis
Morbus Menière: Diese Erkrankung des Innenohres wird durch zu viel Flüssigkeit und Überdruck ausgelöst. Die anfallsartigen Drehschwindelattacken ohne erkennbaren Anlass mit Übelkeit sowie Ohrgeräuschen und Minderung bis Verlust der Hörfähigkeit für 20 Minuten bis 24 Stunden treten in der Regel in Abständen von Monaten bis Jahren auf.
Innenohrentzündung (Labyrinthitis): Hierbei zeigt sich heftiger Drehschwindel und Lagerungsschwindel. Der Schwindel setzt akut ein, kann aber über Tage bis Wochen mehr oder weniger stark anhalten. Eine Innenohrentzündung kann durch Viren, Bakterien, Giftstoffe, Tumore oder eine Mittelohrentzündung ausgelöst werden. Hilfe bei Mittelohrentzündung. Außer Drehschwindel und Lagerungsschwindel können Fieber, Ohrenschmerzen und Schwäche als weitere Symptome der Labyrinthitis hinzukommen. Ist die Innenohrentzündung chronisch, besteht also über einen längeren Zeitraum und tritt immer wieder auf, kann auch der damit zusammenhängende Schwindel zu einem chronischen Schwindel werden.
Schwindelmigräne (vestibuläre Migräne): Bei Schwindelmigräne treten urplötzlich und in bestimmten Abständen immer wieder anfallsartige Drehschwindelattacken auf. Die Schwindelanfälle können wenige Minuten bis zu 24 Stunden andauern. Auch Schwankschwindel und Gleichgewichtsstörungen sowie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit, Lärmempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen und Tinnitus können bei Schwindelmigräne auftreten. Was tun bei Tinnitus?
Vestibularisparoxysmie: Bei diesen Gefäßveränderungen am Gleichgewichtsnerv ist ein Gefäß krankheitsbedingt oder altersbedingt erweitert. Es kann aber auch einen untypischen geschlängelten Verlauf zeigen. Kurz vor dem Eintritt des Gleichgewichtsnervs ins Gehirn kommt es zum Kontakt mit der Hirnarterie. An der Kontaktstelle entsteht durch den Dauerreiz eine Art Kurzschluss. Die gestörten Informationen werden ins Gehirn weiter geleitet und führen dort zur Wahrnehmung von Schwindel. Dieser Schwindel dauert in der Regel nur Sekunden bis wenige Minuten an. Die Schwindelattacken können durch eine rasche und zu schnelle Atmung sowie durch bestimmte Kopfhaltungen ausgelöst werden. Als weitere Beschwerden können ein unsicheres Gefühl beim Gehen und beim Stehen hinzukommen.
Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall kann heftiger Drehschwindel zusammen mit unsicherem Gang, Sprachstörungen, Schluckbeschwerden, herabhängenden oberen Augenlidern, Sehstörungen und Taubheitsgefühl auf einer Körperseite auftreten.
Durchblutungsstörungen in den Arterien, die das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und das Gleichgewichtssystem im Gehirn versorgen: Schnelle Kopfbewegungen lösen hier wiederholt auftretende Drehschwindelattacken aus. Ursachen für die Durchblutungsstörungen können ein altersbedingter Verlust der Gefäßelastizität sein, eine Verkalkung oder die Einengung bestimmter Gefäßabschnitte von außen durch die Halswirbelsäule. Bei Durchblutungsstörungen in den Arterien, die das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und das Gleichgewichtssystem im Gehirn versorgen, kommen zum Schwindel noch weitere Symptome hinzu: Ohrgeräusche, Doppeltsehen, Unsicherheit beim Laufen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Händen sowie Kopfschmerzen, die vom Hinterkopf bis in den Nacken ausstrahlen.
Neuropathia vestibularis: Bei der Neuropathia vestibularis besteht eine Schädigung des Gleichgewichtsnervs, zum Beispiel durch eine Viruserkrankung. Der Schwindel besteht hier über einen Zeitraum von mehreren Tagen aus akutem Drehschwindel in Verbindung mit heftiger Übelkeit und Erbrechen. In manchen Fällen treten wenige Tage vor den akuten Schwindelattacken schon kurzzeitige Drehschwindelattacken und Schwankschwindelattacken auf. Das Schwindelgefühl verstärkt sich beim Bücken und bei Bewegung. Dein Körper erscheint zu einer Seite weggezogen zu werden.
