Die Neuroborreliose ist eine Komplikation der Lyme-Borreliose. Sobald sich die bakteriellen Erreger der Borreliose, also Bakterien der Gattung Borrelia, nach einem Zeckenstich in deinem Körper ausbreiten, können sie auch dein Gehirn und deine Nervenbahnen befallen. In schätzungsweise drei bis 15 Prozent der Borreliose-Fälle kann das der Fall sein. Besonders Kinder sind häufig von der Neuroborreliose betroffen.
Was verursacht Neuroborreliose?
Neuroborreliose wird, genau wie die Lyme-Borreliose, von Bakterien der Gattung Borrelia hervorgerufen. Die Borrelien liegen im Mitteldarm infizierter Zecken. Beginnt die Zecke nach dem Stich in deine Haut mit dem Blutsaugen, aktivieren die Borrelien ihren Stoffwechsel und wandern nach etwa 24 Stunden in die Speicheldrüsen der Zecke. Von dort können sie in die Stichwunde und damit in deinen Körper übertragen werden. Daher: Je schneller du eine Zecke entdeckst und entfernst, desto größer die Chance, dass sie Borrelien noch nicht übertragen hat.
Bei einer Neuroborreliose kommt es innerhalb von Wochen bis Monaten nach der Infektion mit Borrelien zu einer Entzündung deiner Hirnhäute sowie deiner Nervenwurzeln. Lies mehr zum Krankheitsverlauf der Borreliose.
Die Neuroborreliose kann je nach ihrem Ausprägungsmuster in zwei Formen unterteilt werden:
In 90 bis 95 Prozent der Fälle kommt es bei einer Neuroborreliose zu einer Entzündung deiner Hirnhäute sowie deiner Nervenwurzeln. Das kann Lähmungen, Schmerzen und Missempfindungen verursachen. Häufig sind neben Armen und Beinen auch eine oder beide Seiten deines Gesichts betroffen, Mediziner sprechen dann von einer Faszialisparese. Die Symptome dauern in der Regel weniger als sechs Monate an. Bei Kindern äußert sich die Neuroborreliose am häufigsten in einer Gesichtsnervenlähmung oder einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Lies mehr zu Therapie und Heilungschancen bei Meningitis
In circa fünf bis zehn Prozent der Neuroborreliose-Fälle kommt es zusätzlich zu einer Entzündung deines Gehirns und deines Rückenmarks. Dieser Verlauf der Neuroborreliose ist zwar häufig schmerzfrei, dauert allerdings oft über mehr als sechs Monate an. Langzeitschäden einer Neuroborreliose unter Beteiligung des Gehirns und Rückenmarks sind häufiger und schwerer als bei einer Entzündung der Hirnhäute und Nervenwurzeln. Denn bei einer Entzündung von Nervengewebe können sich zerstörte Zellen nicht mehr nachbilden und sind für immer verloren. Nicht abheilende (chronische) Verläufe sind bei Neuroborreliose möglich. Die Beschwerden bessern sich dann nicht mehr. Symptome einer Neuroborreliose mit Entzündung deines Gehirns und deines Rückenmarks können sein: Gang- und Bewegungsstörungen, Probleme beim Wasserhalten und beim Stuhlgang (Inkontinenz), Sprach-, Hör- oder Wahrnehmungsstörungen, epileptische Anfälle.
Außerdem können folgende Symptome einer durch Zecken übertragenen Borreliosebereits vor Beginn der Neuroborreliose auftreten, frühestens jedoch 7 Tage nach dem Zeckenstich. Da viele Symptome der Borreliose auch zu anderen Krankheiten passen, machen diese sogenannten unspezifischen Symptome die korrekte Diagnose der Borreliose oft schwer.
Erythema migrans (Wanderröte): Hierbei bildet sich um den Zeckenstich ein roter Rand, der sich langsam um bis zu 5 Millimeter pro Tag nach außen ausbreitet. Schon bei den ersten Anzeichen einer Wanderröte solltest du unbedingt zum Arzt gehen.
Starke Schmerzen in verschiedenen Gelenken sowie Nacken- und Rückenschmerzen.
Meist einseitige Rachen- und Zungengrundschmerzen.
Immer wiederkehrende und oft lange nicht ausheilende Nasennebenhöhlen-Infektionen mit Schleimhautschwellungen.
Schmerzlose oder schmerzhafte Lymphknotenschwellungen am Hals und Nacken, unter den Achseln und in den Leisten.
Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe am ganzen Körper ohne vorherige körperliche Beanspruchung.
Schmerzen an Sehnen und Bändern: Achillessehnenschmerzen, „Tennisarm“ oder „Golfarm“, Karpaltunnelsyndrom, „springende“ Finger oder Fußsohlenschmerzen mit morgendlichem Anlaufschmerz.
Schienbein- und Fersenbeinschmerzen (vor allem nachts im Liegen).
„Wundschmerzen“ der Rippenansätze im Brustbeinbereich und am unteren Rippenbogen, oft verbunden mit dem Gefühl eines verminderten Atemvolumens und eines Druckes auf dem Brustkorb.
Brennschmerzen der Haut und/oder Taubheitsgefühle, die verteilt am ganzen Körper auftreten oder auf einzelne Hautbereiche beschränkt sind.
Spontanzuckungen der Muskeln in verschiedenenKörperregionen.
Plötzlich einschießende starke Schmerzen in der Muskulatur.
Attackenartiges, in der Regel nachts auftretendes Herzrasen ohne jede körperliche Anstrengung.
Veränderung eines vorher normalen Blutdruckes auf Bluthochdruck-Werte, wobei meist der diastolische Wert (Druck beim Erschlaffen des Herzmuskels) über 90 mm Hg ansteigt. Ursachen und Behandlung von Bluthochdruck
Augenmuskelschmerzen, leichte Doppelbilder, Lidschwäche, Störungen der Nah- und Ferneinstellung des Auges (Akkomodationsstörungen), Pupillenstörungen, häufige Augenentzündungen mit Augenbrennen, Trockenheits- sowie Fremdkörpergefühl.
In der Nacht auftretende stark brennende und ziehende Schmerzen in meist nur einem Bein oder Arm (Bannwarth-Syndrom)
Gestörtes Temperaturempfinden mit oft ausgeprägtem Frieren, heftigen, überwiegend nächtlichen Schweißausbrüchen, die aber auch tagsüber schubweise bei Männern und Frauen auftreten können.
Sexuelle Funktionsstörungen, Libidoverlust, Menstruationsstörungen, Erektionsstörungen und Brustdrüsenschmerzen.
Brennschmerzen der Blase und Schmerzen des Hodens ohne Nachweis von Bakterien im Urin, sehr häufiges Wasserlassen, Harninkontinenz, Leistenschmerzen ohne organischen Befund.
Magenschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Stuhlunregelmäßigkeiten, Appetitverlust, neu auftretende Laktose- oder andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Stoffwechselveränderungen wie Übersäuerung, neu auftretende Cholesterinwerterhöhungen, Alkoholunverträglichkeit. Normalwerte für LDL und Normalwerte für HDL
Schilddrüsenfunktionsstörungen (meist Unterfunktion mit TPO-Autoantikörpern, die sog. Hashimoto-Thyreoiditis)
Störung des Serotoninstoffwechsels mit Gereiztheit, Panikattacken, Angstzuständen, latenter Aggressivität, Wutanfällen, ausgeprägten depressiven Stimmungsschwankungen und emotionaler Labilität.
Bei Kindern: Aufmerksamkeitsstörungen und motorische Unruhe mit der Folge von Lernschwierigkeiten („ADHS“), Gereiztheit, Streitsucht und Aggressivität.
Selten sind psychische Veränderungen wie Psychosen, Zwangssymptome, manisch-depressive Stimmungsschwankungen, Irritierbarkeit und Aggressivität.
Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses, Konzentrationsstörungen, erhöhte Ablenkbarkeit, Aufmerksamkeitsstörungen und verminderte Lernfähigkeit und Auffassungsgabe.
In schweren Fällen Orientierungsstörungen und Gedächtnisverlust wie bei Morbus Alzheimer, Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Diffuser Haarausfall (meist bei Frauen) sowie Nagelwachstumsstörungen mit Brüchigkeit.
Welcher Arzt hilft bei Neuroborreliose?
