Dissoziative Störungen oder Konversionsstörungen, auch Hysterie oder hysterische Psychosen genannt, sind Krankheitsbilder, bei denen die betroffenen Personen unter einem teilweisen oder völligen Verlust der Erinnerung leiden. Die normale Wahrnehmung von Empfindungen und Kontrolle von Körperbewegungen kann bei Dissoziativen Störungen gestört sein. Dissoziative Störungen sind komplexe Krankheitsbilder, denen vermutlich eine unterbewusste Angst, ein unterbewusster Konflikt oder eine traumatische Erfahrung als Auslöser zugrunde liegt. Die Psyche durch diese dissoziativen Reaktionen zu entkommen versucht.
F44.0 Dissoziative Amnesie
Exkl.: Alkohol- oder sonstige substanzbedingte amnestische Störung F10-F19
Amnesie anterograd R41.1
Amnesie retrograd R41.2
Amnesie o. n. A. R41.3
Nicht alkoholbedingtes organisches amnestisches Syndrom F04
Postiktale Amnesie bei Epilepsie G40
Die dissoziative Amnesie gehört zu den dissoziativen Störungen. Lies mehr dazu unter F44.
Eine Amnesie bezeichnet den Verlust der Erinnerungsfähigkeit. Die dissoziative Amnesie entsteht zum Beispiel infolge traumatischer Ereignisse. Die betroffene Person kann sich nicht mehr an die Ereignisse erinnern. Der Verlust der Erinnerungsfähigkeit (Amnesie) wird als Schutzmaßnahme der Psyche angesehen.
F44.1 Dissoziative Fugue
Exkl.: Postiktale Fugue bei Epilepsie G40
Die dissoziative Fugue gehört zu den Konversionsstörungen. Erfahre mehr dazu unter F44.
Die dissoziative Fugue ist ein psychisches Phänomen, bei dem die Betroffenen sozusagen fliehen. Sie verschwinden an einen anderen Ort und können für diese Zeit eine andere Persönlichkeit annehmen. Auf außenstehende Personen kann das Verhalten ganz normal wirken. Im Anschluss an die Fugue erinnern sich die betroffenen Personen nicht mehr an das Weggehen oder Ereignisse, die währenddessen passiert sind. Die dissoziative Fugue wird als unterbewusster Schutzreflex der Psyche zum Beispiel infolge schwerer belastender Reaktionen oder starker Angst angesehen.
F44.2 Dissoziativer Stupor
Exkl.: Organische katatone Störung F06.1
Stupor, depressiv F31-F33
Stupor, kataton F20.2
Stupor, manisch F30.2
Stupor, o. n. A. R40.1
Der dissoziative Stupor ist eine Art der Konversionsstörung (F44), bei der die betroffene Person nur noch wenig oder gar nicht mehr auf äußere Reize reagiert. Auch die Bewegungsfähigkeit ist beim dissoziativen Stupor eingeschränkt. Die betroffene Person ist nicht mehr in der Lage willentliche Bewegungen auszuführen, obwohl rein körperlich keine Lähmungen oder Bewegungseinschränkungen bestehen. Menschen mit dissoziativem Stupor erstarrt sozusagen psychisch und motorisch. Der dissoziative Stupor wird als unterbewusster Schutzmechanismus der Psyche zum Beispiel infolge schwerer Belastungsreaktionen angesehen.
F44.3 Trance- und Besessenheitszustände
Exkl.: Zustandsbilder bei Intoxikation mit psychotropen Substanzen F10-F19
Zustandsbilder bei organischem Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma F07.2
Zustandsbilder bei organischer Persönlichkeitsstörung F07.0
Zustandsbilder bei Schizophrenie F20
Zustandsbilder bei vorübergehenden akuten psychotischen Störungen F23
In Trancezuständen verliert die betroffene Person das Gefühl ihrer eigentlichen Identität und nimmt die Umwelt und Empfindungen nicht mehr oder anders wahr.
In Besessenheitszuständen ist die betroffene Person von dem Gefühl überzeugt von einer anderen Macht kontrolliert zu werden. Im Rahmen von dissoziativen Störungen können Trance- und Bessenheitszustände auftreten, derer sich die Betroffenen nicht verwehren können. Mehr zu dissoziativen Störungen und deren mögliche Ursachen kannst du unter F44 erfahren.
