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Gewebespende

Kardiologin hält als Symbol für eine Herzklappenspende ein Herz aus Stoff in den Händen
Zu einer Gewebespende zählt auch die Herzklappenspende. Spenderherzklappen können aus einer postmortalen Spende (entnommen nach dem Tod des Spenders) oder aus einer Lebendgewebespende stammen. Außerdem gibt es tierischen Herzklappenersatz aus den Herzbeuteln von Rindern und Schweinen oder mechanische Herzklappen aus Kunststoff und Metall.

Was ist eine Gewebespende?

Bei der Gewebespende stellst du als Spender dein Körpergewebe für eine Transplantation zur Verfügung. Eine Übertragung von Geweben kann aus verschiedenen Gründen notwendig werden. Zum Beispiel können Erkrankungen, Infektionen mit Krankheitserregern oder ein Unfall dein Körpergewebe angreifen und zerstören. Die Transplantation von Spendergewebe und die damit verbundene Nachsorge stellen dann einen Großteil der Therapie dar.

Als Empfänger versorgt dich die Gewebespende mit Augenhornhaut, Herzklappen, Blutgefäßen, Inselzellen der Bauchspeicheldrüse, Haut, Eihaut der Fruchtblase (Amnion) oder Knochentransplantaten.

In Deutschland ist die Organspende über das Transplantationsgesetz (TPG) mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) als zentrale Koordinierungsstelle geregelt. Gewebetransplantate werden hingegen als Arzneimittel von Einrichtungen mit den entsprechenden Erlaubnissen der Landesbehörden und der Genehmigung der Bundesbehörde abgegeben. Anders als für Organtransplantationen gibt es für Gewebetransplantationen keine zentral geführten Wartelisten. Als Empfänger erhältst du einen Platz auf Wartelisten, die zum Beispiel zu einer Gewebebank gehören und von dieser geführt werden.

Die Kriterien, nach denen dir als Empfänger eine Gewebespende zugeteilt wird, richten sich nach der Dringlichkeit, den Erfolgsaussichten der Transplantation und deiner Wartezeit auf das Spendergewebe.

Gewebespenden stammen überwiegend von Verstorbenen (postmortale Spende), die ihre Zustimmung zu Lebzeiten in einem Organspende-Ausweis oder in einer Patientenverfügung dokumentiert haben. Aber auch Lebendgewebespenden sind möglich, zum Beispiel bei der Entnahme von funktionstüchtigen Herzklappen aus dem entfernten Herzen während einer Herztransplantation.

Kannst du nach deinem Tod medizinisch gesehen sowohl Organe als auch Gewebe spenden, hat die Organspende Vorrang gegenüber der Gewebespende. Es können jedoch auch Organe und Gewebe gleichzeitig gespendet werden.

Ärzte transplantieren das entnommene Spendergewebe im Gegensatz zu Spenderorganen nicht sofort. Zugelassene Gewebebanken arbeiten die Gewebe zu sogenannten Gewebezubereitungen auf. Das heißt: die Gewebebanken stellen die Transplantate nach den Sicherheitsstandards des Deutschen Arzneimittelgesetzes her und machen sie bis zum Transplantationstermin haltbar. Die Transplantate werden dann an Kliniken weitergegeben und dort beispielsweise in der Gefäß- und Herzchirurgie eingesetzt.

Gewebespenden und Corona

Bei einer Gewebespende besteht laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) kein Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2. Das Paul-Ehrlich-Institut ist das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Das PEI muss Gewebespenden, die transplantiert werden sollen, als „Arzneimittel“ zulassen.

Die Klinik oder Einrichtung, die das Spendergewebe entnimmt oder die für die Entnahme erforderlichen Laboruntersuchungen beim Spender durchführt oder Gewebespenden bearbeitet und verarbeitet, konserviert, prüft, lagert und bereitstellt, benötigt dafür eine Erlaubnis der für Arzneimittelüberwachung und Arzneimittelprüfung zuständigen Landesbehörde.

