Inkl.: Virusmeningoenzephalitis, durch Zecken übertragen
Eine Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns (Enzephalon). Unter einer Meningoenzephalitis wird in der Fachsprache eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen) inklusive des Gehirns (Enzephalon) verstanden. Beschwerden einer Enzephalitis können Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, hohes Fieber und Störungen der Gehirnfunktion mit Verwirrtheit, Halluzinationen, Schwindel bis hin zu Bewusstseinsstörungen sein. Gehirn-Entzündungen können zum Tode führen.
Zecken, auch Ixodida genannt, gehören zu den Milben. Sie sind kleine, blutsaugende Parasiten, die Säugetiere und Menschen befallen. Zecken können Krankheiten übertragen.
Sind sie selbst von Viren oder Bakterien befallen, können sie diese bei ihrer Blutmahlzeit an andere Lebewesen wie den Menschen weitergeben. Zecken können auch Überträger von Hirnhaut- und Gehirn-Entzündungen sein. Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, werden Zoonosen genannt.
A84.0 Fernöstliche Enzephalitis, durch Zecken übertragen (Russische Frühsommer-Enzephalitis)
Die Fernöstliche oder Russische Frühsommer-Enzephalitis wird durch Zecken übertragen. Was eine Enzephalitis ist, liest du unter A84.
Der Erreger dieser Erkrankung ist eng mit dem FSME-Virus verwandt und kommt besonders in Osteuropa oder Sibirien vorkommt. Mehr zu FSME findest du unter A84.1. Wissenswertes zu Diagnose, Behandlung und Vorbeugung von FSME sowie zur FSME-Impfung.
A84.1 Mitteleuropäische Enzephalitis, durch Zecken übertragen
Allgemeine Infos zum Begriff „Meningoenzephalitis“ und zu Zecken findest du unter A84.
Die Mitteleuropäische, durch Zecken übertragene Enzephalitis wird auch Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) genannt. Auslöser der Erkrankung ist das FSME-Virus, das zu den Flaviviren gehört. Die Zoonose (vom Tier auf den Menschen übertragene Erkrankung) kann von Mäusen und Rotwild auf den Menschen durch den Stich einer Zecke übertragen werden. Schutz vor FSME und Infos zur FSME-Impfung.
A84.8 Sonstige Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen
Inkl.: Louping-ill-Krankheit (Spring- und Drehkrankheit)
Powassan-Enzephalitis
Die Louping-ill-Krankheit, auch Spring- und Drehkrankheit, wird durch das Louping-ill-Virus ausgelöst. Überträger der Erkrankung sind Zecken. Mehr zu Zecken siehe A84. Die Erkrankung zählt zu den Zoonosen und ruft eine Enzephalitis hervor. Mehr dazu ebenfalls unter A84.
Die Powassan-Enzephalitis wird durch das Powassan-Virus ausgelöst. Was eine Enzephalitis ist, findest du unter A84. Übertragen wird das Virus über einen Zeckenstich.
A84.9 Virusenzephalitis, durch Zecken übertragen, nicht näher bezeichnet
Infos zum Krankheitsbild der Enzephalitis und zu Erkrankungen, die durch Zecken übertragen werden, erhältst du unter A84.
Meningitis ist eine Entzündung deiner Hirnhäute (Meningen), die dein Gehirn und dein Rückenmark umgeben. Verursacher der Hirnhautentzündung (Meningitis) ist meistens eine Infektion mit Viren oder Bakterien. Selten lösen Infektionen mit Pilzen (Aspergillose, Candidose, Kryptokokkose) und Parasiten (Toxoplasmose, Echinokokkose) eine Hirnhautentzündung aus. Nichtinfektiöse Ursachen einer Meningitis können Hirntumore sein, aber auch sogenannte Systemische Erkrankungen. Das sind Erkrankungen, die sich auf ein gesamtes Organsystem auswirken, wie etwa das Blut (Leukämie), das Zentrale Nervensystem (Multiple Sklerose) oder die gesamte Muskulatur.
Die Krankheitserreger der Meningitis können dein Gehirn selbst befallen (Enzephalitis = Entzündung des Gehirns), die Hirnhäute (Meningitis = Hirnhautentzündung) oder Gehirn und Hirnhäute zusammen (Meningoenzephalitis = Kombinierte Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten). Ist das Rückenmark entzündet spricht der Arzt von Myelitis. Eine kombinierte Entzündung von Gehirn und Rückenmark wird als Enzephalomyelitis bezeichnet.
Bakterien (Meningokokken, Pneumokokken) lösen häufig komplikationsreiche und lebensbedrohliche Hirnhautentzündungen aus. Die typischen Symptome einer Hirnhautentzündung (Meningitis) wie Nackensteife, hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen sowie starke Kopfschmerzen treten vor allem bei Kleinkindern und Senioren nicht unbedingt auf. Ab welcher Temperatur beginnt hohes Fieber? Das kann die Diagnose erschweren. Die durch Viren, Parasiten und Pilze verursachten Formen der Meningitis verlaufen in der Regel milder als eine bakterielle Meningitis.
Durch Impfungen kann ein Schutz gegen die häufigsten Erreger der Meningitis aufgebaut werden. Möglich sind Impfungen gegen Bakterien wie Haemophilus influenzae Typ b, Meningokokken und Pneumokokken. Infos zur Hib-Impfung und Wissenswertes zur Meningokokken-Impfung.
Deine Hirnhäute können durch die Meningitis-Erreger (Bakterien, Viren, Pilze und Einzeller) auf folgenden Infektionswegen erreicht werden:
Auf direktem Wege durch die Übertragung von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion beispielsweise beim Husten, Sprechen, Schnupfen, Küssen. Bei einem Teil der Bevölkerung ist der Nasen-Rachenraum mit Meningokokken (bakterielle Meningitis-Erreger) besiedelt, ohne dass sie krank werden. Diese Menschen können unbemerkt zum Überträger der Meningitis-Erreger werden.
Durch kontinuierliche Ausbreitung: Hierbei erreichen die Erreger der Meningitis deine Hirnhäute ausgehend von nahen Infektionsquellen. Das können insbesondere die mit Erregern besetzten Schleimhäute deines Mittelohrs oder deines Nasen-Rachenraums sein.
Durch Keimaszension, das heißt durch aufsteigendes Einwandern der Erreger. Dies kann beispielsweise beim offenen Schädel-Hirn-Trauma oder bei Wirbelsäulenverletzungen mit Liquorfistel (einer Verbindung zum Hirnwasser) passieren.
