Was ist Migräne?
Als Migräne bezeichnen Mediziner einen anfallartigen, rasenden und pulsierenden Kopfschmerz, der wiederholt und meist einseitig auftritt. Dieser Halbseitenkopfschmerz, die sogenannte Hemikranie, kann von Übelkeit, Erbrechen, Gesichtsfeldausfall, Lichtscheu oder neurologischen Symptomen wie Lähmungen begleitet werden. Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzerkrankungen. Das sind Kopfschmerzen, die als eigenständige Erkrankung gelten. Sekundäre Kopfschmerzen sind hingegen Beschwerden, die als Begleiterscheinung von Erkrankungen auftreten. Lies mehr über die verschiedenen Arten von Kopfschmerzen.
Unter Migräne kannst du in jedem Alter leiden. Generell haben Frauen aber etwa dreimal häufiger Migräne als Männer. Chronisch kann die Migräne werden, wenn bei dir über einen Zeitraum von drei Monaten an mehr als 15 Tagen im Monat eine Migräneattacke auftritt.
Migräne ohne Aura
Die meisten Menschen mit Migräne leiden unter einer sogenannten Migräne ohne Aura. Dabei beginnen die Migräneattacken ohne vorherige Wahrnehmungsstörungen mit pulsierendem, meist einseitigen Kopfschmerz, der von vier Stunden bis hin zu 3 Tagen anhalten kann. Begleitet wird die Migräne ohne Aura häufig von Übelkeit und/oder Überempfindlichkeit gegen Geräusche und Licht.
Migräne mit Aura
Bei einer Migräne mit Aura, auch Migraine accompagnée oder klassische Migräne genannt, leidest du unmittelbar vor der Migräneattacke unter Sehstörungen oder Bewusstseinsveränderungen sowie Sprachstörungen und Lähmungen oder Empfindungsstörungen. Diese Beschwerden dauern in der Regel 30-60 Minuten und vergehen, sobald der eigentliche Migräne-Kopfschmerz beginnt. Die Migräne mit Aura unterteilt sich in verschiedene Untergruppen:
- Familiäre hemiplegische Migräne: Bei dieser Migräneform leidet mindestens ein Verwandter von dir ebenfalls unter dieser Migräneart. Dabei treten Lähmungen in deinen Armen und Beinen auf und es kommt zu mehr oder minder schweren Bewegungsstörungen.
- Sporadische hemiplegische Migräne: Bewegungsstörungen und Lähmungen deiner Gliedmaßen ohne familiäre Vorgeschichte sind die Kennzeichen dieser Migräneform mit Aura.
- Migräne des Basilaristyps: Wenn du unter dieser Form der Migräne mit Aura leidest, bekommst du in der Regel neben unerträglichen Kopfschmerzen im Bereich des Hinterkopfes zusätzlich noch Schwindel und Tinnitus. Erfahre mehr über die Ursachen von Schwindel sowie über Ursachen von Tinnitus. Bei einer Migräne des Basilaristyps kannst du nicht mehr gut hören, siehst alles doppelt und hast kein Gefühl mehr in den Händen und im Gesicht. Manchmal kannst du sogar bewusstlos werden.
- Aura ohne Kopfschmerz: Bei dieser Form von Migräne leidest du unter Seh- und Sprachstörungen, allerdings bleibt der Kopfschmerz danach aus.
Migräne mit Augenmuskellähmung
Eine Migräne mit Augenmuskellähmung heißt Ophthalmoplegische Migräne. Die Hirnnerven, die für die Bewegung deiner Augen zuständig sind, sind bei der Ophthalmoplegischen Migräne gelähmt. Deswegen siehst du bis zu zwei Wochen lang alles doppelt. Unter Migräne mit Augenmuskellähmung leiden vorwiegend Kinder und Jugendliche.
Wenn du unter Retinaler Migräne leidest, kommt es zu wiederholtem Gesichtsfeldausfall auf einem Auge. Meistens dauert das Nicht-Sehen bestimmter Bereiche länger als eine Stunde an. Deine optische Wahrnehmung der Umgebung ist bei dieser Form der Migräne massiv gestört, weil deine Netzhaut (Retina) betroffen ist.