Erster Ansprechpartner zur Zecken-Entfernung und Abklärung zeckenbedingter Erkrankungen ist dein Hausarzt oder ein Facharzt für Allgemeinmedizin. Um die Borreliose von einer viralen oder bakteriellen Meningitis zu unterscheiden, kann dich dein Hausarzt bei Verdacht auf eine Neuroborreliose oder zur Untersuchung deiner Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit an einen Facharzt für Neurologie überweisen. Untersuchungen beim Neurologen
Untersuchungen bei Neuroborreliose
Lies in unserem Artikel zur Borreliose, welche Tests zum Nachweis von Borreliose und Neuroborreliose zum Einsatz kommen können. Untersuchungen bei Borreliose
Was hilft bei Neuroborreliose?
Eine Borreliose lässt sich mit Antibiotika behandeln. Eingesetzt werden die Wirkstoffe Doxycyclin, Penizillin G, Ceftriaxon oder Cefotaxim. Diese medikamentöse Neuroborreliose Therapie dauert bei früh entdeckter Neuroborreliose in der Regel 14 Tage und 14 bis 21 Tagen bei Neuroborreliose im späteren Stadium. Wenn die Antibiotika bei dir nach zwei bis drei Wochen nicht anschlagen, heißt das nicht, dass die Borrelien überleben und daher weiterhin Beschwerden verursachen. Es kann vielmehr sein, dass du aufgrund der unspezifischen Symptomatik eine falsche Diagnose erhalten hast und gar keine Neuroborreliose hast, sondern eine andere Erkrankung, die nicht auf die verabreichten Antibiotika anspricht.
Reichen Antibiotika zum Einnehmen aufgrund eines fortgeschrittenen Borreliose-Stadiums nicht aus, um alle Borrelien in deinem Körper abzutöten, kann der Wirkstoff Ceftriaxon auch als Infusion verabreicht werden (intravenöse Antibiotikatherapie). Doch Vorsicht: Ceftriaxon kann das Entstehen von Gallensteinen begünstigen. Bei Kindern kann sich auch sogenannter Gallengries bilden. Das sind viele kleine Gallensteinchen, die sich meistens wieder auflösen, sobald das Antibiotikum abgesetzt wird.
Je eher die Borreliose und damit auch die Neuroborreliose erkannt und behandelt wird, desto besser sind deine Heilungschancen. Eine einmal überstandene Borrelien-Infektion verschafft dir allerdings keine Immunität. Derzeit gibt es auch noch keine Impfung gegen Borreliose. Daher ist ausreichender Zeckenschutz umso wichtiger.
Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist eine durch Zeckenstiche übertragene bakterielle Infektionskrankheit, die erstmals 1976 in Lyme (Connecticut, USA) beobachtet wurde. Überträger der Krankheitserreger der Bakteriengattung Borrelia ist der Holzbock Ixodes ricinus. Vom Borreliose-Bakterium befallene Zecken tragen den Erreger in ihrem Darm mit sich herum und übertragen ihn bei ihrer Blutmahlzeit. Borreliose verläuft unbehandelt in mehreren Stadien und kann schwere Folgeschäden nach sich ziehen. Eine seltene Art der Borreliose ist das sogenannte Rückfallfieber. Erreger für diese Art der Borreliose ist das Bakterium Borrelia recurrentis. Es kann von Zecken aber auch von Läusen übertragen werden. Im Verlauf der Erkrankung treten hier immer wieder Fieberphasen von drei bis sieben Tage auf. Hinzu kommen Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen sowie ein stecknadelkopfgroßer Hautausschlag.
Das Tückische an der Borreliose ist, dass ihr Krankheitsbild sehr vielfältig ist. Borreliose-Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Gelenkschmerzen, Sehstörungen oder Herzrasen passen beispielsweise auch zu anderen Krankheiten. Das macht die korrekte Diagnose der Borreliose oft schwer. Häufig bleibt auch der Zeckenstich völlig unbemerkt und die charakteristische Wanderröte auf der Haut bleibt aus. Wird dein Immunsystem mit den Borreliose-Erregern nicht fertig, können sie sich über den Blutweg immer weiter in deinem Körper ausbreiten, Muskeln und Gelenke, schlimmstenfalls Gehirn und Rückenmark befallen. Dieser Infektionsweg kann sich über Wochen und Monate hinziehen und eine Therapie sehr schwierig machen. Je eher die Borreliose erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Eine einmal überstandene Borreliose verschafft dir allerdings keine bleibende Immunität gegen die Borreliose-Erreger. Weitere Borreliose-Infektionen sind also jederzeit möglich.
Krankheitsverlauf der Borreliose
Die Borreliose verläuft meistens in drei Phasen:
Das erste Stadium der Borreliose verursacht in der Regel keine Beschwerden. Bei auftretender Wanderröte (Erythema migrans) zeigt sich eine kreisrunde Rötung mit gut abgrenzenden Rändern auf deiner Haut, die von der Stich-Stelle ausgeht und sich kreisrund weiter verbreitet. Mit der Zeit verblasst diese Rötung von innen heraus und verursacht meistens keine weiteren Beschwerden. Die Wanderröte entsteht, weil sich die mit dem Zeckenspeichel in deine Haut abgegebenen Borrelien in der Haut an der Stichstelle vermehren und langsam kreisförmig ausbreiten. Bei etwa der Hälfte der mit Borrelien infizierten Menschen fehlt die Rötung, bei anderen kann sie über Monate bestehen bleiben.
Im zweiten Stadium der Borreliose kommt es einige Tage bis zu zehn Wochen nach dem Zeckenstich zu grippeähnlichen Symptomen. Lies mehr zum Thema Grippe und Grippe-Impfung. Die grippeähnlichen Symptome sind ein Zeichen dafür, dass sich die Borreliose-Erreger über dein Blut in deinem ganzen Körper ausbreiten. Blutgefäße an Nerven, Muskeln und Knochengewebe können sich entzünden und vom Nacken ausstrahlende Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Fieber, Schwindel, Herzklopfen und
Schweißausbrüche verursachen. Reizen die Borrelien massiv deine Nerven, kann es zu Kribbeln, Hitze-und Kältegefühl, Schmerzen an Bändern und Sehnen an Hand- und Ellenbogengelenk, in Rücken und Beinen kommen. Da diese Symptome der Borreliose auch auf andere Krankheiten wie Grippe, Arthritis, Sehnenscheidenentzündung oder Bandscheibenvorfall zutreffen, macht es die eindeutige Zuordnung zur Borreliose schwierig. Manchmal kommt es im Stadium 2 der Borreliose auch zu Muskellähmungen im Gesicht. Das wird als Faszialisparese bezeichnet.
Im dritten Stadium der Borreliose setzen sich die Borrelien in deinem Bindegewebe fest. Hier sind sie für deine körpereigenen Abwehrzellen sehr schwer zu erreichen. Die Borrelien können daher Monate oder Jahre überdauern, bis sie wieder aktiv werden. Dann verursachen sie Gelenkentzündungen in Kiefer-, Hand- und Sprunggelenk. Entzündungen von Augen, Muskeln, Knochengewebe oder Weichteilen sind ebenfalls möglich. Breiten sich die Erreger weiter aus, kann es zu Meningitis (Hirnhautentzündung) kommen sowie zu Entzündungen in Gehirn, Gehirnhäuten und Rückenmark (Meningoenzephalomyelitis). Die Behandlung von Stadium 3 der Borreliose ist ein langwieriger Prozess. Als dauerhafte Schäden können zum Beispiel Lähmungen, anhaltende Schmerzen, Muskelschwäche, Gelenksteifheit und chronische Müdigkeit zurück bleiben.
Ursachen und Erreger von Borreliose
Die bakteriellen Überträger von Borreliose, Borrelien genannt, liegen im Mitteldarm infizierter Zecken. Beginnt eine mit Borrelien infizierte Zecke mit dem Blutsaugen, aktivieren die Borrelien ihren Stoffwechsel. Sie wandern allerdings erst nach etwa 24 Stunden in die Speicheldrüsen der Zecke. Von dort können sie in die Stichwunde und damit in deinen Körper übertragen werden. Daher: Je schneller du eine Zecke entdeckst und entfernst, desto größer ist die Chance, dass die Borrelien noch nicht übertragen wurden.