Hämatogen, das heißt über den Blutweg. Der Weg über deine Blutbahn ist die häufigste Form der Infektionsausbreitung bei Meningitis-Erregern. In der Regel geht vorher eine Infektion des Nasen-Rachenraumes mit den Meningitis-Erregern voraus. Dort lagern sich bestimmte Eiweißstoffe an die Meningitis-Erreger an und schützen sie vor den Angriffen deines Immunsystems. Andere Meningitis-Erreger können deine Nasenschleimhaut verändern. Sie machen ihre Barrierefunktion durchlässig, so dass die Keime von dort in die Blutbahn gelangen können. Auch die Hirnhäute werden mit Blut versorgt. Viele kleine Blutgefäße in der weichen Hirnhaut (Pia mater) lassen die Erreger in den Raum eindringen, in dem die Gehirnflüssigkeit (Liquor) entsteht. Hier kann es dann zu einer Entzündungsreaktion kommen.
Bakterielle Erreger der Meningitis
Eine Meningokokken-Meningitis wird durch Meningokokken-Bakterien (Neisseria meningitidis) verursacht. Die bakteriellen Erreger der Meningitis können durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Sprechen, Husten, Küssen oder durch Benutzung desselben Geschirrs oder derselben Handtücher von Mensch zu Mensch übertragen werden. Seltener kann die Meningitis durch das Einwandern der Meningokokken aus infizierten Nasen-Nebenhöhlen oder infolge einer Mittelohrentzündung entstehen. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) beträgt bei einer Meningokokken-Infektion im Durchschnitt etwa drei bis vier Tage, manchmal auch bis zu zehn Tage.
Eine Meningokokken-Meningitis ist in Deutschland meldepflichtig.
Meningokokken können bei einigen Menschen auch im Nasen- und Rachenraum vorkommen ohne Beschwerden zu verursachen. Menschen, die den bakteriellen Meningitis-Erreger in sich tragen ohne selbst krank zu werden, können Neisseria meningitidis somit an andere Menschen weitergeben, die dann unter Umständen an einer Hirnhautentzündung erkranken. Warum die Meningokokken bei einigen Menschen Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen und bei anderen nicht, ist noch unklar.
Bei einer von Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) verursachten Hirnhautentzündung (Meningitis) wird der bakterielle Erreger ebenfalls über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Pneumokokken sind im Bereich deines Nasen-Rachenraums beheimatet und verursachen in der Regel keine Beschwerden. Ist dein Immunsystem allerdings geschwächt, können die Pneumokokken eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen. Kinder oder Senioren über 65 Jahren sowie Menschen mit grippalen Infekten und fehlender Milz sind besondere Risikogruppen für eine Hirnhautentzündung durch Pneumokokken. Wann zur Pneumokokken-Impfung?
Bakterien der Gattungen Listerien, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae können ebenfalls eine Hirnhautentzündung (Meningitis) verursachen.
Viren als Verursacher der Meningitis
Verursachen Viren die Hirnhautentzündung (Meningitis), tritt das oft in Verbindung mit einer anderen Virus-Erkrankung auf. Viren, die Mumps (Mumpsvirus), Windpocken (Varizella-Zoster-Virus) oder Masern (Masernvirus, kurz MeV) verursachen, können auch deine Hirnhäute befallen und als Folge eine Meningitis auslösen. Impf-Infos zu Mumps und Wissenswertes zur Masern-Impfung.
Herpes zoster-Viren (Verursacher der Gürtelrose) können bei immungeschwächten Menschen eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursachen.
Eine durch Viren ausgelöste Hirnhautentzündung (Meningitis), die von Zecken übertragen werden kann, ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Beim Zeckenstich können Flaviviren in dein Blut gelangen. Die Folgen der Infektion: Fieber, Kopfschmerzen und häufig eine Gehirnhautentzündung, welche auch dein Rückenmark miteinbeziehen kann. Eine FMSE-Erkrankung lässt sich durch Antikörper im Blut nachweisen. Schutz kann eine Impfung bieten. Mehr zu Therapie und Vorbeugung von FSME sowie Infos zur FSME-Impfung.
Einzeller als Auslöser der Meningitis
Auch Einzeller (Protozoen) können Verursacher einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sein. Beispielsweise Toxoplasmen können durch Schmierinfektion mit Katzenkot in deinen Körper gelangen. Toxoplasmen können aber auch als ihre Überdauerungsform (Zyste) beim Verzehr von halb-rohem Fleisch aufgenommen werden. Die Infektion bleibt meistens unbemerkt ohne Symptome. Es kann aber auch einige Monate lang zu grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen und Lymphknotenschwellungen kommen. Bei immungeschwächten Menschen können sich Toxoplasmen im gesamten Organismus ausbreiten und bis ins Gehirn gelangen. Dort können sie eine lebensbedrohliche zerebrale Toxoplasmose (Toxoplasma-Enzephalitis, Toxoplasma-Gehirnentzündung) auslösen.
Meningitis: Risikogruppen
Manche Menschen sind aus bestimmten Gründen besonders gefährdet, sich mit bakteriellen Erregern der Meningitis anzustecken. Bei ihnen verläuft die Hirnhautentzündung häufig schwerer und mit Komplikationen:
Neugeborene: Wenn ein Baby wenige Tage nach der Geburt an einer Meningitis erkrankt, wurde es in der Regel von der Mutter während der Entbindung infiziert. Das ist für das Baby lebensgefährlich, weil sein noch nicht voll ausgebildetes Immunsystem dem Erreger der Hirnhautentzündung schutzlos ausgeliefert ist. Besonders gefährdet sind Frühchen. Verursacht wird die Meningitis bei Neugeborenen meistens von Streptokokken. Viele Frauen tragen diese Bakterien in der Scheide mit sich herum, ohne dass bei ihnen Beschwerden auftreten.
Kleinkinder: In den ersten vier Lebensjahren ist das Immunsystem von Kleinkindern noch nicht voll funktionsfähig. Gelangen die in dieser Altersgruppe häufigen Verursacher der bakteriellen Hirnhautentzündung (Pneumokokken und Meningokokken) in Nase oder Mund des Kindes, können sie aufgrund mangelnder Abwehrmechanismen schneller über das Blut ins Gehirn übertragen werden.
Jugendliche: Heranwachsende sind aufgrund ihres Sozialverhaltens besonders gefährdet, sich über Tröpfcheninfektion mit Erregern wie Pneumokokken oder Meningokokken anzustecken. Jugendliche halten oft engen Körperkontakt. Sie sitzen oft stundenlang zusammen, trinken aus denselben Flaschen, essen von denselben Tellern oder stecken die Köpfe zusammen.
