Was sind Meningokokken?
Meningokokken, in der Fachsprache auch Neisseria meningitidis genannt, sind Bakterien, die weltweit verbreitet sind und von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Doch nicht immer machen Meningokokken krank. Neisseria meningitidis lebt bei einigen Menschen in der normalen Bakterienflora im Nasen-Rachen-Raum, ohne Krankheiten hervorzurufen.
Meningokokken sind von einer Kapsel umgeben und werden je nach Aufbau dieser Kapsel in verschiedene Typen, sogenannte Serogruppen eingeteilt. Für Krankheits-Ausbrüche durch Meningokokken, wie zum Beispiel die Meningokokken-Meningitis (Hirnhautentzündung) sind weltweit vorwiegend die Typen A, B, C, W, X und Y verantwortlich. Lies mehr zu Ursachen und Therapie der Meningitis.
Je nach Verbreitungs-Land kommen unterschiedliche Meningokokken-Typen gehäuft vor. Im sogenannten „Meningitis-Gürtel“ in Ländern Afrikas südlich der Sahara, wie zum Beispiel Ghana oder Nigeria, und in Teilen Asiens kommen vorwiegend Erkrankungen durch die Meningokokken-Typen A, C und W vor. In Deutschland überwiegen Erkrankungen durch die Meningokokken-Typen B und C.
Meningokokken: Übertragungsweg, Krankheiten und Komplikationen
Durch Meningokokken erkranken kannst du in jedem Alter. Die meisten Erkrankungsfälle treten in der Regel aber im ersten bis zweiten Lebensjahr sowie um das 15. Lebensjahr auf.
Übertragen werden Meningokokken von Mensch zu Mensch durch engen Kontakt beziehungsweise über Sekrete aus dem Nasen-Rachen-Raum erkrankter oder besiedelter Menschen. Dies kann entweder über Tröpfcheninfektionen beim Niesen, Husten, Sprechen oder durch sehr nahen Kontakt geschehen. Außerhalb des menschlichen Körpers können die Meningokokken allerdings kaum überleben.
Krankheitsfälle durch Neisseria meningitidis sind meldepflichtig gemäß Infektionsschutzgesetz.
Nach der Ansteckung mit den Neisserien dauert es in der Regel drei bis vier Tage, manchmal bis zu zehn Tage bis du die ersten Krankheitsanzeichen merkst (Inkubationszeit). Die ersten Anzeichen einer Meningokokken-Infektion können ganz unspezifisch sein, zum Beispiel Halsschmerzen oder Schnupfen. Danach treten dann meistens Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Schwindel bei hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl auf. Fieber richtig messen
Meningokokken lösen vorwiegend das Krankheitsbild einer Hirnhautentzündung (Meningitis) aus. Übelkeit und Erbrechen sowie Nackensteifigkeit sind typische Symptome einer Meningitis. Beim Versuch den Kopf des Betroffenen nach vorne auf die Brust zu beugen, treten sehr starke Schmerzen und eine reflektorische Anspannung der Hals- und Nackenmuskulatur als Zeichen einer Reizung der Hirn- und Rückenmarkshäute auf (Meningismus). Die Entzündung der Hirnhäute kann auch zu Schläfrigkeit, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen und schlimmstenfalls bis zum Koma oder zum Tod führen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome einer Meningokokken-Infektion oft weniger eindeutig. Neben dem hohen Fieber und Erbrechen können hier auch eine ungewöhnliche Reizbarkeit oder Schläfrigkeit, besonders schrilles Aufschreien und eine vorgewölbte Fontanelle Hinweise auf eine Meningitis sein. Fontanellen sind, vereinfacht gesagt, die weichen Stellen am Kopf eines Neugeborenen, an denen die Schädelknochen noch nicht miteinander verwachsen sind.
Infizieren die Meningokokken bei Erwachsenen und Kindern auch das Blut, kann es zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) bis hin zum Organversagen kommen. Dabei treten infolge einer gestörten Blutgerinnung Blutungen in die Haut (Petechien) und in die Nebennieren auf. Dieses Krankheitsbild des septischen Schocks durch Meningokokken wird auch Waterhouse-Friderichsen-Syndrom genannt und endet häufig tödlich.
Weitere Infos zu Symptomen und Therapie der Meningitis.
Andere Krankheitsbilder, die durch Meningokokken hervorgerufen werden können, sind:
- Lungenentzündungen (Pneumonie).
- Herzmuskelentzündungen (Myokarditis).
- Herzbeutelentzündungen (Perikarditis).
- Herzinnenhautentzündungen (Endokarditis).
- Knochenentzündungen (Osteomyelitis).
Ansteckend bist du bereits bis zu sieben Tage vor Beginn der Beschwerden. Aber bereits 24 Stunden nach Einleitung einer antibiotischen Therapie kannst du die Bakterien nicht mehr auf andere übertragen.