F44.4 Dissoziative Bewegungsstörungen
Inkl.: Psychogene Aphonie
Psychogene Dysphonie
Dissoziative Bewegungsstörungen zählen zu den Konversionsstörungen (F44). Dabei kann die betroffene Person ein oder mehrere Körperteile nicht mehr oder nicht mehr richtig bewegen. Es kommt zur Bewegungsunfähigkeit oder Bewegungsstörungen. Sind die Muskeln der Stimmbildung betroffen, kann es dabei zur Aphonie (Stimmlosigkeit, schwere Störungen der Tonbildung bis hin zum Stimmverlust) oder Dysphonie (Stimmstörung, die Leistungsfähigkeit der Stimme ist eingeschränkt, ihr Klang ist verändert und je nach Befund und Ausprägung heiser, rau, belegt oder behaucht) kommen. Mehr zu Konversionsstörungen unter F44.
F44.5 Dissoziative Krampfanfälle
Dissoziative Krampfanfälle sind Krampfanfälle, die mitunter eine große Ähnlichkeit zu epileptischen Anfällen haben. Im Gegensatz zu den epileptischen Anfällen werden Dissoziative Krampfanfälle aber nicht durch eine krankhafte elektrische Aktivität der Nervenzellen im Gehirn ausgelöst, sondern durch die Psyche versursacht. Auslöser können bestimmte Stress-behaftete Situationen sein. Dissoziative Anfälle als Form der Konversionsstörungen werden als unterbewussten Schutzreflex der Psyche infolge unterbewusster traumatischer Ereignisse oder Ängste verstanden.
F44.6 Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen
Inkl.: Psychogene Schwerhörigkeit oder Taubheit
Ebenfalls zu den Konversionsstörungen –lies mehr dazu unter F44 – zählen die dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen. Betroffene können beispielsweise in bestimmten Körperregionen keine Berührungen fühlen. Auch Seh- oder Hörstörungen können bei dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen vorkommen.
Was eine dissoziative Störung ist, findest du unter F44. Treten mehrere Arten der Konversionsstörungen gleichzeitig auf, kann von einer gemischten Konversionsstörung gesprochen werden.
Unter F44 kannst du nachlesen, was unter einer Konversionsstörung verstanden wird.
F44.80 Ganser-Syndrom
Das Ganser-Syndrom ist eine Form der Konversionsstörung (F44), bei der die betroffene Person durch groteskes Vorbeireden oder groteske Handlungen anderen vermittelt „verrückt“ zu sein. Diese Erkrankung wird als Schutzreaktion der Psyche im Sinne einer Konversionsstörung verstanden, bei der die Psyche einer unterbewussten Belastung entflieht, indem sie sich als psychisch krank präsentiert.
F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung
Bei der Multiplen Persönlichkeitsstörung nimmt die betroffene Person mehrere Identitäten an, die abwechselnd die Kontrolle über ihr Handeln übernehmen. Die Störung zählt zu den Konversionsstörungen. Mehr dazu unter F44.
F44.82 Transitorische dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) in Kindheit und Jugend
Transitorisch bedeutet vorrübergehend. Was eine dissoziative Störung beziehungsweise eine Konversionsstörung ist, findest du unter F44.
Der Facharzt für Neurologie wird auch Neurologe genannt. Das Wort „Neurologie“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „die Lehre von den Nerven“. Das Fachgebiet der Neurologie befasst sich also mit den Erkrankungen des Nervensystems, weshalb der Neurologe umgangssprachlich oft als Nervenarzt bezeichnet wird.
Unser Nervensystem
Unser Nervensystem ist komplex. Es teilt sich in das zentrale Nervensystem und das periphere Nervensystem auf. Zum zentralen Nervensystem zählen unser Gehirn und das Rückenmark. Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks. Umgangssprachlich sind deine Nerven sozusagen die Signal-Autobahnen in deinem Körper. Zu den Aufgaben deiner Nervenzellen gehört zum Beispiel die Wahrnehmung deiner Sinnesorgane (sensorische beziehungsweise sensible Nerven) und Weiterleitung der Signale und Informationen an dein Gehirn. Streichst du mit deinen Fingerkuppen über einen weichen, flauschigen Stoff oder riechst den Duft eines frisch gebackenen Kuchen, sind es deine sensiblen beziehungsweise sensorischen Nerven, die diese Eindrücke wahrnehmen und an deine Nervenzellen im Gehirn zur Bewusstwerdung und Verarbeitung senden. Deine sensorischen Nerven vermitteln dir außerdem einen gewissen Lage-Sinn. Sie sind dafür verantwortlich, dass du trotz geschlossener Augen eine Idee davon hast, wie du grade deine Arme und Beine hältst.