Parkinson-Erkrankung: Fällt dein Blutdruck bei aufrechter Körperhaltung ab, leidest du unter Sehstörungen, Tinnitus (Piepen im Ohr)? Hast du das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen und wird dir schwarz vor Augen? Sprich mit deinem Arzt darüber. Denn hinter diesen unspezifischen Anzeichen kann auch eine Parkinson-Erkrankung stecken
Diabetes: Benommenheitsschwindel mit Übelkeit und Schwäche kann durch eine Überzuckerung verursacht werden. Die Überzuckerung wird auch als Hyperglykämie bezeichnet. Eine Unterzuckerung oder Hypoglykämie kann ebenfalls Schwindel und Gleichgewichtsstörungen hervorrufen.
Erhöhter Augeninnendruck, Lähmung des Augenmuskels, falsch eingestellte Brille: Das alles kann Auslöser für Benommenheitsschwindel sein, der mit Sehstörungen (Doppelbilder, Verschwommensehen), Übelkeit, Kopfschmerzen und Druckgefühl in den Augen einhergehen kann.
Depressionen: Ein dauerhafter Schwankschwindel oder ein dauerhafter Benommenheitsschwindel kann Depressionen als Auslöser haben.
Angststörungen: Ängste vor bestimmten Situationen, Dingen oder Ereignissen können Verursacher des phobischen Schwankschwindels sein. Zusätzlich zum Schwindel können Symptome wie ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen oder Stehen, Zittern, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot und Übelkeit auftreten. Hilfe bei Angststörungen
Nebenwirkungen von Medikamenten: Benommenheitsschwindel und Gleichgewichtsstörungen treten als Nebenwirkungen bei Medikamenten aus der Gruppe der sogenannten Schleifendiuretika auf. Sie werden bei Bluthochdruck eingesetzt. Auch Schmerzmedikamente, Beruhigungsmedikamente, Parkinsonmedikamente oder Rheumamittel können als Nebenwirkung Benommenheitsschwindel auslösen.
Wie und wann macht sich ein Schwindelanfall bemerkbar?
Schwindel kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Er kann sich als plötzliche, ohne Vorzeichen auftretende Schwindelattacke bemerkbar machen. Das ist häufig bei Drehschwindel der Fall. Das Karussell im Kopf dauert Sekunden bis Stunden, vergeht und kommt nach einer gewissen Zeit wieder. Die Schwindelattacken setzen bei bestimmten Kopfbewegungen oder bei Lageveränderungen deines Körpers ein. Sie können außerdem bei körperlicher Belastung auftreten. Dauerhafte Schwindelgefühle kennzeichnen den chronischen Schwindel.
Schwindel ist auch immer mit dem Verlust der eigenen Sicherheit verbunden. Das ist natürlich auch seelisch sehr belastend. Typische Schwindelgefühle und damit zusammenhängende Beschwerden sind:
Benommenheit
Unsicherheit auf den Beinen
Herzrasen
Übelkeit
Erbrechen
Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren
Ohnmachtsgefühl, es wird schwarz vor Augen
Wahrnehmung von Scheinbewegungen, die Umwelt bewegt sich scheinbar
Erste Hilfe bei Schwindel
Nicht immer ist ein Schwindelanfall harmlos. Er kann sogar eine Ohnmacht zur Folge haben. Mit folgenden Tipps kannst du einer Schwindelattacke die Stirn bieten:
Hinlegen und Füße hochlegen: Das bewirkt, dass dein Kreislauf wieder stabilisiert wird. Das Blut fließt aus deinen Beinen zum Herzen und dein Blutdruck wird wieder erhöht. Außerdem verhinderst du durch das Hinlegen auch deine Sturzgefahr.
Kannst du dich nicht hinlegen, weil du zum Beispiel gerade draußen unterwegs bist, dann kannst du dich gerade hinstellen, deine Beine kreuzen und die Finger beider Hände ineinander verhaken. Anschließend spannst du deinen ganzen Körper an und versuchst, deine Hände auseinander zu ziehen. Auch dadurch erhöht sich dein Blutdruck wieder. Du solltest außerdem versuchen, schnell einen Platz zum Sitzen zu finden.