Erreger der Borreliose sind Bakterien der Gattung Borrelia (Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii, Borrelia garinii). Sie werden über Zeckenstiche auf uns Menschen übertragen. Die Zecke selbst infiziert sich mit den Borrelien, indem sie beim Stich das Blut infizierter Mäuse, Ratten, Siebenschläfer, Rehe und Vögel aufnimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass du dich bei einem Zeckenstich mit Borrelien infizierst, hängt von dem Durchseuchungsgrad der Zecken sowie der Stichdauer ab. Kommt es nach einem Zeckenstich zu einer Borrelien-Infektion mit Antikörperbildung, entwickelt in der Regel nur ein kleiner Teil der Betroffenen klinische Symptome einer Borreliose.
Borrelien sind sehr geschickt. Sie können ihre Eiweiß-Oberfläche verändern und sich somit vor deinem Immunsystem und den gegen sie gebildeten Antikörpern tarnen. Sobald dein Immunsystem die Verwandlung bemerkt, bildet es neue Antikörper. Das dauert jedoch seine Zeit und somit haben die Borrelien die Chance zu überleben.
Im Gegensatz zu FSME, bei der Viren sofort nach dem Zeckenstich über den infizierten Speichel in deine Haut gelangen, siedeln sich die Erreger der Borreliose im Darm der Zecke an. Beim Stich werden sie nicht sofort frei, sondern es dauert zwölf bis 24 Stunden, bis sie mit dem Zeckenspeichel abgegeben werden können. Sind die Borrelien mit dem Zeckenspeichel in die Einstichstelle gelangt, beginnen sie sich zu vermehren und wandern als geschlossene Front in deiner Haut von der Einstichstelle weg. Sie können aber auch über dein Blut verbreitet werden und dann deine Gelenke und das Nervensystem befallen.
Doch wie gelangt die Zecke auf deine Haut? Beim Spaziergang durch Feld, Wald und Wiese streifst du Zecken ab, die auf Farnen, Gras, Gestrüpp und Büschen in bis zu einem Meter Höhe sitzen. Gelangt eine Zecke auf deine Haut oder Kleidung, kriecht sie zu warmen, weichen und dünnhäutigen Stellen deines Körpers. Das sind vor allem Kopf, Hals, Schulter, Leistengegend, Kniekehlen, Armbeugen und Achseln. Hier ritzt die Zecke mit ihren Kieferklauen deine Haut ein, bohrt durch die entstandene Wunde eine Art Stachel ein und saugt sich fest. Meistens bemerkst du den Zeckenstich gar nicht, weil die kleinen Blutsauger mit ihrem Speichel einen schmerzstillenden Stoff in deine Haut injizieren. Ebenfalls sondert die Zecke aus ihren Speicheldrüsen eine gerinnungshemmende Substanz ab. Auf diese Weise kann sie ihre Blutmahlzeit über einen Zeitraum von bis zu einer Woche einnehmen, ohne dass sich die Stichstelle verschließt. Ist die Zecke satt, lässt sie sich fallen. Erkennbar ist das mit Blut vollgesogene Tierchen an seinem dicken, bräunlichen Hinterleib.
Am häufigsten befällt uns Menschen der sogenannte Holzbock (Ixodes ricinus). Er ist vormittags und am frühen Abend bei Temperaturen ab 10 °C hauptsächlich zwischen März und Oktober aktiv. Nicht jeder Zeckenstich führt aber automatisch zu Borreliose. Im Gegensatz zu FSME, deren Überträger auf bestimmte Risikogebiete beschränkt sind, kann Borreliose europaweit von Zecken übertragen werden.
Was sind die Symptome von Borreliose?
Symptome einer durch Zecken übertragenen Borreliose treten frühestens sieben Tage nach dem Zeckenstich auf. Die Borreliose beginnt fast immer mit einer sogenannten Wanderröte. Hierbei bildet sich um den Zeckenstich auf deiner Haut ein roter Rand, der sich langsam um bis zu fünf Millimeter pro Tag nach außen ausbreitet. Oft kommen Muskel- und Gelenkschmerzen und andere grippeähnliche Beschwerden hinzu. Schon bei den ersten Anzeichen einer Wanderröte solltest du zum Arzt gehen.
Bei unbehandelter Borreliose werden verschiedene Symptom-Ausprägungen unterschieden:
Stadium 1: Hier entsteht etwa ein bis vier Wochen nach dem Zeckenstich eine schmerzlose Rötung ohne Juckreiz, die von der Zeckenstich-Stelle über die Haut wandert. Diese Wanderröte, Erythema migrans genannt, ist kreisförmig und deine Haut hat dahinter ihre ganz normale Form. Vorsicht: Ein Verschwinden der Wanderröte ohne Behandlung bedeutet nicht, dass die Borreliose abgeheilt ist. Als Begleitsymptome können Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Lymphknotenschwellungen auftreten.
Stadium 2: Die Borreliose-Erreger breiten sich über dein Lymphsystem aus. In der Haut zeigt sich eine Flüssigkeitseinlagerung, das sogenannte Borrelien-Lymphozytom, auch als Lymphadenosis cutis benigna bezeichnet. Diese Flüssigkeitseinlagerungen bestehen hauptsächlich aus Lymphozyten, einer speziellen Form der weißen Blutkörperchen. Die Ansammlungen bilden etwa ein bis sechs Monate nach dem Zeckenstich Schwellungen und knötchenähnliche Verdickungen mit glatter Oberfläche, die eine blaue bis rote Farbe haben. Das Borrelien-Lymphozytom bildet sich meist an Ohrläppchen, Brustwarzen oder Hodensack. Begleitet wird dieses Hautbild unter Umständen von einer örtlichen Schwellung der Lymphknoten, Hirnhautentzündung und Nervenentzündung sowie schlaffen Lähmungen an Körper und Gesicht. Seltener sind Herzbeschwerden wie Herzrasen. Durch die Borreliose verursacht, können auch Erkrankungen wie Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und Pankarditis (Entzündung aller Schichten des Herzens) auftreten.
Stadium 3: Im letzten Stadium einer unbehandelten Borreliose zeigen sich meist an den Gliedmaßen durchscheinende Venen und zigarettenpapierartig gefaltete Haut. In einigen Fällen kann das Karpaltunnelsyndrom auftreten. Dabei ist ein bestimmter Handnerv schmerzhaft eingeklemmt. Als weitere Symptome von Stadium 3 der Borreliose kommen bestimmte Knoten (juxtaartikuläre Knoten) vor. Sie ähneln Rheumaknoten und sitzen an Knien, Ellenbogen und Unterarmen. Sind die Borrelien über dein Blut bis an deine Gelenke gelangt und haben diese besiedelt, kommt es zu Abwehrreaktionen deines Körpers wie zum Beispiel Entzündungen oder Gelenkschmerzen. Mediziner sprechen von Lyme-Arthritis. Begleitet wird die Lyme-Arthritis von einer Symptomatik, die einem Schlaganfall ähnelt: Lähmungen in Armen, Beinen und/oder im Gesicht, Sehverschlechterung, Gangstörungen sowie Blasenstörungen. Diese Symptome können allerdings auch auf eine Multiple Sklerose hinweisen. Eine Blutuntersuchung auf Antikörper gegen die Erreger der Borreliose kann hier eventuell Klarheit verschaffen.
Reizen die Borrelien dein Nervensystem sehr stark, kann die sogenannte Neuroborreliose entstehen. Bemerkbar macht sich die Neuroborreliose durch starke bis unerträgliche Schmerzen und neurologische Beschwerden wie Schwindel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Müdigkeit, Persönlichkeitsveränderungen. Es kann auch zu Entzündungen des Gehirns (Enzephalomyelitis) kommen sowie zu Sehverschlechterungen und Tinnitus.
Kinder zeigen im Stadium 3 der Borreliose in der Regel häufiger Lähmungen im Gesicht. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Magenschmerzen und Sehstörungen können weitere Borreliose-Symptome bei Kindern sein. Da die Zecken bei Kindern gerne auch auf den Kopf kriechen und sich dort festsetzen, kann sich die Wanderröte (Erythema migrans) auf der Kopfhaut der Kleinen „verstecken“.
Welcher Arzt hilft bei Borreliose?
Erster Ansprechpartner in Sachen Zeckenschutz, Zecken-Entfernung und Abklärung zeckenbedingter Erkrankungen ist dein Hausarzt oder ein Facharzt für Allgemeinmedizin. Er kann dich bei Verdacht auf eine Neuroborreliose oder zur Untersuchung deiner Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (um die Borreliose von einer viralen oder bakteriellen Meningitis zu unterscheiden) an einen Facharzt für Neurologie überweisen.