Sogenannte motorische Nerven dienen als Steuerelemente unserer Muskeln. Machst du zum Beispiel Kniebeugen, sind es deine motorischen Nervenzellen, die deine Muskeln ansteuern und die Muskelfasern im für die Bewegung richtigen Maße zum Zusammenziehen (kontrahieren) bringen. Bist du nach einem Unfall querschnittsgelähmt und kannst deine Beine nicht mehr bewegen, dann ist eine Verletzung deines Rückenmarks oder deiner motorischen Nerven ursächlich dafür.
Im Gehirn führen die Nervenzellen dein Denken aus, steuern dein Handeln und dein Verhalten, bilden dein Gedächtnis und deine Emotionen.
Dein Körper steht außerdem unter der Kontrolle eines sogenannten vegetativen oder autonomen Nervensystems, eines Nervensystems, das unwillkürlich unterbewusst die Funktionen und Abläufe deines Körpers steuert. Beispiele dafür sind die Atemfrequenz, die Schnelligkeit deines Herzschlags, die Ausschüttung von Botenstoffen und Hormonen und die Tätigkeiten deiner Verdauungs- und Stoffwechsel-Organe.
Tätigkeitsfeld des Neurologen
Entsprechend der Komplexität des Nervensystems in deinem Körper ist auch das Arbeitsfeld des FA für Neurologie sehr vielschichtig. Es beinhaltet unter anderem die Vorbeugung, Erkennung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen der verschiedenen Nervensysteme inklusive der Muskelerkrankungen. Das Tätigkeitsfeld eines Neurologen umfasst sowohl akute neurologische Krankheitsbilder wie zum Beispiel den Schlaganfall, eine Hirnblutung oder Meningitis (Hirnhautentzündung) als auch chronische Erkrankungendes Nervensystems und der Muskeln.
Chronische Erkrankungen aus dem Bereich der Nervenheilkunde sind zum Beispiel die „Schüttelkrankheit“ Morbus Parkinson oder andere chronisch (autoimmun) entzündliche Erkrankungen des Nervensystems wie die Multiple Sklerose (Encephalomyelitis disseminata, MS), bei der die „Isolierung“ der Nerven angegriffen wird.
Muskelerkrankungen können erblich (genetisch) bedingt sein, durch Entzündungen hervorgerufen werden, durch Störungen der zum Muskel führenden Nerven oder der Muskeln an sich verursacht werden. Diese Krankheiten werden in ihrer Komplexität als neuromuskuläre Erkrankungen zusammengefasst und werden auch vom Neurologen diagnostiziert und behandelt. Dazu zählen zum Beispiel die besonders im Kindesalter auftretende Duchenne-Muskeldystrophie, die Myasthenia gravis (Myasthenia gravis pseudoparalytica, Myasthenie) und die Spinale Muskelatrophie. Auch die mit fortschreitenden Muskelschwächen und Lähmungen einhergehende ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), bei der die Muskel-versorgenden Nervenzellen zerstört werden, ist eine neuromuskuläre Erkrankung.
Die Überprüfung der Denkleistung (Kognition) bei fortschreitenden Erkrankungen wie der Demenz, Testung der Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit der Nerven zur Abklärung einer Nervenstörung wie der Polyneuropathie sowie Erkennung und Ursachenklärung von Lähmungen oder Bewegungsstörungen gehören gleichermaßen zum Arbeitsfeld des Facharztes für Neurologie. Einen nicht unerheblichen Teil der Tätigkeit eines Neurologen nimmt die Diagnostik von Krampfleiden und Epilepsien und Abklärung von außergewöhnlichen Kopfschmerzen und Migräne ein. Auch Krebs-Diagnostiken und Tumortherapien führt der Neurologe durch.
Ausbildung zum Neurologen
Die Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie schließt sich an ein abgeschlossenes Medizinstudium mit Erwerb der Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes (Approbation) an. Die Weiterbildung umfasst 60 Monate Weiterbildungszeit.
24 Monate verbringt der Assistenzarzt in Weiterbildung in der stationären, neurologischen Patientenversorgung.
Sechs Monate werden in der neurologischen Intensivmedizin abgeleistet.
Zwölf Monate der Weiterbildung zum Facharzt für Neurologie werden im Bereich der Psychiatrie / Psychotherapie verbracht.