Ruhe bewahren: Lockere beengte Kleidung, öffne deine Krawatte, setz dich an ein geöffnetes Fenster und versuche, ruhig zu atmen.
Versuche, die Augen offen zu halten und einen Punkt in der Ferne zu fixieren.
Ist dir nur leicht schwindelig, dann kannst du ein Glas Wasser trinken, um deinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Wenn du beobachtest, dass einer anderen Person schwindelig ist, dann hilf ihm oder ihr, sich hinzulegen, die Füße nach oben zu lagern. Öffne das Fenster und besorge ein Glas Wasser zum Trinken.
Beistand leisten: Gib vom Schwindel Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit. Bleib bei einer Schwindelattacke ruhig und rede dem Schwindelgeplagten gut zu.
Puls ertasten: Bei starkem Schwindel solltest du den Puls am Handgelenk tasten und zählen. 60 bis 100 Schläge pro Minute sind normal. Ist der Pulsschlag viel höher oder niedriger, dann solltest du einen Arzt rufen.
Übergibt sich die/der vom Schwindel Betroffene, dauert die Schwindelattacke länger als fünf Minuten und wird der Schwindelgeplagte ohnmächtig, dann solltest du sofort einen Notarzt verständigen.
Welcher Arzt hilft bei Schwindel?
Tritt der Schwindel bei dir regelmäßig auf, solltest du auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Dein Hausarzt ist der erste Ansprechpartner. Er wird dich gegebenenfalls an einen HNO-Arzt oder Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde überweisen. Dieser kümmert sich um Schwindel, der mit dem Gleichgewichtssinn im Ohr zusammenhängt. Eine Überweisung zum Augenarzt kann nötig werden, wenn dein Schwindel durch Sehstörungen bedingt ist. Ein Facharzt für Innere Medizin (Internist) kann möglicherweise Erkrankungen aufdecken und behandeln, bei denen Schwindel ein Begleitsymptom ist. Hast du beispielsweise Diabetes und sinkt dein Blutzuckerspiegel unter eine kritische Marke, kommt es zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Der Beginn einer Hypoglykämie, kurz Hypo, macht sich durch Schwitzen (kalter Schweiß), Benommenheitsschwindel und Sehstörungen bemerkbar. Ein Internist kann auch Herz, Kreislauf, Gefäße und das Blut untersuchen, um hier mögliche Schwindelauslöser zu finden.
Ein Neurologe oder Facharzt für Neurologie kann mittels bildgebender Verfahren wie CT und MRT sowie einer Aufzeichnung der Hirnströme (EEG) nach Entzündungen im Gehirn, einem Hirnstamminfarkt oder einem Tumor suchen. Ärztliche Psychotherapeuten, Psychiater, Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie und Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sind die besten Ansprechpartner für Schwindel, der nur in bestimmten, angstbehafteten Situationen auftritt. Sie können herausfinden, ob hinter dem Symptom Schwindel Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen stecken.
In Kliniken mit Schwindelambulanzen kann dir sowohl bei der Diagnose als auch bei Therapie und Nachsorge deiner Schwindelbeschwerden geholfen werden.
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Untersuchungen bei Schwindel
Vor der körperlichen Untersuchung steht bei jedem Arztbesuch immer ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Sprich mit deinem Arzt über die Art des Schwindelgefühls, über die Dauer des Schwindels sowie die Situationen, in denen der Schwindel auftritt. Informiere deinen Arzt unbedingt über die Medikamente, die du derzeit einnimmst. Vielleicht ist der Schwindel eine Nebenwirkung der Arzneien.
