L50: Urtikaria (Nesselsucht)
Exkl.: Allergische Kontaktdermatitis L23
Angioneurotisches Ödem T78.3
Hereditäres Angioödem D84.1
Quincke-Ödem T78.3
Serumurtikaria T80.6
Urtikaria gigantea T78.3
Urtikaria neonatorum P83.8
Urtikaria papulosa L28.2
Urtikaria pigmentosa Q82.2
Urtikaria solaris L56.3
Urtikaria: Was ist das?
Urtikaria (Nesselsucht, Nesselfieber) ist eine Erkrankung, die mit der Bildung von Quaddeln (Urticae) in der Haut einhergeht. Quaddeln (Urticae) sind stark juckende Hauterscheinungen, die in der Regel bis zu 24 Stunden bestehen. Sie können sich als rötliche oder weißliche Erhebungen der Haut zeigen, die durch eine Flüssigkeitsansammlung in der oberen Lederhaut (Dermis) entstehen. In der Größe können die Quaddeln stark variieren. Es gibt zahlreiche Auslöser für das Krankheitsbild Nesselsucht, wie zum Beispiel eine allergische Reaktion oder eine Reaktion auf Kälte oder Wärme. Quaddeln können auch infolge von Infekten auftreten. Oft bleibt die Ursache der Nesselsucht aber unbekannt (idiopathische Urtikaria).
Allen Urtikaria-Formen gemeinsam ist eine Überreaktion der Mastzellen. Das sind spezielle Zellen des Immunsystems in der Haut. Durch die von den Mastzellen ausgeschütteten Botenstoffe (Histamin) kommt es zur Flüssigkeitsansammlung in der Haut, zur Reizung der Haut und dem typischen Juckreiz.
Urtikaria (Nesselsucht) kann anhand ihrer Ursache eingeteilt werden. Dabei wird physikalische Urtikaria durch mechanische oder thermische Reize (wie Wärme-/Kälteurtikaria, Urticaria factitia oder Druckurtikaria) von allergischen und Kontakturtikaria unterschieden.
Ebenso wird eine akute Nesselsucht mit einer Dauer von unter sechs Wochen von einer chronischen, also länger als sechs Wochen anhaltenden, Nesselsucht abgegrenzt.
L50.0 Allergische Urtikaria
Allergische Urtikaria bezeichnet eine Nesselsucht (Urtikaria), die durch eine allergische Reaktion ausgelöst wird. Ursächlich können zum Beispiel Allergien gegen Medikamente oder Nahrungsmittel wie Eier, Kuhmilch, Nüsse, Soja oder Fisch sein.
L50.1 Idiopathische Urtikaria
Als idiopathische Urtikaria wird eine Nesselsucht (Urtikaria) bezeichnet, für deren Auftreten keine direkt fassbaren Ursachen, wie etwa Allergien oder physikalische und chemische Reize, auszumachen sind. Der Auslöser bleibt oft unerkannt.
L50.2 Urtikaria durch Kälte oder Wärme
Als Urtikaria durch Kälte oder Wärme wird das Auftreten von Quaddeln beziehungsweise Nesselsucht infolge von Wärme- oder Kälteeinflüssen bezeichnet. Die Quaddeln können lokalisiert an der Stelle der Wärme- oder Kälteeinwirkung auftreten. Sie können aber auch flächig ausgebreitet sein oder am ganzen Körper auftreten.
L50.3 Urticaria factitia
Inkl.: Urtikarieller Dermographismus
Bei der Urticaria factitia handelt es sich um eine Form der Nesselsucht, die durch das Einwirken von Scherkräften auf die Haut ausgelöst wird. Sie wird daher auch als physikalische Urtikaria bezeichnet. Die Urtikaria kann beim Kratzen, Reiben oder Scheuern der Haut auftreten. Dabei kommt es nach der mechanischen Einwirkung zunächst zu einer Rötung der Haut. Danach treten juckende Quaddeln auf.
Mit dem Begriff Dermographismus beschreibt der Hautarzt (Dermatologe) wie eine Haut-Reaktion aussieht, nachdem die Haut mechanisch (zum Beispiel durch Reiben oder Kratzen) gereizt wird. Bilden sich beim sogenannten Dermographismustest strichförmige Quaddeln an der Stelle, die zuvor durch Reiben bzw. Kratzen gereizt wurde, wird das als Urtikarieller Dermographismus bezeichnet.
L50.4 Urticaria mechanica
Eine andere Bezeichnung für Urticaria mechanica ist der Begriff Druckurtikaria. Sie ist eine Unterform der physikalischen Urtikaria (siehe L50.3). Bei dieser Form der Urtikaria treten die Quaddeln (Urticae) circa vier bis acht Stunden verzögert nach dem Einwirken von Druck auf. Beispiele für Druckeinwirkungen sind das Sitzen auf harter Unterlage, das Tragen eines Rucksacks mit Druckeinwirkung auf die Schultern oder Druckeinwirkung auf die Füße beim Laufen oder Stehen. Die Quaddeln werden von Rötung, Schwellung und Schmerz oder einem Brennen begleitet.
L50.5 Cholinergische Urtikaria
Cholinergische Urtikaria wird auch Anstrengungsurtikaria genannt. Diese Form der Nesselsucht entsteht nach körperlicher Anstrengung, durch eine Erhöhung der Körpertemperatur oder aber nach heißem Baden oder Duschen. Die Quaddeln befinden sich meist am Rumpf oder an den Armen und Beinen und jucken stark.
Die Ursache für die Bildung der Quaddeln und des Juckreizes ist nicht sicher geklärt, allerdings wird bei der Erhöhung der Körpertemperatur der Botenstoff Acetylcholin ausgeschüttet. Bindestellen (Rezeptoren) für den Botenstoff sind zum Beispiel an den Schweißdrüsen vorhanden und sorgen für die Schweißproduktion. Bei Menschen mit cholinergischer Urtikaria scheint diese Acetylcholin-Ausschüttung mit der Freisetzung von Histamin einherzugehen. Histamin als Botenstoff von Immunzellen ist für den Juckreiz, die Schwellung und Flüssigkeitsansammlung der Quaddeln (Urticae) verantwortlich.
L50.6 Kontakturtikaria
Eine Kontakturtikaria wird durch den Kontakt zu Allergenen (Allergie-auslösende Stoffe) oder Giften ausgelöst. Das Auftreten der Quaddeln ist hierbei meist auf die Kontaktstelle begrenzt.
Nesselsucht durch den Kontakt zu allergisch wirkenden Stoffen kann beispielsweise durch Nahrungsmittel, Kosmetika oder Pflanzenstoffe hervorgerufen werden. Beispiele für nicht-allergische Kontakturtikaria sind Reaktionen auf Insektengifte infolge von Insektenbissen oder -stichen. Auch der Kontakt zu Pflanzen wie der Brennnessel kann eine Urtikaria an der Kontaktstelle auslösen.
L50.8 Sonstige Urtikaria
Inkl.: Urtikaria chronisch
Urtikaria rezidivierend, periodisch
Eine Nesselsucht wird als chronische Urtikaria definiert, wenn das Auftreten der Quaddeln über einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen anhält. Eine einzelne Quaddel besteht dabei in der Regel nur 24 Stunden.
Es wird zwischen einer chronisch-kontinuierlichen Form mit täglichen Schüben und der chronisch-rezidivierenden Urtikaria unterschieden. Hier kommt es wiederholt (rezidivierend) oder periodisch zur Ausbildung von Quaddeln.