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Heilpflanze Johanniskraut

Johanniskraut, lateinisch Hypericum perforatum, ist Heilpflanze des Jahres 2019 und hat goldgelbe, fünfzählige Blütenblätter.
Johanniskrautpräparate können als pflanzliches Antidepressivum und Beruhigungsmittel bei depressiven Störungen und nervöser Unruhe verwendet werden. Die Heilpflanze 2019 kann auch zur Wundheilung bei leichten Entzündungen der Haut, Magen-Darm-Beschwerden und bei vielen weiteren Anwendungsgebieten eingesetzt werden.

Johanniskraut: Anwendungsgebiete

Johanniskraut, auch Echtes Johanniskraut, Gewöhnliches Johanniskraut, durchlöchertes Johanniskraut und lateinisch Hypericum perforatum genannt, leuchtet dir von Mitte Juni bis in den Spätsommer mit seinen gelben Blüten an lichtreichen Weg- und Wiesenrändern entgegen. Rund um den Johannistag am 24. Juni steht das bis zu 70 Zentimeter hohe Johanniskraut meist in voller Blüte und erhielt deshalb seinen Namen. Aufgrund des roten Sekrets seiner Blüten wird das Johanniskraut auch „Johannisblut“ oder „Blutkraut“ genannt.

Gegen das Licht gehalten verschaffen die kleinen Sekretbehälter an Blättern und Blütenblättern der Heilpflanze des Jahres 2019 ein Aussehen, als sei sie durchlöchert. Die hellen Öldrüsen enthalten vorwiegend ätherisches Öl. Die dunklen Öldrüsen an den oberen Blättern und Blütenteilen beinhalten das rote Sekret mit den Hauptwirkstoffen Hypericin und Hyperforin.

Echtes Johanniskraut ist heute in ganz Europa, Westasien, Ostasien, Amerika, Australien und Nordafrika heimisch und wird bereits seit der Antike als Heilpflanze zur Behandlung von Wunden, Ischiasbeschwerden und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Seit dem Mittelalter wird Johanniskraut dann immer mehr zur Behandlung von Stimmungstiefs und nervöser Unruhe genutzt. Heute gelten hochdosierte Hypericum-Extrakte (verschreibungspflichtig!) als pflanzliches Arzneimittel (Phytopharmakon) bei leichten bis mittelschweren depressiven Störungen. Ölige Zubereitungsformen (Ölauszüge) des Johanniskrauts wirken entzündungshemmend, wundheilungsfördernd, durchblutungsfördernd und antibakteriell.

Innerlich finden Ölauszüge des Johanniskrauts Anwendung bei leichten Verdauungsstörungen. Äußerlich kann Jonanniskrautöl zur Behandlung von stumpfen Verletzungen (Verstauchungen, Zerrungen oder Prellungen), Sonnenbrand und Myalgien (Muskelschmerz, z.B. Muskelkater) eingesetzt werden.

Nachfolgend sind die Hauptanwendungsgebiete von Johanniskrautpräparaten noch einmal für dich zusammengefasst:

  • Leichte bis mittelschwere depressive Störungen
  • Angstzustände
  • Nervöse Unruhe
  • Nervenentzündungen
  • Geistige Erschöpfung
  • Schlafstörungen. Lies mehr zu Hilfe bei Schlafstörungen 
  • Leichte dyspeptische Beschwerden. Dyspepsie ist der Fachausdruck für eine Verdauungsstörung mit Beschwerden wie Völlegefühl nach dem Essen, frühes Sättigungsgefühl, Oberbauchschmerzen, Unwohlsein, Magenbrennen, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen, Aufstoßen und Sodbrennen
  • Unterstützend zur Wundheilung bei leichten Entzündungen der Haut
  • Sonnenbrand
  • Myalgie (Muskelschmerz)
  • Ischias
  • Rheuma
  • Harmonisierung des Hormonhaushalts in den Wechseljahren
  • Reizblase
  • Harnwegsinfekte
  • Blasenentzündung. Weitere Hilfe und Hausmittel bei Blasenentzündung

Johanniskraut: Wirkungsweise

In der Naturheilkunde werden die getrockneten blühenden Triebspitzen des Johanniskrauts mit Blüten, Blättern und Stängeln verwendet. Reich an Wirkstoffen sind beim Johanniskraut vor allem die Blütenknospen, die geöffneten Blüten und die noch grünen Kapseln. Johanniskraut enthält als Hauptwirkstoffe Hypericin und Hyperforin.