Das Paul-Ehrlich-Institut schreibt zum Thema Sicherheit von Gewebespenden in Zeiten der Corona-Pandemie:

„Eine Übertragung respiratorischer Viren (Viren, die die Atemwege befallen und Atemwegserkrankungen auslösen, Anm. d. Redaktion) durch Implantation, Transplantation, Infusion oder Transfer von menschlichen Zellen oder Gewebe ist bisher nicht beschrieben. …Bislang wurden keine Fälle einer Übertragung von SARS-CoV-2 über Gewebezubereitungen berichtet.“

Da es zum aktuellen Zeitpunkt also keine Hinweise darauf gibt, dass SARS-CoV-2 durch die Transplantation von Gewebe übertragen werden kann, schlägt das Paul-Ehrlich-Institut für die Gewebespende vorsorglich folgende Maßnahmen vor:

  • Ausschluss möglicher Gewebespender, wenn sie innerhalb von 14 Tagen vor der Spende Kontakt mit Personen mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion gehabt haben.
  • Von der Gewebespende ausgeschlossen werden sollten außerdem Menschen mit einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion, und zwar innerhalb von 14 Tagen nach Abschluss ihrer Genesung. .

Die Entscheidung, wer für eine Gewebespende zugelassen wird und wer nicht, fällt die Gewebeeinrichtung (die Klinik, die Gewebe entnimmt oder untersucht) im Rahmen des sogenannten Spenderscreenings.

Wer das Spendergewebe bekommt und für wen eine Gewebetransplantation infrage kommt, entscheiden die behandelnden Ärzte je nach Krankengeschichte unter Abwägen von Risiken und Nutzen für jeden Einzelfall.

Hornhautspenden für Augenhornhauttransplantationen

Ist dein Sehvermögen durch Eintrübungen und Verletzungen deiner Augenhornhaut stark einschränkt oder bist du dadurch sogar blind geworden, kann dir deine Sehkraft möglicherweise durch eine Augenhornhauttransplantation zurückgeben werden. Augenhornhäute stammen ausschließlich aus postmortalen Spenden. Hier wird Verstorbenen die klare Augenhornhaut entnommen und durch künstliche Linsen und gegebenenfalls Augenprothesen ersetzt. Beim Verstorbenen ist die Hornhautentnahme äußerlich also nicht zu erkennen.

Die Erfolgsaussichten bei der Transplantation von Augenhornhaut sind in der Regel gut. Denn das Immunsystem deines Körpers reagiert kaum auf das Transplantat. Abstoßungsreaktionen sind bei Augenhornhaut vergleichsweise selten. Das bedeutet, dass du nach der Transplantation einer Augenhornhaut in der Regel keine Immunsuppressiva einnehmen musst. Immunsuppressiva sind Medikamente zur Unterdrückung deines Immunsystems und zur Verhinderung einer Abstoßungsreaktion.

Welche Herzklappen für eine Herzklappentransplantation?

Dein Herz hat vier Herzklappen, die als „Ventile“ den Ein- und Ausfluss deines Blutes regulieren. Ohne Herzklappen kann dein Herz nicht normal arbeiten. Sind deine Herzklappen durch eine Klappenstenose (dabei öffnen sich die Herzklappen nicht mehr weit genug) oder eine Klappeninsuffizienz (Herzklappen schließen nicht mehr vollständig) geschädigt, können sie in einer Operation ersetzt werden. Dazu werden mechanische Herzklappen aus Metall oder Kunststoff verwendet, aber auch biologische Herzklappen tierischen Ursprungs oder von einer menschlichen Spende (postmortal oder als Lebendgewebespende).

Eine Lebendgewebespende von Herzklappen ist nach einer Herztransplantation möglich. Dabei wird das erkrankte Herz des Empfängers entnommen. Die Herzklappen des erkrankten Herzens sind allerdings häufig noch vollkommen intakt und können somit anderen Patienten transplantiert werden.