Menstruelle Migräne
Migräne-Attacken können auch mit deiner Periode zusammenhängen. Meistens tritt die menstruelle Migräne erstmals im 2. Lebensjahrzehnt auf und erreichen um das 40. Lebensjahr ihr Maximum. Als Auslöser (Trigger) kommen der natürliche prämenstruelle Abfall der Serum-Östrogen- und Serum-Gestagen-Spiegel infrage.
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen dieser sogenannten menstruellen Migräne:
- Menstruelle Migräne ohne Aura: Sie tritt in der Regel ab 2 Tagen vor Beginn bis 3 Tage nach Einsetzen deiner Menstruation auf.
- Menstruell assoziierte Migräne ohne Aura mit zusätzlichen Attacken an anderen Zyklustagen: Diese Form der Migräne tritt meist in der Zyklusmitte auf.
Migräneanfälle mit Aura treten fast immer nur außerhalb der Menstruation auf. Ein migräneartiger Kopfschmerz kann im Rahmen eines prämenstruellen Syndroms jeweils 2-7 Tage vor der Monatsblutung vorkommen.
Wie entsteht Migräne?
Eine Migräne ist nicht plötzlich und unvermittelt da. Sie kündigt sich an, verläuft in mehreren Phasen und verursacht dabei unterschiedliche Sinnes- und Schmerzwahrnehmungen. All das läuft in verschiedenen Regionen deines Gehirns ab.
In deinem Frontalhirn liegen beispielsweise bestimmte Bereiche (Areale) für die Wahrnehmung deiner Stimmungen. Werden diese Areale aktiviert, dann kannst du dich schon vor der eigentlichen Migräneattacke extrem gereizt oder niedergeschlagen bis hin zu depressiv fühlen. Oder aber auch überschwänglich und aufgekratzt. Hinzu kann ein kaum zu bändigendes Verlangen nach Süßem kommen. Der Griff zur Schokolade ist dann sehr verlockend. Setzt die Migräneattacke ein, ist aber nicht die Schokolade die Ursache dafür. Das Verlangen nach Süßem kommt vielmehr daher, dass deine übermäßig aktivierten Hirnareale Energie brauchen. Und die holen sie sich in Form von „schnell ins Blut gehenden“ Kohlenhydraten. Dadurch entsteht dein Heißhunger auf Schokolade bei Migräne.
Die Aura bei manchen Migränearten entsteht in deinem Sehzentrum. Das liegt im hinteren Bereich deines Großhirns. Die Sehstörungen bei der Migräne mit Aura werden durch Nervenlähmungen verursacht, die sich immer weiter ausbreiten. Je stärker diese Lähmungen sind, desto deutlicher werden die Ausfälle in deinem Sehfeld.
Für die Schmerzen bei Migräne ist dein Hirnstamm verantwortlich. Hier befinden sich Filter, die Schmerzimpulse als wichtig oder unwichtig einstufen. Der Botenstoff Serotonin dämpft normalerweise die unzähligen Schmerzimpulse. Wenn du unter Migräne leidest, fehlt dir das Serotonin. Dadurch gelangen alle Reize aus deinem Kopfbereich ungefiltert zum Hirnstamm, wo sie als Schmerz eingestuft werden. Kommen viele Schmerzreize zusammen, schüttet dein Hirnstamm Neuropeptide aus. Diese Botenstoffe lösen an den Innenwänden deiner Blutgefäße Entzündungen aus. Die Durchblutung deiner Hirnhäute wird gesteigert, Blutgefäße dehnen sich aus, werden durchlässiger und führen dazu, dass die Entzündungsverursachenden Botenstoffe ins umgebende Gewebe gelangen. Irgendwann wird durch diese Reizüberflutung und deren Folgen selbst der kleinste Lufthauch zur unerträglichen Qual und der Kopfschmerz kann sich ins Unermessliche steigern.
Migräne Ursachen
Die genauen Ursachen der Migräne sind noch nicht bekannt. Jedoch gehen Mediziner davon aus, dass die Veranlagung zu dieser Erkrankung genetisch bedingt ist. Der Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) Serotonin kann bei der Entstehung von Migräne ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Serotonin bewirkt bei Migräne eine Gefäßengstellung in deinem Gehirn. Dadurch wird deine Hirndurchblutung eingeschränkt. Serotonin ist aber auch an Entzündungsreaktionen im Bereich deiner Hirnhaut beteiligt. Diese Entzündungsreaktion ist dann für den typischen Migräne-
Kopfschmerz verantwortlich. Andere Theorien vermuten, dass es bei Migräne zum Anspringen eines sich im Hirnstamm befindlichen Kopfschmerzgenerators kommt.