Hyperforin wirkt antibakteriell (hemmt die Vermehrung von Bakterien). Außerdem als sogenannter Wiederaufnahmehemmer einiger Botenstoffe (Serotonin, Dopamin und Noradrenalin) deines Nervensystems. Diese Botenstoffe werden zwischen deinen Nervenzellen an den sogenannten Synapsen (Verknüpfungsstellen von Nervenzellen zu anderen Zellen) freigesetzt und dort nach kurzer Zeit erneut in die Nervenzellen aufgenommen. Wiederaufnahmehemmer verlangsamen die Wiederaufnahme der Botenstoffe und sorgen für eine längere Verweildauer der „Glückshormone“ Serotonin, Dopamin und Noradrenalin zwischen deinen Nervenzellen. Auf diese Weise wirkt sich Johanniskraut positiv auf deine Stimmung aus und beruhigt dein Gemüt.

Hypericin wirkt entzündungshemmend und antiviral (hemmt die Vermehrung von Viren). Hypericin steigert außerdem die nächtliche Ausschüttung des Hormons Melatonin, was den Tag-Nacht-Rhythmus in deinem Körper steuert. Somit kann Hypericin auch für einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus sorgen.

Bei der Behandlung mit phytotherapeutischen Johanniskrautpräparaten solltest du Geduld mitbringen. Denn deren Wirkung entfaltet sich in der Regel erst nach 2–5 Wochen.

Bei hochdosierten Johanniskrautpräparaten mit einer Tagesdosis ab 600 mg können Wechselwirkungen mit einigen Arzneistoffen auftreten. Lies mehr dazu unter Johanniskraut Wechselwirkungen.

Die homöopathische Urtinktur (konzentrierte, flüssige Zubereitung) von Hypericum perforatum wird aus der frisch blühenden Johanniskrautpflanze hergestellt. Unabhängig von der Darreichungsform als Tabletten, Globuli oder Tropfen solltest du bei der Anwendung von homöopathischen Mitteln generell folgende Dinge beachten:

  • Niemals ein schulmedizinisches Medikament eigenmächtig absetzen und/oder durch ein Homöopathikum ersetzen. Die Einnahme unterstützender Mittel solltest du stets mit deinem behandelnden Arzt absprechen.
  • Vor der Einnahme des Homöopathikums und auch danach solltest du jeweils 15 Minuten nichts gegessen oder getrunken haben und nicht geraucht haben. Die Mundschleimhaut sollte sauber, aber auch frei von Zahnpasta sein.
  • Globuli, aufgelöste Tabletten oder Tropfen mit Plastiklöffeln einnehmen.
  • Kontakt mit stark riechenden ätherischen Ölen (Latschenkiefer, Menthol, Kampfer) und Lösungsstoffen (Lacke, Farben, Benzin) während der homöopathischen Anwendung bitte vermeiden.
  • Minze, Zahnpasta, Kaugummi, Kaffee und Alkohol sollen die Wirkung von Homöopathika behindern. Daher vermeiden oder mindestens 15 Minuten Zeitabstand beim jeweiligen Gebrauch einhalten.

Johanniskrautpräparate: Welche wann verwenden?

Als Darreichungsformen des Johanniskrauts gibt es Tabletten, Kapseln, Tinkturen, Tee, Saft, aber auch Salben und ätherisches Öl. Vorsicht: Wenn du Johanniskraut-Tee oder Johanniskraut-Öl selbst herstellen möchtest, dann begebe dich bitte in die Hände eines Kräuter- und Pflanzen-Experten, der dich dabei unterstützt. Denn wenn du eigenständig auf einer Wiese nach Johanniskraut suchst, könntest du es mit dem giftigen Jakobs-Kreuzkraut verwechseln. Sowohl die Blätter als auch die Stängel, Wurzeln und Blüten sind beim Jakobs-Kreuzkraut giftig.