Tierische Herzklappen werden aus Herzbeuteln von Rind oder Schwein hergestellt. Jedoch altern tierische Herzklappenspenden in der Regel schneller als dein körpereigenes Gewebe und verkalken. Daher müssen sie nach einigen Jahren wieder ausgetauscht werden.

Mechanische Herzklappen haben hingegen eine lange Lebensdauer. Sie werden aus Kunststoff und Metall hergestellt. Das körperfremde Material der künstlichen Herzklappe verstärkt allerdings deine Blutgerinnung. Als Folge leidest du unter einem höheren Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) und musst dein Leben lang gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Mechanische Herzklappen wachsen außerdem nicht mit deinem Körper mit. Bei Kindern und Jugendlichen müssen mechanische Herzklappen daher mit dem Wachstum ihres Körpers immer wieder ersetzt werden.

Blutgefäßtransplantation mit Spenderblutgefäßen

In deinem Körper gibt es zwei Arten von Blutgefäßen: Arterien und Venen. Arterien transportieren dein Blut vom Herzen weg. Venen transportieren dein Blut zum Herzen zurück. Im Verlauf deines Lebens können sich deine Blutgefäße durch Ablagerungen verengen oder sogar verstopfen. Sind die Blutgefäße deines Herzens betroffen, kann das zu einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) führen. Ursachen für verengte oder verstopfte Gefäße können zum Beispiel Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck oder Fettleibigkeit sein. Lies mehr zu Ursachen und Behandlung von Bluthochdruck.

Spenderblutgefäße für eine Blutgefäßtransplantation stammen aus postmortalen Spenden oder Lebendgewebespenden. Die gespendeten Gefäße ersetzen verengte oder verstopfte Blutgefäße im Rahmen einer sogenannten Bypassoperation. Neben menschlichen Spenderblutgefäßen können auch Kunststoffprothesen für Blutgefäßtransplantationen genutzt werden. Sie werden jedoch für sehr große Arterien und im Bereich der Halsschlagader in der Regel nicht verwendet.

Eine Lebendgewebespende kann auch eine Eigenspende sein. Der medizinische Fachbegriff dafür ist autologe Spende. Bei einer Eigenspende wird das benötigte Blutgefäß aus deinem Körper entnommen und an eine andere Stelle verpflanzt.

Hauttransplantation kann Leben retten

Deine Haut ist dein größtes Organ und die Schutzbarriere deines Körpers gegenüber der Außenwelt. Deine Haut schützt dich vor Kälte, Infektionen und mechanischen Einwirkungen wie Schlägen, Schnitten oder Stößen. Ist deine Haut durch Verbrennungen, Tumore, Schnittwunden oder chronische Wunden beschädigt, können Erreger leichter in deinen Körper eindringen und Infektionen auslösen, die auf andere Organe übergreifen.

Deine Haut kann sich im Regelfall selbst heilen. Bei größeren Wunden dauert dieser Selbstheilungsprozess allerdings sehr lange. Können großflächige Wunden wie beispielsweise bei schweren Verbrennungen nicht verschlossen werden, kann eine Hauttransplantation Leben retten. Spenderhaut wird also genutzt, um großflächige Wunden zu verschließen. 

Bei einer Hautspende wird dir als Spender eine etwa vier Millimeter dünne Schicht der Oberhaut entnommen. Spenderhaut stammt ausschließlich aus postmortalen Hautspenden. Bei nicht so großen Wundflächen sind auch Eigenhauttransplantationen möglich. Hierbei wird dir ein Stück Haut entnommen und an die beschädigte Stelle verpflanzt.

Was ist eine Amniontransplantation?