HNO-Erkrankte: Pneumokokken und Meningokokken können neben der Hirnhautentzündung (Meningitis) auch eine Mittelohrentzündung oder eine Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) verursachen. Heilen diese Entzündungen nicht vollständig aus, weil beispielsweise die verordneten Antibiotika nicht richtig eingenommen oder auf eigene Faust abgesetzt wurden, können sich Pneumokokken und Meningokokken weiter im Körper ausbreiten und eine Meningitis verursachen. In Menschen mit geschwächten Abwehrkräften können sich die Erreger besonders gut ausbreiten.
Meningitis: Symptome
Wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) verläuft und welche Komplikationen eventuell auftauchen, hängt immer von dem verursachenden Erreger, der Dauer bis zum Therapiebeginn und der individuellen Immunantwort des Erkrankten ab.
Anfangs kann sich eine Meningitis durch grippeähnliche Symptome bemerkbar machen, die oft innerhalb weniger Stunden auftreten:
Nach wenigen Stunden können sich bei einer Meningitis folgende Beschwerden den grippeähnlichen Symptomen anschließen:
Übelkeit.
Erbrechen.
Kernig-Zeichen: Hierbei kommt es bei dem Erkrankten zu starken Schmerzen, wenn sein Knie bei gebeugtem Hüftgelenk durchgestreckt wird.
Lasègue-Zeichen: Wenn das gestreckte Bein des Erkrankten angehoben wird ohne dass es zur Beugung des Knies kommt, kommt es zu heftigen Schmerzen in Kreuz, Gesäß und Beinen.
Brudzinski-Zeichen: Hierbei zieht der Erkrankte reflexartig die Beine an, wenn sein Kopf in Richtung Brust gedrückt wird.
Nackensteifigkeit (Meningismus): Bei einem an Meningitis Erkrankten verspannt sich der Rücken, die Wirbelsäule kann sich nach hinten biegen und es entstehen starke Schmerzen, wenn der Kopf nach vorne gebeugt wird.
Hörstörungen können auftreten, wenn eine bakterielle Begleitentzündung des Innenohrs vorliegt.
Sprachstörungen.
Krämpfe.
Werden Gehirn und Hirnhäute von den Erregern befallen und entsteht eine Meningoenzephalitis, können zusätzlich noch folgende Beschwerden auftreten:
Verwirrtheit.
Bewusstseinsstörungen.
Lähmungserscheinungen.
Epileptische Anfälle.
Wird die Meningitis durch Meningokokken verursacht, können lila-rötliche Pünktchen auf der Haut erscheinen. Häufig tritt das an den Beinen auf. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Meningitis-Erreger in die Blutbahn gelangt sind. Damit es jetzt nicht zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) bis hin zum Organversagen kommt, ist rasches Handeln gefragt. Je schneller ärztliche Hilfe eintrifft und Antibiotika verabreicht werden, desto besser.
Bei Kleinkindern sind die typischen Krankheitszeichen der Meningitis (hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen und Nackensteifigkeit) oft weniger eindeutig. Die Kleinen können Bauchschmerzen haben, oft treten auch epileptische Krampfanfälle, ungewohnte Reizbarkeit oder Schläfrigkeit auf.
Säuglinge wiederum können apathisch sein, wollen sich möglicherweise ungern berühren lassen und wollen nicht trinken.
Bei älteren Menschen ist häufig Verwirrtheit das einzige Krankheitszeichen der Meningitis.
Meningitis: Komplikationen
Bei der Hirnhautentzündung kann es besonders bei der bakteriellen Form der Meningitis zu den folgenden Komplikationen kommen:
Hydroenzephalitis: Als Hydroenzephalitis wird eine Störung in der Produktion und im Abfluss des Hirnwassers bezeichnet.
Hirnabszess: Durch eine Keimverschleppung kann ein Hirnabszess entstehen. Oft kommt es dabei zu neurologischen Ausfällen und einem bleibenden Fieber.
Eiteransammlungen: Durch den Entzündungsprozess entstehende Eiteransammlungen in Gehirn und Hirnhäuten können so groß sein, dass sie neurochirurgisch entfernt werden müssen.
Bleibende neurologische Ausfälle: Taubheit und Blindheit können Folgen einer Menigitis sein.
Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: Infizieren Meningokokken das Blut, kann es zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Auch Organversagen ist möglich. Infolge einer gestörten Blutgerinnung können Blutungen in die Haut und in die Nebennieren auftreten. Dieser septische Schock durch Meningokokken wird Waterhouse-Friderichsen-Syndrom genannt und kann tödlich enden.
Welcher Arzt hilft bei Meningitis?
Treten bei dir oder in deinem Umfeld folgende Beschwerden gemeinsam auf, solltest du unverzüglich einen Arzt (Facharzt für Allgemeinmedizin, Hausarzt) oder ein Krankenhaus aufsuchen:
Je früher mit der Behandlung der Hirnhautentzündung (Meningitis) begonnen wird, desto günstiger wirkt sich das auf den Krankheitsverlauf aus. Bei Verdacht auf eine Infektion mit Meningokokken wird der Erkrankte sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Kinder mit einer Meningokokken-Meningitis werden in der Regel intensivmedizinisch überwacht. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr ist eine Isolierung von anderen Patienten nötig.
Meningitis: Diagnose
Hast du dich mit Meningokokken infiziert und zeigst Anzeichen einer Meningitis, solltest du sofort ins Krankenhaus eingeliefert und behandelt werden. Denn die Meningokokken-Meningitis kann unbehandelt lebensbedrohlich werden. Doch nicht alle Patienten, die an Meningitis erkrankt sind, zeigen die klassischen Symptome (hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Nackensteifigkeit). Sind die Symptome der Hirnhautentzündung (Meningitis) nicht eindeutig, verschafft eine körperliche Untersuchung deinem behandelnden Arzt Klarheit. Kannst du deinen Kopf im Liegen nicht von der Unterlage heben oder kannst du im Sitzen das Kinn nicht auf die Brust senken oder hast du bei beiden Tests starke Schmerzen, dann liegt der Verdacht auf eine Meningitis nahe. Zur Absicherung der Diagnose werden Labortests durchgeführt.