Johanniskraut-Tee aus frischen oder getrockneten Blüten und Blättern in Apothekenqualität solltest du nicht mit kochendem, sondern mit etwa auf 60°C abgekühltem Wasser zubereiten. Dadurch bleiben wichtige Inhaltsstoffe erhalten. Johanniskraut-Tee soll wohltuend bei Menstruationsbeschwerden, Wechseljahrsbeschwerden  und pubertätsbedingten Verstimmungen wirken.

Stärker wirksam als Johanniskraut-Tee sollen aufgrund der höheren Wirkstoffanteile Johanniskraut-Presssaft und Johanniskraut-Tinktur sein. In standardisierten Trockenextrakten in Form von Johanniskraut-Tabletten oder Johanniskraut-Kapseln liegen in der Regel noch höhere Wirkstoff-Konzentrationen vor.

Hilfe bei Stimmungstiefs aus der Apotheke

Die ölige Zubereitung des Johanniskrauts, wegen ihrer Färbung auch „Rotöl“ genannt, ist als Fertigpräparat zur äußerlichen und innerlichen Anwendung erhältlich. Du kannst Johanniskrautöl unter anderem als Einreibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung und Wundheilung nach Verrenkungen und Verstauchungen, bei Blutergüssen und Gürtelrose verwenden.

Für selbst hergestelltes Johanniskrautöl zur äußerlichen Anwendung verwendest du frische, zerkleinerte Blüten, Knospen und Blätter (bitte einen Pflanzenkundler bei der Bestimmung des Johanniskrauts um Rat fragen). Diese Mischung im Verhältnis von 1:4 mit Olivenöl, Weizenkeim- oder Mandelöl ansetzen. Das Ganze in einem hellen Glas an einem sonnigen Ort unter häufigem Umschütteln etwa sechs Wochen stehen lassen, bis das Öl dunkelrot gefärbt ist. Wenn du etwa 20 % der um Mitte August gebildeten eiförmigen, knallroten und kapselartigen Beeren für die Mischung mitverwendest, soll die Wirkung des Johanniskraut-Rotöls verstärkt werden. Denn die Johanniskraut-Früchte enthalten den entzündungshemmenden Inhaltsstoff Hyperforin.

Welches Johanniskrautpräparat in welcher Dosierung für dich und deine Beschwerden in Frage kommt, besprichst du bitte mit deinem Arzt, Therapeuten oder Heilpraktiker.

Johanniskraut: Nebenwirkungen

Achte bitte darauf, Johanniskrautpräparate nur nach Anweisungen der Packungsbeilage und deines Arztes oder Apothekers einzunehmen und Überdosierungen zu vermeiden. Große Mengen Johanniskraut können eine erhöhte Lichtempfindlichkeit (Hypericrismus) deiner Haut verursachen. Verantwortlich dafür ist der Wirkstoff Hypericin. Ein Sonnenbad oder der Besuch im Solarium kann dann möglicherweise zu Hautverbrennungen führen. Nimmst du Johanniskrautpräparate nach dem empfohlenen Dosierschema ein, ist das Risiko für Hautschädigungen dagegen gering. Dennoch solltest du während der Einnahme deines Johanniskraut-Präparats auf einen ausreichenden UV-Lichtschutz achten.

Homöopathische Johanniskrautmittel sind in der Regel gut verträglich. Bei der Anwendung insbesondere von hohen Potenzen ab D30 sowie LM- oder Q-Potenzen solltest du allerdings immer einen fachkundigen Arzt, Therapeuten oder Homöopathen um Rat fragen.

Johanniskraut: Wechselwirkungen

Für hochdosierte Johanniskrautpräparate mit einer Tagesdosis ab 600 mg konnten Wechselwirkungen mit einigen Arzneistoffen beobachtet werden. Das gilt für einige Antidepressiva, Immunsuppressiva (Medikamente, die dein Immunsystem unterdrücken) oder Anti-HIV-Mittel. Außerdem für Herzmittel mit dem Wirkstoff Digoxin, Asthma-Medikamenten mit dem Wirkstoff Theophyllin und Blutgerinnungshemmer vom Cumarintyp.