Doch damit bei dir eine Migräneattacke auch wirklich ausgelöst wird, bedarf es individuell verschiedener Auslöser, Trigger genannt. Migräne-Trigger können sein:
Veränderungen in deinem Tagesrhythmus
- Starke Gefühle wie unbändige Freude, Trauer und Angst
- beruflicher und privater Stress
- zu wenig oder zu viel Schlaf
- hormonelle Veränderungen bei Menstruation und in den Wechseljahren
- unregelmäßiges Essen, Fastenkuren, bestimmte Genussmittel wie Rotwein
- Wetterumschwung, besonders Föhn, Hitze und zu viel Sonnenlicht
- Medikamente gegen Bluthochdruck, Allergien, Potenzmittel und Appetitzügler
- Empfängnisverhütung mit der Pille kann eventuell deine Migräne verstärken.
Migräne Symptome
Wenn du unter Migräne leidest, reagiert dein Gehirn viel stärker auf äußere Reize, da es sie offensichtlich nicht mehr ausreichend filtern kann. Kommen noch bestimmte individuell völlig verschiedene Schlüsselreize (Trigger) hinzu, startet die Migräne-Attacke.
Bei manchen Formen der Migräne bekommst du unmittelbar vor einem Anfall Wahrnehmungsstörungen. Bei dieser Migräne mit Aura kommt es zu Sehstörungen wie farbigen Lichtblitzen und Gesichtsfeldausfällen. Geschmacks- und Geruchshalluzinationen, Sprachstörungen, Kribbeln und/oder Schwäche in einem Arm oder Bein. Die Aura macht sich innerhalb weniger Minuten bemerkbar und kann bis zu 30 Minuten (selten auch länger) anhalten. Kopfschmerzen beginnen in der Regel erst dann, wenn die Aura vorbei ist.
Die Migräne ohne Aura. macht sich durch halbseitige, pulsierende Kopfschmerzen, vor allem hinter deinen Augen oder deiner Stirn bemerkbar. Die Schmerzen beginnen oft in den frühen Morgenstunden und können unbehandelt bis zu 72 Stunden lang andauern. Sie können auch die Kopfseite wechseln. Wie häufig eine Migräne ohne Aura auftritt, ist individuell verschieden. Es kann täglich, wöchentlich oder alle paar Monate sein. Begleitsymptome der Migräne ohne Aura können sein:
- Übelkeit und Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Durchfall
- Frösteln
- Reizbarkeit
- Schwitzen
- Nackenschmerzen.
Es kann eine Überempfindlichkeit auf Licht und Geräusche bestehen, so dass du dich mit Migräne gerne in abgedunkelte, ruhige Räume zurückziehen möchtest. Bei manchen Formen von Migräne treten auch neurologische Symptome wie Wortfindungsstörungen und undeutliches Sprechen auf.
Da auch andere Formen von Migräne-Kopfschmerzen möglich sind, ist es oft so schwierig, die Migräne von anderen Formen des Kopfschmerzes zu unterschieden. Manchmal zeigt sich die Migräne durch einen vom Hinterkopf heraufziehenden hämmernden Schmerz, ein anderes Mal entlädt sich der Schmerz von deinen Schläfen in alle Seiten deines Kopfes. Mal ist es ein Schraubstock, der sich immer enger um deinen Kopf zieht, oft ein Messer, was dein Hirn in zwei Teile zu teilen scheint. Wenn der Migräne-Schmerz abklingt oder wenn die Medikamente zu wirken beginnen, dann kannst du dich völlig erschlagen fühlen, erschöpft, müde und schwach. Du hast dann meistens noch ein bis zwei Tage mit Konzentrationsstörungen zu kämpfen. Vielleicht gerätst du nach überstandener Migräne-Attacke aber auch in einen regelrechten Rausch. Dann fühlst du dich angenehm benommen und reagierst aufgrund des überstandenen Schmerzes überschwänglich vor Glück.