Untersuchungen bei Borreliose
Eine Borreliose kann aufgrund ihrer Symptome und ihres Verlaufs in vielen Formen auftreten. Das erschwert die Diagnose oft erheblich, besonders in späteren Krankheitsstadien. Bevor die Borreliose-Diagnose feststeht, sollten andere mögliche Ursache für die von dir genannten Beschwerden ausgeschlossen werden. Bei der Diagnose der Borreliose können einige mehr oder weniger umstrittene Borreliose Testverfahren zum Einsatz kommen.
Optische Diagnose der Borreliose
Erythema migrans oder Wanderröte kann aufgrund ihres typischen Hautbildes vom Arzt schon mit bloßem Auge und ohne Laboruntersuchung diagnostiziert werden. Allerdings kann eine bakterielle Infektion mit Streptokokken oder Staphylococcus aureus am Anfang ein ähnliches Hautbild hervorrufen: die Wundrose (Erysipel). Wundrose zeigt sich als eine sich rasch ausbreitende, scharf begrenzte, flammenförmige und hochrote Hautveränderung. Die gerötete Haut schwillt dabei an und ist sehr warm. Weitere Symptome der Wundrose sind kleine rote Punkte ohne Begleiterscheinungen bis hin zu hohem Fieber mit Schüttelfrost. Warum frierst du bei Fieber?
Borreliose-Bluttests sind umstritten
Die Lyme-Arthritis und die Neuroborreliose können mit Untersuchungen deines Blutserums nachgewiesen werden. Bei der Lyme-Arthritis kann durch die serologischen Untersuchungen abgeklärt werden, ob wirklich eine Infektion mit Borrelien vorliegt oder ob deine Beschwerden auf eine andere durch Bakterien hervorgerufene Gelenkerkrankung zurückzuführen sind. Beispiele hierfür sind Campylobacter-Infektionen oder Infektionen mit Yersinien. Ähnliche Symptome wie die Neuroborreliose rufen andere Erkrankungen des Nervensystems hervor, zum Beispiel eine Trigeminusneuralgie (unerträglicher Gesichtsschmerz). Auch hier können durch eine Untersuchung deines Blutserums möglicherweise Antikörper gegen den Borreliose-Erreger nachgewiesen werden und damit Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik wie die der Neuroborreliose ausgeschlossen werden.
Dein Arzt wird dir zur Diagnose der Borreliose nach einem Gespräch (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung Blut abnehmen. Aus dem Serum können im Labor mit speziellen Tests Antikörper gegen den bakteriellen Erreger Borrelia burgdorferi (IgM, IgE) nachgewiesen werden. Doch bedenke: Die Antikörperbildung gegen die Erreger der Borreliose dauert bis zu acht Wochen. Im Stadium 1 der Borreliose sind die Antikörper also noch nicht vorhanden.Ein negativer Bluttest bedeutet zu diesem Zeitpunkt daher nicht, dass keine Infektion mit Borrelien vorliegt.
Ein negatives Testergebnis auf Borrelien bedeutet auch in anderen Fällen nicht unbedingt, dass auch wirklich keine Borreliose vorliegt. Das Immunsystem mancher Menschen produziert keine oder kaum Antikörper gegen Borrelien. Das kann an einer genetischen Veranlagung liegen oder auch an einem geschwächten Immunsystem. Auch wenn du aufgrund einer anderen Erkrankung mit sogenannten Immunsuppressiva (Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken) behandelt wirst, kann ein Borreliose-Test fälschlicherweise negativ ausfallen.
Wenn ein Borreliose-Test positiv ausfällt, ist das ebenfalls kein 100%-iger Nachweis für eine Borreliose-Infektion. Das positive Borreliose-Ergebnis sagt lediglich aus, dass du dich zu irgendeinem Zeitpunkt mit Borrelien infiziert hast. Ein einmaliger Borrelien-Antikörper-Test erlaubt aber keine Unterscheidung zwischen einer aktiven Borrelien-Infektion mit Symptomen und einer verborgenen Infektion ohne Symptome. Bei einer verborgenen Infektion mit Borrelien hättest du dich zwar mit Borrelien infiziert, aber diese wären von deinem Immunsystem so weit in Schach gehalten worden, dass die Borreliose nicht ausbricht. Ein Borreliose-Bluttest kann außerdem auch positiv ausfallen, wenn die Borrelien-Infektion schon lange zurück liegt und ausgeheilt ist.
Aus diesen Gründen wird ein positiver Borreliose-Bluttest vom Arzt in der Regel nur im Zusammenhang mit den typischen Borreliose-Beschwerden und der Vorgeschichte (Zeckenstich) als Beweis für eine Borreliose gedeutet.
Beim sogenannten Lymphozyten-Transformationstest (LTT) wird nicht nach spezifischen Antikörpern gegen die Borreliose-Erreger in deinem Blut gesucht, sondern an bestimmte Zellen (Lymphozyten) deines Immunsystems angesetzt. Eine Blutprobe von dir wird mit Teilen von Borrelien-Bakterien gemischt. Wenn sich deine Lymphozyten daraufhin schnell vermehren, wurden sie durch die Borrelien in Alarmbereitschaft versetzt. Das ist ein Zeichen für eine akute Borrelien-Infektion. Vermehren sich deine Lymphozyten durch den Kontakt mit Borrelien-Bestandteilen dagegen nur langsam, hast du keine Borreliose.
Durch den Lymphozyten-Transformationstest kann eine Borreliose-Infektion im Frühstadium anzeigen werden. Doch die Test-Ergebnisse sind nicht sehr zuverlässig, weil der LTT auch bei Menschen positiv ausfallen kann, die noch nie in Kontakt mit Borrelien waren.
Borreliose oder Hirnhautentzündung?
Eine Untersuchung deiner Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) kann nötig werden, um die Borreliose von einer viralen oder bakteriellen Meningitis (Hirnhautentzündung) zu unterscheiden. Bei der Lumbalpunktion wird unter örtlicher Betäubung aus dem Raum, der das Rückenmark umgibt, etwas Flüssigkeit (Liquor) entnommen. Der Liquor wird im Labor mikroskopisch untersucht. Bei einer bakteriell bedingten Meningitis ist der Liquor eitrig-trüb. Eine durch Viren hervorgerufene Meningitis verändert den Liquor nicht, er bleibt klar.
Untersuchung der Zecke auf Borrelien
Zum Borreliose-Nachweis in der Zecke musst du die an deinem Körper gefundene Zecke entfernen und zur Analyse an ein spezielles Labor schicken. Auch dein Arzt kann eine Untersuchung der Zecke veranlassen. Die Kosten für die Zecken-Untersuchung werden derzeit in der Regel von den Krankenkassen nicht übernommen. Im Analyselabor wird in der Zecke nach dem Erbgut von Borrelien gesucht. Sichtbar gemacht werden kann das Borrelien-Erbgut mit Hilfe der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Ein positives Testergebnis heißt aber nicht automatisch, dass die Borrelien aus der Zecke auch auf dich übertragen wurden. Das hängt nämlich unter anderem von der Dauer des Saugaktes ab. Wenn eine mit Borrelien infizierte Zecke weniger als 24 Stunden an dir Blut gesaugt hat, ist die Wahrscheinlichkeit einer Borrelien-Übertragung in der Regel noch recht gering.
Manche Labors testen die eingeschickten Zecken auf das Erbgut von Borrelia burgdorferi sensu lato. Das ist eine Gruppe nah verwandter Borrelia-Arten, von denen einige Borreliose auslösen können, andere aber nicht. Bei einem positiven Zecken-Borreliose-Test ist die betroffene Zecke mit Borrelien infiziert, aber vielleicht auch mit solchen, die beim Menschen keine Borreliose hervorrufen. Allein aufgrund eines positiven Zecken-Borreliose-Tests wird daher oft davon abgeraten, eine Therapieentscheidung zu treffen und die vermeintliche Borreliose umgehend mit Antibiotika zu behandeln.
Borrelien-Nachweis durch Anzüchten
Durch Anzüchten der Borrelien aus einer Probe, die von der Haut, der Gelenksflüssigkeit (bei Verdacht auf Lyme-Arthritis) oder der Hirn-/Rückenmarksflüssigkeit (bei Verdacht auf Neuroborreliose) stammen, können die Borreliose-Erreger eindeutig nachgewiesen werden. Eine derartige Borrelien-Anzucht ist aber sehr zeitaufwändig und wird nur in einigen Speziallaboren durchgeführt.