Lumbalpunktion und Blutuntersuchungen identifizieren Meningitis-Erreger
Zum Nachweis einer infektiösen Meningitis kann eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Bei der Lumbalpunktion wird dir eine dünne Hohlnadel zwischen zwei Rückenwirbel im unteren Bereich deiner Wirbelsäule geschoben. Erreicht die Nadel den Raum, der das Rückenmark umgibt, wird von dort etwas Flüssigkeit (Liquor) entnommen. Der Liquor wird im Labor mikroskopisch untersucht. Ist die Meningitis bakteriell bedingt, ist der Liquor eitrig-trüb. Eine durch Viren und Parasiten hervorgerufene Meningitis verändert den Liquor nicht. Um den Erreger genauer zu bestimmen, kann er in einer Bakterienkultur vermehrt werden. Die Lumbalpunktion erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung und dauert etwa 15 Minuten. Danach musst du in der Regel noch eine Stunde liegen bleiben, um das Auftreten schwerer Kopfschmerzen zu vermeiden.
Auch Blutuntersuchungen können dabei helfen, die Erreger der Meningitis zu identifizieren. In Blutkulturen kann beispielsweise die Art und die Anzahl der Bakterien bestimmt werden. Meningokokken lassen sich durch die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion (PCR) im Labor nachweisen. Hierbei wird das Erbgut des Erregers sichtbar gemacht, was eine genaue Identifikation erlaubt.
Eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten) in deiner Blutprobe kann generell auf eine Entzündung in deinem Körper hindeuten. Erfahre mehr zu Leukozyten-Normalwerten und was zu hohe Leukozytenwerte bedeuten können.
Bildgebende Verfahren wie die Computertomografie oder Röntgen können nichtinfektiöse Ursachen der Meningitis wie Hirnödeme oder Blutungen abbilden. Bildgebende Verfahren können auch zeigen, ob deine Nasennebenhöhlen oder Gehörgänge vereitert sind. Das kann den Schluss nahe legen, dass eine dortige bakterielle Entzündung weiter um sich gegriffen haben könnte und dass die Erreger möglicherweise deine Hirnhäute erreicht haben.
Meningitis: Therapie
Die Behandlung einer Hirnhautentzündung (Meningitis) richtet sich nach der Art des Erregers, nach dem Alter und Zustand des Erkrankten, nach dem Zustand seiner Immunabwehr, nach bereits eingetretenen oder befürchteten Komplikationen, nach Vorerkrankungen und Begleiterkrankungen und vielem mehr.
Bei Verdacht auf Meningitis zählt jede Minute. Die meisten Patienten kommen sofort ins Krankenhaus, häufig auf die Intensivstation. Die Ärzte (auch der Notarzt im Rettungswagen) beginnen bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis in der Regel schon vor dem Ergebnis der Labortests mit der Gabe von Antibiotika-Kombinationen aus mehreren Wirkstoffen gegen unterschiedliche Erreger. Diese werden direkt in die Venen des Erkrankten gespritzt oder als Infusion verabreicht. Wurde der bakterielle Erreger identifiziert, wird die Therapie auf das geeignete Antibiotikum umgestellt. Die Dauer der Antibiotikatherapie richtet sich nach Art des Erregers, dauert aber in der Regel mindestens zwei bis drei Wochen.
Zusätzlich kann in bestimmten Fällen als Entzündungshemmer ein Kortisonpräparat verabreicht werden. Dieses soll einer Hirnschwellung vorbeugen. Auch schmerzstillende Medikamente können zum Einsatz kommen.
Bei Meningitis, die durch Meningokokken verursacht wurde, müssen alle Personen, die Kontakt zu dem Erkrankten hatten, wegen des Ansteckungsrisikos unbedingt mitbehandelt werden und Antibiotika nehmen. So kann die weitere Verbreitung des Erregers verhindert werden.
Bei viraler Meningitis steht die Behandlung der Symptome im Vordergrund: Fieber senken, Kopfschmerzen lindern, Krampfanfälle stoppen. Antivirale Mittel (Virustatika), die verhindern, dass sich die Viren im Körper vermehren, gibt es nur gegen Viren der Gruppe der Herpesviren.
Bei übergegriffenen Infektionen von Ohr- und Nasenraum kann der HNO-Arzt im Bedarfsfall den Entzündungsherd und eventuelle Eiteransammlungen unter Vollnarkose entfernen.
Meningitis vorbeugen
Bei Verdacht auf Meningitis ist schnelle Hilfe gefragt. Verständige bitte sofort einen Arzt, wenn ein Familienmitglied unter hohem Fieber, Nackensteifigkeit sowie Übelkeit und Erbrechen leidet. Auch du selbst solltest dich dann untersuchen lassen. Bei Verdacht auf Meningitis entscheiden oft nur wenige Stunden über das weitere Schicksal des Patienten. Daher: warte nicht ab, hol sofort ärztliche Hilfe und versuche auf keinen Fall, die Symptome selbst zu lindern.
Bei engem Kontakt mit einem Menschen, der an Meningitis erkrankt ist, ist das Risiko sehr hoch, selbst eine Hirnhautentzündung zu bekommen. Deshalb erhalten bei einer bakteriellen Meningitis, die durch Meningokokken oder Haemophilus influenzae ausgelöst wurde, alle Kontaktpersonen vorsorglich eine Antibiotikatherapie.
Kleinkinder und Säuglinge sollten laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) die notwendigen Impfungen im Rahmen ihrer Grundimmunisierung erhalten. Erwachsene sollten sich impfen lassen, wenn ihr Immunsystem aufgrund einer chronischen Erkrankung geschwächt ist, sie in einem mikrobiologischen Labor mit infektiösem Material arbeiten oder in ein Land reisen möchten, in dem die bakterielle Meningitis weit verbreitet ist. Bei Fernreisen in Teile Asiens und gefährdete Gebiete in Afrika ist eine Impfung gegen die Meningokokken-Stämme A, C und W möglich. Gegen die in Deutschland vorkommenden Erreger vom Typ B und C stehen ebenfalls Impfstoffe zur Verfügung. Sprich mit deinem Arzt, ob eine Impfung für dich in Frage kommt.
In den meisten Fällen verläuft eine Meningitis, die durch Viren ausgelöst wurde, weitaus milder als die bakteriellen Formen. Ist der erste kritische Tag der Erkrankung überstanden, sind die Heilungschancen in der Regel gut und die Symptome klingen innerhalb von zwei Wochen ab.
Bei einer bakteriell verursachten Hirnhautentzündung kann es Monate dauern, bis alles vollständig abklingt. Die Heilungschancen sind abhängig vom Allgemeinzustand des Erkrankten und vom Therapiebeginn. Je früher die Antibiotika-Therapie bei einer bakteriellen Meningitis eingeleitet wird, desto besser. Manchmal können Folgeschäden wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Hörstörungen bis hin zur Ertaubung und Lähmungen zurückbleiben. Als weitere Komplikationen können Wasseransammlungen im Gehirn (Hirnödem) oder ein Schlaganfall auftreten.
