Was ist ein Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin?
Der Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM-Arzt) hilft dir dabei, dass du nach körperlichen und seelischen Verletzungen, nach einem Unfall, einer Krebserkrankung oder nach akuten und chronischen Leiden wieder auf die Beine kommst. Reha-Ärzte unterstützen dich mit gezielten Reha-Maßnahmen, damit du nach dem stationären Krankenhausaufenthalt lernst, deinen beruflichen und privaten Alltag wieder weitestgehend selbst zu meistern oder zu bewältigen.
Neben der Behandlung körperlicher Beeinträchtigungen wie beispielsweise bei der Nachsorge eines komplizierten Bruchs oder einer Amputation werden beim Reha-Arzt auch chronische Beschwerden sowie psychosomatische und berufliche Probleme bei der Behandlung berücksichtigt. Ein Reha-Arzt arbeitet dabei eng mit anderen Therapeuten, Fachärzten, Psychologen, Ernährungsberatern und Pflegefachkräften zusammen.
Die Physikalische und Rehabilitative Medizin benutzt je nach Krankheitsbild verschiedene Methoden der physikalischen Therapie. Dazu gehören zum Beispiel Krankengymnastik, Ergotherapie, Massagetherapie, Elektrotherapie, Hydrotherapie (Wasserheilkunde), Inhalationstherapie, Wärme- und Kälteträgertherapie oder Balneotherapie (Heilbehandlung durch Bäder). Je nach Fortbildungszertifizierung führen PRM-Ärzte auch osteopathische, chirotherapeutische und naturheilkundliche Behandlungen durch. Ziel des Facharztes für Physikalische und Rehabilitative Medizin ist es, dass seine Patienten ihre Krankheit annehmen und einen guten Umgang damit finden. Reha-Ärzte betrachten dich nicht nur in Bezug auf deine Symptome, sondern ganzheitlich mit all deinen Wünschen und Problemen. PRM-Ärzte nehmen sich in der Regel viel Zeit, um eine präzise Diagnose stellen zu können und ein optimales Therapieprogramm festzulegen.
Der Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin erstellt die Rehabilitationspläne und führt zusammen mit Kollegen anderer Fachbereiche die Rehabilitationsmaßnahmen durch. Dazu gehört auch die sogenannte Frührehabilitation, die unmittelbar nach der Operation einsetzt und das Ziel hat, Krankheitsfolgen und mögliche Komplikationen zu beseitigen oder zu vermindern. Der Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin befasst sich außerdem auch mit der Bewertung der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, der Arbeitsfähigkeit, der Berufs- und Erwerbsfähigkeit sowie der Pflegebedürftigkeit seiner Patienten.
Ausbildung zum Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium mit Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes (Approbation) qualifiziert eine insgesamt fünfjährige Weiterbildung zum Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Neben drei Jahren in diesem Fachgebiet umfasst die Weiterbildung zum Reha-Arzt auch ein Jahr in den Gebieten Innere Medizin oder Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Kinder- und Jugendmedizin oder Neurologie und ein Jahr in den Gebieten Chirurgie oder in Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Neurochirurgie oder Urologie. Bis zu zwölf Monate können im ambulanten Bereich, die übrige Zeit in der stationären Patientenversorgung abgeleistet werden.
Wo arbeitet ein Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin?
Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin (Fachärzte für PRM) arbeiten in Rehabilitationskliniken (Rehakliniken), Ambulanzen, Praxen für PRM und ebenso in Lehre und Forschung.
Wann gehst du zum Reha-Arzt?
Zum Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin kannst du zur Nachbehandlung nach stationären Krankenhausaufenthalten überwiesen werden, ebenso nach stationären oder ganztagsambulanten Rehabilitationsmaßnahmen sowie bei chronischen Funktionsstörungen. Reha-Ärzte behandeln in Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten anderer Fachgebiete nicht nur die Erkrankung oder das durch die Erkrankung ausgelöste Handicap, sondern stärken auch deine seelische Verfassung. Beispiele für einen Besuch beim Reha-Arzt können sein:
- Krebsnachsorge: Der PRM-Arzt versucht nicht nur die körperlichen Folgen der Tumorerkrankung mit gezielten Reha-Maßnahmen zu mildern, sondern kümmert sich im engen Austausch mit Psychologen und Psychotherapeuten auch um die seelischen Nöte seiner Patienten.
- Du hast nach einem Unfall ein Bein, einen Arm, eine Hand oder einen Fuß verloren oder dir musste im Rahmen einer Krebsbehandlung oder eines diabetischen Fußes eine Gliedmaße amputiert werden? Der Reha-Arzt kann dir helfen, mit deiner neuen Situation umzugehen und eventuell mit einer Prothese wieder laufen zu lernen.