Schneller geht es, aus Patientenproben das Erbgut der Borrelien mit Hilfe der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) nachzuweisen. Diese Form von Borreliose-Test wird hauptsächlich mit Proben von Gelenksflüssigkeit durchgeführt, wenn dein Arzt bei dir eine Borreliose-bedingte Gelenksentzündung (Lyme-Arthritis) vermutet.
Häufige Fragen zur Borreliose
Im Folgenden findest du einige Infos zu häufigen Fragen rund um Zecken und Borreliose.
Wie entfernst du eine Zecke?
Nicht jede Zecke überträgt beim Stich automatisch Borreliose oder FSME. Daher gilt: Ruhe bewahren. Hast du eine Zecke entdeckt, entferne sie möglichst rasch und innerhalb von 12-24 Stunden vorsichtig mit einer Zeckenzange. Setze die Zange direkt über der Einstichstelle am Kopf der Zecke gerade an und ziehe unter leichtem Hin- und Herrütteln in eine Richtung bis die Zecke loslässt. Die Zecke beim Herausziehen auf keinem Fall quetschen. Wird die Zecke (etwa durch Verwendung einer Pinzette) gequetscht, können die FSME– und Borreliose-Erreger schneller als auf normalem Wege über die Speicheldrüsen in die Wunde gelangen.
Zeckenkarten können mit dem Kartenausschnitt direkt auf der Haut am Kopf der Zecke angesetzt werden. Die Zecke sollte dann mit einer ruhigen Bewegung aus der Haut herausgeschoben werden. Nach dem Entfernen der Zecke bitte die Stelle mit einem Desinfektionsmittel behandeln.
Reißt der Kopf der Zecke beim Entfernen ab und bleibt in deiner Haut zurück, eitert der Fremdkörper heraus. Die Biss-Stelle kann dabei gerötet und geschwollen sein. Jetzt solltest du besser zum Arzt gehen.
Auf keinen Fall solltest du die Zecke mit Butter, Öl, Nagellackentferner, Klebstoff oder Alkohol bestreichen. Denn die Zecke droht dran zu ersticken und sondert noch mehr Speichel ab, der mit den Erregern von FSME infiziert sein kann. Heilungschancen bei FSME.
Die Zecke entleert bei drohendem Ersticken außerdem noch ihren Darminhalt in die Stichstelle. Da sich im Darm von Zecken die Erreger von Borreliose befinden können, steigt das Risiko für eine Borreliose-Infektion durch unsachgemäßes Entfernen der Zecke ebenfalls.
Welche Komplikationen können bei Borreliose auftreten?
Bekannte Komplikationen der Borreliose sind die bakterielle Gelenkentzündung (Lyme-Arthritis) und der Befall des Nervensystems (Neuroborreliose). Diese treten in den späteren Stadien der Borreliose auf.
Als dauerhafte Schäden der Borreliose können trotz Antibiotika-Therapie zum Beispiel Lähmungen, anhaltende Schmerzen, Muskelschwäche, Gelenksteifigkeit und eine chronische Müdigkeit zurück bleiben.
Gegen Zecken geimpft und trotzdem Borreliose?
Auch wenn du eine „Zeckenimpfung“ erhalten hast, schützt dich diese nur vor FSME. Für Borreliose gibt es in Deutschland derzeit noch keinen zugelassenen Impfschutz. Daher ist es umso wichtiger, dass du dich vor Zeckenstichen schützt. Lies mehr zur FSME-Impfung.
Bist du nach überstandener Borreliose immun?
Bist du mit Antibiotika und begleitender Therapie gegen Borreliose behandelt worden und ist diese ausgeheilt, besteht keine Immunität. Wirst du also erneut von einer mit Borrelien infizierten Zecke gestochen, ist eine weitere Borreliose-Infektion möglich.
Ist Borreliose heilbar?
Nicht jede Borreliose führt automatisch zu schweren Erkrankungen. Wenn dein Immunsystem gesund ist, kann es die Erreger meistens von selbst besiegen. Es gibt aber auch viele schwere Fälle von Borreliose, die sich über Jahre entwickelt haben, weil die Borreliose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wurde. Bei korrekter Diagnose und sofortiger Behandlung der Borreliose mit Antibiotika sind die Heilungschancen in der Regel gut. Es gilt außerdem die Faustregel: Je schneller du eine Zecke entfernst oder vom Arzt entfernen lässt, desto geringer das Risiko, dass sie Borrelien übertragen kann. Und sobald sich bei dir eine Hautrötung zeigt, solltest du sofort einen Arzt aufsuchen. In Stadium 1 der Borreliose kann mit einer Therapie mit Antibiotika die Borrelien-Infektion in der Regel gut eingedämmt werden. Im Gegensatz zu FSME gibt es gegen Borreliose derzeit noch keine Impfung und bei einmal überstandener Borreliose auch keine Immunität gegen die Erreger. Eine Neuinfektion kann also jederzeit passieren.
Die Auwaldzecke, die größer als der Gemeine Holzbock ist, erkennst du an ihrem hellen Rückenschild mit braunen Streifen und Tüpfelungen (Weibchen) oder mit blaugrauer Zeichnung (Männchen). Auwaldzecken werden daher auch Buntzecken genannt. Beheimatet sind Auwaldzecken vor allem in Norditalien, Österreich, Ungarn sowie in osteuropäischen Ländern, seit einigen Jahren kommen sie jedoch auch in einigen Regionen Deutschlands vor: am Oberrhein, im Saarland, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, bei Regensburg, in den Elbauen und den Münchener Isarauen.
Die Auwaldzecke ist im Gegensatz zum Gemeinen Holzbock sehr lauffreudig. Sie wartet nicht bis sie abgestreift wird passiv am Grashalm hängend auf ihre „Opfer“, sondern geht aktiv auf Beutesuche. Deshalb wird sie auch als Laufzecke bezeichnet.
Auwaldzecken können mit ihrem Stich Einzeller der Gattung Babesia übertragen. Diese lösen die Erkrankung Babesiose aus. Die Zecke muss allerdings mindestens zwölf Stunden saugen, damit die Infektion erfolgreich ist. Bisher wurden vor allem Hunde von Auwaldzecken befallen, doch auch Menschen können an Babesiose erkranken. Symptome der Babesiose sind hohes Fieber in heftigen Schüben, blutiger (dunkelbrauner bis dunkelrotbrauner) Urin, Gelbsucht, Entzündungen der Augen bis zu Netzhautablösungen, Mattigkeit, Übelkeit, Appetitverlust, starke Schweißausbrüche, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Störungen an Nerven und Bewegungsablauf.
Auwaldzecken können jedoch auch Bakterien der Gattung Rickettsien übertragen, die das sogenannte Fleckfieber hervorrufen können. Bei Fleckfieber treten auf: starke Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, hohes Fieber bis zu 41°C, Schüttelfrost, Unruhe, Sprachstörungen, Bewusstseinsstörungen, Zittern der Hände und Hautausschlag (Exanthem). Das Gesicht sowie die Hand und Fußflächen bleiben davon ausgespart. Das Exanthem besteht aus Flecken verschiedenen Aussehens: einige Flecken sind hochrot, andere lila oder rosa. Außerdem kann es zu Hautblutungen (Petechien) kommen.
Borreliose Behandlung
Sobald sich eine Wanderröte (Erythema migrans) zeigt, werden vom Arzt in der Regel umgehend Antibiotika verschrieben. Die Antibiotika-Behandlung dauert im Durchschnitte etwa zwei Wochen. Als Wirkstoffe im Stadium 1 der Borreliose werden bei Erwachsenen und Kindern über acht Jahren in der Regel Doxyzyklin oder Amoxyzillin eingesetzt, alternativ auch Cefuroxim oder Makrolid-Antibiotika. Doxyzyklin hemmt Bakterien in ihrem Wachstum. Doch Vorsicht: Der Wirkstoff Doxyzyklin gehört zu der Wirkstoffgruppe der Tetrazykline. Sie dürfen nur aufrecht, das heißt nicht im Liegen und nicht vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Bleiben die Tabletten oder Kapseln in der Speiseröhre stecken oder gleiten sie aus dem Magen in die Speiseröhre zurück, können sie die Schleimhäute der Speiseröhre verätzen. Tetrazykline machen die Haut außerdem empfindlicher gegen UV-Strahlung. Während der Antibiotika-Behandlung solltest du deshalb keine Sonnenbäder nehmen und nicht ins Solarium gehen. Schütze deine Haut tagsüber, indem du einen Sunblocker aufträgst. Tetracycline hemmen die Eiweiß-Produktion in den Bakterien, indem sie den Transportprozess von Eiweiß-Baumaterial behindern. Dadurch können lebenswichtige Eiweiße nicht gebildet werden und die Vermehrung der Bakterien wird gehemmt.