Johanniskraut kann die Bildung bestimmter Medikamente-abbauender Eiweiße (CYP-Enzyme oder auch Cytochrom P450-Enzyme) anregen. Damit bewirkt Johanniskraut, dass die Wirkung einiger Arzneimittel abgeschwächt wird. Bitte kläre vor der Einnahme von Johanniskrautpräparaten unbedingt mit deinem Arzt oder Apotheker ab, ob sich dadurch etwas an der Wirkung deiner Medikamente verändern kann und ob eine gemeinsame Einnahme möglich ist.

Lies in unserem Artikel Medikamente und Nahrungsmittel: Vorsicht Wechselwirkungen, wie Johanniskraut die Wirkung der „Pille“ beeinflussen kann und welche Wirkung es auf Cholesterinsenker hat.

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Diagnosekürzel

F45

Im ICD-10 Diagnoseschlüssel steht F45 für Somatoforme Störungen. Das sind Störungen, bei denen psychische Konflikte in Form von körperlichen Beschwerden sichtbar werden.
Unter F40 bis F48 werden im Diagnoseschlüssel ICD-10 neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen zusammengefasst. F45 ist das Diagnosekürzel für Somatoforme Störungen. Das sind Störungen, bei denen psychische Konflikte in Form von körperlichen Beschwerden sichtbar werden.

F45: Somatoforme Störungen

Exkl.: Ausreißen der Haare F98.4
Daumenlutschen F98.88
Dissoziative Störungen F44
Lallen F80.0
Lispeln F80.8
Nägelkauen F98.88
Psychologische oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Störungen und Krankheiten F54
Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit F52
Ticstörungen im Kindes- und Jugendalter F95
Tourette-Syndrom F95.2
Trichotillomanie F63.3

Somatoforme Störungen sind eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen die Betroffenen an körperlichen Beschwerden leiden. Und/oder sie sind überzeugt, an einer (schweren) Erkrankung zu leiden, für die in wiederholten medizinischen Abklärungsversuchen keine körperliche (somatische) Diagnose gefunden wird. Bei somatoformen Störungen werden psychische Konflikte in Form von körperlichen Beschwerden sichtbar.

Die Erkrankung kann sich bei somatoformen Störungen zum Beispiel in über einen langen Zeitraum wiederholt auftretenden körperlichen Beschwerden äußern, die nicht (rein) körperlich (somatisch) begründbar sind. Infolge ihres anhaltenden Leidens suchen die Betroffenen wiederholt Ärzte auf, oftmals verschiedene Fachgruppen („Ärzte-Hopping“), möchten ihre Beschwerden mithilfe diverser Untersuchungen wiederholt abgeklärt wissen und fordern weitere medizinische Abklärung ein. Auf der Suche nach ihrer körperlichen Diagnose fällt es Menschen mit somatoformen Störungen häufig schwer, psychische Erklärungsmodelle für ihre Beschwerden anzunehmen. Somatoformen Störungen gehen oftmals körperliche Erkrankungen oder Belastungssituationen voraus.

F45.0 Somatisierungsstörung

Inkl.: Briquet-Syndrom
Multiple psychosomatische Störung

Exkl.: Simulation Z76.8

Die Somatisierungsstörung ist eine Art der Somatoformen Störung (F45). Zum Krankheitsbild der Somatisierungsstörung gehört das wiederholte Auftreten verschiedener körperlicher Beschwerden über mindestens zwei Jahre, die jedes Körperteil betreffen können. Es findet sich keine körperliche (organische) Diagnose, die die multiplen Symptome ausreichend erklärt. Bei den vielen Versuchen eine Erklärung oder Diagnose für das Leiden der Betroffenen zu finden kommt es häufig dazu, dass die Betroffenen sich verschiedensten Untersuchungen oder gar Eingriffen unterziehen, nur um „ihre“ Diagnose zu finden.

Durch die ständige Beschäftigung mit den Beschwerden und das wiederholte Auftreten verschiedenster Leiden rückt die Erkrankung bei Menschen mit Somatisierungsstörung in den Mittelpunkt ihres Alltags. Häufige Folgen sind Probleme im beruflichen, sozialen und familiären Umfeld. Ein psychisches Erklärungsmodell für ihre Leiden akzeptieren Menschen mit Somatisierungsstörung in der Regel nicht.