Nach einer Meningokokken-Erkrankung leidet ein Teil der Betroffenen an Komplikationen der Hirnhautentzündung wie zum Beispiel Lähmungen, Krampfanfällen oder Lernschwierigkeiten. Mehr zu Komplikationen und Heilungschancen bei Meningitis.
Meningokokken-Impfung: Welche Arten gibt es?
Einen Impfschutz gegen Meningokokken kannst durch eine aktive Impfung mittels eines Pieks in den Muskel erhalten. Die verschiedenen aktiven Totimpfstoffe gegen Meningokokken sind jeweils auf die jeweiligen Meningokokken-Serogruppen anhand des Aufbaus ihrer Bakterienkapseln abgestimmt. Weitere Infos zur Wirkweise von aktiven Impfungen sowie Wissenswertes zu Lebendimpfstoffen und Totimpfstoffen.
Die Impfstoffe sind größtenteils sogenannte Konjugatimpfstoffe bzw. konjugierte Impfstoffe. Diese Impfstoffe bestehen aus aneinandergekoppelten Bausteinen. Bei einem konjugierten Impfstoff ist ein Teil des jeweiligen Krankheitserregers, der in deinem Immunsystem die Bildung von Antikörpern auslöst, an ein Eiweiß gebunden. Dieses sogenannte Trägereiweiß dient als eine Art Transportmittel, das eine verstärkte Immunreaktion auslöst. Das ist insbesondere bei Kindern der Fall und verbessert die Ausbildung der Abwehrkräfte. Der Meningokokken-Impfstoff enthält an Trägereiweiße gekoppelte Zuckerketten, die den Oberflächenstrukturen der Bakterien-Kapsel ähneln und damit als Erkennungsstruktur für dein Immunsystem dienen.
Zum Schutz einer ungeimpften Person nach Kontakt zur einer an Meningokokken erkrankten Person steht eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe zur Verfügung.
Aktive Meningokokken-Impfung
Zur Immunisierung durch eine aktive Meningokokken-Impfung können monovalente Impfstoffe, die vor nur einem Meningokokken-Typen schützen, oder quadrivalente Impfstoffe, die gegen vier Serogruppen schützen, angewandt werden.
In Deutschland verfügbare Meningokokken-Impfstoffe sind:
- Monovalente Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppe C.
- Quadrivalente Impfstoffe gegen die Meningokokken-Serogruppen A, C, W und Y.
- Monovalente Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppe B.
Die im Meningokokken-Impfstoff enthaltenen Zuckerketten ähneln sehr den Oberflächenstrukturen der Bakterien-Kapsel. Einmal gespritzt, lernt dein Immunsystem diese Oberflächenstrukturen kennen und ordnet sie als fremd ein. Dein Körper entwickelt dann Mechanismen zur effektiven Erkennung und Bekämpfung dieser fremden Strukturen (Antigene) und speichert sie in seinem immunologischen Gedächtnis ab. Kommst du nach erfolgter Impfung dann in den Kontakt zum echten Krankheitserreger, kann dein Körper auf erlernten Strategien zurückgreifen und den Erreger eliminieren, bevor er dich krank machen kann. Du bist somit durch die Impfung vor dem Krankheitserreger geschützt.
Postexpositionsprophylaxe bei Meningokokken-Kontakt
Du besitzt keinen Meningokokken-Impfschutz, bist aber in Kontakt zu jemandem gekommen, der aktuell durch Meningokokken erkrankt ist? Jetzt fürchtest du dich mit einer Meningokokken-Erkrankung angesteckt zu haben und möchtest dich vor dem Ausbruch der Erkrankung schützen? Dann gibt es die Möglichkeit einer sogenannten Postexpositionsprophylaxe.
Möglichst früh, aber spätestens zehn Tage nach dem Kontakt zur erkrankten Person, sollte mit der Einnahme eines bestimmten Antibiotikums begonnen werden.
In besonderen Fällen kann zusätzlich eine Impfdosis der Meningokokken-Impfung verabreicht werden. Wende dich nach dem Kontakt zu einer Person, die beispielsweise an Meningitis (Hirnhautentzündung) erkrankt ist, also bitte möglichst zeitnah an deinen Arzt.
Meningokokken-Impfung: Wann impfen?
Meningokokken C-Impfung: Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe C als Standardimpfung für alle Kinder möglichst zu Beginn des zweiten Lebensjahrs.
Ab einem Alter von zwölf Monaten und bis zum Alter von 23 Monaten sollte die einzelne Impfstoffdosis mittels eines Pieks verabreicht werden. So kann sie Schutz vor schweren Meningokokken-Erkrankungen bieten und Komplikationen reduzieren.