Genauso individuell ist die Zeit vor der Migräne-Attacke. Viele Betroffene verspüren dann einen Heißhunger auf Süßes. Dazu können Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, aber auch Stimmungsschwankungen kommen. Vielleicht gehörst du aber auch zu denen, die sich vor einer Migräne-Attacke „fit wie ein Turnschuh“ fühlen. Dann könntest du Bäume ausreißen, bist energiegeladen und hellwach. Andere Menschen glauben dann vielleicht, du seist hyperaktiv.
Migräne und andere Kopfschmerzarten Unterschiede
Migräne-Kopfschmerzen werden durch körperliche Aktivität nicht gelindert, sondern eher verstärkt. Beim Cluster-Kopfschmerz sieht das anders aus. Hierbei hast du einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Anders als mit Migräne legst du dich mit Cluster-Kopfschmerz nicht ins Bett, sondern wanderst umher oder schaukelst mit dem Oberkörper. Cluster-Kopfschmerz ist streng einseitig. Der Schmerz tritt in Attacken auf und sitzt im Bereich von Schläfe und Auge. Die Bezeichnung Cluster bezieht sich auf die Eigenart dieser Kopfschmerzform, periodisch stark gehäuft aufzutreten, während sich dann für Monate bis Jahre beschwerdefreie Intervalle anschließen können. Die heftigen und einseitigen Attacken dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten und treten unvermittelt vornehmlich aus dem Schlaf heraus auf. Der Cluster-Kopfschmerz zeigt eine ausgeprägte Tagesrhythmik, am häufigsten kommt es ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen, in den frühen Morgenstunden und nach der Mittagszeit zu Anfällen. Der Kopfschmerzcharakter wird als unerträglich reißend, bohrend, manchmal als brennend geschildert. Lies mehr zu Symptomen und Therapie von Cluster-Kopfschmerz.
Spannungskopfschmerz tritt im Bereich des gesamten Kopfes auf, ist drückend-ziehend, jedoch nicht pulsierend wie Migräne. Begleitsymptome wie Lichtscheu und übermäßige Lärmempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen sowie Appetitlosigkeit treten bei Spannungskopfschmerz in der Regel selten auf. Spannungskopfschmerz Ursachen und Behandlung.
Nachfolgend sind attackenförmig auftretende Kopfschmerzarten noch einmal in einer Tabelle zusammengefasst.
Diagnostische Kriterien | Migräne ohne Aura | Episodischer Spannungskopfschmerz | Cluster-Kopfschmerz |
Attackendauer | Unbehandelt halten die Schmerzen 4-72 Stunden an | Kopfschmerzdauer 30 Minuten bis sieben Tage | Unbehandelt oder erfolglos behandelt 15- 180-minütige Attackendauer |
Schmerzcharakteristika | Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Schmerzcharakteristika auf: Einseitige Lokalisation, pulsierender Schmerzcharakter, mittlere bis starke Schmerzintensität, Schmerzverstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen | Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Schmerzcharakteristika auf: Beidseitige Lokalisation, drückender oder beengender, aber nicht pulsierender Schmerz, leichte bis mittlere Schmerzintensität, keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen |
Starke oder |
Begleitsymptome | Während des Kopfschmerzes besteht Übelkeit und/oder Erbrechen sowie/oder Lichtscheu (Photophobie) und Lärmscheu (Phonophobie) | Während des Kopfschmerzes kann Appetitlosigkeit auftreten, jedoch keine Übelkeit oder Erbrechen. Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit kann vorkommen, jedoch nicht beides zusammen | Wenigstens eines der nachfolgenden Symptome tritt auf der gleichen Seite (ipsilateral) wie der Schmerz auf: Tränenfluss (Lakrimation) und/oder Rötung der Bindehaut (konjunktivale Injektion), nasale Kongression (verstopfte Nase) und/oder verstärkte Absonderung von Nasensekret (Rhinorrhoe), Lidödem, Schwitzen im Bereich von Stirn oder Gesicht, Rötung im Bereich von Stirn oder Gesicht, Völlegefühl im Ohr, Miosis (Verengung der Pupille) und/oder Ptosis (Oberlid hängt über dem Auge herab), körperliche Unruhe oder Bewegungsdrang (Agitiertheit) |
Häufigkeit der Attacken | Extrem variabel | An <15 Tagen/Monat bzw. <180 Tagen/Jahr auftretend | Die Attackenfrequenz liegt zwischen 1 Attacke an jedem 2. Tag und 8 Attacken pro Tag |
Migräne Komplikationen
Wie bei jeder anderen Erkrankung sind auch bei Migräne Komplikationen möglich. Sehr selten kann eine Migräne so heftig werden, dass sie in den sogenannten Status migraenosus übergeht. Beim Status migraenosus handelt es sich um einen Migräne-Anfall, der mehr als 72 Stunden dauert und medikamentös nicht gestoppt werden kann. Weil du im Status migraenosus ständig erbrechen musst und demzufolge extrem gefährdet bist auszutrocknen, musst du stationär behandelt werden.
