Was sind Masern?
Masern sind eine hoch ansteckende Infektionserkrankung, die zu den Kinderkrankheiten zählen. Ausgelöst wird die Masern-Erkrankung durch das weltweit beim Menschen vorkommende Masernvirus (MeV).
Bereits ein flüchtiger Kontakt über eine Distanz von wenigen Metern kann ausreichen, um dich mit Masern anzustecken. Masern werden durch Tröpfcheninfektion verbreitet. Beim Husten, Sprechen oder Niesen setzt eine an Masern erkrankte Person feinste, mit Viren infizierte Tröpfchen frei. Diese Tröpfchen können mehrere Meter in der Luft zurücklegen. Durch Einatmen dieser infektiösen Flüssigkeitspartikel können die Masernviren auf andere Personen übertragen werden. Auch der direkte Kontakt zu Nasen- oder Rachensekret von Erkrankten kann eine Ansteckung mit Masern zur Folge haben.
Masern unterliegen gemäß Infektionsschutzgesetz der Meldepflicht in Deutschland. Das Vorkommen der Masern ist in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Ein Erfolg, der unter anderem auf die Masern-Impfung zurückzuführen ist. Immer wieder kommt es jedoch zu kleinen, lokalen Masern-Ausbrüchen auch in Deutschland. In der Dritten Welt ist die Masern-Erkrankung in Hinblick auf ihre Häufigkeit und Sterblichkeitsrate besonders relevant.
Von Masern betroffen sind zumeist Kleinkinder unter einem Jahr, daher gehören die Masern nebst Röteln, Windpocken (Varizellen) und Mumps (Ziegenpeter) zu den sogenannten Kinderkrankheiten. Dennoch betreffen etwa die Hälfte der Masern-Erkrankungen in Deutschland auch Jugendliche oder Erwachsene.
Masern verlaufen in zwei Phasen
Nach der Ansteckung mit den Masernviren dauert es in der Regel acht bis zehn Tage bis erste Symptome der Masern-Infektion auftreten (Inkubationszeit). Bis zu zwei Wochen kann es dauern, bis es zum Masern-typischen Ausschlag kommt.
Klassisch ist ein zweiphasiger Verlauf der Masern-Erkrankung. Die Masern beginnen mit einem katarrhalischen Stadium. Als Katarrh werden Entzündungen der Schleimhäute bezeichnet. Hast du dich mit Masern angesteckt, treten also meist zuerst Schnupfen, Husten und Fieber sowie eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) auf. Gleichzeitig entstehen an deiner Mundschleimhaut die sogenannten Koplik-Flecken. Das sind weiße, kleine Flecken, die an Kalkspritzer erinnern. Koplik-Flecken treten nur bei Masern auf und sind daher ein guter Hinweis auf die Ursache der katarrhalischen Beschwerden.
Das zweite Stadium wird Exanthem-Stadium genannt. Es geht mit dem typischen Masern-Ausschlag (Masern-Exanthem) einher und stellt sich ungefähr drei bis sieben Tage nach den ersten Beschwerden gemeinsam mit einem schweren Krankheitsgefühl ein. Meist fällt das Fieber beim Übergang des katarrhalischen Stadiums in das Exanthem-Stadium kurzfristig ab, um kurze Zeit später wieder anzusteigen. Fieber richtig messen
Die rosafarbenen Flecken des Masern-Exanthems treten zuerst im Gesicht und hinter den Ohren auf. Der Ausschlag breitet sich dann aus und klingt nach vier bis sieben Tagen mit einer Schuppung der Haut wieder ab.
Masern und ihre Komplikationen
Anstecken kannst du dich bei einem Masern-Infizierten nicht erst, wenn die rötlichen Flecken seinen Körper übersähen. Eine Ansteckungsgefahr mit Masern besteht bereits drei bis fünf Tage vor Auftreten bis vier Tage nach Auftreten des Ausschlags.
Nach einer durchgemachten Masern-Infektion bist du lebenslang gegen das Masernvirus geschützt. Allerdings ist dein Immunsystem anschließend an eine Masern-Infektion für circa sechs Wochen geschwächt. Das ist der Grund, weshalb bei Betroffenen im Anschluss an die Masern gehäuft bakterielle Infektionen wie Mittelohrentzündungen (Otitis media), Bronchitis, Lungenentzündungen (Pneumonie) oder Durchfälle (Diarrhoe) auftreten.
Weitere Komplikationen nach Masern können unser zentrales Nervensystem angreifen. Eine besonders schwere Komplikation stellt die akute postinfektiöse Enzephalitis dar. Das ist eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), die etwa vier bis sieben Tage nach Beginn des Exanthem-Stadiums bei Masern auftreten kann. Die Beschwerden der Entzündung reichen von Kopfschmerzen bis Bewusstseinsstörungen, Bewusstlosigkeit und Koma. Auch Folgeschäden am Gehirn können auftreten.