Der angehende Neurologe kann bis zu zwölf Monate in anderen Fachdisziplinen und bis zu 24 Monate Tätigkeit im ambulanten Bereich auf seine Weiterbildung anrechnen lassen.
Wo arbeitet ein Facharzt für Neurologie?
Für den Facharzt für Neurologie gibt es sowohl die Möglichkeit im stationären Bereich, also in Krankenhäusern oder Hochschulkliniken, als auch im ambulanten Bereich tätig zu werden. Ambulant kann der Facharzt sich in einer neurologischen Facharztpraxis, in medizinischen Versorgungszentren oder Spezial-Ambulanzen niederlassen.
Neurologen können außerdem einer (medizinischen) Forschungs- und Lehrtätigkeit nachgehen.
Wann gehst du zum Facharzt für Neurologie?
Das Tätigkeitsfeld des Facharztes für Neurologie umfasst die Erkrankungen des Nervensystems und der Muskeln. Einige typische Beschwerden und Krankheitsbilder in diesem Bereich sind nachfolgend zusammengestellt:
Immer wieder brennen und schmerzen deine Füße? Du verspürst so ein seltsames Kribbeln, ein Ameisenlaufen in den Füßen und Testungen beim Hausarzt legen besonders in Hinblick auf deine Vorerkrankungen den Verdacht einer bestimmten Nervenstörung, einer Polyneuropathie, nahe? Polyneuropathien sind häufige Folgen der Zuckerkrankheit, dem Diabetes mellitus, können aber auch durch viele andere Ursachen bedingt sein. Der Neurologe ist der Experte in der Abklärung einer Nervenstörung.
Du leidest an Muskelschwäche, Lähmungserscheinungen, seltsamen Kribbel-Missempfindungen oder Taubheitsgefühlen? Diese Beschwerden können möglicherweise Hinweise auf Erkrankungen deiner Nerven oder Muskeln sein. Diese Symptome sind daher ein häufiger Vorstellungsgrund beim Facharzt für Neurologie. Der Nervenarzt kann deinen Beschwerden auf den Grund gehen.
Seit längerem leidest du bereits an der Erkrankung Epilepsie? Oder ein erster Krampfanfall hat dich in die Notaufnahme eines Krankenhauses geführt? Die Diagnostik und Therapie von Krampfleiden und Epilepsien ist ein Teilgebiet der Tätigkeit eines Neurologen.
Kopfschmerzen (Cephalgien) im Allgemeinen sind häufige Beschwerden und sollten dich in aller Regel erst einmal zum Hausarzt führen. Ursachen und Hilfe bei Kopfschmerzen
Leidest du aber an einer bekannten Migräne, hast Kopfschmerzen (Cephalgien) und begleitend dazu Kribbeln deiner Finger oder Flimmern vor den Augen oder immer wiederkehrende Kopfschmerz-Attacken bis zu mehrmals täglich, kann das ein Grund sein, dir einen Termin beim Neurologen geben zu lassen. Migräne-Arten und Ursachen.
Plötzliche, heftigste, nie dagewesene Kopfschmerzen, starke Kopfschmerzen nach einem Sturz oder Unfall, Kopfschmerzen mit begleitenden Lähmungserscheinungen oder beispielsweise Kopfschmerzen in Kombination mit Lichtscheu (Photophobie) und hohem Fieber können Hinweise auf eine ernstere Ursache sein. Ab welcher Temperatur beginnt hohes Fieber? In diesen Fällen solltest du umgehend einen Neurologen aufsuchen. Lies mehr zu Ursachen und Therapie von Kopfschmerzen.
Urplötzlich hat alles begonnen sich zu drehen? Du leidest an ungeheurem Schwindel und alles dreht sich? Schwindel kann neben Ursachen aus dem HNO-Bereich (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde) auch neurologische Ursachen haben. Neben einem Gang zum Hausarzt und/oder Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde kann eine Schwindelabklärung auch durch einen Neurologen erfolgen. Ursachen und Therapie bei Schwindel
Dir zittern die Hände (Tremor)? Deine Bewegungsabläufe oder dein Gangbild sind gestört? Dir fällt es schwer in die Bewegung „hinein“ zu kommen und hast insbesondere zum Beginn einer Bewegung eine seltsame „Starthemmung“? Deine Muskeln sind verkrampft oder seltsam schwach? Deine Bewegungen wirken in letzter Zeit so unkoordiniert oder „abgehackt“? Bewegungsstörungen, Gangstörungen oder Zittern können Symptome einer neurologischen Erkrankung sein. Der Facharzt für Neurologie kann deine Nerven darauf untersuchen.