Die Sterblichkeitsrate bei einer durch Meningokokken ausgelösten Meningitis ist in Deutschland gering. Gefährlicher ist eine Infektion mit Pneumokokken oder Listerien – besonders für Säuglinge und Senioren. Aufgrund der abgeschwächten Beschwerden besteht bei ihnen die Gefahr, dass die Meningitis zu spät erkannt wird und somit nicht rechtzeitig behandelt werden kann.
Damit du gar nicht erst erkrankst, können Impfungen gegen die häufigsten Meningitiserreger Schutz bieten. Erkundige dich bei deinem Arzt, welche Impfungen in deiner Lebenssituation sinnvoll sein können.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine durch infizierte Zecken übertragene Viruserkrankung, die deine Hirnhäute und das Hirngewebe befallen kann. Ist die FSME einmal ausgebrochen, können nur noch die Symptome bekämpft werden, nicht jedoch die Erreger. Besonders ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die in Zecken-Risikogebieten leben oder dorthin reisen, sollten daher auf einen ausreichenden Zeckenschutz achten und sich nach Rücksprache mit dem behandelten Arzt gegen FSME impfen lassen.
Was verursacht FSME?
FSME wird durch Flaviviren ausgelöst. Diese Viren gehören zu den Verursachern von unter anderem Gelbfieber, Japan-Enzephalitis oder Krim-Kongo-Fieber. Es gibt drei Unterarten des FSME-Virus: den fernöstlichen, den sibirischen und den zentraleuropäischen. Letzterer kommt auch in Deutschland vor. Das FSME-Virus tritt in Mäusen und im Rotwild auf, wird von dort bei der Blutmahlzeit auf die Zecke übertragen und landet von hier durch den Stich einer infizierten Zecke beim Menschen. Eine Übertragung des FSME-Virus von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Das FSME-Virus kommt hauptsächlich in Süddeutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn und Südschweden vor. Besonders in Osteuropa kann man sich auch über verseuchte Rohmilch oder Rohmilchprodukte von infizierten Ziegen oder Schafen mit FSME anstecken. Das ist in Deutschland allerdings durch verstärkte Kontrollen kaum möglich.
Sobald eine mit FSME infizierte Zecke beginnt sich in deiner Haut zu verankern, werden die Viren übertragen. Doch das Risiko nach dem Stich einer mit FSME infizierten Zecke an einer Gehirnhautentzündung zu erkranken ist relativ gering. Internationale Studien belegen, dass 70-95% aller FSME-Infektionen ohne Symptome verlaufen.
Häufige Fragen zu FSME
Übertragen in Risikogebieten alle Zecken das FSME-Virus?
In Risikogebieten, in denen besonders viele Zecken mit dem FSME-Erreger infiziert sind, überträgt zum Glück nicht jeder kleine Blutsauger automatisch das FSME-Virus. Bis zu 35 Prozent der Zecken im europäischen Raum sind schätzungsweise mit Borrelien, den Erregern der Borreliose, infiziert, aber nur bis zu 5 Prozent mit den FSME-Erregern.
Trotzdem ist besonders in Risikogebieten erhöhte Vorsicht geboten. Such nach dem Spaziergang immer deine Kleidung und deinen Körper nach Zecken ab. Die kleinen Blutsauger stechen nicht sofort zu, sondern krabbeln auf der Suche nach einem geeigneten Platz erst einmal auf der Haut herum. Daher: je schneller eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko, dass sie sich festsetzen, stechen und FSME-Erreger oder Borreliose-Erreger übertragen kann.
Besonders ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die in Zecken-Risikogebieten leben oder dorthin reisen, sollten auf einen ausreichenden Zeckenschutz achten und sich nach Rücksprache mit dem behandelten Arzt gegen FSME impfen lassen.
Wie findet die Zecke die richtige Einstichstelle?
Wir Menschen werden am häufigsten vom sogenannten Holzbock (Ixodes ricinus) gestochen. Er – wie auch andere Zeckenarten – erkennen ihren Wirt (den „Blutspender“) am Geruch, an der Körperwärme und am ausgeatmeten Kohlendioxid. Von März bis Oktober setzen sich Zecken, die im Gras, in Farnen im Wald und im Unterholz beim Spaziergang von uns abgestreift werden, an unseren Beinen und Armen fest. Von dort aus kriechen sie zu weichen, warmen und dünnhäutigen Partien an Kopf, Hals, Schultern, Leistengegend und Achseln. Hier saugen sie sich fest, indem sie mit ihren Kieferklauen die Haut einritzen und anschließend durch die Wunde eine Art Stachel einbohren. Meistens bemerken wir den Zeckenstich gar nicht, da die kleinen Blutsauger mit ihrem Speichel einen schmerzstillenden Stoff in unsere Haut injizieren.
Wie lange saugt die Zecke Blut?
An einer Blutmahlzeit sitzt eine Zecke unbemerkt bis zu einer Woche. Sie saugt in dieser Zeit etwa 5 ml Blut und wächst bis auf das Vierfache ihrer normalen Größe heran. Ihr Gewicht steigert sich sogar um das Hundertfache. Ist die Zecke satt, lässt sie sich einfach fallen, lebt bis zur nächsten Mahlzeit vom angesammelten Blutdepot und durchläuft ihren nächsten Entwicklungsschritt.
Zecken machen im Laufe ihres durchschnittlich dreijährigen Lebens drei Entwicklungsstadien durch: Larve (geschlüpft aus einem Gelege von bis zu 3000 Eiern), Nymphe und Adulte. Jeder Lebenszyklus braucht einen Wirt, den die Spinnentiere für ihre Blutmahlzeiten aufsuchen müssen. Wir Menschen können allen drei Zecken-Entwicklungsstadien als Wirt dienen. Am häufigsten werden wir jedoch von Nymphen gestochen, weil es in der Natur einfach mehr Nymphen als adulte („erwachsene“) Zecken gibt.
Wie entfernst du eine Zecke richtig?
Hast du eine Zecke entdeckt, solltest du sie mit einer Zeckenzange entfernen. Setze die Zange direkt über der Einstichstelle am Kopf der Zecke gerade an und ziehe unter leichtem Hin- und Herrütteln in eine Richtung bis die Zecke loslässt. Es gibt auch sogenannte Zeckenkarten, die wie eine Scheckkarte geformt sind. Auch diese werden mit einem speziellen Kartenausschnitt direkt auf der Haut am Kopf der Zecke angesetzt. Die Zecke kann dann mit einer ruhigen und gleitenden Bewegung aus der Haut herausgeschoben werden. Behandele die die Einstichstelle nach dem Entfernen der Zecke mit einem Desinfektionsmittel.