- Erkrankungen des Bewegungssystems: Bei der Behandlung von Störungen und Beeinträchtigungen deines Bewegungssystems sowie ihren Folgen für deinen beruflichen und privaten Alltag steht dir der PRM-Arzt mit Rat und Tat zur Seite. Er hilft dir im nicht-operativen Bereich bei rheumatischen Erkrankungen, Erkrankungen der Wirbelsäule, Bandscheibe, Muskeln, Sehnen und Gelenke, nach Unfällen und Operationen körperlich und seelisch wieder stabil zu werden.
- Chronische Schmerzen: Bei chronischen Schmerzen, beispielsweise Rückenschmerzen und bei nervenbedingten Schmerzen wie der Trigeminusneuralgie (blitzartig einschießender, einseitiger, elektrisierender und stechender Gesichtsschmerz) bietet der PRM-Arzt mit gezielten Methoden Hilfen zur Bewältigung der Schmerzen an.
- Erkrankungen des Nervensystems: Nach akuten Erkrankungen wie Lähmungen oder Schlaganfall sowie bei chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Parkinson können von PRM-Ärzten verordnete und angewandte Reha-Maßnahmen zu einer besseren Lebensqualität und Bewältigung des Alltags beitragen.
- Nachbehandlungen und damit Wiedererlangung der Leistungsfähigkeit und Verminderung der Risikofaktoren nach einem Herzinfarkt, einer Herz-OP oder nach anderen Eingriffen an inneren Organen führen PRM-Ärzte in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen internistischen Fachgebieten durch.
- Lassen Krankheitszeichen oder Beschwerden bei Gefäßerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Erkrankungen des Lymphsystems, Übergewicht, urologischen oder gynäkologischen Erkrankungen keine organische Ursache erkennen, sprechen Ärzte von funktionellen oder somatoformen Störungen. Bei der Behandlung der sogenannten funktionellen Syndrome können PRM-Ärzte tätig werden.
Untersuchungen beim Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Der Reha-Arzt führt je nach Krankheitsbild eine Reihe von Tests und Untersuchungen durch. Einige Beispiele für Untersuchungsmethoden des PRM-Arztes:
- Ultraschalluntersuchung des gesamten Bewegungsapparates (Wirbelsäule, Gelenke und Weichteile): Beim Ultraschall, auch Sonografie genannt, können die Weichteilgewebe ohne Strahlenbelastung (wie beim Röntgen) untersucht werden. Das bedeutet auch, dass bei Bedarf die Ultraschalluntersuchung mehrfach in kürzeren Abständen wiederholt werden kann. Die Sonografie ist eine schmerzlose Untersuchung, die beispielsweise bei Verdacht auf Muskelriss, Sehnenriss, Schleimbeutelentzündung, Flüssigkeitsansammlung im Gelenk oder Zysten am Knie eingesetzt werden kann.
- Dynamische Untersuchung: Dies beinhaltet die Darstellung deiner Weichteile während der Bewegung, z. B. bei der Untersuchung der Schulter.
- S3-Körperstabilitätstest: S3 steht für Stabilität, Symmetrie und Sensomotorik. Mit diesem Computer-Mess-System kann das Zusammenspiel deiner Sinnesorgane mit deiner Motorik, deiner Körperstabilität und der muskulären Interaktion deines Körpers untersucht und beurteilt werden. Die Messplatte des S3-Geräts ist mit einem Computer verbunden, der die Mess-Ergebnisse individuell auswertet und den sogenannten Stabilitäts- und Sensomotorikindex des Patienten errechnet. Der S3-Körperstabilitätstest dient außerdem als Messinstrument der Trainings- und Therapieverlaufskontrolle, indem die Entwicklung der einzelnen Messparameter analysiert und dokumentiert wird.
- Oberflächenelektromyographie (OEMG): Die OEMG ist eine Untersuchungsmethode deiner Muskulatur beispielsweise bei chronischen Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfällen und Gelenkerkrankungen. Die OEMG wird im Sitzen, Stehen oder in der Bewegung durchgeführt, zum Beispiel bei der Wirbelsäulenbewegung sowie beim Beugen und Strecken einzelner Gelenke. Sie dient zur Beurteilung deiner Muskulatur bei den Aktivitäten des täglichen Lebens und wird auch nach Verletzungen und Gelenkoperationen im Rahmen der Verlaufskontrolle und Therapieanpassung eingesetzt.
- Algometrie: Die Algometrie ist ein Hilfsmittel für die Schmerzmessung. Da die Schmerzstärke bei jedem Menschen immer ein subjektives Gefühl ist und vom Arzt nicht gemessen werden kann, gibt es sogenannte Schmerzskalen. Der Schmerzpatient gibt auf einer Skala von 0-10 an, wie stark er den Schmerz empfindet. 0 bedeutet dabei überhaupt kein Schmerz, 10 ist der stärkste Schmerz, den sich der Betroffene vorstellen kann. Um Verläufe der individuellen Schmerzstärken verfolgen zu können und die Wirkung von Medikamenten oder Therapien zu beurteilen, wird oft ein Schmerztagebuch eingesetzt.
- Sensomotorische Tests, Leistungs-, Verhaltens- und Funktionsdiagnostiktests sowie neuropsychologische Tests