Unter dem Briquet-Syndrom wird eine Art der Somatisierungsstörung verstanden, bei der es zu schnell und häufig wechselnden Symptomen und Leiden kommt. Die Begrifflichkeit Briquet-Syndrom ist historisch, das Syndrom wird heute zur Somatisierungsstörung gezählt.

Unter einer psychosomatischen Störung wird eine psychische Erkrankung verstanden, die sich in Form von körperlichen  Beschwerden ausdrückt. Somatoforme Störungen gehören zum Arbeitsbereich der psychosomatischen Medizin.

F45.1 Undifferenzierte Somatisierungsstörung

Inkl.: Undifferenzierte psychosomatische Störung

Die Undifferenzierte Somatisierungsstörung gehört zur Gruppe der Somatoformen Störungen und ist der Somatisierungsstörung sehr ähnlich. Eine Erklärung zu Somatoformen Störungen und der Somatisierungsstörung findest du unter F45 und F45.0.

Von einer Undifferenzierten Somatisierungsstörung wird gesprochen, wenn die betroffene Person wiederholt über einen längeren Zeitraum unter verschiedensten Beschwerden leidet, für die es keine ausreichende körperliche Erklärung gibt, die Beschwerden aber noch keine zwei Jahre anhalten oder in ihrer Häufigkeit oder Ausprägung nicht der Schwere einer Somatisierungsstörung entspricht. Die undifferenzierte Somatisierungsstörung ist sozusagen eine „leichtere“ Variante der „typischen“ Somatisierungsstörung, die nicht alle Diagnosekriterien der Somatisierungsstörung erfüllt.

Eine psychosomatische Störung ist ein psychisches Krankheitsbild, das sich in Form von körperlichen („somatischen“) Beschwerden äußert. Somatoforme Störungen gehören zum Teilbereich der psychosomatischen Medizin.

F45.2 Hypochondrische Störung

Inkl.: Dysmorphophobie (nicht wahnhaft)
Hypochondrie
Hypochondrische Neurose
Körperdysmorphophobe Störung
Nosophobie

Exkl.: Auf die körperlichen Funktionen oder die Körperform fixierte Wahnphänomene F22
Wahnhafte Dysmorphophobie F22.8

Die Hypochondrische Störung gehört zu den Somatoformen Störungen. Unter F45 findest du eine Erklärung zu den Somatoformen Störungen.

Betroffene, die unter einer hypochondrischen Störung leiden, leben in ständiger Sorge, sie könnten an einer schweren körperlichen Erkrankung leiden. Die ständige Beschäftigung mit der Angst an einer schweren Erkrankung zu leiden führt dazu, dass die Hypochonder jegliche körperliche Erscheinung mit „ihrer“ Erkrankung erklären und sich zusehends auf das ihrer Meinung nach betroffene Körperteil oder Organsystem konzentrieren. Auch wiederholte negative Untersuchungsergebnisse sind nicht in der Lage, Menschen mit hypochondrischen Störungen die Ängste und Überzeugung zu nehmen.

Bei der Nosophobie, einer Unterform der hypochondrischen Störung, steht die Angst vor Erkrankungen im Vordergrund. Betroffene Personen führen in der Regel einen überaus gesunden Lebensstil und versuchen penibel Ansteckungen mit Infekten zu vermeiden.  Was unter einer Phobie verstanden wird, kannst du auch unter F40 nachlesen.

Die Dysmorphophobie ist eine Art der hypochondrischen Störung, bei der Betroffene unter der Überzeugung leiden, sie hätten einen körperlichen, kosmetischen Defekt oder „Schönheitsfehler“. Betroffene schätzen ihr eigenes Aussehen als extrem unattraktiv ein. Dabei fokussiert sich ihre Aufmerksamkeit auf das als missgestaltet empfundene Körperteil, das sie zusehends als entstellend oder beschämend empfinden.

Neurose ist ein alter Begriff für eine Verhaltensstörung oder psychische Erkrankung.