Die Eihaut der Fruchtblase (Amnion) umgibt im weiblichen Körper den Embryo während seiner Entwicklung im Mutterleib. Diese Eihaut kann nach einer Kaiserschnittgeburt gespendet werden. Bei der Amnionspende handelt es sich also um eine Lebendgewebespende.

Weil die Zellen der Eihaut wundheilungsfördernde Eigenschaften haben, werden die Amniontransplantate vor allem dazu verwendet, oberflächliche Verletzungen an Augenbindehaut oder Augenhornhaut zu behandeln. Ebenso kann die Eihaut der Fruchtblase zur Behandlung von chronischen Wunden genutzt werden. Bei der Amniontransplantation löst sich nach einigen Wochen die transplantierte Eihaut auf und wird durch körpereigene Zellen ersetzt.

Knochenspenden für Knochentransplantationen

Dein Bewegungsapparat besteht aus Knochen, Gelenken, Bandscheiben, Bändern, Muskeln, Sehnen und Faszien. Verletzungen, Entzündungen oder Tumore können deinen Bewegungsapparat an verschiedenen Stellen angreifen und zerstören. Transplantationen von Weichteilgewebe wie Sehnen und Bänder ermöglichen es, die Beweglichkeit deiner Gelenke wiederherzustellen oder zu erhalten. Auf diese Weise kann eine Versteifung des betroffenen Gelenks verhindert werden. Sehnen und Bänder stammen aus postmortalen Gewebespenden. Auch Eigengewebespenden sind möglich. Knochentransplantate können fehlende Knochenteile ersetzen, Lücken auffüllen und unter Umständen sogar eine Amputation verhindern.

Mit einer Knochenspende können die langen Röhrenknochen deiner Arme und Beine, Teile deines Beckens, Rippenknorpel und ganze Gelenke ersetzt werden. Knochentransplantate stammen aus einer postmortalen Spende oder von einer Lebendgewebespende. Wenn du eine Hüftgelenksoperation erhältst, wird der verschlissene Gelenkkopf deines Oberschenkelknochens entnommen und durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Die entnommenen Knochen oder Knochenteile können nach sorgfältiger Prüfung zu einem Knochenpräparat aufbereitet werden und dann als Knochenspende auf passende Empfänger transplantiert werden. Bei einer postmortalen Knochenspende wird der entnommene Knochen durch eine Prothese ersetzt. Äußerlich ist dem Spender die Knochenentnahme also nicht anzusehen.

Inselzelltransplantation für Diabetiker

Inselzellen sind Zellansammlungen in deiner Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Die Inselzellen produzieren das Hormon Insulin. Insulin reguliert den Zuckergehalt in deinem Blut. Bei bestimmten Erkrankungen wie der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Typ 1 kann deine Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren. Diabetiker vom Typ 1 müssen daher lebenslang Insulin spritzen oder eine Insulinpumpe tragen.

Gelingt es damit nicht den Blutzucker ausreichend einzustellen, kommt es immer wieder zu Komplikationen wie Unterzuckerungen (Hypoglykämie) und sind alle anderen Therapiemöglichkeiten erfolglos, kann die Transplantation der gesamten Bauchspeicheldrüse oder die Transplantation von Inselzellen eine Alternative sein. Für die Inselzelltransplantation werden dir als Spender Inselzellen aus deiner Bauchspeicheldrüse isoliert und aufbereitet. Über einen Katheter werden deine Inselzellen später in die Lebervene (Pfortader) oder durch Punktion in die Leber des Empfängers übertragen. Die übertragenen Zellen siedeln sich im Lebergewebe an und geben von dort aus Insulin an die Blutbahn ab. Das reicht im Regelfall jedoch nicht aus, um nie wieder Insulin spritzen zu müssen. Die meisten Transplantierten sind auf zusätzliche Insulingaben angewiesen. Dennoch benötigen sie nach der Inselzelltransplantation häufig geringere Insulindosen und entwickeln weniger Komplikationen wie Unterzuckerungen und Diabetes-Folgeerkrankungen. Lies mehr über Komplikationen, die im Rahmen der Zuckerkrankheit auftreten können unter E10, dem Diagnosekürzel für Diabetes mellitus Typ 1.