Bei einem migränösen Infarkt halten die Symptome der Aura tagelang an und machen die Abgrenzung zu einem Schlaganfall schwierig. Auch hier ist schnelle ärztliche Hilfe gefragt.
Welcher Arzt hilft bei Migräne?
Bei Verdacht auf Migräne solltest du zunächst deinen Hausarzt aufsuchen. Er wird dich an einen Facharzt für Neurologie überweisen. Der Neurologe kann bei dir eine korrekte Einordnung deiner Migräne nach den sogenannten IHS-Kriterien vornehmen und sich um deine individuelle Therapieform kümmern. Was macht ein Neurologe?
Die IHS-Kriterien (Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft, International Headache Society, kurz IHS) umfassen:
• Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen.
• Schmerzintensität.
• Begleitsymptome.
• Auslöser.
• Vorzeichen.
• Medikamenteneinnahme mit Wirksamkeit und Verträglichkeit.
Untersuchungen bei Migräne
Dein Hausarzt und dein Neurologe werden dich nach Art, Dauer und Stärke deiner Kopfschmerzen fragen. Sie werden in der Regel außerdem wissen wollen, welche Medikamente du einnimmst. Dadurch können sie durch Medikamente verursachte Migräneattacken auszuschließen. Sehr hilfreich für Hausarzt und Neurologen ist es, wenn du ein Kopfschmerz-Tagebuch führst. Hier hinein schreibst du wann und wie oft deine Kopfschmerzen auftreten, wie lange sie anhalten und wie stark sie sind. Außerdem solltest du aufschreiben, zu welchen Tageszeiten und in welchen Situationen deine Kopfschmerzen auftreten und welche Beschwerden die Migräneattacke begleiten.
Für die Diagnose Migräne müssen mindestens zwei von fünf der folgenden Kriterien erfüllt sein:
• Halbseitenkopfschmerz. Dabei kann es zu einem Seitenwechsel innerhalb einer Kopfschmerzattacke und während der nächsten Attacke kommen .
• Pulsierender oder pochender Schmerz.
• Verstärkung der Schmerzen durch körperliche Aktivitäten.
• Erhebliche Beeinträchtigung deiner Alltagsaktivitäten durch die Schmerzattacken.
• Zusätzlich muss mindestens ein vegetatives Symptom, beispielsweise
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Lärm/Lichtscheu vorhanden sein und
mindestens fünfmal auftreten.
Bei einer Migräne mit Aura müssen zusätzlich noch mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:
• grelle Lichtblitze, Halbseitenblindheit oder optische Halluzinationen.
• Sprachstörungen.
• Schwindel.
• Kribbeln in den Händen oder Füßen .
• Lähmung einer Körperhälfte.
• Dauer der Aura weniger als eine Stunde.
• Das Intervall zwischen Aura und Kopfschmerz beträgt weniger als eine Stunde,
wobei die Aura immer vor deinem Migräne-Kopfschmerz auftritt.
• Mindestens ein Aura-Symptom entwickelt sich über mehrere Minuten hinweg.
Bei erstmaligem Auftreten deiner Aura-Symptome, aber auch bei Änderung bereits bekannter Symptome muss dein Arzt andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausschließen. Dazu gehören beispielsweise eine Meningitis (Hirnhautentzündung), ein epileptischer Anfall im Rahmen einer Epilepsie, akute Blutungen zwischen den Hirnhäuten (Subarachnoidalblutung) oder eine durch Bluthochdruck ausgelöste hypertensive Krise. Lies mehr zu Ursachen einer Meningitis und zu Symptomen von Bluthochdruck.
Zum Ausschluss derartiger Krankheiten oder anderer Schmerzursachen kann eine Untersuchung deines Kopfes mittels Computertomografie (CT), einem Elektroenzephalogramm (EEG) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) nötig sein.