Reißt der Kopf der Zecke beim Entfernen ab und bleibt in der Haut zurück (das passiert meistens, wenn du drehst statt ziehst), eitert der Fremdkörper heraus. Die Biss-Stelle kann dabei gerötet und geschwollen sein. Jetzt solltest du besser zum Arzt gehen.
Auf keinen Fall solltest du die Zecke mit Butter, Öl, Nagellackentferner oder Alkohol bestreichen. Die Zecke droht dann zu ersticken und sondert noch mehr infektiösen Speichel ab und entleert zudem noch ihren Darminhalt in die Stichstelle. Da sich im Darm von Zecken die Erreger von Borreliose befinden können, steigt das Risiko für eine Infektion.
Symptome bei FSME
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis verläuft in schweren Fällen in zwei Phasen.
1. Phase: Ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich kann sich FSME durch grippeähnliche Symptome bemerkbar machen:
Diese Symptome dauern nur wenige Tage an und werden von vielen Menschen gar nicht bemerkt oder mit einem Zeckenstich in Verbindung gebracht. Bei den meisten ist die FSME-Infektion damit ausgestanden und sie sind immun gegen eine weitere Infektion.
2. Phase: Bei etwa jedem vierten mit FSME infizierten Menschen können nach einer symptomfreien Zeit von ein bis drei Wochen Symptome einer Hirnhautentzündung (Meningitis) auftreten:
Infos zu Therapie und Heilungschancen bei Meningitis. Schreitet die FSME weiter fort kann auch das Hirngewebe betroffen sein. Eine Meningoenzephalitis entsteht. Als Symptome können sich zeigen:
Schläfrigkeit
Krampfanfälle
Sprachstörungen
Konzentrations- und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
In seltenen Fällen kann auch eine Entzündung des Hirn- und Rückenmarkgewebes eintreten. Das wird als Meningoenzephalomyelitis bezeichnet. Symptome hierfür können sein:
Schluck- und Sprachbeschwerden
Lähmungen im Gesichtsbereich
Atemlähmung
Welche Komplikationen können bei FSME auftreten?
Ein tödlicher Verlauf einer FSME-Infektion ist in Europa recht selten. Wenn bleibende neurologische Schäden auftreten, sind das vor allem Konzentrationsstörungen oder Lähmungen. Aber auch Psychosen sind möglich. Bei Kindern, die an FSME erkranken, ist der Krankheitsverlauf in der Regel milder und heilt glücklicherweise meist ohne Folgeschäden aus.
Welcher Arzt hilft bei FSME?
Wenn du wenige Tage bis 2 Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome bei dir oder bei deinem Kind bemerkst, solltest du umgehend deinen Hausarzt bzw. Kinderarzt aufsuchen. Zum Hausarzt, Praktischen Arzt, Allgemeinmediziner oder Kinderarzt solltest du umgehend gehen, wenn du eine sogenannte Wanderröte auf deiner Haut oder auf der deines Kindes bemerkst. Hierbei bildet sich frühestens sieben Tage nach dem Zeckenstich auf der Haut ein roter Rand, der sich langsam um bis zu 5 Millimeter pro Tag nach außen ausbreitet. Die Wanderröte ist ein Symptom einer durch Zecken übertragenenBorreliose.
Ist dein Nervensystem von der FSME-Infektion betroffen, musst du ins Krankenhaus. Hier kann bei plötzlich auftretenden Krampfanfällen und weiteren Komplikationen sofort eingegriffen und geholfen werden.
Ein Aufenthalt auf der Intensivstation einer Klinik wird dann nötig, wenn es im Laufe der FSME zu Atemlähmungen oder Koma kommt.
FSME Diagnose
Im Gespräch versucht dein Arzt herauszufinden, ob du dich an einen Zeckenstich erinnern kannst, die Zecke entfernt hast oder ob du dich in einem FSME-Verbreitungsgebiet aufgehalten hast. Typisch für FSME ist, dass vor Beginn von Symptomen wie Nackensteifigkeit und Kopfschmerz eine zwischenzeitlich abgeklungene fieberhafte Erkrankung durchlebt wurde. Der Nachweis einer Infektion mit dem FSME-Erreger ist in Deutschland, Österreich und Schweiz meldepflichtig.
Antikörper gegen FSME-Erreger im Blut
Dein Arzt wird dir bei Verdacht auf FSME Blut abnehmen. Aus dem Serum können im Labor mit speziellen Tests Antikörper gegen das FSME-Virus (IgM, IgE) nachgewiesen werden. Damit gilt der Verdacht, dass eine FSME-Infektion stattgefunden hat, als bestätigt.
IgM- und IgE-Antikörper sind spezielle Proteine, mit denen dein Immunsystem körperfremde Erreger abwehrt. Die Antikörper markieren die eingedrungenen FSME-Erreger, so dass sie von anderen Zellen unschädlich gemacht werden können. IgM-Antikörper befinden sich in deinem Blut und in deiner Lymphflüssigkeit. IgE-Antikörper werden von deinem Lymphgewebe in der Nähe der Atemwege und des Verdauungstraktes gebildet.
Eine Lumbalpunktion kann die Diagnose festigen
Um eine bakterielle oder virale Hirnhautentzündung (Meningitis) bei der Diagnose auszuschließen, kann eine Untersuchung der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) nötig werden. Bei der Lumbalpunktion wird unter örtlicher Betäubung eine dünne Hohlnadel zwischen zwei Rückenwirbel im unteren Bereich der Wirbelsäule geschoben. Hat die Nadel den das Rückenmark umgebenden Raum erreicht, wird von da etwas Flüssigkeit (Liquor) entnommen. Der Liquor wird im Labor mikroskopisch untersucht. Bei einer bakteriell bedingten Meningitis ist der Liquor eitrig-trüb. Eine durch Viren hervorgerufene Meningitis (wie zum Beispiel bei Mumps) verändert den Liquor nicht, er bleibt klar.
Optischer Erreger-Nachweis bei FSME
In Zweifelsfällen kann der sogenannte Neutralisationstest (FSME-NT) die Diagnose sichern. Dazu wird dir Blut abgenommen, deinem Blutserum FSME-Viren zugegeben und die Reaktion deiner Antikörper gegen die FSME-Viren optisch sichtbar gemacht.
MRT weist Krankheitsherde im Gehirn nach
Eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann bei FSME zum Einsatz kommen, wenn der Befall bestimmter Gehirngebiete nachgewiesen werden soll. Bei FSME befinden sich die Krankheitsherde typischerweise im Zwischenhirn (Thalamus).