Damit die transplantierten Inselzellen nicht abgestoßen werden, benötigst du als Empfänger lebenslang Medikamente, die deine Immunabwehr unterdrücken (Immunsuppressiva).

Ablauf der Gewebespende

Eine Gewebespende läuft von der Spendermeldung bis zur Aufbereitung in der Gewebebank in mehreren Schritten ab. Dabei arbeiten die behandelnden Ärzte eng mit der zuständigen Gewebebank zusammen. So kann zum Beispiel ein Mitarbeiter der Gewebebank bei dem Gespräch mit den Angehörigen zur Klärung der Spenderbereitschaft des Verstorbenen dabei sein.

1. Bei einer postmortalen Gewebespende muss dein Tod vor der Gewebeentnahme eindeutig nachgewiesen sein. Sollen Organe und Gewebe von dir gespendet werden, wird dein Hirntod und damit der unumkehrbare Ausfall deiner gesamten Hirnfunktionen in einem aufwendigen Verfahren namens Hirntoddiagnostik festgestellt. Sollen ausschließlich Gewebe gespendet werden, wird dein Hirntod über den Ausfall deines Herz-Kreislaufsystems und über sichere Todeszeichen wie Totenstarre oder Leichenflecken nachgewiesen. Liegen solche sicheren Todeszeichen vor, liegt damit auch der unumkehrbare Ausfall deiner gesamten Hirnfunktionen und somit der Hirntod vor.

Im Gegensatz zu Organen sind Gewebe nicht so stark auf eine ständige Durchblutung angewiesen. Eine Gewebespende ist daher auch dann möglich, wenn dein Herz-Kreislauf-System zum Stillstand gekommen ist. Eine Organspende wäre jetzt nicht mehr möglich, weil Spenderorgane bis zur Entnahmeoperation über das Blut des Spenders mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden müssen. Umgangssprachlich gesagt: Nur so können die Organe frisch und funktionsfähig bleiben. Daher wird bei einer Organspende das Herz-Kreislauf-System des Spenders bis zur Entnahmeoperation künstlich aufrechterhalten.

2. Einverständnis für oder gegen die Gewebespende ermitteln: Gewebe dürfen dir nur dann für eine Transplantation entnommen werden, wenn du zu Lebzeiten deine Zustimmung zur Gewebespende gegeben hast. Das kannst du zum Beispiel auf einem Organspendeausweis oder durch eine Patientenverfügung tun.

Ist dein Wille nicht dokumentiert und hast du auch mit niemandem in deiner Familie über dein Einverständnis zur Gewebespende gesprochen, können deine nächsten Angehörigen in deinem Sinne eine Entscheidung für oder gegen eine Gewebespende treffen. Auf diese Möglichkeit weisen behandelnde Ärzte, Transplantationsbeauftragte oder auch Gewebespendekoordinatoren deine nächsten Angehörigen in einem Gespräch hin und dokumentieren das Ergebnis. Lehnen deine Angehörigen eine Gewebespende ab, wird es keine Gewebespende geben.

Entscheidungsberechtigte für oder gegen eine Gewebespende sind also folgende Personen:

  • Der Verstorbene durch eine zu Lebzeiten abgegebene schriftliche Erklärung, zum Beispiel auf einem Organ- und Gewebespendeausweis oder in einer Patientenverfügung.
  • Die Person, auf welche die Entscheidung des Verstorbenen zu Lebzeiten übertragen wurde und die auf dem Organ- und Gewebespendeausweis angegeben wurde.
  • Die Angehörigen, die den mündlichen oder mutmaßlichen Willen des Verstorbenen übermitteln.
  • Nahe Angehörige im Sinne des Verstorbenen, wenn der mutmaßliche Wille des Verstorbenen nicht zu ermitteln ist.