Für die Erfassung und Aufzeichnung deiner Hirnströme im Rahmen eines Elektroenzephalogramms (EEG) werden Elektroden, die in bestimmten Positionen in einer Haube befestigt sind, auf deinem Kopf platziert. Während der Untersuchung bist du wach. Lies weitere Infos zum EEG-Ablauf.
Mit Hilfe von Provokationsmethoden wie Schlafentzug, Lichtstimulation oder Hyperventilation können Veränderungen deiner Hirnströme dargestellt werden, die für eine Epilepsie typisch sind. Bei der Hyperventilation musst du für etwa drei bis fünf Minuten heftig ein- und ausatmen. Bei der Photostimulation werden kurze, helle Lichtblitze in wechselnder Frequenz auf deine geschlossenen Augen gelenkt. Beim Schlafentzug darfst du für eine Nacht nicht schlafen. Am folgenden Morgen wird dann das EEG durchgeführt.
Mittels CT oder MRT können Knochen und Knorpel (CT) oder Weichteile (MRT) deines Gehirns genau untersucht werden und beispielsweise Hirntumore erkannt oder ausgeschlossen werden. Wenn die Durchblutung deines Gehirns gemessen werden soll, wendet der Neurologe in der Regel die sogenannte Positronen-Emissions-Tomographie (PET) an.
Hilfe bei Migräne
Da bei jedem Migräne-Patienten andere Beschwerden im Vordergrund stehen, sieht die Migräne-Therapie nicht überall gleich aus. Ein Schmerztagebuch (Migränekalender) hilft dir dabei, die Art, die Dauer und die Auslöser der Migräneanfälle zu entdecken. Es erleichtert auch deinem Arzt die Diagnosefindung, denn er kann dadurch feststellen, wann, wo, wie lange und mit welcher Intensität sich die Migräne bei dir bemerkbar macht. Für eine langfristige Migräne Behandlung hat sich bei vielen Patienten eine Kombination aus medikamentöser und anderen Maßnahmen bewährt.
Schmerzkliniken bieten häufig sogenannte Kopfschmerzseminare an. Hier kannst du nicht nur vieles über deine Migräne lernen, sondern auch wie du mit den Migräneattacken umgehen kannst, welche Medikamente dir dabei helfen können und wie du mit der Migräne im Alltag leben kannst.
Medikamente gegen Migräne
Bei der Behandlung deiner Migräne mit Medikamenten unterscheidet dein Arzt in der Regel, ob ein akuter Migräneanfall gestoppt oder aber ob weiteren Migräneanfällen vorgebeugt werden soll.
Bei einem akuten Migräneanfall, der als leicht eingeordnet wird, können zur Verbesserung der Begleitsymptome wie Übelkeit sogenannte Antiemetika mit den Wirkstoffen Metoclopram oder Domperidon eingesetzt werden. Sie lindern nicht nur deine Übelkeit, sondern sorgen auch dafür, dass Schmerzmittel besser aufgenommen werden. Ergänzend können Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Der schmerzlindernde Effekt dieser Wirkstoffe reicht in der Regel allerdings nur für vier bis sechs Stunden.
Mittelschwere bis schwere Migräneattacken können durch Serotoninrezeptorantagonisten (Triptane) abgeschwächt werden. Triptane verengen die großen Blutgefäße in deinem Gehirn, hemmen die Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen und blockieren im Gehirn die Übertragung der Schmerzempfindung. Unter den Triptanen gibt es eine ganze Reihe von Wirkstoffen. Dadurch kann dein Arzt das Triptan auswählen, was am besten zu deiner individuellen Migräne-Symptomatik passt.
Triptane sollten in der Regel nicht länger als zehn Tage im Monat eingenommen werden, da sie sonst zu medikamentös bedingten Dauerkopfschmerzen führen können.
Leidest du unter sehr lange anhaltenden Migräneattacken, kannst du von deinem Arzt sogenannte Ergotamine bekommen. Sie bewirken, dass sich erweiterte Blutgefäße verengen. In der Regel werden Ergotamine aber nur dann eingesetzt, wenn nichts anderes mehr hilft. Denn diese Medikamentengruppe hat eine hohe Anzahl von Nebenwirkungen. Werden Ergotamine dauerhaft eingenommen kann es zu gefährlichen Durchblutungsstörungen in verschiedenen Organen kommen.