Urplötzlich ist Oma ganz anders als sonst? Ihre eine Gesichtshälfte oder der Mundwinkel hängt schlaff herab? Sie klagt über Sehstörungen oder Doppelbilder? Sie sagt alles dreht sich plötzlich, sie kann gar nicht mehr richtig gehen? Oder sie kann nicht reden, redet irgendwie verwaschen oder findet ihre Worte einfach nicht? Sie kann einen Arm nicht mehr heben und/oder wirkt seltsam abwesend? Oder sie klagt über nie dagewesene plötzliche starke Kopfschmerzen? Alle diese Symptome können Hinweise auf einen akuten Schlaganfall sein, der nicht nur bei älteren Menschen durch einen Verschluss eines hirnversorgenden Blutgefäßes oder eine Hirnblutung ausgelöst werden kann. Ein akuter Schlaganfall ist ein Notfall. Die zu wenig durchbluteten Anteile des Gehirns können absterben. In einem solchen Fall solltest du dich direkt an den Rettungsdienst oder andere medizinische Hilfe wenden. Ein Facharzt für Neurologie ist im Krankenhaus mit der Diagnostik und Therapie eines Schlaganfalls betraut.
Du hast das Gefühl, du wirst immer vergesslicher? Auch dein Hausarzt ist der Meinung eine Abklärung einer Demenz könnte sinnvoll sein? Dann kann ein Termin beim Neurologen sinnvoll sein.
Seit wenigen Tagen leidest du unter Rücken- und Beinschmerzen und dein Hausarzt hat den starken Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall (Discus prolaps) geäußert. Nun hast du elektrisierende Schmerzen, die beispielsweise auf der Rückseite deines Oberschenkels bis zur Wade ziehen, hast beginnende Lähmungserscheinungen oder Kribbelgefühle in den Füßen oder hast gar Probleme das Wasser zu halten? Diese neurologischen Symptome können beim Bandscheibenvorfall durch Einklemmung von Nervenwurzeln oder dem Rückenmark entstehen. Der Neurologe ist der richtige Ansprechpartner zur Beurteilung deiner Beschwerden. Mithilfe von Untersuchungen und Messungen kann er dir raten, wie deine weitere Therapie des Bandscheibenvorfalls aussehen sollte.
Untersuchungen beim Facharzt für Neurologie
Um die verschiedenen Komponenten deines Nervensystems zu untersuchen, kann der Facharzt für Neurologie diverse Untersuchungsmethoden durchführen:
Neurologische körperliche Untersuchung: In der Regel untersucht der Facharzt für Neurologie dich zunächst einmal körperlich. Dabei testet er mithilfe eines Reflexhammers deine Reflexe und prüft die Funktionsfähigkeit deiner Hirnnerven. Er leuchtet dir mit einer Pupillenleuchte in die Augen und testet, ob Muskellähmungen oder Muskelspastiken vorliegen. Auch Stand- und Gang- sowie Koordinationsübungen können Teil der Untersuchung sein.
Elektroenzephalographie (EEG): Mithilfe der Elektroenzephalographie, auch EEG abgekürzt, kann der Facharzt für Neurologie die elektrischen Ströme in deinem Gehirn aufzeichnen. Die Kommunikation deiner Nervenzellen geschieht unter anderem durch Potentialveränderungen, also eine Art elektrische Spannung und Strom. Zur Messung der Gehirnströme wirst du „verkabelt“. An bestimmten Stellen deines Kopfes werden Elektroden positioniert, die mit einem Kabel versehen sind. Diese Elektroden messen die elektrischen Ströme und leiten sie an das Untersuchungsgerät weiter. Der Computer zeichnet aus den Strom-Ableitungen Kurven, das Elektroenzephalogramm. Diese Kurven können vom Neurologen interpretiert werden. Veränderungen im EEG treten zum Beispiel bei entzündlichen Prozessen, Tumoren, Epilepsien oder Hirnschädigungen zum Beispiel nach einem Schlaganfall auf. Das EEG wird außerdem in der Hirntoddiagnostik genutzt. Wann zum EEG?