Amoxyzillin gehört zur Wirkstoffgruppe der Penizilline. Sie hemmen bei den Bakterien in der Wachstumsphase den Aufbau der Zellwand und töten sie damit ab. Bei bereits ausgewachsenen Borrelien kann der Wirkstoff nichts ausrichten, sie bleiben aktiv. Vorsicht: Penizilline verstärken die Wirkung mancher Gerinnungshemmer. Auch sind allergische Hautausschläge möglich.
Der Wirkstoff Cefuroxim gehört zur Wirkstoffgruppe der Cephalosporine. Sie ähneln in ihrem chemischen Aufbau den Penizillinen und hemmen wie diese den Aufbau der Zellwände bei wachsenden Bakterien. Cephalosporine werden eingesetzt, wenn Penizilline nicht vertragen werden. Vorsicht: Cephalosporine verstärken die Wirkung mancher Gerinnungshemmer. Auch sind allergische Hautausschläge möglich.
Makrolid-Antibiotika (Makrolide) wie Medikamente mit dem Wirkstoff Clarithromyzin greifen in die Eiweiß-Produktion der Bakterien ein, die für alle Lebensvorgänge der Borreliose-Erreger wichtig sind. Sie wirken auf die Borrelien nicht abtötend (bakterizide Wirkung), sondern hemmen ihre Vermehrung (bakteriostatische Wirkung). Vorsicht: Wenn du Herzrhythmusstörungen oder eine eingeschränkte Leberfunktion hast, solltest du die Risiken und den Nutzen der Makrolid-Antibiotika mit deinem Arzt besprechen. Ebenfalls, wenn du unter Myasthenia gravis leiden, also unter einer gestörten Übertragung von Nervenreizen auf die Muskulatur.
Im Stadium 2 und Stadium 3 der Borreliose reichen Antibiotika zum Einnehmen in der Regel nicht mehr aus, um alle Borrelien in deinem Körper abzutöten. Daher kann der Wirkstoff Ceftriaxon als Infusion verabreicht werden (intravenöse Antibiotikatherapie). Vorsicht: Ceftriaxon kann das Entstehen von Gallensteinen begünstigen. Spürbar ist dann ein Druckgefühl im rechten Oberbauch – besonders nach den Mahlzeiten. Halten die Schmerzen länger als 15 Minuten an und werden sie sehr heftig, kann es sich um eine Gallenkolik handeln, die durch die Gallensteine ausgelöst wurde. Wenn die Gallensteine den Abfluss der Galle vollständig behindern, staut sich die Galle in der Leber und verursacht eine Gelbsucht.
Bei Kindern kann sich häufig auch Gallengries bilden. Gallengries sind viele kleine Gallensteinchen, die sich meistens wieder auflösen, sobald das Mittel abgesetzt wird.
Insektenschutzmittel gegen Zecken
Zecken sind sehr geruchsempfindlich. Daher können Insektenschutzmittel gegen Mückenstiche auch ein guter Schutz gegen Zecken sein. Die Insektenschutzmittel verändern den Geruch deiner Haut sowie deren Temperatur und Feuchtigkeit und machen dich damit „unsichtbar“ für die kleinen Blutsauger. Die Zecken können dich nicht mehr riechen und finden daher den Weg auf deiner Haut nicht mehr. Achtung: Die Wirkung der Insektenschutzmittel (Repellents) hält nur wenige Stunden an. Bei längeren Aufenthalten im Freien solltest du die Insektenschutzmittel daher wiederholt auftragen.
Borreliose vorbeugen
Gegen Borreliose gibt es derzeit keine Impfung. Der beste Schutz bleibt also dein richtiges Verhalten bei Freizeitaktivitäten in Feld, Wald, Wiese und im Garten. Trage eine Kopfbedeckung sowie lange, geschlossene Kleidung und stecke die Hosen in die Socken, um den Zecken den Weg an deine Haut zu erschweren. Suche nach jedem Aufenthalt im Freien deinen Körper nach Zecken ab. Erkennbar ist eine Zecke im nicht mit Blut vollgesogenen Zustand als kleiner, schwarzer beweglicher Punkt auf Haut und Kleidung. Schau besonders gründlich in Hautfalten und am Genitalbereich nach sowie am Haaransatz. Klopfe deine Kleidung gründlich aus, denn Zecken können in abgelegter Kleidung bis zu fünf Tage überleben. Auch Waschgänge bis 60°C überstehen sie, nicht aber einen Aufenthalt bei trockener Hitze im Wäschetrockner.
Im eigenen Garten kannst du ein weißes Handtuch über Gras und Büsche ziehen, um eventuell vorhandene Zecken abzustreifen. Da Zecken schattige Stellen bevorzugen und zum Überleben feuchten Boden benötigen, solltest du im eigenen Garten durch Gehölzschnitt für mehr Sonneneinfall sorgen. Beseitige auch altes Laub und Moose. Bei der Gartenarbeit solltest du glattes Schuhwerk tragen, denn an dessen Oberfläche finden Zecken keinen Halt. Und auf heller Kleidung sieht man die kleinen Blutsauger besser.
Inkl.: Virusmeningoenzephalitis, durch Zecken übertragen
Eine Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns (Enzephalon). Unter einer Meningoenzephalitis wird in der Fachsprache eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen) inklusive des Gehirns (Enzephalon) verstanden. Beschwerden einer Enzephalitis können Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, hohes Fieber und Störungen der Gehirnfunktion mit Verwirrtheit, Halluzinationen, Schwindel bis hin zu Bewusstseinsstörungen sein. Gehirn-Entzündungen können zum Tode führen.
Zecken, auch Ixodida genannt, gehören zu den Milben. Sie sind kleine, blutsaugende Parasiten, die Säugetiere und Menschen befallen. Zecken können Krankheiten übertragen.
Sind sie selbst von Viren oder Bakterien befallen, können sie diese bei ihrer Blutmahlzeit an andere Lebewesen wie den Menschen weitergeben. Zecken können auch Überträger von Hirnhaut- und Gehirn-Entzündungen sein. Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, werden Zoonosen genannt.
A84.0 Fernöstliche Enzephalitis, durch Zecken übertragen (Russische Frühsommer-Enzephalitis)
Die Fernöstliche oder Russische Frühsommer-Enzephalitis wird durch Zecken übertragen. Was eine Enzephalitis ist, liest du unter A84.
Der Erreger dieser Erkrankung ist eng mit dem FSME-Virus verwandt und kommt besonders in Osteuropa oder Sibirien vorkommt. Mehr zu FSME findest du unter A84.1. Wissenswertes zu Diagnose, Behandlung und Vorbeugung von FSME sowie zur FSME-Impfung.
A84.1 Mitteleuropäische Enzephalitis, durch Zecken übertragen
Allgemeine Infos zum Begriff „Meningoenzephalitis“ und zu Zecken findest du unter A84.
Die Mitteleuropäische, durch Zecken übertragene Enzephalitis wird auch Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) genannt. Auslöser der Erkrankung ist das FSME-Virus, das zu den Flaviviren gehört. Die Zoonose (vom Tier auf den Menschen übertragene Erkrankung) kann von Mäusen und Rotwild auf den Menschen durch den Stich einer Zecke übertragen werden. Schutz vor FSME und Infos zur FSME-Impfung.
A84.8 Sonstige Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen
Inkl.: Louping-ill-Krankheit (Spring- und Drehkrankheit)
Powassan-Enzephalitis
Die Louping-ill-Krankheit, auch Spring- und Drehkrankheit, wird durch das Louping-ill-Virus ausgelöst. Überträger der Erkrankung sind Zecken. Mehr zu Zecken siehe A84. Die Erkrankung zählt zu den Zoonosen und ruft eine Enzephalitis hervor. Mehr dazu ebenfalls unter A84.