Bei mehr als sieben Migränetagen im Monat solltest du mit deinem Arzt über eine medikamentöse Vorbeugung der Attacken sprechen. Ziel dabei ist, die Zahl deiner Migräneanfälle und deren Intensität zu verringern. Als Wirkstoffe werde hierbei in der Regel Betablocker, Kalziumantagonisten, Valproinsäure, Cyclandelat, Topiramat oder Naproxen eingesetzt.
Auch Betablocker können zur Vorbeugung von Migräneanfällen eingesetzt werden. Betablocker wirken in deinem zentralen Nervensystem. Sie beeinflussen die Konzentration des Nerven-Botenstoffes Serotonin und stabilisieren das System, welches für deine Schmerzempfindung zuständig ist. Nimmst du Betablocker länger als zwei bis drei Wochen ein, dürfen sie in der Regel nicht abrupt abgesetzt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass es zu Bluthochdruck, Angina pectoris oder einem Herzinfarkt kommt. Ab wann beginnt Bluthochdruck?
Kalziumantagonisten hemmen die Wirkung von Kalzium. Kalzium ist ein wichtiger Stoff für die Muskelaktivität in deinen Gefäßwänden, Darmwänden und für die Aktivität in deinem Herzmuskel. Ohne Kalzium kommt keine Kontraktion zustande. Durch Kalziumantagonisten entspannen sich deine Muskeln in den Gefäßwänden und erweitern sich. Dadurch sinkt dein Blutdruck und dein Blutzufluss wird verbessert.
Der Wirkstoff Valproinsäure gehört zu den sogenannten Antiepileptika. Sie sorgen dafür, dass die elektrischen Impulse deiner Nervenzellen nicht so schnell weitergeleitet werden und sich daher nicht viele Nervenzellen gleichzeitig entladen können. Vorsicht: Valproinsäure kann deine Leber schädigen, daher ist es wichtig, regelmäßig deine Leberwerte kontrollieren zu lassen.
Cyclandelat wird auch bei Durchblutungsstörungen eingesetzt. Der Wirkstoff wirkt entspannend auf die Muskulatur deiner Blutgefäße und soll deine Arterien erweitern sowie die Fließeigenschaften deines Blutes verbessern.
Topiramat wird vielfach zur vorbeugenden Behandlung von Migräneattacken eingesetzt, wenn Betablocker nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden.
Naproxen ist ein Wirkstoff, der zu der Gruppe der mittellang (4-20 Stunden) wirkenden nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) gehört. Die NSAR hemmen die Synthese von Prostaglandinen. Das sind Gewebehormone, die unter anderem die Entzündungsprozesse in deinem Körper antreiben. Naproxen wird häufig auch bei Migräne angewandt, die vor oder während der Menstruation auftritt.
Hausmittel bei Migräne
Bei leichter Migräne eignen sich meist schon kühlende Umschläge auf deiner Stirn zur Akutbehandlung. Auch wenn du dir auf die Schläfen Pfefferminzöl aufträgst, kann dir das kurzfristig Linderung verschaffen.
Den meisten Migräne-Patienten hilft es, sich in einen ruhigen, abgedunkelten Raum zurückzuziehen, um zu entspannen oder zu schlafen. Vorsicht vor kalten Kompressen. Nimm auf gar keinem Fall Kühlakkus aus dem Eisfach deines Kühlschranks, um sie dir auf den schmerzenden Kopf zu legen. Denn ein zu starker Kältereiz ist in der Regel nicht gut, um den Schmerzen bei einem Migräneanfall Einhalt zu gebieten.
Entspannungsübungen wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können helfen, die mit der Migräne verbundenen Verspannungen in deinem Körper zu lösen und die Anzahl deiner Kopfschmerzattacken zu reduzieren. Therapieziel der progressiven Muskelentspannung ist, dass du frühzeitig muskuläre Spannungszustände wahrnimmst und lernst, diese aktiv zu vermeiden. Das Prinzip der Wahrnehmungsschulung für das Gefühl der Entspannung und Anspannung beruht darauf, eine Muskelgruppe willentlich anzuspannen, diese Anspannung zu halten und dann zu entspannen. Konzentriere dich möglichst mit geschlossenen Augen auf die Wahrnehmung der Anspannung und der Entspannung.