FSME-Erreger Nachweis in der Zecke
In der Zecke können mittels der sogenannten PCR-Methode die FSME-Erreger nachgewiesen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Zecke entfernt wird und an ein Analyselabor geschickt wird. Die Kosten des Erreger-Nachweises werden derzeit von den Krankenkassen nicht übernommen.
FSME behandeln
Für FSME gibt es keine medikamentöse Behandlung. Es können lediglich die Symptome wie etwa das Fieber oder die Krämpfe gelindert werden. Wenn du an FSME erkrankt bist, solltest du Bettruhe einhalten. Bei Bedarf kann dir dein Arzt schmerzstillende Medikamente verschreiben.
FSME vorbeugen
Der beste Schutz vor FSME ist neben einer erhöhten Aufmerksamkeit beim Aufenthalt im Freien die FSME-Impfung. Beachte jedoch bitte, dass die FSME-Impfung nur vor Frühsommer-Meningoenzephalitis schützt, nicht aber vor Borreliose. Mehr zu Diagnose und Therapie von Borreliose.
FSME-Impfung
Eine Schutzimpfung gegen den FSME-Erreger wird empfohlen für:
Menschen, die ständig in Risikogebieten leben und sich regelmäßig im Wald oder in Gebüschen außerhalb der Wege aufhalten. Das sind beispielsweise Waldarbeiter oder Jäger.
Urlauber, die sich längere Zeit in Risikogebieten aufhalten.
Eine FSME-Impfung ist für Kinder ab einem Jahr möglich. Sie hat jedoch bei Kindern unter drei Jahren häufiger Nebenwirkungen wie Fieber. Dein Kinderarzt wird dich über Risiken und Nebenwirkungen der FSME-Impfung für Kinder gerne aufklären.
Zecken sind blind, aber sie haben ganz spezielle Sinnesorgane an den Vorderbeinen, die verschiedene Reize wie Temperaturveränderungen, Bewegungen und auch Gerüche wahrnehmen können.
Insektenschutzmittel (Repellents) gegen Mückenstiche und Zecken verändern den Geruch deiner Haut sowie deren Temperatur und Feuchtigkeit. Sie sollen dich damit für die Zecken als Wirt „unsichtbar“ machen. Weil die Wirkung der Insektenschutzmittel nur wenige Stunden anhält, ist wiederholtes Auftragen und Einsprühen bei längeren Aufenthalten im Freien nötig.
Lange Kleidung schützt vor Zecken
Lange, geschlossene Kleidung erschwert von Gräsern, Farnen oder Sträuchern abgestreiften Zecken den Weg an deine Haut. Du solltest deine Kleidung und deine Haut nach einem Aufenthalt in Wald und Wiese trotzdem gründlich nach Zecken absuchen. Besonders genau hinschauen solltest du an Kniekehlen, Achseln, Zehenzwischenräumen, Leisten und Haaransatz.
FSME Heilungschancen
FSME heilt meist folgenlos aus. Manchmal bleiben jedoch Muskellähmungen und Hirnfunktionsstörungen zurück. Auch Todesfälle sind möglich, aber sehr selten. Das Sterberisiko steigt mit der Zahl der befallenen Nervenstrukturen. Die schlimmste Form der FSME, die eine Entzündung der Hirnhäute, des Hirngewebes und des Rückenmarks betrifft (Meningoenzephalomyelitis), kann in schätzungsweise zehn Prozent der Fälle tödlich enden. Die Spätfolgen bei den Überlebenden dieser Verlaufsform der FSME sind Konzentrationsstörungen, Lähmungen, Epilepsie oder Kopfschmerzen. Die Beschwerden können einige Monate anhalten, oft jedoch auch dauerhaft verbleiben.
Die reine Hirnhautentzündung, Meningitis genannt, die durch FSME ausgelöst werden kann, heilt meist ohne gesundheitliche Folgen aus.
Hast du eine FSME überstanden, hält die Immunität gegen eine weitere Infektion lebenslang an.
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Das ist eine durch Viren verursachte Gehirn-, Gehirnhaut- oder Rückenmarksentzündung. Die FSME-Erreger können durch Zeckenstiche übertragen werden. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch kommt nicht vor.
Beim Stich sondern Zecken ein Enzym ab, was die Blutgerinnung an der Saugstelle hemmt. Dabei können sogenannte Flaviviren in dein Blut gelangen. Die Folge: Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen oder Schwindel. Bei den meisten Betroffenen verschwinden diese grippeähnlichen Symptome nach einigen Tagen wieder. Bei einigen Erkrankten kommt es allerdings nach etwa einer Woche zu hohem Fieber, Erbrechen und Entzündungen von Gehirn, Hirnhäuten oder Rückenmark. Außerdem können bei FSME Bewegungsstörungen, Lähmungen oder verändertes Bewusstsein bis hin zum Koma vorkommen. Ist das Rückenmark mitbetroffen, können Schluck- und Sprachbeschwerden, Lähmungen im Gesichtsbereich sowie Atemlähmungen auftreten.
Bist du von einer Zecke gestochen worden, solltest du auch deinen Tetanus-Schutz überprüfen lassen. In unserem Medizin-Dolmetscher unter Impfungen findest du Wissenswertes zur Tetanus-Impfung.
Die Hauptübertragungszeit von FSME liegt in der Zeckensaison zwischen April und November. Ist der Winter besonders mild, kann sich das Infektionsrisiko weiter nach hinten verschieben. FSME übertragende Zecken können in Mitteleuropa bis in Gebieten mit Höhen von über 1300 Metern vorkommen.
FSME-Risikogebiete finden sich hauptsächlich in Bayern, Baden-Württemberg, im südlichen Hessen und im südöstlichen Thüringen.
Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollten sich nicht nur Menschen in sogenannten Zecken-Risikogebieten impfen lassen. Wenn du viel im Freien unterwegs bist, durch Feld, Wald und Wiesen läufst oder joggst, gerne im Garten arbeitest oder dich beruflich bedingt viel in der freien Natur aufhalten musst (beispielsweise als Förster oder Waldarbeiter), kann ein ausreichender Zeckenschutz durchaus sinnvoll sein. Auch wenn du eine Urlaubsreise in Zecken-Risikogebiete planst oder eine Reise ins Ausland, kannst du dich bei deinem Arzt nach einer Zeckenschutz-Impfung erkundigen.