Der Facharzt für Neurologie beschäftigt sich mit Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen des Nervensystems. Mittels Kernspintomografie, auch Magnetresonanztomografie (MRT) genannt, kann der Neurologe deinen Schädel untersuchen. Das MRT bildet die Schaltzentrale zur Regulation des Gleichgewichts, den Hirnstamm, ab. Ein Hirnstamminfarkt, der das Gleichgewicht beeinträchtigt und zu Schwindel führen kann, kann sichtbar gemacht werden. Auch entzündliche Erkrankungen können mittels MRT dargestellt werden. Außerdem macht die Kernspintomografie Durchblutungsstörungen in bestimmten Hirnregionen ebenso sichtbar wie den Verlauf des Gehörnervs sowie dessen eventuelle Schädigung. Untersuchungen beim Neurologen
Die Computertomografie, kurz CT, kann den Knochen darstellen, der das Gleichgewichtsorgan umgibt. Ein CT kommt bei Schwindel zum Einsatz, der als Folge einer Schädelverletzung auftritt.
Bei Verdacht auf Durchblutungsstörungen in den Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen, kann eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden.
Ein Elektroenzephalogramm, kurz EEG, kann die elektrische Aktivität, also die Funktion des Gehirns, abbilden. Diese Diagnosemethode kann zum Einsatz kommen, wenn ein Verdacht auf Epilepsie als Ursache für den Schwindel vorliegt. Wie läuft ein EEG ab?
Um einen Lagerungsschwindel zu diagnostizieren, wirst du von deinem Arzt in einem bestimmten Winkel gelagert und gedreht. Dabei werden die Kristalle mitbewegt, die sich in die Bogengänge des Innenohres verirrt haben und den Schwindel auslösen. Währenddessen trägst du eine Spezialbrille, die deine Augenbewegungen überprüft. Bei Lagerungsschwindel gleichen deine Augenbewegungen einem schnellen Zittern.
Zur Diagnose des Drehschwindels kann die Spezialbrille zur Beobachtung der Augenbewegungen ebenfalls zum Einsatz kommen. Bei Drehschwindel sind deine Augenbewegungen unwillkürlich und ruckartig. Je nachdem wie die Augenbewegungen aussehen, kann dein Arzt feststellen, ob die Ursache deines Schwindels im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs, im Gleichgewichtsnerv oder in Nervenbahnen im Gehirn zu suchen ist.
Werden die Ursachen deines Schwindels im Ohr vermutet, können Methoden der Hörprüfung eingesetzt werden. Bei der Methode mit Akustisch Evozierten Potentialen (AEP) bekommen deine Ohren einen akustischen Reiz über einen Kopfhörer vermittelt. Deine Ohren wandeln das Gehörte in elektrische Signale um. Diese Signale werden über den Gehörnerv zum Gehirn weiter geleitet. Mit Hilfe von Elektroden kann der Weg dieser elektrischen Signale verfolgt werden und eventuelle Störungen in der Erregungsleitung aufgedeckt werden. Wo genau die Ursache für die Störungen in der Reizweiterleitung liegt, kann anschließend mittels Kernspintomografie (MRT) geklärt werden.
Mit Hilfe von Vestibulär Evozierten Myogenen Potentialen (VEMP) untersucht dein HNO-Arzt, ob dein Gleichgewichtsorgan geschädigt ist. Dazu bekommst du einen Kopfhörer aufgesetzt und deine Ohren werden mit akustischen Reizen beschallt. Durch die Gleichgewichtsorgane in den Innenohren werden die Hörreize in elektrische Signale umgewandelt. Eine Elektrode, die dir am Hals in Höhe eines bestimmten Muskels aufgeklebt wird, zeichnet die elektrischen Signale auf und gibt Hinweise auf Schäden.
Eine weitere Methode, um eine Schädigung des Gleichgewichtssystems zu diagnostizieren, sind Gleichgewichtsprüfungen. Eine davon ist die Posturographie. Dabei stehst du auf einer Untersuchungsplattform. Unter verschiedenen Untersuchungsbedingungen in Ruhe und bei Bewegung werden Veränderungen deines Körperschwerpunktes und Körperschwankungen gemessen.
Was tun bei Schwindel?
Die Behandlung des Schwindels richtet sich nach den auslösenden Ursachen. Können Schwindel auslösende Erkrankungen erfolgreich behandelt werden, lässt sich oft auch der Schwindel lindern oder beseitigen. Falls dein Schwindel unklare Ursachen hat, kann dein Arzt dir Medikamente verabreichen, die die Symptome Schwindel und Übelkeit beseitigen oder vermindern. Die Medikamente blockieren die Wirkung von Stoffen, die für die Signalweiterverarbeitung im Gehirn verantwortlich sind.