Die Powassan-Enzephalitis wird durch das Powassan-Virus ausgelöst. Was eine Enzephalitis ist, findest du unter A84. Übertragen wird das Virus über einen Zeckenstich.
A84.9 Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen, nicht näher bezeichnet
Infos zum Krankheitsbild der Enzephalitis und zu Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden, erhältst du unter A84.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine durch infizierte Zecken übertragene Viruserkrankung, die deine Hirnhäute und das Hirngewebe befallen kann. Ist die FSME einmal ausgebrochen, können nur noch die Symptome bekämpft werden, nicht jedoch die Erreger. Besonders ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die in Zecken-Risikogebieten leben oder dorthin reisen, sollten daher auf einen ausreichenden Zeckenschutz achten und sich nach Rücksprache mit dem behandelten Arzt gegen FSME impfen lassen.
Was verursacht FSME?
FSME wird durch Flaviviren ausgelöst. Diese Viren gehören zu den Verursachern von unter anderem Gelbfieber, Japan-Enzephalitis oder Krim-Kongo-Fieber. Es gibt drei Unterarten des FSME-Virus: den fernöstlichen, den sibirischen und den zentraleuropäischen. Letzterer kommt auch in Deutschland vor. Das FSME-Virus tritt in Mäusen und im Rotwild auf, wird von dort bei der Blutmahlzeit auf die Zecke übertragen und landet von hier durch den Stich einer infizierten Zecke beim Menschen. Eine Übertragung des FSME-Virus von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Das FSME-Virus kommt hauptsächlich in Süddeutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn und Südschweden vor. Besonders in Osteuropa kann man sich auch über verseuchte Rohmilch oder Rohmilchprodukte von infizierten Ziegen oder Schafen mit FSME anstecken. Das ist in Deutschland allerdings durch verstärkte Kontrollen kaum möglich.
Sobald eine mit FSME infizierte Zecke beginnt sich in deiner Haut zu verankern, werden die Viren übertragen. Doch das Risiko nach dem Stich einer mit FSME infizierten Zecke an einer Gehirnhautentzündung zu erkranken ist relativ gering. Internationale Studien belegen, dass 70-95% aller FSME-Infektionen ohne Symptome verlaufen.
Häufige Fragen zu FSME
Übertragen in Risikogebieten alle Zecken das FSME-Virus?
In Risikogebieten, in denen besonders viele Zecken mit dem FSME-Erreger infiziert sind, überträgt zum Glück nicht jeder kleine Blutsauger automatisch das FSME-Virus. Bis zu 35 Prozent der Zecken im europäischen Raum sind schätzungsweise mit Borrelien, den Erregern der Borreliose, infiziert, aber nur bis zu 5 Prozent mit den FSME-Erregern.
Trotzdem ist besonders in Risikogebieten erhöhte Vorsicht geboten. Such nach dem Spaziergang immer deine Kleidung und deinen Körper nach Zecken ab. Die kleinen Blutsauger stechen nicht sofort zu, sondern krabbeln auf der Suche nach einem geeigneten Platz erst einmal auf der Haut herum. Daher: je schneller eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko, dass sie sich festsetzen, stechen und FSME-Erreger oder Borreliose-Erreger übertragen kann.
Besonders ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die in Zecken-Risikogebieten leben oder dorthin reisen, sollten auf einen ausreichenden Zeckenschutz achten und sich nach Rücksprache mit dem behandelten Arzt gegen FSME impfen lassen.
Wie findet die Zecke die richtige Einstichstelle?
Wir Menschen werden am häufigsten vom sogenannten Holzbock (Ixodes ricinus) gestochen. Er – wie auch andere Zeckenarten – erkennen ihren Wirt (den „Blutspender“) am Geruch, an der Körperwärme und am ausgeatmeten Kohlendioxid. Von März bis Oktober setzen sich Zecken, die im Gras, in Farnen im Wald und im Unterholz beim Spaziergang von uns abgestreift werden, an unseren Beinen und Armen fest. Von dort aus kriechen sie zu weichen, warmen und dünnhäutigen Partien an Kopf, Hals, Schultern, Leistengegend und Achseln. Hier saugen sie sich fest, indem sie mit ihren Kieferklauen die Haut einritzen und anschließend durch die Wunde eine Art Stachel einbohren. Meistens bemerken wir den Zeckenstich gar nicht, da die kleinen Blutsauger mit ihrem Speichel einen schmerzstillenden Stoff in unsere Haut injizieren.
Wie lange saugt die Zecke Blut?
An einer Blutmahlzeit sitzt eine Zecke unbemerkt bis zu einer Woche. Sie saugt in dieser Zeit etwa 5 ml Blut und wächst bis auf das Vierfache ihrer normalen Größe heran. Ihr Gewicht steigert sich sogar um das Hundertfache. Ist die Zecke satt, lässt sie sich einfach fallen, lebt bis zur nächsten Mahlzeit vom angesammelten Blutdepot und durchläuft ihren nächsten Entwicklungsschritt.
Zecken machen im Laufe ihres durchschnittlich dreijährigen Lebens drei Entwicklungsstadien durch: Larve (geschlüpft aus einem Gelege von bis zu 3000 Eiern), Nymphe und Adulte. Jeder Lebenszyklus braucht einen Wirt, den die Spinnentiere für ihre Blutmahlzeiten aufsuchen müssen. Wir Menschen können allen drei Zecken-Entwicklungsstadien als Wirt dienen. Am häufigsten werden wir jedoch von Nymphen gestochen, weil es in der Natur einfach mehr Nymphen als adulte („erwachsene“) Zecken gibt.
Wie entfernst du eine Zecke richtig?
Hast du eine Zecke entdeckt, solltest du sie mit einer Zeckenzange entfernen. Setze die Zange direkt über der Einstichstelle am Kopf der Zecke gerade an und ziehe unter leichtem Hin- und Herrütteln in eine Richtung bis die Zecke loslässt. Es gibt auch sogenannte Zeckenkarten, die wie eine Scheckkarte geformt sind. Auch diese werden mit einem speziellen Kartenausschnitt direkt auf der Haut am Kopf der Zecke angesetzt. Die Zecke kann dann mit einer ruhigen und gleitenden Bewegung aus der Haut herausgeschoben werden. Behandele die die Einstichstelle nach dem Entfernen der Zecke mit einem Desinfektionsmittel.
Reißt der Kopf der Zecke beim Entfernen ab und bleibt in der Haut zurück (das passiert meistens, wenn du drehst statt ziehst), eitert der Fremdkörper heraus. Die Biss-Stelle kann dabei gerötet und geschwollen sein. Jetzt solltest du besser zum Arzt gehen.
Auf keinen Fall solltest du die Zecke mit Butter, Öl, Nagellackentferner oder Alkohol bestreichen. Die Zecke droht dann zu ersticken und sondert noch mehr infektiösen Speichel ab und entleert zudem noch ihren Darminhalt in die Stichstelle. Da sich im Darm von Zecken die Erreger von Borreliose befinden können, steigt das Risiko für eine Infektion.
Symptome bei FSME
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis verläuft in schweren Fällen in zwei Phasen.
1. Phase: Ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich kann sich FSME durch grippeähnliche Symptome bemerkbar machen:
Diese Symptome dauern nur wenige Tage an und werden von vielen Menschen gar nicht bemerkt oder mit einem Zeckenstich in Verbindung gebracht. Bei den meisten ist die FSME-Infektion damit ausgestanden und sie sind immun gegen eine weitere Infektion.
2. Phase: Bei etwa jedem vierten mit FSME infizierten Menschen können nach einer symptomfreien Zeit von ein bis drei Wochen Symptome einer Hirnhautentzündung (Meningitis) auftreten:
Infos zu Therapie und Heilungschancen bei Meningitis. Schreitet die FSME weiter fort kann auch das Hirngewebe betroffen sein. Eine Meningoenzephalitis entsteht. Als Symptome können sich zeigen:
Schläfrigkeit
Krampfanfälle
Sprachstörungen
Konzentrations- und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
In seltenen Fällen kann auch eine Entzündung des Hirn- und Rückenmarkgewebes eintreten. Das wird als Meningoenzephalomyelitis bezeichnet. Symptome hierfür können sein:
Schluck- und Sprachbeschwerden
Lähmungen im Gesichtsbereich
Atemlähmung
Welche Komplikationen können bei FSME auftreten?