Da die Zeckenzeit meistens ab April beginnt, je nach milder Witterung auch schon früher, kannst du mit der FSME-Impfserie auch schon in den Wintermonaten beginnen. Auf diese Weise kann die Schutzwirkung rechtzeitig aufgebaut werden und – je nach verwendetem Impfschema – ganzjährig oder bis zu drei Jahren bestehen bleiben.
FSME-Impfung: Wann nicht impfen?
Vorsicht ist bei der FSME-Impfung geboten, wenn du auf Bestandteile des Impfstoffes, zum Beispiel Hühnereiweiß, allergisch bist. Leidest du unter einer Autoimmunerkrankung, solltest du mit deinem Arzt die Risiken und den Nutzen der FSME-Impfung abwägen. Denn durch die Zeckenschutzimpfung wird deine Immunabwehr angeregt. Das wiederum könnte deine Autoimmunerkrankung verstärken. Bitte frag deinem Arzt um Rat und besprich das weitere Vorgehen mit ihm.
Wenn dein Immunsystem durch eine Grippe, hohes Fieber, eine Krebserkrankung oder eine andere schwere Erkrankung geschwächt oder stark belastet ist, solltest du ebenfalls die Risiken und den Nutzen einer FSME-Impfung mit deinem Arzt abwägen.
FSME-Impfung: Welche Arten gibt es?
Das Wichtigste zuerst: eine FSME-Erkrankung kann durch eine FSME-Impfung nicht ausgelöst werden! Und: Die FSME-Impfung schützt nicht vor der ebenfalls von Zecken übertragenen Borreliose. Lies mehr zu Diagnose, Komplikationen und Therapie der Borreliose.
Es gibt zwei Varianten des FSME-Impfstoffes: Einen für Erwachsene ab dem zwölften Lebensjahr und einen für Kinder zwischen einem und elf Jahren.
Die Zeckenschutzimpfung wird dir intramuskulär, das heißt in einen Muskel, gespritzt. Meistens wird der Pikser am Oberarm gesetzt.
Grundimmunisierung
Um einen ausreichenden Impfschutz gegen FSME aufzubauen und dein Immunsystem dazu anzuregen, Antikörper gegen die FSME-Erreger zu bilden, ist in der Regel eine Grundimmunisierung in drei Schritten nötig.
Dazu erhältst du ein bis drei Monate nach der ersten FSME-Impfung eine weitere Impf-Dosis gespritzt. Für eine länger anhaltende Schutzwirkung erfolgt dann – je nach verwendetem Impfstoff – eine dritte Dosis nach weiteren fünf bis zwölf Monaten bzw. nach neun bis zwölf Monaten.
Aktivimpfung
Die FSME-Impfung ist eine sogenannte Aktivimpfung. Hierbei bekommst du eine abgeschwächte Form des FSME-Erregers gespritzt. Das regt in deinem Körper die Bildung von Antikörpern an. Wirst du nach Aufbau des Impfschutzes durch eine Zecke mit dem FSME-Erreger infiziert, ist dein Immunsystem optimal vorbereitet. Denn durch die Aktivimpfung kennt es die Merkmale der Eindringlinge und kann entsprechend reagieren.
Schnellschema
Benötigst du einen besonders schnellen Schutz, weil du beispielsweise kurzfristig Reisen in FSME-Risikogebiete geplant hast, können zwei bis drei Impfungen nach dem sogenannten Schnellschema zum Einsatz kommen. Je nach verwendetem Impfstoff kann somit schon drei bis fünf Wochen nach der ersten Impfung eine Schutzwirkung erreicht werden. Wie viele Impfungen erforderlich sind und ob eine vorgezogene Auffrischungsimpfung nötig ist, erfragst du bitte bei deinem Arzt. Generell gilt, dass bei einer FSME-Impfung nach dem Schnellschema der Impfschutz ohne Auffrischungsimpfung für ein bis eineinhalb Jahre besteht.
FSME-Impfung: Wann auffrischen?
Wenn dein Ansteckungsrisiko nach der Grundimmunisierung weiter besteht, weil du beispielsweise in einem Risikogebiet lebst, in dem besonders viele Zecken den FSME-Erreger in sich tragen, wird eine erste Auffrischungsimpfung nach drei Jahren empfohlen. Weitere FSME-Auffrischungsimpfungen können im Abstand von jeweils drei bis fünf Jahren erfolgen.
Welche Nebenwirkungen können bei der FSME-Impfung auftreten?
Wenn sich dein Körper mit dem FSME-Impfstoff auseinandersetzt können, wie bei jeder Spritze und bei jeder anderen Impfung auch, Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an und um die Einstichstelle entstehen. Das klingt aber in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab.
In den ersten Tagen nach der FSME-Impfung können außerdem auftreten:
Allergische Reaktionen auf der Haut wie Juckreiz und Quaddelbildung.
Kann auch noch nach dem Zeckenstich geimpft werden?
Wenn du noch nicht gegen FSME geimpft bist und von einer Zecke gestochen wirst, dann ist es für eine FSME-Impfung als Schutzmaßnahme leider zu spät.
Um in der Zukunft bei einem erneuten Zeckenstich vor FSME geschützt zu sein, kannst du dir die FSME-Impfung ab der vierten Woche nach dem ersten Stich verabreichen lassen.
Eine passive Immunisierung durch die Gabe von Antikörpern gegen FSME wird als Sofortschutzmaßnahme nach einem Zeckenstich in Deutschland nicht mehr empfohlen und angewendet.
Bist du gegen FSME geimpft worden, aber ist deine Grundimmunisierung noch nicht abgeschlossen und du wirst in dieser Zeit von einer Zecke gestochen, dann verändert sich das Impfschema für deine weiteren Impfungen. Sprich mit deinem Arzt darüber.
Kann die Grundimmunisierung gegen FSME jederzeit nachgeholt werden?
Hast du dein Kind noch nicht gegen FSME impfen lassen und bist du selbst auch noch nicht geimpft, könnt ihr das bei Bedarf jederzeit nachholen lassen.
Wenn du deinen Impfpass nicht mehr findest und nicht weißt, ob du jemals eine FSME-Impfung erhalten hast oder wann du zuletzt gegen FSME geimpft worden bist, kann dein Arzt eine Blutuntersuchung durchführen lassen. Das Labor bestimmt dann den sogenannten Impf-Titer. Dieser zeigt an, ob dein Blut genug Antikörper gegen den FSME-Erreger aufweist. Die Titerbestimmung kann allerdings nur zeigen, dass Antikörper gegen FSME vorhanden sind. Nicht aber, wie lange dein Impf-Schutz noch andauert. Impfungen gegen Gelbfieber und überstandene Denguefieber-Infektionen können das Ergebnis der FSME-Titerbestimmung verfälschen.