Sechs bis acht Jahre nach einer Masern-Infektion kann sich eine sehr seltene Spätkomplikation, die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) ausprägen. Diese Form der Hirn-Entzündung beginnt meist mit Wesensveränderungen und führt allmählich zum Ausfall von Hirnfunktionen und zum Tod.
Masern-Impfung: Welche Arten gibt es?
Schutz gegen Masern kannst du durch eine Impfung erhalten. Die Masern-Schutzimpfung ist in der Regel eine aktive Impfung mit einem Lebendimpfstoff. Der Masern-Impfstoff steht in Form von Kombinationspräparaten sowie als Einzelimpfstoff zur Verfügung. Zum Schutz Immungeschwächter Personen, Schwangerer oder kleiner Kinder kann zudem im Falle eines Masern-Ausbruchs eine passive Masern-Impfung durchgeführt werden.
Erhalte mehr Infos zu Lebendimpfstoffen und erfahre Wissenswertes zu aktiven und passiven Impfungen.
Aktive Masern-Impfung
Zur aktiven Immunisierung gegen Masernviren werden Kombinationsimpfungen in Form der MMR-Impfung gegen die Kinderkrankheiten Masern, Mumps und Röteln bzw. der MMR-V-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen) mittels einer Spritze in den Muskel verabreicht. Diese Impfstoffe sind Lebendimpfstoffe. Das bedeutet, die Kombinationsimpfstoffe enthalten Viren, die lebens- und vermehrungsfähig sind, aber in der Herstellung des Impfstoffes abgeschwächt wurden. Durch den Kontakt deines Immunsystems zu den lebenden Viren können besonders effektive Abwehrmechanismen in Form spezialisierter Abwehrzellen und Antikörper gegen die jeweiligen Viren gebildet werden.
Statt Kombinationsimpfstoffen finden bei der Masern-Impfung vereinzelt auch monovalente Impfstoffe Anwendung. Das sind Impfstoffe, die nur gegen das Masernvirus wirken.
Nach der Durchführung der Grundimmunisierung gegen Masern kannst du von einem lebenslangen Schutz durch die Masern-Impfung ausgehen. Hier erfährst du Wissenswertes zur Grundimmunisierung.
Passive Masern-Impfung
Eine passive Masern-Impfung kann im Falle eines Masern-Ausbruchs zum Schutz bestimmter Personengruppen angewendet werden. Die passive Impfung enthält im Gegensatz zur aktiven Impfung keine Krankheitserreger, gegen die das Immunsystem Abwehrkräfte aufbaut. Der Impfstoff der Passiv-Impfung enthält Immunglobuline. Der Begriff „Immunglobulin“ ist ein anderer Ausdruck für Antikörper. Das sind genau die Abwehrmechanismen, die dein Körper als Antwort auf eine Impfung oder Infektion bildet. Antikörper fangen die Krankheitserreger ab und neutralisieren sie. So schützt die passive Impfung den Körper zeitweise in der Phase einer akuten Infektion, indem die passive Impfung das Immunsystem sofort in der Bekämpfung der Erkrankung unterstützt. Dauerhaften Schutz gegen die Masern erhält der Körper dadurch allerdings nicht. Daher ersetzt die passive Impfung nicht die aktive Masern-Schutzimpfung. Die passive Impfung kommt zum Beispiel als Schutzmaßnahme für Personen mit Abwehrschwäche, bei Schwangeren oder bei Säuglingen in Frage, wenn diese Personen in Kontakt zu einer an Masern erkrankten Person standen.
Infos zu aktiven und passiven Schutzimpfungen.
Masern-Impfung: Wann impfen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt eine Schutzimpfung gegen Masern im Säuglings- bzw. Kleinkindalter. Die Grundimmunisierung gegen Masern soll in Form der MMR-Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln bzw. in Form der MMR-V-Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (Varizellen) erfolgen. Die Grundimmunisierung umfasst zwei Impfdosen:
- Erste Impfung im Alter von elf bis 14 Monaten.
- Zweite Impfdosis im Alter von 15 – 23 Monaten.
Bereits zwei bis drei Wochen nach der ersten Impfung beginnt dein Körper Abwehrkörper zu bilden. Die zweite MMR- bzw. MMR-V-Impfung dient der Vervollständigung der Grundimmunisierung und ist keine Auffrischungsimpfung. Damit ein voller Impfschutz gewährleistet werden kann, müssen allerdings beide Impfdosen verabreicht werden.
Generell sollte ein Mindestabstand von vier Wochen zwischen den Impfungen mit Lebendimpfstoffen eingehalten werden.