Traditionelle Chinesische Therapie bei Migräne
Gegen Migräne und auch gegen Kopfschmerzen generell hat sich Akupunktur bewährt. Akupunktur ist eine Behandlungsmethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Krankheiten entstehen nach den Vorstellungen der TCM, wenn Störungen oder Blockaden im Fluss der Lebensenergie Qi vorliegen. Mit der Nadelbehandlung, bei denen Akupunktur-Nadeln an ganz spezielle Stellen eingestochen werden, sollen Blockaden gelöst werden. In der Regel werden bei der Schmerztherapie zwei Akupunkturbehandlungen in der Woche durchgeführt, und zwar in Serien von 10-12 Behandlungen. Dann wird meist eine Pause von 2-3 Wochen eingelegt. Danach können eventuell weitere Behandlungen nötig sein. Lies mehr zur Akupunktur-Therapie.
Die Traditionelle chinesische Medizin (TCM) unterscheidet drei Arten von Kopfschmerzen: den vorderen Kopfschmerz, den seitlichen Kopfschmerz und den hinteren Kopfschmerz. Migräne gehört zum seitlichen Kopfschmerz. Die universelle Lebensenergie Qi fließt durch bestimmte Energieleitbahnen (Meridiane). Jedem der Meridiane sind ein Organ, eine Emotion und eine Jahreszeit zugeordnet. Zum seitlichen Kopfschmerz gehört der Gallenblasenmeridian. Dem Gallenblasenmeridian ist wiederum der Frühling zugeordnet. Es ist die Jahreszeit, in der sich Migräneanfälle in der Zeit zwischen 1 und 3 Uhr morgens häufen. Der äußere Faktor, der zum Gallenblasenmeridian gehört, ist der Wind. Menschen mit Migräne sind oft sehr empfindlich, was Wind und Föhn angeht. Als Sinnesorgan ist dem Gallenblasenmeridian das Auge zugeordnet. Typisch für Migräne ist ein Druckgefühl hinter dem Auge. Die Emotion, die zum Gallenblasenmeridian gehört, ist der Ärger. Bei Migräne verursachen Stress und Anspannung eine Häufung der Anfälle.
Die Behandlung von Migräne nach TCM versucht den gestörten Energiefluss entlang des Gallenblasenmeridians wieder herzustellen. Das passiert durch Reizung verschiedener Punkte auf dieser Energieleitbahn – mit Akupunkturnadeln oder per Fingerdruck (Akupressur). Achte darauf, dich nur in die Hände eines erfahrenen TCM-Therapeuten zu begeben.
Migräne vorbeugen
Vorbeugen lässt sich deine Migräne in der Regel nur, wenn du weißt, wodurch sie ausgelöst wird. Dann gilt es, die auslösenden Faktoren möglichst zu meiden. Ansonsten ist es bei Migräne in der Regel hilfreich, sich immer wieder kleine Auszeiten vom Alltag zu gönnen. Mach bei der Arbeit regelmäßig Pausen, geh an die frische Luft, versuche Stress zu vermeiden und lerne Verantwortung abzugeben.
Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Yoga sowie Muskelentspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können dir dabei helfen, mehr innere Gelassenheit zu erlangen und mit deiner Migräne zu leben.
Sorge für ausreichend Schlaf, sei maßvoll beim Genuss von Alkohol oder meide ihn ganz, wenn er Migräne bei dir auslöst. Bewege dich regelmäßig. Ausdauersportarten wie Radfahren oder Schwimmen leisten bei vielen Migräne-Patienten gute Dienste. Iss regelmäßig, aber achte darauf, was du isst. Denn wenn bestimmte Nahrungsmittel Kopfschmerzen bei dir auslösen, dann solltest du diese meiden.
Achte zusammen mit deinem Arzt darauf nur die Migräne-Medikamente zu nehmen, die dir auch gezielt helfen. Denn wenn du ein bei dir nur mäßig wirkendes Medikament verwendest, kann es sein, dass die Migräne-Attacke noch heftiger wird. Überhaupt solltest du auf Dosierung und Anwendungsdauer achten, um Dauerkopfschmerzen zu vermeiden. Sprich mit deinem Arzt über deine Migräne-Behandlung. Mit einer konsequenten Therapie kannst du deine Migräne dann bestimmt gut in den Griff zu bekommen.