F45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörung

Inkl.: Da-Costa-Syndrom
Herzneurose
Magenneurose
Neurozirkulatorische Asthenie
Psychogene Formen der Aerophagie
Psychogene Formen des Colon irritabile
Psychogene Formen der Diarrhoe
Psychogene Formen der Dyspepsie
Psychogene Formen der Dysurie
Psychogene Formen der erhöhten Miktionshäufigkeit
Psychogene Formen der Flatulenz
Psychogene Formen von Husten
Psychogene Formen der Hyperventilation
Psychogene Formen von Pylorospasmen
Psychogene Formen des Singultus

Exkl.: Psychische und Verhaltenseinflüsse bei anderenorts klassifizierten Störungen oder Krankheiten F54

Lies unter F45 nach, was unter einer somatoformen Störung verstanden wird.

Bei der somatoformen autonomen Funktionsstörung stehen Beschwerden im Vordergrund, die sich auf Organe fokussieren, die der Steuerung durch das autonome (vegetative) Nervensystems des Körpers unterliegen.

Das autonome Nervensystems wird auch unwillkürliches Nervensystem genannt und steuert „im Hintergrund“ deine Organfunktionen wie zum Beispiel die Darmaktivität oder die Herzfrequenz. Es ist beispielsweise dafür verantwortlich, dass dein Körper in Stresssituationen oder beim Sport deine Herz- und Atemfrequenz an die Belastung anpasst, gleichzeitig aber dein Herz langsamer schlagen lässt und den Körper in einen Ruhemodus versetzt, wenn du dich schlafen legst.

Die somatoforme autonome Funktionsstörung kann sich zum Beispiel auf das Atmungssystem, Verdauungssystem ebenso wie auf das Urogenitalsystem oder das Herz-Kreislauf-System beziehen.

Die Beschwerden des Da-Costa-Syndroms, einer Unterform der somatoformen autonomen Funktionsstörung, beziehen sich auf das Herz. Die Erkrankung wird auch Herzneurose genannt. Dabei treten vermeintliche Herzbeschwerden wie Herzklopfen, Schwitzen, Brustenge, Zittern und Aufregung auf,  die an eine Herz-Erkrankung denken lassen. Die betroffene Person ist überzeugt, eine Herzattacke zu erleiden. Doch für die Beschwerden kann keine körperliche Begründung gefunden werden. Die vermeintlichen Herz-Beschwerden sind dabei Ausdruck der Angst und Sorge vor einer Herz-Erkrankung. Ein ähnliches Krankheitsbild findet sich bei der neurozirkulatorischen Asthenie.

Analog zur Herzneurose gibt es auch eine Magenneurose.

Als psychogen werden Störungen bezeichnet, die nicht durch den Körper (somatisch) bedingt sind, sondern durch die Psyche ausgelöst werden.

Unter Aerophagie wird das übermäßige Schlucken von Luft zum Beispiel beim Essen oder Trinken verstanden. Folge kann ein Völlegefühl, Aufstoßen oder auch das Gefühl der Brustenge sein.

Colon irritable bedeutet übersetzt so viel wie leicht irritierbarer Dickdarm oder Reizdarm. Das Krankheitsbild beschreibt das Auftreten verschiedener Darm-Probleme, deren keine körperliche Ursache zugrunde liegt, sondern die zum Beispiel in (bewussten oder unbewussten) Belastungssituationen immer wieder auftreten und einen hohen Leidensdruck bei den Betroffenen erzeugen.

Diarrhoe bedeutet Durchfall. Dyspepsie beschreibt einen Beschwerde-Komplex, der sich in Verdauungsstörungen mit Übelkeit, Aufstoßen, Sodbrennen, Völlegefühl oder ähnlichen Beschwerden äußern kann.

Die Dysurie geht mit einer erschwerten Blasenentleerung oder erschwertem, schmerzhaftem Wasserlassen einher.

Die Miktionshäufigkeit bezeichnet die Häufigkeit des Wasserlassens (Miktion).

Flatulenz ist der Fachausdruck für Blähungen.

Hyperventiliert eine Person, atmet sie zu viel und zu heftig. Infolge dessen kann es zu einer Verschiebung des Säure-Basen-Haushaltes des Körpers kommen, wodurch die betroffene Person Kribbeln um den Mund, Kribbeln in den Finger und vorrübergehende Muskelverkrampfungen in den Händen verspüren kann.