Ein tödlicher Verlauf einer FSME-Infektion ist in Europa recht selten. Wenn bleibende neurologische Schäden auftreten, sind das vor allem Konzentrationsstörungen oder Lähmungen. Aber auch Psychosen sind möglich. Bei Kindern, die an FSME erkranken, ist der Krankheitsverlauf in der Regel milder und heilt glücklicherweise meist ohne Folgeschäden aus.
Welcher Arzt hilft bei FSME?
Wenn du wenige Tage bis 2 Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome bei dir oder bei deinem Kind bemerkst, solltest du umgehend deinen Hausarzt bzw. Kinderarzt aufsuchen. Zum Hausarzt, Praktischen Arzt, Allgemeinmediziner oder Kinderarzt solltest du umgehend gehen, wenn du eine sogenannte Wanderröte auf deiner Haut oder auf der deines Kindes bemerkst. Hierbei bildet sich frühestens sieben Tage nach dem Zeckenstich auf der Haut ein roter Rand, der sich langsam um bis zu 5 Millimeter pro Tag nach außen ausbreitet. Die Wanderröte ist ein Symptom einer durch Zecken übertragenenBorreliose.
Ist dein Nervensystem von der FSME-Infektion betroffen, musst du ins Krankenhaus. Hier kann bei plötzlich auftretenden Krampfanfällen und weiteren Komplikationen sofort eingegriffen und geholfen werden.
Ein Aufenthalt auf der Intensivstation einer Klinik wird dann nötig, wenn es im Laufe der FSME zu Atemlähmungen oder Koma kommt.
FSME Diagnose
Im Gespräch versucht dein Arzt herauszufinden, ob du dich an einen Zeckenstich erinnern kannst, die Zecke entfernt hast oder ob du dich in einem FSME-Verbreitungsgebiet aufgehalten hast. Typisch für FSME ist, dass vor Beginn von Symptomen wie Nackensteifigkeit und Kopfschmerz eine zwischenzeitlich abgeklungene fieberhafte Erkrankung durchlebt wurde. Der Nachweis einer Infektion mit dem FSME-Erreger ist in Deutschland, Österreich und Schweiz meldepflichtig.
Antikörper gegen FSME-Erreger im Blut
Dein Arzt wird dir bei Verdacht auf FSME Blut abnehmen. Aus dem Serum können im Labor mit speziellen Tests Antikörper gegen das FSME-Virus (IgM, IgE) nachgewiesen werden. Damit gilt der Verdacht, dass eine FSME-Infektion stattgefunden hat, als bestätigt.
IgM- und IgE-Antikörper sind spezielle Proteine, mit denen dein Immunsystem körperfremde Erreger abwehrt. Die Antikörper markieren die eingedrungenen FSME-Erreger, so dass sie von anderen Zellen unschädlich gemacht werden können. IgM-Antikörper befinden sich in deinem Blut und in deiner Lymphflüssigkeit. IgE-Antikörper werden von deinem Lymphgewebe in der Nähe der Atemwege und des Verdauungstraktes gebildet.
Eine Lumbalpunktion kann die Diagnose festigen
Um eine bakterielle oder virale Hirnhautentzündung (Meningitis) bei der Diagnose auszuschließen, kann eine Untersuchung der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) nötig werden. Bei der Lumbalpunktion wird unter örtlicher Betäubung eine dünne Hohlnadel zwischen zwei Rückenwirbel im unteren Bereich der Wirbelsäule geschoben. Hat die Nadel den das Rückenmark umgebenden Raum erreicht, wird von da etwas Flüssigkeit (Liquor) entnommen. Der Liquor wird im Labor mikroskopisch untersucht. Bei einer bakteriell bedingten Meningitis ist der Liquor eitrig-trüb. Eine durch Viren hervorgerufene Meningitis (wie zum Beispiel bei Mumps) verändert den Liquor nicht, er bleibt klar.
Optischer Erreger-Nachweis bei FSME
In Zweifelsfällen kann der sogenannte Neutralisationstest (FSME-NT) die Diagnose sichern. Dazu wird dir Blut abgenommen, deinem Blutserum FSME-Viren zugegeben und die Reaktion deiner Antikörper gegen die FSME-Viren optisch sichtbar gemacht.
MRT weist Krankheitsherde im Gehirn nach
Eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann bei FSME zum Einsatz kommen, wenn der Befall bestimmter Gehirngebiete nachgewiesen werden soll. Bei FSME befinden sich die Krankheitsherde typischerweise im Zwischenhirn (Thalamus).
FSME-Erreger Nachweis in der Zecke
In der Zecke können mittels der sogenannten PCR-Methode die FSME-Erreger nachgewiesen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Zecke entfernt wird und an ein Analyselabor geschickt wird. Die Kosten des Erreger-Nachweises werden derzeit von den Krankenkassen nicht übernommen.
FSME behandeln
Für FSME gibt es keine medikamentöse Behandlung. Es können lediglich die Symptome wie etwa das Fieber oder die Krämpfe gelindert werden. Wenn du an FSME erkrankt bist, solltest du Bettruhe einhalten. Bei Bedarf kann dir dein Arzt schmerzstillende Medikamente verschreiben.
FSME vorbeugen
Der beste Schutz vor FSME ist neben einer erhöhten Aufmerksamkeit beim Aufenthalt im Freien die FSME-Impfung. Beachte jedoch bitte, dass die FSME-Impfung nur vor Frühsommer-Meningoenzephalitis schützt, nicht aber vor Borreliose. Mehr zu Diagnose und Therapie von Borreliose.
FSME-Impfung
Eine Schutzimpfung gegen den FSME-Erreger wird empfohlen für:
Menschen, die ständig in Risikogebieten leben und sich regelmäßig im Wald oder in Gebüschen außerhalb der Wege aufhalten. Das sind beispielsweise Waldarbeiter oder Jäger.
Urlauber, die sich längere Zeit in Risikogebieten aufhalten.
Eine FSME-Impfung ist für Kinder ab einem Jahr möglich. Sie hat jedoch bei Kindern unter drei Jahren häufiger Nebenwirkungen wie Fieber. Dein Kinderarzt wird dich über Risiken und Nebenwirkungen der FSME-Impfung für Kinder gerne aufklären.
Zecken sind blind, aber sie haben ganz spezielle Sinnesorgane an den Vorderbeinen, die verschiedene Reize wie Temperaturveränderungen, Bewegungen und auch Gerüche wahrnehmen können.
Insektenschutzmittel (Repellents) gegen Mückenstiche und Zecken verändern den Geruch deiner Haut sowie deren Temperatur und Feuchtigkeit. Sie sollen dich damit für die Zecken als Wirt „unsichtbar“ machen. Weil die Wirkung der Insektenschutzmittel nur wenige Stunden anhält, ist wiederholtes Auftragen und Einsprühen bei längeren Aufenthalten im Freien nötig.
Lange Kleidung schützt vor Zecken
Lange, geschlossene Kleidung erschwert von Gräsern, Farnen oder Sträuchern abgestreiften Zecken den Weg an deine Haut. Du solltest deine Kleidung und deine Haut nach einem Aufenthalt in Wald und Wiese trotzdem gründlich nach Zecken absuchen. Besonders genau hinschauen solltest du an Kniekehlen, Achseln, Zehenzwischenräumen, Leisten und Haaransatz.
FSME Heilungschancen
FSME heilt meist folgenlos aus. Manchmal bleiben jedoch Muskellähmungen und Hirnfunktionsstörungen zurück. Auch Todesfälle sind möglich, aber sehr selten. Das Sterberisiko steigt mit der Zahl der befallenen Nervenstrukturen. Die schlimmste Form der FSME, die eine Entzündung der Hirnhäute, des Hirngewebes und des Rückenmarks betrifft (Meningoenzephalomyelitis), kann in schätzungsweise zehn Prozent der Fälle tödlich enden. Die Spätfolgen bei den Überlebenden dieser Verlaufsform der FSME sind Konzentrationsstörungen, Lähmungen, Epilepsie oder Kopfschmerzen. Die Beschwerden können einige Monate anhalten, oft jedoch auch dauerhaft verbleiben.
Die reine Hirnhautentzündung, Meningitis genannt, die durch FSME ausgelöst werden kann, heilt meist ohne gesundheitliche Folgen aus.
Hast du eine FSME überstanden, hält die Immunität gegen eine weitere Infektion lebenslang an.