Elektromyographie (EMG): Mithilfe der Elektromyographie kann die elektrische Aktivität in deinen Muskeln gemessen werden. Beim EMG werden oberflächliche, auf der Haut aufgeklebte Elektroden verwendet oder Nadel-Elektroden, die in den Muskel gepiekst werden. Gemessen wir dann zum Beispiel, ob der Muskel eine krankhafte Spontanaktivität hat. Damit ein Muskel sich zusammenzieht, bedarf es eigentlich eines Nervensignals. Elektrische Spontanaktivitäten oder Veränderungen der elektrischen Ströme können Hinweise auf Nerven- und Muskelerkrankungen liefern.
Elektroneurographie (ENG): Die Elektroneurographie dient dem Neurologen als Untersuchungsmethode eines einzelnen Nerven. Mit einem leichten elektrischen Strom wird der Nerv gereizt. Anschließend kann mithilfe einer Elektrode gemessen werden, wie schnell und gut der Nerv den Strom leitet. Dabei wird zum Beispiel die Nervenleitgeschwindigkeit bestimmt, die bei Nerven-Erkrankungen verändert sein kann.
Messung von Evozierten Potentiale: Bei der Messung von Evozierten Potentialen werden bestimmte Nerven oder Sinnesorgane gereizt und parallel dazu die Reizantwort des Gehirns gemessen. Unsere Sinneswahrnehmungen werden im Gehirn verarbeitet. Evozierte Potentiale sind also umgangssprachlich Ströme oder elektrische Potentialveränderungen im Gehirn, die durch Sinnesreize hervorgerufen, also evoziert werden. Um die Reizantwort des Gehirns messen zu können, wird gleichzeitig ein Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichnet. Eine Art der evozierten Potentiale sind die VEP, die visuell evozierten Potentiale. Bei der Messung betrachtest du einen Bildschirm. Auf diesem Bildschirm wird dir ein Schachbrettmuster präsentiert, was sich fast sekündlich ändert. Deine Augen nehmen die Muster wahr und über den Sehnerv werden die Informationen über verschiedene Stationen deines Gehirns geleitet. Gemessen werden kann dann zum Beispiel die Zeit, wie lang es dauert, bis dein Sehnerv die Information an deine Sehbahn im Gehirn geleitet hat. Diese Untersuchung kommt zum Beispiel in der Diagnostik der Multiplen Sklerose zum Einsatz. Entsprechend dem VEP kann zum Beispiel auch die Hörbahn mithilfe der AEP, den akustisch evozierten Potentialen, getestet werden.
Sonographie (Ultraschall) und farbkodierte Doppler-/Duplex-Sonographie: Der Ultraschall wird in der Neurologie vorwiegend dazu genutzt, um die hirnversorgenden Gefäße und den Blutfluss darin zu beurteilen. Mithilfe der farbkodierten Doppler-/Duplex-Sonographie kann der Blutfluss auf dem Bildschirm hörbar und farblich sichtbar gemacht werden. Engstellen oder Veränderungen der Gefäßwände zum Beispiel der zum Kopf ziehenden Halsschlagader (Arteria carotis) können aufgespürt werden.
Bildgebende Verfahren: Oftmals benötigt der Neurologe zum Beispiel zur Beurteilung einer Erkrankung des Gehirns eine Bildaufnahme. Diese Bildaufnahmen kann er bei seinen ärztlichen Kollegen, den Radiologen, in Auftrag geben: Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) können die Strukturen im Schädel untersucht werden. Die MRT kommt dabei ganz ohne den Einsatz von Röntgen-Strahlung aus. Mithilfe der MRT können Veränderungen des Gehirns gut im Detail sichtbar gemacht werden. Doch dauert eine MRT-Aufnahme meist länger und auch Wartezeiten auf einen MRT-Termin können lang sein. Das CCT (kraniales CT, Schädel-CT) kommt dann zum Einsatz, wenn es schnell gehen muss. Beim CT werden Röntgen-Strahlen zur Darstellung verwendet. In Notfallsituationen, zur Diagnostik von Schlaganfällen oder Blutungen wird meist ein CT durchgeführt.
Liquorpunktion: Der Liquor ist die Flüssigkeit, die dein Gehirn und dein Rückenmark umgibt. Im stationären Bereich können Untersuchungen des Hirnwassers durchgeführt werden. Bei einer Liquorpunktion wird mithilfe einer Nadel Hirn-/Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal entnommen. Der Liquor kann anschließend untersucht werden. Dabei können beispielsweise Eiter und Bakterien Hinweis auf eine Meningitis (Hirnhautentzündung) liefern, Tumorzellen oder Blutungen gefunden werden oder besondere Eiweiße untersucht werden, die bei bestimmten Erkrankungen im Hirnwasser auftreten.