3. Gewebebegutachtung und medizinische Ausschlussgründe: Jeder mögliche Spender wird, abhängig von der Art des benötigten Spendergewebes, auf Infektionskrankheiten bzw. deren Erreger getestet. Dafür ist eine Blutprobe innerhalb von 24 Stunden nach Todeseintritt nötig. Getestet wird unter anderem auf HIV (menschliches Immunschwäche-Virus), HBV (Hepatitis B-Virus), HCV (Hepatitis C-Virus) und Syphilis (gehört zu den Geschlechtskrankheiten und wird von dem bakteriellen Erreger Treponema pallidum ssp. pallidum verursacht). Infos und Wissenswertes zu Hepatitis C und zur Hepatitis B-Impfung.

Neben gewebeunabhängigen absoluten Kontraindikationen (sie verbieten zwingend eine Gewebetransplantation) wie übertragbare Krankheiten des Spenders gibt es auch gewebespezifische Ausschlussgründe. Dazu gehört beispielsweise eine mangelnde Qualität des Gewebes. In jedem Einzelfall wird daher ganz individuell entschieden. Wichtige Informationsquellen sind die behandelnden Ärzte oder der Hausarzt des Verstorbenen, aktuelle und auch „alte“ Krankenakten und Informationen der Angehörigen über die Krankengeschichte des Verstorbenen.

4. Gewebeentnahme und Versorgung des Verstorbenen: Die Gewebeentnahme findet im OP, in Räumlichkeiten der Pathologie oder in der pathologisch-anatomischen Abteilung eines Krankenhauses statt. Was macht ein Pathologe? Abhängig von der Art des Gewebes ist eine Gewebespende bis zu 72 Stunden nach Eintritt des Herz-Kreislauf-Stillstands möglich.

Damit die Angehörigen nach einer Gewebespende die Möglichkeit haben, sich von dem Verstorbenen zu verabschieden, achten Mediziner nach der Gewebespende auf den Verschluss entstandener Wunden und die Wiederherstellung des Spenderkörpers. Zum Beispiel werden entnommene Augen für eine Hornhauttransplantation durch Glasprothesen mit der Augenfarbe des Verstorbenen ersetzt und die Lider geschlossen.

5. Transport der Gewebespenden in die Gewebebank: Das gespendete Gewebe wird entsprechend der geltenden Standards verpackt und zur Gewebebank transportiert. Die Gewebebank kann zum selben Krankenhaus gehören, in dem die Gewebe entnommen wurden. Es kann aber auch eine selbstständige Gewebebank sein, mit der die Klinik oder das Krankenhaus bei Gewebespenden zusammenarbeitet.

Gewebebanken spezialisieren sich häufig auf eine Gewebeart. Sie bereiten das Spendergewebe auf, führen medizinische Qualitätskontrollen durch und lagern die Gewebepräparate bis zur Transplantation.

6. Vermittlung der Spendergewebe: Gewebeempfänger erhalten Plätze auf Wartelisten, die zum Beispiel zu einer Gewebebank gehören und von dieser  geführt werden. Die Auswahlkriterien von Empfängern für ein Gewebetransplantat richten sich nach der medizinischen Dringlichkeit, den Erfolgsaussichten der Transplantation und der Wartezeit auf das benötigte Gewebe.

Wo bekommst du einen Organ- und Gewebespendeausweis?

Organspendeausweise kannst du kostenlos bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) anfordern. Deine Krankenkasse und die privaten Krankenversicherungsunternehmen stellen dir ebenfalls Organspendeausweise kostenlos zur Verfügung und informieren dich in regelmäßigen Abständen über das Thema Organspende. Auch in Einwohnermeldeämtern, vielen Arztpraxen, Apotheken sowie Krankenhäusern sind solche Organspendeausweise erhältlich.