Neben der Grundimmunisierung im Kindesalter können aktive Impfungen gegen Masern auch in besonderen Fällen als Postexpositionsprophylaxe bzw. Riegelungsimpfung unabhängig der regulären Impftermine durchgeführt werden. Eine Postexpositionsprophylaxe kommt bei ungeimpften Personen ab neun Monaten oder Personen mit unklarem oder unvollständigem Impfstatus zum Einsatz. Unter der Postexpositionsprophylaxe wird hier eine Masern-Impfung verstanden, die bei ungeschützten Personen innerhalb von drei Tagen nach dem Kontakt zu einem Masern-Infizierten verabreicht wird. Die Impfung kann im besten Falle dann eine Masern-Erkrankung verhindern oder zumindest den Krankheitsverlauf mildern.
Die postexpositionelle Impfung hat abgesehen vom individuellen Nutzen noch einen weiteren Effekt. Im Sinne einer Riegelungsimpfung dämmt die Immunisierung die Ausbreitung der Masern ein und kann einen Massenausbruch der Masern eingrenzen oder aber verhindern. Weitere Infos zur Riegelungsimpfung.
Masern-Impfung: Wann nicht impfen?
Da die Impfung gegen Masern mit einem Lebendimpfstoff durchgeführt wird, gilt für die Masern-Impfung wie für alle Lebendimpfungen ein Impfverbot in der Schwangerschaft. Auf einen vollständigen Impfschutz sollte aber ganz besonders vor einer geplanten Schwangerschaft geachtet werden. Stillende Frauen können ebenfalls problemlos geimpft werden.
Liegen Allergien gegen Inhaltsstoffe der Impfung vor oder leidest du unter einer Immunschwäche durch eine angeborene Erkrankung oder die Einnahme von Medikamenten, halte bitte mit deinem Arzt Rücksprache, ob die Schutzimpfung gegen Masern bei dir durchgeführt werden sollte.
Leidest du zum Impftermin an einer akuten, schweren Erkrankung, solltest du zuerst deine Genesung abwarten und dich anschließend um den versäumten Impftermin kümmern.
Fieber unter 38,5°C, Hautinfektionen, vergangene Fieberkrämpfe oder die Einnahme von Antibiotika stellen keinen Grund dar, eine Impfung zu verschieben.
Masern-Impfung: Wann auffrischen?
Eine Auffrischungsimpfung der Masern-Impfung wird nicht benötigt. Durch die vollständig durchgeführte Grundimmunisierung im Sinne der zweimaligen Impfung im Kindesalter erhältst du einen lebenslangen Schutz gegen die Masern.
Kann die Grundimmunisierung gegen Masern nachgeholt werden?
Die Grundimmunisierung gegen Masern kann ab dem Alter von elf Monaten nachgeholt werden. Beachte bitte: Fehlt die Masern-Impfung, weisen zumeist auch die Impfungen gegen Mumps und Röteln Impflücken auf.
Mithilfe des MMR-Kombinationsimpfstoffs kann die Grundimmunisierung gegen Masern, Mumps und Röteln mit jeweils nur einem Pieks pro Impftermin durchgeführt werden.
Zur Grundimmunisierung werden zwei Impfdosen des Kombinationsimpfstoffes benötigt. Die Impfstoffgaben sollten im Abstand von vier Wochen erfolgen.
Besonders wichtig ist der MMR-Impfschutz für Frauen, die schwanger werden möchten. Eine Infektion mit Masern, aber insbesondere mit Röteln kann schwere Schäden am ungeborenen Kind hinterlassen. Daher sollten Frauen mit im gebärfähigen Alter mit Impflücken ganz besonders auf den Impfschutz gegen Masern, Mumps und Röteln sowie Varizellen achten. Eine zweimalige MMR-V-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Nach 1970 geborene Personen mit unvollständigem Impfschutz sollten laut STIKO einmalig mit dem MMR-Impfstoff geimpft werden.
Welche Nebenwirkungen können bei der Masern-Impfung auftreten?
Ungefähr zehn Tage nach der Impfung gegen Masern kann ein Masern-ähnlicher Ausschlag, zum Teil gepaart mit Fieber oder Krankheitsgefühl auftreten. Dabei handelt es sich um sogenannte Impfmasern. Keine Angst, das bedeutet nicht, dass du dich nun mit Masern infiziert hast. Auch bedeutet das nicht, dass du andere nun mit Masern anstecken kannst. Ganz im Gegenteil: Das Auftreten der Impfmasern spiegelt die Auseinandersetzung deines Immunsystems mit dem Lebendimpfstoff wider. Die Reaktion ist also eine übliche Impfreaktion.
Ebenfalls als übliche Nebenwirkung einer Impfung bekannt sind:
- Schmerzen, Rötung, Schwellung an der Einstichstelle.
- Kurze, Grippe-ähnliche Reaktion mit Fieber <39,5°C, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit oder ähnlichen Beschwerden.
Die Nebenwirkungen der Masern-Impfung vergehen meist schnell wieder. Sie halten in der Regel maximal zwischen ein bis drei Tagen an.