Meningokokken ACWY-Impfung: Die Meningokokken ACWY-Impfung ist eine quadrivalente Impfung. Sie bietet Schutz vor Meningokokken der vier Serogruppen A, C, W und Y.
Zugelassen sind in Deutschland verschiedene Impfstoffe. Manche der Impfstoffe können ab einem Alter von sechs Wochen, andere ab einem Alter von zwei Jahren verabreicht werden.
Die quadrivalente Impfung ist eine Indikationsimpfung. Die Impfung wird also nicht für alle, sondern nur für bestimmte Personengruppen aus bestimmten Gründen empfohlen:
- Personen, die aufgrund einer Immunschwäche ein erhöhtes Risiko für komplikative Meningokokken-Erkrankungen haben.
- Personal in Laboren, die durch ihre Arbeit ein erhöhtes Risiko für Infektionen haben.
- Reiseimpfung:
- Reisende in Länder mit Krankheitsausbrüchen oder hohem Meningokokken-Vorkommen wie im tropischen Afrika sowie in Teilen Südost-Asiens insbesondere bei nahem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.
- Schüler oder Studierende bei geplantem Langzeitaufenthalt in Länder mit Impfempfehlung wie z.B. in den USA.
- Vor einer Pilgerreise nach Mekka.
Mehr zur Art und Wirkung von Indikationsimpfungen.
Meningokokken B-Impfung: Aktuell stehen in Deutschland zwei Impfstoffe zur Immunisierung gegen Meningokokken der Serogruppe B zur Verfügung. Impfungen gegen Meningokokken Typ B konnten erst vor kurzer Zeit entwickelt werden, daher gibt es zur Zeit nur wenig Daten zur Langzeit-Wirksamkeit der Impfung für die Allgemeinheit. Die Impfstoffe werden daher vorerst nur für spezielle Personengruppen mit erhöhtem Risiko für schwerwiegende Komplikationen bei einer Infektion mit Meningokokken empfohlen. Ob diese Empfehlung auf dich zutrifft, fragst du am besten bei deinem Arzt nach.
Meningokokken-Impfung: Wann nicht impfen?
Impfungen regen dein Immunsystem dazu an, eigene Abwehrkräfte zu mobilisieren und sie gegen einen bestimmten Krankheitserreger gezielt auszubilden. Leidest du zum Zeitpunkt der Meningokokken-Impfung an einem akuten Infekt mit Fieber über 38.5°C und schweren Krankheitssymptomen, ist es ratsam den Infekt vorerst auszukurieren. Dein Immunsystem ist schon genug damit ausgelastet, eine andere Erkrankung zu bekämpfen. Wenn du dir unsicher bist, ob du zum Impftermin erscheinen solltest, frage am besten bei deinem Arzt nach.
Bestehen Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffes, ist es ebenso ratsam mit deinem Arzt Rücksprache zu halten. Dann könnt ihr gemeinsam überlegen und die Pro-und Contras einer Meningokokken-Impfung in deiner persönlichen Situation abwägen.
Kein Grund eine Impfung zu verpassen sind in der Regel einfache Infekte mit Temperaturen unter 38,5°C wie zum Beispiel ein Schnupfen oder eine Erkältung. Auch die Einnahme von Antibiotika stellt keine sogenannte Kontraindikation für eine Impfung dar.
Meningokokken-Impfung: Wann auffrischen?
Die Standardimpfung gegen Meningokokken, also die Meningokokken C-Impfung muss nicht aufgefrischt werden. Eine einzelne Impfdosis zu Beginn des zweiten Lebensjahres bietet Schutz vor den Bakterien der Serogruppe C.
Bezüglich der Indikationsimpfung mit dem Meningokokken ACWY-Impfstoff sowie dem Meningokokken B-Impfstoff informiere dich bitte bei deinem Arzt. Je nach Impfstoff-Hersteller und Indikation können Auffrischungsimpfungen und Intervalle variieren.
Meningokokken-Impfung: Kann die Grundimmunisierung nachgeholt werden?
Die Grundimmunisierung der Meningokokken C-Impfung umfasst lediglich eine Impfdosis. Bis zum 18.Lebensjahr kann diese Grundimmunisierung problemlos nachgeholt werden. Nach dem 18.Lebensjahr wird eine Nachholimpfung nicht mehr von der STIKO empfohlen.
Meningokokken-Impfung: Mögliche Nebenwirkungen
Durch eine Impfung wird dein Immunsystem angeregt. Daher kann es zu sogenannten typischen Impfreaktionen kommen, die Ausdruck deines aktiven Immunsystems sind:
- Lokalreaktionen wie Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle.
- Allgemeinbeschwerden wie Fieber unter 39,5°C, Krankheitsgefühl oder Magen-Darm-Beschwerden.
- Schwellung der Lymphknoten.
- Gelenkschmerzen.