Bei bakteriell verursachten Entzündungen kann dein Arzt dir Antibiotika verschreiben, bei Durchblutungsstörungen durchblutungsfördernde Mittel.
Bei akuten Entzündungen des Gleichgewichtsnervs kann Kortison als Entzündungshemmer eingesetzt werden.
Gegen die oft mit dem Schwindel zusammen auftretende Übelkeit werden Wirkstoffe zur Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt. Das sind sogenannte Antiemetika.
Mittel gegen Schwindel, aber nicht gegen die Ursachen des Schwindels, werden als Antivertiginosa bezeichnet.
Zur Vorbeugung der Schwindelmigräne können Betarezeptorenblocker zum Einsatz kommen.
Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Antikonvulsiva können bei Vestibularisparoxysmie (Gefäßveränderungen am Gleichgewichtsnerv) zum Einsatz kommen. Antikonvulsiva können die elektrische Stabilität des Gleichgewichtsnervs verbessern.
Der Arzneistoff Betahistin kann in der Behandlung von Schwindelzuständen bei Morbus Menière eingesetzt werden.
Unterstützung zur medikamentösen Therapie des Schwindels kann ein spezielles Geh- und Gleichgewichtstraining zur Stärkung des Gleichgewichtssystems bieten.
Bestimmte Übungen mit Kopf und Oberkörper sollen dabei helfen, die in den Bogengängen des Innenohrs abgelagerten und Lagerungsschwindel verursachenden Kristalle hinauszubefördern.
Eine Operation kann bei Schwindel auslösenden Tumoren oder Gefäßproblemen nötig werden. Bei der Vestibularisparoxysmie kann der Kontakt zwischen Gleichgewichtsnerv und Arterie durch einen neurochirurgischen Eingriff gekappt werden.
Um Schwindelanfällen vorzubeugen, kannst du in jedem Alter viel tun.
Viel Wasser trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um dein Blut zu verdünnen und die Durchblutung in den kleinsten Gefäßen zu unterstützen.
Bewegung: Sport ist gut für den Kreislauf und fördert die Durchblutung. Eine gestärkte Muskulatur kann außerdem kurze Instabilitäten durch Schwindel besser abfangen. 20 Minuten Bewegung pro Tag helfen, körperlich und geistig fit zu bleiben. Treppen benutzen statt Aufzug, in der Mittagspause einen kurzen Spaziergang machen – oft haben schon die kleinen Dinge im Alltag eine große Wirkung.
Übermäßigen Alkoholgenuss meiden.
Stress abbauen.
Ausgewogen ernähren: Deine Gefäße, dein Stoffwechsel und nicht zuletzt dein Gehirn freuen sich über viel frisches Obst und Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte.
Wie lange dauern Schwindelattacken?
Der Schwindel verschwindet in der Regel, wenn die auslösende Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird. Doch bedenke: Im Alter nehmen Störungen im Gleichgewichtssystem naturgemäß zu. Gemeinsam mit deinem Arzt findest du jedoch bestimmt Wege, die Beschwerden zu lindern.
Lagerungsschwindel bessert sich nach entsprechender Therapie häufig nach ein paar Tagen. Jedoch kann er irgendwann erneut auftreten.
Werden die Schwindelattacken von Durchblutungsstörungen des Gehirns verursacht, können Medikamente dabei helfen, die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Die entsprechenden Arzneien verbessern die Fließeigenschaften des Blutes.
Bei Schädigungen des Gleichgewichtsnervs lässt sich in der Regel zumindest im Ruhezustand der Schwindel beseitigen. Ist das Gleichgewichtsorgan einseitig oder beidseitig ausgefallen, kann mit gezieltem Gleichgewichtstraining häufig eine Verbesserung der Schwindelbeschwerden erreicht werden. Dabei muss der Ausfall des Gleichgewichtsorgans dadurch ausgeglichen werden, dass dein Gehirn lernt stattdessen auf Informationen der Augen und Rückmeldungen der Sehnen und Muskeln zu achten.
Bei Schwindelmigräne, auch vestibuläre Migräne genannt, kann durch entsprechende medikamentöse Therapie die Häufigkeit der Schwindelattacken reduziert werden.