Pylorusspasmen bezeichnen das starke, krampfhafte Zusammenziehen des Magenausgangs, der auch Magenpförtner oder Pylorus-Muskel genannt wird.

Singultus ist der Fachausdruck für Schluckauf.

F45.30 Herz und Kreislaufsystem

F45.31 Oberes Verdauungssystem

F45.32 Unteres Verdauungssystem

F45.33 Atmungssystem

F45.34 Urogenitalsystem

F45.37 Mehrere Organe und Systeme

F45.38 Sonstige Organe und Systeme

F45.39 Nicht näher bezeichnetes Organ oder System

F45.4 Anhaltende Schmerzstörung

Exkl.: Rückenschmerzen o. n. A. M54.9
Schmerz, akut R52.0
Schmerz, chronisch R52.2
Schmerz, therapieresistent R52.1
Schmerz, o. n. A. R52.9

Die anhaltende Schmerzstörung gehört zu den somatoformen Störungen. Was somatoforme Störungen, kannst du unter F45 nachlesen.

Länger als sechs Monate andauernde Schmerzen, die durch eine körperliche Erkrankung nicht ausreichend zu erklären sind, sind typisches Merkmal der anhaltenden Schmerzstörung. Auslöser der anhaltenden Schmerzstörung sind häufig Belastungssituationen.

F45.40 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung

Inkl.: Psychalgie
Psychogener Kopfschmerz
Psychogener Rückenschmerz
Somatoforme Schmerzstörung

Exkl.: Spannungskopfschmerz G44.2

Charakteristisch für die anhaltende somatoforme Schmerzstörung ist ein quälender anhaltender Schmerz in einem Körperteil, der nicht durch eine körperliche Ursache erklärbar ist und besonders in belastenden Situationen auftritt, durch emotionale Krisen oder Konflikte verstärkt, ausgelöst oder aufrecht erhalten wird. Der Schmerz rückt in den Hauptfokus der Aufmerksamkeit. Ein alter Begriff für die Erkrankung ist Psychialgie.

F45.41 Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren

Die Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren ist eine somatoforme Störung (F45), bei der Betroffene über eine Dauer von mindestens sechs Monaten unter Schmerzen leiden, denen eine körperliche (somatische) Krankheit oder Verletzung in der Vorgeschichte zugrunde liegt. Das Anhalten der Schmerzen wird dabei durch psychische Faktoren bedingt.

Betroffene leiden stark unter ihren Schmerzen, was sich auch auf ihren Alltag und ihren Umgang beziehungsweise ihr soziales Umfeld überträgt. Psychische Belastungssituationen oder die vermehrte Aufmerksamkeit und das vermehrte Kümmern von Angehörigen zählen zu den psychischen, Schmerz-aufrechterhaltenden Faktoren.

Exkl.: Andauernde Persönlichkeitsänderung bei chronischem Schmerzsyndrom F62.80
Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten F54

F45.8 Sonstige somatoforme Störungen

Inkl.: Psychogene Dysmenorrhoe
Psychogene Dysphagie, einschließlich Globus hystericus
Psychogene Pruritus
Psychogene Tortikollis
Psychogenes Zähneknirschen

Was eine somatoforme Störung ist, findest du unter F45.

Unter F45.8 werden weitere durch die Psyche bedingte (psychogene) körperliche Beschwerden klassifiziert, die im Sinne einer somatoformen Störung auftreten.

Dysmenorrhoe bezeichnet die schmerzhafte Menstruation.

Unter Dysphagie werden Störungen des Schluckvorgangs zusammengefasst. Unter Globus hystericus oder Globusgefühl wird das Gefühl eines Kloßes im Hals verstanden.

Pruritus ist der medizinische Fachausdruck für Juckreiz.

Ein Tortikollis bezeichnet eine krankhafte Schiefhaltung des Halses.

F45.9 Somatoforme Störung, nicht näher bezeichnet

Inkl.: Psychosomatische Störung o. n. A.

Was eine somatoforme Störung ist, findest du unter F45.

Eine psychosomatische Störung bezeichnet ein Krankheitsbild, bei dem körperliche (somatische) Beschwerden durch eine psychische Erkrankung ausgelöst werden.